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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 08.07.1933
- Erscheinungsdatum
- 1933-07-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-193307087
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19330708
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19330708
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1933
-
Monat
1933-07
- Tag 1933-07-08
-
Monat
1933-07
-
Jahr
1933
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 08.07.1933
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157. 1. Vellage z«m Riester Tagedlatt. SsnnaScnd, 8. Juli 1V88, adenvs. 8«. Jahr,. Nmklmtt'Prigrum e—i«» ». s»ll Leipzig—Dr««d«, 6,00 Funkgymnastik; 6,2« Da, Erwerbslosenorchefter L«Mta; 7/iO Lanowirtschastsfunk: Landstand und Rundfunk: 8,26 Mor» aenandacht; 9,66 Morgenfeier; 10,26 Den Helden unserer Schuh kruppe; 16,45 Di« WartLurgdichter lesen: Agne» Miegel; 11,36 .^Barmherzige» Herze der ewigen Lieb«",' KaNtat« von Johann Sebastian Bach; 12,66 Da» Niedersächsische NE-Orchester; 14,25 Wirtschaftspolitischer Wochenrückblicki 14,45 Winke für die Land wirtschaft; 15M Der 6. Bezirk im Oberlausitzer Sängerbund in Burkau bei Bischofswerda; 15,36 Siebenbürgisch« Flausen von Heinrich Zillich; 16,66 Die 1. Thür. Echutzstaffelkapelle Stan darte 14 Gotha; 17,36 „Der Harz", eine Hörfolge: 18.56 Ludwig van Beethoven: Kreutzer-Sonate; 16,05 Stafselhörbericht vom Gabelbachrennen; 1. Mitteldeutsche llebertragung von der Ru derregatta in BernLurg- 26,06 Der Staat spricht; 20,05 »Zigeu nerliebe", romantische Operette von Franz Lehar; 22,05 Nach richtendienst anschl. Tanzmusik. Sleichbleibrude Lage-folg«: 6^5 Funkavmnaftik; 6,35 Friihkonzert; 8ck5 Gymnastik für Frauen; 9,46 Wirtschaftsnachrichten, anschließend Wetterdienst. Derkehrsfunk und Tagesprogramm sowie: Was die Zeitung bringt; 11.00 Werbenachrichten der Deutschen Reichspostreklame; 13,66 Presse- und Börsenbericht, Wetterdienst, Wasserttandsmel- dungen und Zeitangabe: 15.35 Wittschastsnachrichten; etwa 17^6 Montag, 16. Juli Leipzig—Dresden ,.1260 Hausmusik; 13,15 Wanderlieder; 14,40 Klaviermusik; 15,00 Junge Frauen reisen allein; 16,00 Leipziger Orchesterge- su^nschast; 18,00 Bolksoichtung der Eiebenburgener Sachsen; 18,25 Deutsche Volksmusik; 19,00 Stunde der Nation: „Arbeiter, hör zu", SA-Kamerad Tonne, ein Hörspiel von Peter Hagen; 20,00 Der Staat spricht; 10,05 Das Leipziger Sinfonieorchester; 21,05 Aktueller Landwirtschaftsdienst; 21,15 Vortrag; 22L5 Nach- richtendienst; anschließeno Unterhaltung und Tanz. Dienstag, 11. Juli Leip,i g—D r « » d « n . 12,00 Blasmusik; 13,15 Aus unbekannten Opern; 14,10 Ar beitsmarktbericht des Landesarbeitsamtes Sachsen; 14,25 Mittei lungen des Deutschen Landwirtschaftsrates; 14,35 Geschichten für unsere Kleinen und Großen; 15,00 Stunde für Einsame und Kranke; 16,30 Das Dresdner Orchester; 18,00 Wir besuchen die Thomaner; 18,25 Die geschichtlichen Grundlagen des Partikula- risnms; 18,45 Gegenwartslexikon; 19.00 „Die Burg im Osten", ein Hörbild von Marienburg; 20,00 Wir bauen den Staat; 20,25 Aus deutschen Landen; das Funkorchester; 22,25 Nachrichtendienst anschließend Wilhelm-Rinkens-Eedächtnisstunde. Mittwoch, 12. Juli Leip,i g—D re » de « 10,45 Dienst der Hausfrau: Gesetzgebung kn der Küche; 12,00 Mittagskonzert; 15,66 Lieder, gesungen von Kammersänger Willy Zilken, Leipzig; 16,60 Für oie Jugend: Ein Sommertag; „Ehrlich währt am längsten"; „Wer singt und spielt mit?"; 18,00 Stunde mit Büchern: Zeitenwende; 18,25 Stefan George; 19,00 Stunde der Nation: Die vereinigten Orchester des Deurschland- senders und der Funkstunde Berlin; 20,00 Aufruf für die Spende zur Förderung der nationalen Arbeit; 20,05 Kampf um Berlin; 21^20 1. Leipziger Handharmonikaorchefter: Mandolinen- und Gitarre-Gesellschaft „Harmonie" Leipzig; das Doppelquartett .,Sangeslust" Gera; das Erfurter Zichertrio; 22^6 Nachrichten dienst; anschließend Tanzmusik. Donnerstag, 13. Sutt Leipzt g—D re » oep 12,00 Bäuerische Volksmusik; 13,15 Solistenstunde aus Dres- Meister; 14,40 Trompeten-Soli; 15,00 Jungens erobern die Technik; 16,00 Das Stadtorchefter Döbeln; 18,00 Hygienefunk: Es bluret; 18,25 Aktueller Landwtrtschaftofunk; 19,00 „Verjagtes Volk", eine Thüringer Waldtragödie: 20,06 Der Staat spricht; 26,05 Deutsche Orgelmusik auf der Silbermann-Orgel zu Rötha; 20,45 ,,O alte Burschenherrlichkeit..22,15 Nachrichtendienst; Funkstille. Freitag 14. JuN Leipzig—Dresden 12,00 Bayerische Volksmusik; 13,15 Solistekstunde aus Dres den: 14,10 „Aufstieg"; kleine Lyrik: 15,20 Dienst der Landfrau: Während des ganzen Sommers Salat; 14,40 Gaetano Donizetti: Dl« Favoritin, Querschnitt aus der Oper auf Schallplatten; 16,00 Rachmittagskonzert; 18,00 „Wir «ollen dem Sieg gewachsen kein", «in junger Nationalsozialist spricht; 18,30 Stimme de» Blutes im ewigen Strome deutscher Geschichte; 19,00 Stunde der Nation: »Weg über» Feld"; 20,06 Der Staat sprichl; 20,05 Forel» len-Quintett; 26,45 Feierstunde; 21,05 Aktueller Landwirtschastr- dienst; 21,15 Operettenstunde; 22,15 Nachrichtendienst; anschl. Orchesterkonzert. «onnab«nd, 15. Sv» Leipzi g—D r « » d « n 12,00 Lieder und Märsche des neuen Deutschland; 13,15 Aus Werken von Earl Maria von Weber; 14,10 Funknachrichten; 14^6 Dialekthumor; 14,45 Kinderstube: „Ferienreis« ftir alle Spielgefährten": 15,36 Blick in Zeitschriften: Ringendes Deutsch land; 16,00 Nachmittagskonzert; 18,06 Deutsch: Wir prüfen uns selbst; 18,26 Gegenwartslexikon: Ständestaat, Holzveredlung; 18,36 „Ber solchem Wetter wollen Sie fliegen?"; 19,00 Stunde der Nation: „Die Opernprobe", komisch« Oper in 1 Auszug von Albert Lortzina; 26,60 Der Staat spricht: 20,65 „Gott grüße das Handwerk. von Hammerschlag und Reifen: 21,06 Bunter Abend aus Frankfurt; 22,36 Nachrichtendienst; anschließend Tanz und Unterhaltung. Soaulag, S. Zull. Berkin — Stettin — Magdeburg. 6.06: Funk-Gymnastik. — 6.15: Bremer Hafen-Konzert. — 8.06: Zuspruch. — 8.05: Zwischen Land und Stadt. — 8.10: Schall» platten-Konzert. — 8.55: Morgenfeier, llebertragung des Stunden» glockenfpieks der Potsdamer Garnisonkirch« und de» Berliner Dom«. — 10.08: Wettervorhersage. — 11.00: Friedrich Griese liest aus seinem noch unveröffentlichten Buch „Das letzte Gesicht . — 11.30: Aus Leipzig. Barmherziges Herz der ewigen Lieber Kantate von Joh. Seb. Bach. — 12.00: Aus Zoppot: Mittagskonzert. — 14.00: Stunde des Laubenkolonisten. — 15.00: Start zum Großen Preis von Deutschland für Motorräder aus der Avus. — 15.45: Garten konzert. — 16.30: Die letzten Runden zum Großen Preis von Deutschland für Motorräder. — 18.30: Der „Schmecksäbel". Lustige Speisekarte von Deutschland. — 19.00: Funk und Flug. — 19.36: Heitere Abendmustk. — 19.56: Sportnachrichten. — 26.05: Losung. — 20.10: Der Hutmacher Sr. Durchlaucht. — 22.00: Wetter-, Ta ges- und Sportnachrichten. — Danach bis 1.00: Tanzmusik. — 23.10: Zeitfunk. Königswusterhausen. 6.00—6.15: Berliner Programm — 8.00: Stunde der Scholle. — 8.5S: Morgenfeier aus der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. — 10.05: Berliner Programm. — 11.00: Ernst Bertram: „Der Rhein". 11.15: Deutscher Seewetterbericht. — 11.30—12.00: Berliner Pro gramm. — 13.00: Fortsetzung des Mittagskonzerts. — 13.30: HSr- bericht vom Beginn des Motorradrennens (Beiwagenklasse) auf der Avus: Großer Preis von Deutschland. — 14.00: Aus Hamburg: Stunde der Hitler-Jugend. — 15.00: Thor Gote liest aus eigenen Werken. — 15.30: Hörbericht von der Avus (Fortsetzung). — An schließend: Kammerorchestermusik. — Etwa 16.46: Schluß des Hör berichts vom Großen Preis von Deutschland. — 17.15: Bom Leid der stummen Kreatur. — 17.45: Das Harzer Bergtheater. — 18.15: Liederstunde. — 18.45: Die Glücksritter nach der Novell« von Jo seph von Eichendorfs. — 20.00: Der Sport vom Sonntag. — 20.10: Tanz- und Unterhaltungsmusik. — 21.00: Tiroler Bauernschwänke. — 22.00: Berliner Programm. — 22.45: Deutscher Seewetterbe richt. — 23.00: Aus Hannover: Spätkonzert. Montag, 10. lluU. i Berlin — Stettin—Magdeburg. 18.20: Wie die deutsch« Frau politisch wurde. — 15.38: Für die Iugrud. Wie wir uns «in deutsches Familienleben denken. Ein Rundgespräch der Hitler-Mädels. — 16.00: Johannes-Brahms- Konzert. — 16.15: Das Niederwalddenkmal. — 16.36: Unterhal tungsmusik. — 17.36: Zwei Maler sprechen übet Portröts. — 17.50: Ferdinand Schill liest aus seinem Buch: „Bolivianisches Abenteuer." — 18.10: Das Lied der Minnesänger. — 18.40: Die Funkstunde teilt mit... — 18.45: Stimme zum Tag. — 19.00: Stunde der Nation. Aus Breslau: Arbeiter hör' zu. SA.-Kamerad Tonn«. Hörspiel von Peter Hagen; Musik von Hans Sattler. — 20.05: Losung. — 20.10: Aus Köln: Gesumm und Gezwitscher. Hörfolge. — 21.30: Aus der Berliner Redaktion eines britischen Weltblattes. — Danach bis 24.00: Tanzmusik. ' Königswusterhausen. 9,00: Fröhlicher Kindergarten. — 9.45: Hermann Harry Schmitz: „Die Bluse". — 10.10: Schulfunk: „Von Plauen bis Potsdam. Ppm geschichtlichen Wachsen der H. I. — 11L0: Zeitfunk. — 15.00: »ur vte Frau: XUnsUerisch« Handarbeiten. — 15 45: Bücherstunde- Mutierrecht und vaterrecht. — 16.00: Konzert. — 17.06: Ein Un» terrichtsbild au« der neuen Landschule in Wörsdorf. — 17.25- Zeit- funk. — 17.35: Musik unserer Zeit. — 18.08: Robert-Schunwnn- Stund«. — 18.25: Segelfliegen — ein Erlebnis. — 19.00: Berliner Programm. — 20^0: Kernspruch. — Anschließend: Stund« der Soldaten. Historisch« Marsch«. — 26.56: Der deutsch« Satten in Dichtung und Lied. — 23.60: An» Leipzig: Unterhaltung und Tanz. MIM WkMkl. Rohr- und schilfbestanden« größere Teiche und Seen üben immer eine große Anziehungskraft auf Bogelfrsunde und Bogelkundige aus. Denn sie beherbergen meistens ein besonders reiches und interessantes Vogelleben, bilden Aufenthaltsorte von Vogelarten, die in ihrem Leben und Treiben des Fesselnden noch, ungemein viel bieten. Das artenreiche Volk der Enten, die biologisch eigenartigen Taucher, Rallen und Wasserhühner und noch manche andere wird der Naturfreund nie müde, immer wieder von neuem zu betrachten, und von den kleineren, der Singvogelgrupp« angehörenden Arten sind es die lebhaften Rohrsänger, denen ei: mit nie erlahmendem Interesse zuschaut. Ausgangs April oder in den ersten Maitagen, wenn zwischen den fahlbraunen, abgestorbenen Halmen sich die frischgrünen Stengel des jungen Rohres ans Licht drängen, treffen sie aus ihrem Winteraufenthalt wieder bei uns ein und beginnen sogleich wie gelenkige Akrobaten an den Halmen und Stengeln »inbsrznklcttcrn und umherzuturnen. Bon den vier für unser Vaterland in Frage kommenden Arten ist der Drosselrohrsänger der stattlichste und infolge seiner lauten, nie zu verkennenden Stimme auch der auf fallendste seiner Sippe. Von der Spitze hochstehender Rohr halme herab läßt er vom frühen Morgen bis zum späten Abend und oft auch noch während der Nacht seine lauten, weithin schallenden Weisen ertönen, jenes schnarrend be ginnende und hoch endende Karre—karre—kiet—kiet. Jn- bezug auf die Stimme steht ihm der bedeutend kleinere, etwa rotkehlchengroße Teichrohrsänger am nächsten. Auch in seinem Gesänge wechseln ähnlich schnarrende und quiekende, allerdings nie so laut vorgetragene Töne mit einander ab, während das Lied des Schilfrohrsängers, der durch Helle Augenstreisen und eine weißliche Kehle von dem einfarbiger gekleideten Teichrohrsänger unterschieden ist, schon etwas melodienreicher ist. Charakteristisch für ihn ist, daß er sich im Eifer seines Gesanges von Zeit zu Zeit einige Meter hoch in die Luft schwingt und sich dann, leb haft weiter singend, mit ausgebreiteten Flügeln im Gleit fluge wieder herabsallen läßt. Der liederbegabteste der Rohrsänger ist aber der dem Teichrohrsänger zum Ver wechseln ähnliche Iumpfrohrsänger, dessen angenehmen, grasmückeähnlichen Gesang man an den Orten seines Vor kommens Tag und Nacht hören kann, und dessen Wir kungen besonders in windstillen Mai- und Juninächten, wenn die anderen Vogelarten schweigen, sich so leicht nie mand entziehen kann. Er trägt die Bezeichnung Sumpf rohrsänger heute eigentlich zu unrecht, da er durchaus nicht an Schilf und Rohr und das Wasser oder den Sumpf gebunden ist, sondern auch weit von allem Wasser entfernt seine Wohnstätten wählt und seit einigen Jahrzehnten in immer größerem Maße die Getreidefelder besiedelt. In den von Nesseln durchsetzten und von Winden und wildem Hopfen durchwucherten Gestrüpp an den Rändern der Felder, an Nachläufen und Talhängen findet man auch seine Nester, während die des Drossel- unh Teichrohr- sängerS fast ausnahmslos über dem Wasser' sieben und mit einer seltenen Kunstfertigkeit in einige Rohrsiüigel eingehängt sind. Der Schilsrohrsänaer wieder errichtet leine Kinderwiege meistens im Ufergelände hart über dem Boden, und ist auch am frühesten, bereits Mtte Mai, mit ibr fertig, während die anderen Arten etwas später, Ende Mai oder im Juni, mit der Errichtung ihrer Nester be ginnen. Leider sind besonders die der rohr- und schilf bewohnenden Arten manchen Gefahren ausgesetzt. Durch das Schlagen des Rohres nämlich, das meistens um die Brutzeit der Rohrsänger erfolgt, werden viele Nester zer stört und die Vögel kommen dann vielfach um ihre Nacl>- kommenschaft. Es wäre daher zu wünschen, wenn die Teichbesitzer dies berücksichtigten und das Schlagen des Rohres zu einem etwas späteren Termin, als wie eS jetzt meistens geschieht, vornehmen wollten. WM» Mir! Mk BWWM Die Dresdner Vogelwiese, das Dresdner Vogelschießen, geben Veranlassung, ein wenig nach Entstehung dieser Volksfeste zu forschen; und das, was da zutage kommt, ver dient es, der Vergessenheit entrissen zu werden. Gebt doch der Brauch, nach dem Vogel zu schießen, bis in das 15. Jahrhundert zurück. Im Jahre 1482 führte der Erzbischof Ernst von Magdeburg die Vogelschießen in Halle a. d. Saale ein; 1556 am Dienstag und Mittwoch, nach Pfingsten schoß einer der ersten Markgrafen zu Brandenburg, der Erzbischof Siegismund von Magdeburg, in Halle mit einigen Dom herren und vielen Adligen nach dem Vogel, um 1707 wurde bei der Einweihung der neuen Kirche zu Eibau (Lausitz) ein großes Scheibenschießen veranstaltet, das zur Grün dung der dort noch beute bestehenden Schützengesellschaft führte. Kirche und Vogelschießen standen somit in engem Zusammenhang. Gleichwohl eiferten zu Anfang des 18. Jahrhunderts namentlich in Leipzig untergeordnete, ver drossene Kirchenherren weidlich gegen die Schützenfeste. Nach. Meinung dieser Geistlichen sollten nämlich die Vogel schießen den Christen zum Spott von Erzheiden erfunden sein, und der bunte Frühlingsvogel, auf den geschossen wurde, sollte angeblich nichts anderes bedeuten, alS die Taube, die den Christen von Anfang an als Sinnbild des heiligen Geistes gegolten hatte. Auf sie zu schließen, das müßte doch schwere Sünde sein. Glücklicherweise gab es klügere und verständigere Geistliche, die sogar von der Kanzel aus sich gegen solche Oberflächlichkeit wandten und unter Hinweis darauf, daß schon in Homers Ilias bei der Schilderung der Waffenspiele zu Ehren des toten PatrokloS ein Wettschließen nach einer Taube erwähnt ist, den bün digen Nachweis führten, daß der Ursprung des Vogel schießens viel weiter zurückliegt, als die Anfänge des Christentums. Eine ebenso beweiskräftige Stelle aus der Schilderung von Kriemhilds Hochzeit mit König Etzel im Nibelungenliede ist jenen Verteidigern der Schützenfeste aber entgangen, wenigstens wird sie weder in der Predigt vom Vogelschießen, die der Leipziger Theologe H. Täubel 1713 verfaßte, noch in der ein Jahr später erschienenen Doktordissertation des P. CH. Gilbert über Vogelschießen erwähnt. Tatsächlich haben die Vogelschießen schon bei den alten arischen Völkern die ersten und beliebtesten Schießspiele gebildet und den Kampf des Frühlings mit dem Winter und den endlichen Sieg des lichtbringenden Lenzes versinn bildlicht und gefeiert. In den mittelalterlichen Städten ließ bis große, unbändige Freude am Wiedererwach^n der Natur sich sehr wohl aus der langen winterlichen Gefangenschaft aller Einwohner erklären. Darum läßt auch Goethe seinen Faust beim Osterspaziergang sagen: „Sie feiern die Auf erstehung des Herrn, Denn sie selbst sind auferstanden, Aus Handwerks- und Gewerbebanden. . ." Hub dann draußen vor den Stadttoren der Vogelsang wieder an, war die Festzeit der Blüte in Natur und Herz wieder gekommen, so wurde auf der Vogelwiese regelmäßig ein Vogelschießen unter Teilnahme aller Stadtbewohner und des umwohnenden Landvolkes abgehalten. Und wer beim Vogelschießen einen kleinen Span oder einen Vogel teil erobert hatte, der brachte ein Stück Sommer mit nach Hause. Bei großen allgemeinen Land- und Spanvügelschisßen, wie sie seit der Mitte des 15. Jahrhunderts hauptsächlich in den niederländischen, dänischen, schlesischen und säch sischen Städten beliebt waren, wurden gewöhnlich meh rere Vögel abgesplittert. Immer bestand der Hauptgewinn indessen in vollständiger Räumung der Spille oder in der Erlangung des letzten Adlerrestes, während die Neben gewinne auf Kopf, Flügel, Schwanz, HalS ulw. entfielen. Bei dem Vogelschießen der Dresdner Bogenschützengesell schaft ist vorgeschrieben, daß jeder abgeschossene Span ein Mindestgewicht von 20 Gr. haben muß; dazu kommen außer dem Königsschuß noch 10 Treffer, die mit goldenen, und 14 Treffer, die mit silbernen Medaillen belohnt werden Für 31 weitere Treffer gibt es Geldprämie«. In einer Beziehung ist freilich heute eine wichtige Aenderung gegenüber früheren Zeiten zu verzeichlnen: Ver anstalter und damit finanzielle Träger der Vogelschießen sind heute ausschließlich die Schützengesellschasten selbst, während früher häufig der Landesherr oder die oberste städtische Behörde die Schießen finanzierte. In dem „Ladeschiveiben", womit der Rat zu Halle a. d. Saale 1601 die „Armbrust-Schützen" (Armrüstungen) aus 156 Städten auf den 20. August zum allgemeinen Land- und Spanvogslschießen einberief, stand zu lesen, daß der Rat 60 ReichStaler auf den Rumpf des Bogels zum Voraus gebe, die der Schütze, der die Spille mit gespaltetem Loch des Bogels räumen und ihn dadurch zu Fall bringen würde, in einem rot-weißen Beutel bekommen sollte. 330 Schützen stellten sich darauf zum Wettkampf, aber es gab lauter Fehlschüsse, keine Späne. Nach langem Hin- und Hei raten, woran das liegen könne, gab man endlich dem Holz die schuld und stritt, ob ein anderer neuer Vogel aus Eicken-, Linden-, Espen- oder Nußbaumholz gemacht werden solle. Schließlich wurde er aus Lindenholz geschnitzt; ein Schütze aus Wittenberg fällte den Rumpf und erhielt damit die M Reichstaler. Wenige Jahre später, 1618, hielten die Nürnberger ein Vogelschießen, das volle acht Tage dauerte. Der Chvanist sucht aber die Schuld nickt im Holze deS Vogels, sondern gibt ehrlich zu, daß „viels Herren schlecht schossen!" In Leipzig veranstalteten die Armbrust-Schützen all jährlich im August ein großes Vogelschießen auf der Pfingstwiese vor dem Frankfurter Tore. Lchon der Nams „Pfingstwiese" deutet darauf hin, daß auch in Leipzig dieses Schießen ursprünglich in den Pfingsttagen abgchalten wurde. Ihre Verlegung in den August dürste später wegen der in Leipzig besonders bitter geführten fortgesetzten Be kämpfung der Vogelschießen erfolgt sein. Allerdings muß es auch scheinen, daß nicht so sehr die vorgegebene Pro- fanation des Heiligen Geistes, als die auf den Vogelwiesen eingerissenen Mißbräuche und sträfliche Ausartungen rolstr BevölkerungSelements die erklärten Feinde der Vogel schießen nicht zur Ruhe kommen ließen. Ilm 1/75 sollen in Leipzig diese Schießen und Volksfeste fast regelmäßig mit einer allgemeinen blutige« Schlägerei ge endet haben, so daß der Rat 1787 die weitere Abhaltung solcher Vogelschießen verbot. Später ist das Verbot dieser Volksbelustigung zwar zurückgenommen Word n, dochblicb n sie fortan hinter den Vogelschießen zu Dresden weit zurück. Die Belohnung des Schützenkönigs bestand vielerorts in Befreiung von der Brausteuer, in Leipzig aber lediglich in einem silbernen Becher, 15 Taler wert. Dafür hatte der Schützenkönig aber keinen Schmaus, sondern nur einige Trinkgelder zu geben. Früher scheinen die Schützenkönigs essen gerade in Leipzig besonders üppig gewesen zu sein, bis die Stadtverwaltung 1684 verfügte: „Bei der Königs mahlzeit, welche der König zu geben soll schuldig sein, soll nickt mehr gespeiset werden als vier Gerichte, nämlich ein Doressen, Gebratenes, Zugemüse und ein Nackessen und zum Trunk Torganisch Bier und Rheinischen Wein, er lei so vermögend als er wolle." Gar vieles hat sich seitdem geändert. Die Vervoll kommnung der Feuerwaffen hat die Armbrustschützen natür lich mehr in den Hintergrund treten lassen. Die Zeiten, wo es für die Bogenschützen galt, das Vaterland zu schützen und zu verteidigen, sind vorbei. Auchs der Charakter der Schützenfeste hat sich unter dem Einfluß der Zeitverhält nisse wesentlich geändert. Aus den Festen derer, die einst auszogen, die bürgerliche Waffentüchtigkeit zu Pflegen und zu fördern, sind Feste zur Belustigung der breite« Massen geworden. Geblieben ist aber doch der alte Geist, aus dem Vogelschießen entstanden sind, die innige Verbindung von Ernst und Lust, die sie zum Höhepunkt örtlicher Dölksluste fürs ganze Jahr hat werden lassen und ihm eine Beliebtheit verschafft hat, die sich! bis auf die Gegen wart erhalten hat unk auch fortbeftehen wird, solange in unserem Volke die altgermanische Lust am stolzen Waffen- spiele lebt
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