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r«,sw«Ms, die herrlichsten Luftschlösser zu bauen und die verschiedensten Etats auszustellen. Aber nicht immer bedeutet die tatsächliche Einkehr Fortunas das ersehnte Glück, wie ein Fall beweist, der sich jüngst in Udine zu getragen hat. Der 70 jährige Pfründner FranzeSko To- manini lebte in grösster Armut und fristete sein Dasein durch Betteln. Bar einiger Zeit hatte er van einem ua- bctannten Mann ein La» geschenkt bekommen, und als er sich vor einigen Tagen erkundigen wollte, wie eS um dieses LoS stehe, brachte man ihm die Nachricht, datz es mit 200000 Liren gezogen sei. Die Glücksnachricht hat den armen Mann nun derart erschüttert, das, er aus der Stelle den Verstand verlor und einen Tobsuchtsaniall be sam. Man sieht, das alte Sprichwort bewahrheitet sich: ES ist nicht alles Gold, was glänzt. Zwanzig B t l d t e l e g r a m m e täglich. Obgleich seit Einführung der Bildielcgraphie Berlin—Wien kaum acht Tagen vergangen sind, so kann doch auf Grund von Erkundigungen beim Berliner Haupttelegraphenamt gesagt werden, das; das Publikum (und nicht nur die Presse, wie am ersten Tages sich der neuen Einrichtung lebhaft bedient. Nicht nur au» Berlin, sondern auch aus der Provinz sind zahlreiche Bildtclegramme zur Neber- mittlung nach Wien beim Hanpttelegraphenamt ausgelie- '.iesert worden, u. a. Autogramme, Photographien mit Glückwünschen, Zeichnungen usw. Freilich ist nach dem Ansturm des ersten Tage-, wo 30 Bildtelegramme über mittelt wurden, der Berkcnr auf etwa 20 zurüstgegangcn. Warme Meeresströmungen in der Nähe der Halbinsel Nowaia Semlja. Wie von der Nowaja Samlja gemeldet wird, wurden dort znm ersten Male Haifische und Hausen gefangen. Auch Robben werden zu weilen gesichtet: ein Walfisch hat sich neuerdings eben falls gezeigt. In weit grösseren Mengen treten Stock fische auf. Alle diese Erscheinungen beweisen, daß die warme Meeresströmung sich der Westküste der Nowaja Semlja genähert hat. Ein Brunnenschacht aus dem Altertum. Bei St. Georgen (Freiburg i. Br.s stießen in der Nähe des Mooswaldes Arbeiter einer Kiesgrube auf einen aus Geröllsteincn gebildeten Schacht von etwa einem Meter Durchmesser. Die Ocssnung de-5 Schachtes lag kaum einen halben Meter unter der Oberfläche. In dem Schacht fand man viele Scherben nuS ungebranntem, unglasiertem Ton, eine aus Ton gebrannte, sehr genau gearbeitete Tier- iihur, die eine Eidechse darstellt. Die Brunnenanlage lägt daraus schließen, daß sich dort eine Siedlung befand, und viele Gründe sprechen dafür, daß es sich um erne keltische Siedlung aus der Zeit des ersten Christentums handelt. D i am a n t e n w a n d e ru n g. Dem alten Dichter wort, daß man nicht ungestraft unter Palmen wandelt, muß man nach einer jüngsten Begebenheit zusügen, daß auch das Wandeln auf Diamanten strafbar sein kann. Im Hafen van Newnork ist in diesen Tagen der Dampfer „Lappland" angekommen, dessen zweiter Elektriker, Lorent Lamot mit 2,'amen, dadurch besonders auffiel, daß er merkwürdig große Füße bei seiner an sich kleinen Ge stalt batte und dadurch m seinem Gang an Charlie Chaplin erinnerte. Der diensthabende Zollinspektor, der ein großer Verehrer des Ftlmkünstlers ist, glaubte es hier mit diesem zu tun zu haben und nahm daher Ge legenheit, Lamot nachzugehen. Nachdem die beiden tn gemessenem Abstand eine Weile durch die Straßen New- norks marschiert waren, begab sich aber der inzwischen stutzig gewordene Beamte zu Lamot und erklärte diesem, ibn untersuchen zu müssen, da er ihm einigermaßen ver dächtig erscheine. Man begab sich also zurück ins Zoll büro, wo sich der Elektriker entkleiden mußte und die Vermutung des InivektorS bestätigt wurde. Denn zwi schen den Zehen und in den Absätzen des Riesenschul^ entdeckte man — Diamanten im Werte von 100000 Dollar und konnte darüber hinaus noch feststellen, daß dieser Doppelgänger Chaplins einer großen Schmuggler bande angebörte, der man auf diese Weise auf die Spur gekommen ist. Die Wette. In einer geschlossenen Gesellschaft zu M. — so erzählt ein mittelalterlicher Bericht — kam eines Abends folgende Wette zum Austrag. Es war ein hef tiger Streit über den Gehorsam der Frauen entstanden. Ein Männlein, das allgemein als Pantoffelheld bekannt war, brüstete sich gewaltig mit dem Regiments, das er unumschränkt in seinem Hause ausübe und wie dort jedermann und namentlich seine Frau bemüht sei, dem leisesten Winke seines Willens zu folgen. Man lachte und widersprach dem Prahler, und einer bat ihm eine Wette an, die sofort auch von dem Wortkühnen ange- nonnnen wurde. Man machte aus, daß jeder der Wetten den ein Schreiben, von ihnen eigenhändig unterschrie ben, an seine Frau schicken solle: „Liebe Frau! Ich erwarte, daß Du Dich augenblicklich zu mir begeben und dem Ucbcrbringer dieser Zeilen auf mein ausdrückliches Verlangen folgen wirst." Als Preis für die Wette setzte der Herausforderer einen kostbaren Ring und 200 Gul den gegen die auf 90 Gulden geschätzte goldene Uhr und Kette des hochmütigen und gewaltigen Frauenbe- herrschcrs. Wessen Frau der schriftlichen Einladung ihres Mannes nicht folgen würde, der sollte seinen Einsatz gegen den anderen verloren haben. Zwei Boten wurden nun in die Wohnungen der Wettenden abgesandt. Was man verniutcte, traf richtig ein. Die Frau des Heraus forderers erschien und wurde jubelnd empfangen: jedoch die Frau des pantoffeltragenden Ehemanns ließ ihm melden: „Wenn es Dir so pressiert, so bemühe Dich bitte zu mir nach Hause; Du wirst ja wohl von jeher wissen, daß ich Nicht gewohnt bin. Dir nachzulaufen." Allge meines Gelächter erscholl von allen Seiten, und der ver höhnte Ehemann verging schier vor Zorn und -schäm. Ihn zu besänftigen, gab der Gewinnende die Uhr zurück. Er nahm sie und sagte: „Ich werde Ihnen Ersatz dafür geben." Darauf stürzte er hastig zur Tür hinaus. Am anderen Tage erfuhr man, daß es bei der Heimkehr des Beschämten ziemlich heftig hergeganaen sei. Zum ersten Male soll er das Pecht d<.x Herrschaft an seinem ungehorsamen Sprudelköpschen ausgeübt haben. Der folg samen braven Frau seines wackeren Wettgenossen aber ichickte er eine schöne goldene Halskette zum Geschenk. Generaloberst Graf Felix von Bothmcr 73 Jahre alt. Generaloberst Graf Felix von Boihmer, bis zum Ausbruch des Weltkrieges Generalkapitün der Münchener Leibgarde der Hartschiere, im Weltkrieg zuerst Führer der „Kaiserlich Deutschen .Südarmee", dann Führer der 19. Armee bis zum Ende des Krieges feiert am 10. Dezember seinen 75. Ge burtstag. Gras Botbmer wurde als Führer der Sttdarmce bekannt durch die Erstürmung des Zwinin in den Kar pathen-Kämpfen. l» Mit lllitt MIM. Man schreibt uns aus HelsingsorS: In diesen Tagen feiert Finnland bas Jubiläum seiner zehnjährigen Selb ständigkeit. Mit Stolz darf es diesen Tag begehen, das Sand hat sich von den Kriegsschäden wieder erholt, sein Staatsschiff sicher durch alle Fährnisse der vergangenen Jahre geführt und befindet sich in aufstrigendcr Entwicklung. Wir Deutsche kennen im allgemeinen Finnland noch recht wenig. ES ist für die meisten von uns das Land der Seen und unendlichen Wälder; wir wissen, daß dort Papier- und Zellulose-Fabriken unermüdlich auch für unfern Be darf arbeiten, daß die Wälder uns Beeren und di« Land wirtschaft Butter schickt. Aber es lohnt sich, Finnland auch näher kennen zu lernen. ES hat eine eigene bodenständige Kultur; sie quillt lebendig aus Volksliedern und Epen, die dem Schönsten, tvas die Weltliteratur bietet, würdig an die Seite gestellt werden können, sie hat namhafte Gelehrte und bildende Künstler bcrvorgcbracht. Die finnische Landschaft, die deutsche Touristen allmählich zu entdecken beginnen, ist besonders reich an Naturschönheiien. Die Ostsceküste besitzt ein weitverzweigtes, abwechslungsreiches Schärengebiet mit idnllische» Badeorten. Von der Küste aus ziehen sich tiefe Wälder nach Norden, in denen der Kranz der unzähligen Seen eingebettet liegt. Viele von ihnen sind durch natür liche und künstliche Wasserstraßen miteinander verbunden, so daß man tagelang zu Wasser durch die schwermütige Landschaft reisen kann. An den Ufern der See und tn den Waldlichtungen erheben sich die Wohnungen der Finnen zumeist schlichte, rotgestrichcne Holzhäuser. Je weiter es nach Norden geht, um so öder wird die Gegend, Heide und Moor herrschen vor, dort ist der Lappe mit seinem Nenntier zu Hause. Das industrielle Zentrum des Landes liegt vor wiegend an der Küste; hier wird das Holz zu Papier und Zellulose verarbeitet, hier hat sich auch ein« große Textil industrie entwickeln können. Da aber Kohle und Eisen fehlen, wird Finnland mit Bezug auf Fabrikate -er Schwerindustrie immer vom Ausland abhängig sein. Als das Erleben des Weltkrieges schwer auf unS lastete, haben wir die Ereignisse in Finnland wohl zu wenig beachtet. Und dock) lohnt es sich, einen Blick in die finnische Geschichte zu werfen, denn für Finnlands Selbständigkeit ist auch deutsches Blut geflossen und aus den Zetten der Waffenbrüderschaft ist ein besonders freundschaftliches Ver hältnis zwischen Finnland und Deutschland erwachsen. Finnlands Freiheitsbewegung ist erst groß geworden, als die Regierung des letzten Zaren die verfassungsrechtlich festgelegte Autonomie des Landes antastete. Dann hatten im Weltkrieg vaterländisch gesonnene Männer Gelegenheit, die Befreiung vvrzubcreitcn. Sie suchten Fühlungnahme Di« «nglische Kaualschwimmerin Mercedes Gleiße will Lurch die Meerenge von Gibraltar schwimmen. Sie ist bereits auf dem Wege nach Spanien, um mit einem energischen Training zu beginnen, da sich bereits eine Kon kurrentin gemeldet hat, die mit ihr um die Wette schwimmen will. uUt Deutschkaud. Finnisch« Soldaten wurden t« Deutsch land auSgebtldet, die den Sern des späteren nattonalfinnt- schen Heere» «bgaben. Aber di« deutsche Heeresverwaltung sagte auch Waffenlieferungen und sogar militärische Unter stützungen für den finnischen Freibeit-kampf zu. Finnland förderte seine Befreiung selbst tatkräftig durch Gründung einer Volksarmee. Im Dezember 1017 konnte Finnland seine Unabhängigkeit erklären; seine staatliche Selbständig keit wurde kurz darauf auch von Rußland anerkannt. Trotzdem räumten die russischen Truppen nicht -aS Sand. Die rkletzung von HelsingsorS durch finnische Rotgardisten im Januar 1N18 war das Signal zum FreiheitSkampf. Die von Norden her operierende Weiße Armee unter Führung von General von Mannerheim und die im Süden gelan deten deutsch«« Trupp«« unter General Graf ». d. Goltz drangen schnell siegreich vor; bereits im April besetzten die deutschen Truppen HelsingsorS. vereinigten sich dann mit den Weiften Truppen und schlugen den Rest der Roten Armee in die Flucht. Vier Monate hat der finnische Fret- hettSkampf nur gedauert. Er hat dem Bolschewismus einen groften Prestigevcrlnst eingetragen und ihm «tn starkes Bollwerk auf dem Wege nach Skandinavien und Deutsch land entgegengesetzt. Er hat einem jungen Volk aber auch die Smnpathien der Welt erworben und den Grundstein zu seiner künftigen Entwicklung gelegt. Dr. Els« Ost. Aus der Tiitillkcit der Handelskammer Dresden. " Aus Anlaß von Anträgen einer parlamentarischen Partei aus weiteren Ausbau des Angestellten- versicherungsgesetzeS wies die Kammer den Deut schen Industrie, und Handelstag darauf hin, daß über spannte. aus dem Rahmen der gesamten Sozialpolitik losgelöste soziale Forderungen wirtschaftlich unerträglich und daher im Interesse der Allgemeinheit auf da» ent schiedenste zu bekämpfen seien.— Anderwärts ist darüber geklagt worden, daß ehemalige W e b rm a ch t san g e- börige ihre Stellungen im freien Erwerbs leben bei ihrer Einberufung zum Behördendienst ost fristlos aufgcben und dadurch den geordneten Betrieb stören. Die Kammer berichtete dem Deutschen Jndustrie- uud HandclStag, daß diese Klagen auf den Kammcrbezirk bis auf einige Ausnabmen nicht zutrefjcn. Der Arbeit geber habe zudem genügend soziales Verständnis, einem wirtschaftlich schwachen Angestellten nicht hinderlich zu sein, wenn dieser sich verbessern könne. — Aus den Kreisen der Konkursgläubtger ist beantragt worden, das Vor recht der Steueransprüche bei Konkursen in soweit einzuschränken, als nur die nicht länger als ein Jahr fällig gewesenen Steuerforderungen bevorrechtigt bleiben sollten. Die Kammer sprach sich in einem Be richt an den Deutschen Industrie- und Handelstag gegen diesen Antrag aus, weil zu befürchten sei, daß bei irgend einer Beschränlung des Tteuervorrcchls die Steuerver- waltung schärfere Maßnahmen gegen alle Steuerschuldner treffen werde. — Die Notwendigkeit und Zweckmäßigkeit der zur Regelung der Zigaretten Wirtschaft getroffenen Verfügung des Reichswirtschaftsministeriums pom 18. Mai 1927 sind heftig umstritten. Nach sorgfäl tiger Prüfung des Für und Wider trat die Kammer in Berichten an das Wirtschaftsministerium und den deut schen Industrie- und Handelstag für eine gesetzliche Fest legung jener Verfügung ety. Diese muß nach ihrer An sicht für alle Zigarettenfabriken verbindlich erklärt wer den, insbesondere auch für die, die Steuerzeichen gegen bar entnehmen. — In einem Bericht an den Deutschen Industrie- und Handclstag begrüßte die Kammer die ge plante Einrichtung eines Leichtpaketverkehrs. Sie setzte aber voraus, datz nicht gleic^eitig der Päckchen versand, der im Wirtschaftsleben eine wichtige Rolle spielt, irgendwie eingeschränkt wird. Für das Leicht paket forderte die Kammer eine obere Grenze von min destens 2U, Kilogramm, möglichst aber 3 Kilogramm. — Bei der Verschiedenartigkeit der rechtlichen Bestimmungen über die Haftung von Eisenbahn und Kraft fahrzeughaltern hält es das Reichsjustizministe- rium für geboten, diese Fragen einer gründlichen Nach prüfung und Neuregelung zu unterziehen. Die Kammer begrüßte in einem Bericht an die Handelskammer Chem nitz als Vorort der sächsischen Handelskammern grund sätzlich diese Anregung und trat dafür ein, daß die Haf tungsvorschriften für Eisenbahn und Kraftfahrzeug nach Möglichkeit einander anzugleichen sind, wobei aber nicht etwa die bisherige stärkere Haftpflicht der Eisenbahn ein geschränkt werden darf. Marktberichte. Troßeuhainer Schweiuemartt Dienstag, den 6. Dezember. Preis eine« Ferkels: 10-17 M. Zufuhr«: 118 Ferkel. Geschäfts- gang: langsam. Amtlich festgesetzte Preise an -er Produktenbörse zu verltt» am 6. Dezember. Getreide und Oelsaaten pro IY00 tiq, sonst pro 100 1z in Reichsmark. Wetzen, märkischer 237—240, pomm. —. Roggen, märkischer 239—241, märkischer, neu —, pomm. —. Gerste, Sommergerste 220—268, neue Wintergerste —. Hofer, märkischer 202—212, schlesisch. —. Mai», loco Berlin —, Waggon frei Hamburg 213—215. Weizen mehl, pro 100 Icg frei Berlin brutto tnkl. Sack (feinste Marken über Notiz) 31,00—34,50. Roggeumehl pro 100 kx frei Berlin brutto inkl. Sack 32,00—34,00. Geizenkleie, fr. Berlin 15,00 b. 15.25, Aoggeukleie, fr. Berlin 15,00—15,25.««-» 345—350. Leinsaat —. Viktoria-Erbse» »1,00-57,00, kl. Speise-Erbseu 32,0.) b. 35,00. Kuttererbfei» 21,00-22,00. Peluschke« 20,00—21,00. Lckerdohue« 20,00-21,00. «icke« 21,00-24,00. Lupinen, blaue 14,00—14,75, gelbe 15,70—16,10. Serradella, neu —. Raps kuchen Basis 38 19,20-19,40. Leinkuchen Basis 37'/, 22,8) bi« 23,00. Trockenfchuttzel 11,80-12,00. Saha-Sxtraettous- Schrot Basis 45'/. 20,70-21,50. Kartoffelflocken 23,80-24,20. MnkMHNUMkWl! I M»» louvrlvro rexelmüülx lni SS. Lire