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F? LSI. n. VkNapkznm Mlelacr Tagevlatt. Frelwa, S« Ma! 1USS, adenv». WWWW»»W«W»«I^E«MW>MW K6. Iahrq. «WWMlck«W» i Der Kämpfer um Deutschlands Ehre. M «eleMtl M 1». MttkW »es AikÄIll« MN M SchlMlm. «lvekt Leo Schla«et«r kämpfte für Deutschland von Verdun bi» »um Baltikum, von Ost-Oberschlesien bi» zur Ruhr. Er starb ftir Deutschland im Jahr, 1SLS. ES ist in der Nackt zum 26. Mai 1623- Neber Düssel dorf bricht ein blauer und strablender FrÜhliNgSinorgcn an. Erste Sckwalben ziehen hoch oben durch den Aether, groß, frei und unabhängig, fliegen in frischer Lebenslust Schleife» ,nd Bogen und jubeln in den deutschen Morgen. Nock liegt die Stadt in tiefem Schlaf, noch Weitz die Gelt nichts von dem Schlußakt iener Tragödie reiner Vaterlandsliebe, die sich hier mitleidslos vollzieht. de» wachthabenden Offiziers an in Düsseldorf. Er ist von zwei «k .. .. die Vergangenheit. An die Zukunft zu denken ist hart. Süße KinoheitSertnnerungen steigen in ihm auf, erste Bilder seiner Erinnerung werden wach. Mar und schon sieht er in dem Halbdunkel der Zelle em wenig fvohcS Land.... die Jugend. Hart pocht die Hand eine Zelle im Gefängnis ... .. ... . Beamten deS Gefängnisses und Soldaten mit aufgepflanz- tum Bajonett begleitet. Ein Schließer öffnet die Zellen tür. und der Offizier tritt ein, sachlich, ein ManU, der einen Auftrag zu vollziehen hat Und dielen Auftrag gehorsam ohne eigene Akeinung vollzieht. In der Zell« liegt «ine schlanke Gestalt aut dem harten Bett. Beim Eintritt der Männer erhebt er sich und sieht sie mit stahlblauen Augen stumm an. In seiner Haltung liegt keine Unterwürfigkeit, aber die Höflichkeit de» deutlchen Offizier», die nie ihre Selbstsicherheit verliert. Der fran zösische Offizier verneigt sich leicht, der Gefangene, dessen offenes Gelickt Zeichen langer Entbehrung trägt, neigt ebenfalls leicht den Kopf- ES ist, als stände man irgendwo in gesellschaftlicher Unterhaltung auf einem neutralen Par kett und nicht in einer Zell« des Düsseldorfer Gefängnisses zum Zwecke bitterster Eröffnunifen. Der Franzose entfaltet ein Papier. „Albert Lev Schlageter, ich habe Ihnen mitzuteilen, datz der Präsident der Republik da» Urbeil de» Kriegs gerichte» vom 6. Mai bestätigt hat. Halten Sie sich be reit. Bon jour." Wieder eine kurze sllerneiguug, dann geht der Offizier. Langsam verhallen die Schritte auf dem Korridor. Schlageter bleibt allein zurück. Bielleicht hat er nur noch Stunden für sich, vielleicht nur Minuten. Er bleibt stehen. Noch nie hat ihn seine Fassung verlassen, auch seht nicht, in diesem schwersten Augenblick seine» Leben», sind seine klaren Gedanken aurgeschaltet. Deine stahlblauen Augen tasten den Raum ab. Er fürchtet den Dod nicht, wenn er für Deutschland stirbt. Er hat Wunden für sein geliebte» iliaterland ertragen, Entbehrungen und Pein — er wird auch diese» Schlimmste überstehen. Wenn er an die Kameraden denkt, wird ihm Wohl um» Herz. Irgendwo sitzen sie jetzt, irgendwo sprechen sie nur von ihm. ES preßt ihnen das Herz ab, ihn in so schwerer Gefahr zu Wilsen, in einer Gefahr, di« nur mit Mut und Handstreich gebannt werden kann. Jetzt werden sie di« Möglichkeiten zu seiner Rettung erwägen, werden über legen, wie der Plan anzufassen sei, um ihren Albert Leo wiederzubekommen. Gis alle sind bereit, da» eigene Blut Mr ihn hinzu geben in treuester Kameradschaft. Aber die Franzosen sind auf der Hut, sie haben im besetzten Gebiet zuviel dergleichen erlebt. Sie sind daran gewöhnt, daß man ihnen Schwierigkeiten macht, auf die sie mit Martern reagieren. Dies«» Volk hier erkennt die Seg nungen der französischen Kultur nicht an. Ten Franzosen kommen alle Wehrmaßnahmen der ge schlagenen Bevölkerung ungelegen. Sie brauchen Ruhe, Ruhe, um das Ruhrgebiet auSzuquetichen. ohne daß das Äuge der Welt aufmerksam wird. ES sind schon durch das Todesurteil gegen Schlageter genügend Sympathien verscherzt. Langsam sickert in Europa die Meinung durch, daß die Besetzung de» Ruhrgebtete» keine Repressalie dar stellt, sondern einen brutalen Gewaltakt. Wa» ist das Leben eines Mannes? Nichts gegenüber den großen Plänen der Franzosen. In der Kammer hat Poincars diese» Todesurteil gegen Tardieu auSgespielt, um zu beweisen, wie hart er das Ruhrgebiet anpackt. DaS schreit er Tardieu ins Gesicht. Dieser kleine fanatische Advokat mutz unbedingt sein Vertrauensvotum haben, er mutz seine Stellung befestigen. Er merkt mit Befriedigung, daß die Deputierten sich bluffen lassen, daß sie begeistert sind von der Schärfe, mit der der Präsident die verfluchten Boches ausguetscht. Poincars weiß, was er will. Und er bekommt sein Vertrauensvotum. Gcklageter Weitz nichts von dielen Vorgängen hinter den Kulissen der Politik. Er Weitz nur angesichts deS Todes, daß Deutschland leben wird, solange es Leute wie seine Kameraden gibt. Müdigkeit überkommt ihn. Er will auScuhen. läßt sich auf dem harten Lager nieder und denkt an Sin Sohu des Schwarzwalds. Al» Kind stieg er mit den Hirten von Wi«i«ntal auf zu den Bergen, von Schönau auS, wo er am 12. August l894 geboren wurde. Sie nahmen den frischen Jungen nnt hinauf zu den Hängen de» Schwarzwalde», dessen dunkle Tannen dem »arten Knaben die ersten Eindrücke der Schönheit deutscher Welt vermittelten. Sie trieben Herden von Haustieren hinauf, still, ohne Aufsehen vollzog sich hier das Leben. Der klein« Albert Leo ist ein Heller Junge, intelligent, offen und voll der Streich«, di« nur fr.i'chen Jungen» eigen sind. Vater und Mutter, deren sechstes Kind er ist, offenen Gemüter, sind Bauern, die der Erde in schwerer ehrlicher Arbeit Gewinn abringen. Sie haben mit ihrem Lande zuviel zn tun, um sich um Politik kümmern zu können, sie haben zu säen, zu pflügen üttd zu ernten und können nicht viel Worte machen, aber sie fühlen, wie deutsche Men schen fühlen müssen, immer bereit, da» Vaterland zu schützen. Der Junge lernt von ihnen das Schweigen und dnS Bereitirin. Und wirklich bat er später niemals viel Worte gemacht, sondern immer gehandelt, wö es galt. Albert ist dem Pfarrer in Schönau ausgefallen. Der Pfarrer hat i» ihm eine besondere Intelligenz entdeckt, die gepflegt und gebildet Nrerden mutz. Nun muß er heran und Latein lernen. So ganz paßt ihm das nickt. Er ist kein Stubenhocker, und der Herr Pfarrer hat seine liebe Not mit dem Jungen. Der Bengel ist beileibe nickt dumm, aber er hat stet» den Kopf voller Flausen, Und in diesen Kopf soll nun das böse Latein hinein. Indessen kann man ihm nickt böse sein, dazu ist er zn springlebendig, und vergnügt. Als der Herr Pfarrer die Zeit für gekommen Hilt, wird Albert nach Freib rrg auf da» Gymnasium geschickt. Er ersetzt durch Fleiß, wa» ihm an Geschicklichkeit man gelt und wird ein guter Schüler, einer, der sich immer in der Mitte hält. Die Lehrer sagen, das seien die Besten. Vielerlei Episoden sind ans dieser Kinder- und Pen nälerzeit des Keinen Schlageter bekannt. Er ist immer ein sehniger, kräftiger und aufgeweckter Junge gewesen. Sie haben damals wie yeute Räuber und Soldat, Indianer und Trapper gespielt. Leo war für Aktivität, iminer war er der Anführer, der böse wurde, wenn er seine Leute nicht zum Siege führen konnte. Schon al» ganz kleiner Junge spielte er Soldat, wie es Millionen von kleinen Jungen tun, mit Mutter» altem Hut als Helm und Vater» feierlichem Regenschirm als Gewehr. Wenn man aber über sein kindliche- Sviel lacht, wird der Junge wütend. Er kann es nicht vertragen, wenn man über ihn spottet. Mit den Geschwistern steht er gut. Er träumt davon, wie er die Geschwister vor allen Gefahren schützen, wie er ein Roland- seiner geliebten Heimat wird, der al» eisengepanzerter Recke anfsteht und mit seinem HeldeN- leibe die Feinde abwehrt. Im Geiste macht er weite Fahrten. Die Schönheit der Natur seiner engeren Heimat weckt in ihm den Sinn, Fremde» zu erleben. Trotzdem ist Albert Leo kein Tränmer. Auf der Schule wird Sport getrieben. Man spielt Schlagball und Fußball. Schlageter ist einer der Begeistertsten. Immer ist er da, tinmer Volt Mut und Siegcswillen im Sport spiel. Er ist ein guter Kamerad in Freiburg, der sich nach anfänglichen Schwierigkeiten schnell «inlebt und ein voll gültige» Mitglied der Klasse wird. Di« Lehrer mögen ihn gern, trotz mancher Stretche. Nun, Streich« machen sie alte, und die, welche Albert Leo treibt, sind nie roh. Do wächst er in den Malsenkörper der städtischen Jungen hinein, er, da» Landkind. A«s»r«ch zue verteidig««» der Nation. Flammenzeichen stellen seit Tagen am Himmel. Die Diplomaten Europa» finden keinen Au»iv«g mehr, die Stimmung ist ervlosionSreif. In Serajewo ist der öfter- reichtsäre Thronfolger ermordet worden. Krieg liegt in der Luft. Nichtige VorwPide werden benutzt, um Drohungen auszulvrechen. Oesterreich verlangt Genugtuung von Serbien für den Mord in Serajewo. Die Genugtuung wird nicht in der von Oesterreich) gewünM>ten Form gegeben, und der Krieg wird an Serbien erklärt. Der deutsche Kaiser, der treu und fest zu seinen Bundesgenosse» steht, gibt die Mobil- mäckuNgsordcr. Das ganze deutsche Volk ist einig, wie es immer «iniawar, wenn ein äußerer Feind seine Existenz bedrohte. „Deutschland, Deutschland über alles" wird auf den Straßen gelungen, di« ersten Truppen, die ausziehen, werden Mit Blumen geschmückt »nd mit Liebesgaben über häuft. Eines Tages in, August betritt im Freiburger Gym- Uäsium der Klassenlehrer seine Prima. Sein Gesicht ist ernst. „Jungens", lagt er, „wißt ihr, was das heißt: Vater land?" Die Primaner erheben sich. In ihnen liegt Seele und Zukunft des Volkes. „Wißt ihr", fährt der Professor fort, „daß wir alle, als« dem Rnse unsere» geliebten obersten Kriegsherrn folgen müssen! Wie damals die Svartaner bei Termopylä unter Leonidas müssen wir znsammenstehen, und wenn die ganze Welt gegen uns ist." Schweigend stehen die jungen Burschen, in die der Funk« der Begeisterung gefahren ist wie in Hunderttausend«: in Deutschland. Und oann stimmen sie impulsiv das Lied an, da- jetzt überall gen Himmel steigt: „Es braust ein Ruf wie Donnerhall. . ." Albert Leo Schlageter aber sieht seinen lltzeg klar vor- gezeichnet, dm 3Seg, den er einfach geben muß. Ganz Freiburg ist Von früh bis abends aus den Beinen, die studentischen Korporationen sind in eorpcre deutsclie Soldaten geworden. Und die Primaner süblen wie sie, wollen nicht nächste!;«». Die Pauker, sonst strenge, asketische Förderer, sind freundlich, mehr alS kamerad schaftlich. Sie wissen, daß diese Jugend Deutschlands größter Reichtum ist, ein Reichtum, der ewig unvergänglich ist und noch stet» auS Vkacht zum Licht geführt hat. Die Primaner sind zum Notabitur zugelassen. ES ist eine einfache Sackie. Sie kennen ihren Homer, ihren Cicero. Aber auf die kommt e» jetzt nicht an, es geht um Deutschland. Mit dem Zeugnis der Reife tn der Tasche wird Albert Loo Schlageter Freiwilliger im 76. Feldartillerieregimenh Jetzt ist er Soldat. ES gibt Menschen, die für den Soldatenberuf prä destiniert sind. Sie sehen tn der vermeintlichen Strenge soldatischer Erziehungsprinzipien sofort den Sinn. Sie fühlen instinktiv, datz hier eine Jahrhunderte alte Er- fahrüngstradition spricht — und fühlen sich alS Mit träger dieser Tradition. Das sind die, die gute Soldaten waren, denen Einzelheiten spaßige Erlebnisse wurden. Albert Loo Schlageter war ein solcher Soldat. Schlank, kräftig, blauäugig, mit schmalem Mund und energischen Zügen, war er äußerlich ein Urbild des Kämpfers, der nie klein beigibt, sondern immer Entscheidungen verlangt. Er wird gedrillt wie die andern, widersetzt sich niemals, er kennt den Sinn der Disziplin. Anfang 1915 kommt er in das Feld hinaus. Damals gibt eS noch vereinzelt Be wegungskrieg, Kämpfe Mann gegen Mann. Dann kommt der Stellungskrieg, die Zeit des Schützengrabens beginnt. Zwei Jahre bleibt er draußen, zwischen Ardennen und Vogesen, zwischen Verdun, Hartmannsweilerkopf und flandrischer Hölle treibt eS ihn umher. Er sieht Elend und Not, Vernichtung und Haß, aber er sieht auch, wohin eiserner Wille führt. Der Jüngling reift zum Mann, der Soldat hat sich bewährt. 1917 wird Schlageter Offizier und Batterieführer. Er ist ein echter Führer, dem sein« Mannschaft über alle- geht, der weiß, daß die Leute sein lebendiges Werkzeug sind, das sich für ihn und die Sache freudig einsetzt. Er sorgt für sie im größten „Schlamassel , er bleibt bei ihnen, er verläßt keinen. Den letzten Musch koten holt er, wenn e» sein muß, persönlich aus dem Dreck. Und die Kerle hängen an ihm. Und noch eins weiß er: daß er Glück hat. Einmal stürzt ein Beobachtungsturm ein, auf dem er gestanden hat: es gelingt ihm im letzten Moment abzulpringcn, und er bleibt unverletzt. Ein anderes Mal wird er verschüttet, sofort ausgegraben, und bleibt unverletzt. Sein Gluck ist sprichwörtlich im Bataillon. Die Jahre gehen dahin . . . Albert Loo Schlageter ist der Mann geworden, der die Welt Io sieht, wie sie ist. 1918. Waffenstillstand und Rückzug . . . Die da draußen, die ihr Leben eingesetzt haben, müssen den Weitungen aus Berlin gehorchen, müssen zurück, ob sie wollen oder nicht. Die roten -Herren am grünen Tilch sind die neuen Herren in Deutschland. Sie wollen, die Helden, die jahrelang in Dreck und Not und Elend mit ihrem Leben und Blut die Heimat beschützt haben, zu Verbrechern stempeln. Schlageter führt seine Batterie zurück. Wie allen Rück kehrern stellen fick auch ihm rote «oldatenräte entgegen, verlangen Entwaffnung und Abnahme der Achselstücke. Schlageter sieht sich nach feinen Leuten um. Die grinsen schoß. Schlageter macht eine ganz »kleine Bewegung mit dem Kopf, da packen drei stramme Unteroffiziere seiner Batterie die hohen -Herren von den Roten, und ehe sie sich überhaupt versehen, liegen sie bereits mit einigen Beulen am Kopf im Straßengraben. Die Batterie hat Ruhe. Das zweite Intermezzo spielt sich in der Garnison ab. Im Rathaus tobt der Arbeiter- und Lwldatenrat mit un sinnigen Verordnungen. Man will Schlageter und seine Leute entwaffnen. Mit einem einfach«» Äesehlszettel ist daö aber bei Albert Loo nicht zu machen. Die Herren werden dringender, da läßt Schlageter vor dem Rathanse seine Batterie ausfahren. Die Herren lassen sich nun nicht mehr bttckep, und er bat Ruh«.