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Abb. 3. Die Absätze der Gräber 1—7 in Mergendorf. SM : 0,80 Meter. Der muldenförmige untere Ab schluß befand sich 70 Zentimeter unter Niveau. Trotz sorgfältiger waagerechter Grabung konnten keine Kundgegenstände beobachtet werben. Grab 4. Es wurde am 3. 2. 1932 südlich an Grab 3 an schließend entdeckt und am 7. 5. 1932 vollständig aus gegraben. (Abb. 1.) Wiederum verriet es sich durch abweichende graue Erdfärbung 22 Zentimeter unter -er Erdoberfläche. Das unregelmäßige Biereck war ungefähr 2 Meter lang und 1,10 Meter breit. (Abb. 1.) Die genaue Länge konnte nicht gemeßen werden, da aus wirtschaftlichen Gründen am 3. 2. 1932 nur die nordöstliche Ecke freigelegt werden durfte. Die graue lehmige Siesfüllung reichte bis 55 Zentimeter unter Niveau und hatte einen flachen muldenförmigen Boden. Im nördlichen Teile der Grube standen auf recht, etwas nach Westen geneigt, in Nordivest-Südost- Richtung, 24 Zentimeter auseinander, zwei Gefäße. Die Oberkante des kleineren lag 45 Zentinreter unter Niveau. Im südwestlichen Teile befanden sich zwei große Gcrölle von rotem Granit, das größere nördlich und bis 30 Zentimeter unter Niveau herausragend. (Siehe Riesaer Tageblatt v. 4. 2. 1932.) Die Tasse, Abb. 3, Nr. 3582 Kvrhm., ist bis auf Len Henkel vollständig erhalten. Sie ist etwas derb und schief geformt. Bauchwand und Hals sind wenig ein gezogen. Die Grenze beider ist scharfkantig. Der Mttndungsrand ist nach außen gerichtet und gerundet. Einen Zentimeter unterhalb desselben beginnt der Henkel, der bis zum Schulterumvruch reichte. Farbe: dunkelbraun mit schmutzigbraunen Flecken. Bruch: innen grau, außen dunkelbraun. Oberfläche: geglättet. Ton enthält Saud uud Glimmer. Maße: Höhe 7,7 Zentimeter,- Büur. 4,7—5,1 Zentimeter,' Mdm. 9,4 Zentimeter,- gr. Dm. 8,6 Zentimeter iu 2,7 Zentimeter Höhe. Wandstärke am Miiudungsrand 5 Millimeter. Der Stapf, Abb. 3, Nr. 3581 Kvrhm., ist vollständig erhalten. Er ist derb gearbeitet und etwas schief. Der Boden ist wenig ei »gezogen. Die Wand steigt gerad linig und schräg an und biegt kurz vor dem Mün- duugsrand wenig auswärts. Der Mündungsrand ist gerundet. Farbe: dunkelbraun. Bruch: dunkelbraun. Oberfläche: geglättet. Ton enthält Sand und Glim mer. Der Brand ist weich, so daß einige Stellen der Wand ausbröckelten. Maße: Höhe 5,6—6,2 Zentimeter; Bdm. 7,2 Zentimeter; Mdm. 15,5—15,8 Zentimeter. Wandstärke 5 Millimeter am Mündungsraud, nach unten zunehmend. Grab 5. Beim Kiesabtragen fanden drei Arbeiter am 22. 3. 1932 Reste von sechs Gefäßen, die paarweise zu sammengehörten und sicherlich als Funde aus drei Gräbern angesehen werden dürfen. (Abb. 1.) Einer der Finder, der Landwirt Rudi Herrich gab an, daß die zu dem Grab 5 zu rechnenden Gefäße in ungefähr 50—75 Zentimeter Tiefe aufrecht und ungefähr 30 Zentimeter auseinander gestanden hätten. Auf abweichende Kies färbung ist nicht geachtet worden. Ein überkopfgroßes Geröll aus rotem Granit habe ungefähr 10 Zenti meter über -en Gefäßen gelegen. (Siehe Riesaer Tage blatt v. 26. 3. 1932.) Die Tasse, Abb. 3, Nr. 3594 Kvrhm., ist bis auf -en zur Hälfte fehlenden Hals erhalten. Sie ist etwas schief geformt. Der Boden ist mäßig konkav. Die Bauchwand ist auswärts, die Halswand einwärts ge bogen. Durch eine geringe Schwellung des Bauch umbruchs erscheint der Hals zurückgesetzt. Der Mün- duugsrand ist nach außen gelegt und gerundet. Der 18 Millimeter breite Baudhenkel sitzt etwas schief, beginnt 1,6 Zentimeter unter dem Münduugsrand und reicht bis an -en Schulterumbruch. Farbe: hell braun mit dunklen Fleckchen. Bruch: schwarz. Ober fläche: geglättet. Ton enthält Sand und Glimmer. Maße: Höhe 6,8—72 Zentimeter; Bdm. 3,7 Zentimeter; Mdrn. 10,7 Zentimeter; gr. Dm. 11,9 Zentimeter in 2—2,6 Zentim. Höhe; Wandstärke 3 Millim. am Hals. Das doppelkonische Töpfchen, Abb. 3, Nr. 3595 Kvrhm., ist vollständig erhalten. Die unebene kleine Standfläche hat im Zentrum ein Grübchen. Die Bauchwand erhebt sich geradlinig. Der Schulter umbruch ist betont. Die Schulter steht fast senkrecht. Der Mündungsrand lädt nach außen aus und ist ge rundet. 12 Millimeter unter ihm sitzen zwei gegen ständige Henkel von dreieckigem Querschnitt. Sie reichen fast bis an den Schulterumbruch. Farbe: braun mit dunklem Fleck. Bruch: schwarz. Ober fläche geglättet. Ton enthält Sand und Glimmer. Matze: Höhe 52 Zentimeter; Bdm. 2,1 Zentimeter; Mdm. 62 Zentimeter; gr. Dm. 62 Zentimeter in 22—2,4 Zentimeter Höhe. Wandstärke 2 Millimeter am Mündungsrand. (Fortsetzung folgt.) Druck und Verlag von Langer u. Winterlich. Rtela. — Für die Redaktion verautwortlich: Heinrich Uhlemauu, Riesa. Mätter zur Mege der KeimaMeöe, der Keimatforschrmg und des Keimatschutzes. Erscheint in zwangloser Folge als Beilage zum Riesaer Tageblatt unter Mitwirkung de» Verein» Heimatmuseum in Ries» Nachdruck: auch mit Quellenaugak orrtotr» Nr. 45 Riesa, 14. Oktober 1933 6. Jahrgang Mn Friedhof der ältesten Bronzezeit in Mergendorf. Bon Alfred Mirisch in, Riesa. Mit « Abbildungen. Des einen Uhl ist des andern Nachtigall. So auch im nahen Dorfe Mergendorf. Herrn Gutsbesitzer Hanischs Scheune war niedergebrannt. Zum Wieder aufbau wurde Baukies benötigt. Er wurde einem Felde entnommen. Bet Anlage der Kiesgrube stießen die Arbeiter auf „Urnen". Da die zuerst an getroffenen als Scherben zum Vorschein kamen, be achteten sie die Finder nicht. Erst als ein Gefäß ziem lich vollständig gefunden wurde, benachrichtigten sie Herrn Hanisch. Dessen verständnisvollem Entgegen kommen und auch in späterer Zeit -em -er Arbeiter ist es zu danken, daß nicht nur wissenschaftlich sehr wertvolle Funde aus der ältesten Bronzezeit geborgen werden konnten, sondern daß nun endlich auch die Flur Mergendorf in die Orte eingereiht werden durfte, auf -er vorgeschichtliche Funde verzeichnet werden können. Mergendorf zählte bis vor kurzer Zeit zu den ver schwindend wenige« Dörfer« unserer «ordsächsischen Heimat, die noch keine vorgeschichtlichen Funde auf zuweisen hatten. Nach Angabe des Herr» Guts besitzers Hanisch sind zwar vor vielen Jahren in einer jetzt verfallenen Sandgrube östlich des Feldwegs, der vom Gasthof Mergendorf in südlicher Richtung den Berg hinanführt, Urnen gefunden worden. Trotz der Glaubwürdigkeit der Angaben des Herrn Hanisch müssen aber die Funde ausscheiden, da nichts über ihre Zahl, ihr Aeußeres, ihre Anlage und ihre« Ver bleib bekannt ist. Sie sind jedenfalls in Prtvatbesitz übergegangen und verschollen oder vernichtet. Urnen- und alle Altertumsfunde verwahrt eben am sichersten ein Museum. Die Fundstelle. Die Fundstelle befindet sich westlich deS Dorfes. Gehen wir die vom Gasthof nach Nickritz führende Straße. Nach links zweigt Sei der herrlichen Linde Sie Straße nach Prausitz ab. Die Nickrttzer Straße neigt sich wenig, nm gleich darauf wieder anzusteigen. Ehe sie jedoch die Höhe erreicht, liegt ungefähr 460 Meter westlich des DorsauSgangeS von Mergendorf das Feld des Herrn Hanisch, auf dem die Funde zu tage kamen. Es zu erreiche«, müssen wir die Land straße verlassen und ungefähr 100 Meter feldeiuwärtS nach Norden gehen. Dann stehen wir auf einer Suppe, 112 Meter hoch, also 12 Meter über der Bachniederung der Jahna, die im Norden in Westost-Richtung am Fuße der schnell abfallenden Suppe vorüberfließt. Der Hügel bildet einen Teil der Nordausläufer des durchschnittlich 130 Meter hohen Heyüaer Höhen rückens und stellt sich zugleich als ein Teil -es Mittel sächsischen Berglandes dar. Unsere Suppe wird von einer ungefähr 25 Zentimeter dicken Decke aus Se- schiebelehm überzogen, in -er die Pflanzen dürftig ihre Nahrung finden. Darunter lagern altdiluviale Flußschotter der Mulde, die in der Urzeit ihr Wasser, ostwärts fließend, in die Elbe ergoß. Die Bachniede rung heißt im Volksmund die Zschirne. Die Kies grube hatte zunächst eine Länge von knapp 92 Meter und verlängerte sich mit der Zeit aus knapp 21 Meter. Die Breite betrug 4—5 Meter. Da erfahrungsgemäß die Ränder solcher Gruben nachstürze«, untersuchte ich die benachbarten Streifen auf ebenfalls je 5 Meter Breite. (Abb. 1.) Die Fnnde. In den ersten Tagen des Betriebs der SieSgrvbe stießen die Arbeiter an mehreren Stellen auf. Urnen scherben, also auf zertrümmerte Gefäße. Sie sammel ten die Scherben leider nicht, da es sich «ach ihrer Meinung nicht verlohne, die Stücke zerfallener Töpfe zu bergen. Die einzelnen Fundstellen konnte« sie später nur noch ungenau bezeichne«. Sie befanden sich zwischen Grab i einerseits und deu Gräbern ix u. » andererseits, angeblich in einer Reihe. (Auf Abb. 1 durch schräg liegende Sreuze' markiert.) Die Tiefe wäre immer reichlich X Meter unter der Erdoberfläche gewesen. Glücklicherweise waren die am 1. 2. 1S32 von den Arbeiter» angetroffenen Gefäße einiger maßen vollständig erhalten, die sie nun für beachtens-