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tetlung ist auch der Grund, daß die MittelstandsLkttrn- banken bei der letzten «rosten Wirtschaftskrise von größeren Verlusten Vermont geblieben sind. Dort, wo dennoch Ver luste eingetreten sind, must festgestellt werden, daß diese meist im Zusammenhang mit besonders krisenhafter Ent wicklung bestimmter Geschäftszweige (». B. in manchen Industriegebieten) entstanden lind. Welcken Einfluß die starke steuerliche Belastung auf die ZinSpolitik ausiibt, kann man daraus ersehen, daß die 16 privaten Mittelstands-Aktienbanken Sachsens z. B. im Jahre 1930 als Steuern 1,15 Prozent der Gesamtsumme ihrer ausgeliehenen Kontokorrentkredite bezahlt haben. Um den gleichen Prozentsatz hätten sie also die Kredite billiger ihren Kunden geben können, wenn sie, wie beispielsweise die Girokassen, Stadtbanken oder Staatsbanken keine oder fast keine Steuern zu bezahlen gehabt hätten. Die privaten Mittelstands-Aktienbanken haben sich als wichtige Stützen, für Kleinindustrie, Handel, Handwerk, Ge werbe und Landwirtschaft in Sachsen erwiesen. Sie be treuen trotz aller Konkurrenz noch heute über 81000 Kun den. Ohne, schwere Erschütterung des sächsischen Wirt schaftslebens könnte ihre Tätigkeit nicht entbehrt werden. Sie sind es, die nachweislich im Kreditgeschäft eine außer gewöhnlich umfangreiche Kleinarbeit leisten und die in engster Verbundenheit mit dem gewerblichen und kauf männischen Mittelstand der heimischen Wirtschaft stets Diener und Förderer gewesen sind und auch in Zukunft sein werden. Wenn nach dazu künftig für das öffentliche und private Bankwesen gleiche Konkurrenzgrundlagcn geschaffen werden und die maßlose Uebersehung im Bankgewerbe besonders an den kleinen Plätzen durch Niederlassungen der verschiedensten Institute beseitigt wird, dann werden die auf der Grundlage des Führervrinzips und der Verant wortlichkeit ausgebauten Mittelstands-Aktienbanken wieder die Bedeutung erlangen, die ihnen im Interesse unserer Wirtschaft zukommt, und die sie nachweislich vor dem Kriege in hervorragender Weise gehabt haben. WIMiWMll m veii Mm Wien. )s Dresden. Im Brennpunkte der vielen umstrit tenen Fragen im höheren Erziehungswesen steht die Frage der Auslese und der Grundsätze für Versetzungen und für Zuerkennung der Prüsungsreife. Bisher war die Entschei dung in erheblichem Umfange aus Abstimmungen in den Lehrerversammlungen abgestellt. Nunmehr ist im Gesamt bereich des öffentlichen Daseins die Wahrheitsfindung durch das Mittel der Abstimmung mit Recht beseitigt. An ihre Stelle ist die Entscheidung des zuständigen verantwortungs bewußten Führers getreten. Es ist daher an der Zeit, für die Versetzungen und Prüfungen, über die vielfach durch Abstimmungen entschieden worden ist, neue Grundsätze auf zustellen. Das bei den Entscheidungen zugrunde gelegte mechanische Ausgleichsverfahren hat in vielen Fällen nicht »u einem befriedigenden Ergebnis geführt. Die Entschei dung ist dabei oft mehr auf einzelne Nummern und auf am Rande liegende Aeußerlichkeiten abgestcllt gewesen als auf die Gesamtschau der Persönlichkeit des Schülers. Maßgebend für die Entscheidung muß das gewissenhafte Urteil des jugendtunblich und wissenschaftlich erfahrenen Schulmannes darüber sein, ob es nach der Begabung und nach dem Willenscinsatz des Schülers sicher oder zum min desten wahrscheinlich ist, daß er auf dem eingeschlagenen BildungSwcgc mit Erfolg weiterzugehen imstande ist. DaS kann bei einem Schüler der Fall sein, der nach dem bisher geltenden Verfahren zurückbleiben mußte. Andererseits wird nicht selten im Gegensatz zum bisherigen Brauche eine Nichtversetzung in Frage kommen müssen bei Schülern, die bei Anwendung der üblichen Ausgleichsbestimmungen noch den äußerlichen Nachweis der Versetzungssähigkett er bringen können, trotzdem bei ihnen die entsprechende innere Reise nicht gegeben ist. Solche Fälle sind zahlreich, denn sonst wäre es unmöglich,, daß so viele weniger geeignete Schüler bis zur Hochschule und in die Hochschule hinein ge langen. Es wird danach vom Sächsischen Ministerium für Volksbildung verordnet, daß bis zum Erlaß endgültiger Bestimmungen, die nach Vereinbarung der Länder von Reichswegcn zu erwarten sind, die Versetzung ausschließlich durch die verantwortliche Entscheidung des Direktors nach Gehör der Klasienlehrerversammlunge» geschieht. Alle Bestimmungen über mechanischen Zensur««» auSgleich bei den Versetzungen sind damit ausgehoben. Dem Direktor erwächst künftig die Pflicht, die Entscheidungen von langer Hand vorzubereiteu und Slasfeubesuche schon geraume Zeit vorher — einige Monate vor -er Versetzung — vorzunehmen mit dem besonderen Ziele, sich ei« Urteil zu verschossen über diejenigen, bei denen die Erreichung des Bildungszielcs der Schule irgendwie gefährdet erscheint. Es «kr» als fel»ftverf»üudNch erwartet, daß diese Ent. fchetduugeu rein auf Persönlichkeit, vegaduug und WilleuS» eiusatz de» Schüler», aus das BildnngSziel und aus di« Er» sorderuisie der geistige« Berufe i« Vaterland ab,«stelle» sind. ES ist damit ansdrücklich jede Rücksicht ausgeschloffe» aus Interessen der Bildung oder Erhaltung von Klassen und Abteilungen, aus Slasseustärkeu »sw. Solche Er» wägunge« sind lediglich Sache der zuständigen Behörde«. DaS Ministerium geht davon auS, daß bei Anwendung dieser neuen Grundsätze im ganzen eine «eseutliche Ber» schärinng der Versetzung«» eintritt. Für die Reifeprüfung sind besondere Bestimmungen zu erwarten. Die Verordnung findet auf die höhere« HcmbelSschnl«« und die Wirtschaftsoberschule« eutsprechende A«we«d»«g. Ak »Stunde In Mm" WIN 18. dir 21. WIN. vdz. Für die Woche vom 18.-LL. Oktober sind in der .Stunde der Ration", werktäglich von 19 bi« 20 Uhr kolaend« Sendungen im deutschen Rundfunk vorgesehen: Montag lau« München): .Der GanSsnng". «in tragikomische« Sviel von Joiek Maria Lud; Dienstag lau« Frankfurt): .Der deutsche Wein" von Dr. Wilhelm Fraengrr; Mitt woch lans Hamburg): Konzert im Dom zu Bremen; Don nerstag lFnnkstunde Berlin): »Gott grüß' die Zunit", Fest dr« Handwerk« und der Handwerker von Rolf Reißmann; Freitag lau» München): Von Nürnberg ein Sinfonie- Konzert dr« Franken-Orchester« lNS.-Sinfonie-Orchester); Sonnabend (Königsberg): .Ostpreußen singt und tanzt", Manuskript Martin Borrmann, Musik,usammenftellung Walter Püdelko. Da wird er Augen machen! Frauen sind unberechenbar. Und das ist manchmal gut so, denn sonst hätte Herr Lehmann keinen neuen Sport- anzug bekommen. Die Sache fing damit an. Laß Herr Lehmann aus Len Tisch schlug und schimpfte, weil seine Frau in einem Geschäft kaufte, das „so weit draußen" lag. „Hier „direkt nebenan" sind genug Geschäfte!" Was Frau Lehmann aber nur bestärkte, weiter „draußen" zu kaufen. Und heute wird Herr Lehmann erfahren, daß man „bei dem da draußen" so günstig kauft, um bei schlechtem Wetter ruhig einmal ein Straßenbahnbillett riskieren zu können; er wird erfahren, daß seine kleine, charmante Frau durch günstigen Einkauf einen Sportanzug für ihn zusammengespart hat, l und Herr Lehmann wird erfahren, baß Frau Lehmann dieses Geschäft durch die Anzeige im Riesaer Tageblatt kennenlernte!) Nicht lange experimentieren gleich inserieren! Tageblatt-Anzetgen-Annahme in Riesa nur Goethestr. 5g täglich von früh 8 bis abends 6 Uhr. M llkilkl ekmwl«IM Illkl MM. »d,. Berlin. Die Jnsiizvresseftelle Verli« teilt mit: Durch die enge Zusammenarbeit der Strafverkolauna«- bebörden ist es nunmehr aelungen. einen Fall anfzuklären, der »in bezeichnende» Licht i« die Aera de» Vizevolizel- vräsidente« Weist und sei««» Ehrs» Albert Grzesiufki wirft. Der bisherig» Leiter der Kriminal-Jnspektion Lßar- lottenburg, der 55 Fahre alte Kriminalvolt,«trat Heinrich Schlosser, wurde gestern in seinen ^ienfträumen verhaktet nnd mit sofortiger Wirkung seine« Amte« enthoben. Gegen ibn ist Voruntersuchung Wege« schwerer passiver ve- stechnng im Amt eröffnet worden. Schlaffer hat in den Jahren 1920 bi« 1924 da« Soieler-Dezernat bearbeitet. Gr wird beschuldigt, in dieser Gigenschakt bestimmt« Spielklub« begünstigt und ihre In haber und die dort verkehrenden Gäste vor bevorstehenden Polizeiaktionen gewarnt zu haben. Aus dem bei einem der sogenannten .besseren" Spielklub« beschlagnahmten Schriftwechsel geht hervor, daß Schlaffer und leine Freundin, die sich den wohlklingenden Namen „La Tarragona" zugeleat batte, von dem Klub Geldzu- wepdnngen bekommen haben und daß der Beschuldigte mit dem Leiter de» Spielklub« Direktor Blümel in ständigem bi« in die letzte Zeit reichenden Schriftwechsel aestanden bat. Direktor Blümel hat am 26. Februar diese« Jahre« Selbstmord verübt. Besondere« Interesse verdient die Tatsache, daß nach einem Vorgefundenen Posteinlieferungsbuch von dem gleichen Spielklub auch die berüchtigte Frau Daisy Grzesinski «nd der Bruder de« ehemaligen Polizeivizepräsidenten, Konrad Weiß, erhebliche Geld,»Wendungen erhalte« haben. Bei der Zahlung an Konrad Weiß bandelt es sich allein i» eine« Fall um eine« Betrag von SSV«« Mark. Zu den Gästen de« Klub« soll auch der Vizepolizeipräfident selbst gehört haben. EeriMssaas Eine ISjährige Kindesmörderin Das Dresdner Schwurgericht verurteilte die erst 19 Jahre alte Hausangestellte Gertrud Anna Schubert wegen Kindestötung zu zwei Jahren drei Monaten Gefängnis. Die Angeklagte hatte am 14. Juli in ihrer Wohnung in Dresden heimlich einen Knaben geboren, den sie sofort nach der Geburt tötete. Das Schwurgericht nahm mit Rücksicht auf die besonderen vorliegenden Umstände davon Abstand, wesentlich über die Mindeststrafe von zwei Jahren Gefäng nis hinauszugehen und rechnete der Angeklagten mit Rück sicht auf ihr Geständnis auch die volle Untersuchungshaft a«. Von der 3. Großen Strafkammer Les Landgerichts Dresden wurde der 30 Jahre alte Bauarbeiter Paul Max Haacke a«s Riesa wegen Nichtablieferung kommunistischer Wahlflugblätter, die in 62 Exemplaren bei ihm vorgefunde« worden waren, zu 8 Monate« Gefäuguis verurtellt. Städtische Volksküche Riesa. Speisezettel sür die Woche vom 16. 10. bi« 21. 10. SS. Montag: Linsen mit Rauchfleisch. Dienstag: Schnittbohnen mit Kartoffrlftückchen «nd Rind fleisch. Mittwoch: Rei« mit Huhn. Donnerstag: Schweinebraten mit Salzkartoffeln. Freitag; Löffelerbsen mit Rauchfleisch. Totzuabend: Milchgrirß mit Zucker und Zimt. 1 große Portion 40 Pfg. bezw. 30 Pfg. 1 kleine . 25 „ „ 15 „ Wochenkarten für Erwerbslose 160 bezw. 80 Pfg. Aerztl. Sonntagsdienst am 15. Oktober 1SZ3. Aerzt« und Zahnärzte: Jeder Arzt für wirklich dringende Fälle jederzeit erreichbar. Apotheken: ReichSapotheke, Stadtteil Altriesg, Scbulstraße 1; Anker, avotbeke, Stadtteil Gröba, Georg - von - Altrock - Platz 6 d, die auch vom 14. Oktober 1V33, 19 Uhr, bis zum 21. Oktober 1933, früh 7 Uhr, nacht« Dienstbereitschaft haben. Sonntagsdienst sür Dentisten: Herr W. Debbrecht, Stadtteil Altriesa, Schlageterftraße 83 toormittag« 11—12 Uhr). . , Herr Schottke, Stadtteil Altriesa, Schlagetersiraß« 40, 1 (vormittag« 11—12 Uhr). könnte es verhindern? Man soll sich nicht unnütz quälen. Man vergällt sich nur das Leben damit, Rosmarie!" „Ich weißt Aber ich kann meine Gedanken nicht ver scheuchen. Immer stelle ich mir vor: stürbe mein Sohn — Ihr Sohn, Wolter — dürfte ich mich nicht einmal dem Schmerze um ihn hingeben. Und stirbt mein anderer Junge, wie tollte ich meinen Mann zu trösten wissen? Ach, manch mal bin ich so verzagt und habe den Betrug so satt, daß ich nichts sehnlicher wünsche, als sterben zu dürfen, damit end lich einmal all die Not ein Ende hat." „Wie traurig, immer nur an sich selbst zu denken. Ros- mariel" „Wenn Sie wüßten, wie ," sie brach erschrocken ab. „Mein Mann ," hauchte sie. und setzt vernahm Wolter ebenfalls das Schellengeklingel, das nun vor den Fenstern unten verstummte. Rosmarie sprang zur Kredenz und entkorkte eine Flasch« Rotwein; ihre Finger zitterten, als sie den Inhalt in einen Kupferbehälter entleerte, unter dem Wolter eben den Spiri tus entzündete. Ein feiner Duft von Vanille, Nelken und Rum, der sich mit der herben Blume des Weines mengte, schlug Leute entgegen, als er bald darauf unter die Tür trat. „Fünf zehn Grad unter Null." Er rieb sich ^ie halberstarrten Fin ger. „Hast du übrigens einmal nach dem Jungen hinüber gesehen, Rosmarie? Sie haben noch Licht." Eisiger Schrecken kroch ihr den Hals hinauf. Wenn sie gehört hätten, was sie mit Wolter gesprochen? Mer die Knaben schliefen fest in dem breiten Messingbelt. Die Ampel warf ein mattrosa Licht auf die frischen Gesichter. Rosmarie neigte sich über ihr Kind und wurde nicht fer tig mit Betrachten und Schauen. Immer tiefer bog sich ihr Gesicht herab, bis es auf das des schönen Knaben traf, der ihres Blutes war. Sie konnte nicht widerstehen und ließ ihre Lippen auf dem feingelchwungenen Mund des Kindes ruhen. Immer wieder fand sie etwas anderes an ihm. das sie noch nicht geliebkost hatte: seine schmalen weichen Hände, die Lider, die so schwerbefranst über seinen Augen lagen, das Haar, das ihr in flimmerndem Glanz entgegensprühte. Rosmarie lenkte das Haupt auf die Knabenbrust und war selig, in welch festem Rhythmus das kleine Herz des Sohnes schlug. Nein, er würde nicht sterben! Er würde ihr nicht genommen werden! Denn ihr gehörte er, wenn sie auch räumlich von ihm getrennt leben mußte. Das Blut, das in Ihm pochte, war auch das ihr«. (Fortsetzung folgt.) p,US»»»'irkc»7»c-urr vui»c» «rcrrr» veeo^i» <48. Fortsetzung.) Lenke hielt eine kühle, schmale Knabenhand in der seinen und drückte sie herzlich. Während die Jungen ins Hau» voransprangen, sagte er zu Wolter, der mit ihm den ver schneiten Weg hinaufaing: „Ich gratuliere Ihnen zu diesem Sohn. Hätten Sie sich einmal träumen lassen, daß alle» so kommen wird?" „Nie," kam es als Erwiderung. „Aber es zeigt sich wieder einmal, wie zwecklos es ist, vorauszudenken und die Zukunft festnageln zu wollen. Ich habe den Jungen aus reinem Mitleid adoptiert und — auch au» dem Grunde, einen Erben zu haben. Seiner Mutter war es unmöglich gemacht, für ibn zu sorgen. Und nun entwickelt sich dessen Leben in einer Lahn, wie es weder sie, noch ich vorauszusehen vermochte." „Weiß sie von seiner Genesung?" „Jal" „Und erhebt keinen Anspruch auf das Kind?" fragte Lent« ungläubig. Wolter wurde einer Antwort überhoben, denn Rosmarie stand plötzlich vor ihnen und streckte ihm die Hand ent gegen. „Seien Sie uns herzlich willkommen!" Sie verrät sich, fürchtete Wolter, denn Rosmarie konnte weder ihre Stimme noch ihre Augen meistern. Es war ein Leuchten in ihnen und ihre Hände bebten derart, daß sie diese in den Falten des Kleides verstecken mußte. Zu dreien schritten sie den Oberstock hinauf, von woher das Lachen und Geplauder der Kinder erscholl. Der vierzehnjährige Lent« wirbelte den Freund durch alle Zimmer, so daß der Doktor lächelnd mahnte: „Mit einem solchen Freunde muß man zarter umgehen, mein Bubk Du bist wohl noch von der Reise müde," wandte er sich an Wolters Sohn, der eben im Erker stand und mit Sonsa in den verschneiten Garten hlnabsah. -- — .Müde? Ach nein» Herx Kokiorl Aber wenn es irgend- l sollte gerade derartige» eintreten? Und wenn? — Wer c wo so schön ist, wie hier, muh ich immer ganz still sein, weil s > ich nicht gleich Worte findet ' Lente sah ihn etwas verwundert an und ging dann zu ' seiner Frau hinüber, die mit Wolter sprach. „Ihr Junge ist fast schon ein Mann," sagte er. „Findest du nicht, Ros marie, daß er unserer Sonja wie «in Zwillingsbruder ähnelt?" Sie hatte sich völlig in der Gewalt, als sie verneinte und in ruhigem Erwägen entgegnete: „Im Temperament viel leicht. Sie sind beide ein bißchen versonnen. Aber sonst ver mag sch keine Ähnlichkeit herauszufinden." Das Abendbrot verlies in angeregtester Unterhaltung und Lente fand, daß es eigentlich ein kluger Einfall von Ros marie gewesen war, den Kollegen einzuladen. Gegen zehn Uhr wurde er plötzlich zu einem Schwerkranken gerufen. „Wir bleiben wach, bis du kommst," sagte Rosmarie. „Soll ich Glühwein oder Grog für dich bereithalten?" „Wenn schon — dann Glühwein," bat Lente. „Grog nimmt mir immer die halbe Nachtruhe." Erst nachdem unten das Schellengeklingel des abfahren den Schlittens verklungen war, sprach Wolter mit gedämpfter Stimme über den Tisch. „Es geht besser, als ich gehofft habe. Fürchten Sie noch etwas, Rosmarie?" Ihre Hände ruhten verschränkt auf dem weihen Damast des runden Tisches, während ihr Blick dankbar nach ihm hlnübersuchte. „Ich habe immer Angst gehabt, dah der Junge verrät, mich schon zu kennen." „Dafür habe ich Vorsorge getroffen," sagte Wolter gütig. „Ein Herkommen wäre sonst unmöglich gewesen. Er ist ja schon «in großer, verständiger Junge, und als ich zu ihm sagte, daß ich ihn au« bestimmten Gründen bitten möchte, nicht zu erwähnen, daß wir schon öfter zusammengetroffen sind, begriff er ohne weiteres. Sie können also ganz be ruhigt sein, Rosmarie, und sich in dem Glücke sonnen, ihn einige Tage um sich haben zu dürfen." Während er sprach, wich ihr Blick nicht von seinem Mund, ihr Ohr aber lauschte nach dem Schlafzimmer hinüber, in dem die beiden Jungen untergebracht waren! Nach einer Weile sagte sie: „Ich habe manchmal eine unerklärliche Angst." „Wovor?" , . „Daß einer unserer Söhne sterben könnte. „Wir stehen alle in Gottes Hand," beruhigt« er. „Den Tod zu bannen, steht außer Menschenmacht. Aber warum