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vom Senator Mogk genehmigt, datz oer Gewußte Michaeliszins erst nach erfolgtem Verkauf -es alten Schulhauses zu entrichten sein sollte; der Ritterguts besitzer stellte noch die Bedingung, daß die Schul gemeinde das ganze Areal des neuen Schulhanses mit einer Latteneinfriedignng versehen und dieselbe dauernd in gutem Stand erhalten mußte, wozu sich die Schulgemeinde auch bereit erklärte. Alsbald nach diesem Termin ward nun der Plan, ein neues Schulhans in Bobersen zu errichten, end gültig verwirklicht. Die Leute des Maurer meisters Karl aus Riesa beeilten sich mit den Bau arbeiten, so gut sie konnten, demzufolge war es der Schulinspektion am'S. Oktober 1845 möglich, den Rit tergutsbesitzer Mogk für den 27. 10. 1845 zu einer Be sichtigung des bis dahin völlig beendeten neuen Schul hauses sau welchem Tage auch die Versteigerung des alten Schulhauses vorgenommen werden sollte) ein- zuladeu. Aus den persönlichen Aufzeichnungen des Senators Mogk über den Verlauf der Ereignisse jenes 27. Oktobers 1845 ist zu entnehmen, -aß also am selben Tage die Uebernahme der neuen Schule erfolgte, wäh rend das alte Schulgebäude der Schenkwirt Scheibe für 330 Taler erstand, unter Annahme der Bedingung, daß er den Michaeliszins von einem Taler ls. oben) alljährlich als Erbzins an die Gutsherrschaft ent richten wollte. Am 10. November 1845 fand nun die feierliche Einweihung -er neue« Schule statt. (Der Senator Mogk schreibt erst in seinen Akten selbst, daß er zur Feier für den 9. 11.1845 eingeladen worden wäre — berichtet aber dann, daß die Feier am 10. 11. 1845 stattgefunden hat.) Der Festzug hatte sich gegen 2 Uhr mittags am alten Schulhause ver sammelt, und nachdem die Kinder daselbst tüchtig mit Kaffee und Kuchen erfreut worden waren, zogen diese ldie Mädchen mit Kränzen, die Knaben mit bunten Fahnen in den Händen) unter Musikbegleitung und geführt von den Herren Pastor Heinicke-Gröba, dem Schullehrer Herrmann-Bobersen und dem Schulvor stande in den Herrenhof des Ritterguts, um den Rit tergutsherrn abzuholen. Hierauf bewegte sich der Zug zum alten Schulhaus zurück, um von demselben Ab schied zu nehmen (allgemeiner Gesang und Rede des Geistlichen); alsdann marschierte der Festzug, die Kinder singend, nach Lessa und von da zurück zum neuen Schulhause. Dort angekommen wurde vom Geistlichen abermals eine Rede gehalten, der nach stehender vierstimmiger Gesang folgte: Ertöne Jubellied zu Gottes Ruhm und Preise Er segnet täqlich uns auf tausendfache Weise Von ihm kommt jedes Gut. das unsern Leib beglückt Und jede höhre Kraft, die unsern Geist entzückt. Wie herrlich zeiget sich sein himmlisch Walten heute! Hier steht bas neue Haus, zum Heil uns und zur Freude Gleich einem Tempel da, in dem mir jung und klein Schon hoher Weisheit uns, -er Tugen- sollen weih'n. Ja, dazu laß es Gott gesegnet sein uns allen Damit wir Dir und auch den Menschen Wohlgefallen, Und die nach uns dem Ort in gleicher Absicht nah ». Führ auch zur Weisheit Liclst — vd aus die Tugendbahn! Nimm es in Deinen Schutz, das Haus, Dir übergeben Wir es, o sei mit uns in unserm ganzen Leben, Leit' uns nach Deinem Rat, führ uns an Deiner Hand Nimm uns zu Ehren an einst dort im Vaterland! Hierauf zogen die Kinder in das neue Schulhans ein; es wurde zuerst von der Gemeinde ein für die Feier vom Pastor Heinicke besonders gedichtetes Lied ge sungen, das folgenden Text hatte: Wir treten jetzt erfreut, o Gott, In dieses Hauses Mitte. „Beschirm es, wenn Gefahr ihm droht", Das ist der Deinen Bitte: Doch laß auch gern versammelt sein Hier unsre Kinder, grotz und klein. Gib Segen, guter Vater! Auch für den Lehrer bitten wir. Den Du, o Gott, gegeben. Damit er freudig wirket hier Für Geist und Herz »nd Leben. Hilf, datz er hier mit neuer Kraft Viel Segen für die Jugend schasst. Allgütiger im Himmel! Doch aber blick auch liebend hin Aus die, Herr, die mit Freuden Und einem wahrhaft frommen Sinn Uns ihren Beistand weih'ten. O, lohn es ihnen in der Zeit, Und einst noch in der Ewigkeit. Ja, sei Du ihr Vergelter! Nach der sodann gehaltenen Rede wurde ein ebenfalls mit besonderer Beziehung auf das Fest gedichtetes Lied von den Kindern allein gesungen, es lautete: Gott, wir nahen Dir uns heute In der neuen Schule hier. Und erfüllt mit hoher Freude Weih'n wir unsre Herzen Dir. Preis und Dank sei Dir, wie hier. Von uns allen für und für! Dank auch denen, die uns nährten Schon von zarter Kindheit an. Manches Schöne uns gewährtem Immer liebend auf uns sah'n. Unsre Freude soll es sein Dafür gut und fromm zu sein. Nicht vergebens soll sie schwinden Unsres Lebens Jugendzeit, Datz wir dankend uns verbinde« Sei der Schule sie geweiht. Brüder, Schwestern, o wie reich Strömt des Segens Quelle euch! Die auf oem Festprogramm angekündigte Rede des Lehrers wurde nicht gehalten, auch mußte, da gleich darauf der Geistliche den Segen sprach, die geplante Rede des Rittergutsbesitzers Mogk unterbleiben, die dieser an die Kinder zu richten gedachte, und die uns im Manuskriptentwurf wie folgt erholten ist: „Der Tag der Einweihung der neuen Schule ist zu wichtig, als daß nicht auch ich mich bewogen finden sollte, einige Worte an euch zu richten. Die Gemeinde zu Boberscn hat euch ein neues Schulhaus erbaut und sich dadurch euer» Dank ver dient. Am besten beweist man seinen Dank für empfangene Wohltaten, wenn man dieselben der Ab sicht des Gebers gemäß gebraucht und benutzt. Wie ihr dies anzufaugcn habt, wird euch klar werden, wenn wir einige aufmerksame Blicke auf das neu erbaute Schulhaus werfen. Seht wie freundlich und einladend diese Räume sind; folgt dcun dieser Einladung und kommt unaus gesetzt, geru und bereitwillig zur Schule. Seht wie freundlich und hell diese Räume sind — von allen Seiten her Sonne, Licht und Wärme. So laßt cs auch euch angelegen sein, Geist und Gemüt dem geistigen Licht »nd der Wärme zn erschlie ßen; seid fleißige Hörer des Wortes Gottes, das hier gelehrt wird, damit euer Gemüt für daö Rechte und Gute erwärmt werde; sammelt für euer» Geist die Keuutuisse und Fertigkeiten, die in unser» Tagen mehr als je erforderlich sind, um in der Welt fortzu kommen Schlich folgt. Druck und Verla« von vanaer u. Winterlich. Riela. — F«r die Redaktion verantwortlich: Heinrich Uhlemann. Rieia. Mütter zur Fffege der Keimatlieke, der Keimatforschung und des Keirnatschutzes. Erscheint tn zwanglos« Folg« al« v«llao« zu« Ststsa« Tageblatt unter Mitwirkung de« Verein» Heimatmuseum i» Wes«. <m» Mt vaMw»»««« «WMm. «r. 28 — Mesa, 25. Juni 1932 5. Jahrqau« 5cklllangelegenketten und Zckultlaurbau la koberren bei klesa rur Mitte der vorigen Äatatuuiderts. Bon Johannes Thomas Riesa. Quelle: äcta, die Bildung des Schulvorstandes und den Bau eines neuen Schulhauses in Bobersen usw. betr.; 1842; Rittergutsarchiv Bobcrsen. Das Sächsische Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts hatte am 5. August 1841 eine Verordnung erlassen, derzufolge in den sächsischen Gemeinden ein Schulvorstand und ein Schulgemeinde rat zu bilden tvar. In Ausführung dieser Verord nung schrieb nun am 7. November 1842 die Schul inspektion von Boberscn mit Lessa (das roar seiner Zeit die Großenhainer Superintendcntur, mit 0. Hering an der Spitze, und das damals noch be stehende Justiz-Amt Gr. Hain, unter Leitung des Amtmannes Böttger) an den damaligen Besitzer des Ritterguts und seiner Zeit noch der Gerichtshcrrschaft Bobersen, Herrn Kaufmann und Stadtrat Mogk in Oschatz, daß er sich am 28. November 1842 vorm. 10 Uhr im (alten) Schulhaus Bobcrsen einfinden möchte, um an den Verhandlungen zur Bildung eines Schulvorstandes und eines Schulgemeinde rates in den vereinigten Schulgemeinden Bobcrsen «nd Lessa mit tcilznnehmcn. Ucber die Tätigkeit der Amtspersonen und sonstiger Teilnehmer an den Verhandlungen jenes 23. 11. 1842 berichtete am 25. gl. MtS. die eben bezeichnete Schulinspektion an die Kgl. Sächs. Krcisdirektion (damals die Behörde an Stelle der heutige» Kreishauptmannschaft» in Dresden. Am 2. Dezember 1842 erging von dieser Hohen Regierungsbehörde aus an Supcrintcndentur und Justiz-Amt Gr. Hain, als Antwort auf jenen Bericht, der Beschluß, datz in dem Schulbezirke Boberscn (der die politischen Gemeinden Bobcrsen und Lessa umfasst) außer dem Pfarrer von Gröba als Lokalschulinspektvr und Vorsitzenden 1. der Schulvorstand «) auS dem jeweiligen Gemeindevorstand d) auS den jeweiligen beiden Gemciudeältesren -u Boberscn, und o) aus dem jeweiligen ,-Gemetndevorstand zu Lessa (also aus vier weltlichen Mitglie dern) zusammengesetzt werden sollte; 2. der Schulgemeinderat aber sollte bestehen ») aus den sämtlichen Mitgliedern deS Gemeinde rats zu Bobersen und b) aus dem jeweiligen Gemeindevorstand zu Lefsa. Dieser Schulgemeinderat ist im Jahre 1845 wie der aufgehoben worden. — Außerdem setzte genannter Beschluß das Dispositionsquantum des Schulvor standes zu außerordentlichen Ausgaben und Erlaßen an Forderungen der Schulkaffe (Ministerialverord- nung v. 5. 8. 1842, daselbst im 8 4; vgl. Ges. und Ver ordnungsblatt 1842, Nr. 45 Seite 88> auf zehn Taler fest; obendrein erhielt der Schulvorstand die Ermäch tigung, den Aufwand zur Deckung des Lehrergehalts und der Schulstubenheizung ohne weitere Anfrage beim Schulgemcinderate aus der Schulkaffe bestreiten zu können. Dieser Gesamtbeschluß, der am 26. 12. 1842 in Großenhain einging, wurde von dort am 31. Dezbr. dem Rittergutsbesitzer Mogk-Bobersen, in Oschatz wohnhaft, übermittelt. Am 7. Juni 1848 wußte die mehrfach genannte Lchulinspcktion für Bobcrsen (in Großenhain am tierend» dem Rittcrgntsherrn und Kaufmann Mogk etwas ganz besonders Bemerkenswertes mitzuteilen; cs wurde ihm in Erinnerung gebracht, datz bei jener Lokalexpedition in Bobcrsen vom 23. 11. 1842 mehr fach Mängel über das (alte) Schulhans zur Sprache gebracht worden seien; um diese nun zu beheben hatte man den Maurermeister Karl in Riesa veranlasst, über die vorzunehmenden Baulichkeiten einen Kosten anschlag anzufertigen und nach Großenhain zur Vor lage bei der Schulinspektion einzureichen, was in zwischen auch geschehen mar. Dieser Kostenanschlag, der bei den Akten vorhanden ist, erreichte beinahe die