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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 30.07.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-07-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192707300
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19270730
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19270730
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-07
- Tag 1927-07-30
-
Monat
1927-07
-
Jahr
1927
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 30.07.1927
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ss« trotz Ser NM«« pffexMGe» HypotHebe« et» «Aß» «and für Verzinsung de» NeubaukapitalS ergibt, der ta- tragbare Mat für dt«f« kreise überschreite« ««t. «e«« nicht auf anderem Wege et« Au-gleich erfolgt. Mit theoretische« Erörterungen und Untersuch»«-«« kann aber die Frage, wie der Wohnungsbau wirtschaftlicher ge staltet werben kann, nicht gelüst werbe«. Hier müsse« prak tische. an der Hand bestimmter Bauvorhaben in bestimmter Richtung vorgenommene Versuche Klarheit schaffe«, Rur die Praxis kann lehren, welche Form der Geländeerschlteß««- die wirtschaftlichste ist, welche Baumethode« geeignet sind, eine rationeller« serienweise vauerftellung zu gewä-rleifte«. welch« Grundrißform di« wirtschaftlichste ist, welcher Baut«» die höchstmögliche Ausnutzung der Baustoff« und Arbeits kräfte sichert, inwieweit Maschinenarbeit die Herstellung ver billigen kann, welche BeheizungSart die wirtschaftlichste ist und wo und mit welchen Mitteln überhaupt beim Wohnung-- bau wirtschaftliche Verbesserungen erzielt werden könne«. Zur Durchführung solcher auf eine Verbilligung de- WvhnungSbaus hitrzielender versuch« steht dem Reich-- arbeitSmintsterium «unmehr ein vetrag von 10 Million«« Reichsmark zur Verfügung, der nach gesetzlichen veftim- mungen im Benehmen mit einem vom ReichSrat eingesetzte« Ausschuß sür »Arbeiten und versuche zur Berbilligu«« und Verbesserung des Wohnungsbaus" zu verwenden ist. ES hat sich als zweckmäßig erwiesen, diesem Ausschuß die Form eines eingetragen«« Vereins zu geben und ihn in «ine .ReichSforschungSgesellschast für Wirtschaftlichkeit im «au- und Wohnungswesen" nmzubauen. Die Gesellschaft ist ge gründet. Die Verwaltung der Gesellschaft liegt nach de« Satzungen in den Händen «ine» verwaltungSratS, in dem Persönlichkeiten au» den verschiedenen in Betracht kommen den Kreisen: Reichstag, Länder, Bauindustrie, Handwerk, Arbeitnehmer, Architekt«« vertreten sind. Im übrigen ist die ganze Organisation so aufgebaut, daß di« Forschungs gesellschaft weitgehendft selbftändia ihre Ziele verfolgen kann. Dafür, daß die Ergebnisse der Versuche praktisch au», gewertet und der Oeffentlichkeit zugänglich gemacht werden, ist Sorge getragen. Die Art der Förderung wird sich in der Hauptsache auf die Hergabe von Spitzenbeträgen zu den einzelnen Versuchs» bauten beschränken, die hypothekarisch gesichert und nach Möglichkeit verzinst werden sollen, während im übrigen di« Finanzierung der BersuchSbauvorhaben auf dem normalen Wege mittels erster Hypotheken und HauSzinSsteuermittel erstrebt werden soll. Grundlage für die Förderung von BersuchSbauvorhaben ist, daß eS sich um versuch« handelt, an deren Durchführung die Gesellschaft im Interesse einer planmäßigen Verfolgung ihre- Gesellschaftszweckes ein be sonderes Interesse hat, und daß die Förderung den Betrag nicht überschreitet, der znr Erreichung diese» Zweck«- not wendig ist. Auf diese Weise soll der Umfang der vorzuneh- menden versuche möglichst weit ausgedehnt werden, so daß alle Maßnahmen, die zu einer wirtschaftlicheren Gestaltung des Wohnungsbaues führen, in gleicher Weise erfaßt wer den können. Natürlich muß, wenn die Rationalisierung ihren eigentlichen Zweck erfüllen soll, gerade die Form der Kleinwohnung in den Vordergrund der versuche gestellt werden, versuche, die die Wohnungsfrage sür die Minder bemittelten weiter erklären, werden von besonderer Bedeu tung sein. In ihren bisherigen Arbeiten haben Sachverständigen- rat und VerwaltungSrat bereits einige Projekte in Angriff genommen, die nach der Seite der Baumethoden und der Wohnungsformen gewisse Klärung zu bringen geeignet sind. Die Frage der serienweisen Herstellung de» Wohnungsbau» unter möglichster Mechanisierung der Baumethod«, di« .klein siedrter ffans* fl-ftfräiffich Ge bttzkH ,Zck liebe Oicft fss» wie ctie pfunöpsket« v«r vötzglnai» Schmierseife, tji« Vir gleich». V^eil Ibr deiä» en 6üteseiä unerreicht." W«-Wtz «AeWeA tzkeetzRektz -er B-ppp«--«- x-tzkllkk-k p«tz -pf ganz« Fahr an-aed«L«t wer»«« kann, ist et«, der «Ich. La»a»«ra-e« be- heutige« WohnnngS-au-. «ersuchet» Krauts« rt a. M. u«b tn Dessau «erde« vielleicht hierüber «1« klare» Bild gebe«. Die Krag« be- zweckmäßigste« «oh», typ- soll zunächst a« versuch» bauten t« Stuttgart erprobt «erd«». Ander« Versuch« t« Sinne einer besser«, wirt schaftliche» Gestattung der Baumethode« find tu Arbeit und werde« demnächst berate« werde«. Roch ist e» nicht restlos geklärt, wie -roß die Zahl der Wohn«»-«« ist, die da» verarmte Deutschland al» Fehl- betrag in möglichst kurzer Zeit noch erstelle« muß. Et« Mtndeftbetrag von MV«» Wohnungen kann al- sicher au- genomme« werbe«. Etwa ö Milliarde« Mark muß die deutsch« Wirtschaft hierfür aufbrtnge«. Gelingt «S, deu Wohnungsbau zu verbilligen, so bedeutet da» eine außer ordentliche volkSwirffchaftliche Tat für die Gesamtheit und für de« einzelnen. „Md»", der neue MMdM« d« wddnMli Md. Der jüngste Passagier- und Frachtdampfer in der Klone de» Norddeutschen Lloyd „Dresden", da» Patenfchiff der säch sischen Landeshauptstadt, erledigte bekanntlich am Dienstag, den 2«. Juli, seine glücklich verlaufene Probefahrt, worüber wir bereit» berichtet haben. Eine eingehende Besichtigung de» Schiffe» durch die Säst« ergab die einmütige Anerkennung der praktischen un geschmackvollen Paffagieretnrichtungen aller Klaffen de» Schiffe». Die „Dresden" gehört zu den sogenannten Sajütenkkaffendampfer» und besitzt, außer der Kajütenklaffe, auch die dritte Klaffe. Die Speifesäle, Gesellschaftsräume. Rauch- und Kinderzimmer sind ebenso wie die geräumigen hohen Sabinen außerordentlich anheimelnd und mit gedie genem Geschmack auSgestattet. Die Hauptzierbe des großen Speisesaale» bildet ein von der Stadt Dresden dem Schiff gestiftete» Gemälde von Professor Han» Nadler. Auch die GefellschaftShalle weift al» besonderen Schmuck ein von der Handelskammer Dresden gestiftete- Gemälde von Professor Friedrich Beckert auf. Da» etwa 14 SW Br.-Reg.-DonS große Schiff hat eine Sänge von 178H4 Meter, eine Breite von 20,42 Meter, eine Seitenhöhe bis zum Hauptdeck von 14,68 Meter und einen Itkmlmdliedini ehnttHier lftirzer K -tzdttd«», kV. Setmnstig. Anläßlich de, Sü. Geburtstage, Le« Reichepräfidenttn von Hindenburg bereiten di« im Kyffhäuftround« zujam- meng^chloffrnen cg. 8000Ü Kriegerveretn« mit rund S Millionen Mitgliedern für ihren Ehrenpräsidenten ein« -ron« Kundgebung im Berliner Stadion im Rahmen des L Deutschen Reichekriegertag», vor. Der 1. Relqekrieger- tag fand bekanntlich vor zwei Jahren unter außerordent lich starker Beteiligung ehemaliger Krieger au, dem ganzen Reich» in Leipzig statt. Auch der diesjährige Reichonteaer- tag ist al, ein nationaler Lag der Soldatenkameradschast gedacht, al, ein Gedenktag für unser« gefallenen Helden, al, ein« Erinnerung an die Großtaten unsere, Heere, und unserer Flotte, vor allem aber al« eine Huldigung nno Dankkundgebung für den großen Führer unsere, Volke» in Kriege und Friedenszeiten. Der L Deutsche Reiche kriegertag wird am L und S. Oktober d. I. in Berlin statt finden und wie der erst« in durchaus überparteilicher Weise ausschließlich einen Appell an die Einigkeit unsere, Volkes, «in Echo der Gefühle nationaler Gesinnung und einen deutschen Ruf in die Welt darstellen. Am Montag, dem S. Oktober, werden sich im Deutschen Stadion die Kriegervereine au» dem ganzen Reiche zu einem feierlichen Aufmarsch mit ihren Fahnen versammeln. Thorgejänge und Instrumentalmusik werden di« erhebend« Feier ver schönen, und außerdem werden Bilder au« der Entwick lungsgeschichte de« deutschen Heere« gezeigt werden. Der Ehrenpräsident de» Kyffhäuserbunde«, Generalfeldmarschall von Hindenburg, wird an dieser Veranstaltung voraus sichtlich persönlich t^lo-hmen »«« Schütz« de» Mexscheuleben» aus See. Vahr-äfte al- et« Genuß bezeichnet «erb« kau«. Möge beu» der Wunsch sei«« verwirklich««- finden, bon au» An laß der Probefahrt der Dresdener Oberbürgermeister Blüh«» tele-raphtfch dem Norddeutsche« Lloyd übersandte: „Glückhafte Fahrt de» neuen Dampfer „Dresden" und de» gesamt«» Lloyd!" m ganzen Leb«» bi» in» maßlos« i «ich iraoüuvie verdachte ihrem Oberbürgermeister bereits die lange Erholungsreise Mud das um so mehr, als in nicht zu ferner Zeit der Reichstag seine erneute Abwesenheit verlangte. ES lag ihm aber daran, mit seinen Bürgern sowohl, als den Behörden in gutem Ein- wernehmen zu stehen. Deshalb gatt es di« Sache mit Marion möglichst bald ins klare zu bringen. Di« Entscheidung auf die Berliner Zeit zu verschieben, erschien ihm wenig ratsam. Im Strudel des Weltstadtlebens und dazu von ihren Amerikanerinnen absorbiert, mochte ihm Marion wieder entgleiten. Nein, eS gatt hier das Eisen zu schmieden, so lange «S, von günstigeren Ein flüssen angesacht, noch glühte. Einen Augenblick dachte er daran, seiner Werbung schrift lichen Ausdruck zu geben, verwarf den Gedanken jedoch schon «n nächsten. Vorwiegend Verstandesmensch hätte er wahrschein lich nur ein nüchternes Machwerk zu stände gebracht, das Mario« skeptisch beurteilt, denn daß sie längst nicht mehr im Bann jener ersten schwärmerischen Mädchenliebe stand, war ihm völlig be wußt. Hingegen durste er seinem persönlichen Einfluß, wie eben noch, eine gewisse überzeugende Macht zutrauen. Es war nicht anders, er mußte ein neues tSto-L-tSt« mit ihr herbeizuführen stcchen. Und wieder ärgerte er sich rasend, daß da« greuliche Frauenzimmer, diese boshafte Schatzhüterin, ihm die Gunst der Stunde gestört. Unter solchen quälenden und grollende« Gedanken durch- querte er die gewitterschwülen Straßen. Unweit seine- Hotel» kam ihm schon die Schmidt mit dem Knaben entgegen. Der Kleine, welcher noch immer in einem leicht transportablen Wagen ge fahren wurde, da dieser ihm zugleich nach kurzen Gehversuchen eine bequeme Sitzgelegenheit bot, lag auffällig blaß und schlaff in den Kiffen des Fahrstuhls. Westerot sah ihn prüfend an. „WaS hast D« — gehk» Dir nicht gut, Eberhard?" Das Kind verneinte matt. „Ich hab' so lange auf Dante Geheimrat gewartet — weshalb kam sie denn nicht? Nm» tut mir der Kopf so weh," klagte es weinerlich. „Ach, das ist man das Gewitter," meinte die Schmidt. Ich spür's auch immer in allen Gliedern. Ma» kann ja kaum vorwärts, die Lust ist wie heißes Blei." „Trotzdem eilen Sie ein bißchen, eS bricht gleich loS," trieb er sie ungeduldig an and schob dann selber den Wagen schleunig dem Hause zu. Plötzlich beugte er sich über de« Knaben. „Sehntest Du Dich so nach Marion, mein Junge?" fragt« er leise und seltsam weich. „Ach, so sehr. Könnt« sie doch immer bei mir sein, Papa." „Tas möchte ich auch, Jungchen, — nun, vielleicht." Als sie das Hotel erreichten, zuckte ein greller Blitz durch brr Lust, dem ein krachender Donncrschlag folgte. Trotzdem stand das Gewitter noch nicht über der Stadt, und «S folgt« einst weilen auch keine weitere Entladung. „Komisch!" meinte Frau Schmidt. „Sckbst so'« Gewitter ist anders hier zu Lande. Richt mal 'n Tropfen Regen, und man ist wie ausgedörrt. Wir sollten Heimreisen, Herr Ober bürgermeister. Bisher hat Eberhard sich ja schön erholt, aber diese Hitze bekommt ihm nicht." „Wollen's noch mal abwarten, Frau Schmidt. GS kühlt sich wohl wieder ab, denn dauernd« Wärme wird doch erst in einigen Wochen kommen und dann freilich für un» Nordländer umrträglich werden." ! Dennoch fühlte er selber plötzlich eine schwindelnd« Benommen heit, Er taumelte förmlich in sein Zimmer und fiel hier schwer atmend auf ein Sofa. Dann wieder jagt« ihn «ine fiebernde Unrast auf. Er beorderte eisgekühlten Sekt, stürzte «in paar GlLser hinunter, ohne daß ihm freier zu Mutt wurde. „Das ist ja zum Tollwerden," sprach er laut vor sich hin. WaS ist das mit mir. So verliebt war ii' ' picht. Diese Troi " " «eHeiger». E- i auf andere Gedanke« bringen, Bewegung haben. Das TlMsitzen in diesem Nest ertrage ich heut« nicht. Er fttcktt einige Bank noten in seine Brieftasche, trank den Rest des LhampagnerS und begab sich alsdann zum Bahnhof. Hier erreichte er zufällig «inen nach Monaco laufenden Zug. Die Zerstreuung d«S Spiels, daS war just was er brauchte in seiner gegenwärtigen Verfassung. Er kannte sich selbst nicht mehr, denn bis dahin hatte er als besonnener Vernunstsmensch sich niemals derartigen Nervenreizen hingegeben und die Spielsäle lediglich als unbeteiligter Zuschauer betteten. Jetzt stürzte er sich wie «iu Toller in die Aufregungen des Spiels. DaS hieß aber nur, de» Teufel durch Beelzebub vertreiben. Völlig planlos zu Werke gehend, war er meisten» im Verlust, der ihn aber nicht sonderlich kümmert«, da «S sich um verhältnismäßig gering« Summen handelte. Ein paarmal vergaß er einen kleinen Gewinn einzuziehen, sodaß sich der Einsatz infolge fernerer glück licher Chancen unverseheics vervielfachte. Und nun packte ihn «in abergläubisches Gelüst. „Gold und Liebe, beide» soll mir zufallen," zuckt« eS ihm durch den erhitzten, fiebernden Köpft „Gewinne uh hier, erringe ich mir auch Marion." Mit den funkelnden Blicken eines Fanatikers folgte er dem rollenden Golde. Die Doppelkronen tanzten vor seinen flimmernden Auge» in Scharen hin und her — her uni» hin. Wechselnd gewinnend, verlierend, nochmals verlierend, dann wieder und immer wieder verlierend, hielt er, wie ein Besessener spielend, am Roulette auS, bis er eben nicht» weiter zu verlieren hatte. I« dumpfer Betäubung wankte er hinaus. Die abgekühlte Lust — eS war inzwischen ein starkes Gewitter niedergegangen — klärte ihm ei» wenig daS verwirrte Hirn. Aber nun lachte e» in ihm: „Scheußliche» Pech, «m so größer muß mein Liebesglück sein. WaS ich da drinnen phantasiert^ ist ja Unsinn. Jetzt werd' »ch's mir erst recht erobern." Inzwischen «nüchtert« ihn die Abendkühle vollend». Er fand, daß er nicht einmal mehr soviel Geld bei sich hatte, um ein Biüet «ach San Remo löse» zu können, denn bei seiner eiligen perwirrten Abfahrt hatte er es versäumt, «ine Rückfahrkarte zu nehmen. So war er gezwungen, in Monaco zu übernachten, mußte sich mit seinem Bankier m eine ihm keineswegs erfreuliche telegraphische Verbindung setze« und kehrtt dann in ziemlich deprimierter Stimmung nach San Remo zurück. Auf dem Wege zu seinem Hotel stieß er auf Fräulein Hagen. Diese Begegnung verstärkte sein Unbehagen. Er nahm sie unwill- küruch als böse» Omen, abergläubisch, wie er seit gestern war. Bis aus der Jagd zum Glück und wieder läuft mir die» alle Frauenzimmer in de» Weg, — alle Heiligen Helsen mix, mußte er denken. Nun sprach fie ihn gar an. „Em gelegene» Zusammentreffen, Herr Oberbürgermeister. Begleiten Sie mich em Stückchen Weges, ich möchte wohl ein paar ungestörte Worte mit Ihnen reden." Gr verbeugte sich mit übertriebener Höflichkeit. „Große Eh«, gnädige» Fräulein, steh« natürlich zu Diensten." Aber sie nahm gleichmütig den mokanten Ton hin und lenkte gelassen dem nahen Giardina publico zu, der, wie sie wußte, um diese Stund« wenig besucht wurde. Hier, in eine dicht belaubte Alle« einbiegend, hob sie an: „Sie werden vermuten, daß nur Frau Geheimrat Breitenborn der Gegenstand unserer Unter- «duna sei» kann." Er neigtt zustimmend den Kops und sagte nicht nur um viele» verbindlicher, sondem auch tn sichtlicher Spannung: „Bitt«, gnädiges Fräulein, ich bin ganz Ohr." „Ohne Umschweife denn, Herr Oberbürgermeister," begann sie in ihrer geraden unverblümten Art, „ich glaube nicht zu irren in der Annahme, daß Ihre Annäherung an meine jung« Freundin ein Werben um sie bedeutet." «Gau» reLL" gestand er offen, „eine alle D«-uu- kür Marlon, damals leid« durch widrige Schicksatt zurückgedrängt ist hier von neuem iu mir aufgelebt. Möge es mir jetzt vergönnt! sein, die geliebte Frau zu erringen." Ein sarkastisches Lächeln zog um Luisen» Mund. „TS ist mehr al» wahrscheinlich, daß sich dieser Herzenswunsch auch jetzt wieder in besonnenem Verzicht verlieren wird." „Wenn Sie so gut über meine einstigen Beziehungen zu Marron Nardeck unterrichtet find, mein Fräulein, werden Sie auch wissen, was mich zum Rücktritt zwang," gab er gehalten zurück. „Nun ja, Ei- glaubten, nicht die Ehe mit einer verarmtt« Braut wagen, sich nicht pekuniäre» Einschränkungen unterwerfe« zu können," meintt sie trocken. „Und da die Ding« heut nicht viel anders liegen — —— — — — —" „Ich verstehe Eie nicht," unterbrach er fie hastig, „gegen- wärtig kommt eS wohl zunächst auf Marions Vergebung aq, und der glaube ich sicher zu sein. " „Marion ist großmütig," nickte Luise, „ob fie aber über da» Verzeihen hiuausgehen, als leidgeprüfte, sehr welterfahrene Frau in eine Jugendtorheit zurücksallen würde? Ich möchte e» nicht hoffen, denn ich sehe darin kein Hell für sie. Ja ihre Ruhe liegt mir so sehr am Herzen, daß ich sie selbst nicht durch den kleinsten Konflikt gefährdet sehen will und darum, Herr Westerot, bitt« ich Sie ernstlich, ihren Frieden nicht zu stören und von eine, Werbung abzustehen, die Ihr« Hoffnungen in keiner Weis« erfülle» kann, da Sie in dieser Lebensfrage ja nicht daS Herz, sondern „die Vernunft" daS Schlußwort sprechen lassen." „Sie beleidige», Eie verleumden, »rein Fräulein," fuhr er auf. Sie zuckte die Schullern. „Ich werd« den Wahrheitsbeweis erbringen," entgegnet« fie kalt. „Sie Halle« die elegante, vom Luxus umgeben« Geheimrätin Brettenborn vermutlich für ein« recht vermögende Dame? Bitten antworten Sie ehrlich, eS ist GewiffenSfrage." „Alle Wett kannte den Geheimrat al» reichen Mann, warum sollte ich da anderer Meinuna sein?" /baß sich jedoch ft» sein Vermögen viele Anverwandte mit der Witwe testen weichen, fasern Sie eine zweite Ehe schließt, und ihr ft» dem Fall nur mäßig« Einkünfte verbleiben, die in keine« Verhältnis zu ihrer seitherigen Verwöhnung stehen, dürfte Ihnen weniger bekannt sein. - Er schwieg betroffen. Nach ein« Pause sagte er stockend? »DaS wäre keine Mystifikation? Pardon, gnädiges Fräulein, woher wissen denn Si^ waS andern Leuten vorenthalttn bleibt?" „Ach Sie meinen, di« junge Witwe hätte diese testamenla- rssche Verfügung ihre» Manne» lieber ft» Salon aushänyen sollen, vorsichtigen Freiern zur gefälligen Ansicht," spöttelte Lmse. „Ja, da» versäumt« sie nun, — vielleicht weil ihr der Gedanke einer zweiten Heirat überhaupt fern lag. Einer Freundin hin gegen vertraut man wohl manche» an, da» man doch nicht gleich d» dtt Gassen rufe» braucht. Und wenn ich jetzt zu Ihnen davon red«, Herr Oberbürgermeister, so geschieht «S nicht nur um Marlon» willen, sondern um Ihnen zugleich «inen zeitigen Rückzug zu sichern. Eie sehen, ich meine «S auch mit Jhsten gut," schloß fie mit seinem Lächeln. Westerot schien heftig erregt. Aus seiner Stirn standen hell« Tropfen. Wiederholl tupfte er «ervöS mit dem Tuche darüber hin. Endlich sagt« er mit schwerer Zunge: „Ich habe Ihn«» zu danken, Fräulein Hagen, denn leider — muß ich Ihre ehrlich« Warnung berücksichtigen. Ich wäre keineswegs ft» der Lage, der Frau Geheimrätin jenen Luxu» zu bieten, an de» fie seit Jahren gewöhnt ist, denn ich persönlich bin kein ver mögender Mann, wmn auch mein Sohn e» sei« wird. Mir Men, wie Ihrer Freundin, ebenfalls nur mäßig« Revenuen zu Gebott, — «ine Verbindung unter den waltenden Umständen? — Mein Gott, nein, ich seh« kein« Möglichkeit. Um so weniger, al» ich mich gestern hinreißen ließ, den BaalSpriester» in Monaeo Gum««» ru opferr». dtt »»ich okmki» ickuverderanattrnr. Licht
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