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Riesaer Tageblatt Drahtanschrift: Tageblatt Riesa. Fernruf Nr. 20. Postfach Nr. 52. vnd Anzeiger MedlM Md Achkigerj. DaS Riesaer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der AmtShauptmannschaft Großenhain, des Amtsgerichts und der Amtsanwaltschaft beim Amtsgericht Riesa, deS Finanzamts Riesa und des Hauptzollamts Meißen behördlicherseits bestimmte Blatt. Postscheckkonto: Dresden 1530. Tir'okaffe: Riesa Nr. 52. 8«. Jahrg Montag, 2«. Juni IS38, abends. 14« Da, Riesaer Tageblatt erscheint jede« Ta« -bend« '/,« Uhr mit Ausnahme d« Tonn, und Festtag«. vezngSpret«, gegen DorauSzahlmeg, für «inen Monat 2 Mark ohne Zustellgebühr, durch Postbezug NM 214 einsch^ Postgebühr (ohne ZustellungSgebühr). 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Achttägige Unterhaltungsbeilage »Erzähl« an der Elbe». - Im Fall« hoher« Gewalt - Kr,eg oder sonst,«« Irgendwelcher Storungen des Betrieb«« d« Druckerei, der Lieferanten oder der BesörderunqSeinrichtungen — hat d« Bezieh« keinen Anspruch aus Lieferung oder Nachlieferung d« Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugspreise«. Rotationsdruck und Verlag: Langer t Winterlich, Riesa, «eschift-ftelle: «oetheftratze SS. Verantwortlich für Redaktton: Heinrich Uhlemann, Riesa; für Anzeigenteil: Wilhelm Dittrich, Riesa. M WKWe IMIM. an. Wenn cs noch eines Beweises bedurfte, dasi der deutsche Standpunkt ans der Abrüstungskonferenz berechtigt war, dann ist er jetzt erbracht worden. Unbekannte Flug zeuge fliegen über Deutschland, werfen, wie inzwischen überall bekannt sein dürste, Flugblätter über die Berliner BcrkcbrSzcntrcn ab und verschwinden wieder. Ihnen kam die Wolkenbildnng an, Donnerstag ausserdem zugute, denn tief lagen die Regenwolken, darüber gab eS klare Luft, einen blanen Simmel, zwischen den Regenwolken gab es Löcher, durch die sich die Flieger orientieren konnten. Sie fandei, ihr Ziel und sie erledigten ihre Aufgabe, ohne dasi sie eigentlich erkannt- werden konnten. Biel weniger noch mar es möglich, sie zu verfolgen, ihren Weg zu versperren, sie zur Landung auf deutschem Boden zu zwingen. Man meldete Flngzengtnpen, die ziemlich unbekannt scheinen, so dasi sich nicht einmal fest stellen lässt, woher sie stammen. AnS Cottbus wurde M Minuten vor der Ucberfliegung Berlins gemeldet, dasi dort unbekannte Flugzeuge passiert wären, und vom Rhein einige Stunden später, dasi dort in Richtung Mannheim, in ost-westlicher Richtung, unbekannte Flugzeuge slägen. Ob zwischen diesen Meldungen ein Zu sammenhang besteht, wcisi man nicht. Jedenfalls waren es insländischc Flieger, die das schutzlose Deutschland wider rechtlich überflogen hatten. Sie unterstützten eine Flngblattpropaganda gegen die Regierung. Das ist nichts Neues: Italien hat die gleiche Erfahrung nach dem Siege des Faschismus machen müssen. Auch dort erschienen Flugzeuge, um Propagandamaterial abznwcrfe». Aber dort arbeiteten die Flieger unter schwie rigeren Berhältnisscn, und schließlich besaß Italien eine bessere Lnitabwehr. Die Flieger mußten damals vorzeitig landen und konnten sich nicht in Sicherheit bringen. Die Flieger, die im Dienste einer verbotenen Partei Deutschland heimsuchten, waren mehr vom Glück begünstigt. Sie sind entkommen. Sie demonstrieren aber dabei das schutzlose Deutschland. Wir fürchten nicht die Flugblätter. Diese werben unsere Negierung nicht stürzen und keine Gegen revolution erzeugen können. DaS ist ein nutzloses Be ginnen, ein fast geschlossenes Bolk, eine starke Negierung, einen einheitlichen Staat durch Aufrufe in Unordnung zu bringen und Unfrieden zu säen. Aber wir müssen erkennen, wie leicht es möglich ist, deutsche Goheitsrechte zu verletzen, Deutschland aus der Lust zu bedrohen, da? gänzlich ohne militärische Flugzeuge und ohne organisierte Abwehr ver bliebene Deutschland aus dem Hinterhalt dicker Wolken zu überrennen. Noch tagt die Abrüstungskonferenz in Genf, also kommt diese Demonstration zur rechten Zeit, um denen, die die deutschen Forderungen aus Abrüstung auch der Luftflotte alter Länder nicht ernst nahmen, von der Berechtigung der deutschen Forderungen zu überzeugen. Das neue Argument muß in Genf eine Rolle spielen. Und wir werben bemüht se'n, gegen die neue Absicht, die Abrüstungskonferenz zu nächst bis znm Herbste zu vertagen, mit aller Energie anzu kämpfen. Eine schnelle Lösung der schwebenden Fragen ist die Pflicht verantwortungsbewußter Staaten, aller Staaten, die ein Land wie Deutschland nicht schutzlos den Luftüber- sällcn aussetzen wollen. * Sic roten Flieger «MMWedWiMtet? X Magdeburg. Das nat.-soz. Neue Magdeburger Tageblatt schreibt: Wie erst heute bekannt wird, wurde am Freitag nachmittag zwischen 8 und 4 Uhr über der Magde burger Neustadt ein unbekanntes Schnellslugzeug anscheinend ausländischer Herkunft gesichtet, das aus Richtung Braun schweig kam, in großem Bogen um Magdeburg herumflog und in Richtung Berlin verschwand. Es handelte sich um einen Doppeldecker graublauen Anstrichs, dessen nähere Kennzeichen sich bei dem diesigen Wetter nicht feststellen ließen. Mr MschrlM M Mer NottlMS MkMIkll. Dortmund. lFunkfpruch.) Der Dortmunder Gene- ralanzeiger (Parteiorgan der NSDAP.) meldet: Am Frei tag abend gegen 18 Uhr ist über dem nördlichen Stadtteil ein brauner Doppeldecker gesichtet worden, der Flugblätter hetzerischen Inhalts abwarf. Es handelt sich um kommuni stisches Propagandamaterial. Es ist wohl auf die sehr un günstige Wetterlage mit starkem anhaltenden Regen zurttck- zusühren, daß dieser Vorfall nicht von gröberen Teilen der Bevölkerung beobachtet werden konnte. Sozialistische TSaWrngsnumSver Die nationalsozialistischen Funkwarte besetzten die Ge st Fsstellen des in Liquidation befindlichen sozialdemokra» ti ä-cn Arbeiter-Radio-Bundes Deutschkinds e. B. Dabei v urde festgestellt, daß der Auflösungsbeschluß vom 26. Mai als Scheinbeschluß, als Täuschungsmanöver anzusprechen ist nd der organisatorische Zusammenhalt der Bundesmitglie- )er weiterhin aufrechterhalten wurde. Die Auflösung dieser n sexistischen Klassenkampf-Organisation wird nunmehr er- lsiaep Franz Seldte hinter Adolf Hitler. Trcueqelövnis Der Gründergau des Stahlhelm, Magdeburg - Anhalt, hielt in Magdeburg einen großen Appell ab. Der Bundes- führer, Reichsarbeitsmimster Franz Seldte, hielt eine An sprache, in der er u. a. ausführte: Seit 1918 steht der Stahlhelm auf der Schanze. Er hat nicht nachgegeben und heute nun steht der Stahlhelm nicht mehr allein. Ich habe eine Flut der Freude und ein Auf atmen empfunden, als mir der Volkskanzker Adotf Hitler sagte: Jawohl, so muß es sein, drei Farben nebeneinander, braun, schwarz und Feldgrau, SA, SS und Stahlhelm. Diese drei Säulen stehen nebeneinander und ebenso stehen die drei Symbole in Deutschland nebeneinander: das Symbol des Eisernen Kreuzes, das der alte Feldmarschall während seines ganzen Lebens getragen hat, als zweites Symbol daneben Adolf Hitlers Hakenkreuz, aus dem gleichen Gedanken heraus geboren, aus der Schlammflut der Revolution als Beschwö rungszeichen des nationalen Willens entgegengehalten gegen alle Widersacher das dritte Symbol, das Symbol unseres Stahlhelm. Kein innerer und kein äußerer Feind darf die Kraft und den Erfolg habe«, uns, die Symbolträger, nicht zusammenkommen zu lassen. .Ich gelobe für den ganzen Stahlhelm den beiden Män nern Hitler und Hindenburg die Treue, so lange ich lebe, und ich gelobe meinen Feinden, sie niederzuschlagen, wo ich sie treffe, wir haben es erreicht, daß eine nationale Revolution zum Sieg getragen wurde, wir verbitten uns al» .alte Frontkämpfer, daß man unsere Revolution aalaftet. Wir Kämpfer von ISIS verbitten uns eine zweite Revolution von Rovemberlingea oder von im März Rmgefaklenen. E, geht vorwärt, in Deutschland und sicht rückwärts. Dir geloben des Stahlhelm. der Regierung Treue, wir geloben Treue unserem allen stol zen Areiheitsziel, wir geloben, daß wir nicht ruhen, bi» sich die Gedanken, die unser Volkskanzler uu, vorgetrageu hat. durch uns zum Si<H durchgerungeu Haben.- Franz Seldte übergab dann an neue Formationen Fah nen. Nach dem Appell fand ein Vorbeimarsch vor Franz Seldte und den Ehrengästen statt. Nach dem Borbeimarsch trafen sich die Ehrengäste zu einem Beisammensein in der Magdeburger „Harmonie", wo Reichsarbeitsmimster Seldte mitteilte daß NSDAP-Führer und Führer des Stahlhelm in Berchtesgaden als Gäste des Führers am Scmnabend nächster Woche zusammenkommen würden und dort solle beschlossen werden, welche endgültige Form man dem Zusammenschluß geben wolle. Dabei müsse aber jeder Vorbehalt ausgeschaltet werden. »Ich schließe das Bündnis mit Adotf Hitler nicht mit irgendeinem Vorbehalt, entweder siegen wir zustvumen. oder gar nicht." «erhastM- Mriigisthek StaMekmMrer Auf Anordnung des Thüringischen Innenministerium» wurden in Eisenach der erste Stahlhelmführer, Oberstleutnant u r m. ins Polizeigefängni« eingeliefert. der ehemalige Stahlhelmführer Major a. v. Volgt in Mein in- gen wegen VMmpfung de» Reichsministers Seldte ver- haftet der frühere Stahlhelmgauführer Schönheit» in Rudolstadt sowie der Ortsgruppenführer vethmann väd der Ortsgruppengeschäftsführer Grün berg in Schuhhast genommen. VodeWwmgh zueültgetreten. Der von einem größeren Teil der bisherigen Kirchen ce- regierungen zum Reichsbischof ausersehene Pastor Bodel- fchwingh hat Sonnabendabend in einer Sihnng de» Deut schen Evangelischen Kirchenausschusses folgende Erklärung avgegeben: »Durch die Einsetzung eine, Staakskommisfar, für den Bereich sämtlicher evangelischer Landeskirchen Preußen» ist mir die Möglichkeit benommen, die mir übertragene Aufgabe durchzuführen. Das nötigt mich, den mir vom Deutschen Evangelischen Kirchenbund erteilten Auftrag zurackzugeben." * krllkMMkli SM Sm ötmtÄsmiW. )( Berlin. Der Staatskommissar für die evangelischen Kirche« in Preußen teilt mit: 1. Zur freien Entfaltung der evangelischen Kirche nach ihrem ureigenen inneren Wesen ist ein Neuaufbau er forderlich. 2. Ich bestelle zum kommissarischen Präsidenten des evangelischen Oberkirchenrats der Altpreußischen Union den Rechtsanwalt Stadtrat Dr. Friedrich Werner in Berlin. Gleichzeitig übertrage ich auf de« kommissarischen Präsi denten des evangelischen OberkirchenrateS sämtliche Befug nisse deS KIrchcnrates. Weiter bestelle ich znm kommissari schen geistliche» Vizepräsidenten deS evangelischen Ober- kirchcnratcS den Pfarrer Joachim Hosiensclber in Berlin, znm kommissarischen weltlichen Vizepräsidenten deS evange lischen Overkirchenrates den Konfiftortalrat D«. Fürle in Breslau. Ferner hat der Staatskommissar eine Reihe von Bevoll, mächtigtcn für die einzelncn^üircheuprovinzeu ernannt. Mchenoertretiisgeli a»!ge!öst Landeskirchenkommissar Jäger beurlaubte mll sofortiger Wirkung den Vizepräsidenten de» Evangelischen Oberkirchen- rakes, Hundt-Berlin, und den Generalsuperintendentea Schian-Vreslau und löste mit sofortiger Wirkung sämtliche Kirchenverkretungen in den evangelischen Landeskirchen Preußen» auf. weiter find Professor Dr. hinderer und vr. Liepmann von der Geschäftsführung de» Evangelischen Pres severbandes beurlaubt worden. VelagermlgSzustand in Sofia. Mkse MWWM sskim sie MmlMmche. * Budapest. Wie aus Sofia gemeldet wird, hat da? bulgarische Parlament in der Nacht zum Sonntag das Gesetz zur Bekämpfung der Attentatsseuche angenommen. Ueber Sofia wurde sofort der Belagerungszustand verhängt. Polizei und Militär besetzten um 8 Uhr früh alle Straßen Sofias. Die Telefon- und Telegraphcnleitungen mit dem In- und Auslände wurden nntcrbrochen. Alle Wohnungen der Hauptstadt wurden nach Waffen und verdächtigen Per sonen abgesucht. Jeglicher Verkehr war am Sonntag in den Straßen verboten. Auch der Zugverkehr nach Sofia ist eingestellt worden. Das neue Gesetz sieht für jeden politi schen Mord oder Mordversuch die Todesstrafe vor. kMMe Mm mtz In Sen VkMlnzMten. * Sofia. Die außerordentlich energische Aktion zur Wiederherstellung der öffentlichen Sicherheit in der bulga rischen Hauptstadt, die durch zahlreiche politische Morde in den letzten Wochen aus das schwerste erschüttert worden war, wurde aus Anordnung der Regierung non dem Sofioter Stadtpräscktcn mit Unterstützung der Garnison dnrchgc- führt. Die Aktion begann um Mitternacht vom Sonnabend auf Sonntag und dauerte bis Sonntag abend 8 Uhr. In dieser Zeit durste die Bevölle'un'a die Wohnungen nicht verlassen. Alle Straßen wie auch die abgelegenen Vororte, zvaren von Truppen abgeriegelt. Mann aufgeboten worden. Die Polizeibeamten durch suchten sämtliche Häuser nach Massen und zweifelhaften Elementen. Der Straßenverkehr sowie die Telefon- nnd Telegraphen-Berbindungen waren vollständig gesperrt. Die mit den Zügen aus der Provinz Ankommenden wurden ans den Bahnhöfen festgehalten. Die Ergebnisse der Durch suchungen, die angeblich ohne Zwischenfälle verlausen sind, sind noch unbekannt. Es sollen eine Unmenge von Massen sichergcstellt und zahlreiche Personen verhaftet worden sein. Aehnliche Aktionen wurden auch in den größeren Provinz städten wie Warna, Burgas, Philippopel, HaSkowo usw. durchgeführt. Der Tclefonverkehr ist zur Stunde noch unter brochen. Mer sm WkMIS lkk Mm Mm zur Wiederherstellung der Sicherheit in Sofia teilt die Polizeidirektion mit, daß SN Personen, darunter viele seit langem gesuckste Kommunisten, verhaftet wurden, bei denen Waffen vorgcsunden wurden. Weiterhin wurden llllll Per sonen, meist Mazedonier, festgenommcn, die ohne AuSweis- papiere angetrofsen wurden. Ein Teil von ihnen wird inter niert. An Massen wurden insgesamt 200 Gewehre, 600 Pistosen, 200 Handgranaten, eine Höllenmaschine, ein anto- watisches Gewehr und anderes mehr sichergestellt. Die Durchsuchungen sind ohne ernstliche Zwischensüllc verlaufen. i Im ganzen waren 6000 l Von der Bevölkerung wird die Aktion allgemein gebilligt.