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Riesaer Tageblatt 8«. Jahr« SS Postscheckkonto! Dresden IL80. Girokaffe: - Riesa Nr. 52. Dcahtanschrkstr Lageblatt Riesa. Fernruf Nr. 20. Postfach Nr. 82. und Anzeiger «EldedtM und Anzeiger). Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der AmtShauptmannschast Grossenhain, des Amtsgerichts und der Amtsanwaltschaft beim Amtsgericht Riesa. deS Finanzamts Riesa und des HauptzollamtS Meißen behördlicherseits bestimmte Blatt. —— Donnerstag, 24. August 1S33, abends. I- 1S7 LM c-»?-.«-» °bn>d« - Mr Mit Bvsratzmr drr Sonn, und I<sttagr. Vr.a.SOrrt*, g-g-n Dorm>,-<chl»-g, für «inrn Monat 2 Mart ohne Znstrllg.bühr, durch Voftdrptg m (ohne Zustellungsgebühr). Für den Fall des Eintretens von ProduktionSverteucrungen, Erhöhungen der Löhn« und Materialienpreise behalten wir uns das Recht der Preis- »^chiorderung vor. 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Verantwortlich für Redaktion: Heinrich Uhlemann, Riesa: für Anzeigenteil: Wilhelm Dtttrich, Riesa. Der Briefwechsel um den Reichstagsbrand. Verschiebung des Stahlhelmtages in Hannover. England baut feine Flotte aus: 25 neue Kremer r Deutschland — wie es ist. Ausländische Gäste im neuen Reich. In imtiier stärkerem Maße empfindet man im Ausland bas Bedürfnis, das neue Deutschland — das Land nach dem Sturm — aus eigener Anschauung kennen zu lernen. DaS rätselhafte Land zu studieren, mit einfachen Leuten über die Dinge des täglichen Lebens zu sprechen, das Für und Wider der großen Wandlung abzuschätzen — das erkannten zahl reiche Menschen in Amerika, in England und selbst in den lateinischen Ländern als eine Notwendigkeit. Jahrelang stellten sich die Ausländer Deutschland mit dem Gesicht einer Sphinx vcr. Tic rätselhafte Vielfalt des deutschen Lebens mochte sich niemand so leicht zu erklären. Jetzt — nach dem Sturm — glaubt man auch im Ausland an eine Stabilisie rung der deutschen Verhältnisse. Nun holt man nach, was i mn früher versäumt hat. Namhafte und namenlose Gäste aus dem Ausland suchen Deutschland — wie es ist. Und vor ihren Augen zerfetzt das Lngennctz, das eine ebenso ge schickte wie verantwortungslose Grcuelpropaganda in den letzten Monaten geknüpft hat. Alle Auslandsgäste haben etwa bas gleiche Erlebnis: Sie kämpfen als „liberale Menschen" mit der Schwierigkeit, das neue Geschehen in Deutschland non Grund aus zu be greifen. Allzusehr verstrickt in den Ideen des vorigen '.Jahrhunderts, zögern sie mit dem freudigen Ja zu dem deutschen Jdecnwandcl. Aber sie räumen zugleich rückhalt los ein, daß die deutsche Revolution der Nation einen mäch tigen Auftrieb gegeben hat. Es herrscht allenthalben Ruhe und Ordnung. Kein ausländischer Gast gerät mehr in die Gefahr, von politischen Unruhen in Mitleidenschaft gezogen zu werden. Es macht überaus großen Eindruck, daß bas ganze deutsche Volk geschlossen hinter seinen Führern steht. Die deutschen Menschen glauben wieder an eine Zukunft. Wer von den ausländischen Gästen etwas tiefer sieht, der vermag auch zu erkennen, daß das Feuer eines neuen Idea lismus in den Herzen von Millionen brennt. Der anders geartete französische Bürger hält gewiß mit Werturteilen über das neue Deutschland zurück. Um so schwerer wiegt die Anerkennung, die dieser Tage beim ersten französischen Kriegsschiffbesuch in Hamburg der Schiffskommandant dem deutschen Volke zollte. Meistens nehmen sich die Auslandsgäste auch heute nicht die Mühe, das deutsche Volk bei seiner Alltagsarbeit kennen zu lernen. Theodore Roosevelt jun., der Sohn des großen „Teddy", macht eine rühmliche Ausnahme. Auf seiner Deutschlandreise sah er sich zuerst die Arbeitslager deutscher Jugend an. Hier ging ihm das Verständnis auf für die große Wandlung, die sich in den letzten Monaten in Deutschland vollzog. Herzhaft packten das heiße Eisen jene amerikanischen und englischen Studenten an, die in deut schen Arbeitsdienstlagern mehrere Wochen lang freiwillig Dienst machten. Bereitwillig erlaubte die Retchsleitung des Arbeitsdienstes den jungen Angelsachsen den Dienst ge meinschaftlich mit den deutschen Kameraden. Aus den Auf zeichnungen dieser angelsächsischen Studenten geht hervor, daß der tägliche Umgang mit jungen Deutschen ihnen ein unvcrzerrtcs Bild vom neuen Deutschland vermittelte. Wenn sie wieder in ihre Heimat zurückgekehrt sein werden, dann prallt jegliche Grcuelpropaganda an ihnen ab. Im Gegenteil — sie werden als die Sachwalter deS neuen Deutschlands in ihrem eigenen Lande auftreten. Selbst die Berater des amerikanischen Präsidenten Roosevelt — die Mitglieder des mächtigen Hirntrusts — gehen ans große Fahrt nach Mitteleuropa. Mr. Baruch — der Name sagt es schon — bringt für das neue Deutschland gewiß keine großen Sympathien mit. Er holt sich seine Kenntnisse von der deutschen Umwälzung nicht etwa im > >.ucn Reiche selbst, sondern in den Nachbarländern. Wun dert sich jemand dann darüber, daß dieser Hirntrust-Mann ! .,ü neue Deutschland in einem trüben Lichte steht? Ist es nicht bedauerlich, daß sein mitteleuropäischer Bericht an Roosevelt notwendigerweise von falschen Voraussetzungen ausgeht? Die Europareise Baruchs bietet ein klassisches Beispiel dafür, wie man es nicht machen soll, wenn man neue Entwicklungen in Europa kennenlernen und abschätzen will. Die Reihe der deutschen Auslandsgäste ließe sich noch nm viele klingende Namen vermehren. DaS Interesse am neuen Deutschland ist überall erwacht. Und die Schauer märchen der Grcuelpropaganda im Ausland schrecken nicht mehr. Außerdem sind die Angelsachsen viel zu nüchterne c'eute, als daß sie sich von Märchenerzählern imponieren lassen könnten. Also besuchen sie scharenweise bas „Deutsch land nach dem Sturm". Und nicht nur Angelsachsen geben sich in Berlin und in den anderen deutschen Städten ein Stelldichein, sondern auch Italiener, Franzosen, Menschen der gelben Raffe und selbst — Kubaner. Denn auch der Erzbischof von Havanna, der gegenwärtig durch Deutschland reist, will das merkwürdige Volk gründlich kennenlernen, von dem die ausländischen Zeitungen so dunkle Geschichten zu erzählen wußten, Die Anttoorlen des SbereeichSMlwatteS an Vranttng und Rolland. Bon zuständiger Steve wird ein Briefwechsel zwischen Rechtsanwalt Branting, dem Schriftsteller Romain Rolland und dem Oberreichsanwakt in Sachen Reichstagsbrandstif tung veröffentlicht: Der schwedische Rechtsanwalt Branting erwidert auf das an ihn gerichtete Schreiben des Oberreichsanwalts vom 10. August u.a., es habe sich in der Tat ein Untersuchungs ausschuß zur Aufklärung des Reichstagsbrandes gebildet, dem außer ihm Juristen in England, Frankreich, Amerikt, Dänemark, Schweiz, Holland, Belgien und Italien angehör ten. Bei dem Sekretariat dieses Ausschusses befinde sich rei ches Material, das in den Sitzungen des Untersuchungsaus schusses behandelt werden würde. Dieses Material, das zur Verteidigung der Angeklagten diene, müsse, nachdem die An klageschrift abgeschlossen und dem Gericht übergeben sei, nicht durch die Änklagebehörde, sondern durch die Verteidi ger dem Gericht vorgelegt werden. Er zweifle nicht daran, daß der Untersuchungsausschuß das gesamte Material den Verteidigern sofort zur Verfügung stellen werde, falls ge nügende Voraussetzungen für eine freie und unabhängige Verteidigung der Angeklagten gegeben feien. Auf dieses Schreiben des Rl teilte der Oberreichsanwalt eine Rechtsanwaltes Branting er- . , Antwort, in der er e nlei- tend die von Branting zum Ausdruck gebrachte Auffassung, daß der Oberreichsanwalt das gegen die An geschuldigten vorliegende Beweismaterial selbst nicht für ausreichend halte, als fehlgehend bezeichnet. Der Oberreichsanwalt habe nicht erwartet, daß er Material zur weiteren Belastung der von ihm verfolgten Personen erhalten werde. Er fei viel mehr von dem von allen deutschen Staatsanwaltschaften von jeher als vornehmste Pflicht empfundenen Bestreben ausge gangen, möglichst restlos alle für die Beurteilung der Schuld- frage bedeutende Tatsachen, also auch die etwa zur Entla- stung dienenden Momente, dem Gericht zur Kenntnis zu bringen. Zu der Erklärung Brantings, daß er es für richtig halte, das Material dem Gericht nicht durch die Anklagebe- hörde, sondern durch die Verteidigung vorzulegen, bemerkt der Oberreichsanwalt, daß der Weg, auf dem das Material dem Reichsgericht zugänglich gemacht werde, für ihn von untergeordneter Bedeutung sei. Zu den von Branting geforderten Voraussetzungen be merkt der Oberreichsanwalt u. a.: Dem Angeklagten stehe dle freie Wahl des Verteidigers aus der Zahl der von einem deutschen Gericht zugelassenen Rechtsanwälle sowie der Rechtslehrer an deutschen Hochschu len frei. Die Zulassung ausländischer Verteidiger unterliege nicht dem Befinden des Oberreichsanwalls, sondern fei von der Genehmigung des Gerichte» abhängig. Ausländische Vertei diger könnten nach gesetzlicher Vorschrift nur in Gemeinschaft mit einem deutschen Verteidiger zugelassen werden. Das Wim »es MWtagsdrmMtlWSMeiles m 21. öe-temm. Leipzig. (Funkspruch. ) Der Präsident des 4. Straf senates hat Termin zur Hanptvcrhandlung in der Ncichs- tagsbrandsache ans Donnerstag, den 21. September 1333, vormittags 0 Uhr, anberaumt. Die Hanptvcrhandlung findet in Leipzig statt, die Rcweisausnahme jedoch mit Rück sicht auf die notwendigen Aiigenscheinnahmen und darauf, baß die meisten Zeugen in Berlin wohnen, im Reichstags» gcbäube. Einverständnis des deutschen Verteidigers, die Verteidigung gemeinschaftlich mit einem ausländischen Verteidiger zu füh ren, sei Voraussetzung der Zulassung. Der Verteidiger sei zur Einsicht in dle dem Gericht vor- liegenden Akten befugt. Dem Verteidiger stehe das uneingeschränkte Recht der Aussprache mit dem Angeschuldigten ohne Gegenwart eines Dritten zu. Vie Haupkverhandlung vor Gericht sei grundsätzlich öffentlich. Dem Oberreichsanwalt feien keine Umstände be kannt, die ihm Anlaß geben könnten, seinerseits einen An trag anf Ausschluß der Oeffentlichkeit zu stellen. „Die Unterstellung der Möglichkeit, daß die Angeklagten in der Untersuchungshaft nicht „menschenwürdig" behandel» werden, weise ich, als jeder Grundlage entbehrend, mit Rach druck zurück." Sicheres Geleit könne nur einem abwesenden Beschuldig ten hinsichtlich bestimmter strafbarer Handlungen erteilt wer den. „Besorgnisse für die Sicherheit des Lebens des Verte! diger, oder der von der Kommission benannten Zeugen ent behren jeder Grundlage. Sie können nur erwachsen auf dem Boden unwahrer Tenoenzmeldungen, wie sie aus unlauteren Gründen in einem Teil der Austandsprcsse verbreitet wer den. Ich bin indessen bereit, auch unbegründeten Besorgnis sen dadurch Rechnung zu «ragen, daß ich mich bei den -u ständigen Polizeibehörden für einen etwa gewünschten ve- sonderen polizeilichen Schuh einsehen werde." Die Entscheidung über die Ladung der von der Vertei digung benannten Zeugen stehe dem Gericht zu. Der Obe.- reichsanwalt werde für die Vernehmung aller Zeugen, die dienliche Aussagen machen könnten, mit Rachdrnck emtretsn. Die Erteilung der Genehmigung an Beamte und frühere Beamte zur Aussage sei Sache der vorgesetzten Dienstbehörde. Der französische Schriftsteller Romain Rolland hatte in einem Schreiben an den Oberreichsanwalt die Aushändigung des angeblich im Besitz des ausländischen Untersuchungsaus schusses befindlichen Beweismaterials von denselben Bedin- gungen abhängig gemacht. Der Oberreichsanwalt hat daraus die gleiche Antwort erteilt wie an Branting. Deittschlandslug 1833. Geschwindigkeitsprüsung in Staaken. Berlin. «Funkspruch.) Die Gportlettnng des Deutsch- landslugcS 1883 hatte den Start für die Ucversithrnng der 123 zngelaffenen Maschinen vom Flughafen Tempelhof nach Staaken hcnte Donnerstag morgen wegen des schlechten Wetters etwas hinauSgeschoben. Für de« kurzen Flug hatte man daS starke Feld in Gruppen von je sechs Flugzeugen eingeteilt, die in Abständen von einer bis drei Minute» ge startet wnrden. Pünktlich «m 7 Uhr 88 erhob sich die erste Gruppe, und bald bemerkte man über den westlichen Teil Berlins den Riesenschwarm der 128 Sportslngzenge. In Staaken hatte man dahingehend entschieden, daß zu erst die schnellen Maschinen zur Höchstgeschwindigkeits prüfung starteten. Als erster ging Oberleutnant Seide mann auf seiner schnellen Heinkel, mit der er im Vorjahre beim Europarnndslug aufsehenerregende Leistungen er brachte, aus die 58 Kilometer lange Strecke. Hinter Seide mann. der den ersten Teil mit etwa 215 Stundenkilometern zuriicklegte, also 15 Stundenkilometer mehr hcr- ensholtc als die Normalgeschw ndigkeit seiner Maschine lei ögt, flogen in Abhanden von je einer halben Minute die übrigen Konkurrenten und erledigten ibr Pensum hröbtenteils in etwa 28 Minuten, Slahlhelnttag abgesagt? Rcichssiihrcrtagnng des Stahlhelms erst am 23. September. * Berlin. Wie die Tclegraphen-Union erfährt, hat der BundeSsührer des Stahlhelms ans Wunsch des Reichs kanzlers Adolf Hitler die für den 8. September anberanmte Neichssührcriagung des Stahlhelms in Hannover ans den 23. bis 24. September verlegt. Wegen der durch diese Ver legung bedingten organisatorischen Schwierigkeiten soll die Durchführung des ursprünglich im Zusammenhang mit der Führertagnng vorgesehenen Stahlhclmtages abgesagt wor den sein. Ucber de» Umfang und Verlaus der Neichsslthrer- tagung sollen in den nächsten Tagen die Beschlc erlasse» werben 8 ötmLkll M» Vkk NmM. Wien. (Funkspruch.) Ueber ganz Oesterreich tobte in der Nacht zum Donnerstag ein orkanartiger Sturm, der ab wechselnd starke Regenschauer brachte und etwa 8 Stunden mit unverminderter Wucht anhielt, wobei er eine Ge- schwtndigkeit von SO bis 85 Stundenkilometern erreichte. Der durch den Sturm in Wien angerichtete Sachschaden ist beträchtlich. Tic Feuerwehr mußte bis in die Morgen stunden mit allen verfügbaren Geräten zu zahlreiche» Schadenfällen ausrücken.