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Sünfilerfefizug in München Müachea, IS. Oktober. Der Künstler-Festzug bot ein aroße» Schauspiel. Stun denlang vorher schon standen aus den Straßen, durch di« der Zug sich bewegen sollte, dichte Menschenmassen. Am Odeons-Platz betrachtet« der Führer den Zug. Die 19 Trup pen de» Künstler-Festzuge» brachten Bilder aus allen Ge bieten der Kunst, wie Architektur. Malerei. Plastik. Schrift tum und Musik. r Vermischtes. Raubüberfall auf ein Breslauer Juwe lier getchä ft. In den Abendstunden am Sonnabend drangen zwei Männer in das JuweliergeiMft Heinrich in der Scklweidnider Straße «in und raubten mit vorge haltenen Revolvern Juwelen im Werte von 40000 RM. Der sofort alarmierten Polizei gelang es. einen Täter zu fassen. In seinem Besitz befanden sich zwei Pistolen und 56 Schuß Mumtion. Der zweite Täter ist entkommen. Seine Personalien sind jedoch bekannt. Die Täter haben im Laden einige Schlüsse abgegeben. Einer der Inhaber wurde durch einen Oberschenkelschuß verletzt. Der Festgenommene heißt Johann Spruch, ist 1897 in Ratibor geboren und hat im Jahre 1926 einen verwegenen Raubüberfall auf ein Juweliergeschäft in der Tauentzienstraße in Berlin aus geführt. Der Wohlfahrtsempfänger mit 2000 Mark Svargeld. Wegen Betruges hatte sich ein Landwirt vor dem Eisenacher Schöffengericht zu verantworten. Er hatte Wohl fohrt Sun ter stütz un g beantragt, jedoch verschwiegen, daß er »in Sparguthaben von 2000 Mark sein eigen nennen konnte, auf das er jährlich 90 Mark Zinsen erhielt. Er wurde zu einem Monat Gefängnis mit Bewährungsfrist verurteilt, mit der'Maßgabe, «ine Buße von 50 Mark in Raten an die Gerichitskalfr zu z-ch'en. Ein Monat Gefängnis für Tierquälerei. DaS Erlenacher Amtsgericht verurteilte einen Arbeiter wegen Tierquälerei zu einem Monat (Gefängnis. Der Ange klagte hatte eine Katze, die seinen Abtreten verunreinigt hatte, mit Gewalt auf den Boden geschmettert und mit dm Füßen getreten. Ein blinder Brandstifter. Das Konstanzer Schwurgericht verurteilte «inen 48 jährigen Korbmacher, der das Wohnhaus und Oekonomiegebäude «iner ihm feind lich gesinnten Frau in Brand gesetzt hatte, zu einem Jahr drei Monaten Zuckithaus. Bemerkenswert dabei ist, daß der Angeklagte seit seinem dritten Lebensjahr erblindet ist. Gesuch? wird Napoleons Kriegs lasse. Auf dem Gelände deS Besitzers und Schmieds Katzwinkel-Bitteh- nen, in der Nähe des Rombinus im Memelgebiet, sind vrer Tilsiter damit beschäftigt, Grabungen nach einer Kriegkasse, die Napoleon angeblich dort hatte vergraben Wen, vorzunehmen. Sie sind bereits auf eine eiserne Kiste von 1,60 Meter Länge und 80 Zentimeter Breite gestoßen. Es wird noch einige Tags dauern, bis die Kiste soweit freigelegt sein wird, um sie genauer zu untersuchen. Dem Memeler Direktorium ist Meldung von dem Fund erstattet worden. Alpines Ereignis. Den als gute Bergsteiger bekannten Hermann scherte! und Hans Schnitzenhaimer In Füssen gelang dieser Tage der dssyer al» unmöglich angesehene direkte Aufstieg durch die Nordwand deS Pilger schwofen, dem Borgipfel des Säuling. Mit dieser Route ist eine der letzten und schwierigsten Neutouven, die unter die gefährliclisten voralpinen Unternehmungen einzureihen sind, erfolgreich durchgeführt worden. Bargeldlos geht'S auch! Wasch- und Nähmaschinen, Staubsauger, Kahr räb«, Kinderwagen, Mnstkinstramente, Sport geräte «nd vieles andere mehr, find beliebte Tauschobjekte, die durch eine Kleinanzeige i« Riesaer Tageblatt rasch viele Interessenten finden. AWM mr Xe^«»°ndv-rISW°«°. Im Deutschen Stadion zu Berlin fand als Auftakt zur Reichshandwerkswoche ein Rtesenaufmarsch der Handwerks gilden statt, von dem wir hier zwei Bilder wiedcrgeben: (unten) Blick über das Stadion — (oben) das große Trans parent, das die Teilnehmer begrüßte. zm Mr ier Semen Mit. Unser Bildtelegramm aus München berichtet von der feier- ltchen Grundsteinlegung zum Haus der Deutschen Kuns- durch Reichskanzler Adolf Hitler. naus»» aecnrL»caorr ou»cn vr«zo oir^a -z-irrra lS0. Fortsetzung.) Wie ein Schlag traf es ihn. Dann schalt er sich einen Narren. Was sie jetzt sagte, hatte keinerlei Bedeutung, war lediglich der Ausfluß eines verwirrten Gehirns, die Folge eines allgemeinen Nervenzusammenbruches. Man würde alle Borsicht walten lassen müssen, daß zu dieser Ka tastrophe nicht eine zweite kam. Bei Frauen in diesem Alter spielten die Jahre immerhin eine gewichtige Rolle. Er wußte das aus seiner Praxis zur Genüge und kannte auch die Mittel, die Beruhigung verschafften. Das beste in sol- chen Fällen war Suggestion der Worte. Was bei anderen Frauen half, warum sollte das bei der eigenen nicht wirksam sein. Er setzte sich neben Rosmarie auf das Sofa und sprach auf sie ein: Das mit dem Betrügen sei Unsinn. Mit wem denn? Eine Frau, die achtzehn Jahre lang ein so großes Hauswesen betreut habe, fände nicht Zeit, ihren Mann zu Hintergeyen. Sie solle ja nicht meinen, daß er ihr da nicht schon lange auf die Spur gekommen wäre. Mit einem wilden Aufbäumen umklammerte sie seinen Arm. Mit keinem Manne, Markus! Mit keinem Mann!" «Na also!" Er rieb ihr die kalt gewordenen Hände. «Da» weiß ich doch, daß meine Frau so etwas nicht macht. Willst du nicht ein wenig Brom nehmen? Nein? Dann sei wenig- stens so gut und laß dich bequemer betten.* Er drückte sie mit sanfter Gewalt in die Kissen und zog ihr eine Decke gegen die Brust herauf. «Du mußt doch bedenken, welchen Schaden du dir dadurch selbst zufügst. Ich bin auch nickt von Holz, und Wolters Schicksal läßt mich gewiß nicht gleich gültig. Auch der Junge dauert mich — der eigentlich am meisten. Aber was läßt sich da noch ändern?* «Telegraphiere Vater nach Holland!* Ihre fahrigen Hände festhaltend, sprach er wieder auf sie eftu «Was soll dein Lat« mit dem Sun«» M Was soll der Junge in Holland?* Daß ihre Lippen plötzlich so blau zu werden begannen, flößte ihm Angst ein. „Ich mache dir einen Vorschlag." sagte er und seine Worte überhasteten sich fast: „Wir nehmen den Jungen zu uns! Ich kann ihn auch adoptieren, wenn du willst. Dann hat er wieder eine Heimat! Ja, Rosmarie?" »Ja, bittet Bitte!" hauchte sie. „Gut! Dafür mußt du mir aber versprechen, ganz ver nünftig zu sein und nicht wieder solch dummes Zeug zu reden. Ich fahre setzt zu dem Jungen und bringe es ihm schonend bei. Vielleicht darf der kleine Wolter nach der Beerdigung für ein paar Tage zu uns kommen, bis er den ersten großen Schmerz verwunden hat." «Ja, zu uns!" bat Rosmarie. Was ihr Mann sonst noch sagte, hörte sie nicht mehr. Es war Nacht, als -Rosmarie mit dumpfen hämmernden Schläfen erwachte. Ihr Gehirn dröhnte, als müßte es in der nächsten Minute zersplittern. Die erste Frage, die sie an die Schwiegermutter richtete, galt Markus. Es beruhigte sie, daß er fortgefahren war. Morgen früh, so sagte Frau Sabine, wolle er wieder zurück sein. „Hoffentlich bist du dann auch wieder ganz wohl, mein Kindl" „Ja! —* Rosmarie brach in leises Weinen aus. „Wie glücklich du bist, Mutter, daß in deinem Leben keine Schuld steht!" «Meinst du?* Sabine suchte nach einem Lächeln und fand es nicht. „Es wird keinem etwas geschenkt, Rosmarie. Ob mit, ob ohne Schuld, wir müssen tragen, was uns be stimmt ist. Und sind es nicht die eigenen Verfehlungen, die wir büßen, so sind es die der anderen, die wir zu sühnen haben. Schlaf jetzt, mein Kind, und grüble nicht mehr. Man macht nichts anders damit — höchstens schlechter." Gegen Morgen, als Rosmarie ganz gut zu ruhen schien, löschte Sabine die Lampe und verließ das Zimmer. Eine Welle lag die geauälte Frau reglos. Erst, nachdem am Ende des Korridors die Türe zu der Gästestube gegangen war und alles gleich darauf ganz still und lautlos wurde, begann sie sich anzukleiden. Immer darauf bedacht, kein Geräusch zu machen, begab sie sich nach dem Arbeitszimmer ihres Mannes und drehte die Dirne der Schreibtischlampe an. Grünblauer Schimmer fiel über die gestreift« Tapete und ließ da» Goldornament darin auffunkeln. Es war kalt im Raume, denn der gelbe Kachelofen gab nur wenig Wärme. Die Scheiben der Fenster, an denen die Vorhänge nicht zugezogen waren, trugen feinzise lierte Eisblumen, die im Lichte aufglitzerten. Sie rückt« den Stuhl zurecht und nahm die Feder, um sie wieder weg zulegen. Zweimal wiederholte sich das, bis ihre Finger endlich über den weißen Bogen glitten, den sie einem Schub fach entnommen hatte. Nach einer halben Stunde erhob sie sich steif vor Frost. Sie wäre nicht mehr fähig gewesen, auch nur eine Zille noch hinzuzusetzen. Aber es genügte, was sie da alles als Beichte niedergeschrieben hatte. Den Rest der Nacht benützte sie, das Notwendigste an Garderobe einzupacken. Der Morgen lag noch grau vor den vereisten Fenstern. Mit behutsamem Schritt gmg Rosmarie nach dem Zimmer der beiden Töchter und iah noch einmal in deren junge, lchlafgerötete Gesichter. Sie zu küssen, wagte sie nicht. Nur auf jede der Hände neigte sie die Lippen und legte ihr« Wange dagegen Vor Frau Sabines Tür blieb sie eine Weile stehen. Die Gute würde sicher ihren Kindern Mutter sein, wie sie es schon einmal gewesen. Im Erdgeschoß klappte eben die Haustür« vorsichtig leis« ins Schloß Lente war zurückgekehrt und achtete behutsam, daß nichts die Seinen wecke. Auf den Zehenspitzen schlich er nach dem Schlafzimmer und fand Rosmaries Kissen leer. Schreckerfüllt lief er nach den anderen Räumen. Auch dort nichts von ihr. Nur in seinem Arbeitszimmer lag in der Mitte der grünen Platte ein an ihn adressierter Brief. Mit fliegenden Fingern schlitzte er ihn auf. Die Eisblumen am Fenster begannen rosafarben zu er- glühen. Markus sah es nicht. Der Kachelofen hatte die letzte Wärme von sich gegeben, dem einsam»» Manne kam die Kälte nicht zum Bewußtsein. Jetzt ging ein Schritt auf der Treppe, der ihn aufhorchen ließ. Dann war er auf dem krachenden Schnee im Garten zu vernehmen. Mit einem Sprung war Markus am Fenster. .Ros marie l* Einer der beiden Koffer, die sie trug, fiel in den Schnee. tt la bt i ! 1 1 l < < 1 i ! I l - ! l SS »s -r lNS-SS »