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44 WWWWWW! s. vettage zum Riesaer Tageblatt. Sonnabend, Sl. Aevrnar I9S1, abends. 84. Jahrg. Rundfunk-Programm. Wmdsuutp«»»««» stl, G»»»t«^ tze« 2L s»8ttuui »et»it,.vr,«d,u 7/» Hamburger tzasenkonzert; 8/>0 Orgelkonzert: 9,00 Mor- genftier; 11,00 Wo steht di« Msienlchaft? Soziologie; 1lL0 Lite- rarilche Nobelprrietrüger' 12,00 Mittagskonzert; 14,30 Bühnen- rückoltck; 1b,00 tzauemuflk' lb,80 Han» Reimann mit eigenem Programm; 16,18 Schallplattenkonzert; 17,30 „Der Kampf um de« Himmel"; 18^k8 Günter-Raphael-Stunve; 19L0 Karl Han» Strobl liest au» eigenen Werken; 10,80 Ludwig Börne: „lleber da» Schmollen der Weiber« - 20,00 Schön ist die Welt, Operette Mustk von Franz Lehar; 23,00 Nachrichtendienst; anschließend Tanzmustk. Gleichbleibrnd« lageofolger IVA» Wirtschastinachrichten; 10,vb Wetterdienst und ver» kehrifunk; 10,20 Bekanntgabe de» Tage»programm»; 10L8 Wa» di« Zeitung bringt; 11,00 Werbenachrtchten austerhalb de, Pro- granun»; 11,48 Wetterdienst und Walserftand»mrldung«n. Rundsuukprogr»»» für Montag, de« 28. Februar Leipzig.Dre,den 22D0 LeNebt« Mristerlteder: 11,00 kkrwerbilofenberatung; 14^b Frauenfunk Künstlerische Arbeitsstunde: vom Spinnrad zu« Doktorhut; 1600 Moderne Wandlungen ln den Grundlagen der Physik; 18 30 Nachmittagskonzert: 18,00 Stunde der Neuer» lchetnungen; 18,80 Wir geben Auskunft...: 18,00 Alle» für Euch, schön« Frauen; 19,80 Einführung in da» Sinsoniekonzert; 20,00 Sinfonrekonzert, Uebertragung au» der Alberthalle in Leipzig; Etwa »2,80 Nachrichtendienst; anschließend Unterhaltungsmusik. Munbfuukprogram« für Dienatag, den 24. Februar Leipzig-Dresden 20« Schulfunk; 12,00 Bon Lieb und Treu im deutschen Volkslied: 14,00 Jugendlich« Erwerbslose: 14,18 Biicherftunde kitt di, Lugend; 18,00 Rhntmisch-tSnzerischer Kinderunterricht der Mary-Wigman-Echule; 16,00 Da» warme Bad, ein« wärme technisch« Plauderei; 16,30 Mozart-Stund«; 18,08 Umschau in der Welt der Frau; 18,30 Wir geben Auskunft..; 18,00 Gymnastik al» volksrrziehung: 19,30 Schallplattenkonzert; 20,30 „Das Was ser steigt«, «in Hörwiel; 21,20 Mustk der Zeit: 21,88 ärnst Wie- cherr liest eigen« Prosa; 22^8 Nachrichtendienst; anschließend Tanzmusik. Ruudsuukprogram« fiir Mittwoch, den 28. Februar Leipzig-Dr«»d«n 20« Erleichterung der Küchenarbeit: 12,00 Tänze der Na- timren; 14,00 Musik und Tanz im Film 1830; 14,80 Jugendfunk: ,L«r Schandfleck der Klasse«; 16,00 Maria Montessori und ihr Lebenswerk; 16,30 Volksmusik; 17,30 Arbeitsmarktbericht^ 18,00 Wir stellen vor: Der Mensch mit dem Spleen: 18,30 Italienisch; 18H0 Wir geben Auskunft...; 19,00 Wie schafft sich das deutsche Volk Arbeit? Di« mitteldeutsch« Jndustriekraft und Deutschlands Exportgeftaltung; 18,30 Lehar-Stunde; 21,10 „Die Gefängnis sonate , «in Hörspiel von Martin Kunath; 21,10 Nachrichten- dümp; anschließend Tanzmusik; 0,30 Nachtkonzert. Rrurdsunkprogremm silr Donnerstag, den 2«. Februar Leipzig-Dresden 12« Schallplattenkonzert: 14,00 Arbeitsvermittlung für Werkstudenten; 14,30 Katzengeschichten und Abenteuer; 18,00 Wie Auto» geschlachtet werden; 16,0» Fortschritt der Technik in In- I duftfi«, Handwerk und Haushalt; 16,30 Konzert; 18,00 Sport- I ärztliche Beratung der Handarbeiter: 18,18 Steuerrundfunk' 18 30 Di« Frau «m öffentlichen Leben; 19.4» Professor WaltLerBachmann und Franz Wagner spielen auf zwei Klaute- 20.00 Reichssendung: Nyeinisch-westfälischer Heimatabend, „Rheinland und Westfalen«, «in Hörbild' 22,00 Herbert Eulen- berg lieft; 22,30 Nachrichtendienst; Funkstille. """" «ulchsunkprogram» fiir Freitag, den 27. Februar Leipzig-Dresden 10,80 Schulfunk: 12,00 Komponisten dirigieren eigen« Werke; 14,00 Wissenschaftliche Umschau; 14,30 Studio der Mitteldeutschen Sender; 18,18 Die Ausbildung de» Geflügellehrling»; 16,00 Winke für di« Auswahl einer photographischen Kamera; 16,30 Horrido! 18,08 Eozialverstcherungsrundsunk; 18,20 vom geschrie- denen Wort zur gedruckten Zeitung; 18,30 Schallplattenkoiftert; 20,30 »Hiebe eines Kindes"; eine Novelle: 21.00 Leipziger Messe und deutsch« Handelsbilanz; 21,18 „Der türkisenblaue Garten"; ein Spiel von LtebMnd Tod in einem Akt von Rose Silberer; 22M Nachrichtendienst und Echneebrricht; anschließend Unter haltungsmusik. Rundsuukprogramm fiir Sonnabend, den 28. Februar Leipzig.Dresden 12,00 Franz Schubert: Lieder nach Texten von Goethe; 12,30 Schulfunk; 13,18 Wunschprogramm: 14,80 Bastelftunde für die Jugend; 18,18 Funkschach; 16.00 Praktische Rech.stunde: Der Wechsel und sein« Gefahren; 16,30 Nachmittagskonzert, das Er- werbslosenorchester Themnitz; 18,00 Funkbastelstunde; 18,18 Deutsch: Wie der Bauer spricht? 18.30 Alma Johanna König liest eigene Prosa: 19,00 Die Eomedian Harmonists singen; 20,00 Konzert; 21,10 Kabarett; 22,10 Nochnchtesidienst und Sonntags programm; anschließend Tanzmusik. Berit« — Stettin — Magdeburg. 7.00: Funk-Gymnastik. — Anschließend: Frühkonzert. — 800: Mitteilungen und praktisch« Wink« für d«n Landwirt. — 8.18: Wochenrückblick aus di« Marktlage. — 8.28: Anlage und Rentabilität «imr Geflügelfarm. — 8.80: Morgenfeier. Ueber- traguna de» Stundenglockenspiel» der Potsdamer Garnisonkirche. — Anschließend: Uebertragung de» Glockengeläut« de* Berliner Dom«. — 10.05: Wettervorhersage. — 10.48: Lu» der Aula der Luisenschule, Magdeburg: „Da, Wettbild de« Arztes.« „Arzt und Volkswirtschaft.« — 12.00: Konzert de» Musikkorp» der Som- mändantur Berlin. — 14.00: Elternstund«: Lom Schicksal unserer Abiturienten. — 14L0: Jugendstunde: „Die Störenfriede.« Ein musikalische» Aindheitserlebni» von Werner Türk, gespielt von Kindern. — 15.05: Klaviervorlräge Rudolf Macudzinfki. — 15.25: Alte Kammerduette. Marietta und Maria Amstod. Am Cembalo: Alice Ehlers. — 15.45: Programm der Aktuellen Abteilung. — 16.40: Populäre» Orchesterkonzert. Berliner Sinfonie-Orchester. — 18.15: Von 7—8 in der Untergrund. — 18.45: Unbekannter Jazz. — 19.45: Spottnachrichten. — 20.00: „Der lachende Weise.« Ouer durch Wilhelm Busch. — 21.00: Tages- und Sportnach richten. — 21.10: Au» der Philharmonie: Orchesterkonzert. Ber liner Philharmonische» Orchester. — 22.05: Zeitansage usw. — Danach bi» 0.30: Tanzmustk (Kapelle Vajo» Btla). »8>«,»»uft,rtz«uf»n. 7.00: von Hamburg: Hosenkonzert out de» Dampfer „Lap Aieono" dee Hamburg-Südomerikantschen Dampsschtfsahrt»g»s«ll- schaft. — Anschließend: Berliner Programm. — 13.00: von Br«»- lau: Konzen der Schlesischen Phicharmon,«. — Anfchließend: Ber liner Programm — 18.00: Menschen im Berus: Der Redakteur — 18.30: „Afrika spricht.« Ein Kultur- »der Sensationrftlm? — 10.00: Stund« mit den Sternen. — 19.50: Waldemar Bonsel» zum 80. Geburt»«»«. — 20 00: von Homburg: „Vas Ohr der Welt.« Ein hellere» Hörspiel oan Earl Heinz Boes« und Han» Lrenneck« (Edgar Wallace gewidmet). — 20.45: von Hamburg: „variett für Orchester.« Eine Hunkhumore»ke für Soloinstrument« und Orchester Text und Mustk von Siegfried Scheffler. — Anschlie ßend: Lettin« Programm. 7K vertag. Werkln — Stettin — Magdeburg. 7.00: Funk-Bymnostik. — Anschließend bi» 8.15: grllhkonzett. — 12.30: Wettermeldungen für den Landwirt. — 14.00: Musik instrument« von gestern, Musikinstrumente von heute (Schallplat tenkonzert). — 15 20: Persönlich« Erinnerungen an Lau Andrea»- Salomt — 15 40: ver Völkerbund de» Rundfunk». — 16.05: Wo» leistet di« Berliner Winterhilfe? — 16 30: von Königsberg: Kon zert. Funk-Orchester. — 17.30: Jugendstunde. Dr. Ueberall er- Zählt. — 17.55: Technische Eindrücke von der Automobil-Ausstel lung. — 18.20 Mascha Kaliko liest eigen« Gedicht«. — 18L5: Philosophisch« Gespräche: Wa» ist Wahrheit? — 19 00: Drei Minuten vom Arbeitsmarkt. — 19 05: Walzerswnd«. vereinigt, Finkesche Mandolinenchöre. — 20.10: Bemerkungen zum Hör spiel. — 20 30: „Die Verschwörung de» Fie»to zu Genua.« Ein republikanische» Trauerspiel von Friedrich von Schiller. Für den Rundfunk bearbeitet von Otto Katz — 22.15: Zeitansage usw. — Danach bi» 0.30: Lu» dem Sven-Hotett Tanzmusik (Kapelle v»kar Joost). König,«ufterhavse» 6.20: Zeitansage und Wetterbericht. — 6 55: Wetterbericht. — 7.00: Funk-Gymnastik. — 10.10: Schulfunk: Heimatdichter der Grenzmark. — 10 35: Reuest« Nachrichten. — 12 00: Schulfunk: Englisch für höher« Handelsschulen und sortgeschrittene Klassen der Handelsschulen. — 12.25: Wetterbericht. — 12.30: Alt« Meister: Bach (Schallplattenkonzert). — 13.30: Neueste Nachrichten. — 14.00: Schallplattenkonzert — 14.50: Kinderstunde: Wir machen ein« Kinüerzeitung. — 15.30: Wetter- und Börsenbericht. — 15.45: Stund« für b,« reifere Jugend: Lerkehrsiunk. — 16.00 Pädago gischer Funk: Spiel und Material iEntdecken und Erfinden al» Grundlage de» Geslaltungrunierrichts). — 16.30: Don Berlin: Rachmittog»konz«rt. — 17 30: Klassisch« und romantisch« Operette. — 18.00: Viertelstunde für die Gesundheit: Lengstliche Patienten beim Zahnarzt. — 18.30: Hochschulsunk: ver moderne Kapitalis- mu». Pros. Dr Werner Sombnrl — 19.00: Englisch für An fänger. — 19.30: Stunde d-s Landwirts Fragen der Frucht folge bei vermehrtem Weizenbau. — Anschließend: Berliner Pro gramm. k v o/V k Q k t4/L 4/ / ' 11. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Vas war «ine furchtbare lleberraschung. Sie schlug wie der Mitz vor ihm «in, raubte ihm alle Fassung. Ein paar Minuten saß er so da ohne irgend etwas denken zu können, daim kam langsam die Besinnung zurück. Harriet krank — und « hatte noch kein Recht, sich chrer anzunehmen. Aber helfen wollte er doch, so weit ihm das möglich war. Er erbot sich den Doktor zu rufen oder sonst irgendwie behilflich zu fei«. Aber Lina schüttelte den Kopf: ,2m Augenblick ist Ruhe alles, was ihr helfen kann . . ." sagt« sie. „Starke seelische Erschütterungen heilt wohl am besten die Zeit. In ein bis zwei Tagen dürfte alles wieder gut sein." Er mußt« fich damit bescheiden, verlangte tägliche Nach richt über das Befinden Harriets und ging niedergedrückt und «st gesenktem Haupte heim. Was war geschehen, das ihn so grausam aus seinen Wünschen und Hoffnungen riß? Ein alter Reim fiel ihm ein: -Zwischen Lipp und Kelchesranü Waltet dunkler Mächte Hand.« Uh, das Schicksal oder jene Mächte, die das Glück der Menschen nicht zugeben, wie waren die zu versöhnen? Lina hatte di« Wahrheit gesagt. Harriet lag zu Bett. Si« hatte «in« furchtbare Aufregung hinter sich, di« Körper und Seel« gleich schwer erschüttert hatte. Mit der Morgen post, zugleich mit den Blumen, di« Matthias ihr gesandt, war ei» Brief angelangt von der Polizei aus Budapest. Das Schreiben war ein Abschiedsbrief ihres Vetters, der den größten Teil ihre» Vermögen» verwaltet«. Si« hatte niemals Abrechnung von ihm verlangt, zumal die Zinsen, di« sie nicht »im Kapital schlagen ließ, immer pünktlich «intrafen. Seit n« sich aber mit dem Gedanken einer Wiederverheiratung trug, hatte sie das Geld zurückverlangt. Nun war die Ant wort da und di« war furchtbar. Das Geld war verloren, oer- jubelt und verspielt, der ungetreue Verwandt« tot — er hatte sich erschossen Erst war Harriet wie gelähmt, sie konnte kein Wort her vorbringen, starrt« immer nur da» Papier an, da» st« in Händen hielt, dann kam es in wilder Verzweiflung über sie. Sie rauft« ihr schöne» Haar, stieß Verwünschungen, Flüche aus, riß sich di« Kleider vom Leibe, riß das Fenster auf und wollt« sich hinausstürzen; aber Lina hielt fie mit ihren schwachen, jetzt in der Not hundertfach gesteigerten Kräften zurück. Schließlich sank Harriet ohnmächtig zu Boden. Lina und die Zofe hatten sie zu Bett gebracht. Da lag fie nun mit schmerzenden Schläfen und fiebernden Pulsen. Wild rollten ihre Äugen und immer wieder durchpeitscht« st« der Schreck. Di« in der Krankenpflege erfahren« Lina, der auch seelische Leiden nicht fremd waren, hatte ihr schließlich einen Schlaf trunk gereicht und dann doch den Artt kommen lassen Er konnte nicht viel sagen, hier war «in Rechtsanwalt «her am Platze. Vielleicht ließ sich doch noch etwa» retten von dem Arovq» Vermögen... Al» Hgrriet nach langem Schlat wieder erwachte, als die furchtbar« Tatsache ihr wieder ins Gedächt nis kam, fing sie von neuem an zu jammern und zu klagen Was sollte nun werden — was . . . So war das Opfer ihrer Jugend ein vergebliches gewesen! Das Geld, für das st« sich verkauft, wie in einem Brunnen versunken. Und warum das alles? Sie wollte sich nicht be lügen, in dieser Stunde nicht. — Weil sie nie daran gedacht hatte, daß auch si« mit dem großen Reichtum Pflichten über nommen hatte, die sie sorglos andern überlassen Andere sollten sich abmühen für ihr Wohlergehen! Leichtgläubig batte sie dem Vetter das Gel- überlassen, und — war viel leicht damit die Ursache gewesen zu seinem Leichtsinn; weil sie niemals Rechenschaft von ihm gefordert. Ja, dies« geradezu zurückgewiesen hatte, als er in den ersten Jahren Revision ver langt«. Es war zum Verrücktwerden — sie selbst war schuld an dem Verlust, niemanden konnte sie anklagen . . . Dann fiel ihr Matthias «in. Er wollt« sich heute ihr Jawort holen . . . dort auf dem Tisch« standen die Blumen, die er ihr ge schickt am Morgen. Kalt«, geruchlos«, fremde Blumen — sie mocht sie nicht sehen. „Tragt sie fort," bat sie. Wortlos tat ihr Lina den Willen und dann lag sie wieder da, apathisch und dacht« nichts. Di« Glock« schrillte durchs Hau», da hob sie den Kopf, sah Lina nach, die hinausgegangen war und hob fragend den Blick zu ihr auf, als sie wieder eintrat: „Ich habe ihn abgewiesen für heute," sagte di« treue Ge fährtin zu ihr. „Es ist gut." Dann warf Harriet den Kopf zur Seit« und weint« herz zerbrechend. Lina trat zu ihr hin, fuhr tröstend über ihr krauses Haar. „Er war jo bestürzt und unglücklich .. Wieder «ine Paus«, dann di« hervorgestoßenen Wort«: „Ich kann jetzt nicht die Seine werden, Lina, so arm wie ich bin ..." „Er wird gern für dich sorgen," wandt«.Lina schüchtern «in. Harriet lacht« grell auf. „Mit seinem Ratsgehalt... haha ... da» würde für mich kaum zu Handschuhen und Seifen langen ... o, du bist köst lich! Nein, den Luxus, arm zu heiraten, den kann ich mir nun nicht erlauben.^ Lina gab keine Antwort, sie seufzt« leis« vor sich hin. Ja, da« Leben war ost grausam, wie ost schon war fie Zeugin zerstörten Glücke» gewesen, meist trug Geld die Schuld daran. Harriet batte sich plötzlich aufgerichtet, sah mit irren Augen um sich und schrie: „Nein, ich will st» armselig nicht leben! Vielleicht in zehn- mal umgeänderten Hüten, in gestopften, gewaschenen oder gefärbten Handschuhen gehen wie du, Lina, nein — da« kann ich nicht — lieber sterb« ich " Und nach einer langen Paus«: „Lasse mein« Koffer packen, Lina, so wie ich einigermaßen kann, reise ich — ja, sieh mich an . .. denkst du, ich werde hier zum Gespött der Gesellschaft die Hände In den Schoß legen und sehen, wie Fremde mein« Wirtschaft mit Beschlag oe- legens^ „Soweit sind wir noch nicht, Liebst«. Ich denk«, du berätst dich erst mal mit deinem Anwalt. Vielleicht ist doch noch nicht alle« verloren in Budapest, und selbst wenn da» der Fall wär«, bleibt dir noch genug zu einem anständigen Leben Du hast da, Gut in Nieoerösterreich, die Pacht laust nächsten» ab, nimm ««in eigene Bewirtschaftung, du hast di« Billa hier, verkauf« sie mit Vorteil, gib den Ueberfluß deiner Brillanten her und du kannst immer noch «In beneidenswerte» Leben führen." Tag« gingen und kamen ohne irgendwelche Nachricht von Harriet, vielleicht, dachte er, soll da» «in« Antwort auf mein« Werbung sein. Drutlich ist si« wohl, ab«r doch unwürdig einer gebildeten Frau. Damit wollte er di« Angelegenheit ver- geffen. Aber so leicht kam er damit nicht durch. Eine» Tage«, «« mocht« «ine Woch« nach dem Vorfall sein, bracht« ihm »Äl Postbote «in,« jener lila Briefchen, die er so aut tanntz«.. Als Matthias nach Ablauf zweier Tage noch immer keine Nachricht von dem Zustand« Harriets erhallen halte, ließ ihm di« Sorge keine Ruhe mehr, er fuhr, fest entschlossen, eine Unterredung mit Harriet zu erzwingen, hinaus zu ihr. Zu seiner Verwunderung fand er sämtliche Rolläden der (zensier geschlossen, ein« tief« Ruhe lagerte über dem Haus, der Por tier, der verschlafen au» seiner Loge heraus kam, wußte nur zu berichten: „Die gnädigen Herrschaften sind heut« früh mit Sack und Pack abgereist." Matthias stand starr vor Staunen da. Was hatte das zu bedeuten? Gestern noch war sie todkrank und heute. .. Was war vorgefallen? Warum dies« völlig unvorbereitete Reise, sie hatte kein Wort davon gesprochen, warum diese Flucht? Unklar«, dumpf« Ahnungen peinigten ihn. Si« war ohne Ab- schied von ihm gegangen. Floh sie vor ihm? Dieses Denken verwarf er im Entstehen, es hatte kein« Begründung Wenn sie ihn nicht mocht«, genügten «in paar Heilen. Immer mehr drängte sich ihm di« Ahnung auf, daß irgendein Unheil die schön« Frau getroffen habe. Zu gleicher Zeit wurde ihm die Gewißheit: Si« ist mir oerloren. Dann wieder bracht« er ihre rasche Abreise mit ihrem exzentrischen Wesen zusammen, sie wird mir schreiben, sie wird mich rufen, sie will unser« Ver bindung fern von der Gesellschaft feiern. Ja, so wird es sein. Oft genug hatte sie solche Ansichten im Gespräch verraten, aber «inen Wink hätte sie mir geben müssen. Sie weiß, daß ich leide in dieser Ungewißheit. Es kam di« Erkenntnis m ihm: Rück sicht für ander« hat sie nicht. Si« folgt nur ihren trau« fällen, unbekümmert um ihr« Nebenmeotche» E, ttt» ch» ein, daß Lina einmal ähnlich über sie gesprochen. Wo übrigens Lina? Sie pflegt« di« Villa nie z» oerlaffen, auch dann blieb sie in Wien, wenn Harriet ihr« üblichen Reisen antrat. Er ging noch einmal zurück, läutete den Portier her aus und erkundigt« sich nach dem blaffen, asten Mädchen. „Ja," meinte der cüt« Mann und kratzt« sich hinter dem Ohr, „die Frailen, di« is gleich morgens auch weg, ich glaub 'm» Krankenhaus Rätsel über Rätsel, Matthias gab «« auf sie -u läsen. Ver ärgert und besorgt trat er den Heimweg an. Harriet gab keine Antwort, sie hotte kaum hingehört auf di« wohlgemeinten Vorschläge der BÄ«. Ein Gedanke ar beitete hinter ihrer weihen Stirn: „Ich reise, morgen schon, mach du hier, was du willst; ver kauf, verkauf nicht, ich komm« erst wieder, wenn ich mein« alte Stellung in der Gesellschaft wieder habe, reich — oder gar nichts will ich sein!" „Aber Harriet . . . sag, was hast du vor . . ' „Monako .. ." erwiderte sie trotzig. Lina sagte nichts dazu, der Einfall war zu ungeheuerlich, si« glaubte nicht daran, ging aber doch daran, die Koffer mit Hilfe der Jungfer zu packen, hofft«, daß Harriet doch noch anderen Sinnes werden und ihr letztes Geld nicht aufs Spiel setzen werde; aber ihre Hoffnung erfüllte sich nicht. Harriet reist« anderen Tages, begleitet von chrer Zofe wirklich nach Monako.