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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 11.02.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-02-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192702116
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19270211
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19270211
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-02
- Tag 1927-02-11
-
Monat
1927-02
-
Jahr
1927
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 11.02.1927
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L. Beließe z» Biester DstGsttt. Frette», 11. Sein,«» 1-87. «ven»s Jl «S 8V. Jetzr». Politische T-geSiibersicht. sUN- -er Ausegu», trat« befvuder» I -er Seelenßabl ihrer Gemein-« vo« sich au- nachz«-eb«»u Di« Gtattfttk -er kirchlich« veftatt»«»« »eia«, -ab -t« kirch- ltche Bestatt«»- »och »um eisernen Bestand -er kirch liche« Ditte ae-öre. Sie -a-e gegenüber -er Fewer-estat- tuna -et weite» -en Vorrang, »rotz aller Propaganda für die Jugendweihe tst -i« Kvafirveativ» -och im Bolk»l«ben festgewurzelt. Da» bedauerliche Anwachsen der Selbst. »otd»isser beleucht« arell die Zeitverb ältnisse. Der jetzt sehr beliebt gewordene« ve»eich»ung „Frettob" für Selbstmord kanu nicht genug «utgegengetreten werde». Ju ter nun folgende« Lu»sprachc gibt »uerst Landes- korrsiftortalrat Dr. Seyler einige vemerkunae«, worauf Sun. Dr. Lrumbiegel -t« Notwendigkeit betont, der Um« stedlnna der Sroststadtbeodlkerung von kirchlicher Seit« sta tistisch nacheugebe« und die Grenzen -er Kirchgemeinden und di« Zahl ihrer Geistlichen -en neuen Siedlungen ent- sprechend «u verändern. Diese Anregung führt »u einer lebhaft« Au-sprach«, -ei -er auch die besonderen Ausgabe« der Inner« Mission in dieser Richtung zum Ausdruck kom- men. Die Synode stimmt -cm Antrag« des Ausschusses für Jnuere Fragen einstimmig zu, sür künftige Berichte -io letzt« Volkszählung ,n berücksichtigen und zwei weiteren An- trägen, di« ausreichende Unterlage» für die Statistik sicher stellen soll«. Ferner wurde folgende Entschließung gefaßt: „Tie Synode nimmt mit Tank davon Kenntnis, daß das Laude-konsistorium bereits Schritte unternommen hat »ur Einschränkung der sportlichen und anderen Veranstaltungen während dcS HauptgottesbiensteS: sie erwartet, daß es dies« Angelegenheit weiter verfolgt. Zugleich richtet sie an alle christlichen «reife unseres Volkes die ernste Mahnung, dafür zn sorge«, -aß unserer Jugend die Möglichkeit zur Heili gung de» Feiertags und insbesondere zur Teilnahme am Gottesdienst gehört und erhalten werde." Auch der Antrag Tr. «rumbicgrl wurde einstimmig angenommen. . . Der Verfassung,.^.-schuß legte hierauf durch eingehen den Bericht des Sou. Tr. Meier-Plauen seine Stellung zu dem Sirch«gefetz über die Nus Übung der bisherig« stadt- rätlich« Patronats- »nd Kollaturrechte dar. Der Kirche habe eS ferngelcgen, an -em NcchtSzustand etwas zu ändern und die Ausübung dieser Rechte den Stadträtrn zu ent ziehen. Es sei ein Akt der staatlichen Gesetzgebung gewesen, der di« Kirche in die Notwendigkeit versetzte, für eine ander weit« Ausübung dieser Rechte Fürsorge zu treffen. Die ein schlägige Vorlage des LandeSkonsistoriums stelle nur em«, vorläufige Maßregel dar. Deshalb halt« es der Bersafsungs- audschuß für erwünscht, daß zunächst mit den bisher patro- nalsberechtigien Stadträtrn und deren Organisation« Küh lung genommen und bas Ergebuis dieser Verhandlungen zu endgültiger Stellungnahme verwertet werde. Die Synode beschloß hieraus einstimmig, das LandeS- konststorium zu ersuchen, mit d« Vertretern der bisher patronatSberechtigt« Stadträte i» Verhandlungen über eine Neugestaltung der Ausübung der stadträtlichen Patro nats- und Äulturrechte einzntreten und die Vorlage einst weilen zurückznstellen. , Ein« Eingabe, über die Snn. Tr. Lvbncr berichtet, be faßt sich mit der bereits verabschiedeten Vorlage über die Zahl der Kirchgemeindevertreter. Sie wird aus sich beruhen gelassen. . Nächste Sitzung heute Freitag, den 11. Februar, vvrm. !) Uhr. Zur Beratung steht die Vorlage über ein Kirchen- ' 'uergesetz sür das Jahr 1S27. SSchMe LiwdeSshuo-e. D«r statistisch« vertcht. sek. DreS 0 en, 1V. Jebr. Nach -em heutige», durch Son. Müller-Taltitz erstatteten Bericht de» WahlvrüfungSaukschusses werden die Wahl« in -«« Wahlkreis« 18 sSchnee-erg-Auerbach) und 2V fZwickau Werdau) für gültig erklärt. Sodann begründet Gy». Üretzschurar die Stellungnahme de» Ausschusses für Innere Krag« »u einem Teil des sta tistische» Berichtes über bi« Zustäu-e in der «^Kth. Lau- -eSkirch- t« -« Jahr« 1W--1-W. Der Berichterstatter wie» darauf hin, daß verschiede«« Zahlen in diesem Bericht de» LandeSkonsistoriums nur auf Schätzung beruhen und deS-alb «»genau feiert. Deutlich zeigt« sich nach diesem Be richt die unheilvolle» Folgen -«» AuStrittSgesetzeS vom 4. August ISIS. Di« kirchliche Registersührung leide sehr unter de» Bestimmungen über die Auskunftspflicht der Standesämter. Einstweilen sei es deshalb immer noch nötig, daß die Pfarrämter bemüht bleiben, de» Veränderungen in strtz v-u^iMLkKaft« tk wie die DeM Berg, werk-tetinna meldet, -a- bestehend« Arbeit«,rttabkomm« zu» «.Februar gekündigt und -t« «iederetnführung br» r«i»« Achtftun-eniagr» verlangt ward«. Die Arbeitgeber -ab« -tes« Antrag abgelehnt. Di« Gewerkschaft« hab« o« Schlichter angerufe», d«r -te Verhandlung« auf -« Id. Se»«ar tu Dortmund angefetzt hat. Pviucar» »»- -i« veffnung »er Archive, Die fran-S- fische Kammer beschäftigte sich mit d« Nachtragskredit« für -a- Etat-jahr ISS«. Km v-rlauf« der Diskussion besprach bet» Titel auswärtige Angelegenheiten der loztalistischa «georLnete Kontanter die Veröffentlichung der Dvkumentff »«» Kriegsausbruch, Er forderte, daß sie fo bald wie m 'A sich bekanutaegebe» würb«. da Frankreich das einzige L-nst sei. -aS noch nichts veröffentlicht habe. Das sei so feilst»» -aß man frag« müsse, welche Gründ« dafür maßaeb -G fei«. Der Ministerpräsident müsse erklär«, ob er sich d« Veröffentlichung widersetze. Potncars ervärte: KetneSweg»! Ju dem Augenblick, wo dies« Beröffentltchuna« in ver schied««» anderen Ländern unternommen worden sind, be steht kein Grund, sie htnauSzuzögern. Ich werde dem Mi- »ifter de» Aeußeru den Wunsch übermitteln, der soeben »um Ausdruck gebracht wurde und -en ich teil«. Milliar-«ausgab«» für die fra»Ästsch« Oftbesesti, -»«st«. In der HeereSkommtssion der Sammer erstattet« gestern der SriegSminister Bericht über -aS Projekt -er Befestigungsanlage» an -er deutsch-französischen Grenz«. Di« gesamten Ausgaben für di« Vi» 1SM fertig« Anlagen soll« sich auf viele Milliarde» Frank« belauf«. «elfe Hoefchs zn Streseman»? In politischen «reif« verbreitet man da» Gerücht, baß -er -rutsche Botschafter vo« Hoesch, der bekanntltch gestern mit Brtand eine Be sprechung hatte, sich «ach San Remo begeben wolle. Ma» legt diesen Reiseplan dahin au», daß Dr. Gtresenurnn ein« Zusammenkunft mit Briand -erbciführen wolle. R-ichSprästd«t v. Hiudenburg a» Otto Frau, ««sich«. Reichspräsident v. Hindenburg richtet« an Otto Franz Sen- sicheu zum 8V. Geburtstag folgendes Schreiben: «Sehr ver ehrter Herr Genstchen! Zu Ihrem 80. Geburtstage sende ich Ihn«, dem bewährten Dichter so vieler schöner, vo» vaterländischem Geist erfüllter Werke, herzliche Grütze und meine besten Wünsche für Ihr Wohlergehen. Ihr ergebe»«: von Hindenburg." Zwei Jahre Gefängnis für ei«« franzSstsch« ko««», «tisiifcheu Delegiert«. Der kommunistische Delegierte DueloS ist vom Pariser Strafgericht »» 2 Jahr« Gefängnis verurteilt worden. DueloS hatte im November ». I. in einem kommunistische» Blatt einen Artikel veröffentlicht, der die Soldaten und Matrosen zur Gehorsamsverweige rung aufforüerte. . — Wünsche «ud Beschwerden Slfatz-LothrirrgenS. Mini sterpräsident Poincars empfing e«ent die demokratisch« «nd die sozialistischen Abgeordneten Elfatz-SothringenS. die. u. a. stärkere Berücksichtigung der elsaß-lothringisch« In ¬ dustrie bei -er verteilm»- -er deutsch« Raturalltefernnge» verlangt«. Ferner umrd« »lag« darüber geführt, -atz die steuerliche Belast««- »lsatz-Sothring«- -te de» ttbria« Frankreich» h«t »eit«« übersteige. Pvinears sagt« Vrü- tsttßh« Abg«or-net« S«r*t»-»ng -er elsatz. lothringischen ««ölkern», «tt -em übrig« »ranktttch ein. Antrag «f Abänber»»« -er Gemein-enr-nnng Polnisch- «chüße»-. S» -er gestrige« Sitzung -«- Schlesische» Seim wurde et» Zusatzantra« »ur »emrindeordnung etugr-racht, nach welche« -er Woiwode berechtigt ist. die Gemeinde- bezw. Stadtverordnetenverwaltungen aufzulösen, sall» sie sich al- arbeit-unfähig erweis«. Der Antrag nmrde brr RechtSkommifsivn zur Prüfung überwirf«. Mafsenknn-gebnna gegen -« vürgrrblock. I« Berlin veranstaltete gestern die Sozialdemokratische Partei im Sportpalast ein« Massenkundgebung gegen den vürgerblock. Ein« Anzahl bekannter Abgeordneter griff t» ihr» Reden die «««« Reaterung scharf an. Gefängni-straf« für amerikanische Beamte weg« Ak« rsholschmnggel-. Der Bürgermeister und der Polizetdtrek- tor von Edgewater sNew Jersey) sind z« je einem Jahr und einem Lag Gefängnis verurteilt worden wegen Beteiligung en etner Verschwörung und weg« Alkohylschmnggel» im Werte "von 2 Million« Dollar». Nnstivrmigkeit« t« franzSsikch« kka-inett über bi« Wahkreformsraar. Da» Scho d« Part» glanbt seftstellen zu könn«, daß die Frage -er Rückkehr zu den Arrondisse- mentSwahlen im Laufe de» gestrigen Minister«»» eine» Zivtespalt innerhalb de» KabinettS gezeigt habe. Nament lich LouiS Marin st-he in Opposition zu seinen Minister kollegen, weshalb man geftern beschlossen habe, nach Schluß deS heutigen Minister«»» im Ek-ssee den Priistdenten der Republik anfznforde«. «in« Art GchiedSrichteramt zu über nehm«, um den Konflikt zu beseitige». Rach dem Echo de Parts spricht man angesichts der Unstimmigkeit der Par tei« über die Rückkehr zu de« Arrondtssem ntswahlen über die Möglichkeit einer Verlängerung der i« Mai 1928 ablaufenden Legislaturperiode. eschilöerung, die zwar von keinerlei zu berichten wußte, dafür aber in gab von der glückseligen Stimmung, chen auf seiner Hochzeitsreise alles te hatte sehen kaffen. Im Tuukel. Roum» von Reinhvl-Ortmau» 1. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Daslvafdie umfangreiche Einleitung für «ine noch viel umfangreichere Reiseschilderung, die zwar von keinerlei aufregenden Abenteuern zu berichten wußte, dafür aber in fedem Satze Zeugnis gab von der glückseligen Stimmung, die das junge Frauchen auf seiner Hochzeitsreise alles aur im rosigsten Lichte hatte sehen kaffen. So ganz hatten die süßen Erinnerungen von Frau Alen Besitz ergriffen, daß sie darüber alles andere vergaß und mit heißen Wangen einen Briefbogen nach dem anderen füllte. Plötzlich aber spürte sie etwa» wie ein« schmerzlichen Stich in der Gegend de« Herzens, und als sie daraufhin unwillkürlich im Schreiben innehielt, kam ;s ihr zum Bewußtsein, daß sie ja schon eine unendlich lange Zeit über ihrem Briefe zugebracht haben müsse — !»nd daß ihr Gatte noch immer nicht wieder da war. Sie zog ihre Taschenuhr und stieß «inen Schreckensruf au». Mehr al» zwei Stunden waren vergangen, seitdem sich Arnold mit dem letzten zärtlichen Kuß von ihr verabschiedet hatte. Und er hatte feierlich geschworen, in längstens dreißig Minuten wieder bei ihr zu sein i Noch halb ein Kind, und gewohnt, sich jedem starken Eindruck ohne viel Ueberleaung htnzugeben, geriet Frau Ellen sogleich in die größt« Angst und Bestürzung. Sie ließ ihren Bries im Stich und drückte auf den Knopf der elektrischen Klingel leitung, daß es lang anhaltend wie SturmgelSut durch das Haus schallte. „Um de» Himmels willen, Bridget,- rief sie dem gan- bestürzt etntretenden Dienstmädchen zu. „Meinem Mann« muß etwas widerfahren sein. Er ist fest zwei Stund« fort, obwohl er nur eine halbe ausbletben wollte. Sagen Sie mir, was ich tun kann, um ihn zu finden!* „Ja, wissen Mr». Brüning denn nicht, wohin der Herr Doktor sich begeben hat?* „Doch! — Er ist zu der Ldvokatenslrma Brown und Smithfield gegangen. Hier auf der Karte steht die Straße, in der di« Leute wohnen.* Bridget las und erklärt«, da» sei ganz in der Nähe, «nd man brauche sich überdies nur durch den Fernsprecher zu erkundigen, ob der Herr Doktor noch dort f«. Da» leuchtete Frau Ellen ein, und da sie viel zu auf geregt war, um selbst -u telephonieren, ging st« mit Bridget hinunter, damit Mr». Pogson di« Güte hatte, «» statt ihrer zu tun. Sie stand, am ganzen Leibe zitternd, neben dem Apparat, wahrend die freundlich« Penpons- Inhaberln die Äerbindung herstellte, und sie wurde leichen blaß, al» Mr». Pogson sich ihr nach kurzer Unterhaltung zu» wandte, um zu bericht«: „Mr. Smithfield sagt, daß der Herr Dollar allerding» dagewesen fei, sich aber schon vor anderthalb Stunden mitten au» der Besprechung herau» wieder entfernt habe, wfil er, wie er sagte, seine Gattin nicht wart« lassen wolle. Er muß also — aber, mein Gott, wa» ist Ihn«, Mr». Brüning? Wird Ihnen schlecht?* Vie Bermutung hatte ihre volle Berechtigung, dem» die arme kleine Frau Ellen begann plötzlich zu wanken und glitt in der nilchsten Sekunde mit einem schwachen Aufschrei ohnmächtig zu Boden. Diese kurze Ohnmacht «ar die letzte karge Gnad«, die ihr da» Schicksal erwie». Denn auf die wenigen wohl tätigen Minuten de» Berglen» kolaten lange, furchtbare Stunden der Angst und der Verzweiflung — Stunden, in denen auch ihrer Umgebung allgemach der Mut entfiel, sie durch die Erfindung immer neuer Erklärüngsmöglich- keiten zu trösten. War doch der Abend gekommen, und brach doch die Nacht herein, ohne daß L». Arnold Brüning zu seinen» fassungslos weinenden jung« Weib« zurückgekehrt wäre! S. Kapitel. Hubert von Lexow und Hilde Brüning hatten während de» kurzen Restes ihrer Reise nicht mehr miteinander ge sprochen. E» mußte auf seinen ausdrücklichen Wunsch ge schehen sein, daß ihm an der Tafel ein anderer Platz an gewiesen worden war, und es war sicherlich mehr al» bloßer Zufall, daß sie einander weder im Salon noch auf dem Promenadendeck begegneten, wo sie sich bis dahin mehrmals am Tage zu kürzerem oder längerem Geplauder gefunden hatten. Ein paar Mal wohl geschah es, daß sie unversehens zusammentrafen; denn auch «in riesenhafter Paffaäierdampfer ist «in allzu enger Raum für zwei Menschen, die sich zu vermeiden streben. Aber dann waren sie einander jedesmal mit höflich stummem Gruße vorbeigegangen, und Hilde» Augen waren dem Blick des jungen Mannes so geflissentlich ausgewichen, daß er sich wahrlich kaum versucht fühlen konnte, sie anzureden. Dann fuhr di« „Holsatia* in den Neuyorker Has« ein, und es folgten all die Nein«» Aufregung« und Um ständlichkeiten der Landungsoorbereitungen, während deren jeder auf einem Schiff« vollauf mit sich selbst, seinen Zoll- angelegenheiten, seiner Sepäcksorge und hundert anderen dringlichen Dingen beschäftigt ist. Erst al» der Dampfer in Hoboken glücklich vor Anker gegangen war, und als di« Passagiere sich anschickten, an Land zu gehen, trat Hubert von Lexow, den Hut tn der Hand, noch einmal aus da« junge Mädchen zu. „Erlauben Sie mir. Ihnen Lebewohl zu sag«, Fräulein Brüning,* redete er sie in tadellos korrekter Haltung an. „Ich weiß, daß tch mir kein« Hoffnung mach« darf, Ihnen noch einmal zu begegnen. Uno eben deshalb darf ich mtr vielleicht das Recht nehmen. Ihnen für da« Leben tn der neu« Heimat von ganzem Herz« alles Gut« zu wünschen.* Hilde hatte di« Farbe gewechselt, al» sie ihn auf sich zukomm« sah ; aber Ne wußte gleich ihm ihre Fassung zu bewahren. Ohne Unfreundlichkeit -war, doch auch ohne Wärm« — so wie man eben einer gleichgültigen Reise bekanntschaft mit höflich konventionellem Aoschiedswort ein End« macht, reichte sie Ihm für «inen flüchtigen Augenblick ihr« Hand. „Leben Sie wohl, Herr von Lexow! Und besten Dankfür Ihre freundlichen Wünsche.* Wenn es seine Absicht gewesen war, ihr noch etwa» Weiteres zu sag«, fo wurde es ihm durch die Art ihrer Erwiderung einfach unmöglich gemacht. Und es war offenbar sein fester Dorsatz, sich um keinen Dreis dem Vor wurf derZudringlichkeit auszusetzen. Schweigend machte er ihr noch einmal eine tiefe Verbeugung; dann trat er zurück, und ein« Minute später waren sie durch eine drängende Menschenwelle voneinander getrennt. — D»r der Zollabfertigungshalle — da wo die glück licheren unter den Ankömmling« von lieben Angehärtgen und Freunden empfangen wurden, sah Hubert sie noch einmal, wenn auch nur e us der Feme. Und er »ar fast betroffen von dem, was er da beobachtete. Hilde Lrüning hatte sich erst ein paar Minuten lang wie tn erstauntem Suchen umgesehen. Dann waren uv»' Personen aus sie zugetreten — eine kleine, ältliche Dame ' und ein ungewöhnlich großer, breitschultriger Mann mit dunklem Haar, gelblichem Gesicht und pechschwarzem § Napoleonsbort. Wenn schon der Mangel jeglicher Fa- ! milienähnlichkeit Lexow hatte zweifeln lassen, daß dies der Bruder sei, von dem sie ihm gesprochen, so wurde es ihm Lurch die Art der Begrüßung zur Gewißheit, daß er es nicht sein könne. Die Beiden hatten sich dem jungen Mädchen zögernd genähert wie Leute, die ihrer Sache nicht sicher sind. Und Hilde maß sie, als von feiten des Herrn eine Anrede erfolgt war, mit befremdet fragendem , Blick. Dann aber mußte man ihr irgend etwas mitgctcilt haben, das ihr Bestemden in die heiligste Bestürzung ver wandelte. Sie machte eine ganz unzweideutige Gebärde de» Schreckens, und das Gespräch zwischen ihr und dem schwarzbärtigen Herrn wurde rasch zu einem sehr leb haften. Hubert von Lexow hätte sehr viel darum gegeben, wenn er etwas von diesem Gespräch hätte verstehen können. Denn ob er seiner schönen Reisegefährtin nun grollen mochte oder nicht, viel stärker als aller Groll war doch jedenfalls seine Teilnahme für sie, und die Darstellung, daß sie im Augenblick der Ankunst auf der fremden Erde von einer schlimmen Neuigkeit ereilt worden sei, erfüllte ihn mit Aufregung und Unruhe, die im Grunde sehr wenig zu seinem Entschluss« bedingungsloser Entsagung stimmte. Aber er hätte sich ihr nicht nähern können, ohne ihre Aufmerksamkeit zu erregen, und er durfte ja auch nichts anderes erwarten, als daß sie seine teilnehmende Frag« mit schroffer Zurückweisung beantworten würde. Darum blieb er, wo er war und lleß es untätig geschehen, daß Hilde Brüning in Begleitung der beiden Personen, die ohne Zweifel zu ihrem Empfange hierher gekommen waren, seinem Gesichtskreis entschwand. Auf Nimmerwiedersehen — wie er sich mit einem Gefühl brennenden Schmerzes in seine» Herzens Sülle sagte. — Die Besprechungen mit seinen Auftraggebern, denen er über da« Ergebnis seiner vor zwei Monaten angetretenen Europaretse Bericht zu erstatten hatte, nahmen für den Rest de» Tage» seine Zeit und seine Gedanken so ganz in Anspruch, daß er sich kaum mit etwas anderem be schäftigen konnte. Am nächst« Bormittag aber, al» er beim Frühstück di« Neuyorker Morgenblätter durchflog, wurde mit einem Schlag« tn seiner Seele wieder lebendig, was er mit aller Kraft des Willen» hatte unterdrücken wollen. Denn da erhielt er u»u«.rmutet oie E^u-ung tuc «.en be fremdlichen Vorgang, den er gestern auf dem Landungs platz beobachtet hatte. Auf der ersten Seite des „New-Jork-Herold*, an der Stelle, wo die interessantesten Tagesneuigkeiten ihren Platz finden, mutzte er lesen: „Das rätselhafte verschwinden de» Dr. Arnold Brüning noch immer nicht aufgeklärt. — Keine Spur des Vermißten zu entdecken? — Ist er verunglückt oder wurde er da» Opfer eine» mysteriösen Verbrechen»?* Und darunter im echt amerikanischen Reoorterstil: „Die volizeilichen Nachforschungen nach dem Verbleib d-s seit, drej Taggr spurlos verschwundenen deutschen Arzte» Dr. Arnold Brüning find noch immer ohne jede« Ergebnis geblieben. La nach den bestimmten Erklärungen seiner untröstlichen Angehörigen jeder Gedanke an eine heimliche Flucht des Berschwundenen ausgeschlossen er scheint, steht man vor einem bi» jetzt undurchdringlichen Geheimnis. Ein seit kaum Monatsfrist glücklich verheirateter junger Ehegatte, ein liebevoller Bruder, der für ein« der nächsten Tage die Ankunft einer seinem Herzen teuren Schönster, errpqrtete, «in in auskömmlichen Vermöaevs-
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