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3Mt-»kMliI>k!Il WMll MMN vdz. Berlin. In einer gemeinsamen Eingabe an oen NeichSarbeitsminister, die setzt zusammen mit einer vorläufigen Stellungnahme des Ministers veröffentlicht wird, haben die Deutsche Zentral« für freie Jugendwohl« fahrt, da? Büro für Sozialpolitik und der ReichSauSschuft der Deutschen Jugendverbände den Minister gebeten, sich für die setzt dringende Lösung eine« ausreichenden Schutzes der Arbeit von Kindern und Jugendlichen einzusetzen. Bei der langdaucrnden Arbeitslosigkeit Erwachsener erscheine cS widersinnig, schulpflichtige Kinder und Halberwachsene den Gefahren ungeeigneter oder sclmblichcr Erwerbsarbeit auszusetze». In einer zunehmenden Zahl von Fällen seien in arbeitslose» Familien Kinder unter 11 Jahren die ein zigen Verdiener. Es handle sich dabei teilweise um im Rahmen des Kinderschutz-Gesetzes erlaubte Arbeiten, die aber im Interesse einer gesunden Entwicklung der Kinder abzulehncn seien,- teilweise lägen anch gesetzlich nicht erfaßte Gelegenheitsarbeiten vor. lieber die gesundheitlichen Aus wirkungen der Kinderarbeit sagten die Berichte der Lehrer schaft, dass die Kinder sich in einem ständigen Zustand der Neberanstrengung und Ermüdung bcsänden und daher in der Schule wie beim Sport versagten. Bon Hortnerinnen wurde festgestellt, dast erziehlich und sozial gefährdete Schul kinder von ihren Eltern vom Hortbcsnch abgemeldet wer den, weil sie einer ErwcrbSarbeit nachgehe» sollen. DaS Mindestalter für die Zulassung von Kindern zur gewerblichen Arbeit müsse allgemein aus vierzehn Jahre festgesetzt werden. Ausnahmen für nicht gewerbliche Ar- beiten, wie Botengänge, hanSwirtschastliche Arbeiten, dürf ten nur für leichte Arbeit und nur unter besonderen Schutz bestimmungen zulässig sein. Für jugendliche Arbeitnehmer von vierzehn bis achtzehn Jahren cinschl. der Lehrlinge erscheine ein besonderer Schutz notwendig, da bei einem großen Teil von ihnen durch übermäßige Austrengung und Ausnutzung ohne ausreichende Erholung die Lebenskraft frühzeitig verbraucht und dadurch ihre leibliche, geistige und gesellschaftliche Tüchtigkeit schwer gefährdet sei. Für diese Gruppe fordern die Verbände die 4^-Stnnben-Wvchc, in die jedoch die Zeit für den Bernfsschnlunterricht sowie für Reinigung und Instandsetzung der BctriebSränme und Einrichtungen eingeschlossen sein soll. Die Nachtarbeit zwi schen 8 Uhr abends und b Uhr morgens, sowie die Beschäf tigung an Sonn- und Feiertagen soll für diese jugendlichen verboten werden. Darüber hinaus fordern die Berbände eine Freizeit am Sonnabend oder an den Vorabenden vor Festtagen von 2 Uhr an. Arbeitnehmern und Lehrlingen unter 1ü Jahren sollte alljährlich ein bezahlter Mindest urlaub von 21 Kalendertagen, jugendlichen Arbeitnehmern zwischen 111 und 18 Jahren ein solche- von vier ebn Kalen dertagen sichergestellt werden. Ter Reichsarbeitsmintst^e hat den Unterzeichnern der Eingabe einen vorläufigen Be scheid zukommen lassen, worin er sich die Prüfung der Frage vorbehält, ob und inwieweit cS möglich ist, im Hin blick auf die Jngcndcrtüchtigung einerseits und die Arbeits losigkeit der Erwachsenen andererseits die bestehenden Vvr- schrifteu zum Schutz erwerbstätiger Kinder und Jugend licher zu verschärfen. Auf die Mitarbeit der genannte» Berbände lege der Minister Wert. Bei Einzelfällcn unge setzlicher oder nicht gewünschter Beschäftigung von Kindern und Jugendlichen bittet der Minister, sich mit dem zustän digen Gcwcrbeaufsichtsbcamten in Verbindung zu setzen. Durch gütliche Einwirkung sei eS in einer Anzahl von Fällen gelungen, an Stelle von Kindern Jugendliche, und an Stelle von Jugendlichen erwachsene Arbeiter mit den für Kinder und Jugendliche z» schweren oder ungeeigneten Arbeiten zu beschäftige». WMMer WWW dkl LeWM MIME. vdz. Die Tatsache, daß die Wahlen am 8. M8rz, dem ersten Messesonntag, eine gewisse Gewähr für eine Stabili sierung der Regierung erbrachten, bat zur Folae gehabt, daß auch in Industrie, Handwerk und Gewerbe eine zuversichtliche Stimmung Platz gegriffen bat, d e sich im geschäftlichen Verlauf der großen Technischen Messe und Baumeffe Leipzig deutlich widerspiegelte. Fast alle Aus steller konnten von zufriedenstellenden und guten Abschlüssen berichten. In den ersten Messetagen erstreckte sich das In teresse bauvtsächlich ans handwerklichen Bedarf, während die Großindustrie besonder« in der «weiten Hälfte der Messewoche bervortrat. Der AnSlandSbZuch war erheblich stärker als früher und trotz der kcharkrn Sinsubrbestim- mnnarn wnrdrn anch hier gute Ergebnisse erzielt. Die Baumrsse batte einen besonderen Anftrieb durch die Ane- fübrnngen des Arbeitsbrschaffnngskommissars Dr. Merrkr erhalten, sodaß auch hier eine zuversichtliche Stimmung argeden war. Wenn man auch nicht mit übermäßigen Hoffnungen ans die Messe gekommen war. w war man doch angenehm enttäuicht, diese geringe» Hoffnungen weit über troffen zu finden. M WM Segen len vsnlier Hintze wegen der Tötung der Kammersängerin Gertrud Binder nagel stellte der Staatsanwalt Assessor Selge den Antrag, den Angeklagten wegen Totschlags zu zwölf Jahren Zucht haus und neun Jahren Ehrverlust zu verurteilen. In seinem Plädouer führte der Staatsanwalt n. a. a»S: An dem Leben, das die Tat des Angeklagten vernich tet hat, hat nicht allein ein Familien- und Freundeskreis Anteil, sondern eine ganze künstlerische und kuustliebcude Welt. Das macht diese Verhandlung und daS Urteil in einem besonderen und über das Schicksal des Angeklagten kinauSgrciscndeii Maste bedeutungsvoll. Am 2.8. Oktober sang Gertrud Bindcrnagcl im „Siegfried" die Nolle der Brünhilde. Als sic die Oper verlassen wollte, drückte ihr Ehemann die Waffe aus sic ab. Zehn Tage später starb die Sängerin an den Folgen der Verletzung. Der ursächliche Zusammenhang zwischen dem Tod und der Schnstverletzuug steht zweisclsrei fest. Der Angeklagte hat nach dem Ergeb »iS der Beweisaufnahme den Schuft bewusst und gewollt abgegeben. Die Verteidigung des Angeklagten, er wisse nicht, wie er zu dem Schuft kam, stellt sich dar als eine Flucht vor der Verantwortung, als ein mangelnder Mut, sich zu der begangenen Tat zu bekennen. ES wird sich jedoch nicht fcststellen lassen, daft der Angeklagte den Schuft mit Neber- legung abgegeben hat. Er ist ein affekt-labiler Mensch und man kann nicht mit Bestimmtheit sagen, ob er nicht erst in dem Augenblick den TötiingSvorsatz gefasst bat, als er seine Fran tn Begleitung der verhassten Schwägerin die Treppe herunterkommen sah. Bei einer ausführlichen Würdigung der Persönlichkeit deS Angeklagten betont der Staatsanwalt: DaS kennzeich nendste Merkmal seiner Persönlichkeit ist eine Sucht, nach anften mehr darzustellen, als er innerlich sein kann. Wenn der Angeklagte erfolgreiche Vertrüge abscblieften konnte, so lag daS an dem Rnbm seiner Frau und nicht an ihm. Der Angeklagte behauptet, seine Ehe sei eine Liebesheirat ge wesen. Sein Verhalten in der Ehe zeigt aber, daft diese Behauptung leeres Wort und Phrase ist. Von Anfang sei ner Ehe an hat sich der Angeklagte mit anderen Frauen ab gegeben. Durch die Beweisaufnahme ist auch seine Behaup tung widerlegt, daft seine Verwandten an dem Ehezerivürs- Die kann jeder Geschäftsmann billig haben, der auf dem Drucksachenweg die Kundschaft bearbeitet, denn IMlli Brief träger stehen auch Ihnen zur Verfügung, wenn Sie Ivllll Angebote verschicken wollen. Und diese Angebote führen bestimmt znm Erfolg, wenn ihre Ausmachung in werblicher Hinsicht besonders geschickt ist. Dafür aber sorgt immer die Tageblatt-Druckerei, die anch Sie für die Herstellung wirksamer Werbedrucksachen zn Ihrem Vorteil in Anspruch nehmen sollten. nis schuld seien. Die Ursache der Katastrophe liegt in dem unvereinbaren Gegensatz der beiden Menschen: hier die ei» fache, schlicht-bürgerliche Frau uud dort der Mau«, dessen ganze Lebensart in einem leeren, hohlen Protzentum bestehl. Wenn schon jede? Leben unersetzlich ist, so gilt das in einem ganz besonderen Mafte von dem Leben, daS hier vernichtet wurde. Gertrud Bindrrnagel stand im künstle rischen Mittelpunkt einer Welt. Durch die Vernichtung ihres Lebens durch die brutale Tat deS Angeklagten ist das NechtSgesnhl unseres Volkes ansS schwerste verletzt. Die seS ReclstSgesühl will seine Sühne. Milde wo sie hinge- hört, aber für diesen Angeklagten und für diese Tat ist sie in keiner Richtung und in keiner Form am Platze. — Der Staatsanwalt beantragte dann die genannte.Strafe. De>- Angeklagte nahm den Antrag ruhig und ohne sichtbare Er regung ans. Die Verhandlung ivn'de dann auf Freitag vertagt. Da- Urteil wird voraussichtlich noch heute Freitag gespro chen werden. Mtze zii 1? -Wen -iuSMms miitteilt. Berlin. IFnn'sprncb.j Das Schwurgericht verurteilte heute unter atemloser ^nannnng des überfüllten Zuhörer raumes den Bankier Wilhelm Hintze rvts,«rechend dem An träge des Siaatsan-ualte^ menen TotkchwgeS sl>i„rr Frau, der Kammersängerin Gertrud Bindernagel, zn zwölf Jabren Zuchthaus vnd i- bn ^ rbren Ehrenvcrlnst. Der An geklagte nahm den l^erch rvhi" au' Gcriklttssaal. Schwindel mit „««esnndbeitStce". Wieder einmal stand der 57 Jaftre alte, erheblich vor- bestrafte Vertreter Otto Franz Maxmvlian Steuer vor dem Dresdner Schössenaer'ckt menen Betrüge«. Er statte in Dresden in zahllosen Fällen einen „Gesundste tStee" zn Kropfkuren vertrieben nnd dabei fast insiner angegeben, es handle sich nm ein Markensastrikat. Ter Betrug bestand darin, daft der Anaeklaate entweder für ante« Geld minder wertigen Tee lieferte, der die ibm ongedichteten Heilwir- kunarn aar nicht besaß, oder daft der Anaeklaate Anznst- lungen in teilweise beträchtlicher Höbe in Empfang nahm, aber an die versprochene Lieferung des Tee« garnicbt dachte. In einem Falle lieferte der Anaeklaate anch irgendwelche Pillen, die er erst gekauft hatte nnd dann ebenfalls als „Vefundheitspillen" gegen Keopsleiden abnab. Der Gesamt betrag der von ihm erschwindelten Gelder erreichte eine beträchtliche Höhe. Vor Gericht war er voll geständig, machte seine Notlage geltend nnd erhielt auch mildernde Umstände znaebilligt. DaS Urteil kantete wegen Rückfall betrüger in 5 Fällen, teilweise in Verbindung mit Vergeben gegen das Arzneim'ttelgesek sowie wegen einer Unterschla gung auf 1 Jahr .1 Monate Gefängnis. Dem Angeklag- ten wurden die bürgerlichen Ebrenrcchte ans drei Jahr« aberkannt. Vie MMe w MleMiiMen vrlketMIlW. * Dresden. Die im Schntzverband der Brikett- grosfiften im Bereich deS ostelbiscben BrannkoblenfpudikatS e. V. Sitz Dresden zusammengcschlossenen mittel ständischen lvrikettgrofchändler faßten in einer in Berlin abgebaltenen Versammlung eine Entschließung, in der zum Ausdruck gebracht wird, daft eine bewußte mittelständische Wirtschafts politik das Gebot der Zeit sei. An alle amtlichen nnd halbamtlichen Dienststellen, die Reichsbahn eingeschloffen, möge die Verfügung der Reichsrrgirrnng ergeben, daß sie ihre Aufträge bewußt dem gewerblichen Mittelstand zu kommen lassen, mit Konzernfirmen nnd deren Tochtrrarsell- schasten aber rin« Geschäftsverbindung nickt mehr länger aufrecht erhalten. Tie privaten Abnehmer sollten in dieser Umstellung mit bestem Beispiel voranaehrn. Mittelstands feindliche Einflüsse au? der Besetzung der verschiedenen Organe der Kohlenwirtickast, einschließlich des Reichswirt- schastsrats, seien ohne Verzug zu beseitigen. Aufgabe des ReichSwirtschastSministeriumS sei es, die Kans- und Liefe rungsbedingungen des ostelbischen BraunkotzlrnsyndikatS so zu gestalten, daß sie nicht länger mittelstandSseindlich wirken. Dazu gehörten Wiedereinjübruna der VreiSklassi- fizierung, Rabattsicherung für den inittelständischen Groß- H7 Der Wagen hielt. Vandro sprang ab und klingelte am Tor. Steinherr öffnete den Schlag und half seiner Be gleiterin beim Aussteigen. Stumm standen sie neben einander, während der alte Diener aus dem Hause hastete. Ats er aufgeschlossen, hob Steinherr förmlich den Hut. »Vergessen Sie nicht: bis Mitternacht müssen Sie fort sein*, sagte er kurz. Sie nickte. „Ich werde abgereist sein — und danke Ihnen. Untersuchungshaft ist sehr langweilig.* Eine abwehrende Handbewrgung. „Es geschieht nicht auS Ritterlichkeit, Frau Maloreen.* Seine Stimme klang kühl und geschäftsmäßig. Ein rätselhafter Ausdruck von Spott und Schmerz war in dem blassen Frauengestcht, das sich ihm entgegenhob. „Wozu das, Magnus Steinherr? Auch Sie leiden!* Mit einer impulsiven Bewegung reichte sie ihm ihr silbernes Handtäschchen hin. „Da, nehmen Sie sie, zum Andenken! Ihr Inhalt dürfte Sie interessieren, für mich hat er keinen Wert mehr.* Ein letztes Aufleuchten der grünen Augen, dann neigte die Maloreen das Haupt: „Leben Sie Wohl.* Hart siel das Tor hinter ihr ins Schloß. Und daS metallische Geräusch dünkte den Mann wie das Fallen eines eisernen Vorhangs über einem Spiel, das froh be gonnen und traurig geendet. Er sah herab auf das Täsch chen, das er tn der Hand hielt. Was sollte das? Halb mechanisch öffnete er es. Zwischen Spitzentüchlein, einem silbernen Puder döschen und anderen Toilettenutensilien lag ein kleines, schwarz eingebundenes Heft voll rätselhafter Zeichen. Das enthielt aus der letzten Seite eine in Bleistift hingeworfene Stil»« lraendeines Grundrisses, Da strafften sich MagnuS SteinherrS Schullern. Er verwahrte die Tasche, tat einen tiefen Atemzug und trat an den Schlag: „So, das wäre erledigt. Wetter, Dandrol* Sechsundzwanzig st es Kapitel. Die folgenden Wochen waren nicht leicht für Georg von Vandro, der seinen Freund und Brotherrn nun von jener Sette kennenlernte, die der Außenwelt zur Genüge bekannt, von der er aber bisher verschont geblieben. Jede Spur von Wärme war aus seinem Wesen ge schwunden; es war, als hätten die Ereignisse der letzten Zeit ihn völlig verändert. Kalt und verschlossen ging er seines Wegs, ohne Rücksicht und ohne Teilnahme am Er gehen seiner Mitmenschen. Nur die nötigsten Worte wurden gewechselt, Einladungen abgesagt, Besuche ver beten. Magnus Steinherr lebte nur noch für die Arbeit, in die er sich ganz vergrub. Trotz der schweren Zeiten nahm das Wert einen ungeahnten Aufschwung, rastlos wurde geschafft, die Hochöfen dampften, und die Arbeiter waren zufrieden. Dennoch fraß Bitterkeit wie ein giftiger Stachel an des Mannes Herz, dem dieser Erfolg beschieden. Gerade diesmal, wo er — der sich so selten einem Menschen zu erschließen vermochte — Bertrauen geschenkt, wurde er getäuscht und betrogen. Alles, was er je der Maloreen erzählt, seine Lebensgewohnheiten, sein Um gang, kleine Bemerkungen über besonders tüchtige Be amte — alles war in dem kleinen, vom geheimen Nach richtendienst entzifferten Heft enthalten, neost den In struktionen, die der Franzose während deS Fluges ein getragen. Dazu eine Skizze des Werkes, wie es die Frau am letzten Tage scharf und treffend gesehen. Der Mann, der sein Freund gewesen und den sie zum Perrat verführt, war seit ihrer Abreise ebenfalls verschwunden. Biel Freude würde ihm auS dieser Verbindung nicht er wachsen, dem armen schwachen Heinz Gebler, den seine Gläubiger nun überall suchten... Auch das Verhalten der Kalcsso hatte einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen. War sie auch oberflächlich, ein echtes Kind ihrer Zeit — ein wenig mehr Anstand und Tiefe des Gefühls hatte er ihr doch -«getraut. Ueberall Lug und Trug. Hinter der Maske von Liebe und Freund schaft verbarg sich nur die Gier nach seinem Geld. Vandro fühlte, was in des anderen Seele vorging, und litt mit ihm. Aber das Bewußtsein seiner Stellung als Untergebener verschloß ihm die Lippen. Ruhig, korrekt wie stets, tn unveränderter Freundlichkeit tat er seinen jetzt oft schweren Dienst. Das Wetter war rauh geblieben. Schnee stürme kündeten den Winter an, der lang und hart zu werden drohte. Die weiten Fahrten, meist im offenen Wagen, das lange Warten in Kälte und Wind waren nicht geeignet, die Kraft zu ersehen, die Krankheit und Unterernährung ihm im Laufe der letzten Jahre gc- raubt. Aber nie kam ein Wort der Klage über Georg von Vandros Lippen, die stets ein Lächeln fanden, wenn er durch die nächtliche Dunkelheit des Parks dem kleinen Hause zustrebte, dessen erleuchtete Fenster ihn schon von weitem grüßten. Dann pfiff er ein paar Takte irgendeines Volksliedes — die Tür flog auf, auf der Schwelle stand die Frau, die der Inbegriff aller Seligkeit für ihn ge worden, und breitete die Arme aus in zärtlichem Will kommen. Es war eine glückliche Heimkehr, auf die er sich den ganzen Tag freute. Und einmal, als sein Herz besonders stark davon erfüllt war, vergaß er seine Zurückbaltung und sprach davon zu Steinherr, mit dem er eben von weiter Fahrt nach Hause gekommen. „Man muß sich aus etwas freuen können, um das Leben zu ertragen", sagte er, und seine Augen hingen bcsorat an dem verschlossenen Gesicht, das jetzt nie mehr ein Lächeln erhellte. Steinherr nickte langsam. „Ja, Sie in Ihrem Ebe- glück! Möchte cs Ihnen lange erhalten bleiben! En»- täuschung ist ein bitteres Brot."