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Ein alter deutscher Pfingstbrauch. In Kötzting wird auch heute nach alljährlich ein alter Pfingstbrauch gepflegt, der schon seit dem Jahre 1812 in -em niebcrbayerischeu Städtchen begannen wirb: an der Spitze einer berittenen Prozession wird ein Kreuz getragen. Der Umzug führt durch das Städtchen und findet seinen Höhepunkt in der Uebergabe des Tugend kranzes an -en ehrbarsten Jüngling der Stadt, die vor allem Volk durch den Geistlichen erfolgt. Der Reichspräsident beim Studcnten-Gottesdienst. Zum Semesterbeginn fand in der Berliner Dreifaltig- kettskirche der traditionelle Semestcrgottesdienft der Studenten statt, dem auch Reichspräsident von Hinden burg sowie Staatssekretär Dr. Meißner (links) bei wohnten. Der Sieger von Berlin—Kottbus—Berlin. Die klassische Frühjahrsfahrt Berlin—Kottbus—Berlin, die zum 28. Male ausgctragen wurde, konnte, wie be richtet, der Bochumer Walter Lohmann in der neuen Rekordzeit von 7:43,41 gewinnen. Zum 3NN. Todestage Tillnü des kaiserlichen Generalissimus im Dreißigjährigen Kriege, fand in dem oberbayernchen Wallfahrtsort Altötting, ivo sich Tillys Grab befindet, eine Gedenk feier statt. Rechts: der bayerische Ministerpräsident Tr. Held und Bischof Freiherr von Ow-Fcllborf. Großer deutscher Sieg beim Reitturnier in Rom. Beim Internationalen Reitturnier in Nom konnte die deutsche Reitererpedition einen schönen Sieg verzeich nen: Oberleutnant Brandt auf „Balmung" konnte gegen 120 Bewerber das Zeitspringen um den Liktoren- preis gewinnen. ftsischbiMe 2wsi Lokwsslsnn wsp6sn glüekliok komsn von ttolma von »sftspmann Lopv?1gkt bp tlsll» (Loal«) 8. Fortsetzung. Nachdruck verboten. „Wir halten uns nämlich meist hinten auf", erklärte das Ehepaar einstimmig, während jeder eifrig einen Laden zurückstieß. „Aber wenn so liebe — ich meine wenn so verehrte Gäste kommen...-, stotterte die kleine Pro fessorin, derart aus ihrer Rede gebracht durch einen ver weisenden Blick ihres Ehegemahls, daß sie das Weitere sozusagen in der Lust hängen ließ. Barbara, unterwegs vom Zweck dieses Besuches unter richtet, eilte mit einem freundlichen „Darf ich helfen?- an den dritten Laden und stieß einen Ausruf des Entzückens aus, als sie ans dem laubumwachsenen Fenster hinaus blickte in ein Gärtchen, in dem blühende Apfelbäume ihren Blütenschmuck wie schimmernde Kronen trugen. Honigsüß schwebte ihr Duft in den kleinen, nun hell und in seiner altmodischen Zierlichkeit anheimelnd wirkenden Raum. Erwartungsvoll hingen die Augen des alten PaareS an Plessings Lippen, der aus der Sofaecke, in die er ge nötigt worden, nun mit kurzen Worten den Zweck seines Besuches offenbarte. Wie Vögelchen, die auf Futter warten, dachte Barbara, die schiefgeneigten Köpfe und glänzenden Augen betrachtend. Wie freundlich und achtungsvoll Exzellenz Plessing mit dem alten Herrn im verschallten Hausrock sprach I Keine Spur von gönnerhafter Herablassung oder jener geschäftsmäßigen Kühle, mit der er sonst alles Berufliche verhandelte. Ritterlich bis in die Fingerspitzen gegen den armen Gelehrten und die kleine dicke Frau mit den roten Händen und den Filzschuhen an den von vielem Stehen und Gehen angeschwollenen Füßen... Von der Erfindung des Professors sprach er, von jenem wundersamen Oel, das Verbrennungswunden so schnell heilte. Die VereiÄM» Chemischen Werke Sachsen bäten um UeberlassunF^öer Formel, um das Recht des Alleinvertriebs. Der Herr Professor könne im Labo ratorium an der letzten Vervollkommnung arbeiten oder sie den Chemikern üb-rlassen. Und nun das Geschäftliche — er nannte Zahlen. Das Ehepaar saß starr und steif — fassungslos. Das goldene Licht des Erfolges blendete allzusehr. In den mageren Zügen des Professors zuckte es. Rach all den vielen, vielen Jahren der Armut und Sorge, des rastlosen Experimentierens im eigenen dürftigen, kleinen Laboratorium, das jeden Spargroschen geschluckt, nach all den erfolglosen Bemühungen endlich der Lohn! Gedarbt hatten sie, ja, gehungert um dieser einen Sache wegen, er und Minchen, sein treues, abgearbeitetes Minchen, das sich jede Freude, jeden noch so bescheidenen Luxus versagt, um ihm zu helfen, ihn zu fördern. Sie hatte immer an ihn geglaubt! Er stand plötzlich auf, guckte zum Fenster hinaus und schneuzte sich heftig. Die alte Frau in der groben weißen Schürze dagegen schämte sich nicht der Tränen, die ihr über die welken Wangen liefen. „Das Glück, Exzellenz, das Glück...*, wiederholte sie immer wieder. Plessing nickte ihr mit einem freundlichen Lächeln zu, wanme sich dann an den alten Herrn: „Wie wäre es, Herr Professor, wenn wir das Geschäft liche gleich festlegten? Fräulein Pohl wird es nieder schreiben.* Barbara griff nach Papier und Feder. „Noch nie habe ich einen Kontrakt so gern geschrieben!* Ihre frohe, warme Stimme schwang wie eine Glocke durch die stille Stube. „Sie gutes Kind» Sie liebes, gutes Kind!* Die alte Dame strich liebkosend über das Mädchengesicht. In den tränentrüben Augen stand jetzt ein Leuchten. „Um solch liebe Assistentin sind Exzellenz zu beneiden!* „Bin ich auch*, erwiderte Plessing mit lächelndem Seitenblick auf Barbara, die verlegen errötete. „Aber leider ist mir Fräulein Pohl nur geliehen, sie hat ihre reichen Kenntnisse Herrn Doktor Unruh — Ihrem Freund, Herr Professor — zur Verfügung gestellt und wird mich nach dessen Rückkehr aus Italien zu meinem großen Be dauern wieder verlassen.* Barbaras Herz klopfte ungestüm. Mit leicht zitternden Händen breitete sie die Bogen vor sich aus. Ach, daß sie bei ihm bleiben, ihm weiter dienen dürste! Wie sollte sic die Trennung ertragen... Das geschäftliche Abkommen war bald zur gegen seitigen Zufriedenheit erledigt. Die Frau Professor eilte herbei mit einem Fläschchen sclbstgckeltertcn Johannis- beerwein, man stieß an auf Blühen und Gedeihen der Werke und deren neuesten Mitarbeiter. Tann ver abschiedeten sich Plessing und Barbara von dem glück lichen alten Paar. „Jetzt essen wir zu Mittag", bestimmte der General direktor, dem schartigen Garten einer Gastwirtschaft zu strebend, der nahe der Elbe gelegen. Er nahm den -Hut ab, forderte Barbara auf, das gleiche zu tun. Und freute sich der funkelnden Lichter, die die fürwitzig vurch das Laub äugende Sonne auf Barbaras dunkelrotes, krauses Haar streute. In behaglicher Wortfaulheit saßen sic einander gegen über und blickten auf das glitzernde Wasser des Stroms, auf dem die Dampfer wie weiße Schwäne langsam dahin glitten. Ein Kätzchen saß auf der Steinmauer unweit des Tisches und putzte sich emsig im Sonnenschein. Von fern tönte der hohe dünne Pfiff der Eisenbahn. „Schön ist das hier*, sagte Barbara leise, als fürchte sie, die Stille des Mittagszaubcrs zu stören. „So schön.. .* Wieder traf sie der warme Blick des Mannes. Wie tief sie alles empfand! „Ja, schön ist es*, erwiderte er, „und wird gleich noch schöner werden: dort naht unser Ganymed mit dem Essen. Ich habe einen Mordshunger, Sic hoffentlich auch!* Barbara lachte über den noch nie gehörten lustigen Ton in der sonst so kühlen Stimme. Also war auch er froh! Geschäftig machten sie sich über das ausgezeichnete Essen, das ihnen prächtig schmeckte, saßen dann noch ein