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2kl MkWk SmWAlM In 2lkAn. Dresden. Am Sonntag nahm in Dresden der säch sische gewerbliche Genossenschaftstag .seinen Anfang. Die am Vormittag abgehaltene Sonderkonfereuz der Waren» senoffenschaften wurde von Direktor OliaS-Dresden mit herzlichen Begrüßungsworten eröffnet. Auf der Tages ordnung standen ein Vortrag von Berbandsrevtsor Reu ter-Dresden „vericht über di, Revifionsergebntffe" sowie ein Vortrag von Direktor Korthau»-Berlin über „Die Daseinsberechtigung "der Wareugenoflenschasten". Direktor KorthauS führte u. a. aus, die nationale Re gierung denke nicht daran, die Warengenosscnschaften des selbständigen Mittelstandes irgendwie in Frage zu stellen. Er kennzeichnete die preiSregulierend« Wirksamkeit der Warengenoffeuschafteu und bezeichnete den warengenossen schaftlichen Zusammenschlchuß der Berufsgenosfen als eine unabweisbare Notwendigkeit. Der Vortragende schloß mit der Erklärung, daß die Warengenossenschaften im neuen Staate grobe Aufgaben zu erfüllen haben würden und mit weitestgehender Berücksichtigung durch die nationale Regie rung rechnen könnten. Am Nachmittag fand die Sonder konferenz der Kreditgenossenschaften statt. Verbandsdirek tor Baumann-DreSden sprach über „Die Lage der säch sische« Kreditgenossenschaften und ihre künftige« Ausgabe«". Er ging von der Feststellung aus, daß die Bildung der nationalen Negierung die Hoffnung und Gewißheit gebe, daß dem Absinken der Wirtschaft Einhalt getan sei. Seitens der Führer der NSDAP, werde den Kreditgenossenschaften beim Ausbau der einzelnen Berufsstände eine entscheidende Rolle -»geteilt. In der anschließenden Debatte wurde in vollem Umfange die Auffassung zum Ausdruck gebracht, baß alle Kräfte eingesetzt werden sollen, um ein einheitliches Genossenschaftswesen in den bcrufSständischen Ausbau cin- zugliedern und alle genossenschastSfremden Einflüsse auSzu- schalten. Sodann sprach Direktor KorthauS über „Die Höchstkrcbitgrenze in ihrer wirtschaftliche« und rechtlichen Bedeutung". In Gegenwart zahlreicher Vertreter der Ministerien, der staatlichen Behörden, der Stadt Dresden, des Deutschen GenossenschaftSverbanbeS, der Gewerbekammern, der sube- tendeutschen Bruderverbände, mehrerer Finanztnstitute, des LandeSanSschusses de» sächsischen Handwerks und des Landesverbandes des sächsischen Einzelhandels hielt der Ver band der Sächsischen Gewerblichen Genossenschaften am Montag in der Dresdner Kaufmannschaft seinen 29. orbent, lichen Verbandstag ab. Nach begrüßenden Worten des Vorsitzenden des Verbandsausschusses, Obermeister Kai ser, überbrachte der Vertreter der sudetendeutschcn Ver bände, Borchardts, die Grüße und Wünsche der von ihm repräsentierten Organisationen. Diese hätten stets mit größtem Interesse die Geschicke der sächsischen Genossenschaf ten verfolgt. Grenzen könnten niemals das gemeinsame Mollen trennen. Nicht die Organisation, sondern das Ziel, dem Mittelstand wirksame Hilfe zu bringen, sei die Haupt sache. Wenn man dieses Ziel verfolge, so könne man getrost auf getrennten Wegen marschieren. Vereint aber werde man seinen Zweck erreichen. Verbandsdirektor Dr. Baumann erstattete den Ge, ichäftsbericht. Er begrüßt« zunächst den Sieg der nationalen Erhebung und beleuchtete dann den ungeheuren Notstand deS Gewerbes im Grenzlande Sachsen. Trotzdem sei das Krisenjahr 1932 gut überstanden morden'. Den Waren genossenschaften des Handwerks und des Handels könne keineswegs die Daseinsberechtigung bestritten werben. Der Redner betonte die preisregulierende Wirkung der Genos senschaften beim Warencinkanf und als Krebitguellcn des gewerblichen Mittelstandes, belegte die volkswirtschaftliche Bedeutung der Genossenschaften mit einem ausführlichen Zahlenmaterial und berechnete den Gesamtumsatz der Warengenossenschaften auf 7ll Millionen Mk. Die Sparein lagen betrügen 11 Millionen, die Bilanzsumme 30 Millio nen Mark. Die gewerblichen Genossenschaftsbanken hätten ihren Bestand erhalten können, ihre Krebitsestigkeit sei be wiesen. 69 Prozent der Banken hätten Dividenden ausge schüttet. 79 Millionen Mark seien an Krediten dem gewerb lichen Mittelstand zur Versügung gestellt worben, der Jah resumsatz habe 2 Milliarden Mark betragen. DaS Ver trauen deS Mittelstandes zu den Banken steige. Dem Ver bände gehörten setzt 99 Kredit- u. 159 Warengenossenschaften mit über 69 999 Mitgliedern an. Die Rede klang in ein <28. Fortsetzung.» „Mr werden ihn retten, mein Kindl" Der Baron ist ganz ruhig geworden. Das Unabänderliche verlangt, daß man handelt. „Geh in di« Gesindestube, Karl. Dort wartet der Förster. Er soll sofort anspannen. Laß dir vom Tobias di« Waffen aus dem Versteck geben und mache sie schußfertig — ich fahr« selbst." Karl eilt hinaus. Maria hält den Vater umschlungen. „Du wirst ihn retten? . . ." ihr« Stimme zittert, ihr Körper bebt vor Erregung, „.. . du mußt ihn aufs Schloß bringen — nur hier ist er in Sicherheit — wir lverden einen Ausweg finden . . ." Unablässig suchen ihre Aug«n in denen de« Vat«rs di« Erfüllung des heißen, schmerzhaften Wunsches. „Wir bringen ihn hierher. Sorge du und Karl, daß nie mand im Wege ist. „Mit sanfter Gewalt löst er die Arm« Marias. Dann wendet er sich den Papieren auf seinem Schreibtisch zu, die er hastig zusammenräumt und in das Ge- heimfach verschwinden laßt, das «in altes Gemälde vor un gebetenen Blicken verbirgt. Maria steht inmitten des Zimmers, als erwart« sie noch irgend etwas von ihrem Vater, das ihr« sagend« Angst lindern könne. Der Baron versucht zu lächeln. „Unseren Döllnitz hat noch keiner gefangen — der kommt mit uns!" Zärtlich küßt er die Stirn 'einer Tochter, seine starken, ruhig«« Hände um schließen ihre Arm«. Dann verläßt er mit eiligen Schritten durch die klein« Seit«ntür das Zimmer. Maria sieht ihm nach, starr, unfähig einer Bewegung. Der Förster Brinkmann hat im Gesindehof den Schlitten ingespannt und fährt ihn durch das inner« Tor bis zur Hinter- oiorte des Parks Karl hat die Waffen fertiggemacht und der D-ener Tobias hilft seinem Herrn m den Fahrpelz. „Unser aurer Hauvtmann Döllnitz — man muß ihn retten. Herr entschiedenes Bekenntnis zu dem deutschen Führer Adolf Hitler aus. Der Anwalt des Deutschen GenossenschaftSverbanbeS Berlin. Dr. Lan g, sprach über „Wirtschaftslage «ud Genos senschaft««". Er unterstrich die wesentlichen Feststellungen des Vorredners, kennzeichnete die Weltwirtschaftskrise unter besonderer Berücksichtigung der deutschen Verhältnisse und bezeichnete als stärkstes Mittel zur Entlastung die Befrei ung von dem abnormen Zinsendienst für die AuSlanbSdar- lehen. Was die Genossenschaften angehe, so sei ein starkes Herabsehcn der Debet-Zinsen unbedingt erforderlich. Das dürfe jedoch nicht zu Lasten der Rentabilität des genossen schaftlichen Kreditapparates geschehen. Abzulehnen seien die sogen. HaftungSäenossenschaften. — Ueber die „Genossen schafte« lm neue« Staate" ließ sich Dr. Knnzc, Mitglied der Anwaltsschaft des Deutschen GenossenschaftSverbanbeS, aus. Seine Ausführungen gipfelten in einem starken Be kenntnis -um Volkskanzler und -u seinem großen Plane der Volksgemeinschaft in einem Geiste. Dr. Kunze forderte schnellste Durchführung der berufsständischen Ordnung, Ein stellung der Genossenschaften in eine nationale WillenSbil- dung, Schaffung einer ethischen Höchstform deS Wettbewer bes, Selbstverwaltung des genossenschaftlichen Bankwesens, Eingliederung der „wilden" Genossenschaften, soweit sie lebensfähig sind, in die berufSstündische Ordnung und Besei tigung der Konsumgenosscnschaften unter Verhinderung jeder Schädigung der Sparer. — Sämtliche Roden fanden lebhaften Beifall. Die satzungsmäßigen Wahlen wurden ausgesetzt. Damit war die Tagung beendet. Skk MkkW Ws lm MS.-SMMM1 mserlchl. vdz. Berlin. Vor dem Schwurgericht beim Land gericht II Berlin begann am Dienstag der große Prozeß gegen den 21jährige» Arbeiter Erwin Hildebrandt, den 24iährig«n Klempner AlfonS Hoheisel, den 24jährigen Kraft fahrer Willy Krebs, den 81jährigen Schlosser Erich Achten hagen, den 21jährigen Friseur Fritz Wiencke, den 18jährige« Arbeiter Erwin Höhne, den 2Sjährigen Arbeiter Hans Krebs, den 21jährigen Händler HanS Klann und den 2Sjährig«n Arbeiter Alfred Stach. Im Mittelpunkt des Prozesses stehen zwei Randüber- fälle Lieser Bande, der Ueberfall ans den BVG.-GeldtranS- port vor dem Charlottenburger Rathaus am 18. September vorigen Jahres und der Ueberfall in der Schankwirtschaft Typelmann in Berlin-Tempelhof am 18. Mai vorigen Jahres. Beide Uebersälle forderten Todesopfer. Beim An schlag auf den GeldtranSport der BVG. wurde der Ober« inspektor Meyer erschossen, in der Schankwirtschaft Typel mann kam der Proknrist Sauer durch Schüsse Lieser Ban« ditenvande «ms Leben. Außer diesen Naubüberfällen stehen etwa dreizehn Uebersälle und Diebstähle zur Anklage. Die Anklage lautet beim BBG.-GeldtranSport gegen die fünf erstgenannten Angeklagten auf Mord. Am gestrigen ersten VerhandlungStag konnte lediglich ein Teil der Angeklagten vernommen werden. Das Haupt interesse richtete sich verständlicherweise auf den Charlotten- D All Ms MÜ SM MkWk l»sm müssen vor allem recht viele wisse», daß Sie ein tüchtiger Hand- werkSmeitter sind. Bringen Sie sich also recht ost durch die spalten des „Riesaer Tageblattes" bei der kundschaft in Er innerung. f Anzeigenannahme Riesa, Soetheftr.Sg burger Raubüberfall. Nach der Aussage der Angeklagten war dieser Ueberfall schon lange vorbereitet, bereits im Februar wurde der Plan besprochen. Mehrere Male stattete man dem Rathaus Besuche ab, aus irgendwelchen Gründen wurde der Ueberfall aber immer wieder verschoben, bis er am 18. September zur Ausführung kam. Am Bahnhof Großgrvschen-Gtraße wurde, wie bei anderen Ranbübcr- fällen, ei» Kraftwagen gestohlen. In einem Hausflur wur den die Pistolen verteilt. Nach-der Schilderung des Ange klagten Hildebrandt fuhr der Schofför Willy Krebs mit dem Auto zum Rathaus. Hildebrandt ,tnd Wiencke stellten sich rechts vor dem Svarkassen-Eingana auf, Achtenhagen und Hoheisel blieben am Auto stehen. Nach cinLr Weile fuhr ein Omnibus der BVG. vor, dem drei Beamte mit einer großen Kiste entstiegen. Diese Kiste enthielt eine große Anzahl Stlbergeld, das, wie die Angeklagten vorher genau wußten, in der Sparkasse in Papiergeld umgewechsclt wurde. Nach dem die Beamten herauSkamen und das Gelb beinahe wieder in den Omnibus gebracht wurde, sprangen Hoheisel und Achtenhagcn hinter dem gestohlenen Auto hervor, plötzlich fielen Schüsse. ES wurde „Hände hoch" gerufen, Achtenhagcn entwendete die Kiste und brachte sie in das Krebssche Auto. Einige Schüsse wurden noch abgefcucrt und die Täter flüch teten. In einer Waldschonung bei Potsdam verteilte man die Beute, die etwa 33 960 betrug. — Während der An geklagte Hildebrandt bestritt, einen Schub abgegeben zu haben und angeblich überhaupt nicht gesehen haben will, daß der Oberinspektor Meyer, von einem Schuß getroffen, zu Boden sank, gab der Angeklagte Hoheisel zu, auf diesen Be amten geschossen zu haben. Der zweite Raubttberfall, der ein Todesopfer forderte, wurde am 13. Mai in der Schankwirtschaft Typelmann in Berltn-Tempelhof verübt. Hier fuhr man ebenfalls mit einem gestohlenen Auto vor, trank zunächst einige Glas Bier, plötzlich wurden die Pistolen gezogen, Hoheisel und Willy Krebs ergriffen die zwei auf dem Schanktisch stehenden Registrierkassen und man verschwand. In dickem Fall ist bisher nicht geklärt, wer den dort getroffenen Prokuristen Sauer erschossen hat. Auch hier fuhr man nach auswärts, verteilte die Beute und warf nachher die leeren Kassen in einen Kanal. Weitere Raubüberfälle verübten die Angeklagten auf eine Tankstelle, auf ein Kafseegeschäst. Einem Herrn, der aus einem Prtvatauto stieg, stahlen sie ein goldenes Ziga rettenetui im Werte von 199 Mark. Zwei Angeklagte, der Arbeiter Stach und der Händler Klann, sind wegen Hehlerei angeklagt. Ihnen wurden von den Hanptangcklagten größere Geldsummen als Schweigegeld gegeben. Heute Mittwoch wirb die Vernehmung der Angeklagten fortgesetzt. M LevensMe aus sei MlMdmk. vdz. Berlin. Eine Familientragödic von erschüt ternder Tragik bildete den Hintergrund des Prozesses, der am Dienstag vor dem Schwurgericht des Berliner Land gerichts III gegen die 18jährige Witwe Gertrud Dessin wegen Mordversuchs und Mordanstistung begann. In der Nacht vom 3. zum 4. Januar dieses Jahres wollte das Ehe paar Dessin Selbstmord begehen und die beiden Söhne, den 2vjährtgen Werner und den 13jährigen Herbert, mit in den Tod nehmen. Frau Dessin hatte die GaShähne in der Küche geöffnet. Ihr Mann hatte zuerst den Sohn Werner er schossen, bann den jüngeren Sohn Herbert durch einen Kopf schuß verletzt und schließlich sich selbst durch einen Schuß ge tötet. Frau Dessin, die nach der Anklage die eigentliche An- stifterin des Selbstmordes war, wurde nach dreiviertel, stündigen Wiederbelebungsversuchen der Feuerwehr wieder tnS Leben zurückgerufen. Im Herbst 1931 hatte das Ehepaar schon einmal einen Selbstmordversuch begangen, der aber nicht zur Vollendung kam. Damals hatten die Eheleute einen Gasschlauch aus der Küche ins Schlafzimmer gelegt und die GaShähne geöffnet. Der Sohn Werner wachte von dem Gasgeruch auf und vereitelte im letzten Augenblick diesen Plan. Frau Dessin war bei ihrer Vernehmung im allgemeinen geständig. Sie erklärte unter Tränen, daß sie durch die schweren Schtcksalsschläge, die ihre Familie in den letzten Jahren getroffen hatten, den Mut zum Leben verloren habe. Ihre Söhne habe sie deswegen mit in den Tod nehmen wollen, weil sie kein Handwerk gelernt hatten und sie vor dem furchtbaren Schicksal der Arbeitslosigkeit bewahrt werben sollten. In der Beweisaufnahme wurde von Zeugen aus -cm Bekanntenkreis der Dessins übereinstimmend erklärt, die Baron ..." Die Stimme des Alten ist zittrig vor Aufregung, d«r er in Worten Luft machen muß. „Wir werden'« versuchen, Tobias." Herr von Löbau reckt sich in seiner ganzen Größe — er ist zu allem entschlossen. Schweigend geht «r in den Park hinaus zur Pforte, wo Brinkmann und Karl warten. Das Schneetreiben hält un vermindert stark an. Dazu setzt «in leiser Wind «in, der be reits di« Spuren der Schlittenkufen verweht hat. „Wir können uns kein besseres Wetter wünschen — Brink mann. Und nun fahren Siel Sie wissen, um was es geht!" „Der Hauptmann ist unser, Herr Baron! Ich bürge mit meinem Leben." Brinkmann nimmt die Zügel auf Di« Pferde stampfen unruhig im tiefen Schnee. „Wir nehmen di« Fahrt durch den Hohlweg," sagt der Baron gelassen und reicht seinem Jungen di« Hand. „Leb wohl und haltet di« Augen offen, wenn wir kommen! Karl drückt dem Vater fest die Hand: „Glück zu!" Dann reißt «r di« schmale Pforte auf, durch die mit ge- fchickter Wendung der Förster den Schlitten ins freie Wald revier gleiten läßt. Im nächsten Augenblick schon ist das Gefährt im Dunkel der Nacht und wirbelnden Flocken ver- schwunden. - Als Maria von Löbau im Herrenzimmer sich endlich in ihrem Schmerz soweit gefaßt hat, daß sie in den Salon zu rückgehen kann, tritt plötzlich Jeannette Leseore zu Ihr. Einen Augenblick st«hen die Frauen sich schweigend gegenüber. Ihr« Gedanken kämpfen miteinander. Jeannette will der Freun- bin das erlösende Wort lassen. Aber Maria wird beim An blick-der Französin, die ihr plötzlich so fremd und unheimlich erscheint, von einem verwirrenden Entsetzen erfaßt. Eine Mauer von Furcht und Mißtrauen wächst sekundenschnell zwischen ihnen auf „Verrat!" schreit es in Maria — sie wird dich verraten — sie ist dein« Feindin — alles ist Lüg« — all« Freundschaft und Liebe, alles Verstehen, alles, was bi», her war zwischen uns, ist Falschheit sie will ihn ver ¬ nichten — sie wird Döllnitz seinen Henkern überantworten! Angst. Furcht. Schmerz lassen Herz und Sinne fiebern — wankend weicht ihre Gestalt zurück — nur fort von dieser Frau — di« das Verderben ist. . . Kraftlos fällt Maria in einen Sessel. Ihr Herz hämmert hörbar in di« drohende Stille. Da tritt Jeannette langsam auf sie zu. Behutsam greift sie nach den Händen der Baronesse, bettet ihren Kopf weich gegen das Polster de» Sessel». „Ich weiß, was Sie bewegt . " ihre Worte kommen zöaernd. schonend, wie man »u «'nem Kranken spricht, „ . . ich habe alles mit angehört — d>* Stimmen drangen durch die Portiere bis in den Salon ich bitte Sie um eines: Vertrauen Sie mir!" Marias Augen tasten über die Züge Jeannettes. Ihr« Sinn« horchen auf den Klang ihrer Stimme. Sie versuchen, die Wahrheit ihrer Worte zu ergründen. Die Französin spricht weiter: „Sie wollen ein«m deutschen Spion, der Ihnen und den Ihren nahesteht, das Leben retten — Sie wollen ihn hier im Schloß verbergen, bis seine Spur den Verfolgern verloren gegangen ist. . ." Das ist die Wahrheit — die nackte Wahrheit o!e Feindin weiß alles . . . wenn sie will, sind sie alle verloren! Die Baronesse reißt ihr« letzte Kraft zusammen, gebietet ihrem Willen, stark zu sein in diesem Augenblick. Sie lucht offen und erwartend den BliA Jeannettes „Baronesse Maria — ich bitte Sie, bei allem was mir heilig ist — vertrauen Sie mir!" wiederholt diese. „Wir werden, sein Leb«n retten — wir wollen gemeinsam alles daransetzen, di« Verfolger abzulenk«n. Aber Sie müssen Ver- trauen haben! Ich danke dem Himmel, daß ich Ihnen helfen darf — einer der Ihren war es sa, der mein Leben rettete " „Es ist derselbe, dessen Leben heute in Arre Hand gegeben -st!" Maria spricht den Satz ganz ruhig, Wort für Wort be tonend Jetzt gibt es kein Zurück mehr — das Schicksal läuft „Wenn Sie chn verraten wollen: Es ist Hauptmann Döll nitz, preußischer Kurier, der Mann, der Sie damals aus Mörderhänden befreite der Mann, dem ich mein Herz geweiht habe!" Die Baroness« hat sich erhoben. Sie steht Jeannette gegen über, so nah, daß diese ihren Atem spürt. Da umschlingen sie in wortloser Hingabe die Arme Jeannettes. Gefühl, Wille, Gedanken einen die Körper zu fraulichem Gelöbnis. Di« Marienkirche in Breslau schlägt die siebent« Abend- stunde, als Hauptmann Döllnitz durch das Berliner Tor in die Stadt einrettet Er nimmt direkten Weg zu dem kleinen Gasthof „Goldener Bär", wo ein bescheidenes Zimmer sein Quartier wird Er legt das Felleisen ab, ordnet «in wenig die von der mühseligen Reise mitgenommenen Kleider und trägt dem Dienstknecht auf, auf das beste für seinen müden Gaul zu sorgen Dann geht der Hauptmann in die dunkle Wirtsstube hinunter, um einen warmen Imbiß zu nehmen.