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iVa) Ich hab’ an seiner Brust geruht. (Anna Ritter.) leb hab’ an seiner Brust geruht, Und wenn ich dieser Stunde Glück In seinen Armen schlief ich ein, Mit meinem Leben zahlen müßt, Und kreuzt er nimmer meinen Weg — Ich ginge lächelnd in den Tod — Er war doch eine Stunde mein. Er hat mich einmal doch geküßt. IV b) Wi» ein Bausch ist deine Liebe. (Anna Ritter.) Wie ein Rausch ist deine Liebe, Deine Küsse wie der Wein — Trank ich mich an deinen Lippen Selig satt, so schlief ich ein. Und dein Arm ist meine Wiege, Heimlich singst du mir ein Lied, Daß ein Glanz von Glück und Liebe Noch durch meine Träume zieht. iVc) Ballade: „Das Lied“. Wildensinn.) (Hani In schweren Fiebern lag der Held, Von seines Gegners Schwert gefällt. An seinem Lager die Liebste stand; Sie hielt seine Rechte in ihrer Hand. Und als es mit ihm zu Ende ging, Da bat er: »Ein Lied, ein Lied mir sing'« Zu singen leis hub an die Maid Von seiger Minne, von Liebeszeit. Doch gläsern blickte und starr der Mann, Bis sie ein anderes Lied begann. Ein klirrendes Schlachtlied, im Takte schwer, Als stampften eiserne Krieger daher. Da rollte sein Auge in Fieberglut, Er ballte die Fäuste, es schäumte sein Blut. Bis endlich das dritte Lied erklang, Womit einst die Mutter in Schlaf ihn sang. Da wurde sein Auge so klar und licht, Ein Lächeln ging über sein Gesicht. Er flüsterte leise: »Mein Mütterlein! Ich bin ja ruhig, ich schlafe ja ein!« Und glücklich schloß er die Augen zu. Da stand sein Herz, da hatte er Ruh'! IVd) Ballade: »Jung Diethelm“. (Franz Goltscli.) Zur Sonnwendnacht im schweigenden Tann, da ist ein träumerisch Reiten, Auf süße Weisen jung Diethelm sann und ließ die Zügel gleiten. Sein Rößlein schritt und trug ihn sacht durch die Sonnwendnacht in heimliches Waldgehege, Da trotzte der Fels im Wege. Jung Diethelm aus dem Sattel sich schwang, da blitzt es aus dem Dunkel, Des Berges Pforte mit Krachen sprang, und es brach ein Gegieiß und Gefunkel Von schimmernden Schätzen aus tiefem Schacht durch die Sonnwendnacht. Herr Diethelm zückte den Degen, Da trat ein Weib ihm entgegen. Nie hatt’ er so liebliches Wunder geschaut, Und das sprach mit lächelndem Munde: »Mir ist des Hortes Hut vertraut, und du kommst zu gesegneter Stunde, Nur einmal im Jahre ward mir die Macht, in der Sonnwendnacht, Greif zu! Heut darf ich dir spenden, was du fassen magst mit den Händen!« Jung Diethelm sah das köstliche Weib, Da war nicht lang sein Besinnen. Die Arme schloß er um ihren Leib und trug die Beute von hianen. »Was soll mir des Goldes trügende Pracht? In der Sonnwendnacht gewann ich die köstliche Habe. Nun trabe, mein Rößlein, trabe!«