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14S. T Beilage znm Riesaer Tageblatt. DonnerStast, 2N. Jnai 1938, adenvs. 8«. Ialira. ZN KimWWskMI ikt »N AIMl-SkEkllW »II SkM vbz. Berlin. Der Konkurs der Heimbau-Genossen, schäft, der im vorigen Jahre in der Oeffentltchkeit grobes Aufsehen erregte, findet in einem ans mehrere Wochen b«, rechneten Prozeß vor der 1. Große« Strafkammer bei« Landgericht II, Berlin, sein gerichtliches Nachspiel. Ange klagt sind der Kaufmann Walter Panl, der frühere sozial» demokratische ReichstaaSabgeordnete Johannes Thabor, der Kaufmann Joseph Maser, der Ingenieur Wilhelm Rüsch und der Journalist Leo Joseph Gielen. Die Anklage lautet auf fortgesetzte gemeinschaftliche Untreue, gegen Paul und Maser außerdem aus Bilanzverschleierung und falsche «nchsührnng. Nach den Feststellungen der Staatsanwaltschaft habe» die Angeklagten, sämtlich Vorstands- und Aufsichtsrats mitglieder der Genossenschaft, mit Bansirmen unangemessen hohe Preise vereinbart und sich als Gegenleistung zu Lasten der Genoflenschast große Summen als „Darlehen" auszahle« lasse«. Außer einer festen Aufwandsentschädigung lieben sich die Angeklagten unter falschen Vorspiegelungen allein i« de« Jahren 1980 und 1981 nahezu 99 999 Mark auszahleu, veranstalteten auf Kosten der Genossenschaft Kneiptouren. Paul und Mäser sollen häufig so betrunken gewesen sein, daß sie von Kraftfahrern in ihre Wohnungen geschleppt werden mutzten und am nächsten Tage nicht arbeiten konn ten. Die Angestellten mutzten manchmal mit der Geschäfts post in ein Lokal gehen, um sie von den Vorstands mitgliedern unterzeichnen zu lassen. Maser lieb sich einmal unter anderem aus der Genossenschaftskasse 665 Mark zur Bezahlung von Zigarren und Zigaretten geben, Wein rechnungen über mehrere hundert Mark, die ebenfalls von der Genossenschaft bezahlt wurden, waren keine Seltenheit. So wurde auf Kosten der Steuerzahler und der meist unbe- mittelten Genossen bas Vermögen der „Heimbau", das zu Bauzwecken bestimmt war, zur Finanzierung des aus schweifenden Lebens der Angeklagten verwandt. In ihrer Vernehmung erklärten sämtliche Angeklagten, sie fühlten sich in einem Falle, wo die „Heimbau" fünftausend Reichsmark Gefälligkeitsakzepte mit einer anderen Firma ausgetauscht habe, schuldig. Im übrigen erklärten sie, keinerlei strafbare Handlungen begangen zu haben. Der Angeklagte Paul erklärte, er verstehe von der Führung der Geschäftsbücher nichts und habe sich auf Maser verlassen. Er habe lediglich den Autzendienst gemacht. Vorsitzender: Und wie steht es mit den Spesen? — Angeklagter: Die haben sich in dem üblichen Rahmen ge halten. — Borsitzeuder: Na, dann werden Sic ja einige Ueber- raschungen erleben. Was die Zeugenaussagen ergeben und was die Sachverständigen aus den Büchern festgestellt haben, darüber müsse man allerdings staunen. Es wurde dann mit der Besprechung der einzelnen, den Angeklagten zur Last gelegten Straftaten begonnen und vor allem der Vorwurf, baß die Angeklagten unberechtigt Be stechungsgelder und Spesen angenommen haben sollen, be handelt. In der Weiterverhandlung heute Donnerstag wurde die Beweisaufnahme begonnen. MeM-MWen. Die Unterschlagungen des Bürgermeisters Knoth. Dle UnlerMagunaea des Bürgermeisters Knokh Fast täglich erfährt die Oeffentlichkeit neue Korruption«-, fälle, die durch die Säuberung in den Verwaltungen der Städte und Gemeinden aufgedeckt werden. Man ist jckon gar nicht mehr überrascht, daß selbst die angesehensten Person- lichtesten früherer Jahre in die übelsten Korruvtionosälle verstrickt sind und heute nickt nur mit Schimpf und Schande ihr Amt verlassen müssen, sondern obendrein auch noch er heblich bestraft werden. Auch in Sachsen hören die Klagen über ungetreue Stadt väter nicht auf. So mutzte erst kürzlich der bisherige Bür- <38. Fortsetzung.» Lefevre wird wütend Seine Worte kommen erregt: „Hoffen Sie nicht, daß ich Sie schonen werde! Was meine Frau getan hat, entsprang der verantwortungslosen Gut gläubigkeit . . ." Wieder unterbricht Döllnitz: „Nein — Herr Hauptmann! Es war der Will« zu helfen — Gleiches mit Gleichem zu ver gelten! Ich hatte das Glück. Ihre Frau aus den Händen von Mördern zu retten, die aus den Reihen Ihrer Armee stammen — diesen Augenblick, der dem Tod so nahe war, ver gißt keine Frau im Leben!" Döllnitz macht ein« Pause, er begreift, wo hinaus Lefevre will. „Im übrigen — fürchten Sie nicht, daß ich, um mein Leben zu retten, irgendwann von dieser Affäre Gebrauch machen werd«. Ich weiß über Dinge, die gewesen sind, zu schweigen!" Lefevre sieht ein, daß diese Parste für ihn verloren geht. Er muß sie beenden, bevor der Gegner ihn schachmatt setzt. „Sie sind mein Gefangener, Hauptmann Döllnitz! Alles weitere ist Sache des französischen Kriegsgerichtes." Jetzt hält Döllnitz den Zeitvunkt für gekommen, seinen Trumpf auszuspielen. „Aller Voraussicht nach, Herr Haupt mann, wird Ihr Kronzeuge, der Kommissar Rambeaux, da bei fehlen!" Lefevre blickt auf und starrt Döllnitz an, der mit bewußtem Nachdruck weiterspricht: „Ihr Spitzel ist in der Hand von Mitgliedern des deutschen Tugendbundes — seit heute abend, Herr Hauptmann. Die Macht dieser Vereinigung preußischer Patrioten zu fühlen, wäre für Sie und Ihre Kameraden sehr unangenehm. Ich würde Ihnen also raten, sofern Ihnen am Wohlbefinden des Kommissars auch nur das Geringste liegt, die angedrohten Repressalien erheblich zu mildern." Ein bitteres Lachen, zwischen Hohn und Stolz steht offen auf Döllnitz' Gesicht „Meiner Perlon haben Sie sich nun auf an genehme Art versichert — Ihr Kriegsgericht wird so genanntes Recht sprechen, womit der eigentliche Fall, der mich betrifft, erledigt wär«. Sie brauchen auf mich keinerlei Rück sicht zu nehmen — ick warne Sie aber dringend, di« Bevölke- SeMliM MWWM M MI Mllll MAUS WMtellt. vdz. Berlin. Ein berüchtigter Devisenschieber, der polnische Jude Paul Stempler, wurde am Mittwoch vom Schöffengericht Berlin-Mitte wegen Vergehens gegen die Devisenbestimmungen zu zwei Jahre« Zuchthaus und 29 999 Mark Geldstrafe oder weitere 266 Tage Zuchthaus verur teilt. Weiter wurde auf Beschlagnahme eines dem Ange klagten gehörigen Grundstückes in Cottbus erkannt. Der Staatsanwalt hatte dieselbe Strafe beantragt. Es ist dies der erste Fall, in dem bei Vergehen gegen die Devisenbestimmungen auf Zuchthausstrafe erkannt wor den ist. Stempler gehört zu dem sattsam bekannten Deviscn- schicbcrkonsortium Octtly, deren Mitglieder bereits in Deutschland verurteilt worden sind, deren größter Teil sich aermeister Knoth in Penig beurlaubt"»»!, schließlich in Schutz hast genommen werden, da sich an Hand einwandfreier Be richte vereidigter Bücherrevisoren herausstellte, die Stadt um ganz erhebliche Beträge durch eine merkwürdige Geschäfts- Verbindung mit einer WaldHeimer Baufirma ge schädigt zu haben. Es handelt sich um die Notstandsarbeit zur Verlegung bezw. Ausbaues de» Untergraben» in Thierbach. E» hat sich herausgestellt, daß Knoth die Vergebung des Auftrage» in geradezu leichtsinniger Weise vollzogen hatte, indem er u. a. zwar Vereinbarungen über die Haftung bei Schäden durch Hochwasser mit der Firma traf, diese aber nicht in den Akten der Stadt vermerkte, sondern später, als Schäden ecntraten, die Stadt immer wieder durch die Zahlung größerer Beträge, die vertragsmäßig nicht festgelegt waren, belastete. Reklamationen über eine Reihe außeroertraglicher Ar beiten stellten u. a. auch ihre Vergebung ohne Preiseinholung fest, u. a. wurde auch eine Betonmischung, die nur die Hälfte der Qualität enthielt, beanstandet. Alles in allem dürfte dabei der Betrag von über 60 000 RM zu viel gezahlt worden sein, der u. a. durch die betreffende Baufirma mit einem Ueberteuerungszuschlag von über 27 Prozent in Höhe von 48 000 RM berechnet wurde. Nach einem Bericht des Stadt bauamtes wurde außerdem festgestellt, daß der Baufirma über 63 000 RM zu viel gezahlt wurden. Neben weiteren falschen Berechnungen wurde festgestellt, daß die Baufirma zu Unrecht Waren, die der Stadt Penig gehörten, fortgeführt hatte, und daß die Baufirma durch die Nachforderung grö ßerer Beträge, u. a. 20 000 RM, die sie auch erhalten hat, in den Genuß weiterer Vorteile kam. Das Tollste aber ist das Verhalten des Bürgermeisters Knoth, der im Jahre 1925 vom Arbeits- und Wohlfahrts ministerium im Zusammenhang mit diesem Bau folgende Beträge abhob: am 7. Februar 50 000 RM, davon an die Stadt abgeführt 40 000 RM; am 18. Mai 20 000 RM, davon an die Stadt abaeführt 10 000 RM; am 30. Juni 17 565,46 RM, davon an die Stadt abgeführt nichts. Knoth hat also den Betrag von 37 555,46 RM zwar vom Arbeits- und Wohl- fahrtsministerium empfangen, aber nicht weitergeleitet. Ir gendwelche Belege über die Verwendung dieser Summe haben sich trotz der sorgfältigen Prüfung nirgends fin- den lassen. Dagegen befand sich in den sichergestellten Akten der Vaufirma in Waldheim ein Schreiben Knoths, in dem er um Bestätigung des Erhalts dieses Betrages als letzten Arbeitsteiles für den vorgenommenen Turbineneinbau verlangte. Da sich die Baufirma jedoch entschieden wehrt, diesen Betrag jemals erhalten zu haben und der Eingang dieser Summe auch in ihren Büchern nicht vermerkt ist, bleibt die Feststellung, daß sie der Bürgermeister Knoth in Penig glatt veruntreut hat. E» ist «ine Selbstverständlichkeii, daß derartige Erschei nungen, die in geradezu frevelhafter Weise die Allgemein heit schädigen, nicht nur von der Bildfläche zu verschwinden haben, sondern daß ihnen an Hand der heutigen Einrlch- tungen, wie zum Beispiel Schuhhaftlager, Gelegenheit gege- den wird, sich eingehend mit dem Problem „Gemeinnutz geht vor Eigennutz" zu beschäftigen. aber Im Ausland befindet und steckbrieflich gesucht wird Der Angeklagte hat einmal durch einen Herrn Pf., der eine Hypothek ablöfrn wollte, ausländische Wertpapiere stn Werte von 150- bis 206 666 Mark verkaufen und sich den Erlös entgegen den Devisenbestimmungen auShändigcn lassen. Zu einer Verabredung in einer Berliner Konditorei, bei der Pf. dem Angeklagten den Erlös der verkauften Effekten abliesern wollte, erschien aber nicht Pf., sondern Beamte der Zollfahndnngsstclle und verhafteten Stcmvlcr. — In anderen Fällen lieferte Stempler aus Holland Effek ten im Werte von 66 060 Mark an,,um sie an Hintermänner in Deutschland verkaufen zu lassen.' Zuchthaus für einen kommunistischen Totschläger. vdz. Berlin. Da« Berliner Schwurgericht beim Landoericht II' verbandelte am Mittwoch gegen den Kommunisten Erwin Nnrich, der am 12. Februar ds IS. einen Ueberiall ans SA.-Männer in Berlin-Pankow inl,entert batte. Er stand unter der Anklage des versuchten Totschlage« in »wei Fällen. Tas Gericht verurteilte ibn zu vier Fahren Zuchthaus und sechs Jahren Ehrverlust. Gerichtssaal. Das Leipziger Schwurgericht verurteilte den 23jährigen Gelegenheitsarbeiter Kurt Krämer aus Leipzig wegen Totschlags zu zwölf Jahren Zuchthaus und zehn Jahren Ehrenrechtsverlust. Der Staatsanwalt hatte Mord als vor liegend angesehen und die Todesstrafe beantragt. — Krämer war am 17. November vorigen Jahres gegen 22 Uhr nach Ersteigen eines Schuppendaches und Oeffnen eines Fensters in die im Grundstück Holzhäuser Straße 45 gelegene Woh nung des Stereotypeurs Alfred Reichardt eingestiegen und hatte nach einer scharfen Auseinandersetzung mit einem dreieinhalb Meter langen Strick Reichardt erdrosselt. Der Mörder, der zur Ehefrau Reichardts in Beziehungen stand, will die Tat deshalb begangen haben, um Frau Reichardt von der angeblich schlechten Behandlung durch ihren Ehe- mann zu erlösen. Der Täter zeigte während der Verhandlung keine Spur von Reue oder irgendwelcher seelischen Anteil- nähme. Ak MWllW- Zu dem bekannten Beschluß der Regierung, ein Unter nehmen „Reichsautobahnen" zu errichten, wird uns von zu ständiger Seite noch folgendes ergänzend mitgctcilt: Wie erinnerlich, hat der Reichskanzler am 1. Mai auf dem Tempelhofer Feld in einer großen Rede auch das Pro jekt zur Schaffung von Autostraßen erwähnt, das einmal dem Verkehr dienen soll, die Motorisierung Deutschlands zu fördern in der Lage ist, letzten Endes aber einen neuen Weg zur umfassenden Arbeitsbeschaffung darstellt. Nach langer Vorarbeit ist jetzt der früher nur roh umrissenc Plan soweit gereift, daß sich die Regierung mit ihm beschäftigen und ihn verabschieden konnte. Das neue Gesetz bringt eine voll, ständige Wendung der deutschen Verkehrspolitik. Es sind zunächst 2—3 durchgehende Autostraßen in horizontaler, 2—8 in vertikaler Lage und 2—3 in Richtung von Westen nach Südosten in Aussicht genommen, so daß Deutschland tatsächlich von großen AutodurchgangSstraßen geschnitten ist und in jeder Richtung für den Autofcrnverkchr Autostraßen zur Verfügung stehen. Diese Straßen sind nur dem Auto verkehr vorbehalten. Die alten Straßen, die weiter gepflegt und weiter aufrecht erhalten werden sollen, werden lediglich dem Kurzverkehr und dem Wagen-, Nadfahr- und Fuß gängerverkehr dienen. Selbstverständlich ist daran gedacht, für den benutzten Kilometer auf diesen Autostraßen ein Entgelt zu erheben, so wie es z. B. auf der Berliner Avus, der Verbindungsstraße zwischen Charlottcnburg und Waun- see, üblich ist. Freilich werden die Gebühren tragbar ge halten, so daß nicht etwa doch der Autoverkehr die alten Chausseen bevorzugt. Die Straßen werben eine Breite von 30 Metern haben und in der Mitte durch einen breiten Nascnstrcifcn geteilt sein, um den entgegengesetzten Verkehr zu scheiden. Sie sollen aus bestem Material hergestcllt werden, werden also rung oder die Schloßbewohner auch nur die mindeste Gewalt spüren zu lassen. Ich hoffe. Sie haben mich verstanden!" 17. Gegen Mittag des 25 Februar, es ist ein sonnenwarmer Ketterer Spätwintertag, rollt im beschwingten Trab ein« schwere Reisechaise auf -er Straße nach Breslau Im matt- grauen Dunst der Ferne ragen schon die Türm« der Stadt? der Kutscher treibt di« Gäule an, befriedigt setzt sich der müde Reisende noch einmal bequem in den Kissen zurecht, die nur wenig dle harten Stöße der Wagenfcdern mildern können. Die Straßen sind löcherig und verwahrlost, den unaufhör lichen Strapazen seit Monaten preisgegeben. Der Freiherr vom Stein ist aus Kalisch mit besonderen Vollmachten des Zaren Alexander abgereist. Sein gicht kranker Körper Hal die Mühen des unwirtlichen Weges nicht gescheut — alles steht auf dem Spiel — was gilt Leben, Be quemlichkeit und Gesundheit eines einzelnen! Er kennt seit Jahren in seinem Vaterlande und im Exil, dieses Vagabun dierenmüssen, dieses Wandern um der Sache willen, ohne Heim, ohne Ruhe. Fast ein Jahrzehnt schon geht dieses Nomadenleben — einmal wird es ein Ende haben — im Guten oder Bösen. Diese Mission kann die letzte sein, die schwerst« ist sie seit langem! Der Baron kennt den König, kennt das Zaudern, das Hinauszöqern aller Entschlüsse, kennt die Höflinge — er weiß, daß nur eine harte Sprache das zu stande bringen kann, was der Augenblick als Größtes fordert: Offenes Bekenntnis zum Anschluß an Rußland .. Stein wird aus seinen Gedanken gerissen: Immer lauter dröhnen Marschtritt und Gesang an seine Ohren — er öffnet das Fenster und beugt sich suchend hinaus. Der schnelle Trab des Wägen» bringt ihn dem Zug« näher: Freiwillig« auf dem Marsch nach Breslau! Aus Hellen Kehlen steigt das Daterlandslied seines Famu lus und treuen Wegbegleiters, Ernst Moritz Arndt, in den sonnigen Winterhimmel: ' „Der Gott, der Eisen wachsen ließ, Der wollte keine Knechte, Drum gab er Säbel, Schwert und Spieß Dem Mann in seine Rechte, Drum gab er ihm den kühnen Mut, Den Zorn der freien Rede, Daß er bestände bis aufs Blut, Dis in den Tod die Fehde!" Machtvoller, jauchzender schwillt der Gesang an. Die Kutsche verlangsamt die Fahrt. Der Marschtrupp gibt den Weg frei. Der Freiherr beugt sich aus den Kissen vor, sein kranker Leib fühlt keine Schmerzen mehr — das ist schönst« Musiki „O Deutschland, hetl'ges Vaterland! O deutsche Lieb und Treue! Du hohes Land! Du schönes Landl Dir schwören wir aufs neue: Dem Buben und dem Knecht die Acht! Der füttre Krähn und Raben! So ziehn wir aus zur Hermannsschlacht Und wollen Rache haben!" Sa-arf'zeichnet sich der Kopf des Freiherrn vom Stein im Rahmen des geöffneten Fensters ab. Die Marschierenden erkennen ihn. Blitzende Augen suchen ihn. Arme recken sich. Waffen und eichene Stöcke stiegen, von markigen Fäusten geschwungen, zu begeistertem Willkommen in die Luft, lubelkde-Hochrufe grüßen Stein, den Mann der Tat! -Laßt brausen» was nur brausen kann, In Hellen lichten Flammen, Ihr Deutschen alle Mann für Mann, Fürs Vaterland zusammen! Und hebt die Herzen himmelan! Und himmelan die Hände! Und rufet alle Mann für Mann: Die Knechtschaft hat «in Ende!" Langsam lehnt sich der Freiherr in die Polster zurück. Seine grüßende Hand sinkt in den Schoß, ferner wird der Gesang, der Marlchtritt verhallt, der Wagen macht wieder schnelle Fahrt. Ein Glanz liegt in den Lugen des Barons, ein Beglückt sein wie selten in all den Jahren der ewigen Mühsal. Da» gibt Kraft, diese Gewißheit stärkt für die kommende Stund«. Wie oben im Osten, so will auch hier das Volk das gleiche: Freiheit! Man muß das Wort erzwingen, der König muß handeln! Dann sind Jahre der Not nicht umsonst gewesen, dann hat dieses zerrissene Leben einen Sinn! Hinter ihm marschieren sie — die Freiwilligen. - Den gleichen Weg, den gleichen Willen im Herzen. Nation — Vaterland Preußen! Ein Begriff für alle! Marschiert Ihr, ihr jungen Menschen, ihr Studenten, Pri- maner, Gymnasiasten, Arbeiter und Bauern. Handwerker aller Zünfte, ihr reifen Männer von Amt und Würden, Familienväter ihr. die Ihr entschlossen seid, das Heiligste zu opfern — ich bereite euch den Weg! * - *