Volltext Seite (XML)
Riesaer Tageblatt Drahtanschrift: Tageblatt Riesa. '' Fernruf Nr. 20. Postfach Nr. 52. und Anzeiger lLlbedlatt und Anzeigers. DaS Riesaer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Großenhain, des Amtsgerichts und der Amtsanwaltschaft beim Amtsgericht Riesa, des Finanzamts Riesa und des Hauptzollamts Meißen behördlicherseits bestimmte Blatt. Postscheckkonto: Dresden 1530. Girokass«: Riesa Nr. 5». 8«. Jahr« Dienstag, 1. August 1S33, abends L77 Da« Riesaer Taoeblatt eriSeint sehe« Tau abend« Uhr mit AuSnahm« der Sonn- und Festtag«. Bezugspreis, gegen Vorauszahlung, für einen Monat 2 Mark ohne Zustellgebühr, durch Postbezug »W 214«d,sch^Dostaebtihr lohne ZustellungSgebLhr^. Für den Fall d-S Eintretens von Produktionsverteuerungen, Erhöhungen der Lohn- und Materialienpreise behalten wir uns da« Recht der Preis- und Nackiorderuna vor. Snietaen^ für di- Nummer des Ausgabetages sind bis S Uhr vormittag« aufzugeben und ,m voraus zu bezahlen; «ine Gewahr für das Erscheinen an bestimmten Tagen undi W^mi^ nVcht üb^7m^«m Är die 3S ^i b»ite, 3 Lm hohe Grundschrift-Z-ile (« Silben) 25 G°ld.Psennige; die 8» mm breite R-klamez.il. 100 Gold-Pf-nnige; zeik-ubend« und wbellariiLer Satz 50»/ Ausicklaa Feste Tarife. Bewilligter Rabatt erlischt, wenn der Betrag verfallt, durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber m Konkurs gerät. Zahlung«, uu» LrMunKrt:^ Elb?. - Im Falle höherer Gewalt - Krieg oder sonstiger irgendwelcher Störungen des Betriebes der Druckerei, 8-r Li^ranten oder der Beförderunaseinrichtunqen — hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugspreise«. Rotationsdruck und Berlag: Langer t WinterIich?Riesa. »eschiftSstele: «oethestraße S». Verantwortlich für Redaktion: Heinrich UHI-mann. Riesa; für Anzeigenteil: Wilhelm Dittrrch, Mofa. Hitlers erstes Halbjahr. So sehr ist das deutsche Volk mit dem gewaltigen Derk des staatlichen Aufbaus beschäftigt, daß ihm eine ge- chichtliche Tatsache kaum ins Gedächtnis trat: Am 80. Juli tand Adolf Hitler ein halbes Jahr an der Spitze des neuen sieiches. Was am 30. Jan. 1033 sich in symbolhaften Fackel- sügen kundtat, das ist längst Wirklichkeit geworden. Nach tinem revolutionären Aufbruch ohnegleichen schuf man eine eeue Wohnstatt für das deutsche Volk. Und das deutsche Kolk, jetzt wirklich eins in seinen Stämmen und Ständen, leistete dem erkorenen Führer treue Gefolgschaft. Ein halbes Jahr liegt alles erst zurück. Aber wie hat .ich Deutschland in diesen sechs Monaten gewandelt! Mit riner bewundernswerten Schnelligkeit und mit einem mäch tigen Schwung durchdrang der Nationalsozialismus ein zanzes Volk. Keiner blieb abseits stehen. Niemand ver mochte sich dem gewaltigen geschichtlichen Geschehen zu ent ziehen. Wie ein unwirklicher Traum — so erscheint uns ieute das wenig rühmliche Zwischenspiel der Weimarer Republik. Ein gesundes Gefühl für politische Machtsragcn zeichnete von Anfang an den Nationalsozialismus aus. Larum konnte es geschehen, daß die braunen Bataillone Adolf Hitlers den morschen Staat einfach überrannten. Noch sind nicht alle Widerstandsnester ausgetreten. Den kaatSfcindlichen Organisationen ist jede Wirkungsmöglich- k.'it genommen — gewiß. Man kann nicht gut mehr von tiner bolschewistischen Gefahr sprechen. Unterirdisch aber wühlen die Gegner von gestern weiter. Dos geheime Ltaatspolizeiamt in Prcnßeu hat eben erst sehr wichtige Enthüll»ngen über die illegale Tätigkeit früherer Kommu- aistcn gemacht. Gedrucktes und hektographicrtes Hctzmate- rial wird auch heute noch in den Großstädten vertrieben, stn Hamburg hob man einen wohlausgebauten kommunisti schen Kurierdienst, der hie ganze Waterkante mit Hetzschrif ten versah, aus. Aber den Staatsorganen gelingt cs doch in den meisten Fällen, die roten Hetzer zu fassen und zur Verantwortung zu ziehen. Schließlich werben auch die dia tonischen Strafen, die in solchen Fällen unbedingt notwen dig sind, ihre abichrcckcndc Wirkung nicht verfehlen. Sieht man aber von solchen unterirdischen Wühlmäusen rb. denn kann man ruhig behaupten, daß Herzen und Hirne des deutschen Volkes längst für den nationalsozialistischen Ltaat gewonnen worden sind. Nach einem halben Jahr Hitlerrcgimcnt lohnt cs sich schon, eine Art Zwischenbilanz eufzustellen. Die deutsche Revolution, die an jenem 30. Jan. ihren Anfang nahm, verlies bekanntlich in zwei Phasen. Die erste Phase reichte etwa bis Mitte Juli — bis in die Tage, da Adolf Hitler bas Ende der nationalsozialistischen Revolution verkündete. In diese Zeit fällt die große Aus einandersetzung des Nationalsozialismus mit den Männern um Hugenberg. Der Ausschließlichkeitsanspruch der natio nalsozialistischen Weltanschauung mußte verteidigt werben gegen das Dogma des Geheimrats Hugenberg. Ueber die Aussichten dieser Auseinandersetzungen gab sich das deutsche Volk keinen falschen Hoffnungen hin. Hugenbcrgs Rück tritt besiegelte schließlich die Tatsache, daß der neue Staat ausschließlich aus den Kraftquellen des Nationalsozialis mus schöpft. In die erste Phase der deutschen Revolution fällt selbst verständlich auch die Abrechnung mit den politischen Parteien und Kampfverbänden. Der Nationalsozialismus sog sie auf oder er zertrümmerte sie. Die „Gleichschaltung" — wochenlang das meistzitierte Wort in den Tageszeitungen — wurde bis in die untersten Instanzen der Staatsverwal tung durchgesührt. So entstand auf den Trümmern einer verwesten Republik der neue, nationalsozialistische Staat. Er verwirklichte in seinem Aufbau bas Führerprinzip und staub überaus fest auf den tragfähigcn Fundamenten der SA. und SS. Die zweite Phase der nationalen Revolution dient dem staatlichen und wirtschaftlichen Aufbau. Zeitlich überschnei den sich die beiden Phasen; denn Adolf Hitler entwarf ja bereits den Aufbauplan in dem Augenblick, als er noch die Ueberreste des alten Staates aus dem Wege räumen mußte. Was in dem ersten Halbjahr der Regterungstätigkeit Hit lers an aufbauender Arbeit geleistet wurde — das hält vor der deutschen Geschichte stand. An die Stelle des parlamen tarischen Staatswesens trat eine Art Ständestaat, wie er etwa von Ministerpräsident Göring im preußischen Staats rat vorgezeichnet ist. Ein« Riefenaufgabe harrte bereits am 80. Januar des Führers: die Beseitigung der ArbeitSlosig- keit. Wenn es dem Reichskanzler innerhalb von sechs Monaten gelang, die Arbeitslosenkurve um mehr als zwei Millionen herabzuürücken, und unzählige Familien mit neuer Hoffnung zu erfüllen — so verdient das höchste Be wunderung. Die ersten Erfolge der gewaltigen Arbeits schlacht zeigen sich bereits im deutschen Osten. Als erste deutsche Provinz ist jetzt Ostpreußen befreit von jeglicher Arbeitslosigkeit. In anderen Provinzen wird die Arbeits schlacht in den nächsten Monaten hoffentlich zu ähnlichen Er- solgen führen. Menschen aus allen Schichten und Ständen überbieten sich darin, den Gedanken deutscher Volksgemein schaft zu verwirklichen. Ein mächtiger Schwung erhebt das deutsche Volk. Es ist der Geist, der einer Nation das Gesicht gibt. Und das Ge sicht aller deutschen Volksgenossen ist der Zukunft zuge wandt. Einer Zukunft, die vielleicht nur mit schweren Opfern und unter Ausbietung aller Kräfte zu erringen sein wird. Aber was macht das schon? Ein Volk von solcher Glaubensstärke und Opferwilligkeit geht niemals unter. Es ist fröhlich in der Gewißheit, unter guter und kraft voller Führung ein ewiges Volk zu sein. An alle Einwohner: Sachsens! Helft den Nnwettergeschiidigten Pirnas. Um 2S. Juli 1933 find große Telle des Bezirks der «mkshaupkmonnschaft Pirna und die Stadt Pirna wiederum von einer Unwetterkatastrophe stärksten Ausmaßes betrof fen worden. Ein orkanartiger, von Gewitter und starkem Hagelschlag begleiteter Sturm hat binnen wenigen Minuten die schwersten Schäden au Gebäuden. Gartenanlagen und Baumbeständen angerichtet. Die Feld- und Obsternte ist zum Teil völlig vernichtet. Die Getreidefelder liegen darnieder. Die Kartoffeläcker sind ausgespült. Die Waldungen sind verwüstet und teilweise vernichtet, die Strahenanlagea schwer beschädigt. Noch beklagenswerter ist die Tatsache, daß die Kata strophe auch mehrere Menschenleben gefordert Hal, und daß eine größere Anzahl von Personen mehr oder minder schwer verletzt worden ist. Die öffentliche Hilfe hat zwar bereits eingesetzt. Ins besondere Hal der Herr Ministerpräsident aus seinen privaten Mitteln einen größeren Betrag zur Linderung der ersten Not zur Verfügung gestellt. Die entstandenen Schäden, deren Umfang sich zur Zeit auch noch nicht annähernd übersehen laßt, find aber so groß, daß sie aus öffentlichen Mitteln aller« nicht behoben werden können. Darum ergebt an alle säch sischen Volksgenossen die dringende und herzlichste Bille, die Linderung der schweren Schäden durch eine Spende zu er leichtern. Jede, auch die kleinste Gabe ist willkommen. Alle sächsischen Banken, die Sparkassen und Girokassen der Ge meinden sowie alle Zeitungsgeschästsstellen im Lande werde« um Errichtung von Sammelstellen gebeten. Die öfsentticheu Kassen werden veranlaßt, das Sammelergebnis an die Amts- hauptmannschasl Pirna, die vom Gesamlministerium mit der «nheitlichen Durchführung der gesamten Hilfsaktion betraut werden wird, abzuliesern. Die Kassen der privaten Kredit institute und die Geschäftsstellen der Tageszeitungen werden ersucht, die bei ihnen eingehenden Beträge ebendahin abzu führen. Dresden, am 31. Juli 1S3Z. Die Sächsische Staaksregierung Der Bezirksverband der Amtshauplmannschaft Virna Der Rat der Stadt Pirna. MMMkl!ll »kl MWNI SA. AdWMbeW M Sellens. Der bisherige Gruppenführer Sachsen, von Detten verabschiedet sich mit folgendem Befehl von seiner SA: »Der Aufmarsch in Leipzig hat die höchste Anerkennung unseres Führers gesunden. Er har ihn den besten genannt, den er bisher gesehen. Ebenso hat unser Stabschef sich sowohl über den Aufmarsch, als auch über das, was er bei der Besieh- tigung der Untergruppen in Chemnitz und Dresden sah, mit Worten höchsten Lobes ausgesprochen. Kameraden, das Euch bei meinem Abschied von der Gruppe Sachsen sagen zu können, erfüllt mich mit Stolz und Dank und Freude. Ich bin stolz darauf, vier Jahre mit Euch in Kampf und Arbeit gestanden zu haben, ich danke Euch, daß Ihr mit nie ermüdender Hingabe an Eurer Ausbildung gearbeitet habt, ich freue mich, meinem Nachfolger eine Gruppe übergeben zu können, auf die sich Adolf Hitler ver lassen kann. Kameraden, ich bin in ein neues, oerantwor tungsreiches Amt berufen. Der Abschied aus der Kamerad schaft, die mich innerlich mit jedem sächsischen SA-Mann ver bunden hat, ist schwer. Ich weiß aber, daß Ihr einen Führer bekommt, der in demselben Geist weiterarbeiten wird, der uns in diesen Jahren eng verbunden hat. Disziplin und Ka meradschaft, diese ewigen Grundfesten echten Soldatentums, werden Euch auch mit dem Gruppenführer Hayn aufs engste verbinden. Ich übergebe ihm die Gruppe Sachsen, indem ich zum letzten Mal von Euch ein unerschütterliches Gelöb nis der Treue zu unserem Obersten SA-Führer fordere. Sieg Heil dem Obersten SA-Führer!" SllMlMkk IW UerWint Ae MW. Der neue Gruppenführer Hayn richtete an die sächsische SA. folgenden Appell: »Durch das Vertrauen der Obersten SA-Führung bin ich mit der Führung der Gruppe Sachsen beauftragt worden. Bei dem Aufmarsch in Leipzig und den anschließenden Besich tigungen habe ich Euch gesehen. Ihr seid das, was der Stabschef mit dem SA-Typ, mit dem Kämpfer Adolf Hitlers, bezeichnet. Ich freue mich und bin stolz darauf, eine derartige Gruppe führen zu dürfen. In gemeinsamer kameradschaft licher Arbeit werden wir die Aufgaben lösen, die uns unser Führer stellt." AWMNMMiilMWeii. vdz. Berlin. Aus Anordnung des Reichsinnenmini steriums ist die von feiten der Frauensront geplante Tagung bis aus weiteres verschöbe« worden. * WM »er «MW neuer zruuenmtsMM. vdz. Berlin. Biele Frauenverbändc, die sich in der Frauensront gleichgeschaltct haben, haben geglaubt, sich in einem nationalsozialistischen Deutschland nun mit neuem Eifer aus die Gründung neuer Orts- und Jngendgruppen werfen zu müssen. Das hat vielerorts zu Unstimmigkeiten mit der Nationalsozialistischen Frauenschast und der Natio nalsozialistischen Jugendbewegung geführt. Da mit dem 1. August die Eingliederung der in der Frauensront gleich geschalteten Verbände in die dem Ncichsinnenministerium unterstellte Reichsarbeitsgemcinschast Deutscher Franeuver- bände beginnt, ordnet das Reichsinnenministerium für diese Frauenvcrbände bis zur endgültigen Regelung an, daß di« Gründung neuer Orts- u. Jngendgruppen bis auf weiteres verboten ist. Nkiie WWtMvKM U Hi» WWWell. )l Berlin. Die Reichsregierung hat eine bedeutsame Aenderung der Geschäftsordnung des Rcichskabinetts be schlossen. Von unterrichteter Seite erfahren wir dazu: Es handelt sich im wesentlichen um drei Punkte. Einmal mußte die Präambel geändert werden, da jetzt nicht mehr der Reichstag Gesetze beschließt, sondern das Reichskabinett. Es heißt also in Zukunft: „Die Reichsregierung hat das folgende Gesetz beschlossen." Die zweite Aenderung betrifft bas Inkrafttreten der Gesetze. Allgemein treten die Gesetze jetzt, wenn nichts anderes bestimmt wird, am Tage nach der Verkündung in Kraft, während nach der bisherigen Regelung ein Gesetz erst nach 14 Tagen in Kraft trat. Die dritte Aenderung besteht darin, daß auch bei Ver trägen mit ausländischen Staaten der Reichstag sortgelaffe« wird, wie cs sich aus dem geänderten Aufbau des staatlichen Lebens ergibt. Eine für die Presse besonders bedeutungsvolle Ange legenheit ist die Aenderung des 8 107 der gemeinsamen Geschäftsordnung der Reichsministerien, der sich mit der Presscabteilung der Reichsregicrung befaßt. Es war bereits früher bestimmt worden, daß alle Veröffentlichungen und Mitteilungen an Presse und Rundfunk über die Presse abteilung der Reichsregierung zu leiten seien. Diese Be stimmungen sind jetzt noch verschärft worden. Es heißt in der neuen Fassung des 8 107: . . . dies gilt auch von Mit teilungen, die an Vertreter einer Zeitung in einer in der Presse zu verwertenden Unterredung lJntervicw) gemacht werden. Danach müssen also auch Juterviews über bi« Presfeabteilung der Rcichsregierung geleitet «erden. Ae vmdmllWen sSr »en NöSW.-WleW. vdz. Wie aus Nürnberg gemeldet wird, lind dort die Vorbereitungen für den großen Reichs Partei tag der NSDAP, in vollem Gange. Man kann dabei besonders großzügig verfahren, weil entsprechend der An kündigung des Führers Adolf Hitler künftig die Reichs parteitage ständig in Nürnberg stattsinden tollen. Be sondere Bemühungen werden für die Ausgestaltung des Luitpold-Hains, in dem die große Hauptkundgebung statt finden soll, aufgewendet. Eine sechs Meter hol?« Redner kanzel wird errichtet, hinter der eine Tribüne für das Diplomatische Corps, die Ehrengäste usw. mit einem Fassungsvermögen von 1000 Personen gesckiaffcn wird. Eine besondere Pressetribüne soll 1500 Personen Platz geben. Ferner werden Zuschauertribünen errichtet in einer Gesamtlänge von über 300 Metern, die für 50000 Zu schauer Raum bieten. Eine weitere Tribüne für 35000 Personen wird an der Zeppelin-Kampfbahn des Stadions geschaffen, eine andere für 10000 Personen am Adolf- Hitlcr-Platz, wo der Vorbeimarsch stattkindet.