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Riesaer G Tageblatt Drahtanschrift Lageblay SUrsa, Fernruf Nr. 2L. Postfach «L LS. Postscheckkoni«: Dresden 1530. Gttokass«: Riesa Nr. SS. und Anseigrr (ElbeblaN und AoMgers. -- Tageblatt ist da« zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der AmtShaupttnannfchast «roveu-aüi. des Amtsgerichts und der Amtsanwaltschaft beim Amtsgericht Riesa, des Rates der Stadt Riesig der Finanzamts Mesa und des Hauptzollamts Meißen behördlicherseits bestimmte Blatt. 166. Montag. 26. Juli 1981, abends. 81. Aahrg. Las Niesa« Lagadlwtt erscheint fedMl Ta» EendS Uhr Uit.ÄnSnahme der Sonn- und Festtage. Bezugspreis, gegen Vorauszahlung, für einen Monat 2 Mark 25 Pfennig ohne Zustell- uebÄkr. FH» den Fa -i Les Eintreten von ProduktionSverteuerudgeN, Erhöhungen der Löhn» und Materialienpreise behalten wir un» da» Recht der Preiserhöhung und Nachforderung vor. 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Zu ihnen gesellte sich Briand, Finanzminister Flandin, Budgetmini ster Pietri, Unterstaatssekrerär Francois Poncet und Unter generalsekretär des Qai d'Orsay. Philippe Berthelot. Im Verlaus der folgenden Besprechungen hat Reichs kanzler Dr. Brüning den französischen Ministern eine ein gehende Darlegung über die finanzielle und wirtschaftliche Lgge Deutschlands sowie über die durch sie aufgeworfenen Probleme gegeben. Finanzminlsier Flandin bat daraus die Anregungen der französischen Regierung über die Heilmittel, die ins Auge ge faßt werden könnten, um die gegenwärtige Krise zu mildern, wenn nicht zu lösen, entwickelt. ' Ein weitgehender Meinungsaustausch schloß sich an. Er trug den Charakter größter Offenheit und Herzlichkeit und bezog sich nicht nur auf die Maß nahmen, die geeignet sind, die Finanzkrise zu überwinden, sondern auch aus den gesamten Komplex der deutsch-franzö sischen Beziehungen und galt auch dem gegenseitigen Wunsch, eine dauerhafte Zusammenarbeit zwischen den beiden Völ kern herzustellen. Eine Erklärung Dr. Curtius Reichsaußenminister Dr. Curtius empfing Sonnabend- abend die Vertreter der deutschen Presse. Er ging zunächst* aus die Entstehungsgeschichte dieses Besuches ein und stellte im Anschluß daran fest, daß den Reichsministern ein freund licher Empfang in Paris zuteil geworden sei, und daß wohl schon die Tatsache dieser Reise in der französischen Seffent- lichkeit und auch in der ganzen Weltöffentlichkeit als starke Entspannung empfunden würde. Die allgemeine deutsch französische Konferenz am Sonnabend habe rein infor matorischen Charakter getragen. Man habe sich offen und vertrauensvoll über alle die deutsch-französischen Probleme betreffenden Fragen und in erster Linie über die aus der finanziellen Lage Deutschlands und der Weltwirt schaftskrise sich ergebenden Probleme unterhalten. Gerade die finanziellen Fragen münden jedoch in eine weitere Zusam menarbeit ein. Diese könne nicht nur auf Frankreich be schränkt bleiben, sondern nehme internationalen Charakter an. Zum Schluß betonte Dr. Curtius, daß bei dieser Aus sprache die Auffassung vorgeherrscht hab«, daß beide Seiten ihr Bestes tun müßten, um zu einer deutsch-französischen Verständigung und Zusammenarbeit zu gelangen. * Die snmzSMe Darftemmg Die halbamtliche Agentur Havas verbreitet u. a. fol- g'nde Auslassung: Dem Pariser Besuch des deutschen Reichskanzler» und des Reichsaußenminister» kommt eine außerordentliche Be deutung zu, wie immer auch das Endergebnis ausfallen möge, wegen des Einflußes, den dieser Besuch für die zu künftigen Beziehungen zwischen den beiden Ländern aus üben wird. Die Besprechungen, die Sonnabendmittag statt gesunden haben, konnten nicht zu einer sofortigen Entscheid düng führen, aber sie haben indessen genügt, um eine Klä-> rung zu schaffen, die der Fortsetzung der Verhandln»- gen günstig ist. Der Eindruck, der sich au» dieser ersten Zusammenkunft ergibt, ist ein befriedigender, besonder» dank der Freiheit und der Klarheit, mit welcher man sich aus beiden Seiten ausgesprochen hat. Es sind Lösungen angeregt worden, nicht allein im Interesse Frankreichs und Deutschlands, sondern auch im Interesse der Weltwirtschaft. Man hat absichtlich den Anregungen keine Diskussion folgen lasten. Die angeregte Unterredung, dfe Ministerpräsident La val UN! er vier Äugen mit Reichskanzler Dr. Brüning hatte. ist ein wertvolles Vorspiel für die allgemeinere, daran sich anschließende Besprechung gewesen. Die beiden für die Lei tung der Politik ihrer Lander verantwortlichen Staatsmän ner sind so in der Lage gewesen, ohne irgendeinen Zwang über die Notwendigkeiten und Schwierigkeiten aller Art, mit denen sie zu tun haben, zu beraten. In der allgemeineren Unterredung, die auf die Sonder besprechung der beiden Regierungschefs folgte, hat Reichs kanzler Dr. Brüning die Bedingungen der deutschen Finanz- 'krise näher entwickelt. Französischerseits hat man sich dar auf beschränkt, ihm von den Heilmitteln Kenntnis zu geben, die nach französischer Ansicht die gegenwärtige Lage erfor dert. Ministerpräsident Laval hat als eine Art Schlußfolge rung zu beiden Darlegungen daraus hingewiesen, daß alle in» Auge gefaßten Maßnahmen unwirksam sein würden, wenn die politische Atmosphäre nicht geklärt würde. Die politische Sanierung werde unvermeidlich die Herstellung des Vertrauens, das für den internationalen Kredit unerläßlich ist, nach sich ziehen. Die französischen und deutschen Mini ster haben es also nicht nur mit einem finanziellen Problem, einer unmittelbaren Kreditgewährung an Deutschland zu tun. Die beiden Regierungen müssen sich vor allem bemü hen. die Organisation der deutsch-französischen Beziehungen zu verbessern, und schon von diesem Gesichtspunkt aus sind die Besprechungen in keiner Weise zu unterschätzen. Mini sterpräsident Laval hat zu diesem Zweck an Reichskanzler Dr. Brüning einen dringenden Appell gerichtet, in dem er leine Ansicht in folgender Formel zusammensaßte: „Ihr so erhebender Besuch, der in der Geschichte der Beziehungen unserer beiden Länder einen Markstein bilden wird, darf für Frankreich und Deutschland keine Enttäu schung sein, sondern muß im Gegenteil unseren entschlossenen Willen für eine fortgesetzte Zusammenarbeit bezeugen." Diese Politik kann offensichtlich sich nicht schon morgen in Tatsachen auswirken, aber ein erstes Ergebnis wird schon erzielt sein, wenn die Pariser deutsch-französischen Verhand lungen zu einer gemeinsamen Erklärung beider Regierun gen führen, in der ihr gemeinsamer Wille zur Zusammenar beit zum Ausdruck kommt. mcet und dem Generalsekretär Politische Fragen erledigt Ueber die Besprechung der in Paris weilenden Ver treter der an den aktuellen Problemen interessierten Mächte, die Sonntag um 10 Uhr begann und 12,30 Uhr zu Ende ging, wurde vom französischen Ministerpräsidium folgendes Communique ausgegeben: Ministerpräsident Laval, umgeben vom Außenminister Briand, Finanzminister Flandin, Budgetminister Pietri, Un- terstaatssekretär Francois Poncet und dem Generalsekretär des Qai d'Orsay, Philippe Berthelot, hat in seinem Kabinett die ausländischen Staatsmänner empfangen. Es waren an wesend: Staatssekretär Henderson, Botschafter Lord Tyrrell, Staatssekretär Stimson, Schatzsekretär Mellon, Botschafter Edge, Reichskanzler Dr. Brüning. Reichsaußenminister Dr. Curtius, Staatssekretär von Bülow, Botschafter von Hoesch, Ministerialdirektor Graf von Schwerin-Krosigk, der japa nisch Botschafter Voshisawa, Außenminister Grandi, der ita lienische Botschafter Graf Manzoni, der belgische Außenmi nister Hymans, der belgische Finanzminister Francqui, der Generalsekretär des belgischen Außenministeriums von Lan- genhooen und der belgische Botschafter. Ministerpräsident Laval, dankte den Ministern und aus» wärtigen Delegierten, daß sie seinem Rufe gefolgt seien, um gemeinsam die Bedingungen festzulegen, unter denen die Londoner Konferenz anheben soll. Er unterrichtete sie über die Unterredungen, die in den letzten Tagen mit Staatsse kretär Henderson und Staatssekretär Stimson stattgefunden haben, und namentlich über die jetzigen Besprechungen mit Reichskanzler Dr. Brüning und Reichsaußenminister Dr. Curtius. Reichskanzler Dr. Brüning erstalie ein kurzos Er- vose über den gegenwärtigen Stau» der deutschen Mitt schafts und Finanzkrise und legte die Maßnahmen interna- lionaler Ar» dar, die wünschenswert erscheinen ließen, diese Krise zu lösen. Nacheinander haben hierauf Staatssekretär Stimson, Staatssekretär Henderson, Außenminister Grandi. der ame rikanische Botschafter und Außenminister human» zum Aas- druck gebracht, wie sehr sie sich dazu beglückwünschten, dieser so wichtigen vorsprechung beiwohnen zu können. Sie haben sämtlich die Versicherung abgegeben, daß ihre Regierungen mit größter Sorgfalt und größter Sympathie prüfen wurden, wa» zu tun möglich wäre, uw Deutschland, besten Schwierigkeiten die Stabilität der europäischen Wirt schaft angehen, zu Hilfe zu kommen. Sie haben gleichfalls einmütig ihre Genugtuung und die Hoffnung zum Ausdruck gebracht, die ihnen die Anwesevhei« der deutschen Minister in pari, und ihre Unterredungen mit den französischen Mini stern einslößen. Aus Ersuchen von Ministerpräsident Laval wurde in gemeinsamem Einvernehmen festgelegt, daß die Londoner Konferenz auf die Prüfung der deutschen Finanz- und Wirt schaftskrise strikt beschränkt sein würde. Dar gemeinsam ClimnumiM Paris, 20. Juli. Am Sonntag um 22,45 Uhr wurde über die deutsch französischen Verhandlungen folgendes gemeinsames Low munique ausgegeben: In einer kürzlichen Botschaft Hal der Reichskanzler Dr. Brüning den Wunsch zum Ausdruck gebracht, mit der franzö sischen Regierung in direkte Fühlung zu treten, um die Mit tel für eine gemeinsame Bemühung zur Besserung der Be ziehungen beider Länder zu suchen. Der Lhes der franzö sischen Regierung hat spontan erwidert, daß er mit Genug tuung einer Begegnung entgegensehe, deren Verwirklichung durch die Ereignisse, die die Wirtschaft»- und Finanzlage Deutschlands und rückwirkend auch diejenige der übrigen Länder betroffen haben, opportuner gemacht wurde. In folgedessen sind die Vertreter beider Regierungen am IS. und 19. Juli 1931 in Paris zusammengekommen. Sie haben übereinstimmend die Bedeutung dieser Begegnung aner kannt und betont, daß sie den Beginn einer vertrauensvollen Zusammenarbeit darstellen soll. Der Reichskanzler hat die verschiedenen Aspekte der Krise, unter der sein Land leidet, beleuchtet. Die französi schen Vertreter, die den Ernst dieser krise anerkennen, haben erklärt, daß vorbehaltlich gewisser finanzieller Garantien und Maßnahmen für eine politische Beschwichtigung sie bereit sein würden, später die Bedingungen für eine finanzielle Zu sammenarbeit im internationalen Rahmen zu erörtern. Bereits seht haben die Vertreter der beiden Regierun gen wett darauf gelegt, ihren willen zu betonen, so bald wie möglich untereinander die für eine wirksame Zusam- menarbeil auf politischem und wirtschaftlichem Gebiet gün stigen Bedingungen zu schaffen, und sie sind übereingekom men, sich gemeinsam darum zu bemühen, daß der Kredit und das Vertrauen in einer Atmosphäre der Ruhe und Sicher heit wiederhergestelll werden können M LelWtiMII M Mm WM Paris. (Funkspruch.) Mit dem Schnellzug nach Calais, der um 16 Uhr Paris verläßt, sind nach London abgereift: Reichskanzler Dr. Brüning, Reichsaußenminister Dr. Eur- tius, Staatssekretär von Bülow und die übrigen Mitglieder der deutschen Delegation, weiter Ministerpräsident Laval, Außenminister Briand, Finanzminister Flandin, Budget minister Pietri, Unterstaatssekretär Francois Poncet und der Generalsekretär am Quai d'Orsay, Philipp Berthelot, sowie die Mitarbeiter der französischen Delegation. Zur Verabschiedung der deutschen Delegationen hatte sich Botschafter von Hoesch mit sämtlichen Mitgliedern der deutschen Botschaft etngefundcn. Aus dem Bahnhof ent wickelte sich ein sehr lebhaftes Treiben. Es hatte sich eine außerordentlich große Menschenmenge eingefunöen und die Polizei, die von dem Präfekten Chiappe geleitet war, hatte umfangreiche Ordnungsmaßnahmen getroffen. Kurz vor der Abfahrt des Zuges erschienen Reichskanzler Dr. Brü ning und Ministerpräsident Laval, die in einem Abteil Plav genommen hatten am Fenster. Sie wurden von der Men schenmenge lebhaft begrüßt. Als der Zug sich in Bewegung setzte, brach die Menge in die Rufe aus: „Bise l'Allemague", „Bive la France' „Vive Laval", „Bive la paix". ^Weitere Nachrichten hierzu Seite 7.)