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^°136. 1. Beilage znm Riesaer Tageblatt. Montag, 13. Juni 1932, abends. 85. Iahra. MWWWWMME FWetkOn!« M Steuer». * Berlin. Die neue Notverordnung, durch die der tlw-Millionen-ReichSmark-Fehlbetrag tm ReichShauShalt ge- deckt werden soll, wirb, wie der Berliner „Montag" meldet, ähnliche Stenern bringen, wie sie das Kabinett Brüning vorgesehen hatte. Bet der Krtsensteuer werde eine Neurege lung eintreten durch Streichung eines Teils der Steuer und Einführung einer Abgabe für Arbeitslosenhilfe, die mit anderthalb vom Hundert des Einkommens beginne und einen steigenden Tarif haben solle. Die Beamten würden zu einer gleichmäßigen Abgabe in Höhe von anderthalb vom Hundert herangezogen werden. Bei der Umsatzsteuer werde vielleicht die Freigrenze von 5000 Reichsmark aufgehoben werden, weil die seinerzeit dafür angenommene Voraus setzung einer Schaffung der Landwirtschaftlichen Einheits steuer sich nicht bewahrheitet habe. Die Äerlängerung der Bürgersteuer werde sich kaum vermeide« lasse«. Man spreche außerdem von der Einführung einer Salzsteuer. Die Ber- treter der Länder hätten sogar von der Regierung Voll machten für die Gemeinden zu einer noch weitere« Erhöhung der Vürgersteuer verlangt, was aber die Reichsregierung abgelehnt habe. Die Kürzung der Reute«, die sich aus der Lage der Arbeitslosen ergebe, werde in avgemindsrter Form gegenüber den Absichten des Kabinetts Brüning durchgeführt werben. SMaltea m ter Währung Sasel, 13. Ium. Am Sonntagnachmittag traten die Notenbankleiter am Sitz der BIZ zur üblichen inoffiziellen Vorbesprechung der auf der Tagesordnung der Verwaltungsratssitzung der BIZ stehenden Probleme zusammen. 2m Rahmen der Besprechung orientierte Reichsbank- oräsident Dr. Luther die Notenbankleiker über die Absichten der neuen deutschen Regierung aus dem Gebiet der Wäh rungspolitik, wobei er die ausdrückliche Feststellung machte, datz die Reicksbank im Einvernehmen mit der Reichsregie- runa nach wie vor zur unbedingten Verteidigung der Mark- Ktavililäk entschlossen sei. Katastrophaler SteaerrüSgaag Rach der Ueberflchk über die Einnahmen «nd Ausgabe« de, Landes Sachsen im Avril 1S32, dem ersten Monat de« neuen Rechnungsjahre«, beliefen sich die Einnahmen auf S7SS000 RM gegen 21 Millionen RM im Avril 1SZ1, die Ausgaben auf rund 23 Millionen RM gegenüber 27,1 Mil lionen, Es ergab sich also eine Mehrausgabe für April 1932 von 13 214 000 RM, im Vorjahr S,1 Millionen. Der Außer ordentliche Haushaltsplan weist im April 1932 im Hinblick auf diese katastrophale Entwicklung der Staatsfinanzen eine Ausgabe vou nur 71 000 RM auf, deneu bekanntlich keine Linnahmen gegenüberstchen. Vie schwebenden Schulden de. Laude» Sachsen find von 240 537 000 RM Ende März auf 235 449 000 RM Lade Avril 1932 zurückgegangen, doch ist die Abminderuug der Schul den im April nur vorübergehender Natur. «Die neue Mitte" Esten, 13. Juni. Anker Führung von Professor Hornesser-Gietzen hat sich in einer Versammlung eine Partei gebildet, die den Namen »Die neue Mitte" (Sozialliberale Partei) führt. Sie begründet dieses Vorgehen mit einer Entschließung, in der es u. a. heißt, angesichts des einseitigen Verhaltens extremer Richtungen im politischen Leben sei die Schöpfung einer starken politischen Bildung in der Mitte ein drin gendes Gebot der Gegenwart. Dieses Ziel sei nicht durch eine lose Zusammenführung ber Reste der zertrümmerten Parteien erreichbar, sondern durch eine klare, scharfumrtssene politische Jdeenbildung und Zielsetzung, die sich von den übrigen politischen Richtungen mit voller Deutlichkeit ab hebe. Diese letteybe politische Idee suche die neue Partei in der entschlossenen Wiederherstellung der Bewegungsfreiheit und Selbstverantwortung des einzelnen Staatsbürgers. Zu diesem Zwecke greift sie den liberalen Staatsgedanken wieder auf in seiner Bedeutung aus der Mitte des letzten Jahrhunderts. Sie lehnt die Entartungen ab, in die der Liberalismus der letzten Jahrzehnte verfallen sei. Der echte Liberalismus müsse die religiöse Selbstbestimmung und darum das religiöse Erziehungsrecht des Elternhauses an erkennen. Die „Neue Mitte" unterscheide ferner scharf zwi schen „Sozial" und „sozialistisch". Sie erstrebe einen Libe ralismus, der sich seiner sozialen Verantwortung bewußt sei, der den einzelnen Staatsbürgern die volle wirtschaftliche und geistige Bewegungsfreiheit zurückgebe. Landesgruppe Anhalt aus der DBA aus- aetreten Vesta«, 13. Juni. Die Landestagung der Deutschen Volkspartei Anhalts billigte einstimmig den Beschluß des Parteivorstandes aus Austritt aus der DVP. Es wurde einmütig die Gründung einer Nationalliberalen Partei Anhalts beschlossen. In dem Kommunique, das die Nationalliberale Partei herausgibt, jeißt es u. .a: Die Nationalliberale Partei Anhalts trennt ich von der Deutschen Volkspartei, weil sie der Austastung st, daß die lebendige Fortentwicklung des alten national liberalen Gedankengutes von dieser nicht mit der notwendi gen Energie verfolgt würde. Bottsdleutt bleibt lelbftandig Kassel, 13. Juni. Reichsleltuna und Vorstand des Christlich-Sozialen Üolksdienstes haben beschlossen, bei den kommenden Reichs- iagswahlen ohne Bindung an andere politische Parteien in voller Selbständigeklt in den Wahlkampf zu geben und in allen Wahlkreisen eigene Mahlvorschläge einzureichen. Spit zenkandidat ist der erste Reichsführer, Simpfendörffer-Stutt- gart. Einstellung von 4800 Arbeitern Duisburg, 13. Juni. Au der wiederlnbekriebnahme der kruppschen Werke in Rheinhausen wird noch berichtet, daß die Friedrich-Alfred-Hütte am 15. 2uni die Hauptbetriebe, die Stahl-, Hochofen-, Martin-, Thomas- und Walzwerke, wieder in Betrieb nimmt. Insgesamt kommen 4890 Arbeiter zur Wiedereinstellung. kizeuvstzuunglück bei Namm. Vorlssopksr, rsklreieks VerlQlLl«. Esten, 13. Juni. Auf der Strecke zwischen Unna und Bönen ist Sonnabend gegen 5 Uhr nachmittags bei Hamm au» bisher noch nicht geklärter Ursache der Perstmenzug 357. der von Hagen nach Hamm verkehrt, entgleist. Die Personen wagen stürrten um und sperrten die Strecke. Von den Rei senden wurde eine Frau Holtkoetter au» Holzwickede getötet, sechzehn Personen schwerverletzt. Die Pressestelle der Reichsbahndlrektion Wuppertal gibt noch folgendes bekannt: Die sieben Personenwagen des verunglückten Zuges waren schwach, nur etwa zu 40 Prozent, besetzt. Außer der bereits als tot gemeldeten Ehefrau Hellköter aus Holzwickede wurden 16 Personen schwer verletzt. Die Verletzungen be stehen hauptsächlich aus Bein- und Armbrüchen, Kopf- und Ruckenverletzungen. Bei keinem der Schwerverletzten besteht tzur Zeit Lebensgefahr. Von den gesperrten Gleisen war um 20,30 Uhr das Gleis Bönen-Unna wieder befahrbar, so daß eingleisiger Betrieb eingerichtet werden konnte; inzwischen waren D- und Eilzüge umgeleitet worden. Der Personenverkehr wurde durch Umsteigen ausrechterhalten. Die Wiederherstellungsar beiten am zweiten Gleis Ünna-Bönen waren am nächsten Morgen gegen 6,20 Uhr Veendet. Darauf konnte der regel mäßige Betrieb auf der Strecke wieder einsetzen. Obwohl die Ermittlungen unverzüglich ausgenommen worden sind, konnte die Ursache des Unfalles bis zur Stunde noch nicht fe st gestellt werden. Anhaltspunkte dafür, daß verbrecherische Handlungen die Ursache der Ent- gleisung sind, haben sich bisher nicht ergeben. XDortmund. Zu dem Eisenbahnunglück bei Bönen erfahren wir noch: Das Unglück ereignete sich aus der D-Zugstrecke Münster—Hamm—Unna—Hagen um 17 Uhr 10 Minuten in Höhe von Kilometer 105. Der ganze aus zwölf Wagen bestehende Personenzug mit Ausnahme der Lokomotive entgleiste an einer Stelle, wo ein acht Meter hoher Bahndamm über eine sumpfige Bodensenke führt. Bereits in früheren Jahren hat dieser Teil der Strecke stark unter Bodensenkungen gelitten und war deshalb zu letzt vor fünf Jahren neu überholt worden. Kurz vor dem entgleisten Zuge hatte der Leipziger D-Zug noch unge fährdet die Strecke passiert. Nach der Schilderung von In sassen des Unglückszuges erfolgte während der Fahrt plötz lich ein heftiger Ruck, dem wenige Augenblicke später ein furchtbares Getöse folgte. Tie unbesetzten letzten drei Wagen des Zuges hatten sich losgcrissen, wobei auch die Luftdruckleitung abgerissen wurde; dadurch wurde der übrige Zug gewaltsam zum Stehen gebracht und riß in mehrere Teile auseinander. Während die Lokomotive mit dem Tender auf den Schienen blieb, stürzten sämtliche zwöl, Wagen — zwei Postwagen, ein Packwagen und neun Personenwagen — die hoye Böschung hinab und blieben in dem zum Glück nicht tiefen Sumpf zum Teil mit den Rädern nach oben liegen. Zwei Wagen wurden dabei in einander geschoben. Die Bevölkerung des kleinen Ortes leistete mit Unter stützung benachbarter Zechenrettungsmannschasten und sa- nitätskolonnen die erst« Hilfe. Insgesamt wurden unter den schwierigsten Verhältnissen «ine getötete Frau und 47 mehr oder weniger schwer verletzte Personen aus dem Zuge geholt. Während des Rettungswerkes, das imge- fahr eine Stunde in Anspruch nahm, spielte» sich erschüt ternde Szenen unter den Verletzten ab, die nicht soiort aus den Waggons herausgeholt werden konnte». Die Ver unglückten hatten zum größten Teil Knochenbrüche und Kopfverletzungen davongcrragen. Zwei Lazarcttzügc aus Unna und Hagen waren schnell zur Stelle, von Dortmund und Hagen traten außerdem mehrere Hilfszüge ein. Tie aus den umliegenden Orten herangesck afften Eisenbahn arbeiter begannen am Abend unter der Leitung eines Oberbaurats aus Hagen mit der Bergung der zum Teil zersplitterten Wagen. Bereits um 25 Uhr war die strecke soweit srcigelegt, daß mit dein Neubau des auf etwa 300 Meter Länge zerstörten Bahnkörpers begonnen werden konnte. Um L Uhr morgens konnte die Strecke eingleisig wieder freigegeben werden. Me VmdereiliiiMil kür 1-iu5imne. Die anMe Verlautbarung über -as krgebuis -er Aussprache MacDonal-cherriat. * Paris. Die Besprechungen zwischen dem französi sche» Ministerpräsidenten Herriot und dem englischen Ministerpräsidenten MacDouald, die am Sonnabend be gannen, wurden am Sonntag vormittag fortgesetzt. Sie bauerten von 10 Uhr bis gegen 13.3N Uhr. Englischerseits nahmen daran teil Ministerpräsident MacDonald, Außen minister Sir John Simon und der englische Botschafter Lord Tyrrell, während Frankreich durch Ministerpräsident Herriot und den Finanzminister Germain Martin vertreten war. Im Anschluß an diese Besprechung wurde folgende amtliche Verlautbarung herausgegeben: Ministerpräsident MacDonald und Außenminister Sir John Simon hatten heute vormittag eine Besprechung mit dem französischen Außenminister Herriot und Finanz minister Germain Martin, um die Beratung der am Sonn abend erörterten Fragen fortzusetzen. Diese offiziösen und freundschaftlichen Besprechungen haben zu einer Ueberei»- stimmung geführt, die eine gerechte und wirksame Lösung für die Lausanner Konferenz und die Wiederherstellung des Vertrauens sowie die Aufrechterhaltung des Friedens unter den Völkern vorausseheu lassen. Keine KMuilg in Lausanne? * Paris. Die Aussprache MacDonald—Herriot wird in politischen Kreisen lebhaft erörtert. Nach den bis jetzt vorliegenden Informationen scheine« die Engländer in der Reparationsfrage ihren bisherige« Standpunkt aus voll kommene Streichung verlassen zn haben. MacDonald soll jedoch den lebhaften Wunsch geäußert haben, Frankreich möge zuerst auf den Nettosaldo verzichten, um damit gegen über Amerika eine Geste zu tun, die vielleicht zu einem gewissen Einsehen Amerikas in bezug aus die interalliierten Schulden führen könnte. Einige Blätter glauben sogar zu wissen, daß sich England bereit erklärt habe, allen denjenigen Staaten die Schulden zu erlassen, die ihrerseits auf die deut schen Tributzahlungen verzichteten. Da sich jedoch Frank reich aus naheliegenden Gründen niemals zu einem der artigen Abkommen bereiterklären wird, arbeitet man im Augenblick — und das ist auch die Ausfassung der großen Pariser Presse — auf eine andere Lösung hin, die in einer vorläufigen Verlängerung des Hoover-Moratoriums bis Dezember besteht. Während dieser Zeit soll ein besonderer Ausschuß damit beauftragt werden, diejenigen Mittel und Wege zu prüfen, die geeignet sind, entweder zu einem „System der endgültigen Regelung" oder aber zu einer voll kommenen Abschaffung der Reparationen zu führen. Man hofft, aus diesem Wege gleichzeitig den Widerstand der Reichsregierung zu brechen, da die Türen für später offen geblieben seien. In der Abrttstnngsfrage sind sich beide Teile darin einig, daß die Genfer Konferenz unbedingt zu irgendeinem greifbaren Ergebnis führen müsse, um das Vertrauen der Öffentlichkeit wenigstens teilweise wiederherzustellen. Mit einem Rüstungsstillstand — man spricht von einer zehn jährigen Dauer — scheint man sich sranzösischerseits einver standen erklären zu wollen. Die englischen Pläne gehen jedoch noch weiter. MacDonald wünscht eine qualitative und quantitative Abrüstung der französischen Streitkräfte. MarDonal- un- Kernst sprelben im Vnn-snnk. )( Paris. Nach einem Frühstück gaben MacDonald und Herriot im Rundfunk Erklärungen ab. Ramsey Mac Donald brachte seine Genugtuung über die Begegnung mit den französischen Ministern zum Ausdruck, die gestatte, die schwierigen Bedingungen, unter denen die Lausanner Kon ferenz beginnen werde, zu klären. Es handelt sich, so fuhr er fort, um eine sehr angenehme Zusammenkunft, die nicht unsere Erwartungen enttäuscht hat. Auf die bevorstehenden Zusammenkünfte anspielcnd, die die englischen und franzö sischen Staatsmänner mit den Vertretern anderer Länder haben werden, äußerte MacDonald seine Neberzeugung, daß die Pariser Besprechungen in nützlicher Weise diesen Dis kussionen bienen würden. Nach MacDonald führte Herriot u. a. aus: Ich kann die Erklärungen des englischen Ministerpräsidenten nur be stätigen. Gestern und beute vormittag haben wir, beider seits auf unsere Pflichten gegenüber unseren Nationen be dacht, die aktuellen Probleme studiert. Wir befinden uns in einer sehr schwierigen Periode, die von den verantwortlichen Persönlichkeiten Arbeit und Kaltblütigkeit erfordert. Wir Engländer und Franzosen sind von dem Gedanken erfüllt und von dem Wunsche beseelt, der Friedenssache zu dienen, und wir haben alle unsere Bemühungen ans dieses Ziel ge richtet. Ich will hoffen, daß die Konferenzen von Lausanne und von Genf durch unsere Bemühungen erleichtert werden. Mit unseren englischen Gästen und meinem Ministerkolle gen Germain-Martin haben wir im Geiste ausrichtigen strebens all das besprochen, was unseren beiden Völker« und mit ihnen allen Völkern der Welt förderlich sein kann. AmWtt engMer Optimismus. * London. Die Londoner Sonntagsprefse schreibt fast übereinstimmend, daß die amtlichen Kreise Englands die Aussichten für Lausanne optimistischer beurteilen. Das sei nicht nur aus die Erklärungen Henderwns zurückzu führen, sondern auch aus die Einwirkungen des deutschen Außenministers Freiherrn von Neurath während seines viertägigen Aufenthaltes in London. Neuraths Erklä rungen, so sagt der Observer, hätten viel zu einem besseren Verstehen der deutschen Ausfassung beigetragen. Es sei ihm gelungen, die anfänglichen Besorgnisse über die neue deutsche Regierung und ihre Politik zu zerstreuen. Man glaube, so meint Sunday Times, daß die neue deutsche Regierung nicht so schwierig sein werde, wie man zuerst befürchtet habe. Durchweg rechnet die Presse damit, daß eine endgültige Regelung der Tribntsrage in Lausanne nicht zustande kom men werde, sondern daß man sich aus eine Kompromiß lösung einstellen müsse. Lines' über -ie Vesprechungen in Paris. * London. Anläßlich der Abreise MacDonalds und Sir John Simons nach Paris unterstreicht „Times" in einem Leitartikel, da» ganz England hinter ihnen stehe. Tie Besprechungen in Paris könnten nur rein vorberei tenden Charakters sein, da an Tributen und an der Ab rüstung, die mit den Tributen in einem gewissen Zusammen hang stehe, anch andere Mächte beteiligt seien. Es sei aber unbedingt notwendig, daß Lausanne feste Entscheidungen über die Tribute bringe. Tie Wcltkrisenkonfcrcnz würbe bessere Aussichten auf Erfolg haben, wenn gewiße Ursachen für die Störung der Wirtschaft beseitigt wären. Ter Kredit Deutschlands und der mitteleuropäischen Staaten laße sich nicht durch Moratorien, Stillhalteabkommen, Devisen beschränkungen und ähnliche Maßnahmen wieder Herstellen. Jetzt sei die Zeit gekommen, in der man zu einem Ende der Tributzahlungen kommen müße. Wenn es nicht in diesem Monat erreicht werden könne, so könne wenigstens der Grundsatz der Streichung sichergestellt werden und es könne eine Maschinerie eingesetzt werden, mit der sich die endliche Beseitigung der Tribute zusammen mit der Aushebung der anderen Rcgierungsschulben erzielen laße. „Times" erklärt dann, daß es die Ausgabe der Pariser Zusammenkunft sei, zwischen den Vertretern Englands und Frankreichs hcranszusinden, bis zu welchem Maß eine rechtskräftige Streichung der europäischen Kriegsschulden, die zur Zeit doch nicht gezahlt würden, möglich sei. Voll ständige und sofortige Streichung möge nicht praktisch und in den Angen vieler auch nicht moralisch gerechtfertigt oder wirtschaftlich nicht wünschcnc-wert erscheinen. Andererseits erwarte niemand in England, daß Deutschland weitere Zahlungen an England machen werde. Daher müße der englische Ministerpräsident großzügig die Führung über nehmen, nm den Prozeß für eine endliche und unvermeid liche Streichung zn beschleunigen. Die englische Regierung könne z. B. ihre Bereitwilligkeit erklären, einem jeden Lande seine Schulden zu erlassen, das ans sein Recht aus deutsche Tribntzahlungen verzichte. Eine derartige Er klärung würde als ein Ansporn für andere wirken. Italien sei mit ganzem Herzen für eine Streichung. Frankreich sei ihr weniger ungünstig gesinnt als jemals vorher. Der diplomatische Mitarbeiter des „Daily Telegraph" erfährt, daß sranzösischerseits bei der Pariser Zusammen kunft keine Vorschläge für eine Reparationsanlcihc gemacht werden würden, deren Sicherheit die deutschen Eisenbahnen sein sollen. Auch der Plan, die deutschen Elektrizitätswerke zu verpfänden, wird kaum ernstlich vorgelegt werden.