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VA» schönes Gesicht war blaß, als er ohne ÄwH, d«eer Honst nie vergaß, trocknen Tones begann: .Kummer hat mir gekündigt, Mutter. Der un terschämte Kerl verlangt, daß ich sofort austrete. Morgen rüh soll ich ihm die Bücher und Kaffe abltefern. Mag r seinen Kram alleine machen, ich reiße mich nicht um hn. Aber...* Er zögerte und sah die erschrockene Fra» »sicher an. »Aber?* fragte Agnes Rast zitternd, denn sie fitrchtete Unheilvolles. Diesen Blick kannte sie lecher M gut, er hatte ihr immer Böses verkündet. .Aber*, meinte Hanns gedehnt und spielte mit seiner phrkette, .ich muß bis morgen früh dreißigtauseich Mark haben.* .Dreißigtausend Mark! Hanns, das ist bet meinen jetzigen Verhältnissen ein Vermögen. ES übersteigt wett, Weit meine Kräfte. Das kann ich nicht.* .Will ich nicht, mußt du sagen*» erwiderte er mürrisch ^d zeigle ein böses Lächeln. »Ich muß das Geld haben, .Du mußt? Hanns, um Gottes willen, wozu brauchst du das viele Geld? Ich wiederhole: SS ist für «ich et» Vermögen.* „Pah! Sin Vermögen!* lachte HannS. »Für dich ist les ein« Bagatelle. Du hast genug Geld tu deiner schönen eisernen Truhe im Schlafzimmer!* .Hanns!* rief die Mutter vorwurfsvoll. .Willst du pttr nicht wenigstens sage», wofür d« bis morgen früh eine so große Summe brauchst?* .Run, ich habe wieder mal blödst»»iges Pech gehabt Md den Quark verspielt. Du mußt mir das Geld geben, Mutter, sonst geschieht ein Unglück.* .Das hast du bisher immer gesagt, Han»s*, erwiderte Sgues Rast tonlos. »Ich wüßte nicht, was für ein neues Unglück über »ich noch kommen könnte. Ich kan» dir das Geld nicht geben. Du weißt, daß mein eigenes Vermöge» M» größten Teil aufgezehrt ist, und daß wir nur »och von den Zinse» des Vermögens deiner Schwester leben.* Hedwig war vor einem Jahr mündig geworden und hatte ihr väterliches Erbteil vom Vormund ausgezahlt bekommen. Die Klausel des Testaments mit den fünfund zwanzig Jahren galt nur für die beide« Söhne. Hedwig überließ die Verwaltung ihres Vermögens — es bestand ans wertvollen sHveizerischen, holländische» und schwedi schen Obligationen, Hypotheken und Aktien — vertrauens voll der Mutter. Hanns wußte es. .Ich muß das Geld haben oder ich weiß nicht, was geschieht*, rief Hanns nochmals leidenschaftlich, ohne die Einwände der Mutter zu beachten. Seine Zähne knirschte», so preßte er die Lippen vor Erregung zusammen. „Ich habe es nicht', erwiderte Agnes Rast kalt. ,Dn bist toll! Woher soll ich über Rächt dreißigtausend Mark nehmen? Eine solche Summe! Hättest du sie nicht ver spielt!* Hanns trat dicht an die Mutter heran, preßte die blaffen Lippen an ihr Ohr und flüsterte heiser: .Es gilt meine, unsere Ehre, Mutter. Im Vertrauen darauf, daß ich das Geld von dir erhalte, habe ich es mir einstweilen von Herrn Kummer entlehnt.* Agnes starrte den Liebling an, ihre Lippe» bewegten sich, doch nur ein schmerzlicher Schrei drang hervor. Heftig rang sie nach Atem und stammelte dann verzweifelt: »Entlehnt! Aber Herr Kummer weiß nichts davon? Dann hat er selbst dir das viele Geld doch nicht geborgt?' Hanns nickte. Da sank sie wimmernd auf den Stuhl. „Also wiederum gestohlen!* schluchzte sie. .Mein Sohn wurde zu« dritte» Male ein Dieb!* .Rlmm die Sache nicht so dramatisch, Mütter!' sagte Hanns ungeduldig. .Wer sagt denn: gestohlen? Lummer kriegt es doch wieder, sobald du mir das Geld gegeben hast.* »Aber ich habe nicht mehr soviel Geld, Hanns. D» haft mich bettelarm gemacht.* WiSdLr trat Hanns ^bvyt au »le lotenblaffe, leis« zitternde Mutter heran und zischte leise: „So nimm es von Hedwigs Geld! In knapp fünf Jahren muß der Vormund mir mein väterliches Erbteil auszahlen, dann gebe ich Hedwig die paar Mark wieder. Willst d« es nicht ohne ihre oberhoheitliche Genehmigung tun, so frage sie gleich. Hedwig ist doch seit gestern für ein paar Tage zu Besuch gekommen. Sie hat's dir also bequem genug gemacht.* Hanns wußte wohl, daß ihm von seinem Vermögen kaum noch die Hälfte wirklich gehörte, weil er von ge fälligen Wucherern darauf schon beträchtliche Summen gegen die in der Zeit nach der Inflation üblichen, wahn sinnig hohen Zinsen, die immer wieder zum Kapital ge schlagen wurden, ausgenommen hatte. Das brauchte er der Mutter jedoch nicht zu verraten. Agnes Rast wußte es aber doch, denn es war ihr von gefälligen »Freunden* hfttterbracht worden. Abwehrend streckte sie beide Hände vorr „Das wird niemals geschehen. Hörst du, Hanns? Riemals! Rie werde ich dulden, daß du Hedwig in diese schmutzigen Angelegeuhetten hineinziehst!* »Du wirst wieder theatralisch, Liebes*, sagte Hanns spöttisch. „Warum soll Hedwig auf einmal das Kräutlein Rührmichnichtan sein? Ich sage dir doch, daß sie ihr Geld auf Heller und Pfennig wiederbekommt. Dein spinnendes Herzensmädel braucht ihr vieles Geld nicht, und Hedwig wird es auch nicht merken, daß ein paar Jahre lang dreißigtausend Mark fehlen. Wenn du nicht willst, werde ich selbst mit Hedwig sprechen. Ist sie auf ihrem Zimmer?* .Ich verbiete dir, Hedwig in deine unsauberen Ge schäfte zu verwickeln!* rief Agnes Rast erregt. »Du wirst nicht mit ihr sprechen, und ich werde es erst recht nicht tun. Glücklicherweise ist sie auch gar nicht zu Hause.* Kreuzworträtsel. Senkrecht: L. Teil des Oberkörpers, 2. Gebirgstier, 4. jagdbares Getter, 5. Hohepriester, 6. Hafenmauer. 7. Schlafkabine, 9. geflochtener Kußtcppich, 10. Farbe, 11. Acker gerät, 12. Gewässer, 14. Teil der Kirche, 19. Fluß zur Mosel, 20. Himmelskörper, 21. männliches Haustier, SZ. Kletter pflanze, 23. Teil des Segelwerkes, 24. großes Gewässer, 2S. Schrfssteil, 2«. gekürzter Mädchenname, 28. Ausschank, 3V. Unrat. 31. Tatevlust. Waagerecht: 1. Schiffstcil, 3. Wüstenbewohner, 6. körperliches Unwohlsein, 8. Fluß in Thüringen, 10. Tier- wohnuug, 11. Prophet. 13. Tücke, 15. Verfolgung, IS. Zinn- behälter, 17. Nibelungengestalt, 18. Rauchfang. 38. Keim- träger, 23. Hauptstadt, 24. Zwillinqsfluß des Rheins 26. Ansprache, 27. Fruchtstand des Weins, 29 Schiffszubehör, 32. Landeöteil, 33. Göttin der Morgenröte, 34. Bootsteil, 3S. Lebewesen, 36. Tiefland. Auflösung des Gedaukentraintngs „Wortdomina*. Obstbaum — Baumstamm — Stammtisch — Tischbein — Beinbruch — Bruchband — Bandsäge — Sägefisch — Fischnetz — Netzhemd — Hemdbrust — Brusttee — Tee strauch — Strauchobst. Druck und Verlag von Langer u.. Winterlich., Riesa. — Für die Redaktion verantwortlich: Heinrich llblemann. Riesa. S-» <» » ? 2. CrMler an der Elbe. Belletr. Gratisbeilage zu« „Riesaer Tageblatt". Nr. 41. Riesa, 14. Oktober ISS».8«. Jahr». „So ist's*, sagte der Finder des Täschchens. »Wer weiß, was für ein großer Lump der .Niemand' dieses armen Dings gewesen ist. Run will ich die Tasche mtt dem Zettel dem nächsten Schutzmann bringen. Gute Nacht, Herr Nachbar.* „Gute Nacht, Kamerad. Das Leben hat uns zwei Wildfremde zu einem seiner traurigen Romane zusammen geführt. Dort unten im dunklen Strome schwimmt ein armes Menschenkind, dem wir nicht helfen konnten — und wir zwei werden uns vielleicht niemals in diesem Leben Wiedersehen!* Die beiden einsamen Männer trennten sich. Langsam verhallten ihre festen, taktmäßige« Schritte. Dan« war alles still. Aus weiter Ferne, vom Terraffenufer her, klang der heisere To» einer Hupe. Das Auto bracht« wahrscheinlich verspätete Nachtschwärmer nach Hause. Ties unten rauschte leise der breite Elbstrom. Morgen würde er an den Ufern der gesegneten Lößnitz, vielleicht auch erst in der alten Bischofsstadt Meißen mtt dem herrlichen Dom, sein Opfer wieder hergeben. Vielleicht blieb es aber auch für immer verschwunden, so wie der leise Hilferuf des armen Mädels für ewig verhallt war. Endlich hätte Hanns eine neue Tätigkeit gefunden. Er war vor wenigen Tagen achtzehn Jahre alt geworden. Hedwig befand sich nun auf der Universität in Freiburg. Ein kleineres Geschäft, in dem Hanns mit Herrn Theodor Exner, dem Chef, sowie einem jungen Mädchen allein im Kontor arbeitete; der Chef war öfter verreist. Im Lager mühte sich noch Herr Konstantin Leist, der Expedient, mtt Zusammenstellung der Waren und Besorgung der ein gehenden Bestellungen. Fräulein Sommer, des jungen Nast einzige Kollegin im Kontor, war ein unscheinbares Ding von siebzehn Jahren. Hanns beachtete sie anfangs kaum, da er ver wöhnt war. Doch sie hatte wunderschöne, seelenvolle Augen und war von schlankem, ebenmäßigem Wuchs. Irma Sommer stammte aus einer kleinen Handwerker familie; der Vater trank, die Mutter wusch für die Nach barn. Irma hatte wenig Freuden und noch weniger Liebe in ihrem jungen Dasein genoffen. Nur ihr ältester Bruder Richard, der bei Seidel L Nau mann als Schlosser arbeitete, hing sehr an ihr. Ihn traf der freiwillige Tod der jungen Schwester auch am schwer sten. Er war der einzige, der das unglückliche Mädchen nicht vergaß und öfter nach Nieder-Wartha hinausfuhr, um das Grab seines toten Lieblings mit Blumen zu schmücken. — Irma SommerS zierliche Figur würde in ent sprechender hübscher Kleidung Wohl zur Geltung ge kommen sein. In den bescheidenen, doch stets sauberen Fähnchen, die meist aus geschenkten Kleidern von Irma selbst zurechtgeschneidcrt waren, sah sie nach nichts aus. Irma Sommer verliebte sich sofort in den eleaanten. schönen Volontär. Wenn sie über ihren Büchern saß, schielte die Kleine unter dem dichten Samtschleier der Augenwimpern hervor nach ihrem Gegenüber, der ge wöhnlich am Federhalter kaute und gelangweilt zu» Fenster hinausblickte. Hanns arbeitete nur, wenn Herr Exner im Kontor war. Eines Tages — HannS war schon einige Wochen im Geschäft — fühlte er plötzlich die brennenden Augen seiner kleinen Kollegin auf sich gerichtet. Er sah Irma Sommer erstaunt an, sie errötete wie eine ertappte Sünderin und begann eifrig zu arbeiten. Jetzt beobachtete Hanns di« Kleine öfter. Rach und nach machte ihm die Sache Spaß. Hanns blickte plötzlich auf, um ihr Rotwerden zu ge nieße». Er redete sie unerwartet an, weil ihm ihr Er schrecken Vergnügen machte. Besonders gern aber legte er, anscheinend unabsichtlich, seine Hand auf ihr weiches, zierliches Händchen, wenn er mtt ihr etwas zu bespreche» hatte, wett das leise Zittern dieser warmen Hand seine Nerven reizte. Agnes Rast freute sich, daß Ha»»S solange bei Herr« Exner aushiAt; er war nun schon acht Monate dort. Sie wunderte sich nur, daß tu diesem Geschäft immer so furcht bar viel zu tun war, daß daS Personal bis in die späte Rächt hinein arbeiten mußte. Die Mutter sah HastnS abends fast nie. Heimliche Sorge bereitete ihr auch, daß er beträchtlich« Anforderungen an ihre Kaffe stellte. Obwohl die Mutter ihm reichliches Taschengeld gab, mußte sie doch jede» Monat noch ganz erhebliche Summe» zuschießen. Wagte Agnes Nast es, de« Liebling einmal vorwurfs voll anzusehen, dann beruhigte er sie mit einem Scherz wort oder mit einer Mrmischen Liebkosung. Damit war alles Trübe ausgelöscht; ging HannS aber, dann kehrt« die Sorge zurück, denn der Mutter Einkommen reichte für die Ansprüche des verwöhnte« HannS nicht auS. Di« Zinsen des väterlichen Erbteils mußten laut testamen tarischer Bestimmung bis zu seinem fünfundzwanzigsten Jahre zum Kapital geschlagen werden. Agnes Rast saß eines Tages mit einem Buch in ihre« Wohnzimmer, als das Dienstmädchen eine Frau meldete. Den Namen hatte die Fremde nicht genannt. Wohl eine Bettelei!, dachte die schöne Frau, etwas verdrießlich über die Störung. Sie wollte die Fremde jedoch nicht abweise» und ließ sie hereinkommen. Es war eine bescheiden, aber sauber gekleidete Frau, mit verhärmten Zügen, vor der Zeit gealtert. »Was wünschen Sie?' fragte Agnes Rast freundlich und zeigle auf einen Stuhl. »Ich bin Frau Sommer*, sagte die Frau leise, ihre harten, abgearbeiteten Hände verlegen umeinanderreibend. „Ich bitte, es nicht für ungut nehme« zu wollen, bitte schön; aber es muß doch etwas getan werden.* „Kann ich etwas tun?* fragte Agnes Rast erstaunt, alS Frau Sommer schwieg. Diese sah die Fragcrin mtt einem sonderbaren Blick an und sagte: »Sie find doch die Mutter!* „Also handelt es sich um meinen Sohn?' fragte Fra» Rast. Sie fühlte sich seltsam beklommen, wie in der Ahnung kommenden Unheils. Die Fremde brach in bitter liches Schluchzen aus: »Er hat doch meine Irma verführt.* Agnes Nast zuckte zusammen und sah mit entsetztem Ge sicht aus die Anklägerin.