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Phon« asfaeftellt. Auf Veranlassung des Propaaanba- Mtnisteriums sollen nämlich besonders wichtige Telle der Verhandlung ans Wachsplatten ausgenommen werden, da mit durch Rundfunk die ganze Bevölkerung Ohrenzeuge dieser wichtigen politischen Gerichtsverhandlung sein soll. Cs ist dies in Deutschland der erste Hall, in dem das neue technische Hilfsmittel des Radio im Gerichtssaal Anwendung kindet. Sir Mil im Mler-Meb. Sin Jahr Gefängnis für. den Hauptangeklagten. * Vaduz. Das Vaduzer Kriminalgericht fällte am Donnerstag abend um 11 Uhr folgendes Urteil: „Der Hotelier Rudolph Lchaedler-Baduz wird z« einer Gefängnisstrafe von einem Jahr vernrteilt, Peter Rhein berger -« nenn Monaten Gefängnis, Eugen Frommelt zu fünf Monate« Gefängnis und Kranz Roeckle zu vier Mona te« Gesängnis. Die Untersuchungshaft wird angerechnet." Die Urteilsbegrimdunq. * Vaduz. Nach der Urteilsverkündung im Notter- Prozesi gab der Präsident noch mündlich die Begründung dazu bekannt. Wesentlich ist, daß nicht nur Rheinberger als Mittäter betrachtet wird, sondern auch Rudolf Schaedler und Frommelt. Das Gericht stellte sich auch auf de« Standpunkt, es handele sich um eine Tat, die einheitlich von diesen drei Angeklagten zusämmcn begangen wurde, daß sogar bei Schaedler nicht etwa nur Anstiftung oder Gehilfenschaft vor liegt, sondern daß alle drei Mittäter sind. Bei Rheinberger wird Anstiftung gegenüber der dentschen Gruppe nicht ange nommen, da diese nicht einwandfrei nachgewiesen sei, wohl aber wird Rheinberger als derjenige angesehen, der From melt zu der Tat verleitet hat. Bei Roeckle wird keine An stiftung angenommen, da er bei Rheinberger und Schaedler ans den gleichen Gedanken der gewaltsamen Entführung stieß. Seine Tat kennzeichnet sich dadurch, daß er die übrigen Mitangeklagten in ihre» Entschlüsse» bestärkt und so zum intellektuellen Gehilfen wird. Bet Frommelt wurde noch berücksichtigt, daß er an de» Handlungen selbst nur verhält nismäßig gering beteiligt war, bei Rheinberger sein jugend liches Alter von 20 Jahren. Eerichtslaal Dor dem Sächsischen Sondergerichk Wegen unwahrer Behauptungen über die NSDAP und gemeiner Verleumdung des Reichskanzlers verurteilte das Sächsische Sondergericht die Fabrikarbeiterin Schröder aus Dresden zu sieben Monaten Gesängnis unter Anrechnung von sieben Wochen Untersuchungshaft. — Wegen des gleichen Vergehens erhielt der Maschinenarbeiter Häckel aus Nieder sedlitz drei Monate Gefängnis. — Das Sondergerichk verur teilte weiter den Maurer Palme aus Altbernsdorf wegen Verbreitung kommunistischer Druckschriften zu drei Monaten, den Spuler Seifert aus Adorf und den Mller Reisig aus Dresden-Coschütz zu je zwei Montaen Gefängnis. — Wegen unrechtmäßigen Waffenbesitzes erhielt der Reichsbannerfuh- rer Möbius aus Döbeln sechs Wochen, der Berginvalide Selbmann aus Gersdorf neun Monate, der Bauarbeiter Leistner, der Kesselschmied Wiedemann und der Bergarbeiter Beraer, sämtlich aus Gersdorf je acht Monate, sowie der Konsumoereinsgeschäftsführer Perwitzschki aus Leisnig zwei Monate Gefängnis. Die Grenelmeldung bringt es an den Tag. Vor dem Sondergericbt in Frankfurt a. M. wurde wegen Verbreitung von Greuelnacbrichten gegen einen Portier verhandelt, der erzählt hatte, SA.-Männer hätten einen Juden in Köln zur Unterzeichnung eines Schecks über 10NON Mark zwingen wollen. Der Angeklagte nannte leinen Gewährsmann als Zeugen, der erpreßte Jude in Köln wurde auch ermittelt und nun stellte >ich heraus, daß an der Grcueluachricht tatsächlich etwas Wahres war. Nur hatte es sich bei de» inzwischen erwischten Erpressern nicht um wirkliche TA.-Männer, sondern um jugendliche Verbrecher gehandelt, die sich für ihren Bubenstreich falsche Uniformen verschafft hatten. Das Sondergerichk stellte das Verfahren ein und das ordentliche Gericht wird das Ver brechen zu sühnen haben. Das Berliner Sondergericht verurteilte am Donnerstag den 28 jährigen Arbeiter Oskar Kirsch« wegen vorsätzlicher Verbreitung von Greueluach- richten zn einem Jahr neun Monaten Gefängnis. Kirsche, der Mitglied und Funktionär der KPD. gewelcn ist, hatte am 2. Mai ds. Js. aus dem Wohlfahrtsamt in Gcgen- vart anderer Arbeitsloser einem SA.-Mann erzählt, nach der Machtergreifung durch Adolf Hitler wären SW Kom munisten um die Ecke gebracht worden. — Zu zwei Monaten Gesängnis wurde in derselben Sitzung der 33- jährige Elektromonteur Erwin Liebke verurteilt, weil er in einem Gasthaus lügenhafte Behauptungen über die Ursachen des Reichstagsbrandes anfgcstellt hatte. — Eben falls zwei Monate Geßängnis erhielt die 35 jährige Kran kenschwester Else Schlesinger, die zu Kolleginnen geäußert hatte, sie habe gelrärt, daß an einem Tage 25 Juden beerdigt worden leien, von denen man nicht wisse, auf welche Weile sie ums Leben gekommen seien. Das Sondergericht verurteilte weiter zu drei Monaten Gefängnis den 3t)sährigen Zujchmeider Johannes Wöhrle, weil er das Hoheitsabzeichen der NSDAP, getragen hatte, obwohl er schon im Jahre 1931 ans der Partei ausge stoßen worden war, Werl er sich an Parteigeldern ver gangen hatte. Berpratzte RundsMgelder Die jetzt beinahe zu Ende geführte Säuberung des ge samten deutschen Rundfunks und die eingehende Untersuchung der bisherigen Geschäftsführung hat eine Reihe skandalöser Zustände aufgedeckt. Eine Lanze Schar von leitenden Ange stellten mußte aus ihren Stellungen entlassen werden. Wie notwendig dies« Maßnahmen bei dem Rundfunk waren, be weist eine Rechnung, die aufgefunden wurde und ein klares Bild von dem Bonzenleben bei der Mirag yibt. Die Rechnung ist von einem der vornehmsten Leipziger Hotels ausgestellt für die Mitteldeutsche Rundfunk A.-T. zu Händen ihres bisherigen Geschäftsführers Dr. Koh l. Es handelt sich dabei um ein „Repräsentationsdiner" mit dem bisherigen Rundfunkkommissar des Reichspostmini steriums, Dr. Bredow, dem Aufsichtsratsvorsitzenden der Mirag, Dr. Ott o, u. a., im ganzen acht Personen, von denen wohl ein jeder damals ein Ministergehalt bezog und es des- halb nicht nötig hatte, auf „Regimentsunkosten" zu speisen. Während Millionen deutscher Volksgenossen arbeitslos waren und nicht mußten, woyer sie das Notwendigste zum Lebensunterhalt beschaffen sollten, während die Zahl der Selbstmorde aus Not schon damals auf über 200 000 gestie gen war, ließen sich die Rundfunk-Sachwalter folgende „Klei nigkeiten" auffahren: 800 Gramm Kaviar für 160 RM, acht Abendessen zu je 16 RM, 3 Flaschen Uerzinger Würz garten, 4 Flaschen Burgunder, 4 Flaschen Deutz und Gelder- mann Sekt und 2 Flaschen Champagner, zusammen für RM 138,50, ferner Mokka, französische Liköre, Zigarren, Zigaret ten, Sandwiches und zum Schluß noch einmal Kaviarbröt chen. Alles in allem belief sich die Rechnung auf 590,60 RM. Ein Kommentar hierzu ist überslütig. Derartige Fälle von Wohlleben auf Kosten der Hdrergebühren beweisen klar, wie notwendig die vom Nationalsozialismus schon seit Jahr und Tag geforderten Maßnahmen zur Säu berung des deutschen Rundfunks waren. Vermischtes. Umgehungskanal am Saale-Einbruch. Bei der Elbstvom-Bauverwaltung zu Magdeburg fand eine Besprechung zwiscl>cn dem Kommissar des Reichsverkehrs- ministers. dep Vertretern der Anhaltischen StaatSregik- rung und der Solvay-Werke über die Verschüttung der Saale durch die crusaebrochenen Kalkmassen statt. Dabei ergab sich, daß die Beseitigung der Kalkmassen aus der zugeschütteten Saale für unzweckmäßig gehalten wird, daß es vielmehr zur raschen Absenkung der oberhalb der Zu schüttung angestauten Saale und zur baldigen Freimachung einer Rinne sür die Schiffahrt am vorteilhaftesten ist, emen vorläufigen Umgehungskanal henmstellen. Es werden 4—5 Bagger angesctzt, mit denen der Aushub dos Kanals so gefördert wird, daß, voraussichtlich am 1. Juli der Schiffsverkehr wieder ausgenommen werden kann. Ob der Umgehnngskanal später als Schiffahrtsstraße beibehalter werden kann, unterliegt noch weiteren Feststellungen. Unfall des Fliegerehepaares Mollisvn beim Start zum Ozeanflug. Am Donnerstag früh wollte das englische Fliegerehepaar Mollison vom Flugplatz Erohdon aus zur angekündigten doppelten Ozeanüberquerung starten. Aus unbekannten Gründen überschlug sich das Flugzeug nach kurzem Anlauf. Sani täter und Feuerwehr eilten sofort zur Unfallstelle. Das Fliegerehepaar, das glücklicherweise keinen ernsten Scha den erlitten hatte, konnte sich jedoch vor dem Eintreffen der Hilfsmannschaften selbst aus seiner mißlichen Lage befreien. Das Untergestell des Flugzeuges ist völlig zer trümmert. Berlin, ein gefährliches Pflaster für internationale Taschendiebe. Für internatio nale Taschendiebe gibt es in Berlin kaum noch eine Ge legenheit zu einem sicheren Fischzug. Selbst am Pfingst sonntag schläft die Kriminalpolizei nicht. Das mußte zu seinem Leidwesen der zünftige Taschendieb Adam Thiel« ans Lodz erfahren, als er aus dem Bahnhof Ostkreuz seine Hand in die Tasche eines biederen Ausflüglers versenkte. Die beiden Kriminalbeamten, die ihn dabei auf frischer Tat sestnahmen, hatten einen guten Fang gemacht. Adam hat bereits zwei Jahre hinter Gefängnis- und 14 Jahre hinter Zuchthausmanern zugebracht. Obwohl er diesmal energisch leugnete, wurde er durch die klare Aussage der beiden Beamten doch überführt und das Schnellgericht diktierte ihm seine 15. Strafe zu, die unter Berücksichtigung des gemeingefährlichen Treibens dieses internationalen Gauners empfindlich ausfiel. In Uebereinstimmnng mit dem Antrag der Staatsanwaltschaft wurde Adam Thiele wieder auf 2Vs Jahre ins Zuchthaus geschickt: hinzukonnnen noch die üblichen 5 Jahre Ehrverlust und Stellung unter Polizeiaufsicht. „18 Jahre Zuchthaus", schrie Thiele, auf, „und nichts dabei verdient!" Dann folgte er gehorsam dem Mann mit dem rasselnden Schlüsselbund in die Gefäng niszelle zurück. sm Sein! Das hat er nun davon! Er wollte nicht mehr inserieren. Jetzt machen ihm die veralteten Artikel Sorgen. Schutzen Sie sich vor dem Klotz am Bein, vor den Ladenhütern. Inserieren Sie recht ost im Riesaer Tageblatt. Anzciqen-Annahmc täglich von früh 8 Uhr ab in der Tageblatt-Geschäftsstelle Riesa, nur Goethestr. 59. Rundfunk-Programm. Sonnabend, den 10. Zunl. Berlin — Stettin — Magdeburg. 18.20: Das Kinderzimmer. — 15.38: Wiederholung: Alle BS- gel sind schon da. Eine Lektion in Vogelstimmen. — 16.00: Blas orchester-Konzert. — Gegen 16.30: Von den Plätzen des Tennis klubs Rot-Weiß: Davis-Pokal Deutschland — Japan. — 17.00: Zehn Minuten Sport. — 17.10: Fortsetzung des Blasorchester- Konzertes. — 18.00: Zeitfunk. — 18.20: Im Kamps um einen Achttausender. Ein Erlebnisbericht von Willy Merkt, Leiter der deutsch-amerikanischen Himalaya-Expedition 1932. — 18.40: Di« Funk-Stunde teilt mit ... — 18.45: Stimme zum Tag. — 19.00: Stunde der Nation. Aus Breslau: Ihr frommen, deutschen Lands knecht gut. Alte Landsknechtlieder und -schwanke. — 20.05: Lo sung. — 20.10: Bunte Geschichten. — 20.20: Die Spree. — 22.00: Wetter-, Tages- und Sportnachrichten. — 22.30: Großes Blasor chester-Konzert. — Danach bis 1.00: Tanzmusik Königswusterhausen. 10.10: Schulfunk: Bilder aus dem deutschen Lustfahrtwesen: Wie ein Flugzeug entsteht. — 11.30: Wirtschaftliche Wochenschau. — 15.00: Kinderbastelstunde. — 15.45: Justus Möser: „Trost gründe bei dem zunehmenden Mangel des Geldes". — 16.00: Kon zert. — 17.00: Taufe der ersten von arbeitslosen SA.-Männern gebauten Segelslugzeuge in Gatow. — 17.30: Klaviermusik. — 18.05: Aus deutschen Opern. — 18.30: Politischer Sturm und Drang, ein geschichtlicher Vergleich. — 19.00: Berliner Pro«. — 20.00: Kernspruch. — Anschließend: Politisches Kabarett, 14 Jahre Kasperletheater. — 20.45: Tanzmusik. — 22.00: Berliner Progr. — 23.00: Aus München: Nachtmusik. (1. Fortsetzung.» Freilich, er wäre lieber zu den Feiertagen bei den Seinen In Dresden geblieben Aber auch im Dorf Löbau hat sein Herz ein blondes Wesen entdeckt, Las seiner Liebe würdig ist. Die Wirtstochter Hanne soll zufrieden sein: Neben seinen Füßen liegt ein stattliches Paket mit Geschenken Nun heißt es nur Schritt halten, daß man zur Zeit im Dorfe eintrifft. Durch frostl)arte Luft knallt die Peitsche. Krachend birst der Schn«e Unter d«n Füßen der Renner Die blanken Kufen fegen rastlos über die kristallenen Flächen. Der Schlitten biegt von der Hauptstraße ab. Man läßt die Stadt Breslau weit zur linken Hand liegen und nimmt die Waldstraße, die in direkter Fahrt am Dorfe Löbau vorbei führt Vorsorglich greift der Reitknecht nach seinen Pistolen. Daun zieht er Decke und Pelz fest'r. Seine Augen suchen den Weg in die Winternacht. Mrdame Lefevre sitzt unbeweglich !m Fond des Schlittens. Sie ist müde. Wochenlanae Reisen haben ihrer Gesundheit zugesetzt. Ihr träumender Blick sucht unter halb geschlossen«» Lidern die in unendlichem Weiß sich breitende Waldslraße, mit den wuchtig aufstrebenden Tannen, deren Zweige sich unter den Schneelasten weit herabneigen In ein paar Stunden wird sie ihren Mann wiedersehen. Jahre der Trennung liegen hinter ihnen Jahre voll innerer Not, voll Entbehrung, Blut und Kampf für Ren6. Sie weiß von Jean, daß ihr Mann ein Auge verloren hat. Sie weiß von seinen Kameraden, was die Eiswüsten Rußlands, denen er als einer der Ersten entronnen ist, für Opfer gefordert haben Wird Hauptmann Lefevre, Offizier seines Kaisers, noch Aehnlichkeit haben mit dem ihr angetrauten Bürger, dem Advokäten Renä Lefevre? . . . Hat die Hölle des russischen Winterfeldzuaes nickt auch sein Herz erstarren lasten? .... Da reißt der schrill« Ruf eines Käuzchens die Frau aus ihren Traumen. Der Schlitten jagt in eine Kurve. Die Waldstraße ver engert sich zu einem schmalen Pfad, zwischen schwarzem, un durchdringlichem Tannendickicht. Plötzlich bäumen die Pferde vor einem Hindernis: Stämme und Reisig versperren in unentwirrbarem Knäuel die Passage. Mit einem Fluch wickelt sich der Reitknecht aus seinen warmen Decken und springt vom Schlitten. Und wie er noch steht und sinnt und sich das Wirrnis ansieht, kracht aus dem Dickicht ein Schuß Aufstöhnend faßt sich der Reitknecht an den Kopf. Hände und Schnee färben sich blutig. Er ist getroffen! Taumelnd fällt er ichwer vornüber, dicht vor den trampelnden Füßen ver lcheu gewordenen Pferde In demselben Augenblick springen drei vermummte. In Lumpen gehüllte Gestalten aus dem Walddickicht und um ringen das Gefährt. Marodeure! Sie stützen auf die wehrlose Fran zu. Sie will schreien Aber in ihrer ohnmächtigen Angst ist sie keines Lautes fähig. Mit bebenden Händen bedeckt sie ihr Gesicht. Sie kann nicht fliehen: das schwere Pelzwerk hindert sie. Derbe Fäuste reißen die zarte Frauengestalt heraus, greifen nach Taschen und Gepäck, zerren gierig Kisten und Kasten herunter -- da zerreißt ein Schuß di« Luft! Getroffen, ohne Aufschrei sinkt die schwere Gestalt eines Marodeurs in den Schnee. Bellend kracht ein zweiter Schuß in die plötzliche Stille. Fluchend tastet die Hand des Ge troffenen nach dem Arm, aus dem Blut sickert. In rasendem Galopp sprengt «in Reiter heran. Die beiden Marodeure sind wie vom Erdboden verschwun- yen — das Dickicht hat sie verschluckt. Im nächsten Augenblick umfassen starke Arme di« zitternde Frauengestalt, die vor Erregung umzusinken droht „Madame — kommen Sie zu sich! . . Die Gefahr ist vorüber, Madame . . " Döllnitz, dessen Kugeln die Räuber verjagt haben, spricht auf Jeannette Lefevre ein. Langsam kommt wieder Leben in die verängstigte Frau, der Schreckkramof weicht. „Retten Sie mich! Retten Sie mich . . .1" Ihre bebenden Arme umschließen hilfesuchend die Hände des Mannes. Keuchend geht ihr Atem, wie im Fieber suchen ihre Augen di« Gestalten im Schnee. Der Reitknecht Jean ist wieder zu sich gekommen. Er hat einen Prellschuß am Hinterkopf, der iym im Moment des Ueberfalls die Besinnung nahm „Madame — wir müssen weiter! Keine Minute ist zu ver lieren!" Hauptmann Döllnitz hilft dem Reitknecht auf, reißt die Pferde herum und führt die Frau zum Schlitten. Wenige Minuten später rast das Gefährt auf dem Weg, den es gekommen ist, zurück. Der Hauptmann führt das Ge spann. Sein Brauner galoppiert, angebunden, mit. Der Reitknecht sitzt im Fond und hält sich die Wunde. Neben Döllnitz sitzt Madame Lefevre. Während er dem Tempo der Renner mit der Peitsche nachhilft, spricht er auf die Frau ein: „Seien Sie ohne Furcht, Madame! Ich kenne hier jeden Weg. Vertrauen Sie mir — in ein paar Stunden haben wir Quartier bei Freunden auf Schloß Löbau." „Auf Schloß Löbau?" Wärme, Hoffnung kommt in die Stimme der Frau. Ihr Blick sucht zum erstenmal, lange und forschend, den des Hauptmanns. „Ich will nach Löbau — mein Mann ist dort stationiert. Hauptmann Rens Lefevre, von der Besawmgsarmee." „Von der Besatzungsarmee?" Döllnitz' Frage ist voll Bitterkeit. Die Peitsche saust. Die Gäule rasen. Eifern um klammern die Hände des Hauptmanns die Zügel. Jäh bricht er das Gespräch ab. Fragend ist der Blick der Frau auf ihn gerichtet. Verbissen suchen die Augen des Mannes den Weg. Er reißt das Gefährt herum, kreischend sausen di« Kufen in die neue Richtung. Ein anderer Waldweg tut sich auf. Döllnitz' Atem geht schwer. Also auch Löbau besetzt! Der Gedanke umkrampft sein Herz. Löbau besetzt! ... Die Hoch burg der Freiheit in Schlesien — unter den Gewehren der Feinde!... Er muß'an den Baron denken, an Maria, an den jungen Karl ... Pfeifend schneidet die Peitsche durch di« Lust. Di« Renner greifen aus, daß der Schlitten wie irrsinnig auf der spiegelnden Fläche tanzt. Und der Hauptmann fährt, fährt. Stunden noch — Kann wird er Gewißheit habe»