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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 12.09.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-09-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192809123
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19280912
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19280912
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-09
- Tag 1928-09-12
-
Monat
1928-09
-
Jahr
1928
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 12.09.1928
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Vertliches nnd Sächsisches. Riesa, den 12. September 1928. —'Wett ervor bersaa» sirbenl». September Mitgeteilt von der Sächs. Landeötvettertvarte zu Dresden, vritkr bi« wolkig. .Etwa« wärm.r. Schwach, Winde au« wechselnden, hauptsächlich nördlichen Richtungen. - —* Daten siir den 18. September 1088. Sonnenaufgang 5.81 Ubr. Sonnenuntergang 18.20 Uhr. Mondauigana 4,18 Ubr. Monduutergang 18,80 Uhr. 1810» Di« Pianistin Klara Schuawnn in Leipzig geb. <aest. 1808). 1880: Di« Dichterin Marie v. Ebner-Gschenbach auf Schloß ZdiSlavie in Mähren geb. (aest. 1016). 1888: Der Admiral Fran» v. Hipper in Weithin, (Oberbayern) aeb. 1877: Der Forschung-reisende Wilhelm Filchner in München geb. 1888: Der Geograph Erich Obst in Ve«'"« geb. —* s üchsischeLandesbübn». Der Uraufführung »n .Spirttu«" morgen Donnerstag abend ivird neben »ner größeren Anzahl von Vübnenleiter» und Breffever- retern aus dem Reich« auch der Dichter D r. R u d o 1f S r i r -Innsbruck beiwohne». Die »Sächsische LandeSdühne" tritt mit dieser Uraufführung in die Reih, der großen vühneninktitut«, di« Uraufführungen von Bedeutung bringen. —* Sitzung de» Schulde,irkSvorstände» unddeSGchulauöschufseS. Unter Leitung des Herrn Bürgermeister Hans fand gestern abend von K.8V Uhr ab im RatSsitzungSsaale eine üssentltche gemeinschaftliche Sitzung de» SchulbezirkSvorstanbeS und de» Schulausschusse» statt. Bor Eintritt in die Tagesordnung begrüßte Herr Bürger meister Han » die erstmalig al» Elternvertreterin anwesende ssrau Hilde Hager und verrn Lehrer Winkler (Schule am Heideberg) und bat um deren reg« Mitarbeit tm In teresse unseres städtischen Schulwesen». ES wurde alSdanu folgendes beraten bezw. beschloßen: 1. Von einem Schreiben de» Rates, Sparmaßnahmen im Rechnungsjahr 1928/29 betr., wurde Kenntnis genommen. Nachdem Herr Bürgermeister Han» auf baS erhebliche Defizit, da» der diesjährige HauShaltpla« aufweist, hingewicsen nnd ersucht hatte, auch im Haushaltplan der Schulkaßc i>:ö lichst Auf sparungen vorzunehmen, erklärte man sich damit einver standen, baß den Schulleitungen eine entsprach de Mit teilung zugestellt wird. Im Verlaufe der Auoi- lache regt« Herr Stadtv.°Borsteher Günther an, baß künftig die Vor nahme von baulichen Vorrichtungen, die beschloßen worben sind, nicht kurzerhand vom Ermessen des BanamtcS ab hängig gemacht werden möchten. Veranlassung zu der An regung gäben Schwierigkeiten, die sich bei beschlossen gewese nen Ausführungen während der großen Ferien ergeben hätten. — 2. Zn einem Anträge der Leitung der Parkschule aus Nachverwilliguna von 200 RM. zu Pos. 14 deS HauShaltplanes (Lernmittel) wurde beschlossen, um Klarheit herbetzuführen, die Angelegenheit dem städtischen Schuldet- rat zur Prüfung zu unterbreiten. Im HauShaltpla» sind für Lernmittel für die Parkschule nur 100 RM. eingesetzt worden, während für gleiche Zwecke an den übrigen Schulen höhere Beträge vorgesehen sind. — 8. Ein Schreiben der Direktton der Molkereigenoffenschaft Riesa, MtlchpreiS- erhvhung betr., rief eine längere Aussprache hervor. In dem Schreiben wirb unter Hinweis aus die katastrophalen Futtererträgniffe bekanntgegeben, daß die Milchpreise erhöht werden mußten und daß sich die Molkereigenoffenschaft nicht jn der Lage sehe, auch die in den Schulen an bi« Schulkinder abzugebende Milch zu dem bisherigen Preise zu verkaufen. ES wird von der Direktion vorgeschlagen, den Preis für einen Becher Milch, der jetzt 7K Pfg. beträgt, um einen halben Pfennig auf 8 Pfg. zu erhöhen. In der Aussprache wurde auf den seinerzeit gefaßten Beschluß hingewiesen, wo- nach der Milchverkauf in den Schulen von dem jeweiligen Beschlüsse des Schulaussckuffes abhängig ist, der bei einer etwaigen MilchpreiScrhöhung herbeigeführt werden soll. Herr Stadtv. Funke schildert« die diesjährigen ungünstigen ^utterverhältniffe und bat, der Preiserhöhung zuzustimmen, stach weiterer Aussprache, an der sich die Herren Günther, kramer, Schinkel, Bürgermeister Hans und Haubold be- eiligten und in welcher die grundsätzliche Frage, ob Verkauf »er Milch in den Schulen weiter gestattet werden soll, ge bärt wurde, wurde einem Anträge des Herrn Stadtv, -orn zugestimmt, die Molkereigenossenschaft zu ersuchen, >en bisherigen Preis bestehen zu lassen. — 4. Zu .inem Anträge des Schularztes Herrn Dr. Walcha auf Ab- .rdnung der Schulärzte und Lehrer zur Tagung de» deutschen Verein» für SchulgesundhettSpfleg« in «etpzig am 11. September 1928 erklärte sich die Versammlung »achträglich mit dem Entschlüße de» Herrn Bürgermeister -anS, Herrn Dr. Walcha und Herrn Lehrer Albert, welcher den orthopädischen Unterricht an den hiesige» Volksschulen erteilt, abzuordnen, einverstanden. — Punkt 5 der Tage», ordnun« betraf die Veratung eine» «»trage» der Leitung der Berufsschule auf Einführung vonWerk unter- rtcht für Ungelernt« in der Berufsschule. Herr ve- rufSschuloberlehrer Münzner begründete diesen «ntrag und gab bekannt, »aß e» sich hierbei um Unterricht in Fach- arbeiten und Hol,arbeite« handelt, der an Ungelernte erteilt werben solle. Er «te» auf di, Berufsschule« gleichgroßer und kleiner«, Städte hin, denen »te Riesaer Berufsschule trotz ihre» starke« Besuches in bezua auf Räumlichkeit und «»Sgestaltung ganz und gar »urückstrhe. Redner bat drin- gen», der Frage um Erweiterung der Berufsschule tm In- tereße unserer Äugend doch endlich ernftltch näher,«treten. Die den Ausführungen folgend« »«»sprach« drehte stch hauptsächlich nm die Raumfrage, «in, Lösung zu finde«, sei äußerst schwer. Der Vorschlag, zu »ersuchen, «ine« geeignet«« Raum in der früheren 82er Kaserne ,u bekommen, fei an der Mitteilung, baß stch die Besitzerin in Verpachtung»««!. Handlung,« mit einem Unternehmen befinde, geschettert. Auf Vorschlag deS Herrn Stadtv.-Vorsteher Günther wurde schließlich einstimmig beschloßen, die Beschlußfassung auSzu- setzen. Der GchulauSschuß erklärte, daß er dem Antrag« der BerufSschullettung grundsätzlich sympathisch gegen übersteh«, «» sei aber erwünscht, -aß zunächst die Raum, nnd Kosten, frage geklärt werd«. — Aehnlich verhielt man stch gegenüber einem zweite« Anträge, dteErrtchtungetnerSteno- typt st inne «klaffe an der Berufsschule betr. Auch hier wurde die Raum, und di« Kostenfrage in den Vorder- gründ gestellt Herr Bürgermeister Han» erklärte, baß nach den von ihm im Volksbildung»- und im Wirtschafts ministerium zu obiger Angelegenheit gepflogenen Bespre- chungen sehr wenig Hoffnung auf Genehmigung der Errich tung einer Gtenotyptstinnenklaffe an der Berufsschule be- stehe, da man der Ansicht sei, daß in Städten, in benen «ine Handelsschule bestehe, die Ausbildung von Stenotypistinnen diesen Anstalten überlaßen bleiben solle. Diese Ansicht suchte Herr Beruf»schulob«rlehrer Münzner zu zerstreuen. Man wolle den Schülerinnen der Berufsschule durch die Er richtung der genannten Klaß« unentgeltlich Gelegenheit bieten, sich al» Stenotypistinnen auszubilden. ES werde die» von den Eltern sicherlich begrüßt werden, um so mehr, al» von der geplanten Einrichtung in der Hauptsache Kinder erwerbstätiger Eltern in Frage kämen. Die Notwendigkeit bestehe übrigens, da der größte Teil der weiblichen Jugend auf eigenen Erwerb angewiesen sei. Es wurde schließlich der Anregung de» Herrn Stadtv.-Vorsteher Günther kattgegeben, tm Falle der Ntchtgenehmigung der geplanten Errichtung ine» Borklaßenzuge» an der Höheren Handel», lehranstalt Riesa schleunigst zu dem Antrag« der BerufS- schullehrerschast Stellung zu nehmen. — S. Zu einer Anfrage de» WohlsahrtSamte» Riesa wegen der evtl. Anstellung eine» hauptamtlichen Schulärzte» für den Schulbezirk Riesa wurde beschloßen, da» Schreiben an -en städtischen Gchulbeirat zu geben. — 7. In der Schule am Waßerturm hat sich herau-gestellt, baß die Kesselanlage vollständig durchrostet und unbrauchbar geworden ist, wo- durch die Erneuerung dringend vorgenommen werden mutz. Der Bauausschuß hat empfohlen, die Anlage abzubrechen nnd durch eine neu« zu ersetzen. Die Gesamtkosten find auf rund 19009 RM. errechnet worden. Nach Prüfung der von mehreren Firmen eingeholten Kostenanschläge« ist der Firma Sperke-DreSben der Auftrag erteilt worden. Zur vorläu- figen Deckung der Kosten soll ein Zwtschenkredit von 10 MO RM. ausgenommen werben, die Summe soll möglichst in dem nächstjährigen HauShaltpla« abgedeckt werben. Der Bor- läge wurde zugestimmt. — 8. Gegen « Stimmen und bei S Stimmenthaltungen wurde auf Einladung de» Bunde» Ent- schiedener Schulreformer beschloßen, zwei Vertreter, und zwar die Herren Günther und Münzner, zu der am 80. Sep- tember und 1. Oktober diese» Jahre» in Dresden stattfinden, den Tagung, verbunden mit mehreren Vorträge«, zu entsenden. — Frau Hager brachte die ihrer Meinung nach ungleichmäßige und mangelhafte Besprengung der Schulhöfe zur Sprache, wobei sie besonders die un- zulänglich« Besprengung deS Schulhofe» der Parkschule kritisierte. Frau Hager wurde dahingehend beschicken, daß man sich infolge deS immer mehr zutage tretenden Wasser- mangel» gezwungen gesehen habe, Sparmaßnahmen zu er greifen, denen leider auch di« Schulhvse verfallen seien. ES wurde weiter bemängelt, baß gepflasterte Straßen auch jetzt noch besprengt würde«, während staubig« Straße« und be- sonder» die Schulhöfe vernachlässigt wüicben. Herr Bürger- meister Han» bemerkt«, daß derartige Fragen hätten recht, zeitig vor der Sitzung angebracht werde« müssen, damit er sich mit den zuständigen Stellen hätte in Verbindung setzen können. Er werde aber die Angelegenheit im Bauamt Vezw. im Betriebsamt erörtern. — Damit erreichte di« öffentlich« Sitzung gegen K8 Uhr ihr Ende. — —* Eine neue Sö-Pfennts-Briefmarke. Auf Anregung au» WirtschaftSkreisen hat die RetchSpost' nunmehr etn« Sreunarte für 45 Pfennig tzrucktzn lassen, die bereit» jetzt bet den Postämtern auSgegeben wird. Die Marke ist vor allem für die Freimachung von Einschreibe briefen Innerhalb Deutschland« bestimmt. te«. — Mitteldeutsch« Stahlwerk« A -G, Lauchhammerwrrk, Riesa: Vorrichtung »um Sin» und AuSrllcken vo« Kuppe- lunoen, Insbesondere an Schere,;. Stanze« u. dgl. (auegel. Bat). — Gust. Lorenz, Barna-Oschatz: Ventil, Mr Vieh, trankebecken. (Sm.) r — Großenhainer Webktuhl- und Ma- schinenfabrtk A.-G., Großenhain: Beliebig abstellbar« Meter, bezw. Tourenzähleinrichtung. (Sm.) —' Schnellzug Berlin —Budapest, Dtedeut- sche Reichsbahnverwaltung im Einvernehmen mit der Brr- tvaltung der tschechoslowakischen und ungarisch«« Staat»- bahnen plant für da» nächste Jahr die Einführung eine neuen direkten Schnellzuge», der die beiden Hauptstätte Berlin—Budapest verbinden soll. —WK. Die Höchstdauer der Krisenunter, stützung. Noch dem 15. September 1SS8. Rach dem 15. September 1928 — da der 16. September ein Tonn- tag ist, also vom 17. September an — gilt die Krisenunter, stützung nach der neuesten Fassung der Verordnung und ve» Erlasse» vom 27. August 1928. Grundsätzlich beträgt die Höchstdauer der Krisenunterstützung 39 Wochen. Für Ar- beitSlose über 40 Jahre kann sie, wie bisher schon, bl- auf 52 Wochen verlängert werden. Geblieben ist auch die Möglichkeit Lur Verkürzung der Unterstützuna»höchstdauer, wenn dem Arbeitslosen voraussichtlich möglich sein wird, sich durch eigene Bemühungen eine geeignete Arbeit zu v«r. schaffen. In den UebergangSvorschrtften ist der Fall vor gesehen, daß jemand vor Inkrafttreten deS neuen Erlasse» au» der Krisenfürsorae schon ausgeschieden ist, weil er die damals geltende Höchstbezugsdauer erreicht hat, während ihm nach den neuen Bestimmungen noch für eine weitere Zeit die Unterstützung zustande. In diesen Fällen ist be- stimmt, wa» sich übrigen» schon au» einfachen Billigkeit», gründen von selbst versteht, daß der Arbeitslose noch - den Anspruch auf den Rest der Unterstützung bi» zum Ablauf der nunmehrigen HochstbezugSdauer geltend machen kann. —* Um da» Schicksal der kleinen Gur«1- sonen. Wie dem „Pirnaer Anzeiger" von zuständiger Seite mitgeteilt wird, sind die Berliner Meldungen über die Einziehung bestimmter kleiner Garnisonen noch ver früht. E» handle sich nur um Verhandlungen und Er wägungen, die gegenwärtig -wischen dem ReichSwehrmint- sterium und dem ReichSsinanzministertum über die Ein- ztehung kleiner Garnisonen bezw. Zusammenlegung bis heriger Garnisonen gepflogen würden. Diese Verhand lungen seien aber noch längst nicht soweit gediehen, daß schon die in Frage kommenden Garnisonen genannt werden könnten. —* Eröffn»«- de» argentinische« Kon sulat» in Dresden. Die Diensträume befinden sich Restdenzpraße 22; Dienststunden sind Werktag» von 11 hi» 13 Uhr. Telephon-Nummer 31414. Der Amtsbezirk ve» Konsulats umfaßt die KreiShauptmannschaften Dres den, Chemnitz und Bautzen. Da» Konsulat ist zur Beglau bigung vo« Handelspapieren aller Art, Ausstellung «ota- rteller Urkunden, Erteilung von Passiven, Uebersevungen, Auskünften usw. ermächtigt —* 73. Hauptversammlung de» Gustav Adolf-Verein-. Der Evangelische Verein der Gustav Adolf-Stiftung hält keine 73. Hauptversammlung vom 16. bis 21. September in Freiburg t. Dr. ab. Am Sonntag, den 16., nachmittag-, wird sie durch etn Volksfest einge- leitet. Am Montag findet dann eine Sitzung de» Zentral- vorstande» und abend» eine Begrüßungsfeier statt. Am DienStag ist der Vormittag den ArbeltSaemeinschafteu vor- behalten, während am Nachmittag die Freiburger Jugend und die Freiburger Frauen Sondertagungen abhalte«. Am Mittwoch vormittag beginnt dann die nichtöffentliche Äbgeordneten-Dersammlung, der nachmittag» die erste öffentliche Hauptversammlung folgt. De« Hauptvortrag wird Generalsuperintendent Prof. D. Schtan-Bre-Iau über die Bedeutung der Reformation für die evangelische Go» metnde mit besondere Beziehung auf die evangelische Dia- spora halten. Aus der Tagesordnung der zweite» öffent lichen Hauptversammlung, die am Donnerstag, dem SO. September, vormittag», beginnt, stehen u. a. die lieber- reichung der Festgaben, die Zuteilung der große« Liebes gabe und etn Vortrag von Stadtpfarrer Hauß-Stockach Über die badische evangelische Diaspora im Zusammenhang mit der Geschichte der Reformation am Oberrhein. Am WMk MttWe. Trauerspiel in 5 Akten von William Shakespeare. Shakespeare war die schärfste, die unüberwindliche Waffe, mit der Lessing einst in setner Hamburgischen Dramaturgie gegen den französischen Klassizismus kämpfte, »Romeo und Julia" und .Othello" waren die Zaubermächte, mit deren Hilfe er den Ruhm de» französischen Drama» wie «inen Hallo» be vent" zerplatzen machte. Warum er einzig damit un- nicht mit seinen antiken Gesetzen den gewaltigen Er folg erreichen konnte, da» zeigt auch heute noch jede neue Aufführung dieser Dichtungen. Fast alle Kunst ist an den Seist ihrer Zett gebunden, ist nur t« Rahmen ihrer getsteSgeschtchtltchen Pertode vollkommen zu verstehen und wird mit ihr von neuen Strömungen überwunden, aber Shakespeare» Meisterwerke sind zeitlos. Nicht Irgendwelche Theorien beweisen da», sondern einfach die Tatsache, daß diese Dramen, über 809 Jahre all, noch heute unverminderte Wirkungskraft besitzen, und diese besitzen sie nicht, weil sie besondere Kunstformen oder besondere Probleme al» Grund lage haben, nein, lediglich — und da» ist die einzig mögliche Erklärung — weil sie die Schöpfungen eine» Genie» sind. Man darf an den .Othello" nicht mit trgenbetnem Maß stabe herantreten, man mutz sich seinem Eindrücke hingeben, sich «insühlen und wird von ihm durchglüht werden. Wa» hier vor unseren Augen geschieht, La» tst nicht künstlich ge- formt, sonder« tst da» Leben, wie wir e» selbst empfinde«, wie e» sich in setner Größe nnd feiner Unerbittlichkeit stet» von neuem vor un» entwickelt und un» in den Strudel mit hineinreitzt. Hier tst da» wahre, tausendfältige Leben vo» -inem Genie geschaut und künstlerisch gestaltet worden. Die Kabel tst einfach: der listige, niederträchtige Jago nutzt sein Ansehen, in Othello Eifersucht zu erwecken, und läßt DeSde- mona zu immer neuem Verdachte Anlaß geben. In Othello siegt da» Ehrgefühl über die Liebe, er glaubt dem Schein und tötet feine Geliebt«. Die Lebensfülle ist gewaltig. Dämonisch wirkt Jago al» dte böse Macht; leise, ganz all mählich fängt er an, DeSdemona bet Othello zu verdächtigen; indem er scheinbar selbst den Verdacht als unbegründet be- zeichnet, weiß er ihn nur Immer mehr zu schüren. Hinter scharf erklügelter, feinfühligster Galanterie versteht er seine vergiftende Falschheit ,« verbergen und seine fluchbeladene Saat nur um so üppiger sprießen zu lassen. In blindem Glauben schenken ihm Othello und DeSdemona, schenken ihm alle ihr Bertrauen und werde» von ihm getäuscht. Othello »E«t- wie erst in der Lieb«, «UN tm Zorn keine Grenzen. und die Lieblichkeit der sanfte» DeSdemona tretbt th» nur immer weiter in» Elend. Auch ihr verzwetfelte» Flehen läßt th» nicht wieder an ihre Treue glaube«. Und zu welche« Szene« ist dieser Kampf zwischen Liebe und Eifer sucht zusammengeballt. Einmal leidenschaftlichst« Steige- rung, dann wieder märchenhafte Anmut, alle» durchsetzt vou -er ernüchternden Komik de» Alltagsleben». Nicht wunder- barer kann dte grenzenlose Reinheu der Geliebten erscheine« al» gerade da, wo sie von dem mißtrauischen Gatten a« unmittelbarsten bedroht wird. Die bezaubernde DeSdemona, das Lied vom Mägdlein am Eibenbaum auf den Lippen, schuldlos, jung und doch so nahe dem grausamen Ende, da» ist eine lyrische Einfügung, die an gentaler Schönheit un tiefster Verinnerlichung nur etwa» Ebenbürtige» findet in Brennpunkt«» künstlerischer Feinheit wie Gretchen» Lied vom König t» Thule. Shakespeare» Dramen fordern wie selten andere zur Darstellung herau», sie wollen nicht gelesen, st« wollen ge- lebt werden, weil da» Leben und nicht allein Jbeenschwere ihr« Stärke ist, sie gehöre» unöedtngt auf dte Bühne. Da» macht -te Aufgabe der Shakespeare-Aufführungen zu einer so überaus dankbaren, aber auch so schweren. Sie zu lösen, ist der Sächsische« Lanb«»bühne unter -er Leitung von Maxtmuö Ren» t« bestmöglicher Weise gelungen. Daß natürlich dte letzten genialen Züge der Hauptgestalte» allein von etner letzten, nur wentg «»-erwählten eigenen, Genialität deS Darstellers erfüllt werden können, darf wohl al» fttllschwetgenbe Voraussetzung angenommen werden. Am vollendetsten fühlt« stch EharlotteFran» al» DeSdemona in dte Größe ihrer Rolle ein. Bet ihr vermißte man nicht» an liebreizender Zartheit, an feinsten Nuance» in Sprache und Bewegung. Sie verkörperte wirklich «in Juwel, -eßen Besitz restlos glücklich, besten Verlust da heiße Blut -e» Mohren rasend machen mußte. Lebenswahr und von Leidenschaft durchdrungen gestattete Han» Meterhvfer den Othello. Sein ganze» Können widmete rr dieser Aufgabe, und das mit glücklichem Erfolg. Jago — Hermann ErustuS —, der giftige Intrigant, erschien überzeugend und wirksam. Seine Monologe wußte er effektvoll aufzubauen. Eine letzte Vervollkommnung hätte man seine« aalglatten Auftreten vielleicht noch wünschen können, «eußerst sympathisch war Anny Kynast al» Emilia. Da» Zusammenspiel aller trug wesentlich zum Er- folge be» Abend» bet, ganz besonder» aber dte wunderbaren Bühnenbilder, dte wohl an keiner Großstabtvtthne dem Geiste des Stücke» eindrucksvoller «ingefühlt werden könne«. W. * und Spielleitung: Martum» 8k«L DonuerStag, de« 18. September, , Spirit«-, Tragikomödie vo« Brix (Uraufführung l l). Der Dichter schreibt hierzu: »Spiritus" bedeutet Geist und Alkohol. Weil beide tu meiner Tragikomödie eine Rolle spielen, hat da» Werk diesen Titel. Dte Sucht, tu LaS Ueberfiunlich« «tu- -udriugeu und mit Leu Geister» der verstorbenen Ber- binduug zu erlange», tst ebenso wie der Glaube mr Au- küudtgungen Le» TobeS tief tu der Volksseele verwurzelt. Ich habe mich vor Jahre« eifrig mit dem Studium des Spiritismus beschäftigt und Labet ist mir dte Aruoldtche Getstertafel, LaS »Skrtptoskop", in die Hände gerate». Diese Tasel besteht auS einem unter Sla» und Rahme» Vestut- lichen Blatt Papier, auf Le« die Buchstabe« de» Alphabet» und etuige oft wiederkehrende Worte wie »ja" «ud .nein" in Quadraten «tngezetchnet find. Dazu gehört dte Plan- quette, da» ist et» dreieckiger Hohlkörper au» Pappe mit einem Mesfiugzetger an einer Ecke. Dte Plauquette wird auf die etn-eötte Tafel gestellt, «ud dte Äetsterveschwörer legen einen Finger der Saud auf Leu Hohlkörper. Dauu wird gemetnsam auf der Glasplatte hernmgefahreu, bi» ber Kontau mit der vermeintliche» Vetfterwell -««gestellt ist, wa« der Fall ist, sobald der Zeiger der Plauquette auf da» Wörtchen »hatt^ «eist. Bo« da ab dirigiert der Geist au» de« Jenseits und die Plauquette «rtt Le» Finger» der Spi ritisten bewegt stch nicht «ehr t« Kreise, sondern springt von einem Buchstabe» zu« andere» und bildet Wörter und Sätze al» Antwort aus mündlich gestellte Krage«. Bei einer Seance mit dieser Getstertafel passierte »un «ine sehr peinlich« Geschichte. Ei« boshafter Geist, Le« wir zittert hatten, prophezeit« einem Sitznng-teUnehmer be» Tod an einem bestimmten Tage. Der arme Kerl lebte nun et« Jahr lang in Erwartung seine» Tode». Da er tm übrigen et« -temltch lockerer Vogel «ar, bemüht« er sich, die Folge« setner Sünde« gut,»mache», tudem er seine Erspar- ntsse opferte und sich große« Demütigungen auSsetzte. Er wurde furchtbar fromm und gottergeben «ud empfing alle Sonntag, die Sakramente. Al» dann der gefürchtete Todes tag heil vorübergegangen war, blieb der lockere Bogel trotz- dem -er fromme Man». Dte innere Umwandlung war schon ,« tief gegangen. Er hatte tatsächlich den Tod erlebt. Etn echter Stoff für eine Tragikomödie. In den Rollen: Emil Janson (Bauer), M. Hofmann- Schabow (Mutter), W. Zeidler (Großknecht), Otto Melcher (Fischbacher), Elli Naerger (Ftschbachertn), Liselotte Rung« MoSl),, Erich, Schmidt (Lehrer), Ernst Reinig (Pfarrer),
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