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Riesaer G Tageblatt «nd Anzeiger Meblatt und Anzeiger». !kageb^at1 Riesa. Dresden I5L0. Fernruf Nr. 20. DaS Riesaer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der AmtShauptmannschaft Girotasse: Postfach Nr. 52. Großenhain, des Amtsgerichts und der Amtsanwaltschaft beim Amtsgericht Riesa, des Finanzamts Riesa und Riesa Nr. -52. des Hauptzollamts Meißen behördlicherseits bestimmte Blatt. 89. Smmadenv, IS. April 1933, abends. 86. Iabrn. DaS Nief«r Tageblatt erschetvt jede» Tag abends '/,S vhr mit NuSnahm« der Sonn- und Festtag«. Bezugspreis, gegen Vorauszahlung, für «inen Monat 2 Mark ohne Zustellgebühr, durch Postbezug NM. 2.14 «tuscht. Postgebühr (ohne Zustellungsgebühr). Für den Fall de« Eintretens von Produktionsverteuerungen, Erhöhungen der Löhn« und Materialienpreise behalten wir uns das Recht der Preis- «Höhung und Nachforderunq vor. 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Verantwortlich für Redaktion: Heinrich UHIemann, Riesa: für Anzeigenteil: Wilhelm Dittrich, Riesa vr. sn ciss clsutseks Volk. Line Voeke nslionslsorisIisMklie AukvAusrveil i» 8aeksea. »er neue SSeksIskde Lsmiftsg gevilftet. — veulsclier Protest in Lonaon. Politische Oftergedanken. Vs ist still geworden in der Politik. Diesmal gibt eS wirklich beschauliche Ostern, Festtage, die unbeschwert sind und nicht vom politischen Kampf widerhallcn. Wenn die Osterglocken klingen, hört man sie mit Andacht, wird nicht beeinträchtigt durch politisches Treiben »ud politische Un einigkeit. Und es hat den Anschein, als ob wir an sich einem inneren politischen Frieden entgegen gehen, daß Ostern ge- wissermaßen das Tor des politischen Friedens ist. Denn der Umbau, -die Neuordnung hat bereits die schwersten Scharten ausgewetzt, hat sich überall dort vollziehen lassen, wo Eile notwendig und eine schnelle Gleichschaltung erfor derlich war. Gewiß liegen noch viele Reformen in der Luft. Aber die Zahl der Gesetze wird sich nicht mehr überstürzen. Auch in der Berliner Wilhelm-Straße kann man sich mehr Zeit lassen. Das Rad rollt letzt ungehindert, die natio nale Bewegung sitzt sest im Sattel und wird sich halten. Mit den notwendigen Vollmachten versehen, kann die Regierung um- und ausbauen, Neues schaffen und Altes beseitigen. Wir aber dürfen, gestützt auf ein selbstverständ liches Vertrauen, Zuschauer sein. Mir dürfen wieder leben in der Hoffnung, einen Aus stieg vor uns zu haben, wir dürfen wieder an eine Nenwer- dung glauben, wir dürfen Menschen sein mit dem unab änderlichen Egoismus, der den Menschen gegeben ist. Das heißt, an uns selbst, an unsere Zukunft denken, vorwärts streben, vorwärts arbeiten. Dabei jedoch werden wir uns klar sein müssen, baß das Versinken in die Litanei nicht mehr zeitgemäß ist, daß wir mit offenen Augen in der Welt zu stehen und Anteil an dem Leben der Nation zu nehmen haben. Wir müssen, auch wcun wir den Frieden um uns fühlen, weiter Kämpfer bleiben für die nationale Sache, ssämpser für die große Idee: Deutschland! Ostern, politisch gesehen, ist diesmal tatsächlich Wende punkt. Tag der Neuwcrdung, Feier der Auferstehung, Glückstag, an dem sich Freude über das Erreichte mit Freude über eine fundierte Zukunft mischt. Wenn man, alter Gewohnheit folgend, heute bedächtig wird und eine Bilanz zieht, so ist eS die: daß trotz völliger Neuwcrdung Frieden und Frohsinn den deutschen Menschen beschleicht und in ihm wieder die alte Sehnsucht Platz hat, die Eigenheit der Deutschen, nach Luft, Licht, Sonne, deut schen Gauen und fernen deutschen Zielen, nach Tagen inne ren Friedens und äußeren Glücks. Wie hat das Volk Jahr nm Fahr gerungen, nm sich wieder deutsch fühlen zu können, deutsch im Fühlen und Denken. Und nun — diese Ostern gerade — ist das große Wunder Wahrheit geworden: ein Volk, ein Vaterland, ein Wille! Aus diesem Eins-sein resultiert der starke Glaube an die Zukunft, auch des ein zelnen, der für das Land und Volksganzc lebt, um in ihm sein Eigenleben im deutschen Bewußtsein führen zu können. Auferstehung der Nation! Ostern! Das Fahr 1633 sei mit großen Lettern in der Geschichte vermerkt. Ostern! Auf erstehung! Das deutsche Volk kann wieder frei atmen. ES darf glauben und hoffen. Balast flog über Bord, Unfrieden verging, neu ist das Leben, neu ist die Zeit! Geschloffene Kameradfchast der Polizei Polizeibeamte dürfen keinem Wehrverband angehören Der Oberpräsident für die gesamte Polizei Sachsens, von Letten, hat am 13. April nachstehende Verfügung an die ihm unterstellten Dienststellen herausgegeben: „Wie ich bereits in meinem Aufruf bekanntgegeben habe, ist es mein Ziel, die Polizeibeamtenschaft in Sachsen dahin zu bringen, dass sie sich mehr als Soldat fühlt, als das bisher der Fall gewesen ist. Nachdem durch Auflösung der Polizeigewerkschasten eine einheitliche Zusammenfassung der gesamten Polizei auch außerdienstlich gewährleistet ist, soll weiterhin verhindert werden, daß durch Zugehörigkeit zu verschiedenen Verbänden di« geschlossene Kameradschaft der Polizei in irgendeiner Weste gestört nnro. Ich verfuge daher mit Wirkung vom heutigen Tage: 1. Sein im aktiven Dienst der Polizei oder Gendarmerie stehender Beamter darf einem Wehrverband (SA oder SS der NSDAP, Stahlhelm oder Schwarze Brigade, Wehrwolf Sachsen oder ähnlichen) angehören. 2. Soweit Beamte diesen Verbänden bereit, angehören, haben sie sofort ihren Austritt zu erklären. Z. Meine Erklärung, daß ich ohne Rücksicht ans Partei zugehörigkeit gegen Schuldige vorgehen werde, bezieht sich auch auf Zuwiderhandlungen gegen diese Verfügung und ihre Umgehung.. SeuMland, nichts als Seutfchland. Reichsinnenminister Dr. Frick richtete im Tonfilm fol gende Ansprache an das deutsche Volk: Der überwältigende Wahlsieg des 5. März hat den ersten Teil der nationalen Revolution abgeschlossen. In einer machtvollen Willenskundgebung hat das deutsche Volk den Führer zur Freiheit, Adolf Hitler, beauftragt, das schwere Werk des Wiederaufbaues in Angriff zu nehmen. Diese Arbeit hat an jenem denkwürdigen 21. März, dem Tage des Frühlingsanfangs, begonnen. Nicht umsonst hat die Reichsregierung als Ort für den ersten Zusammentritt des neugewählten Reichstages die Garnisonkirche in Pots dam gewählt. Potsdam — die Stadt, von der Preußens Größe einst ihren Ausgang nahm, sollte ein Symbol sein und sollte dem Volke verkünden, daß die Tugenden, die einst Preußen stark und frei machten, auch für die Arbeit der Regierung der nationalen Revolution als Richtschnur zu gelten haben. Eiserne Sparsamkeit, Einfachheit und Sauberkeit in der Verwaltung, restlose Hingabe an Volk und Staat, treueste Pflichterfüllung auch im kleinsten, unbändiger Wille zu Wehrhaftigkeit und Freiheit, heiße Liebe zur Heimat und ,um deutschen Volksgenossen, dar sind die Grundsätze, nach denen die Regierung handeln und zu denen sie das ganze deulsche Volk erziehen will. Di« Gesetze und Verordnungen, die In den letzten Wo- chen vom.Reichskabinett verabschiedet worden sind, dienten rn erster Linie zur Festigung der Reichsgewalt, zur Gleich schaltung der Länderregierungen und Länderparlament« und zur Reinigung des Verwaltungsapparates. Im großen und ganzen wird diese Aktion in kurzer Zeit beendet sein. Es beginnt nunmehr der systematische Aufbau, der die voste politische und wirtschaftliche Freiheit des deutschen Vol kes zum Ziele hat. Diese Arbeit ist unendlich schwer, und es wird größter Anstrengungen bedürfen, um das hohe Ziel zu erreichen. Die Regierung rechnet dabei auf die tatkräftige Unterstützung de» gesamten deutschen Volkes. Rur in der Zusammenfassung aller Volksgenossen in einem einheitlichen kraftvollen Willen zur Selbstbehauptung und zur völkischen Freiheit stt der Aufstieg möglich, wie der Führer, unser Volkskanzler Adolf Hitler, wiederholt betont Hal, ist der Reichsregierung Jeder zur Mitarbeit willkommen, der sich zu Deutschland bekennt. Jeder aber, der sich gegen Deutsch land wendet, soll wissen, daß er al» Feind des Volkes aus der Volksgemeinschaft ausgemerzk wird. Rur wem Volk und Heimat über alles geht, ist würdig, au der heiligen Aufgabe des deutschen Freiheitskampfes mitzuarbeitea. Die Reichsregierung wird den ihr von der Nation am 8. März erteilten Auftrag ausführen und den Willen des Volkes erfüllen. Die Männer, die heute mit und unter Adolf Hitler ihre ganze Kraft dem Aufbau widmen, wollen nichts für sich. Sie wolle« nichts sein, als Diener an Volk und Staat. Sie haben nur ein Ziel: Deutsch, land und nichts als Deutschland. London, 15. April. Im englischen Unterhaus richteten mehrere Redner im Rahmen einer außenpolitischen Debatte heftige Angriffe ge gen Deutschland, die durch und durch unberechtigt sind und daher schärfste Zurückweisung verdienen. So behauptete der linksstehende Abgeordnete Attlee, Mussolinis Viermächte pakt habe „überall großen Argwohn erregt". Selbstver ständlich müsse man die Friedensverträge revidieren, aber unter Hinzuziehung aller beteiligten Staaten, „und zu einem günstigeren Zeitpunkt". Man dürfe dem jetzigen Deutsch land nicht das zugestehen, was man Stresemann verweigert habe. Der ehemalige englische Außenminister und jetzige kon servative Abgeordnete Sir Austen Chamberlain, dessen Sym pathien für Frankreich freilich bekannt sind, bezeichnete die Lage in Europa als „überaus ernst und besorgniserregend". Schließlich vergaß sich Chamberlain so weit, daß er erklärte. ,cher neue Geist Deutschlands sei die übelste Art des alten Preußentums". Bevor man sich die Abrüstung leisten könne, müsse sich der Geist Deutschlands dem Frieden zuwenden." Sehnlich äußerte sich Churchill. Weiter richtete der liberale Abgeordnete Sir Herbert Samuel Angriffe ge gen die Reichsregierung, die mit der Iudenfrage zusam menhingen. Der Arbeiterabgeordnete Wedgewood be merkte zu den Ausführungen Chamberlains und Churchills, diese Reden hätten die Revision der Verträge getötet. Zum Schluß teilte noch ein Regierungsvertreter mit. daß die Einwanderung deutscher Juden in Palä stina erleichtert worden ist. Ministerpräsident Macdonald, der gleichfalls im Rah men der Debatte das Wort nahm, sprach in der Hauptsache über seinen Besuch in Washington. Macdonald lehnt danach ein vorläufige» Schuldenabkommen ab und sieht seine Mis sion in Washington darin, eine Annäherung Amerikas und England» nicht durch Bündnisse, sondern aus geistigem Ge- biet zu schaffen. Zur Revisionsfrage erklärte Macdonald, soweit überhaupt da» Revisionsvroblem behandelt worden lei, habe es sich dabei um eine Revision gebandelt, die zur Erhaltung des Friedens notwendig sei; die Revision würde sicht abielt» vo« Völkerbuud, tonderu im völkertmud bebau- Veit werde». Dabei hätten die kleineren, an diesen Erör terungen interessierten Mächte ebensoviel zu sagen wie die großen Mächte. Das sei von Anfang au vollkommen klar gewesen. wie verlautet, hak die Reichsregierung angesichts der Debatte im englischen Unterhaus den deutschen Botschafter in London beauftragt, unverzüglich bei der britischen Re gierung Verwahrung gegen die vorstehend wiedergcgebenen Ausführungen einzulegen. * Air ikmizösWe Mir ttiimMki. * Paris. Tie Donnerstag-Sitzung im englischen Unterhaus, besonders die Erklärungen Chamberlains und MacDonaldS, werden in der französischen Presse mit größ ter Genugtuung ausgenommen und ausführlich konnnenliert. DaS Echo de Paris stellt fest, daß man sich ü ber d>e wob re Lage zwar schon vor der Machtergreifung der National sozialisten hätte klar werden müssen, daß dieser späte Um schwung aber noch immer besser sei als eine dauernde Ver blendung. Paris Soir betont, daß der englische Minißer- präsident znm ersten Male während seiner ganzen Regic- rungütätigkeit anerkannt habe, daß eine Revision der Ver träge nur im Nahmen deS VölkerbuudSpaktes möglich sei. Diese sensationelle Erklärung begrabe den Versuch eines Vicrerpaktes; denn MaeDonald nähere sich der These, die Frankreich von jeher verteidigt habe. Der Tcmps weiss aus den außergewöhnlichen Widerhall hin, den die Anssi.lä rmigen Chamberlains, Simons und MacDonaldS in ganz Europa haben würden. Die Aussprache im englischen Unterhaus trage deu Charakter einer Warnung der Ver treter des englischen Volkes nicht mehr an die Adresse Deutschlands, sondern an alle diejenigen, die sich der ge fährlichen Illusion hingcbcn, daß cs möglich sei, die Ge schäfte der Welt durch das Wunder einiger improvisierter Formeln zu regeln, die im Verlauf einer kurzen Unter redung zwischen verantwortlichen Ministern anmeßellt seien. Das nationalistische Journal des Debüts weilt dar auf hin, daß England in den Worten Chamberlains, den AnSdruck der großen britischen Ueberliesernng wieder gesunden habe. ES wäre zu begrünen, wenn so eindeutig klare Erklärnngen von der französischen Regierung abge geben würden, die wieder einmal eine Gelegenheit versäumt habe, ihren Gefühlen und ihrem Willen Ausdruck zu geben. Moteft in London. IlnerWe MW Wnilmlains M klimlillls gegen seiiMM.