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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 19.07.1933
- Erscheinungsdatum
- 1933-07-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-193307199
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19330719
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19330719
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1933
-
Monat
1933-07
- Tag 1933-07-19
-
Monat
1933-07
-
Jahr
1933
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 19.07.1933
- Autor
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Hier «Her «ine AuSnoHmebestimnnrna. Wenn «in Arbeit-- I Aufnahme de» Arbeitsdienste» in der öffentlichen yürwrg- dienstwilliger bis zum Eintritt in den Arbeitsdienst frei» I untersttitzt worden lind, wenn der Fürsorgeverband eS be willige- Mitglied einer Krankentals« oder zur Fortsetzung I antragt. Die Ausreck-terbaltung der Anwartschaften iss Dache des Arbeitsamtes bezw. des Wohlfahrtsamtes, »ich- des Trägers der Arbeit. llmfange auch der sozialen Bersicherungsleistungen teil» - Dozialverlicherungsgesetze auf den ' - ' t ,tcn gelten a.ich e er lebt in D-irä'-- Mkk »MlWft kM U MI klWll!^ So lange mir die kleine Anzeige im Riesaer Tageblatt immer wieder neue Knndinnen bringt, werde ich sie auch weiter in Anspruch nehme«. An nung > .. . ... ... Köln dadurch, daß sie zwei Moskaujüngern, die sich seit Vermischtes. Kein Verständnis für die Svwjet-Tvll«. welch stqrkem Maste die Polizei als Hüter der Ord- BerstäNdnis für Anstand und Ditte hat, bewies Ire in 7". 7....'-- .7. 77'. > Jahren die Haare wachsen liehen und diese nach ihrem schwur nicht eher abschneiden wollten, biS ein Sowjet- Deutschland errichtet, sei, kurzerhand durch einen Friseur die Haare auf ein sichtiges Matz kürzen lieh. Hirsche r ei tze.n 1000 Kartoffel stücke aus. Latz auch! Hirsche enormen Schaden anrichten können, zeigt ein Fall im Restkreis Wadern. Dort schlugen Hirsche in einer Nacht mit ihren Hufen 1000 Kartoffelstöcke aus. Autzerdem waren mehrere Roggenfelder eines Landwirts von den Hirschen zum Teil abgefressen worden. 80jübrige Zigeunerin ausgesetzt. In di« Provinzial-Heil- und Pslegeanstalt Düren (Rheinland) wurde eine Zigeunerin eingeliefert, die unweit Jülich in vollständig aufgelöstem Zustande angetroffen worden war. Sie hatte fast kein« Kleider am Leibe und konnte keine Angaben über ihre Perlon machen. Bon Zeit zu Zeit verfällt die Frau, deren Alter in der Anstalt auf 80 Jahre geschätzt wird, in Dobsuchtsanfälle. Es wird daher angenommen, datz sie von ihren Angehörigen einfach aus gesetzt worden ist. Das Hakenkreuz am Stadttor. Am Westein gang des Ortes Neuleiningen steht als Ueberrest aus der mittelalterlichen Stadtbefestigung ein altes Stadttor, das vermutlich im Jahre 1838 erstellt wurde- Interessant ist, datz dieser alte Torbogen auf einer Reihe von stein- quadern das Hakenkreuzzeichen aufweist. Anscheinend han delt es sich um sogenannte^Steinmetzzeiche», die von dem Erbauer der damaligen Stadtbefestigung dort einge- meihelt worden lind. Große Feuersbrunst in Marokko — 14 Eingeborene verbrannt. Aus Easablanca wird ge meldet: Bei dem Fort Petitiean ist eine Feuersbrunst aus- gebrochen, die sich mit ungeheuerer Geschwindigkeit aus mehr als 60 Kilometer ausdehnte. 14 Eingeborene sollen verbrannt, mehr als 100, darunter auch Europäer, mit schweren Brandwunden in die Spitäler eingeliefert worden sein. Die Ernte würde Mm grotzen Teil vernichtet. Der Sachschaden wird auf 25 Millionen Francs geschätzt. Wenn das Geldstück ins Klosett rollt! AIS Helferin bei einem merkwürdigen Mistgeschick mutzte die Berufsfeuerwehr in München eingreifen. Im 4. Stock eines Anwesens 'an 'der Klenzestratze wollte ein junger Mann ein Geldstück, das ihm hinter das Klosett gefallen war, wieder heraufholett, brachte aber dabei den Arm so zwischen zwei Leitungsrohre, datz er sich nicht mehr selbst befreien konnte- Da trat die Feuerwehr als Helferin auf den Plan. Sie war mit dem Rettungswagen aus» gerückt, bog die beiden Rohre mit Hebeeilen auseinander und erlöste den Mann aus seiner unangenehmen Lage- In einer Wasserpfütze ertrunken. Der Sturmwind brachte in Siebeneichen (Opf.) das im Freien stehende Kinderwägelchen eines Landwirts, in dem ein »/« Jahre altes Kind lag, in Bewegung und zu Fall, so datz das Kind in einen Waffertümpel fiel und aus diesem nur mehr tot herausgezogen werden konnte. W Im MMIM Ist MII VklMrl. vdz. Datz die im Arbeitsdienst Tätigen in weitem llmfange auch der sozialen Bersicherungsleistungen teil haftig werden, ist vielleicht noch nicht allgemein bekannt. Die Anwendung der SozialverUcherungsgesetze auf den Freiwilligen Arbeitsdienst ist schon 1032 gesetzlich geregelt worden. Die damals erlassenen Vorschrift für den erweiterten Arbeitsdienst, nnc er ... sührung begriffen ist. Die Arbeitsdicnstwilligen sind so wohl gegen Krankheit, als auch gegen Unfall versichert, eS werden ihnen autzerdem Anwartschaften in der Inva liden-, Angestellten- und Knappschastsvcrsicherung aufrecht- erlwlten. Nur eine Versicherung gegen Arbeitslosigkeit ist mit dem Arbeitsdienst nicht verbunden. Was die Krankenversicherung angeht, so riä>- ten sich Beginn und Ende nach der im Arbeitsdienst ver brachten Zeit. Nach dem Ausscheiden aus dem Arbeits dienst findet eine Weiterverlicherung nicht statt. Es gibt faßte sie sich Mut und trat an einen der Schalter. Der Be amte fragte nach ihrem Begehr. »Ach, verzeihen Sie . . begann sie stoßend. »Auskunft, bitte, Schalter 4 dort drüben, meine Damak* sagte der Beamte höflich, aber kühl. Am Auskunftsschattav saß ein Fräulein. — »Sie wünschen?" »Ich möchte Herrn Bankier Konsnack sprechen!* Das Fräulein lächelte herablassend. »Da müßte sich Gnädigste schon auf den Friedhof be mühen I" sagte sie spitzig, aber so, daß Eve es nur halb ver stand. »Unser Chef heißt Nordmannl Konsnack ist nur der Firmenname!" Eve errötete; schnell aber hatte sie sich gefaßt und sagte mit energischer, befehlsgewohnter Stimme: »Melden Sie mich Ihrem Chef! Ich bin die Prinzessin von Schwevte-Lipp- hausenl" Sie hatte ihrer Handtasche ein schmales Kärtchen entnommen und schob es dem Auskunstsfräulein zu. Das Fräulein versprach, jetzt erheblich höflicher, Loe sofort zu me-l- den. Nach ein paar Minuten schon stand sie im Zimmer de» Direktors Nordmann. Der Direktor, ein untersetzter, rund licher Herr mit einem frischen, geröteten Gesicht und spiegeln der Glatze, machte drei tiefe Verbeugungen und bat „Durch laucht", in einem der Klubsessel Platz zu nehmen. Nachdem sie sich gesetzt hatten, fragte er nach ihren Wünschen. Eve nagte an ihren Lippen. Sie hatte sich bisher kaum überlegt, wie sie ihre Frage beginnen sollte. „Ich komme im Auftrage meines Vaters" begann fk endlich, um sogleich mit Schreck festzustellen, daß sie die Un wahrheit sagte. „Unsere Bank stellt sich Seiner Durchlaucht mit größtem Vergnügen zur Verfügung!" dienerte Herr Nordmann. Wieder zögerte Eve. Sie überlegte fieberhaft. »Es handelt sich auch nur um eine AuÄkunftk" brachte sie dann endlich hervor. »Ja! — Kennen Sie einen Ameri kaner mit Namen Drithon?" „Aber Durchlaucht, wer sollte Drithon nicht kenne», bei Holzkönig von Amerika!" lachte der Direktor. „Ja, untz^ nein — nun, der will unsere Wälder karrst» und .. . Sagen Sie .bitte, Herr Direktor, stehen die Finan zen von Schwerte wirklich so schlecht?" Nordmann verblüffte die Frage sehr. Er verbarg selbst verständlich sein Erstaunen und bat in liebenswürdigem Tour »Wenn sich Durchlaucht einen Augenblick gedulden wollen. Ich werde an Hand meiner Bücher sofort feststellen las sen .. ." Er klingelte. Ein Bote erschien, diesem übergab er eine» Zettel, auf dem er seine Wünsche notiert hatte. Der Bote begab sich sofort in die Telephonzentrale. „Ferngespräch Fürst Heinrich von Schwerte-Lipphausen dringend anmeldenl" hatte nämlich auf dem Zettel gestan den. Dem Direktor kam das Verhakten der Prinzeß zumin dest eigenartig vor und er wollte sich vergewissern, üb er es wirklich mit Prinzeß Eve oder mit einer Hochstaplerin zu tun hatte. „Mr. Brithon hat doch »inen Sohn, nicht wahr," erkun digte sich Eve inzwischen. „Ja, er hat einen Sohn, Durchlaucht!" antwortete Nord- mann und zermarterte sein Hirn mit der Frage, welches In teresse die Prinzeß für Drithons Sohn haben könnte, der, soviel er wußte, vor einem halben Jahr das Licht der Welt erblickt hatte. „Glauben Sie, Herr Direktor, daß noch andere Leute In- terelst kür unsere Waldungen haben?" fragte Eve wieder. ' Fortsetzung folgt.) willige» Mitglied einer Krankenkaffe ober zur Fort , . der Mitgliedschaft bei einer Krankenkasse berechtigt war. fo kann er nach dem Ausscheiden aus dem Arbeitsdienst leine Mitgliedschaft bn dieser Kasse fortsetzen, wenn er es innerhalb einer Woche der Kaffe anzeigt. Nach dem Ende der ArbeitSdiensttätigkeit und damit der Pflicht- Versicherung bei der Krankenkasse haben die Arbeitsdienst willigen wie jeder andere Pflichtversicherte das Recht, auf die Leistungen des 8 214 der Reichsversicherungsord- nung, d. h.: Erkranken sie binnen drei Wochen nach Beendigung des Arbeitsdienste», so steht ihnen ein An spruch auf ihre Regelleistungen zu, sofern sie die übliche BersicherungSzeit, in den Porangegangenen 12 Monaten mindestens 26 Wochen oder unmittelbar vorher mindestens 6 Wochen, zurückgelegt haben. Die Leistungen der Krankcn- ver>lck«rung der Arbeitsdienstler sind beschränkt. Sie er halten Krankenpflege für ihre Perlvn, ferner Krankenhaus pflege und FamilienkrankenPfleae, letztere, tofern sie un mittelbar vor dem Beginn des Arbeitsdienst s als Arbeit nehmer oder alS - Arbeitslose pslichtversich rt waren. Tie erhallen dagegen nicht Krankengeld, Wochenhilfe oder Sterbegeld. Die zuständige Krankenkasse ist die Orts krankenkasse des Beschästiaungsorte» oder die Landkranken kaffe. Als Arbeitgeber gilt der Krankenkasse gegenüber der Träger der Arbeit; die Beiträge werden aus Arbeitsdienst mitteln bestritten. '' . Die Arbeitsdienstwilligen sind auch gegen Unfall "erlichet. Als versicherte Beschäftigung gilt zunächst die Arbeitsleistung, autzerdem aber auch die Teilnahme an Veranstaltungen, die der geistigen Fortbildung und sport lichen Betätigung dienen und von dem Träger des Dienstes angeurdnet oder beaufsichtigt sind, ferner die Leistung von häuslichen und anderen Diensten in Arbeitslagern. Die Leistungen aus der Unfallversicherung sind die gleichen wie für alle unter die gewerbliche Unfallversicherung fal lenden Arbeitnehmer. Die Beiträge hat allein der Träger der Arbeit zu tragen. Was endlich die Invaliden-, Angestellten- und K n apps cha f t s v e rs i che r u n g anbelangt, so fin den für Arbeitsdienstwillige, die bis zur Aufnahme deS Arbeitsdienstes verffcherungsmätzige Arbeitslosen- oder Krilenunkerstützung bezogen haben, zur Aufrechterhaltung der Anwartschaften die Bestimmungen des Arbeitslosen- Bersicherungsgesetzes mit der Maßgabe Anwendung, datz die Beiträge aus Arbeitsdienstmitteln entrichtet werden. Dasselbe gilt für Wohlfahrtserwerbslose, die bis zur e- -"-gen. »Fräulein Nielsen schläft nicht!" flüsterte sie ihm zu. „Sie darf nur wenig sprechen. Und vor allem vermeiden Sie jede Aufregung. Ihr Zustand ist lebensgefährlich. Ich halte mich nebenan auf; wenn Sie mich brauchen, klingeln Eie, bitte." Die Schwester ging aus dem Zimmer. Leise schritt Will auf das Bett zu und setzt« sich auf den Stuhl der Schwester. Lo hatte sein Kommen noch nicht be- nierrt. Sie atmete schwer. Ihre Lippen waren schmal und farblos. Ihre Nasenflügel bebten. An der Schläfe sah er den schnellen Pulsschlag des Blutes. Erst nach Minuten schlug sie die Augen auf und schäut« verwirrt in ihrem Zimmer umher. Ein freudiges Erschrecken durchzuckte sie, als ihr matter Blick auf Will fiel. Soglesch aber schloß sie müde wieder die Augen. Ein gequälter, vor- WUMM A AkWOMN-N. Da» Sonderaericht für da» Land Sachsen verhandelt« in aeunstündtger Sitzung gegen den Zimmermaffn Georg Mar, t i n, Montagemeifter Reinhold Martin, Arbeiter Arao Arnold, Ählofser Willy Schmidt, Spritzer Fritz Ed» b« ndörfer, Holzarbeiter Alfons Neubert, Wirker Al bert Langer, Fabrikarbeiter Willy Wagner, Wirker Friedrich I«hmlich, Handlungsgehilfe Rudi Weinhold und Maurer Gotthard Trubel sämtlich aus Grünhainichen wegen Verbrechen» gegen da, Sprengstoffgesetz. Die Ange klagten gehörten teilweise der SPD sowie dem Reichsbanner an. Langer hatte im Jahre 1927 ein Haus gebaut und zu diesem Zwecke die Erlaubnis erhalten, Sprengstoff, und »war Roburit, zu beziehen. Von diesem Sprengstoff hatte er bann ein kalbe» Kilo al» Rest behalten. Dies wußte sein Schwager, der Angeklagte Georg Martin. In einer internen Sitzung der freien (marxistischen) Turn- und Sportvereinigung Grünhai» nichen Ende 1931 wurde beschlossen, angeblich zum Schutz« de» Turnerheim» gegen Angriffe von rechts und link« „Vsr» teidigungsmittel" herzustellen und man verfiel auf den Rat de» Georg Martin, Sprengkörper als Handgranaten an» zufertigen. So wurden ungefähr 30 Sprengkapseln, bie al« Handgranaten Verwendung finden konnten, angefer tigt. Drei Stück hiervon gab Georg Martin an Wagner, drr Vorsitzender des Reichsbanners war, der sie dann an Eddendörfer weitergab. Neuhert, Iehmlich und Weinha.» hatten «benfall« an der betreffenden Sitzung tcilgeno:n:.:e-. und wußten von der Herstellung. Georg Mori-n erhielt drei Jahre, Reinhold Martin zweieinhalb Jahre, S hmidt. Ed- dendörfer und Wagner je zwei Jahre, Arnold u:.d Langer ie eineinhalb Jahre, Teubel ein Jahr Zuchthaus, Iehmlich und Weinhold je neun Monate Gefängnis. Lei den mit Zuchthaus bestraften Angeklagten wurden die bürgerlichen Ehrenrechte auf fünf Jahre aberkannt. Die Untersuchungshaft wurde angerechnet. Mit diesem Urteil hat wieder ein gemeines Verbrechen seine Sühne gefunden. Wenn auch die Strafen teilweise weit unter den Anträgen der Staatsanwaltschaft geblieben sind, so werden sie doch ihre Wirkung auf die Kreise ausüben, di« glauben, mit solchen Mitteln gegenüber dem nationalen Staat anrennen zu müssen. zweffrrnver Zug lag auf khrem Gesicht. Die schien nicht zu glau- den, daß Will wirklich neben ihrem Bett saß, sie hielt es für Täuschung ihrer Einbildungskraft. Und doch, nach wenigen Augenblicken sah sie wieder zu Will, blickte unsicher fragend. Ihre Augen weiteten sich. „Will — du Willi". Er spürte ihr Gesicht an dey». seinen. Ihre Hände hielten ihn umklammert. Lin heißer Tränenstrom entquoll ihren Augen. Will erschrak. Nie zuvor hatte er ihre Liebe so tief empfunden wie zu dieser Stunde. Bisher hatte er noch im- nier geglaubt, daß alle ihre Aeußerungen, ihr Tun, von dem er durch Heinz Friede wußte, Gefühlsüberschwang gewesen war, ein bißchen Komödie. Er hatte sie als leichtsinnig und oberflächlich kennengelernt. Er wußte, daß sie sich in theatralischen Szenen gefiel und, daß ihre Launen vom Himmelhochjauchzen und gutotzebetrübtsein wechselten, wie Aprilwetter mit Sonne und Regen. Ls schien ihm sinn- los, Worte zu machen in dieser Stund«. Nur ihre Seele schien zu bitten, zu flehen: „Nimm mich! Wärme mich! Mich friert so! Niemals wieder darffst du von mir gehen! Niemals! Ich sterbe qn Heimweh'" — Und Will peinigte dieses Bitten und Flehen. Er konnte ihr nicht mehr helfen von ganzem Herzen. Er wüßte, daß nur noch Mitleid für sie in ihm war. Seine Liebe zu ihr war gestorben. Sie hatte zu spät die Maske des Leichtsinns, der Gleichgültigkeit heruntergerissen. Vielleicht hatte sie auch vorher nie gewußt, wie sehr sie ihn liebte. Will löste ihre Hände von seinen Schultern. Die Schwester war wieder eingetreten. Er mußte seinen Besuch beenden. Lin Längerbleiben hätte ihr nur geschadet. Sie lehnte sich zurück in ihre Kissen, Ein Lächeln um» spielte ihren Mund. Sie nahm seine Hand und führte sie an ihre Wange. „Du mußt bald wiederkommen, du! Morgen schon! Ich werde di« Stunden zählen, ich .. ." „Jeden Tag werde ich kommen!" versprach er. „Und bald wirst du gesund sein. Dann fahren wir hinaus in den Früh, ling, Lol" Zögernd und sich immer wieder zu ihr wendend verließ er das Zimmer. Die Tür schloß sich hinter ihm. Er blieb ein paar Sekunden stehen. Seine Hände preßte er gegen die Schläfen. Unsägliche Qual peinigte sein Herz. In einer Seitenstraße, die nur wenig vom Verkehr be rührt wurde, in der Nähe des Potsdamer Platzes, liegt das Bankgeschäft Konsnack. Die großen goldenen Buchstaben des Firmennamens „Bankgeschäft E. T. Kvnsnack u. Eo." leuch teten Lv« wie eine Verheißung entgegen. Nur mit Mühe war es ihr gelungen, für ein Stündchen Fräulein Warmuth» Aufsicht zu entrinnen. Am Vormittag waren sie beide beim Arzt grossen. Lve hatte ein Schreiben Doktor Gläsers ab, gegeben, das der Arzt schmunzelnd las. Doktor Gläser hatte geschrieben, daß Eve gar nichts fehl«, daß sein Kollege aber, um sie und vor allem ihren Vater zu beruhigen, eine Rönt genaufnahme machen sollte. Kaum «ine Stunde hatte der Besuch gedauert. Dann hatten sie bei Kempinsky gespeist, und waren nach dem Essen zu Iosty am Potsdamer Platz gefahren, um den Kaffee einzunehmen. Hier hatte Eve Fräulein Warmuth für «in Stündchen sich selbst überlassen. Sie hatte angegeben, sie wolle eine^Freundin aufsuchen, die ganz in der Nähe wohn«. Fräulein Warmuth hatte sie mit gittern und Zagen entlas- ,en. Sie fühlte sich verantwortlich für Lve und hatte wäh- rend ihrer Abwesenheit keine ruhig« Minute. Eve trat in den kleinen, geschmackvoll eingerichteten Schalterraum des Bankhauses. Zögernd und mit Herzklopfen la» sie_Hir.übrr tzen Schaltern an«brachten Schilder. Endlich Energie machte Will sich frei von den Gefühlen, die sein H«rz bedrängten, und ging mit der ihn traurig stimmenden Gewißheit, daß er Eve, seiner Märchenprinzessin, zum letzten Male nahe gewesen war. Mühsam erkämpfte er sich einen Weg durch die schon mit Koffern bewaffneten, in den Gän gen stehenden Reisenden. Endlich hatte er sein Abteil er reicht. Er zog seinen Mantel an und setzte sich noch einmal. Müde schloß er die Augen. In ihm war nur der Wunsch, daß der Zug weiterfahre, immer, endlos lange, daß nicht In veniaen Sekunden schon das Ziel erreicht war. Ihm schien k», als müsse er im Augenblick aus einem schönen Traum erwckchen. Der Zug hielt. Türen klapperten, Schaffner riefen, di« Reisenden polterten mit ihren Koffern. Lin grauer Tag stieg auf. Das Märä>en war zu Ende. Das Leben begann. Das tobend«, brausende, jauchzend«, das hart und müde macheüde : - Langsam schritt er den Bahnsteig hinab. Er war fast der l-M Ker Reisenden. Ihn fror, er hatte Angst vor dem Grau d« Alltags! An der Sperre erwartete ihn Heinz Friede. »Grüß dich Gott, altes Haus!" begrüßte er ihn mit tö nender Stimme. »Ich dachte schon, du wärst unter die Näder gekommen, bist ja fast der Letzte!" Will spürte sofort, daß Heinz' Heiterkeit nicht echt war. Er kannte den Freund zu gut, um nicht zu wissen, daß der Tenor zunächst erst sein Mitgefühl mit der bedauernswerten Lo verbarg. Will war jetzt aber entschlossen, der Wirklichkeit ins Ge sicht zu sehen. Er wollte Klarheit haben. Seine erste Frage war, wie es um Lo stünde. Der Tenor zögerte einen Augen blick und atmete tief, dann sagte er nur: „Sehr schlimm!" Will erschrak, trotzdem er vorbereitet war. Jetzt aber erst wußte er, daß in dem Brief« des Freundes kein Wort der Uebertreibung gewesen war, was er bislang noch gehofft hatte. Sie nahmen ein Auto und fuhren nach dem Krankenhaus, wohin man Lo gebracht hatte. Man gestattete seinen Besuch, obgleich die festgesetzte Besuchszeit schon vorüber war, weil man sich von seiner Gegenwart ein« Beruhigung der Kran ken veriprach. Heinz blieb im Wartezimmer zurück. Will wurde von einer Krankenschwester in das Krankenzimmer geführt. An der Tür blieb er einen Augenblick stehen. Die mit Jodoform- geruch gesättigte Luft nahm ihm den Atem, auch mußte er sich an das abgedämpfte Licht gewöhnen. List nach Sekunden konnte er das Bett erkennen und sah auch Los Lockenkopf in das Weiß der Kiffen geschmiegt. Sie hielt die Augen geschlos- en. Ihr Gesicht war blaß und unter den Augen eingefallen, o daß die Adern bläulich-schwarz he.ro»tra»en D'e Schwe- trr, di« neben Los Bett saß und wachte, erhob sich und kam
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