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goman und Kowaß nach der tzauptstation begab und die Frei lassung de» Briefträgers erwirkte. Der englische Botschafter erhob wegen diese- Vorkommnisses sofort Vorstellungen. Griechenland. In Griechenland herrscht tiefgehende Erregung. Es werden Nachrichten im Auslande verbreitet, König Georgio- gedenke abzudanken, doch wird den alarmi- rrnden Gerüchten offiziell widersprochen. (Auch in Berliner unterrichteten Kreisen war hiervon nichts bekannt.) Der „Boss. Ztg." wird hierüber Folgendes geschrieben: Gewiß ist, daß sich gegen Thron und Regierung ein Gewitter zusammen zieht, da- verhängnißvoll für beide werden kann. Ununter brochen finden Volksversammlungen statt, die sich meist gegen die vom Ministerium vorgeschlagenen neuen Steuern richten und bei denen die Erbitterung über die ungünstige geschäft- ltche und landwirthschaftliche Lage zum Ausdruck kommt. Darin findet die Opposition ihre Nahrung, aber auch in dem Stolze der Griechen, der es nicht verhindern kann, daß das Hellenenreich seit meiner Bankerotterklärung alle Achtung des Auslandes verloren hat und in der Geldgier, die sich sehr bescheiden muß, seit das Goldagio bis auf 87 gestiegen ist. Bon allen Seiten sind Vorschläge zur Rettung des „bedroh ten Vaterlandes" aufgetaucht; jeder aber geht nur auf Ver kürzung der auswärtigen Gläubiger aus, und auch Trikupis versuche in seiner Antwortsnote an Deutschland, Frankreich und England nicht einmal eine Bemäntelung, um da« fernere Nichtzahlen zu beschönigen. Nennen wir Sie Dinge beim richtigen Namen: So lange Griechenland Kredit hatte, wur den Anleihen für alle möglichen wirthschaftlichen Zwecke aus genommen. Diese Gelder wurden zum großen Theil unter schlagen und gestohlen, wie die Millionen für den Bau der PiräuS-Lariflabahn. An den Lieferungen bei Bahn- und Kanalbauten, für Kriegs- und Schiffsbauzwecke verdienten viele Leute Geld, — das ist plötzlich abgeschnitten, daher die große Unzufriedenheit in allen Kreisen. Der Bauer aber, der plötzlich höhere Steuern zahlen soll, um die Betrügereien der offiziellen Kreise auszugleichen, wird sich seiner Macht bewußt, und er wehrt sich mit allen Kräften gegen eine Schröpfung in dem, Augenblicke, wo es ihm ohnedies schlecht genug geht. Dayü'tzen alle Beschönigungen nicht«: Griechen land steht vor einer schweren Staatskrisis, und es ist mehr als zweifelhaft, ob die Regierung den entfachten Brand noch wird dämpfen können. König GeorgioS ist von der Mitschuld an all den traurigen Zuständen nicht freizusprechen. Seine Marineliebhaberei stürzte Griechenland in schwere Schulden, und als DelyanniS Ersparungen bei der Armee und Marine beantragte, wurde er entlassen. Das rächt sich jetzt. Vor zwei Jahren konnte Hellas noch gesunden, heute nicht mehr. Berschlingt die gegenwärtige Bewegung den König und das Ministerium, so wird ihnen Niemand eine Thräne nachweinen. Unterm 22. Januar wird aus Athen berichtet: Heute Vormittag hielt der Ministerpräsident Trikupis in Anwesen heit des Königs und des Kronprinzen Vortrag über die am Sonntage auf dem Marsfelde statlgehabte Versammlung. Da die Ansichten des Königs und der Regierung in diesem Punkte auseinander gingen, reichte Trikupis die Entlassung des KabinetS ein. Dieselbe machte auf die Börse einen tiefen Eindruck. Man glaubt, es werde ein politisch farbloses Ka- binet gebildet werden, um die Kammer aufzulösen. OrrtlicheS uns Sächsisches. Riesa, 23. Januar 1895. — Es wird neuerdings Veranlassung genommen, auf die in der deutschen Presse wiederholt ergangene, augenscheinlick begründete Warnung hinzuweisen, Fremden, die deutsche Fabriketablissements zu besichtigen wünschen, nicht ein zu großes Entgegenkommen und Vertrauen entgegenzubringcn. Der Vorstand des Ltmbacher Kaufmännischen Vereins ist gern bereit, Interessenten persönlich von in jüngster Zeit vorgekommenen T Hatsachen, die gewiß geeignet sind, Jedem die Augen zu öffnen, Mittheilung zu machen. — Das „Dresdner Journal * theilt mit, daß nach den festgestellten Erörterungen die Granate, durch deren Explosion vor einigen Tagen auf der Bahnstation Meerane ein Arbeiter gelödtet, ein anderer Arbeiter verletzt wurde, nicht von einem königlich sächsischen Schießplätze herrührt. — Das Zodiakallicht (Thierkreislicht, ein kegelförmiger Lichtschein, der nach Sonnenuntergang am westlichen, vor Sonnenaufgang am östlichen Himmel sichtbar ist) wird, wie A. Berberich in der „Naturwissenschaftlichen Rundschau" mit- theilt, in der nächsten Zeit in günstiger Stellung zu sehen sein. Nicht weit von der Spitze des Lichtkegels steht der Mars. Bei der Abschätzung der Lichtvertheilung empfehlen sich Vergleichungen mit gewissen Stellen in der Milchstraße. Ueber die Ursachen dieses LichtgebildeS ist noch immer Siche res nicht bekannt. Ob es in der Umgebung der Erde ent steht, bleibt sehr zweifelhaft. Nach den spectroscopischen Be obachtungen handelt es sich sehr wahrscheinlich nur um re flektorisches Sonnenlicht, nicht um Lichtentwicklungen, die einem Polar- und Kometenlicht analog wärcn^ Auf den eigentlichen Sternwarten, die meist in oder nahe bei größeren Städten liegen, läßt sich für die Erforschung des ZodiakallichtS nur wniig thun. Um so werlhvoller sind bah r Beobachtungen von Freunden der Wissenschaft, die an günstigen Orlen mit freiem Ausblick auf den Himmel wohnen. Meißen. Die Sächs.-Böhm. Dampfschifffahrts-Gesell schaft wird bei Beginn ihrer Frühjahrsfahrlcn für die hiesige Strecke ziemlich weitgehende und für das Publikum mit Freuden zu begrüßende Neuerungen schaffen. Nicht nur, daß der Fahrplan ein erweiterter wird, die neue Direktion sühn auch, gleichwie die StaatSbahnen, Arbeiterbillets ein. Auf Vorschlag der hiesigen Direktion, die fortgesetzt bemüht ge wesen, die Aufmerksamkeit der Direktion auch auf die untere Strecke zu lenken, wird man versuchsweise Gehör geben und sogar Salondampfer einlegen. s Dresden. Der Großherzog von Oldenburg ist heute Vormittag mit seinem Flügeladjutanten Major von Weddeskop hier cingctroffen und hat im Hotel Bellevue Wohnung genommen. Königstein, 19. Januar. In den heutigen Mittags stunden ertrank der 7jährige Schulknabe Grünewald von hier n der Elbe. Er hatte sich auf das am Ufer befindliche Eis begeben, eine Scholle löste sich plötzlich ab und trieb ein Stück mtt dem Knaben fort, der von der Scholle abglitt und ertrank. Zittau. Zwischen Bad Jonsdorf und Jonsdorf mußte infolge Schneeverwehung der Verkehr ueuerdings wieder ein gestellt werden, doch ist inzwischen derselbe schon wieder voll ausgenommen worden. Sayda, 21. Januar. Auch in unserer Stadt wird seitens der Stadtgemeinde die Einführung elektrischen Lichte» beabsichtigt. Die Anlage soll mit dem Maschinenhause der im vorigen Jahre neuerbauten Wasserleitung verbunden werden, so daß hierdurch die Betriebskosten bedeutend vermindert würden. Zunächst soll das Licht bei der Straßenbeleuchtung zur Anwendung kommen. Hoffentlich gelangt die Anlage schon im Laufe dieses Sommers zur Ausführung. Freiberg, 21. Januar. Ein großes Unglück ereignete sich in SeiferSdorf heute Nachmittag. Die beiden Kinder des Hausbesitzers Störr, ein Knabe von sechs und ein Mädchen von vier Jahren, vergnügten sich mit Schlittenfahren. Dabei gerieth der Schlitten ins Wasser und beide Kinder ertranken. Die Leiche des Knaben ist bis jetzt noch nicht aufgefuuden worden. Anna berg, 22. Januar. Am 20. ds. fand in Bären stein eine große Volksversammlung statt, die von etwa 500 Personen besucht war. Den einzigen Gegenstand der Berathung bildete die Verschmelzung von Bärenstein und Stahlberg zu einer Gemeinde. Die Versammlung, welche von Pastor Alberti geleitet wurde, beschloß einstimmig fol gende Resolution: „Die heutige Volksversammlung, welche aus Einwohnern von Bärenstein, Stahlberg und Kühberg zusammengesetzt und welche zu dem Zwecke einberufen ist, Stellung zu nehmen zur politischen und wirthschaftlichen Einigung Bärenstein-Stahlberg, beauftragt die beiderseitigen Gemeindevertretungen, unverzüglich Schritte zu thun, damit die schon längst von dem größten Theile der beiderseitigen Einwohner gewünschte Vereinigung Bärenstein und Stahlberg in allernächster Zeit vollzogen wird." Bärenstein zählt etwa 2300 und Stahlberg 1500 Einwohner. Chemnitz, 22. Januar. Von einem schweren Schick sal-schlage wurde heute eine in der Schloßoorstadt wohnhafte Familie betroffen. Zwei Kinder derselben, ein 7 Jahre altes Mädchen U'id dessen 4 Jahre altes Blüderchen, waren zwischen Kanal- und Freigutstraße in einem Schlitten die Böschung hinabgesahren, hatten denselben aber nicht mehr zu erhalten vermocht und waren damit direkt in den stark angeschwollenen Pleißbach hineingefahren. Während es schnell herbcigeeilrer Hilfe gelang, den Knaben dem jedenfalls sicheren Tode des Ertrinkens zu entreißen, war das Mädchen sammt Schlitten von der Strömung in den Pleißbachkanal getrieben worden, vor dessen Einmündung in den Schloßteich man nur den Schlitten erlangte. Die Unglückliche konnte bis Abends */,7 Uhr noch nicht aufgefunoen werden. Reichenbach, 21. Januar. Die widerwärtigsten Scenen verursachten am Sonntage eine Rotte Zigeuner, 12 Köpfe stark, im benachbarten Unterhainsdors, nachdem sie aus der Stadt gewiesen worden war. In der Restauration von Roth setzte sich das Gesindel fest und geberdeie sich so roh, daß ein regelrechter Kampf stattfand. Sowohl im Restau rant als auch im Garten sind die Spuren noch wahrnehm bar, u. a. ist der zur Restauration gehörige Stacketzaun voll ständig verschwunden, da die Stangen abgerissen und als Kampfmittel benutzt wurden. Da die Gesellschaft nicht fort- zubrinzen war, so wurde um Mitternacht die Feuerwehr alarmirt, welche endlich die ungebetenen Gäste hinausbeför derte. Leipzig. Durch die Presse lief vor Kurzem eine Notiz, daß 26 Leipziger Gastwirthe deshalb bestraft worden feien, weil dieselben Sonntags an einen beliebigen Gast mehr als eine Cigarre verkauft haben sollten. Jetzt wird festgestellt, daß jene 26 Gastwirthe nicht bestraft, sondern nur vernommen worden find, da von interessirten Kreisen Denunciationen eingereicht worden waren. Leipzig. Ein unabsehbares Unglück wurde dank der Wachsamkeit der Bahnorgane auf der hiesigen bayrischen Ver bindungsbahn zum Glick noch rechtzeitig verhindert. Dort hatte aus Sellerhausener Flur in der Nähe eines Viadukts ein Dammrutsch in Länge von 15 Mir. stattgefunden. Hier durch war eine Geleiserschütterung entstanden, infolge Deren der 3 Uhr 56 Min. in Leipzig fällige Berliner Schnellzug, noch rechtzeitig gewarnt, vor der Stelle halten mußte und mit 50 Minuten Berspätigung hier eintraf. Verunglückt ist bei dem Dammrutsch selbst Niemand. Frankfurt a. M., 22. Januar. In dem Hause Herderstraße Nr. 17 har sich'heute Nachmittag zwischen 2 und 3 Uhr ein blutiges Familiendrama zugetragen. Der in dem vierten Stocke des genannten Hauses wohnende frühere Kreiskassen-Hilfearbeiter Chriftmann hat den Versuch gemacht, erst seiner Frau und dann sich selbst das Leben zu nehmen. Er schoß zunächst auf seine Frau zwei Schüsse aus einem kleinen Revolver. Die eine Kugel traf die Frau in die rechte Schläfe, die zweite drang hinter dem linken Ohr ein. Die Ladung muß aber zu schwach gewesen sein, die Projektile drangen nicht tief ein, und die tödtliche Wirkung blieb aus. Jetzt versuchre Chriftmann, seiner Frau die Pulsadern auf- zuschneiden, was ihm aber auch nicht gelang. Er brachte ihr über dem rechten Unterarm wohl eine große Wunde bei, die aber weder eine Ader, noch eine Sehne verletzte. Wenn die Frau wohl auch Anfang- mit dem Vorhaben und der Thal ihres Mannes einverstanden war, so verließ sie bei der Aus führung doch schließlich der Muth. Sie flüchtete und begab sich zu der im dritten Stock wohnenden Wittwe Kruse. Ihr Mann rief ihr noch nach: „Dann mache ich es allein." Ai man später in die Wohnung eindringen wollte, fand man alle Thüren verschlossen, die durch einen herbeige eilten Schlosser geöffnet wurden. In dem Wohnzimmer wurde Christmann unter dem Tische zwischen Kiffen liegend in einer großen Blutlache gefunden. Er hatte sich ebenfalls eine Kugel in die rechte Schläfe geschossen, die aber auch keine tödtliche Wirkung gehabt Harle. Erne große Schnittwunde, die er sich dann am rechten Arm beigevracht, erwies sich spater auch als nicht lebensgefährlich. Christmann war zwar durch den Blutverlust sehr geschwächt, aber bei vollem Bewußtsein. Der m der Nähe wohnende, sofort herbeigerufene Herr Dr. Auerbach verband die beiden Verwundeten und ordnete ihre Urberführung in das städtische Krankenhaus an, wo die Kugeln herausgezozen werden müssen, wa» keine besonderen Schwierigkeiten haben dürfte. Christmann giebt an, aus Noth zu dem verzweiflung-vollen Schritt getrieben zu sein. Lr war früher eine Zeit lang aushilfsweise auf der hiesigen Kreiskasse beschäftigt, seit einem Jahre aber völlig außer Stellung. Seine letzten Mittel hatte er dazu verwendet, um alle Schulden zu decken. „Ich wollte nicht mit Schulden aus der Welt gehen", sagte er. Beide Eheleute, die vor etwa sechs Jahren aus Wiesbaden hierher gezogen sind, wo Christmann eine eigene Schlosserei gehabt haben soll, sind etwa 40 Jahre alt. Berlin, 22. Januar. Gestern früh hat zwischen eiyem Vetter des Ceremomenmeisters v. Kotze, Namens Dietrich v. Kotze und dem Ceremonienmeister Freiherrn von Schrader ein Duell stattgefunden. Bei dem Duell, das unblutig ver laufen sein soll, sind dem Vernehmen nach der Hofmarschall der Kaiserin Friedrich, Freiherr v. Reischach, und der Kam merherr v. Blumenthal zugegen gewesen. — Die Versuche mit der Müllverbrennung, die seit einiger Zeit auf dem Grundstücke der alten Wasserwerke an der Stralauer Chaussee gemacht werden, sollen nach Mittheilungen aus Stadlver ordnetenkreisen ein völlig negatives Resultat ergeben haben. An der östlichen Mauer des großen Schornsteins der Anstalt ist ein Versuchsofen errichtet worden; bei seinem Betriebe hat sich die frühere Befürchtung, daß das Berliner Müll zu wenig brennbare Stoffe enthält, durchaus bestätigt. Die Kohlenmenge, welche dem Müll zugesetzl werden müßte, um eine genügende Verbrennung zu erzeugen, würde sich theurer stellen, als die Abfuhrkosten. Rostock. Der „Lokalanzciger" erfährt aus Rostock: In einem Tagelöhnerhause in dem Dorfe Pecnhausen stürzte in der Nacht eine Zimmerdecke ein, wodurch ein Kind gelödtet uUd die Eltern lödtlich verwundet wurden. Mülhausen i. E. „Ein großer Brand" alarmirte am Sonntag früh die städtische Feuerwehr unserer Stadt. Die Feuerwehr erwies sich demselben gegenüber aber voll ständig ohnmächtig, obwohl sie mit dem gesammten Löschungs material pünktlich zur Stelle war. Und das verhielt sich folgendermaßen. In der Dragoner-Kaserne hatte eine tüchtige Kneiperei siattgefunoen, und ein Theilnehmer meldete in seiner vorgeschrittenen Laune das Ergebniß derselben telephonisch einem Kameraden von der Infanterie, der sich im Nachtlokal des Stadthauses befand. Dieser nahm die telephonische Be nachrichtigung, ein großer Brand sei in der Dragoner-Kaserne ausgebrochen, natürlich wörtlich. Bald rasselte die Feuerwehr mit allen Einrichtungen für Groß-Feuer im Sturm nach der Kaserne ab. Hier lernte sie denn die zweifache Bedeutung des Wortes „Brand" kennen und zog wieder davon. So berichten wenigstens mehrere reichsländische Blätter. Vermischtes. Photograph in Verlegenheit. Der vorzeitige Rücktritt Casimir-Periers hat u. A. auch einen Photographen in große Verlegenheit und Besorgniß gesetzt. Zufolge der monarchischen Ueberlieferung muß jede Gemeinde, jeder Ge richtssaal das Bild des Staatshauptcs besitzen. Für Städte und höhere Gerichte wird ein Bildniß in Oel oder eine Marmorbüste beliebt, im Rathhaus ausgestellt. Für die Dörfer muß ein Gypsabguß oder eine Photographie genügen. Besagter Photograph Hal nun erst die 30000 Lichtbilder ftrng, die bei ihm zu solchen Zwecken bestellt waren. Und nun sind Castmir-Perier's Bilder überflüssig geworden. Der Lichtbildner ist daher in Besorgniß, der Staat werde ihm seine 30000 Bilder, zu 5 Francs das Stück, nicht abnehmen und bezahlen, was einen Verlust von 150000 Francs ausmachen würde. Ein seltsamer „Scherz" hat den in Weißensee bei Berlin wohnenden Arbeiter D. in Mordverdacht gebracht. Vor einigen Tagen traf D. den ihm befreundeten, zur Zeit arbeitslosen Glaser K., der ihm seine Noth klagte. Hierauf erwiderte D., daß er ihm leicht Geld verschaffen könne, er möge nur mit ihm nach Haus: kommen. Beide begaben sich nun in die Wohnung des D. und dort gab der Letztere dem K. ein Fläschchen mit Heller Flüssigkeit; der Spender der Mixtur beauftragte nun den Freund, nach dem Schattnerschen Restaurant in der Kronprinzenstraße zu gehen und dem Wirth einige Tropfen der Flüssigkeit, die ein schnell wirten des Gift sei, ins Schnapsglas zu gießen. Sobald Sch. davon getrunken, werde er, D., kommen und das Spargeld des Restaurateurs, das hinter dem Buffet liege, entwenden. K. nahm das Fläschchen und erzählte, als er nach Hause kam, den Mordplan seiner Frau, die ihm rielh, der Behörde die Angelegenheit zu melden. Dies geschah auch, und D. wurde sofort verhaftet. Der des Mordes Verdäch-ige gab aber lachend an, daß er sich mit K. habe einen Ul! machen wollen, denn das Fläschchen habe klares Wasser enthalten. Leider hatte das K.'ichc Ehepaar die Flüssigkeit fortgegossen, doch ergab die genaue chemische Untersuchung des Fläschchens nichts, was den Verdacht wider D. hätte bestätigen können, und Ser Verhaftete wurde wieder auf freien Fuß gesetzt. Der französische Lustspieldichter Raoul Toche hat in Folge von Spielverlusten Selbstmord verübt. Er ging um Mitternacht zu einem zugefrorenen Teiche, zerbrach mit dem Stocke die Eisdecke und schoß sich, bis an die Schulter im Eiswasser stehend, eine Kugel durch die Schläfe. Der Leichnam wurde auf dem Grunde des Teiches aufge funden. Der Dichter verdiente jährlich 50000 Franks und