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3. Veilafle znm Riesaer Tayevlatt. Sonnavenv, 14. Oktober 1N33, avenvs. 8V. Jabrg. Für »kN LMM. Der neue Jahrgang de, SLchflsche« Bauernkalender, 1SZ4 Die Pressestelle der Landesbauernschaft Sachsen, Haupt- lbteiluna 2, teilt mit, daß der neue Bauernkalender fertig, iestellt ist. Außer etwa 50 kleineren und größeren Auflagen. Artikeln, Gedichten und Sprüchen enthält der Kalender ts Bilder, und zwar Originalzeichnungen bekannter Künst le. Luch gibt es wieder drei Ausgaben mit und ihn« ^Messen und Märkte". Der Kalender ist durch den Buch- handel oder durch die Landesbauernschaft Sachsen, Haupt abteilung 2, Dresden-A., Sidonienstraß« 14, für 2 RM zu pezlehen. Beihilfen zum Dau von Einsäuerung«behälkern Di« Pressestelle der Landesbauernschaft Sachsen, Haupt- »bteilung 2, teilt mit, daß auf Grund dringlicher Anträge der Landesbauernschaft Sachsen, Hauptabteilung 2, das Reichsernährunasministerium eine weitere Beihilfe von RM SO 000 für den Bau von Einsäuerungsbehältern vorgesehen bat. Hierbei ist allerdings die Einschränkung gemacht wor den, daß die Beihilfe je Kubikmeter Behälterraum start RM fünf nur noch vier RM beträgt. Nun ist es möglich, die zahlreichen noch vorliegenden Anträge und voraussichtlich noch eine Reihe neuer Anträge zu berücksichtigen. Landwirte, Vie die Neuanlage eines Behälters beabsichtigen, werden irufgefordert, Anträge unter Angabe des geplanten Raumin- halte« postwendend einzureichen. Zweckmäßige Verwendung de, Kartoffelkraut«, Die Pressestelle der Landesbauernschaft Sachsen, Haupt abteilung 2, teilt mit, daß die diesjährige Kartoffelernte eine hohe Krauternte gebracht hat. Es sei bei dieser Gele genheit darauf hingewiesen, daß im Kraut vieler Kartoffel sorten mehr Stickstoff enthalten ist als im Stalldung. Bor allem ist wertvoll die organische Maste de« Krautes, denn alle unsere Mineralböden könnten ertragreicher sein, wenn ihnen mehr Humusstoffe zugeführt würden. Ein Derbren- nen des Kraute« — wie man es leider immer wieder beobachten muß — sollte man in jedem Fall vermeiden. Nutzbringend wird das Kraut am besten auf Wiesen oder Weiden gefahren, wobei neben der düngenden die gareför- dernde Wirkung zur Geltung kommt. Im Frühjahr wird es dort vereggt oder zerwalzt. Ist die Abfuhr nach dem Grünland zu weit, so bringe man das Kraut am Feldrand zu Haufen, um es zu künstlichem Stalldung zu vergären. Nach eingetretener Erhitzung ist der Haufen gut festzutretrn. Die beste Wirkung hat er nach zwei- bis dreimonatiger Lä sterung. Die Werbelahrt der Klingenthaler Kinder In drei Autobussen haben die kleinen Musikanten aus der Harmonikastadt Klingenthal ihre Konzertreise durch Mit- teldeutschland und nach Berlin angetreten. 160 Jungens und Mädels nehmen daran teil, die mithelfen sollen, für die Instru- mentenindustrie des Vogtlandes Arbeit zu schaffen. Sie ge hören dem Blasorchester der Musikschule, da» zugleich Ge bietskapelle des sächsischen Jungvolkes ist, und dem Harmo- nikaorchester an. Bor 2000 Kindern gaben die Klingenthaler Musikanten in Altenburg ihr erstes Konzert, das bereits ein voller Erfolg war. 200 Kilometer von ihrer Heimat, in Köthen, bezogen sie zum erstenmal Quartier. An der Spitze der Hitlerjugend zog die Jungvolkkapelle au- Klingenthal in die Stadt ein. Alle Straßen waren dicht von Menschen umsäumt. Auf dem Marktplatz nahm Oberbürgermeister Hengst mit dem stell- vertretenden Kreisleiter Röhl den Vorbeimarsch der Jugend ab. Bei dem anschließenden Platzkonzert begrüßte er die Klingenthaler und wies darauf hin, daß nur im neuen Deutschland diese Fahrt möglich gewesen sei. Am Freitagnachmtttag svielten die Klingenthaler Schüler anläßlich des Geburtstages de« Reichsstatthalrers Loeper in Dessau. Am Sonnabend ging die Fahrt weiter nach Ber- lin, wo am Nachmittag ein Platzkonzert im Lustgarten, ein Marsch durch die Straße Unter den Linden und ein Tee- nachmittag beim sächsischen Gesandten stattfanden. Dr. Letz im Erzgebirge. Der Führer der Deutschen Arbeitsfront, Staatsrat Dr. Ley, traf auf seiner Besichtigungsreise durch die deutschen Br- triebe am Freitagvormittag in Chemnitz ein. Auf dem Flug platz wurde er vom Stadtverordnetenvorsteher und Vertreter de» Rate» der Stadt, Dr. Stülpnagel, dem Leiter der Ar beitsfront Sachsen Stiehler, bedeutenden Industriellen und den Vertretern der Presse herzlich begrüßt. Dr. Ley begab sich darauf nach Beierfeld und anschlie ßend zur Sturmlatcrnenfabrik Nier, In einer kurzen An sprache wies Direktor Nier besonders auf den immer größer werdenden Auslandswettbewerb hin. Staatsrat Dr. Ley er klärte, daß man sich wegen der Schwankungen der verschie denen Auslandswährungen vorläufig wohl nicht werde er wehren können. Man müsse aber mit allen Mitteln verhin dern, daß deutsche bodenständische Industriezweige in» Aus land gebracht würden. Darauf besichtigte Dr. Ley da« Un- ternehmen. In seiner bekannten herzlichen und kamerad schaftlichen Art wechselte er mit vielen Mitgliedern der Be legschaft einen kräftigen Händedruck. Am Nachmittag setzte Dr. Ley seine Reise nach Plauen fort. Hier besichtigte er die Gardinen- und Kongreßweberei und die Jndustriewerke A.-G. Am Abend fand in der Plaue ner Festhalle eine große Kundgebung statt. — Am Sonn abend beqibt sich Staatsrat Dr. Ley nach Leipzig. Auf der großen öffentlichen Kundgebung entwickelte Staatsrat Dr. Len vor etwa 10 000 Personen die national sozialistische Auffassung von der Stellung des Arbeiters 'm neuen Deutschland. Hauptpfeiler und Fundament des Ratio- nalsozialismus sei das Opfer. Da« Opfer veredele ein ganzes Volk und mache erst das Leben lebenswert, Opfer erzeuge Stolz. Stolz und nicht verängstigt solle der deutsche Arbeiter zu seinem Arbeitgeber kommen. Eine sklavische Unterwürfig keit einerseits und Herrenstandpunkt andererseits seien asia tisch, aber nicht deutsch. Sich an die Arbeitgeber wendend, betonte Dr. Ley: Wer die Wirtschaft führen wolle, müsse auch die Verantwortung dafür übernehmen. Aber wehe ihm, wenn er sich dieser Verantwortung nicht gewachsen zeige. Alle übrigen müßten jedoch gehorchen: nur einer gehöre auf den Kommandoturm. Insbesondere dürfte der Arbeitgeber nicht seinen Arbeiter vergessen. Denn nicht das Bankkonto sei in Zukunft die Hauptsache in seinem Betrieb, sondern ein lebensfroher Arbeiter. MeMMtsWmM Rmmdell in gemMe» Mieden. 0 Der Reichswirtschaftsminister nahm vor kurzem in einer Presseerklärung zur Frage eines etwaigen Verbotes der Mehrschichten in der Textilindustrie Stellung und brachte darin zum Ausdruck, daß die Nachteile eines solchen Verbotes die erwarteten Vorteile wohl immer weit über- wiegen werden, und er lehnte es deshalb ab, die zur Zett bestehenden Mehrschichten allgemein oder für bestimmte In- dustriegruppen zu verbieten; auch Eingriffe der Länderre gierungen oder örtlicher Stellen zwecks Abschaffung der Mehrschichten erklärte er für unzulässig. Er ersuchte jedoch, ebenso wie der Reichsarbeitsminister, die Länderregierungen, die Nachtarbeit von Arbeiterinnen nach Möglichkeit zu unter- b^Jn Verfolg dieser Anregung wies das Sächsische Ar- beits- und Wohlfahrtsministerium die Gewerbeaufsichtsbe- höben erneut an, bei der Prüfung von Anträgen, die auf Verlängerung des für die Beschäftigung von Arbeiterin nen in Doppelschichten gesetzlich freigegebenen Zeitraumes — 16 bis 22 Uhr — oder gar auf Genehmigung voller Nachtarbeit in einer dritten Schicht für weibliche Arbeits kräfte gerichtet sind, den strengsten Maßstab anzulegen. Bei Stellung derartiger Anträge soll nach Möglichkeit auf den Ersatz der weiblichen durch männliche Arbeitskräfte hinge- wirkt werden. Darüber hinaus soll der Tätigkeit von Ar beiterinnen in gewerblichen Betrieben allgemein erhöhte Auf- merksamkeit gewidmet, insbesondere streng darauf geachtet werden, daß eine Beschäftigung mit Arbeiten, die für weib- liche Arbeitskräfte verboten sind, nicht erfolgt. Ak Lligk ttt MtklslMz-MIMMkll Ili SMseli. Die Entwicklung de» Bankaewerbe» zeigt m der Kriegs- und Nachkriegszeit zwei Tendenzen: einmal den AuSdehnunaSdrang der Berliner und provinziellen Großbanken sowie der schon vor dem Kriege bestehenden öffentlich-rechtlichen Kreditinstitute und zum anderen das Vordringen deS öffentlich-rechtlichen Kredi-tgewerbeS durch zahlreiche Neugründungen öffentlich-rechtlicher Kreditan stalten (z. B. Tächs. Staatsbank gcgr. 1921, Girozentrale auSgebaut 1919 zur öffentlichen Bankanstalt, Errichtung vieler Girokassen, Stadtbanken, Landesbanken usw.1. Dadurch entstand eine maßlose Uxbersetzung deS Kredit apparate». An Plätzen, wo vor dem Kriege neben einer lokalen Bank vielleicht nur noch eine Großbanksiliale ar beitete, sind jetzt vielfach nicht nur alle Großbanken, son dern auch noch eine Stadtbank oder Girokasse und eine Niederlassung der Staatsbank vertreten. Dabei hat nach zuverlässigen Schätzungen die gesamte Kreditversorgung der deutscken Wirtschaft 1932 nach der kapitalzerstörenden Wir kung der Inflation noch nicht einmal V, des Vorkriegs standes erreicht. Allerdings sind die Arbeitsleistungen der Banken im Verhältnis zu ihren Gesamtumsätzen gegenüber vor dem Kriege wesentlich umfangreich-r geworden, weil jeder einzelne Umiatzposten der Kundschaft kaum ein Drittel so groß ist wie vor dem Kriege. Selbst unter Berück sichtigung dieser Tatsache ist der Kreditapparat noch so sehr übersetzt, daß eins scharfe Konkurrenz unter den Kreditinstituten entstehen mußte. Die Konkurrenz war für das private Bankgewerbe um so schwerer, al« der Aufbau und die Ausdehnung der öffentlickurechtljchen Kreditinstitute in den ersten Jahren nach der Inflation durch die ihnen reichlich zufließcnden Gelder der öffentlichen Kassen außer ordentlich erleichtert und ihre Entwicklung durch mancher lei Vorteile, die ihnen der Staat oher die Gemeinden in steuerlicher und ideeller Beziehung einräumten, gefördert wurde. ES ist nicht zu verwundern, daß in diesem, oftmals ungleichen Kampf viele private, lokale und provinzielle Danken und Bankiers insbesondere in der Inflationszeit und in den UmstcllungSjahren ihre Selbständigkeit ver loren lxrben. So ging z. B. in Sachsen die Zahl der Mittelstands-Aktienbanken von 55 im Jahre 1914 auf 3b im Jahre 1933 zurück. Von dielen können nur noch 15 als unabhängige Privatbanken angelprockvn werden. Diese 16 Mittelstandsaktienbanken haben sich nicht nur in den schweren Kriegs- und Inflationsjahren ihre Selbständigkeit erhalten, sondern auch in den letzten Krisenjahren — wie allgemein anerkannt wird — recht aut ln-hauvtct. Nur 4 brauchten ihr Aktienkapital und ihre Reserven durch Einzug von Borratsaktien und weitere 3 nur einen kleinen Teil ihrer Retertt.-n in den Krisenjahren 3132 zu ver mindern, so daß sich Aktienkapital und Reserven dieser sämtlichen 16 MittelstandS-Aktienbanken von RM. 17,573 Mill, nur auf RM. 15,940 Mill, vermindert haben. 11 haben sogar auch in den Jahren 31/32 Dividendenaus schüttungen vornehmen und 1 weitere 1932 ihre Dividenden zahlungen wieder aufnehmen können. Wie verhältnismäßig wenig oaS Gesamtgeschäft dieser 16 privaten Mittelstands aktienbanken in den Jahren 31/32 zurückgegangen ist, be weist die Tatsacke, daß sich die Gesamtsumme ihrer Kreditoren von RM. «4,2 Mill, nur auf RM. 75,1 Mill, und die Gesamtsumme ihrer Debitoren von RM. 62,2 Mill, nur auf RM. 53,2 Mill, ermäßigt hat Im Iiahre 1933 zeigen sowohl die Kreditoren wie auch Debitoren ¬ summen bei den Mittelstands-Aktienbanken eine recht erfreuliche Aufwärtsentwicklung. Bei ein zelnen beträgt die Steigerung der Bilanz summe bereits über 20 Prozent gegenüber dem Vorjahre. Die Kundencinlagen werden von den Mittelstands aktienbanken der heimischen Wirtschaft nur in kleinen und mittleren Krediten wieder zugeführt. Die Kontokorrent kredite der tächs. Mittelstandsaktienbanken verteilten sich Ende 1932 auf 10 780 Kunden. Von dielen Krediten lagen 79 v. H. unter RM. 5000, 18 v. H. zwilchen RM 5000 bis RM. 30000 und nur 3 v. H. über RM. 30 000 Aus dem großen Anteil der kleinen und mittleren Kredite am gesamten Kreditgeschäft erkennt man nicht nur, wie stark diele Banken im Mittelstandsgeschäft ver ankert lind, sondern auch, wie sehr sich etwaige Risiken ihres Kreditgeschäftes verteilen. Diese große Risikover- ^HüMUWld von o.rc«zieiok»-p0kiU7-^^ —--ch v»us»»»-»»c«r»»r«vrr »»»e» vre^s« o«s»s «zurre» pce»»^o <47. Fortsetzung.) Roemaries Her- klopfte, wie das eines Tiere», da« man bergauf und ab gehetzt hatte. Aber es war nicht« an ihr wahrzunehmen, als ihre zusammengeschobenen Brauen, als sie sagte: „Gäste zu Weihnacht? — Wir haben es bis jetzt unter un» gefeiert, Markus. Außerdem müßte man, wenn man den Sohn einladet, auch den Vater um sein Kommen bitten." „Weshalb?" warf Lenke rasch dazwischen. „Ich empfinde es sol Wolter bat nur diesen eln-n Sobn und dieser bat niemand anders als den Vater. Zu Weihnach ten aber gehören die Menschen, die sich lieb haben, zusammen!" Sie sah ibn fragend an und batte noch immer die Falte über der seinoeschwungenen Nase liegen „Wäre es dir nicht auch erwünscht, einmal einen anderen Menschen nm dich zu sehen, als die ewig gleichen Gesichter aus deiner Praxis?" „Hmi — Ich dachte, es würde dir peinlich sein nach dem du doch — früher einmal ." Er machte sich an seinem Rauchtisch -u schaffen, nabm eine Zigarre heraus und legte sie mechanisch wieder zurück „Ich versiebe." gab sie zu „Aber da sind sg viele Fabre darüber bingeganaen. daß e« mir wirksich nicht m«k>r n-'n- lich zu lein braucht. — Selbstuerständlich müßte die Ein ladung von dir aus ergehen. Markus " „Guts Wolter ist mir immer snmn"tbstch gewesen, und außerdem bin ich neugieria auk keinen ?ldovtivsgbn, und ab das Serum tat'ächstch io hervorragend a-^lrkk bat Ich werde ihm also den Vorschlag machen, die Feiertage bei uns verbringen." „Jai" Da Leute sich jetzt eine Zigarre ansteckte, entging es ihm. wie leichenblaß da, Gesicht seiner Frau war. .Macht es dir nicht zu viel Störung, wenn er am Heiligen Abend ein trifft?" „Durchaus nicht!" versicherte sie etwas zu rasch. Ein bißchen mehr oder weniger Unruhe rechnet man an einem solchen Tage nicht." Lente nickte und nahm, sich im Erker niederlastend, das Abendblatt zur Hand. An der Türe sah sie noch einmal nach ihm zurück, aber es war nichts von ihm zu sehen, als der dunkle Haarwirbel, der über die Zeitung hinausragte. Was habe ich getan? dachte sie. Die Gefahr, welche sie da heraufbeschworen hatte, war so groß, daß sie sich im Halb dunkel des Korridors gegen die Wand lehnen mußte Die geringste Unachtsamkeit konnte zur Katastrophe führen. Don Wolter drohte sa kein Verrat Aber das Kind batte sie doch schon hin und wieder in München gesehen Wenn es nur eine Andeutung davon machte, waren die Folgen nicht auszudenken. Und dann war auch die Aehnlichkeit mit Sonfa auffallend Sie hatten beide dasselbe ätherisch durchgeistigte Wesen, wie es sehr wahrscheinlich der toten Mutter, diesem schönen Kinde der Südsee. eigen gewesen war Sie zürnte sich, daß sie nicht mit allen Mitteln den Be such Wolters verhindert hatte. Aber ihre Sehnsucht den Sohn für einige Tage um sich zu haben, war io groß ge wesen, -aß sie alle Vernunft niedergeschrien hatte. Jetzt nochmals eine Aenderung herbeizuführen. wäre nicht mög lich gewesen, ohne Mißtrauen aufkommen zu lassen. Trotzdem man noch drei Wochen bis Weihnachten hatte, begann Rosmarie bereits das Gästezimmer instand zu setzen. Sie steckte frische Vorhänge auf und begann die Betten von der Giebelstube herabzuholen Zuweilen stand sie bann und horchte in sich hinein, hörte das Rauschen ihres Blutes und verspürte eine ungewisse Angst, Wolter könnte vielleicht noch im letzten Augenblick ablagen. Aber er sagte zu. Ein paar Zeilen aus ihrer stand. die auf keinen Bescheid hin eintrofen. machten ihn nachdenklich. „Seien Sie tausendmal bedanktk Rosmarie." Ob sie Grund hatte, zu danken? Ob es nicht anders viel, viel bester gewesen wäre? Er knüllt« den Briejbogen zu sammen und ließ ihn in die Glut des Feuers fallen. Er wußte nicht, wo die Gefahr lag, aber daß sie da war, ver spürte er an der Unruhe seines Blutes. Irgendwo mochte sie versteckt liegen, denn er fühlte sich unsicher und wurde von Ahnungen geplagt, was sonst seinem Wesen vollkom men fremd war. Wie Rosmarie schützen? Er hatte seinerzeit das selbst loseste Opfer gebracht, das man einer geliebten Frau bringen konnte, und doch! Hatte er recht getan, oder war es ein Verbrechen gewesen sie auf diesen Gedanken zu bringen, dem Gatten statt ihres verblödeten Kindes ein anderes in die Arme zu legen? Vielleicht würde es ohne sede Katastrophe abgegangen sein, wenn der Junge nicht wieder zu neuem Geistesleben erblüht wäre. Ihm das vorzuenthalten aber wäre eine Grausamkeit ohnegleichen gewesen. Dr Wolter schüttelte die Gedanken ab. Drei Tage wollte er im Hause Lente weilen, nicht länger. So lange sollte sie sich ihres Kindes freuen dürfen. Wenn sie nicht selbst etwas ganz Unverantwortliches ins Werk setzte, konnte kein Unheil daraus entstehen Sie wußte vielleicht gar nicht, welches Opfer ihm leine Zusage bedeutet hatte, ihr körperlich und räumlich so nahe zu sein und den abgeklärten alternden Mann zu spielen, der sich endgültig mit allem Wünschen und Begehren abgefunden hatte. Schließlich aber, was war diese Bürde gegen die Last, welche sie trug! Man mußte es dem Geschicke überlassen, was es zu tun für aut fand. Jedenfalls war es ein für allemal beschlossene Sache, das Christfest im Kreise der Lenteschen Familie zu verbringen. Rosmarie stand im Erker, als unten der Wagen, der die beiden Jungen und Wolter brachte, am Gartentore vorfuhr. Sie mußte die Finger in die Gardinen krallen, um einen Hast zu finden. Ihr Mann öffnete eben den Schlag und bob seinen Einzigen heraus, der ihm subelnd um den Hals fiel „Und das ist Ottmar Wolter." hörte sie die Stimme des Knaben durch da« anaelehnte Fenster. „Komm doch, Otti!" Er zerrte dabei unaestüm an der Hand des Freundes, der keinem Vater den Vortritt beim Aussteigen lassen wollte.