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MWe der ncRii RMaiiles in MW. Am Sonntaft, den I. Mai 1932, fand die Uebernahme des neuen Rathauses in die Verwaltung der Gemeinde statt. Die bürgerlictxn Gemeindeverordneten waren der Einweihung ferngeblieven. Herr Gemeindeverordncten- Vorsteher Eichler be grüßte die Erschienenen. Er gab feiner Freude darüber Ausdruck, daß nunmehr das neue Rathaus seiner Bestim mung übergeben werden könne. Wenn auch widrige Winde geweht hätten, so fei es doch gelungen, das Gebäude olme Hindernisse fertigzustellen. Hierauf übergab Herr Archi tekt und Baumeister Bonfchka dem Gemeindcverord- neten-Vorsteher den Schlüssel zum Hanptcingang. Er gab gleichfalls seiner Freude darüber Ausdruck, daß es ihm möglich gewesen ist, dieses Gebäude zu gestalten unter Mithilfe aller Gewerken und der Mitglieder der Ge meindevertretung. Herr Gcmeindcverordneten - Vorsteher Eichler übernahm den Schlüssel. Er gab zunächst einen kurzen Rückblick über die Entstehungsgeschichte des neuen Rathauses. Er dankte Herrn Baumeister Bouschika für seine tatkräftige Arbeit im Interesse der Gemeinde. Er freute sich, daß Herr Baumeister Äouschka das neue Rathaus in einfacher schlichter Linienführung errichtet habe, so daß es sich in das Ortsbild sehr gut einfüge. Weiter führte Herr Eichler aus, daß man mit Stolz auf das neue Gebäude schauen könne. Herr Eichler dankte weiter der Bauhütte als ausführende Baufirma, den Polieren und vor allem den auf dem Bau beschäftigten Arbeitern und Gewerbetreibenden, die mit geholfen haben, dieses schöne Gebäude zu errichten und die dafür gesorgt haben, daß die Bausummen cingehalten worden sind. Heiter dankte er dem Gemeindcrat und den Gemeindeverordncten. Mit der Errichtung des neuen Rathauses breche die Ge meinde mit ihrer Vergangenheit als bäuerliche Gemeinde, da sie nunmehr klare Verwaltungsverhältnisse einer In- dustriegemeinde anfweise. Alle Herren der Gemeindever waltung müßten sich bewußt sein, daß die Gemeinde eine moralische Verantwortung durch die Errichtung der neuen Verwaltungsräume übernommen habe. Herr Eichler gab dem Wunsche Ausdruck, daß der Verdhhr der Beamtenschaft mit der Bevölkerung sich auch im neiKn Gebäude reibungs los bewegen möge. Er streifte zuletzt noch die Finanzie rung des Rathauses. Er führte ans, daß keine finanzielle Belastung der Gemeinde durch die Errichtung des Gebäudes entstehe, wie dies allgemein im Orte verbreitet werde. Zum Schluß führte Herr Eichler aus, daß die Gemeinde mit der Uebergabe des Gebäudes in der Zeit des Blühens und Gedeihens der Natur eine neue Periode beginne und überreichte den Schlüssel Herrn Bürgermeister Zill mit einem Glückauf! WWW Hes MWlWlW H.zMW. Heute vormittag 10 UHr fand im mit Pflanzenffchmuck gezierten Sitzungssaale der Amtshauptmannschast Großen hain in Großenhain die feierliche Einweisung des Herrn Amtshauptmann von Zezschwitz in die ihm vom Gesamtmintsterium übertragene Stellung als Amtshaupt mann und Borstand der Amtshauptmannschaft Großenhain statt. Die Einweisung erfolgte durch Herrn Kreishaupt mann Buck. An der Einweisungsfeier nahm eine große Anzahl Vertreter der Reichs-, Staats- und Kommunal behörden, der Gendarmerie und der Beamten-, Angestellten- und Arbeiterschaft der Amtshauptmannschast teil. Als Vertreter unserer Stadt Riesa wohnte der Feier Herr Oberbürgermeister Dr. Scheider bei. — Zunächst ergriff Herr Kreishauptmann Buck das Wort. Er wies ein leitend darauf hin, Lab der heutige Tag für die AmtShaupt- mannschaft wie für den gesamten amtshauptmannschast» lichen Bezirk Großenhain von besonderer Bedeutung sei. Vor 8 Jahren habe er die Ehre gehabt, an dieser Stelle die Verpflichtung des bishetigen Amtshauptmann Herrn Fellisch vorzunehmen, welcher sein gegebenes Versprechen, bemüht zu sein, das ihm übertragene Amt nach bestem Wissen und Gewissen anszufiillen, in dienstlicher Angelegenheit voll und ganz erfüllt habe. Heute habe er (Redners die Ehre, den neuen AmtSHanptmann einzuwcisen und zu ver pflichten. Er Lanke allen, die gekommen sind, nm dem neuen Vorstand der Amtshauptmannschast Großenhain durch ihre Anwesenheit Willkommensgrüße zu entbieten. In seinen weiteren Ausführungen entrollte Herr Kreishauptmann Buck einen kurzen Umriß darüber, welch' schwierige Auf gaben der neue Amtshauptmann zu erfüllen habe und bat die lm Bezirk ehrenamtlich tätigen Damen und Herren um verständnisinnige Mitarbeit. Alsdann wandte sich Redner an den einznwcisenden Herrn AmtSHanptmann v. Zezschwitz und bat ihn, jederzeit die ehrenvolle Pflicht, ausglcichenL zu wirken, hochzuhalten. Auf Grund der Erfahrungen, des sen sich Herr Amtshauptmann v. Zezschwitz erfreue, müsse vorausgefctzt werden, daß er seine Pflicht auch im Bezirk Großenhain erfülle, nm alle Kreise des Bezirks — In dustrie, Landwirtschaft, Handel und Gewerbe, Arbeitgeber und Arbeitnehmer — zu befriedigen und immer bemüht zu fein, in den Kontakt mit den Gemeinden zu kommen. Redner bat, dem neuen Amtshauptmann Vertrauen ent- gegenzubringcn. — Anschließend an diese Worte wies er Herrn AmtSHanptmann v. Zezschwitz in sein neues Amt ein, welcher durch Handschlag gelobte, daö ihm übertragene Amt nach bestem Wissen und Gewissen zu verwalten. Die besten Wünsche der Bezirksstadt Großenhain und aller einbczirkten Gemeinden übermittelte sodann in längerer Ansprache Herr Erster Bürgermeister Hotop- Großenhain. Er versicherte dem Herrn Amtshauptmann jederzeit verständnisvolle Mitarbeit und schloß mit einem äcrzlichen „Grüß Gott!", worauf das Töchterlein des Herrn Ersten Bürgermeister dem neuen Amtohauptmann einen duftenden Blumenstrauß überreichte. Namens der Beamten, Angestellten und Arbeiter der amtshauptmannschaftlichen Verwaltung, sowie namens der Gemeindeleitcr, der Gendarmcriebeamten dcö Bezirks und der Gendarmerie-Abteilung Riesa sprach Herr Negierungs rat Härtel die besten Wünsche ans, gleichfalls dem neuen Amtshauptmann strengstes Verantwortungsbewußtsein ver sichernd. Als nächster Redner ergriff Herr Oberbürgermeister Dr. Scheider das Wort, nm als Vertreter der Stadt Riesa die besten Wünsche zum Ausdruck zu bringen. Er erklärte, daß das bisherige gute Einvernehmen zwischen der Stadt Riesa und der Amtshauptmannschast auch künf tighin gewahrt werden würde und bat, weiter die bisher bestandene freundliche Gesinnung wachzuhaltcn. Nunmehr dankte Herr AmtSHanptmann von Zezschwitz für all die dargebrachten gütigen Wünsche. Er versicherte seinerseits, jederzeit bemüht zu sein, mit allen Körperschaften recht gute Beziehungen zu pflegen und mit vollem Ernst, objektiv und ohne Vorurteile die obliegenden Pflichten zu erledigen. Mit der Bitte, ihm bei Durchfüh rung seiner Pflichten behilflich zu sein, schloß Herr Amts hauptmann seine Ansprache, in welcher er auch seiner bis herigen Wirkungsstätte dankbar gedacht hatte. Damit hatte die schlichte Feier, über welche wir noch ausführlicher berichten werden, ihr Ende erreicht. Auch von dieser Stelle aus seien Herrn Amtshaupt- prann v. Zezschwitz die allerbesten Wünsche dargebracht. Herr Bürgermeister Zill übernahm den Schlüssel und damit daS Gebäude in die Bertvaltung des Gemeinde rates. Er dankte dem Gemeindeverordneten-Kollegium für die Mitarbeit an der Erstellung des Rathauses. Er fühlte aus, daß der Gemeinderat eS wohl zu schätzen wisse, daß die Räume allen gestellten Erwartungen entsprechen. Herr Bürgermeister Zill streifte ebenfalls die Entstehungsge schichte des RathauSbaucs, welches im Rahmen des ArbeitS- beschafsungSprogramms durchgesührt worden sei- Das, was man geschaffen habe, sei ein nicht hoch genug einzuschätzen der Wert, der sich im Sachsenlande sehen lassen könnte. Damit sei eigentlich ein von ihm langgehegter Wunsch nach seiner zwülftährigen Amtstätigkeit in Nünchritz er füllt. Mit dieser zwölfjährigen Tätigkeit sei heute eine ge wisse Periode abgeschlossen worden, die man als glück lich ansehen könne. Bei seiner Amtsübernahme 1820 hab« die Gemeinde ein Reinvermögen von 15000 Mark gehabt, während sie heute ein solches von etwa V, Million auf weisen könne. Daraus ergebe sich, wie gut nach dem Vermögensstande die Gemeinde dastche. Bei den heutigen Verhältnissen sei die Gemeinde als Arbeiterwohnsitzge- meinde immer noch imstande gewesen, die Belange der BewohnersclMft zu befriedigen. Den Wunsch des Herrn Gemeindevevordneten-Vorstehers möchte er dahin erwei tern, daß die Erwartungen nicht nur solche bleiben, son dern daß auch in Zukunst dem Gemeinderat ein weiterer Erfolg nicht versagt werden möge. Er hoffe, daß der Ge meinsinn in den Vordergrund rücke gegenüber egoistischen Interessen. Die Aufgaben der Gemeind« in den nächsten Jahren seien außerordentlich große. Der Bau dieser schönen Räumlichkeiten des neuen Rathauses zeige die Kraft der Gemeinde uno vermehre ihr Ansehen. Er gab der Hoff nung Ausdruck, daß auch die nächsten Wahlperioden der Gemeindeverordneten auf den Fortschritt eingestellt sein möchten und weitere Erfolge bringen mögen. In diesem Sinne übernahm er das Grundstück in den Vermögens haushalt der Gemeinde Nünchritz. Herr Bürgermeister Zill führte weiter aus, daß sein Bestreben stets dahin gehe, den Wert des Gemeindevermögens zu steigern. Die Be amtenschaft nehme an seinen Bestrebungen regen Anteil. Sic habe in einem Schreiben den Dank an den Gemeindcrat und die Wünsche bei der Uebernahme der Räumlichkeiten niedergelegt. Die Beamtenschaft drückt besonders aus, gegenüber den bisher unzulänglichen Räumen nun einen lang gehegten Wunsch erfüllt zu sehen. Herr Bürgermeister Zill dankte zum Schluß der Beamtenschaft für ihre bisherige Mitwirkung. Herr Bürgermeister Zill übernahm namens des Gemeinderates mit diesen Dankcsworten das. Grund stück in die Verwaltung und schloß seine Ausführungen mit einem Hinweise auf die geleistete Praktische Kommunal- pol'itii. Hierauf schloß sich eine Besichtigung der Räum lichkeiten an, an der sich die Bevölkerung mit Interesse und Freude beteiligte. Textliches und Sächsisches. Riesa, den 3. Mai 1932. —* Wettervorhersage für den 4 Mai Mitgeteilt von der Sächs. Landeswetterwarte zu Dresden.) Zeitweilig avftriscbende Winde aus West bis Nord, meist trübe, etwas Temperaturrückgang, zeitweilig Niederschläge. —* Daten für den 4. Mai 1932. Sonnen aufgang 4.27 llbr. Sonnenuntergang 19,27 Uhr. Mond ausgang 3.41 Uhr. Monduntergang 18,32 Uhr. 1521: Luther wird auf die Wartburg gebracht. 1776: Der Philosoph I. F. Herbart in Oldenburg geb. lgest. 1841». * —* Ein unbekannter Toter. Am 2. 5. 32, nach mittags gegen )l6 Uhr wurde in Höhe der Breite Straße ein unbekannter männlicher Leichnam aus der Elbe ge landet. Beschreibung: Etwa 50 Jahre alt, 1,65 Meter groß, schmächtige Statur, volles Gesicht, zurückweichenLe Stirn, Stirnglatze, guterhaltcnes Gebiß, im oberen Kiefer fehlt der linke Eckzahn, bekleidet mit blauem Ueberjackett, darunter mit weiterem dunklen Jackett, bergl. Hose und Weste, weißes Hemd, graue Unterhosen, weißes Vorhemd- chen mit blauen Streifen, rötlichem Binbeschltps, weißem Kragen Gr. 37, grauen Socken und schwarzen hohen Schnürschuhen Gr. 42. Der Tote kann schon 3—4 Wochen im Wasser gelegen haben. Wer über den gelandeten Leich nam sachdienliche Mitteilungen machen kann, wolle sich bei -er Hauptpolizeiwache oder dem Kriminalposten Riesa melden. —* Grobfeuer in Hirschstein. Gestern abend gegen ^9 Uhr brach in der Ziegelei Hirschstein ein Groß feuer ans, das sich in kürzester Zeit mit rasender Schnellig keit über die ganze Anlage ausöehnte. Die Spritzen der umliegenden Ortschaften Boritz, Bahra, Schänitz, Leutewih und Heyda, die sofort nach Bekanntwerden des Brandes nach dort abrückten, arbeiteten nach besten Kräften und entnahmen das Wasser aus dem auf Sem Ziegeleigrundstück liegenden Brunnen. Der Umfang des Feuers und die Gefahr des UebergretfenS auf bas in unmittelbarer Nähe stehende Wohnhaus machte die Alarmierung des Freiwil ligen Rettungskorps Riesa und -er Freiwilligen Hütten feuerwehr der Mitteldeutschen Stahlwerke nötig und kurz nach dem 8 Uhr 50 Min. erfolgten Alarm trafen die beiden Wehren mit ihren Löschzüqen daselbst ein. Mit vereinten Kräften (das Zusammenarbeiten beider Wehren war muster gültig) mußte, da der Brunnen für die Wasserbeschaffung nicht auSreichte, eine Leitung von der Elbe aus gelegt wer- den und die Schwierigkeit der beachtenswerten Länge und Steigung wurde von beiden Motorspritzen glatt überwun den und zwar dergestalt, daß die Motorspritze des Freiw. RettutigSkorps Riesa an der Elbe als Saugspritze und die Motorspritze der Hüttenfeuerwehr als Drucksprttze in die selbe Leitung eingeschaltet wurde. Beide Wehren legten in dem vom Feuerschein weithin erhellten Gelände eine Leitung 615 Meter 75er Schlauch und 480 Meter 52er Schlauch, insgesamt also eine Leitung von 1095 Meter Länge. DaS Eingreifen der beiden Wehren machte sich so fort bemerkbar und nach etwa eineinhalbstttnbigcr ange strengter Tätigkeit, die durch nieberstürzende Mauertcile und Holzverbände ziemlich gefahrvoll war, war der Brand auf seinen Herd beschränkt. Ein weiteres Umsichgreifen war nach erfolgter Feststellung der Fiihrer der Wehren ausgeschloffen und so konnte die Leitung N12 Uhr zurück genommen werben. Die überaus schwierige Wasser beschaffung hemmte naturgemäß die Löscharbetten und so konnte auch trotz flottester und anstrengendster Arbeit nicht verhindert werden, daß die ganze Ziegeleianlage mit ihren wertvollen Einrichtungen und Maschirten vernichtet wurde. Die Ursache des Brandes, ob Brandstiftung ober Fahrlässigkeit, konnte nicht ermittelt werden. Das Feuer war weithin sichtbar, da die Ziegelei in ziemlicher Höhe liegt. Den Führern und Mannschaften der beiden Motor löschzüge gebührt, außer den erschienenen Ortsfpritzen, für die exakten und anstrengenden Leistungen höchste Anerken nung. — Sicherste und schnellste Hilfeleistung bei Brand fällen gewährleistet immer der Anruf Riesa 830. —* Leichter Rückgang der Arbeitslosig keit im Baugewerbe. Eine am 25. April im scich- jiscken Baugewerbe vorgenommene Erhebung, die sich auf 52 766 Personen erstreckte, ergab, daß hiervon 84,8 Prozent arbeitslos waren. Die Arbeitslosigkeit betrug 14 Tage zuvor noch 87,1 Prozent. —* Gastspiel Stadttheater Döbeln. Dke Mitglieder des Stabttheatcrs Döbeln unter Führung von Spielleiter Ferdinand Held-Magneg gastieren am Mittwoch, den 4. Mai 1932 im Gasthof zum Stern, Riesa und bringen das Tendenzwerk von Dr. meb. Friedrich Wols „Lyankalt" zur Aufführung. ES sind für diese Aufführung volkstüm liche Preise angesetzt, die jedem den Besuch dieses Kunst werkes ermöglichen werden. —Besinnliche ReiseeinerPostkarte. Mehr als 28 Jahre hat eine Ostergruß-Kart« gebraucht, um von Rieja nach Ullendorf bei Meißen zu gelangen. Sie ist am 2. April 1904 in Riesa aufgegeben und erst kürzlich dem Adressaten auSgchändigt worden. Die Karte ist ord nungsgemäß am 3. April 1904 in der für Ullendorf zuständigen Poststation Taubenheim abgestempelt. Ein be sinnlicher Mann hat nun ausgerechnet, daß, da Ullendorf und Taubenheim nur zwei Kilometer voneinander entfernt sind, auf zeoen der 10147 zur Reise gebrauchten Tage 0,195 Meter oder aus die Stunde 8,1 Millimeter Durch- schnittsgeschwindigkcit kommen. Das kann man wohl ein Schneckentempo nennen! —- Verbilligte Ge s«lls cha ftS fa hrten ,n Pfingsten. Die Pressestelle der Reichsbahndirektion Dresden teilt mit: Tie Fahrpreisermäßigung für Ge- ellschaftsfahrten auf der Reichsbahn wird wie im Bor ahr auch für das nächste Pfingstfest zugelassen. Mit Rück- icht auf den an sich starken Pfingstverkehr müssen aller- >ings noch gewisse Beschränkungen in Kauf genommen werden. Die Gesellschaftsfahrten müssen bis 10. Mai bei der Reichsbahndircktion Dresden angemeldet werden. Wegen der ordnungsmäßigen Fahrkartenkontrolle und wegen der Unterbringung können nur Gruppen bis zu 30 Personen zugelassen werden. Die Gesellschaften können nur dann geschlossen nntergebracht werden, wenn der übrige Ver kehr daonrch m keiner Weise benachteiligt wird. Die Reichsbahn behält sich anßerdem Vor, bei Zügen, die er fahrungsgemäß im Pfingstverkehr überfüllt sind, die etwa zu diesen Zügen angemeldeten Gesellschaften auf andere Züge zu verweisen. Die Lölung von Festtagsrücksahrkartcn unterliegt keiner Beschränkung. —* Schloß Sivhllcnort als Sommersitz. Prinz Friedrich Christian von Sachsen hat jetzt die Ent scheidung getroffen, daß der letzte ständige Aufenthaltsort deS verstorbenen Königs Friedrich August ill.. Schloß Sibhllenvrt bei Oels, den Mitgliedern der früheren könig lichen Familie als Sommcrsitz dienen soll. Der größte Teil des Schlosses, besonders die Räume, die mit Kunst schätzen ausgestattet sind, werden aber auch für die Öffent lichkeit zur Besichtigung freigegebcn werden, und zwar schon voraussichtlich von Pfingsten ab. Besitzer des Schlosses ist nach dem Tode des Königs Prinz Friedrich Christian. —* Gesundheitspflege im Mai. Im Monat Mai finden die Menschen wieder den Weg zur Natur. Zwingt doch der Winter viele Menschen, und besonders die Großstädter, für lange Monate dazu, sich und ihren Körper mehr oder minder gegen Licht und Luft abzuschließen, sehr zum Schaden für ihre Gesundheit. Darum kann der Arzt für den Mat zunächst keinen besseren Rat geben, als den: Laßt Sonne herein, in eure Wohnung, wie in euren Kör per! „Die Fenster aus, die Herzen ans — geschwinde." In den Tagen deS jungen Frühlings sollte daher das Lüften und Besonnen unserer Wohnungen und ihres unbelebten Inhalts an Möbeln, Betten usw. mit größter Regelmäßig keit durchgeführt werben. Auch unsere Haut, die die win terliche Kleidung oft ängstlich von der Außenluft abge- schlossen hat, bedarf des belebenden und abhärtenben Ein flusses von Luft und Licht. Das gilt besonders für die Männer, deren Garderobenlast im Winter und leider auch im Frühjahr und Sommer immer noch jeglicher vernünf tigen Hygiene spottet. Natürlich muß bei beiden Geschlech tern und besonders beim Kinde der Uebergang ein allmäh licher sein und immer wieder dabei das Thermometer mit zu Nate gezogen werden, damit nicht Erkältungskrank heiten aller Art uns die Freude am Frühling verderben. Sehr zweckmäßig wird man schon im Mat mit ein wenig körperlicher Abhärtung beginnen. Dies geschehe zunächst in Gestalt eines morgendlichen Luftbades im Zimmer, später, bei warmen Wetter, bei geöffnetem Fenster oder wenn möglich im Freien. Zum Baden und Schwimmen in freier Luft ist dagegen im Mat das Wetter meist noch ungeeignet. Von der eigenen Laube oder vom Wochen markt sollten unsere Hausfrauen jetzt vor allem die frischen, billigen Gemüse, wie Spinat und Möhren, ferner Schnitt lauch, Petersilie, Kresse, Radieschen, Rettich u. a„ mit heim- Lringen für die Mahlzeit. Mit dieser Art von Frühlings kosten führen wir unserem Körper nicht nur Vitamine und Salze zu, die er vielleicht entbehrt hat, sondern auch die Sonne, der alle diese Gemüse und Kräuter gleich uns ihr Leben und Wachsen verdanken. —* Verwaiste Nester! Wer durch Stadt, Dorf und Flur gewandert ist und die Natur in ihrem Er wachen aufmerksam beobachtet hat, dem wird aufgefallen sein, daß dte in den Lüsten sich jagenden Schwalben in weit geringer Anzahl vorbanden sind als in früheren Jahren. Von verschiedenen Seiten kommt auch die Kunde, daß zahlreiche Schwalbennester, aus denen sonst die in die.Heimat zurückgekehrten Schwalben vertraut und fröhlich zwitscherten, in diesem Frühling leer geblieben sind. Die Ursachen hierzu können wir leicht verraten. Vielen Lesern unseres Blattes wird erinnerlich sein, daß zu der Zeit, als im vorigen Herbst die Schwalben ihren Flug nach dem Süden antreten füllten, das Wetter sehr rauh, regnerisch, ja in höheren Lagen bereits winterlich war. Es ist be kannt, daß die Schwalbe ihren Zug in sehr hoben Regionen durchführt und daß dies nur geschehen kann, wenn in diesen Höhen warme Luftschichten vorherrschen, in denen sich genügende Mengen von Insekten aufhalten, die den im Fluge sich ernährenden Schwalben zur Speise dienen. Diese Borbedingung wurde im verflossenen Herbste von der Natur leider nicht erfüllt. Hunderttausende von Schwalben hielten sich, wie die Zeitungen meldeten, noch sehr spät im Herbste unter den Hängen der bereits im tiefsten Winter liegenden Alpen auf, über die unsere deutschen SckMalben den Zug nach Italien ausführcn. Die vorgc- nommenen Versuche, sie in Flugzeugen hinüberzubringcn, haben ansckfeinend die Katastrophe für die erschöpfte»: Schwalben nicht verhindern können. Hoffentlich gleicht eine günstige Brutzeit in diesem Sommer den Schaden einiger maßen wieder aus. Unsere Schwälbchen haben ohnehin während ihres Aufenthalts im Süden unter den Nach stellungen von feiten der dortigen Bevölkerung zu leiden. Immer noch werden unzählige dieser lieben Tierchen iin Süden als Leckerbissen verspeist. Pflegen und schonen wir sie! Damit es Wahrheit bleibt, was wir in unserem schön sten Jugendzeitlicoe singen: „Doch die Schwalbe singt im Dorf wie einst!" Strehla. Zum Ehrenmitglied ernannt. Die Ver einigte Stellmacher- und Schmiede-Innung Strehla und Umg. ernannte ihren Obermeister, Herrn Stellmachermet- ster Otto Gaitzsch in Strehla in Würdigung seiner 35jähr. treuen Mitgliedschaft zum Ehrenmitglied unter gleich zeitiger Ueberretckung einer entsprechenden Urkunde. — Nach Oschatz versetzt wird am 1. Juni ds. Js. Herr Gen- darmcrtehanptwachtmeister Schulze in Strehla. Daselbst tritt der Gendarmeriekommissar Wätztg in den Ruhestand. Dem Vernehmen nach ist es wahrscheinlich, daß Herr S»L.lze m dwse Stellung aufrückt. Die Frage seiner KaMolge irr Wryhlq ist noch ungeklärt.