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ö Bkil<,k znn Mester T«g,blatt. Soneebeii», Sl Kebrnar issi, abend». 84. J«hr«. Was ich -an» besonder« beut» Rügend kritisieren mutz. Ist: Es treiben viele Leute Heute allzu großen Stütz. Wo da» Leben so bescheiden. Wär e» wirklich aller Pflicht, Möglichst einfach sich zu klewen. Aber nein, man tut e» nicht! Seht zum Beispiel mal Frau Meier, Deren Mann man taaelohnt, — Ist es nötig, daß ein Reiher Hoch auf ihrem Hütchen thront? Dickes Pelzwerk trägt Frau Kraus», Krauses haben einen Spleen. Dabei haben sie zu Hause Keinen Hering abzuziehn. - Ach, und dann schaut Müller» Miezen Keiner Weitz, wie die da» kann! Dreimal in der Woche zieht se Neue, seidne Strümpfe an. Nicht nur Frauen, nein, auch Männer Sind, wa» Staat betrifft, verdreht. Krank ist mancher Mann heut, wen« er Nicht auf Bügelfalten geht. Keinen Pfennig in den Taschen, Trotzdem trägt der Jüngling zu Umschlaghosen, Stoffgamaschen, Tut's nicht ohne Shimmyschuh l Kinder, wie soll das noch enden. Wenn der Stutz so Wetter geht. Wo man mit gelungnen Händen Stets um Deutschland» Ausstieg fleht? So kann Deutschland nicht gesundes! Dann erst kommt die bessre Zeit, Wenn wir uns zurückgefuyden Zu der alten Sparsamkeit» Eingesetzte Hosenböden, Schuh, geriestert und geflickt. Ist die Tracht, die sich für reden Mann im neuen Deutschland schickt. Woll'ne Kleider, woll'ne Strümpfe, Hütchen aus vergang'ner Zeit Sind zu unsrer Rettung Trümpfe In der Hand der Weiblichkeit. Frau, drum schwör'» bei deiner Ehre, Mann, drum schwör'» bei deinem Bart, Streng zu achten auf die Lehre, Die da lautet: Leute, spart! De>< meisten Stutz, leider mutz ich e» sagen, treiben ja wohl unsere holden Frauen, die durch ihren ständigen Spruch: ,Zch habe nichts anzuzieh n" den Mann bis aufs Hemd ausziehen. Sie geht in elegantem Pelz, Bembergstrümpsen und Lackschühchen, er mit einem alten, abgetragenen Hütchen, dessen Futter schon längst ver ¬ schlissen ist, schiefen Absätzen und einem Anzüge, der ge wendet ist. Jedes Jahr, wenn der Frühling beginnt, kann er mit Ludwig Uhland singen: Die Welt wird schöner mit jedem Tag, Man Weitz nicht, was noch werden mag. Es blüht an allen Enden. Mein Anzug wird schlechter von Noch zu Doch Hier Platzt 'ne Naht, dort klafft «in Loch Nun muß ich alles, alle» wenden! Mei» Freund Emil, de» ihr unten im Bilde seht, sagte mir gestern, al» er mir sein alte» Zündhütchen zeigte: »ES flt ganz komisch, mein Hut hat kein Kutter, kriegt rein Futter, und doch wird er mit jedem Tag fetter!" verzeiht einen Augenblick, meine Krau ist gerade her- «lngetreten. „Nun, Liebling wa« gibt'»?" ^ ,,Ra^ Männe, wa« schreibst du da wieder für einen „O, ich habe grade wieder mal über euch anspruch». vollen Frauen geplaudert." „Du sollst lieber einmal über die Fehler und Schwächen der Männer plaudern, da wird dir der Stoff nie au» gehen! Zum Beispiel über die Flegelhaftigkeit mancher „möblierten" Herren, die so wüst mit den Möbeln und Sachen ihrer Wirtin umgehen!" Unrecht hat meine Frau ja grade nicht. Solche möb- liert« Herren glauben zuweilen, fremde» Eigentum brauchte nicht geschont zu werden. Einige Regeln, wie man fick al« Möblierter verhalten bezw. nicht Verhalten soll: sind: Kommst von der Arbeit du nach Hau», Zieh die beschmutzten Stiefeln au»! Leg dich auf» Sofa nicht damit. Ein Stuhlsitz ist kein Leitertritt. Schiebladen schiebt man mit der Hand, Nicht gleich das Bein dazu verwandt! Wascht ihr die Füße, merkt euch das: Der Waschnapf ist kein Badefaß! Auch ist da« Tischtuch viel zu schad Als Badetuch nach solchem Bad. Denkt nicht noch lächelnden Gesicht» , Ach Gott, da» kostetmich ja nicht »i Schont fremde» Eigentum so sehr. Als ob e- euer eigne» wär! Jetzt aber will ich mit meinem Nörgeln und Kriti sieren einmal Schluß machen. Heute wollen wir uns trotz der schlechten Zeit einmal freuen. Heute ist Karneval!! Einmal im Jahre wird das Herz mir weit, Einmal im Jahre ist Faschingszeit! sang gestern mein sonst so ernster Freund, Herr Professor Schwabbelschnüß, auf einer karne- valistischen Sitzung der Karnevalsgesellschast „Lustige Knollen", an der auch Familie Bubbelkamp, Herr und Frau Wumba und ich teilnahmen. Um die Stim- mung zu heben, sangen wir mein neueste» NarnevalSlied gemeinschaftlich. Vielleicht habt auck ihr heute Lust, diese» Liedchen zu singen. Es lautet: Lach dar«! Mel.: Ach, dann freut sich die Mama. Ist dein Dasein sorgenvoll. Geh'» nicht, wie es gehen soll. Rinnt wie Schnee dein letzter Draht, Wenn der Schluß des Monat» naht. Wenn der Herr Gerkchtsvollzieh'r Einen Kuckuck klebt bei dir. Lach dazu, nicht geweint. Mach'», wie ich, mein Freund; Ich pfeife drauf. Reg' mich nicht auf; WaS ich mir dafür kauf? :,: Lachend gieß ich ein Gläschen Mir ein Gläschen dann ein» Und begieße mein Näschen, Mit rheinischem Wein, Und ich küsse mein Friedchen Mit fröhlichem Mut. Sing und Pfeife ein Liedchen, Und alles ist gut! :,: Wenn der Pleitegeier schwirrt. Wenn die Milch dir sauer wird. Baut man ab dir dein Gehalt, Sind die Füße dir zu kalt, Fällt dein letztes Haar dir au». Spielt man nachts Klavier tm Hau», Lach dazu, nicht geweint. Mach'» wie ich, mein Freund, Ich pfeife drauf, Reg' mich nicht auf: WaS ich mir dafür tauf? :,: Lachend greß ich ein Gläschen usw. Haut dir dein« liebe Frau Auch einmal das Auge blau. Wirft daS Porzellan dir nach, Macht sogar im Bett noch Krach Geht dir deine holde Fee, Wenn du schläfst, an'» Portemonnaie, Lach dazu, nicht geweint. Mach'» wie ich, mein Freund, Ich pfeife drauf, Reg' mich nicht auf: Wa» ich mir dafür kauf? :,: Lachend gieß ich ein Gläschen ustn» Hat dein Nachbar einen Horch, Kommt »u oft zu dir der Storch Leidest du an Größenwahn, Fielst du au» der Straßenbahn, Krabbelt dir auch mal ein Floh, Am — du weißt ja selbst schon, wo. Lach dazu, nickt geweint. Mach'» wie ich, mein Freund, Ich pfeife drauf. Reg' mich nicht aus; WaS ich mir dafür kauf? :,: Lachend gieß ick ein Gläschen usw. In der Sitzung der „Lustigen Knollen" wurden auch allerhand schöne humoristische Reden und Borträge ge halten. Da man auch mich zu einem Bortrage auffor derte, wählte ich al» Thema „Moderne Märchen" und sang, frei nach Otto Reutter, folgendes Couplet Großmütterche« Geschichte», ans hentiger Zeit! Großmütterchen hat 'ne Geschichte erzählt. So nennt sich von Reutter ein Lied. Ich habe den Text etwas ander» gewählt. Moderner, wie jeder gleich sieht. „Schneewittchen" „Rotkävpchen" ist nicht mehr modern. Auf ^Hänsel und Gretel" verzichtet man gern. Die Märchen, die lassen unS kalt. Sie sind unfern Kindern zu alt. So höret denn. Kinderchen, groß und klein. Die neuesten Märchen vom Großmütterleinl Grvßmütterchen hat 'ne Geschichte erzählt. Ich habe ein Mädel gekannt, DaS ging nicht zum Tanzen und hat nicht geraucht, Nahm selten den Spiegel zur Hand. ES trug seine Haare nicht kurz wie ein Mann Und strich sich die Livven, die Augen nicht an. Sie schneiderte selbst sich ihr Hemd. DaS Kino, daS war ihr ganz fremd! Da sprachen die Kinder: Die Geschichte war fein, Erzähl' uns noch eine lieb'» Großmütterlein! Großmütterchen hat 'ne Geschickte erzählt. In Deutschland, da ist es sehr fein! Da lebt man wie Täubchen, so friedlich und »ahm. Trotz unserer dreißig Partei'n. Im Reichstag, da ist ein Gekose, man sckerzt. Die Rechte wird da von der Linken geherzt. Man küßt gegenseitig sich nur, Von Zanken und Haß keine Svur! Da sprachen die Kinder: Die Geschickte war fei», Erzähl' uns noch eine, lieb'» Großmütterlein! Großmütterchen hat 'ne Geschickte erzählt. Ich war im Finanzamt mal drin. Da warf ein Geschäftsmann mit lachendem Blick DaS fällige Steuergeld hin. Der Kassenbeamte, der zählte es nach. Dann schaute entrüstet umher er und sprach ^Sie blechen zuviel, lieber Mann, Wir nehmen die Hälfte nur an!" Da sprachen die Kinder: Die Geschichte war fet». Erzähl' uns noch eine, lieb'». Grosmütterlein l Grvßmütterchen hat 'ne Geschichte erzählt» Ein Ches zahlte au» da- Gehalt; Und weil den Beamten er Zulage gab. Warf man ihn hinaus mit Gewalt! Man schrie ganz beleidigt: Komm bloß niÄ mehr her. Wir sind doch zufrieden, wir wollen nicht mehr. Am Letzten sogar, Gott sei Dank, Bring'» die Hälfte wir noch auf die Bank! Da sprachen die Kinder: Nun pack aber ein. Brauchst nichts mehr erzählen, lieb'» Grotzmütterleink So will auch ich einpacken, mit herzlichem Gruß Ernst Lächerlich. Am Sem jteiek Ser kau, Wo die Mädchen freie«. Unsere jungen Damen, die sich immer mehr die Gleich berechtigung mit dem Mann erobern, haben wohl auch hie und da schon mit dem Gedanken gespielt, auf dem Gebiet der Werbung und des HeiratSantragS die aktive Rolle zu übernehmen, aber in der Praxi» bleiben sie doch noch der wartende und harrende Teil. Bei manchen Naturvölkern haben es die Frauen bester, so z. B. bet den Ehoroti, einem Jndlanerstamm in der Dornbuschstepp« de» Ehaco, jenes noch nicht ganz erforschten Grenzwege» zwischen Bolivien, Paraguay und Argentinien. Diese» Völkchen, da» wohl bald der fortschreitenden Zivilisation zum Opfer sefallen win wird, ist von Prof. R. N. Wegner während der Frank- jurter Bolivien-Expedition erforscht worden, und von den i igenarten dieser früheren Skalpjäger erzählt der Expebi- > onslciter allerlei in der Frankfurter Wochenschrift «Die Umschau". Er hat auch ihre Tänze beim Mondschein be obachtet, die dazu bienen, die bösen Geister abzuwehren, zu- gleich aber den jungen Leuten erwünschte Gelegenheit bieten, sich zu finden. „Alle jungen Männer, etwa 40 bi» VN au der Zahl", berichtet Wegner, „hatten sich «ntergefaßt und tanzten, in einer Bogenltuie aufgestellt, tm Stampfschrttt im Kreise umher. Alle wäre« Ke mit ihrer fchöuste« Kopf- »fer wallender Straußenfedern hinter der Kopsvinde ge- schmückt. Der Tanz hatte etwa» Einförmige», und doch lag in dem einfachen Tanzgesang etwa» Eindringlich-Einpräg- same». Hin und wieder hatten sich an der Außenseite der Tänzerlinie einige junge Mädchen an ihre Erwählten an- gehLugt. Im Gilberltcht de« Monde» erschien der wippende Federschmuck und die rote GesichtSbemalung wild-phanta- msch. So schauten wir lange zu. Da verschwindet der Mond hinter der dunklen Krone eine» den Tanzplatz be- schattenden Baume». Für eine« Augenblick stockt der Tanz. Um nicht von den AuSeinanderlaufenden «mgerannt zu werden, halt« ich mein« Hand »«»gestreckt vor mir. Ueber metne Handfläche stretchen die Brüste einer jungen India nerin, die hinter sich ihren Erwählten herzieht. Hier bet den Ehoroti wählt da» Mädchen seinen Mann. E» ist nicht peinlich darin, ihn zu wechseln, und di« Art ihrer Lieb kosungen, ihn mit den Fingernägeln zu kratzen oder ihm in» Gesicht zu spucken, eben so seltsam wie ihr gelegentliches Parfüm au» einer Einreibung mit Fifchöl. Ist sie aber einmal verheiratet, so scheint st« nur zu ihrem Manne zu halte«. . Der schönst« Rahme« für die Schönheit. Die Amerikanerin stellt Schönheit über alle», und -er Amerikaner fügt sich dieser Ansicht. So läßt e» der Gatte zu, wenn seine Frau für bi« Pflege ihre» Haare», ihre» Gesichte», ihrer Gestalt, riestae Summen auSgibt, und be- zahlt LMV Dollar für da» „Heben de» Gesichte»' ohne mit der Wimper zu zucken. Aber auch außerhalb de» Hause! nimmt man überall auf diesen sehnlichsten Wunsch der Frau Rücksicht und sucht den schönsten Rahmen für die Schönheit zu schaffen. Jeder Jnnenbekorateur weiß, daß die Räume unter diesem Gesichtspunkt eingerichtet werben wüsten. Die Fenster haben stets Läden, durch die da» Tageslicht fernge halten wird; weiche Borhänge au« feinster Seide ober Spitzen rieseln herunter, und über diesen sind noch schwere lange Vorhänge, die jede» Licht dämpfen. Der Amerikaner speist niemals bei Tageslicht. Die Vorhänge werben ge- schlosten und das elektrische Licht wirb entzündet, besten weiche» Wogen dem Teint die beste Tönung verleiht und der künstlichen Zurichtung einen Schimmer de» Natürlichen gibt. In den Restaurant» ist da» Sonnenlicht stet» ausge schlossen. Auf den Tischen stehen Lampen mit »artrosa Schirmen und überall verwendet mau indirekte» Licht, daS der Frau am besten steht. Deshalb beklagen sich di« Ame rtkanertnnen so sehr über die Lokal« der Alten Welt, in denen man dem grellen Tageslicht den Zutritt gestattri und damit unbarmherzig di« Runzeln und Schäden der Züge enthüllt. Selbst in den amerikanischen Theatern ist da» Licht sorgfältig abgedämpft, so daß di« Dame, wenn der Vorhang fällt, sich in der günstigsten Beleuchtung befinbet Da» Lesen be» Programm» wird in diesem Dämmerlichi freilich schwer. Natürlich sorgt man in den eleganten Läden den SchönheitSsalonS usw. ebenfalls für einen solchen pas senden Rahmen, und so fühlt sich die Amerikanerin überall auf der Höhe, weiß, daß ihre sorgfälttgen Toilettenkünste nicht umsonst sind.'