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DasMärchen vonden3rrwMen Draußen im Moor wurden zwölf neue kleine Irrwische ge boren. Es waren aber ganz besondere Irrwische, weil cs gerade Neumond war und ein leichter Wind aus Norden blies. Daher waren diese neuen Irr wische dazu be stimmt, in Mcnschcnkörper zu fahren. Denn so ein Irr wisch kann in der ganzen Welt bcrumschweifen. solange ihm kein Sturm das Lebens licht ausbläst. Er muß sich nur hüten, daß er nicht auf ganz trockenen Grund oder auf Ticfwasser gerät. Sobald für die zwölf Irrwische ihre Zeit gekommen war. rückte Wotans wilde Jagd heran. Von dieser lösten sich zwei alte Nachtmare mit ihren Hundekoppeln ab. Es waren eigenartige Hnnde, die als Reittiere abgcrichtet waren. Ruf den beiden grössten und stärksten Hunden ritten die Nachtmare selbst. Sie lehrten die zwölf kleinen Irrwische, wie man sicher auf den Reithunden fast. Dann brausten sie mit ihnen vom Moor davon. Sie führten die Irrwische au die Menschenhäuser und zeigten ihnen, wie man durch die Schlüssellöcher in die Zimmer und dort in die Seelen der unartigen Kinder fuhr. So kamen die Irrwische in die Stadt. Sie wuchsen in oen Kinderscelcn mit der Zeit zu erwachsenen Irrwischen swran. die immer wieder und wieder von der breiten Straße der Vernunft auf die Irrwege abwichen. Sie gingen in Männer- oder Frauenkleidern. Sie sprachen große Worte in Amt und Gemeinde. Aber nicht um des Gemeinwohls willen. Sondern um sich selbst herauszustcllen. Manche Irrwische wurden Künstler und verwirrten den guten Ge schmack. Andere Irrwische richteten anderen Unfug an. Keiner tat etwa?, das der Menschheit wirklich nützlich war. Daheim auf dem Moor gab eS bei den anderen Irr- wischen jedesmal ein Fest, wenn die Kunde kam, daß den zwölf ansgozogenen Irrwischen ein besonderer Narrenstreich gelungen war. Es gab einen großen Ball, zu dem auch die Elfenmädchen aus den Erlengründcn erschienen. Obwohl sie sonst viel lieber Nur unter sich allein tanzten, schwenkten sie doch auf diesem Ball mit jedem Irrwisch einmal herum, um nicht hochmütig gescholten zu werden. Die Tanzmusik machten die Frösche und die Nachtraben. Ihr „Oua-qua" und „Bra-bra" klang wie da? Getöne von Saxophonen und Violonhörnern. Denn auf dem Irrwischball wurden nur die allerncucsten Modclänze getanzt, die direkt aus dem dunkelsten Afrika gekommen waren. Indes trieben die Irrwische in der großen Stadt lustig ihr Wesen weiter. Bis ihre Zeit abgelaufen war und sie von den Nachtmaren wieder abgeholt wurden. Sie wurden bis an den Rand des Moores gebracht und dort zur Strafe für ihre Untaten in modernde Baumstämme verwandelt. Dort lagen sie während neue, zur Neumondzeit bei leisem Nordwind geborene Irrwische auszogen, nm Unheil anzu richten und dann auch als modernde Baumstämme zu enden. Denn es ist ein Naturgesetz, daß immer neue Irr- wische entstehen und in die Welt ziehen müssen, solange die Menschen nicht alle Moore gründlich auSgetrocknet und den Irrwischen den Sumpfboden genommen haben, der sie erzeugt. meinte. Im Siebenjährigen Krieg raubte ein Soldat einem Schä- ferjungen einen feisten Hammel von der Weide. Der Junge lief sogleich zu dem Hauptmann, der den SoldatentruPP befehligte. Der Hauptmann ließ seine Leute antretcn und sagte dem Jungen, daß er ihm den Hammclräuber zeigen solle. „Da muß ich mir die Leute von rückwärts an sehen", erwiderte der Junge, daß der Bub nicht recht bei Trost D.r Hauptmann , war. weil er einen Menschen besser von rückwärts wie von vorn erkennen wollte. Der Junge ließ sich aber nicht be irren. Er lief die Rückenfront der Kompagnie ab und blieb bei einem Soldaten stehen. „Der hat den Hammel genom men", behauptete er. Und als der Hauptmann einen Be weis verlangte, zog der schlaue Schäferjunge ein Stück Not stein aus der Tasche. „Mit diesem Rötel habe ich dem Sol- daten rückwärts ans den Leibriemen einen Strich gemacht als er mit meinem Hammel davonging", sagte er. „Hier ist der ^trich i ch auf dem Riemen zu sehen." So war cs und der Soldat war überführt. Er mußte aelleben. wo er den Hammel verborgen hatte, den der Schäs-nbub wieder zurückbekam. „Du bist ein Schlaukops", sagte der Hauptmann zu dem Jungen. „Dein Einfall war einen Dukaten wert." — „Wer wird mir den Dukaten geben?" fragte der kleine Bursche rasch. Da miibte der Hauptmann herzlich lachen. „Du bist mir ein Geriebener", entgegnete er. „Da hast Du den Du katen. Aber jetzt mach', daß Du weiter kommst, bevor Du uns noch irgendwie anders hineinlegst." Der Junge war es zufrieden und eilte mit feinem Hammel und tum, r^boi-en Dukaten davon. I Rummelplatz benennt man'?, weißte. Weil dabei das Allermeiste Bimmelbammelt, hummelbumelt Bis das Hirn verzweifelt rumweit. Hauptspaß ist da das Gelänge In der froherregtcn Menge. Karussel und Schaukeln fliegen Daß sich alle Balken biegen. Viele? sieht man in den Buden: Box. und Ringkampf. Botokuden, Feuerfresser, Eisenbeißer, Dcgenschlucker, .Kettenreißer. Unermüdlich früh und spat Dreht sich rasch dak TeufelSrad. Unser Kopf dröhnt wie 'ne Trommel Bon dem ganzen Bimmelbommel. v"6orilla Wir wollen eme Karte in eure Wallnuß zaubern. Zu diesem Kunst stück braucht man (wie zu den mei sten Kartenkunststücken) zwei Karten spiele, die man in den einschlägigen Geschäften erhält. Beide Spiele haben die gleiche Zeichnung auf der Nückenseite, so daß sie von rückwärts nicht voneinander zu unterscheiden sind. Das eine Spiel hat die normalen zwei, unddreißig Spielkarten. Bei dem andern Spiel sind alle Karten einander gleich. Man entnimmt nun dem normalen Kartenspiel jene Einzelkarte, aus der das Zauberkartenspiel zweiunddreißigmal besteht. Man falzt diese Karte so schmal zusammen, daß man sie in der hohlen Wallnuß unter bringen kann, deren beide Hälften man dann so sorgfältig aneinandcrleimt. daß sic wie eine unberührte Wallnuß aussicht. Nach diesen Vorbereitungen kann man das Zauber kunststück vorführen. Man läßt zuerst das gewöhnliche Kartenspiel so sehen, daß dis Zuschauer sich überzeugen können, daß es verschiedene Kartenwerte enthält. Dann vertauscht man eS geschickt mit dem Zauberkartenspiel, das man in der Rocktasche hat. Nun läßt man aus dem Zauber kartenspiel eine Karte ziehen, die natürlich immer denselben Wert wie die Karte in der Wallnuß bat. Nachdem man die gezogene Karte herumgezeigt hat, läßt man sie rasch ver schwinden und ersucht dann einen Zuschauer, die Nuß zu öffnen. Indes hat man bereits wieder das Zauberkarten spiel heimlich eingesteckt und das normale Kartenspiel in der Hand. Dieses gibt man jetzt auch den Zuschauern, da mit sie sich selbst überzeugen können, daß in dem Spiel die in der Nuß befindliche Karte fehlt. Deutschland der Gorilla noch über auSgedehn- , Er ist kein solcher Rrese, wie man häufig glaubt. Mit durchschnittlich 1k Meter Größe erreicht er als männliches Tier knapp das normale Menschenmännermaß. Der Gorilla wirkt jedoch gigantisch durch seine gewaltige Schulterbreite von mehr als einem Meter und durch die fast zweieinhalb Meter betragende Spannweite seiner ungemein langen Und muskulösen Arme. An diesen baumeln riesige, je drei Kilo schwere, schwarze Hände, deren Nägel furchtbare Krallen sind. Auf kurzen gebogenen Beinen Mit mächtigen Greifdaumcn sitzt ein un gemein langer plumper Rumpf. Dieser Körperbau und das damit verbundene Gewicht von vier bis fünf Zentnern er- klärt den riesenhaften Eindruck, den so ein zähnefletschendes Ungetüm erweckt, besonders wenn es als Manntier seine klobigen Kaumuskeln bewegt und unter den dicken Stirn- Polstergeweben mit tückischen Augen hervorstiert. Im Kampf- mut bricht so ein Gorilla alles Unterholz des dichtgefilzten Urwaldes wie Strohhalm- nieder, um sich mit gellendem Der Gorilla oder afrika- nische Menschenaffe ist Heu- tc fast ganz in die undurch dringlichen Urwälder des riesigen Kongo - Gebietes verdrängt. Da dieses etwa neunmal soviel Flächen- inhalt wie hat, verfügt dort immer einen reichlich ten Lebensraum, Wutgebrüll blitzschnell auf den Gegner zu stürzen, ihn mit den langen Armen heranzureißen und ihm Kopf und Glied maßen zwischen den stählernen Kinnladen zu zermalmen. Der Gorilla beißt jedoch Menschen oder Tiere nur, um sie zu töten. Er frißt kein Fleisch. Seine Nahrung besteht aus Blättern. Sprossen und Früchten. Dabei ist er aber so ge fräßig. daß eine Gorillafamilie (von meist etwa einem Dutzend Tieren) ganze Waldpartien oder Pflanzungen kahl fressen kann. Besonders wenn sie auf einen Obstgarten, auf Bambussen, Magnolien oder wilde Sellerie stößt. Nachts schlafen die Gorillas aus Baumästen, wo sie vor ihren ge fährlichsten Feinden, den Riesenschlangen, sicher sind.