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-er Fun-gru-c werden sie von kalkhaltiger Gruudmoräne und von Bänderton über lagert. Infolge ihres reichen Gehaltes an Feldspatgrsteinen find die Sande und Kiese vcrlehuit und braun gefärbt. Diese Nm- iM Wandlung ist in der vorletzten Zwischcneis- zeit erfolgt. M-D Das Feucrsteingerät, das Verfasser W' fand, lag nun leider nicht mehr in situ, das heißt, nicht mehr in -er ursprünglichen WW Lage, sou-ern war durch Kiesabtragungcn von der anstehenden Wan- herunterge- MM rutscht un- lag auf -er Sohle der Grube. AM*" So liehe sich wohl nicht bestimmen, in wel- cher Erdschicht das Scrat -ie 100 000 Jahre -iS in die Jetztzeit überdauert hat, wenn iWßjZ ihm nicht -er feste, braune, versinterte Sand angehaftet hätte. Er klebte so fest au, -aß er nur mit Anstrengung mit Hilfe einer Bürste abgekratzt werden konnte. Zum Teil sitzt er noch in der Verwitte« rungsrinde. Somit kann also kein Zwei fel an -er Lagerung des Stückes in den Abb. Schmelzwasserbildungen bestehen. »Die FunLschicht ist also sicher saaleeiszeitlich. Diese Be stimmung gibt für das Stück nur -ie jüngste Alters grenze. Es könnte auch älter sein, und bei dem über greifenden Vorgänge -er Aufschüttung in die Sande un- Kiese eingebettet worden sein, in entsprechender Weise, wie dies bei -en Markkleeberger Fundstücken anzunehmen ist. Da man kaum annehmen kann, daß -er Mensch während -er Saaleciszeit nahe am Eis- ran-e gelobt hat, ist -as Stück wahrscheinlich gegen Ende -er großen (vorletzten) Zwischeneiszeit ent standen." Das hohe Alter verrät auch das Keuersteingerät frLst. Wkr sehen es uns erst einmal genau an. Abb. L. ES ist eine 11H Zentimeter lange, 5,3 Zentimeter breite und 3 Zentimeter-icke Klinge (Nr.403lKvrhm.). Sie stellt einen ziemlich großen und breiten Abschlag von regelmäßiger Gestalt dar. Der Querschnitt ist verhältuismäßig dünn. Di« Unterseite besitzt an -er abgerundeten unteren Stelle, an -er Basis, eine deut lich hervorspringende Verdickung. Das ist -ie soge nannte Schlagzwiebel. Ihre einstige noch etwas grö ßere Dicke ist durch Abtrennen zweier feiner waage rechter Späne verringert wor-en. Sonst ist die Unter seite glatt un- fast eben. Eine ganz geringe Krüm mung der Längsachse nach unten läßt sich feststellen. Die Oberseite ist bearbeitet. Zwei lange Späne sind von links unten nach rechts oben abgeschlagen wor-en. Der breitere fitzt rechts un- dehnt sich, in sanftem Vogeu einwärts geschwungen, bis zur unteren nnd rechten Seitenkante aus. Links neben ihm fitzt der schmalere Abspliß, ebenfalls etwas einwärts gewölbt. Er überzieht fast -ie ganze Länge -es Geräts. Beide Abschläge stoßen in einem scharfen Grat zusammen. Da sich nun nach links weiterhin ein schmaler Streifen zerfressener Berwitterungsrinde anschließt, so entsteht ein trapezoi-er Querschnitt. Diese Verwitterungs rind« beginnt rechts unten an der Basis, umzieht deren breite Kante und setzt sich in dem erwähnten Streifen von links unten nach rechts oben auf der Oberseite des Geräts fort dis an die Spitze. Eine ungefähr pfenniggrobe Insel Verwitterungsrinde schließt am oberen Drittel -en Grat zwischen den beiden Abschlägen ab. Die Ränder sind fast rund um sorgfältig gedengelt. Dichtgcstcllte, ungefähr öd Zentimcter breit« Abspliss« stellen den Steil abfall zu -en Kanten her, -ie dann durch winzig kleine, eng aneinaudcrgereihte Abschläge nach gearbeitet sind. Di« linke Seitenkante verläuft zu- . Die attfteinzeitliche Feuersteinklinge von Hirschstein. (Zeichnung nach H. Dcngler.) meist in gleicher Richtung wie die Längsachse des Ge räts und Liegt im oberen Viertel deutlich ab gesetzt ge radlinig nach rechts zur Spitze. Die rechte Seitenkante verläuft in leichtem Bogen zur Spitze und ist gröber gezähnt. Die Spitze -er Klinge ist in besonderer Weise zugerichtet worden. Die Eirdspitzc ist beiderseits von einer Einbuchtung begleitet, die wiederum in zwei kleinere Spitzen anslaufrn. Dadurch erinnert die Klingenspitze au -ie Zentrumsbohrer. Die Farbe des Geräts ist hellgrau, an einigen Stellen hellbraun schei nend. Die Berwitterungsrinde ist zum grüßten Teile von -er hellbraunen Farbe der Eandschicht überzogen, durch -ie an wenigen Stellen schwarze Verkrustungen durchblicken. Di« Ränder sind durchscheinend. Die Dicke des Geräts nimmt von der Basis nach -er Spitze ab. Das Gewicht beträgt 1S1F Gramm. Die Klinge konnte mehrfachen Zivecken -jenen. Mit der Spitze ließ sich bohren und ritzen. Mit der linken geraden Kante ließ sich schaben und kratzen. Die gebogene Kant« konnte als Säge oder Messer be nutzt werden. Schließlich ließ sich die Klinge auch als Hacke verwenden. Eie wir- wohl öfters zum Ocffnen -er erlegten Tiere, zum Abhäuten und zum Zerlegen des Fleisches gedient haben. Solche Feuersteingeräte, wie sie -nrch unseren Fund in der nor-sächsischen Heimat in einem Einzel stück vorliegen, sind nun anderwärts zahlreich gesam melt worden. Vor allem find sie aus Frankreich be kannt. Dieses Land war währen- -er ganzen Eiszeit eisfrei. Darum hielt sich -er Urmensch mit Borlicbe auf französischem Boden auf. Es ist -eshalb uicht zn verwundern, daß gerade in Frankreich -ie altsteinzeit- lichcn Feuersteinwcrkzeuge überaus häufig und in hervorragender Ausbildung gefunden worden find. So erblühte die Erforschung des Altsteinzeitmenfchen in Frankreich zuerst. Die Franzosen konnten an der Hand ihres an zahlreichen Orten gefundenen Mate rials eine Entwicklung der Feuerstcingeräte von der einfachsten zur vollendetsten Gestalt Nachweisen. Denn wie kein Mcnscheuwcrk gleich in Vollendung gebildet wird, so hat auch die Feuersteintechnik eine Entwicklung dnrchgemacht. Die einzelnen Entwicklungsstadien wer den nach den französischen Orten benannt, wo sie zu erst am typischsten angetroffen wurden. Ein Vergleich unseres Stückes ergibt die Uebcrcinstimmnng dessel ben mit den Geräten, die in der Achenleen-Stufe zu sammengefaßt werden. Das ist die Zweitälteste Ent wicklungsstufe. Auf Grund besonderer Eigenheiten kommt nun wieder eine Untergruppe -cs Acheuleen in Frage, -ie Lcvallois-Stufe, »benannt nach -en nur wenige Meter über dem heutigen Seineniveau befind lichen Schottern von Levallois-Perret bei Paris. Sie stellt ein« Spezialiu-ustrie -ar, -ie bereits gegen das Ende Les älteren Acheuleen gut ausgebildet erscheint und welche im jüngeren Acheulsen ihren Höhepunkt er reicht". (H. Obcrmaier: Der Mensch -er Vorzeit. 1912. Seite 131, Abb. 72,1.) Aus Deutschland liegen die altsteinzeitlichen Funde noch nicht so zahlreich vor, was wohl verständlich ist, -a dies Land zum größten Teile der mehrfachen Ber eisung unterworfen war. Die deutsch« Forschung, namentlich Wiegers, hat sich bemüht, ein deutsches Entwicklungssystem auszuarüeiten, das nach deutschen Fundorten benannt ist. Da entspricht unser Fundstück der Markkleeberger Stufe. In -en Schottern von Markkleeberg bei Leipzig fanden sich ganz ähnliche Werkzeuge. (Berg!. K. H. Jacob: Paläolithische Funde aus Leipzigs Umgebung. Präh., Zt. m. 1911. Seite 116 ff und Abb. 4,1.) Nun interessiert -ie Frage nach dem Menschen, der Las Feuersteingerät geschaffen hat. Die Geologen sagen, die Sandschicht, in der es gelegen hat, ist wäh ren- der zweiten Eiszeit abgelagert wor-en. Die Geo logen sagen ferner, daß -as vor rd. 100 000 Jahren ge schehen ist. Haben die Geologen recht, dann können die Vorgeschichtler sagen, -aß das Gerät auch rund 100 000 Jahre alt ist. Also haben vor rund hundert tausend Jahren schon Menschen unseren Heimatboüen bewohnt. Wenn cs nun auch nach -em geologischen Befund nicht wahrscheinlich ist, daß jene Menschen ge rade an der heutigen Fundstätte gelebt haben, so ist aber sicher damit zu rechnen, -aß ihr eis- und wasser freier Aufenthaltsort uicht weit davon entfernt zu suchen ist. Tas ergibt sich aus dem vorzüglichen Er haltungszustand -es Werkzeuges. Es läßt keinerlei Spuren eines Wassertransportes erkennen. Die Kan ten sind weder beschädigt, a^estoßen oder durch die Kraft des Wassers gerundet, noch zeigt die Oberfläche -ie sogenannte Waflerpatina, -ie -ie Feuersteine über zieht, wenn sie lange im Wasser gelegen haben. Das Gerät ist also ein sicherer Beweis für die Anwesenheit -es Urmenschen schon vor 100 000 Jahren, also wäh rend der zweiten Eiszeit in unserer nordsächsischen Elbheimat oder, wie Grahnumn annimmt, schon ans -cm vorausgehenden Zeitraum, der ersten Zwischen eiszeit. In jener Zeit herrschte ein mildes, trockenes Klima. Die Urmenschen konnten daher in der freien Ebene wohnen, -ie eine Steppenlandschaft bildete un brauchten sich nicht zum Schutz vor Kälte in Höhlen verkriechen. Wir können also eine Freilandstation als Wohnsitz annehmen. Wo sie lag, wissen wir noch nicht. Wir wissen auch nicht, wie die Behausung aus gesehen hat. Wir dürfen vielleicht eine ganz einfache zeltartige Hütte aus verflochtenen Baumzweigen oder Fellen annehmcn. Daß Las Feuer schon im Dienste -er Menschheit stand, ist Lurch entsprechende Funde erwiesen. Ackerbau und Viehzucht waren jenen Ur menschen jedoch noch urrbekannt. Die Nahrung bil deten gesammelte Frücht«, vor allem Fische und Fleisch erlegter Tiere. Diese waren besonders Vertreter der gefährlichen Großtierwelt, denen im offenen Kampf entgegenzntreten den mit primitiven Waffen ausgc- stattcten Menschen unmöglich war. Nur durch List »nd Fallen, vor allem durch Fanggruben werden sie Herr über das Großwild geworden sein. Die zeitge nössischen Ti«re waren das Mammut, -as wollhaarige Nashorn, -er Wisent oder Bison, der Moschus ochse, Abb. 8. Der Nean-erthaler. lisch ausgesehen haben, starb noch während der Australier und Eskimos Beziehung noch an sie, stehen aber doch über jenem tierischen Men schen. Und doch dürfen wir den Neandertha- lern geistige Fähig keiten nicht absprechen. Denn die Herstellung -er Feuersteingerätc in solcher Vollkommen heit, wie sie auch in unserem Stück zutage tritt, setzt Ueberle- gung und Geschicklich keit voraus. Selbst ans die Uranfänge der reli giösen Vorstellungen dürfen wir schließen. Wie anders wäre sonst die liebevolle Bestat- tung ihrer Toten zu erklären, wenn nicht als religiöse Pietät un- Glau ben an ein WeiterlÄen des Verstorbenen? Sehen wir uns in unserem Sachsenlande nach weiteren altsteinzeitlichrn Funden um, so nnifsen wir zuerst die am längsten bekannte und schon erwähnte Fundstätte von Markleeberg bei Leipzig nennen. Diesem westsächfischen Fundplatz schließen sich in Ost sachsen einige oberlausitzische Fundorte an. Aus der Wurzener Gegen- ist ein Schaber von Schmölen nnd eine Klinge aus -em Mul-ental zwischen Wurzen und Oelschütz bekannt. Als letzter hatte sich ihnen ein Schaber ans Dresden-Plauen angereiht (G. Bier baum: Dresden-Plauen (Bienertmühle), die erst« palaeolithische Fundstelle Groß-Dresdens. In »Isis", Sitzungsberichte und Abhandlungen der Naturwissen schaft Ges. Isis in Dresden, Jg. 1931 (Dresden 1932) Seite 171—175). das Rcnntier, -as Wil-pferd un- vielleicht auch der Höhlenbär. Wie aufgefunüene Skelett« lehren, haben die Alt- steinzeitler die Größe -er heutigen Menschen nicht ganz erreicht. Auffällig kurz, aber kräftig und ge drungen waren -ie Gliedmaßen, während -er Rumps länger gehalten war. Abweichend von unserm auf rechten Gang mußten jene Urmenschen, -ie nach dem ersten Funde im Neanderthal -ie Neanderthaler ge nannt werben, etwas nach vorn gekrümmt gehen. Schul- daran war der Bau -er Beine. Die Ober schenkelknochen waren z. B. nach vorn gebogen. Wesentlich unterscheidet sich von unserer SopfbilLung jene Les Neanderthalers. Er hatte einen mächtig langen Schädel mit flach gewölbtem Schädeldach. Unter einer niedrigen, fliehenden Stirn wölbten sich dicke Knochenwülste, deren buschige Augenbrauen die großen, weit anseinanderstehenden Augen beschatte ten. Die Nase war breit und flach. Die Nasenlöcher standen nach vorn und warm wenig abwärts geneigt. Der Mund war breit und -ie Lippen standen schnauzenartig vor. Kräftig war das Gebiß. An dem Unterkiefer vermißt man Las hervorspringende Kinn. Darum wird -ie Sprechsähigkeit nur gering ausgebildet gewesen sein. So muß der gesamte Ge- fichtsausdruck -es Neanderthalers nach unseren Be griffen sehr roh, bei älteren Leuten sogar sehr beftia- Abb. 3. Diese Menschenrasse Eiszeit aus. Die heutigen erinnern wohl in mancher