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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 15.07.1931
- Erscheinungsdatum
- 1931-07-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-193107153
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19310715
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19310715
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1931
-
Monat
1931-07
- Tag 1931-07-15
-
Monat
1931-07
-
Jahr
1931
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 15.07.1931
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WSlimlirW Konen! Die Armen und Mittellosen hatten stets ein sorgen volles Dasein. Tie wenigen Pfennige, die ihnen für beS Leibes Notdurft und Nahrung zur Verfügung stehen, rei chen niemals hin und her, und in der Zeit dieser wirt schaftlichen Schwere wirkt sich die Armut besonders aus, eben weil sie vielleicht die weitaus größten Schichten der Bevölkerung erfaßt. Aber noch etwas anderes ist jetzt hin zu gekommen. Auch die Reichen haben ihre Sorgen, sie leben in einer bangen Ungewißheit, was der nächste Tag bringt. Der Reichtum bringt Sorgen, weil man nicht weiß, ob er sich nicht morgen schon in Armut verwandelt hat. Da hat vielleicht jemand rüstig Geld und Güter airfgehäuft, die ihn für später sicher stellen sollten, und nun mit einem Male deuten beachtliche Vorkommnisse in unserem deutschen Wirtschaftsleben daraufhin, baß selbst der Reichtum vor einem Wandel der Verhältnisse nicht schützt. Macht jemand die Rechnung mit seinen Effekten, da kann er sich morgen schon verrechn« haben, hat ein anderer ein ganz hübsches Sümmchen an barem Gelbe aufgchäuft, morgen schon kann ihm dessen Auszahlung vorenthalten werden. Aber sicht man von diesen vorübergehenden Wirtschaftsdcpresstonen ganz ab, auch in früheren Zeiten hat Reichtum schon Sorge gemacht. Die stete Augst, daß all der Reichtum in einer einzigen Nacht gestohlen werden könnte, ließ manch einem keinen Schlaf finden. Und der Gcizhalz, der in früheren Zeiten sein Gold in einer alten Truhe wohl verwahrt hielt, er fürchtete darum, und er hatte beständig Angst, daß es dereinst doch uickn reichen könnte, und er hamsterte und geizte weiter. Und die anderen wieder, die unter ihrem Reichtum fast zu ersticken drohten, sie zerbrachen sich den Kopf, wie sie das Gela am besten und gewinnbringendsten anlcgcn könnten. Mit dem Reichtum verband sich das Ver langen nach der Machtstellung und diese Sehnsucht nach Macht und Sinseh.u brachte den Begüterten keine Ruhe. Manch einer, der auf der Börse ein paar Prozent seines ungeheuren Vermögens einbüfste, ivar weniger darum sorgenvoll, als baß damit ein paar Prozente seiner Macht stellung verloren ginnen. Und da fällt einem das alte Sprichwort ein' „Geld allein macht nickst glücklich!" Der VolkSmnnd ha: diese? Sprichwort ergänzt mit den Wor ten: „Man muß es auch besitzen!" — Aber selbst dann bringt cS Sorgen, west niemand genug bekommt, weil jeder zur höheren Machtstellung empor klettern will, weil jeder bangt, daß ihm das sargsam Erworbene oder Zusammengernffte vlötzlich verloren geben könnte! Predi. Oertlickes nud Sächsisches. Ri eia. den IS. Juli 1081. —* Wetternorb-riaoc für den 16. skull 1931. sMitgetcilt von der Sächs. LandcSwctterwarte zu Dresden.) Mittwoch nachmittag und in der Nacht zum Lonaerrtag unter auf rückenden westlichen Winden Vorüber«»»» einer Regenzone von West nach Ost. dabei vereinzelt Gewitter- ericheinnngen nicht an^aeschlosien, daran anschließend zn- nächst veränderliches Wetter mit zeitweilig noch etwa? Regen, später in voller Aii-wirkiiiig, wahrscheinlich erst am Freitag Neberinna zn wechselnd bewölktem Wetter bei wieder etwas ansteigenden Temperaturen. —* Daten für den 16. Juli 1831. Sonnen» «ufgang 4.01 Uhr. Sonncnnntergnng 20,10 Uhr. Mond- ausgnna 4,32 Ubr. Moudunteraong 21,22 Uhr. 1834 Ter Großkanfmann und Kolonisator F A. E. Lüderik geb. igelt. 1886>. 1872: Ter norwegische Polar orscber Roald Amundsen in Börje geb. iaeft. 1928:. 1890: Der Dickster Gottfried Keller in Zürich geft. lgeb. 1819>. * MSklltkli Weil leig BWOtkN in KilMilliWlegÄststll. Das Ralskollcgium in Riesa hatte am 5. Februar 1931 arit S gegen 8 Stimmen beschlossen, aus die Ausübung des Rcalpatrouats über die Kirchen zu Nwsa, Hcyda-Leutcwitz und Weida zu verzichte». Der RatSoorsitzende, Herr Ober bürgermeister Dr. Scheider, hielt diesen Beschluß für gesetzwidrig, da die fünf RatSneitglieder, die für den Ver zicht stimmten, der evangelisckpluthcrischen Landeskirche nicht angehoren. Das Berwaltungögericht de; der Kreis» hauptmannschast Dresden hat nunmehr den angefochtenen Beschluß des Natskollegiums für ungültig erklärt und aus, gehoben. Es sei ein anzucrkenncnöer Grundsatz daß über Angelegenheiten der ep-luth. Landeskirche nur Angehörige dieser Kirche rechtswirksam zn befinden habe«. * —* Die freie Malcrinnung zu Riesa soll in eine Zwangsinnung für daö Malerhandivcrk umgcwandelt werden. Im amtlichen Teil fordert der mit den Vorberei tungen beauftragte Kommissar zur Abgabe von Erklärungen für oder gegen die Errichtung der Zwangsinnung aus. Das muß in der Zeit vom 15.-25. Juli geschehen. —* Die H a u S m c i st e r st e l l c an der Wasierturm- schule ist am 1. Oktober 1931 mit einem Versorgungs anwärter zu besetzen. Näheres im amtlichen Teil. —* Stiftungsfest des Gewerbevereins. Im Stadtpark feierte gestern abend der Gewerbeversin Niesa das 83. Stiftungsfest. Rührig« Hände hatten mit Fleiß und im Sinne vornehmer Einfachheit mit vielen Lampions eine elegante Illumination geschaffen. Eine Buntbelcuchtung, der großen Vesucherschar zur Freude und dem Orchester zur Unterstreichung seiner Darbietungen. Eine fein gewählte Vortragsfolge bot das Schneidersche Konzertorchcstcr. ES führte sich sehr gut ein mit dem schwungvollen Marsch „Dem Handwerk zum Gruß". Orche- stcrwerke von Lorhing. Schreiner, Waldteufel, Blon, Suppö und Verdi folgten. In allen Fällen ergaben sich hübsche abgerundete Leistungen, die dem Orchester zur Ehre ge reichten. Besondere Hervorhebung verdienen das Inng- ücutschlanb-Potpourri und b>e Fantasie a. d. Oper „La Tra- viata" von Verdi sowie das Xylophon-Solo d«S Herrn Steinert. De» Schluß bildeten mehrere Fanfarenmärsche. Der rührige Verciusvorstcher, Herr Seilermeister Max Bergmann, rief, nachdem die ersten beiden Musikstücke verklungen waren, allen ein herzliches Willkommen zu. Der Zweck des Vereins sei Förderung gewerblicher und materieller Interessen des Gcmcrbcstandes und des Ge- wcrbcfleißcs. Dieser Zweck werde erreicht durch Versamm lungen und Vorträge. Dank der Mitgliebertrcue sei es möglich gewesen, den Verein vorwärts zu bringen, der auch in Zukunft seine Aufgaben erfüllen werde zum Wohle des Gewerbes. — Zusammcufasscnd kann gesagt werden: die stimmungsvolle Veranstaltung paßte in den Nahmen der Jetztzeit und entrückte für einige Stunden den Alltags sorgen. —* Der Sch ülcrau stau sch mit Dänemark. Heute morgen ist in vergnügter Stimmung der erste Transport Riesaer Kinder, auf Grund des vom Sächsischen Esperautv-LaiideSvcrband cingcleiteten SchüleraustauschcS, nach Aarhus in Dänemark abgegangen. Und hente nach mittag sichren weitere elf Kinder mit einem Führer ab, deren Ziel ist Vordingborg in Seeland. Von letzterem Ort weilen bereits die dänischen Auslanbskiuder in Riesa und Mi m »le MAMAm. Riesa gehört in Zukunft zu« 124. Wahlkreis Meitze«, z«m Verband Sachsen-Ost und zur Ländergruppe Sachse«. Der Rcichömtnister des Innern wird dem Reichstag bet seinem Wteberzusammentritt iry Herbst den vom Reichsrat bereits verabschiedeten Entwurf eines Nclchs- wahlgesetzcS zur Beschlußfassung unterbreiten. Diele Waylrefvrmvorlage der Reichsregierung bringt vor allem eine Verkleinerung der Wahlkreise und damit eine Abschaf fung der langen Listen. Statt der bisherigen 35 Wahlkreise soll eS in Zukunft 62 geben, und teber Wahlkreis soll im Durchschnitt nur 385 000 Einwohner zählen. Die Verrech nung der Neststimmen erfolgt für je drei btS sieben Wahl» kreise in einem Verbände. ES werden 81 derartige Ver bände gebildet, die tn ihrer Größe etwa den bisherigen 85 Wahlkreisen entsprechen. Zur Errechnung der aus eine Partes entfallenden Mandate werden sämtliche dieser Par tei gegebenen Stimmen im Verbände zusannnengczählt und durch die Zahl von 75 000 nach dem Hondschcn Verfahren geteilt. Die Erhöhung des Mahlgnotientcn von 60 000 auf 75 000 will ein zu starkes Anschwcllen deS Reichstags ver hindern. Die ursprüngliche Vorlage der RcichSregicruug sah nur eine Erhöhung auf 70 000 vor, und erst im Reichs rat erfolgte auf Grund eines Antrags Preußens mit knap per Mehrheit die Bildung deS neuen Wahlqnottenten 7.5 000. Die im Verbände »»verwertet gebliebenen Rest stimmen werden in der Ländergrnppe zusammengerechnet. ES gibt 12 Ländergruppen. In diesen erfolgt eine ab schließende Verrechnung der Reststimmen, so daß eine Ver rechnung über das ganze Reichsgebiet nicht mehr stattfin'iet. Wie wirkt fick das n ne Neichswahlgesetz für Riesa ans? Das neue NcichSwahlgesctz bringt hauptsächlich eine Neueinteilnug der Wahlkreise, wobei gleich vorausgeschickt werden muß, baß das neue Walllgese». obwohl von: NeichS- rat bereits verabschiedet, noch kein Gesetz ist, sondern zu nächst noch der Beschlußfassung deö Reichstags unterliegt. Die Neick'Srcai.eruna hat beschlossen dem Reichstag vorzu schlagen, die Stadt Ni«'!a dem Wahlkreis 1*4 Mc'ße« zv'n- weTen. Dieser Watz'kreiS wstd gebildet durch d'e Städte Döbeln, Meißen, R eia und di' Amtöhauptmannschasten Döbeln. Großenhain, Meitzen, Oschatz. von AarhuS treffen sie, wie wir bereits miigctcilt haben, am kommenden Freitag nachmittag 4 Uhr hser ein. —* Gegen eine Stockung der Steuerzah lungen. Die bestehenden wirtschaftlichen Verhältnisse haben in gewissem Umfange zu eiuer Stockung der Steuer zahlungen geführt. Eine derartige Stockung muß im In teresse der Allgemeinheit mit allen Mitteln bekämpft wer den. Oierade in Zeiten »sie den gegenwärtigen ist beson derer Wert Voraus zu legen, baß jeder seinen steuerlichen Vcrpfl-chtungcn pünktlich nachkommt. Gehen die geschul deten Steuern nicht pünktlich ei», so wird, wie bisher, mit Einziehung im Nachnahmevcrsahrcn, Mahnung und Vc'- treibung vorgcgangcn werden. Es wird ausdrücklich darauf Hingeiviesen, daß auch trotz der beiden Bankseicriagc Steuerübcrweisungcn von den Banken, Sparkassen und Postscheckämtern sowie Scheckzahlungen jederzeit vorgc- nommen werden können. DicZ gilt auch für die Inhaber von Konten bei der Darmstädter und Nationalbank. —* Die Arbeitslosen bekommen ihr Geld. Von der Ncichsanstalt für ArbeitSlosen-Versichcrung wird mitgeteilt, daß die durch Notverordnung festgesetzten beiden Bankfciertage keine Rückwirkung aus die Auszahlung der ArbeitSlosen-Unterstütznng und Krisensürsorge haben. Die Bankverbindung der Ncichsanstalt besteht überwiegend mit der Reichsbank, bei der eS keine Bankfeiertage gibt. —* Notgcmeinschaft älterer Angestellter. Durch die Rationalisierung der Produktion sind viele ältere, aber besonders aualtsiziertc geistige Kräfte ohne Schuld er werbslos geworden, weil das Leistungsprinzip nicht mehr genügend gewürdigt wird. Die Notgemeinschast der älteren Angestellten, Kaufleute nnd Arbeiter geistiger Berufe Sach sens, Sih Dresden e. B. hat eS sich zur Aufgabe gemacht, dieser verheerenden Not zn steuern. Zur Erreichung ihrer Ziel« sind aber Mittel nötig, die von den erwerbslosen An gestellten nicht aufgebracht werden können. Die Not gemeinschaft ist kein WohliätigkeitSverein, sondern Aufbau organisation ans wirtschaftlicher Not. Sie bedarf zur Er füllung ihrer Ausgaben der verständnisvollen Mitarbeit weitester Kreise. —* Bor «iner Klage der Kirche gegen den Staat. Dem Vernehmen nach wird das Evang.-lnth. Landeskonsistorium »»egen eines Rechtsanspruches der Kirche Klage «egen den sächsischen Staat erheben. Der RechtSansschuß des Landtages hat es abgclchnt, dem am 15. Januar 1928 zwischen dem damaligen Ministerpräsi denten nnd dem Evang.-lnth. Landeskonsistorium abgeschlos senen Vertrag über di« vorläufige Ablösung von StaatS- leistnngen an die Evang.-lnth. Landeskirche im Freistaat Sachsen zuzusttmmen. Bisher hat der Landtag noch keine Entscheidung über den Vertrag getroffen, weil der RechtS- ausschuß noch verschiedene Fragen über die finanzielle Lage der Kirche und des Staates beantwortet zn haben wünscht. Auch bei -er dritten Lesung deS Haushaltplanes hat der Landtag abgelehnt, die im Vertrag vorgesehene Summe für die Kirche in den Haushaltplan einznstcllen und nur den Betrag von 850 000 RM. als Beihilfe zu -cm Besol- bungsbcbarf der Geistlichen bewilligt. —* 10. Bundestag s ä ch s. - th Ü rin g. Lands- Mannschaften. Das von waldigen Höhen lieblich ein gebettete schöne Zschopcmtalstädtchen Waldheim stand am 11. nnd 12. Juli im Zeichen deS Wortes „Heimat" und der sächsiscchsthiiring. Landsmaunschaftsbewegung. Von überall Ker waren die Landsmannschaften gekommen. Die Frei berger and Riesa kamen mit grüngeschmücktem Lastauto an. Am Sonnabend hielt der Bundesvorstand eine Sitzung ab, an die sich ein frokkewcgter Heimat- nnd Begrüßungs abend schloß. Dieser Abend mit allen seinen schönen Dar bietungen der örtlichen Gesangvereine, Turnerinnen usw. wurde zu einem tiefen Erlebnis und zu einem starken Be kenntnis für den Heimaigedanken und die ganze LandS- mannschaftsbelvegung. Bürgermeister Drcßner begrüßte im Namen der Stadt die zahlreichen Heimatfreunde und die Kinder der Stadt, die von auswärts gekommen, waren. MrndeSvorsitzender Eurt Pilz hielt eine markige Festan sprache. Die Vertreter aus der Nordmark, vom Rhein- und Maingcru und aus dem Saargebiet brachten herzlich« Grüße der Landsleute da draußen. Schuldirektor Meißner (Großenhainer, Dresden) sprach in feurigen Worten von Heimat- und Vaterlandsliebe, und die ganze große Fest versammlung stimmte spontan in das Deutschlandlied em. Und noch viele andre Reden, unterbrochen von weiteren schönen Vorträgen, stiegen. Während die vielen emgetrofse- nen Bundesmitglicder am Sonntag Ausflüge nach der sehenswerten Zschopautalsperrc bei Burg Kriebstein und über die waldigen Höhen unternahmen, sand der eigentliche Bundestag, die Vertrctersitzung statt- Stadt- und andere Behörden begrüßten den Bund, auf dessen Wert hinweisend, mit herzlichen Worten. Viele Begrüßungstelegramnie von auswärts lvarcn eingegangen. Nachdem der 1. Bundes vorsitzende Pilz die 10. Bniidestagung mit herzlichen Wor ten begrüßt hatte, wurde Paul Wilsdorf. Ehemnitz, -um Der Wahlkreis Meißen z«hlt 416 821 Einwohner. Der Wahlkreis Meißen wirb mit 5 Wahlkreisen den Verband Sachs««-Ost bilden. Die Verbände Sachsen-Ost und Sachsen-West bilden die Ländergrnppe Sachsen, in der die letzte abschließende Ver rechnung der Neststimmen erfolgt. Die Ländergrnppe Sach sen umfaßt 13 Wahlkreise. Das neue RcichSwahlgesetz bringt für Riesa besonders eine durchaus neuartige Neueinteilung deS Wahlkreises. DaS deutsche Wahlrecht beruht auf der Reichsverfassung und dem Wahlgesetz von 1920. Die Forderungen nach einer Wahlreform sind in der Ocsfentlichkeit niemals verstummt. Die Kritik geht besonders in zwei Richtungen: einmal habe das bestehende Wahlrecht mit seinen langen Listen nnd seinen großen Wahlkreisen die Verbindung zwischen Wäh ler und Abgeordnete gelöst, zum andern begünstige das gegenwärtige System die zu große Partcizersplitterung und erschwere damit eine Mehrhcitöbildung im Reichstag und damit auch die Regierungsbildung. Ans diesen Gründen schlügt das neue Wahlgesetz vor: Abschaffung der langen Listen, erhebliche Verkleinerung der Wahlkreise, Verschwin den der RcichSliste, Abschaffung des amtlichen Stimmzettels »nd Wegfall des WahlvorschlagsvcrsahrenS. Von den Acn- dcrungen werden namentlich die bürgerlichen Mittel parteien ungünstig betroffen. Wenn di« letzte Verrechnung nur in Ländergruppen erfolgt, wenn eine Verrechnung über das ganze Reich aber ansscheibet, so bleibt «ine große Anzahl Neststimmen unberücksichtigt. ES würde dies nach den letzten Wahlergebnissen ein Fünftel aller abgegebenen Stimmen sein. Die Ne chSreglcrung ist der Auffassung, daß dies mit dem Grundsatz der Gleichheit noch zu verein baren ist. Dazu kommt, daß diese Ausschaltung zum Nach teile der Parteien cintreten wird die allgemeine, im gan zen Reich verbreitete politische Ziele verfolgen, während die Parteien mit rein lokalen Tendenzen hiervon nicht be troffen werden. In dieser Richtung sind im ReichSrat Be denken gegen die Wablresorm erhob:» worden, nnd man darf daher darauf gespannt sc-n, welck'e eudaültigc Stellung der Reichstag zu der Walilreform elnnclimeii wird uud welches parlamentarische Schicksal Ser Gesetzentwurf er leiden wirb. Gerhard Wiedcmcyer. VerhandlungSI eiter gewählt. Schriftsteller Ad. Ziesche, Dresden, der nun schon 38 Jahre in d r LandSniannschafts- bewegung stellt, kielt einen üefdnrchdachi-en, zn weiterer Arbeit anspornenden Vortrag über „Aufgaben und Wege für Bund und LaudSmaunschgstcu", Kem reicher Beifall und Dank folgte. Biindesbor). Pilz gab einen umfangreichen Bericht über das letzte Jahr und -inen Rückblick auf die nun verflossenen ersten zehn Bundesjahre, die von viel Arbeit erfüllt waren, aber auch schöne Erfolge ge'citigt haben. BundeSkassierer Paul Kreide-Dresden erstattete den Kassen bericht, der der Zeit entsprechend ein ganz günstiges Bi d gab. Nach Erledigung vieler innerer Anae'.egenhciteu wmVe einstimmig Dresden als Ort der nächstiälnugen Bundes tagung bestimmt, die der Heimatbund Dresden mtt der Feier feines 20jäkrigen Bestellens verbinden will. An Stelle von freiwillig auSscheidenden Bundesvorstandsmo gliedern wurden Paul Wilsdorf (Ekemnitz) als 2. Bundes vorsitzender. Paul Vogel (Peniger, Dresden) als 1. BundeS- kgssierer, Burkhardt, Ehemuitz, als 2. -Schriftführer und Mak Niegel (Bautzener, Dresden) als Beisitzer und Ver treter deS Heimatbundes Dresden gewählt. Im Ausschluß daran erfolgte aus Anlaß deS lOjäbrigen Bestehens des Bundes sächs.-thüring. Landsmannschaften eine schlichte Ehrung einer Anzahl Bundesmitglieder, die an der Grün dung des Bundes teilnahmen und ihm die Treue gehalten, denen von einer Dame aus dem Sagrgebiet ein Sträußchen mit Eichenlaub und weiß-grünem Baud an die Brust ge heftet wurde. Besonders geehrt wurden dann noch mehrere Bnndesmitgliedcr durch lleberreichung emeS Ehrcngeschm's. Dem 1. Bundesvorsitzeuden Eurt Pilz wurde in Aner kennung seiner unverdrossenen und aufopfernden Arbeit als Dank eine von den BnndeSvereinen aufgebrachte nam hafte Ehrenspende überreicht- Die ganze Tagung stand unter dem Zeichen inniger Verbundenheit zwischen den sächs. Landsmannschaften daheim und den Sachsen- und Thü ringer-Vereinen in aller Welt tn Ltebc und Treue zur Heimat. Nackpnittcigs fanden noch Besichtigungen und Füh rungen, Besuch bes Eichbergfestes usw. statt- Z. —* Z ii r B c k ä ui p f u n g der U l m e u k r a n kh e i t. Seit ungefähr 12 Jahren hat sich von Holland aus eine früher unbekannte Erkrankung der Ulmen in Deutschland auSaebreitet- An Straßen und in Parkanlagen ist immer häufiger ein Absterben von Ulmen zu beobachten. Die Ur sache dieser Krankheit ist ein Pilz; zu seiner Verb eijung trägt der in kränkelnden Bäumen lebende Ulmensvlintkäfer erheblich bei. Eine Heilung dec erkrankten Bäume rst bisher nicht möglich gewesen. Ob es gelingt, Widerstand-Zsählge Arten zu finden, ist noch unentschieden. Die einzige Maß nahme zum Schutz der oft wertvollen Minenbestände tn Gärten und Anlagen ist das rechtzeitige Fällen lolckxc Bäume, deren Befall durch die Ulincnkrankheit einwandfrei feststeht. Die Erkrankung zeigt sich in plötzlichem oder all- mählichem Vertrocknen der Blätter; bald sterben ganze Aeste ab und schließlich tragen nur noch kleine Wasserreiser am Stamm grünes Laub. Auf dem Querschnitt sieht man die jüngsten Jahresringe schwarz gefärbt. Man zögere nicht, die als krank erkannten Bäume zu fällen, das Holz sogleich zu beseitigen und, falls der Stumpf nicht ausgc- graben wird, die Schnittfläche mit Karboltneum zu be streichen. Die Hoffnung, daß ein kranker Baum sich wieder erholt, ist stets vergeblich; zurückschneiden kranker Aes.e hält die Vernickstung des Baumes meist nur für kurze Zeit auf. Kranke Bäume sind eine große Gefahr für die noch gesunden. Anstelle der entfernten Bäume dürfen keine Ulmen gepflanzt werden. Ein gewisser Trost besteht darin, daß die Kranklseit auf andere Baumarten nicht übergeht. —WK. W u r stv e r g is tu n g e n. In der letzten Zeit sind verschiedentlich Fälle von Fleisch- und Wurstvergif tungen bekannt geworden. Die heiße Sommerzeit, unge schützte Aufbewahrung und unhhgienische Behandlung des Fleisches und der Wurst fördern erklärlicherweise deren leichteres Verderben. Der Erreger der Wurstvergiftung ist ein BaziUuS, der nur unter Luftabschluß wächst und für den Menschen ein sehr heftig wirkendes Gift bildet- An stärksten wirkt er, wenn die mit ihm behafteten Leben mittel roh oder nicht genügend gekocht genossen werte Der Bazillus nimmt sehr widerstandsfähige Dauerform sogen. Sporen, an, die auch längeres Kochen Vectra e und die in Räucherwaren und Konserven sich halten u Gifte bilden. Die Folgen der Wurstvergiftung zeigen meist 4 bis 8 Stunden nach dem Essen. Es treten Mali, leit, Uebelkeit, Leib schmerzen, Erbrechen nnd Durchfall, ost begleitet von Fieber und Kopfschmerzen, ein. In schwereren Fällen lönnen ernste Nervenstörungen aufereten, die sich durch Swielen und Verlagen dec Augenlider, Störungen der Atmung, Lähmungscrscheinungen des Darms usw. zeigen und wochenlang das Leben des Kranken bedrohen können. Alererstes Erfordernis ist, bei Beginn der Erkrankung sofort den Arzt zu Rate zu zjel-en, um die rechtzeitige Behandlung durch Botulismus-Heilserum nicht M versäumen. Meist schwinden nach 2 bis 4 Tagen
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