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—ZI» »r« willig seiner Aussorverung. Er schatt sich innerlich selbst, nannte sich einen eifersüchtigen Narren; aber er konnte nicht gegen sich an. Er begehrte diese Frau mU aller Leidenschaft. Er liebte sie, wie man nur einmal liebe« konnte. »Sind Sie müde?" fragte er, nicht ohne heimliche- Bangen, sie könnte die Frage bejahen. .Ganz und gar nicht!' antwortete Evelyn zu seiner Freude. .Hätten Sie Lust, noch ein wenig zu tanzen?" .Große Lust, vorausgesetzt, daß es Ihnen Vergnüge« macht!" .Da- größte, da- ich mir im Augenblick vorstelle« kann!" Sie fuhren in ei« elegantes Tanzlokal. Evelyn tanzte berauschend. Ihre schlanke, süße Gestalt, im Tanz sich so ganz nahe zu fühlen, betäubte ihn geradezu. Wie in eine» Rausche des Glücks war er. Bei einem langsamen Tango, bei dem sie voller Hin gabe in seinen Armen ruhte, flüsterte er selbstvergessen; .Evelyn, dürfte ich Ihnen immer so nahe sein! Immer!" Er wußte selbst nicht, daß er es laut gesagt hatte. ES war seine Seele, die aus ihm gesprochen hatte. Aber Evelyn hatte verstanden. Sie hob jäh, auS ihrer süßen Träumerei aufgefchreckt, den Kopf und forschte mit großen Augen in Lothars bewegten Zügen. Er hielt ihrem Blick stand, und sie wußte, daß die Worte auS seiny» Herze» gekommen waren. Ein« jäh« Röte überzog ihr Gesicht. Sie senkte daS Haupt wieder und tanzte weiter, ohne zu antworten. Eine Stimme erstand tu ihrem Innern, gebieterisch und fordernd; es war die Stimme ihres Herzens, war daS Glück, das plötzlich zum Greifen nahe vor ihr stand! Schon wollte sie sich enger an Lothars Gestalt schmiegen, da meldete sich eine andere katte Regung, der Verstand: „Das Glück? Vielleicht. Aber auf wie lange? Willst du ein kurzes Glück gegen langes Leid eintauschen? Gewiß, dein Herz schlägt diesem Manne entgegen. Aber warum soll gerade er anders sein wie alle anderen? Genügt dir die Verlockung eines Augenblicks, um daS Mißtraue« vieler Jahre aufzugeben? Tu's nicht, Evelyn! Bleib dir selbst treu!" Schweigend tanzte sie den Tanz zu Ende. Aber Lothar fühlte, ihr Körper strebte von ihm fort. Ihr Gesicht war verschlossen, als er sie zum Tisch zurücksührte. .Ist Ihnen nicht gut?" fragte er. .Es ist nichts!" antwortete sie, mit dem Versuch eines Lächelns. .Aber jetzt bin ich wirklich müde und wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mich in mein Hotel bringen würden!" Schweigend fuhren sie heim. Vor ihrem Hotel reichte sie ihm vie Hand und fragte ihn mit einem offenen und doch etwas ängstlichen Augenaufschlag: .Lothar, wollen Sie mein guter Freund bleiben?" Er beugte sich tief über ihre Hand und küßte sie mit heißen Lippen. .Immer!" sagte er ernst. Sie sah ihn noch mit einem Blick an, in dem Liebe, Schmerz und Entsagung seltsam gemischt Ware«. Dann glitt sie rasch durch die Drehtür des Hotels. Lothar war noch stundenlang, nachdem er sich von Evelyn getrennt hatte, ziellos in den Straßen von Paris derumgeirrt. Gegen Morgen hatte er ein paar Stunden unruhige« Schlummers gefunden. Um neun Uhr war er auf dem Büro seiner Firma. Ei« Boie hatte eben ein Paket mit den Papieren gebracht d,e er von Evelyn erbeten hatte. Er griff hastig nach dem Begleitschreiben. In kleinen, sehr regelmäßigen Buchstaben stand darin: «Lieber Freund Lothar! Lassen Sie mich Ihnen zu nächst herzlichst danken für den gestrigen Abend. ES war der schönste, den ich je erlebt habe. Ich wage zu hoffen, Sie werden mir nicht böse sein, daß ich Ihnen die Antwort auf ein Wort schuldig geblieben bin, daS zu hören mir unendliches Glück und unendliche Traurig keit verursachte. Können Sie verstehen, daß ich der Stimme der Vernunft mehr Gehör schenken will als der Stimme des törichten Herzens? Wenn ich meiner .diplomatischen' Vergangenheit etwas zu verdanken habe, so ist es das, daß ich mir die Grundregel aller Diplomatie zu eigen gemacht habe, daß die Gefühle zu schweige» haben, wen» die Vernunft spricht. Darum versuchen Sie mich zu verstehen und mir zu verzeihen. Ihre Freundschaft zu verlieren, erschiene mir als ei» schlimmeres Unglück, als ich je eines zu ertragen hatte. So wie ich Sie zu kennen glaube, rechne ich auf Ihre Nachsicht und Ihr Verstehen. Ich schicke Ihnen die Papiere, von denen Sie gestern sprachen. Ich werde nicht böse sein, wenn Sie sie mir unbenutzt zurückschicken. Ich habe auch Ihren Brief heute auf meiner Bank abgegeben. Meine Nerven bedürfen ein wenig der Ruhe. Ich verreise für einige Tage aufs Land und werde nach meiner Rückkehr von mir hören lassen. Mit herzlichem Händedruck Ihre Evelyn." Lange saß Lothar über diesen Brief gebeugt, wog jedes Wort auf der Waage seines Urteils. Es schien ihm, als ob in diesen Zeilen Hoffnung und Verzweiflung zu gleichen Teilen für ihn gemischt wären. lFortsetzung folgt.) Silbenkreuzworträtsel. Waagerecht: 1. Vorführung. 4. Tageszeit, 5. Werk zeug, 7. Schule, 9. Nordostwind, 10. Speise, 12. Musikzeichen, 14. westfälische Stadt, 16. italienische Stadt, 17. weiblicher Vorname, 19. Antriebsvorrichtung, 29. Sammelname für Vogelart, 22. männlicher Vorname, 24. Angehöriger eines umherziehenden Volkes, 27. griechischer Dichter, 29. perua nische Stadt, 30. Naturereignis. Senkrecht: 1. Waffe, 2. Anstrengung, 3. Verwandter, 4. amerikanischer Millionär, 6. Organ, 7. Sinnbild der Musik, 8. Farbe, 9. Abgesandter, 11. Eisenbahnwagen, 12. Monat, 13. Tagesbefehl, 15. italienische Stadt, 18. Ge wichtsbezeichnung, 19. Stadt in Brandenburg, 21. männ licher Vorname, 22. Zeitgeschmack, 23. Vater Karls des Großen, 25. Reitbahn, 26. weiblicher Vornahme, 28. Natur forscher, 29. Hohlmaß. Auflösung des Kreuzworträtsels. Waagerecht: 1. Spinett, 6. Arena, 8. kalt, 10. Tank 13. Ode, 14. aha, 16. Dur, 17. Koralle, 21. Delta, 22. au, 23. Aare, 25. Linz, 27. Kastellan, 28. Reis, 29. Edam, 31. Ur, 32. elf, 34. Ar, 35. Libelle, 37. Rebus, 40. Po, 41. Eigensinn. Senkrecht: 2. Pat, 3. Neuhaldensleben, 4. Tat, 5. Rad, 7. Gnu, 8. Kobra, 9. Lek, 11. Ade, 12. Kranz, 15. Alt, 18. Odessa, 19. Lallen, 20. Lake, 22. Anna, 24. Rain, 26. Jade; 28. Reuse, 30. Marie, 32. Ebene, 33. Fluß, 36. Ebe, 38. Ton, 39. Ei. Druck und Verlaa von Lanaer u. Winterlich, Ries» Kür die Redaktion verantwortlich: Heinrich Nblemann. Riela. riyvrsv usiLsyvtL V" SS» CrKhlcr an Ser Elbe. velletr. Gratisbeilage zu» „Riesaer Lazevlatt". Nr. 29. Riesa, 22. Juli 1933. 5«. Jahr«. Me Mö MM. Am Fest der deutschen Fugend hatten wir in Warne münde bei strahlendem Sonnenschein auf grüner Wiese einen Feldgottesdienst, zu dem alle Jugcndverbände und Sckulen des Ortes sich versammelt hatten. Es war ein Ver heißungsvoller Hinweis auf die kommende Kirche der Jugend. Wir gedachten unserer Urväter, deren Leben fest in der heimischen Erde, im märchenhaft rauschenden Walde tind in der sagenumsponnenen Heide wurzelte. Wenn nach den langen Wintermonaten, da Frost und Finsternis alles Leben fesselte und hemmte, der Lichtgott Baldur auf seiner Fahrt am Himmelsgewölbe den Höhepunkt erreichte und die Erde im Lonnenglanz des Sommers lag, dann jubel ten sie aus freiem, frohem Herzen auf: „Die Sonne segnet die Welt!" — Aber sie machten auch jedes Jahr aufs neue die Erfahrung, daß nach der Sommersonnen wende das Licht an Leuchtkraft und sieghafter Wärme verlor, daß. die Tage abnahmen und schließlich in Nacht Und Nebel versanken. Und dieser beständige Kampf zwi lchen Licht und Finsternis in der Natur wurde ihnen zum Sinnbild und Gleichnis für den Kampf zwischen Gut und Böte, Wahrheit und Lüge, Liebe und Haß im Menschen leben wie iy der eigenen Brust. Als aber das Kreuz in deutschen Landen aufgerichtet wurde, da wurde Jesus Christus der Heiland und Herzog der Deutschen, der sie zu Kamps und Sieg führte, wie der Heiland, eine alt sächsische Dichtung aus dem 9. Jahrhundert, ihn schil dert. Er, der in siegreichem Kampfe Tod und Teufel überwunden, machte sie frei von der Furcht vor finsteren Geistern und gab ihnen die gewisse Hoffnung auf den endlichen sieg des Lichtes. Da erlebten sie es in staunen der, strahlender Freude: „Jesus Christus segnet die Welt!" Er will auch die Jugend des neuen Deutschland mit Seinem sieghaften Lichte segnen. Durch Nacht und Rot lmt unsere Jugend einen Weg gehen müssen, der sie in den Abgrund des Verderbens zu führen drohte. Ist sie doch aufgewachsen in einer Zeit, da Lüge und Verrat, Knecht ¬ finn und Gemeinheit über Wahrheit und Freiheit, Recht und Pflicht triumphierten. Alle Grundlagen deutschen Lebens waren erschüttert, all« Bande christlicher Zucht und Sitte gelöst, und die finsteren Mächte der Verführung hatten freie Hand. Da hat Gott sich unser erbarmt und uns einen Führer gesandt, der stark genug war, Deutsch lands Not zu wenden. Er hat uns zur Einigkeit gerufen, zum Kampf um Recht und Freiheit geführt und in dunkler Nacht auf das Ntvrgenrot eines neuen deutschen Tages hoffen gelehrt. Stun ist das große Werk gelungen, der Sieg des Lichtes über die Mächte der Finsternis errungen: ein neuer Frühling leuchtet über deutschen Landen, der un zählige Keime und Ku-ospen deutschen Lebens zur Entfaltung bringen ^vill. Aber diesem verheißungsvollen Frühling soll ein Lwmmer mit heißer Mühe und Arbeit, ein Herbst reich an reifen Früchten folgen. Dazu bedarf es einer tiefgreifenden Erneuerung der deutsä)en Seele- Die deutsche Seele aber kann nur zu einem Leben erwarten unter de« heiligen Einfluß Jesu Ehristi, der gesagt hat: „Ich bin das Licht der Welt!" Darum will die Glaubensbew. gung „Deutsche Christen" sich ganz besonders des „jungen Volkes" annehmen, das unserem Glaubensvater Martin Luther so sehr am Herzen lag. In jugendgcmäßer Form will sie das junge Deutsch land zur Fahne des -Herrn Christus rufen und es zum Kampf für Recht und Freiheit, Wahrheit und Treue rüsten. Sie will ihm den Heiland zeigen, der ein Held und Kämpfer ohne gleichen gewesen, der nicht nur in einsamer Wüste mit dem Versucher gerungen, sondern auch im Vorhof deS Tempels über der versammelten Menge die Geißel ge schwungen, der furchtlos und treu sein Leben eingesetzt hat für Gottes heilige Herrschst. Sie will der deutschen Jugend lselfen, das Ziel zu erreichen, das der jugendliche Dichter und Held Walter Flex ihr gewiesen hat „Rein bleiben und reif werden!" Sie will eine Kirche lein, die unsere Jugend in ihrem Sturm und Drang, in ihrem Rin gen und Streben versteht und von ihr verstanden wirb, eine Kirche, die wirklich Kirche der Jugend ist. Pastor Eberhard, Warnemünde. Copyright bzi dl-rtiv keucktvanzsr, ttslls (8asle) 7. Fortsepung. Nachdruck verboten. »Was soll das heißen?" fragte Evelyn erschrocken und empört. „Woher nehmen Sie sich die Freiheit, unauf gefordert in das Zimmer einer Dame zu kommen?" „Aus der Tatsache, meine liebe Evelyn, daß ich Ihr Ehegatte bin!" - „Ich bin nicht Ihre liebe Evelyn und auch nicht mehr Ihre Gattin!" „Aber du kannst meinem Herzen nicht verbieten, daß es dich ebenso liebt wie je. Evelyn, du hast mich hart genug wegen meines Leichtsinns bestraft. Aber ich liebe nur dich allein und werde dich ewig lieben!" Evelyn schaute Gaston verächtlich an. Wie gut er lügen konnte! Er schien durchaus aufrichtig und zerknirscht zu sein. Nur in seinen Augen lag etwas Lauerndes. „Sie sehen mich aufs äußerste erstaunt, Gaston!" sagte sie, mit einem mokanten Zug um den Mund. „Sie von Liebe sprechen zu hören, und das zu einer Frau, der Sie den größten Schimpf angetan haben, den man einer Frau überhaupt antun kann." .Evelyn, ich habe aefeblt. und icb bereue es tiek. Aber du mußt bedenken, daß solche Dinge unter der glühende« Tropensonne nicht ganz so selte« sind uud auch nicht immer so tragisch genommen und so schwer geahndet werden, wie du das tatest. Du weißt nicht, was sich diesen glühenden Erdstrichen im Menschen ansammelt. Dr bist auch selbst innerlich zu kühl, um solche Dinge begreife« zu können. Darum solltest du nicht so erbarmungslos urteilen, solltest versöhnlicher sein." „Was meinen Sie damit?" „Ich meine damit, daß du mir meinen Fehltritt ven zeihen und als meine Frau zu mir zurückkehren sollst." Evelyn sah, kalt forschend, in Gastons Gesicht. Instink tiv fühlte sie, daß er bestimmte Zwecke verfolgte, die mU seinen Worten nicht das mindeste zu tun hatten. Aber sie wußte nicht welche. So entschloß sie sich zu einem Frontal angriff. Ihm gerade in die Augen blickend, fragte sie: „Wollen Sie mir nicht erklären, was Sie mit dieser Komödie bezwecken? Wir beide wissen doch hinreichend, daß zwischen uns von Liebe nie die Red« sein konnte. Ich habe mich immer bemüht, meine Pflichten Ihnen gegen über gewissenhaft zu erfüllen. Liebe habe ich nie von Ihnen verlangt. Sie selbst haben nie Liebe von mir ge wünscht oder sich auch nur um meine Zuneigung bemüht. Wir haben eine vorbildliche Dernunftheirat geführt, bis es Ihnen beliebte, unsere ungeschriebenen Vereinbarungen zu brechen. Was sollen nun plötzlich diese Worte von Liebe?" „Evelyn, du kennst die Männer nicht! Glaube mir, ich habe dich immer geliebt und liebe dich auch heute noch. Aber es ik mir nubt aeaeben. daS in der Weise rum AuS-