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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 25.03.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-03-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192903255
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19290325
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19290325
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1929
-
Monat
1929-03
- Tag 1929-03-25
-
Monat
1929-03
-
Jahr
1929
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 25.03.1929
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r«Aik§!riie«. tfb. Dresden. E» find viele gut» Kräfte am Werk «m da« deutsche Buch, und e» ist zweifellos, das, dte Mehr zahl unsere» Bolle» heute wieder nach stillen Bücher» mtt innere» wert« sucht und dte Bedeutung de» Buche» al» kostbare» geistige» deutsch«» Erbgut erkannt hat. Diese Er- Wägungen erklären wohl auch, daß bet der Veranstaltung tu, Fetzsaale de» Reue« Rathause», zu der der Arbeitsaus schuß Dresden für den Tag Le» Buche» eingelaben hatte, eine so überaus starke Beteiligung zu verzeichnen war. Dar Freude darüber gab Dr. Earl Wels in seiner ve- grüßunaSansvrache Ausdruck. BolkSbildunaSminister Dr. vünger entbot im Namen der Sächsischen Regierung und der Stadt Dresden den Wtll- komneengruß und gab der Hoffnung, »«»druck, daß da» gute deutsche Buch wieder der uneigennützige Freund, der Vermittler hoher Kulturgüter und ein Helfer in der Not werde. Da» Buch müsse wieder die ihm gebührende Stel lung 1» deutschen Geistesleben etnnehmen. Wen» ein Volk wie da» deutsche nach einem verlorenen Krieg so schnell wieder auf eine anerkannte geistige Höhe gelange, dann be deute die Feststellung einer sicherlich nicht wegzuleugnenden geistige« Verflachung nicht allzu viel. Heute gelte es, das geistige Emporftreben der großen Masse zu fördern. Auf- gab« de» Staate» fei dte tatkräftige Förderung -e» Büche- reiwesen». Möge, so schloß der Redner, da» deutsche Volk vor seichter Lektüre bewahrt bleiben, möge «S des Wortes eingedenk sei«: Zurück zum Buch. Mwf. Dr. Erich Müller, der Rektor der Technische« Hochschule, sprach ttbkr di« Beziehungen »wischen dem Buche «nd der Wissenschaft, dte zwei eng miteinander verwachsene Dinge seien. In den Büchern sei all das hincingelegt, was fett Menschengeschlechtern ersonnen, erdacht und erlebt wurde. Wer da« vuch nicht zu seinem Freunde erwähle, der soll« Wissenschaft sein lassen. Der Mensch habe keinen Freund, der so leicht und so Lillig zn erringen sei. aber auch keinen, der so willig den Menschen auf seinen Lebens weg begleite. Dr. Carl Wals sprach von der Krisis de» Buche», von der der Schriftsteller am härtesten betroffen werde. Ein Volk aber, das Nachlasse, gute Bücher zu lesen und zu kaufen, gefährde sich selbst. Volk und Buch gehörten zu sammen. Prvf. Dr. Pollert gab etnen Ueberblick über dte tn Dresden bestehenden 190 Bibliotheken mtt zusammen 2,25 Millionen Bänden. Dieser Bibliotheken harrten heute mehr denn je gewaltige Aufgaben: es gelte, den Kulturstand »« wahren «nb das deutsche Volk nicht zu einer Kultur- «atton zweiten Grade» beravsinken zn lassen. Geheimrat Prof. Dr. Menke-Glückert hatte da» Thema: Buch und Jugend gewählt: er wies auf die Be deutung der Jugendliteratur hin, deren kostbarer Schatz von Elter« «nd Lehrern bewahrt werden müsse. Al» letzter Redner sprach Dr. Mockraner über da» Ver hältnis der arbeitenden Bevölkerung znm Buch. Die Bil dungsmöglichkeit de« Volkes sei wesentlich davon abhängig, daß ihm die Zett «nd Kraft dazu gegeben werde. Rezitationen von Mrich Ponto und Konzertdarbietnngen von Angehörigen der Orchesterschule gaben dieser Werbe veranstaltung für das deutsche Buch eine künstlerische Note. Wim »kl KrelMMM Dresden. Unter dem Vorsitz von KreiKhauptmann Buck hielt der Kreisausschuß seine öffentliche Sitzung ab. Vor Eintritt in die Tagesordnung kam der Vorsitzende auf die Angriffe zu sprechen, die der Dresdner Stadt verordnete Dr. Eckelmann in einer der letzten Sitzungen de? Stadtverordnetenkolleaiums gegen die Tätigkeit des Kreisausschusses und besonders gegen seine Entscheidungen in Auftvertungsfraaen ge richtet hat. Die die Dresdner Aufwertung betreffende Angelegenheit ist bekanntlich durch Beschluß der Stadtver ordneten dem städtischen Finanzausschuß überwiesen wor den; aus diesem Grunde schlug der Krcishauptmann vor, in eine Erörterung der AufwertungSfraae nicht nochmals einzugehen und die Angrifte des Dr. Eckelmann vorerst unbeachtet zu lassen. Stadtrat Kirchhof aber nahm Ge legenheit, schon jetzt kurz die Angriffe Dr. Eckelmanns zurückzuweisen. Die Beschwerde der Stadtgemeinde Königstein wegen Aufhebung der Svarkassennebenstellen in Rosenthal und Rathen wurde ruriickgewieseu, weil die in Rosenthal ohne vorherige Genehmigung und die in Rathen unter irrigen Voraussetzungen von der Stadtgemeinde Königstein er richtet worden waren. Der Ausschuß hatte auch in dieser Sitzung eine große Zahl von Nufwertungsanträgen zu erledigen: dem Anträge des Berichterstatters entsprechend wurden sie teils abge lehnt, teils genehmigt. Großenhain und Sebnitz hatten darum nachge sucht, daß sie auch weiterhin der Aufsicht der Kreishauptmannschaft unterstehen. Es wurde beschlossen, diesem Wunsche zu entsprechen. Gleichgerich tete Ansuchen von Nossen und Wilsdruff wurden abge- lehnt. MiWWWetknMr U SbeWW im Reichstag. )( verlin. 24. März. Die LandeSgruppe Norddeutsch land der vereinigten verbände heimattreuer Oberschlefier. der 25 Ortsgruppen angehören, veranstaltet« zur Grinne- runa an den achten Jahrestag der oderschlesischen Volks abstimmung (1S21) «in« Gedenkfeier im Plenarsaal de» Reichstages. Der gewaltige Raum war bi» auf den letzten Platz gefüllt. V« waren u. a. anwesend r Di« Vertreter de» Reichspräsidenten und de« Reichskanzler», der Landtag». Präsident Barthel», ein« Reib« von Ministerialdirektoren, Ministerialräten und Referenten aus allen Reichs- und Staatsministerien, Vertreter des Reichs- und Staatsrat», de» Reichstage« und Landtages, de» R«ich»wirtschast»rates, de» StädtetageS, der Stadt Berlin, der Provinz Ober- schlesien, der Spitzenverdände der Wirtschaft und anderer großer Oftorgantsationen sowie eine Reihe studentischer Ab ordnungen. Nach einem von einem Vläserbund gespielten Schlesier liede und einem Borspruch begrüßte ÄerbandSspndtku» Dr. Richter die Erschienenen und wie» auf Oberschlesien» Nöte hin, da« «ur durch Wiedervereinigung unter deut- scheue Schild gedeihen »Ku««. Die Red, klang aü» in den Ruf: .Hinein tn dte vereinigten Verbände heimattreurr Oberschlesier!' und tn ein stille» Gedenken an die für Ober- schlesien Gefallenen. Prälat Ulttzka (Ratibor). M. d. R., der von jeher in vorderster Front für di« deutsch-oberschleftsche Sache ein- getreten ist, entwickelte dann «in nackende» Bild der Nöte «nd Kämpfe Oderschlefieu» seit seinem Hineinzerren in dte »roße Weltpolttik vor zehn Jahren. . Da» unverbrüchliche «elödni» für Deutschlaud be- kräftigt, der gemeinsame Gesang de» Deutschlandliede». — M WW Ikl IkM« WMMW. Ai KM Ltt I» AWWI» WM« tkkMMlmn AlMIte. <Bon unserem Berliner Hg.-Sonderberichterstatter.) 11. Das Wort vom „Dolchstoß" hat die öffentliche Meinung seit dem Abschluß des Weltkriege» aus da» heftigste erregt. Es gibt kaum eine Frage, in der sich die Ansichten so schroff gegenübersiehen. Die eine» behaupten, wir hätten den Krieg durch den Dolchstoß der Heimat in den Rücken' des Heeres verloren. Unbesiegt sei das Feldheer erst dann zurück gegangen, als eS den Todesstoß von der Heimat erlitt. Bo» anderer Seite wird die „Dolchstoßlegende" al» „eine der bösartigsten und zugleich dümmsten Legenden" abgelehnr. Das Heer sei nicht von der Heimat im Rücken erdolcht wor den, e» sei nicht von revolutionären Bestrebung«« unter wühlt gewesen. Eine solche systematische Propaganda habe e» im deutschen Heere nicht gegeben. Die revolutionäre Untcrwühlung des Heeres sei erst nach dem Krieg erfunden worden. Die Revolution sei nicht am Zusammenbruch schuld, sondern sei die Folge bc» Zusammenbruchs gewesen.« Wer da» Wort vom „Dolchstoß" erfunden hat, ist gleich gültig. Wichtig für die Beurteilung dieser so überaus wich tigen Frage sind die amtlichen Gutachten der verschiedenen Sachverständigen vor dem parlamentarischen Untersuchungs ausschuß zur Erforschung der Ursachen de» deutsche« Zu sammenbruche» im Jahre 1918. Ein einwandfreie» Urteil über „Schuld ober Nichtschuld" wird sich wohl niemals sollen lassen, weil die Ansichten auch der Sachverständigen in diesem Punkt wesentlich auseinandcrgchen. Es dürste aber die breite Oeffentlichkeit interessieren, einmal im Zusammen hang die wesentlichsten Punkte dieser amtlichen und unter dem Eide abgegebenen Gutachten maßgebender deutscher Männer zu erfahren. Der Sachverständige General d. Inf. a. D. v. Kuhl sagte zu dieser Frage im wesentlichen folgendes aus: „...Keinesfalls ist eS angängig, zu behaupten, der Krieg sei lediglich durch die Untcrwühluiig des Heeres uud durch die Revolutiou verloren worden. Vieles muß zusawmenkommen, um das deutsche Volk trotz un geheurer, in der Geschichte nie erreichter Leistungen schließlich zu Fall zu bringen. Die Blockade mtt ihrer ver- Heerenden Wirkung, schließlich auch die geschickte Pro paganda des Feindes, haben an der Kraft unseres Volkes gezehrt, bi» eS nach heldenmütigem Kampfe er lahmte. Die Behauptung, daß lediglich der „Dolchstoß" aus der Heimat uns des Siege» beraubt habe, läßt sich unter keinen Umständen aufrecht erhalten. Daß aber die pazifistischen, internationalen Bestrebungen, der Antimilitarismus, die verschwommenen Gedanken von Bölkerverföhnung und ewigem Frieden, vor allem dte von der Heimat ausgehende revolutionäre Untermüh- lnng des Heeres zu unserem Zusammenbruch bcigetra- gen haben, läßt sich erweisen." Der Unabhängige Sozialdemokrat Bater hat sich tm Dezember 1918 in einer Versammlung tn Magdeburg über die Vorbereitung der Revolution im Heere folgendermaßen geäußert: „UnS ist diese Revolution nicht überraschend gekommen. Seit dem 25. Januar diese» Jahre» hab«« wir den Umsturz systematisch vorbereitet. Die Arbeit war schwierig «nd ge fahrvoll zugleich. Wir haben sie mit vielen Jahren Zucht hau» und Gefängnis bezahlt. Die Partei hat eingesehen, Laß die groben Streiks nicht zur Revolution führten, eS mußten daher andere Wege beschritten werden. Dte Arbeit hat gelohnt. Wir haben unsere Leute, die an die Front gingen, zur Fahnenflucht veranlaßt; die Fahnenflüchtigen haben wir organisiert, mit Geld und uuterschriftsloscn Flugblättern ausgerüstet. Wir haben diese Leut« nach allen Himmelsrichtungen, hauptsächlich wieder an die Front ge schickt, damit sie die Frontsoldaten bearbeiten und die Front zermürben sollten. Diese haben die Soldaten bestimmt, überzulaufen. Und so hat sich der Zerfall allmählich, aber sicher vollzogen." Der Parteisekretär Rosendahl äußert« sich in einer Ber- sammlung ber Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei am 5. Februar 1922 in Andernach: „Auch ich selbst habe seit 1918, alS ich schon dreimal »ur Front geschickt wurde, nichts anderes getan, als versucht, als Sauerteig zu wirken und dte Front zu unterwühlen." General von Kuhl fährt fort: „Di« verbrecherisch«, lan- deSverräterische Tätigkeit der holländischen Deserteurver einigung — schon daß eine solche Bereinigung bestand, ist ein Schandfleck für Deutschland — erfährt eine neue Be leuchtung durch eine Veröffentlichung der „Straßbnrger Neuen Zeitung". In einem Aufsatz über die „französische Propaganda während des Krieges wird darauf Bezug ge nommen, daß die Franzosen während de» Krieges in deut scher Sprach« gedruckte Zeitungen in Deutschland zu ver breiten suchten und dadurch eine höchst gefährliche Propa ganda ausübten. Der junge Ersatz, der ans der Heimat an hie Front kam, erwte» sich im letzte« KrieaSjahr »um Teil al» ver seucht «nd verdorben. Et« 17jähriger Kriegsfreiwilliger, der im September 1V18 bei dem Ersatzbataillon de» Infanterie- Regimentes 1» tn Münster i. Wests, «intrat, berichtet, -aß seine Kamerade« ihm zuriesen: „Ench verfluchte KriegS- verlängerer sollte man alle cm die Wand stelle«." Im Februar «nd tm Mär» 1918 mehre» sich die Mel dungen. Au» den Fenster« ber Züge wurde schars geschossen. Dte Mannschaften stiegen bet jeder Gelegenheit aus nnd waren nachher nur schwer »um Einstetgen zu bewegen. Biele entfernten sich ohne weiteres auf den Bahnhöfen. Als Beispiel von unerlaubter Entfernung sei angeführt, -aß tm Mat 1918 eine Division meldete, eS hätten sich von einem eingetrosfenen Transport von 7S Unteroffizieren und 555 Mann, S Unteroffiziere «nd 80 Mann unterwegs eigen mächtig entfernt «nb seien nicht «ingetroften. Au» einem absochrenben TranSportzvge wurde nach Meldungen aus Nürnberg am 8. Juni 1918 mit Steinen auf den Bahnhofs- tvmmandaiiteu geworfen. Aehnliche Meldungen gingen von jetzt an fvrigesetzt-bei der Obersten Heeresleitung ein. Woher diese Widersetzlichkeiten großen Stils kamen, war unschwer zu erkennen. Man brauchte nur die Ausschris- ten auf den Zügen zu lesen. Nach Meldungen der Bahn- hofskominandantur Stettin z. B vom 2-8. Oktober 1918 hiel ten die Leute eines Zuges rote Fahnen aus dem Zuge und riefen: „Nieder mit dem Krieg! Es lebe Frankreich!" In Minden fanden sich am 25. Oktober 1918 folgende Aufschrif ten ans einem Zuge: „Hoch die Sozialdemokratie", „Nie der mit dem Kriege", „Vivc la Franee", „Volschennki". General v. Kuhl führt tn seinem Gutachten weiter auS: „Dte Revolution raubte uns -en letzten Rest von Wider standskraft und lieferte uns wehrlos dem Feinde ans t» dem Augenblick, als Herr Tchcidemann von der Freitrcpv« des Reichstages aus verkündete, daß das deutsche Volk aus der ganzen Linie gesiegt habe. Alles kam im Oktober und November 1918 darauf an, dem Feinde gegenüber bet den Waffenstillstandsverhanblungcn eine entschlossene Haltung zu zeigen. Tas Schicksal des deutschen Volkes stand auf dem Spiele. In diesem Augenblick zerbrachen wir mit eigener Hand La» Schwert, Las die Truppe viereinhalb Jahre lang tapfer geführt hatte. Die traurigste und törichste Erfindung der Revolution waren die Soldatcnräte, die sich in lächerlicher Gespreizt heit BefehlSbesugnisse anmaßen wollten, ohne das geringste Sachverständnis zu besitzen. Sie errichteten Entlassungs büro», tn denen den Mannschaften willkürlich Entlassung«, scheine ausgestellt wurden, griffen in den Verpflegungs nachschub ein, hielten Züge an und verfügten willkürlich über sic, beschlagnahmten die unterwegs befindlichen Kraft wagen, besetzten die Fernsprechstellen und verhinderten die BefehlSttbermittelung. Es ist behauptet worden, wir hätten im Herbst 1918 eine fo vernichtende Niederlage erlitten, daß wir nicht mehr imstande gewesen seien, weiter zu kämpfen. ES muß klar ausgesprochen werden, baß von -er Möglichkeit eine» Ste ge» im Herbst 1918 nicht mehr dte Rede sein konnte. Der Krieg war endgültig verloren. Unsere Ehre aber ver langte, die Waffen nicht eher zn strecken, als bis jeder wettere Widerstand unmöglich war. So weit war unsere Kraft im Herbst 1918 noch nicht erloschen. Auch der Ker« der Truppe, der nach Abgang der Drückeberger, Fahnen flüchtigen und Ueberläuscr übrig geblieben war, schlug sich noch immer gut. Wie -er Verlauf sich gestaltet hätte, wenn wir «etter gekämpft hätten, vermag niemand zu sagen. Daß di« Möglichkeit vorlag, durch die Fortsetzung de» Widerstan des einen besseren Waffenstillstand zu erreichen, kann wohl nicht bezweifelt werden. Tann mußte aber die Gelegen heit ergriffen werden. ES war die» ebenso eine politische Notwendigkeit wie ein Gebot der Ehre. Ter Feind hatt« angenommen, daß wir so handeln würden. Aber er hat, wie der Franzose Pierrefcu bitter bemerkt, „sich über die Stärke des deutschen Ehrgefühls getäuschr". „So endete der Kampf", wie ein anderer Franzose, Oberstleutnant Corda sagt, „mtt der schimpflichen Kapitulation ber deut schen Armeen, die ihr gesamte» Kriegsgerät ablieferten, ohne den Veftuch zu machen, di« Waffenehre zu retten." Eine dreistündige Sitznng de» Kabinett« zu jener krt- tische« Zeit endete mit folgendem Befchlnß de» Kabinett» (sinngemäß, nicht dem Wortlant nachi: „Die nächste Antwort Wilsons auf unsere Frage nach de» bestimmten Sinn seiner letzten Note mvß abgewartet werden. Falls sie tödlich« ober entehrende Bedingungen stellt, soll -er große Appell an Volk und Heer einsetzen unter Abbruch der Verhandlungen. Nach Erzielung wei terer militärischer — wenn auch passiver — Erfolge Son dieren der Eutente, ob sie vernünftigem Bedingungen ge neigter geworden ist. Falls nicht, daun Schluß, sobald der Krieg In» eigene Land getragen oder sich der Einfluß de« österreichischen Ausfälle» über Erwarten schwerwiegend geltend macht." Dte durch die Revolution heretngebrocheneu Ereignisse machten die Durchführung diese» Beschlüsse» unmöglich Das Wort vom „Dolchstoß" tn dem vielfach gebrauchten Sinne, al» ob die Heimat -em siegreichen Heere iu den Rücken gefallen und als ob dadurch allein der Krieg ver loren worden wäre, trifft nicht zu. Wir sind an» vielen anderen Gründen unterlegen. Es steht aber fest, daß eine pazifistische, internationale, antimilitaristischc und revolutionäre Uuterwühlung -e» Heeres stattgefuuden und nicht unerheblich zur Schädigung und zur Zersetzung des Heeres beigetragen hat. Sie ist von der Heimat ausgegangen. Aber nicht da» ganze Voll, da» in 4)4 Kriegsjahren UebermenschlicheS erduldet hat, trifft dte Schuld, sondern nur die Hetzer und Volks- und Heeresverderber, die aus politischen Gründe» da» tapfer kämpfende Heer zu vergiften bestrebt waren. Die Wirkung bitter unheilvolle» Tätigkeit trat haupt sächlich hervor, al» nach dem Scheitern unserer Offensive im Sommer 1918 der Krieg aussichtslos erschien. Aber die Wühlarbeit hat lange vorher planmäßig eingesetzt. Man kann somtt nicht von einem „Dolchstoß", sondern von einer Bergiftnng Le» Heere» reden. Das Wort vom „Dolchstoß" trifft aber z« für die ver heerende plötzliche Wirkung -er Revolution selbst. Sie fiel -em Heere buchstäblich in den Rücken, löste die Etappe auf, verhtnderte die Zufuhr und zerstörte jede Ordnung nnd Disziplin. Sie machte jede» Weiterkämpfen unmöglich und zwang zur Annahme der WasfenstillstandSbebingungen. Die Revolution ist nicht die Folge des Zusammenbruches der Offensive, wenn ihr Ausbrechen und ihre Wirkung auch erheblich dadurch gefördert worden ist. Sie ist vielmehr von langer Hand vorbereitet worben. Sodann wurde da» folgende, auf ein vearüßiingstelegrpmm an dem Retchtzprästdente» «»gelaufen« Antworttelearamm verlesen: „Den »ur AbstimmnngSgedenkseier versammelten Oberschlesiern d-nke ich besten« für die freundlichen Grüße, di« ich in dankbarer Erinnerung an di« treue und tapfer« Haltung der Oberschlefier in der schweren Zeit herzlich erwidere". Da« Telegramm weckt« lauten Widerhall. Mit dem Dortrag eine» Marfchlirde» schloß die Kundgebung. Ak MW»!» All«. )( Rom. Nach einer Meldung der Aganeia Stefani vollzogen sich di« Wahle« im ganzen Königreich unter «roher Begeisterung der Bevölkerung. Hervorragende Persönlichkeiten aller Verus«stände machten von ihrem Wahlrecht Gebrauch, unter ihnen der Kronprinz, Mussolini, Generalsekretär Lurati, die KardinSle, Bischöfe und der gesamte Kleru», die Veteranen de« Weltkrieg« und die Kriegsbeschädigten. Di« Besatzungen der Dampfer, die sich auf hoher See befanden, verliehen auf telegraphischem Wege ihrer Anhänglichkeit an da« Regime de» Duce Aus- druck. Die Wahlbeteiligung betrug bis 4 Uhr nachmittag» 80, SO und in einigen Bezirken sogar SS o. H. der einge tragenen Wähler. In vielen Ortschaften begaben sich die Bauern nnt Arbeiter in geschloffenem Auge mit Musikkapellen und mit webenden Fahnen -n den Wahllokalen. In einigen Ge meinden mußten die Bürgermeister Liften auflegen, in denen sich die Nichtberechtigten eintrugen, um ihrer Loyalität gegenüber der Regierung Ausdruck zu verleihen. Seine Biersteuererhöhung? "München. «Tel.) I» der Hauvtoersammlniia de« bayrischen Jnduftrirllenvrrbandes teilt« der eben an« Berlm zurückgekehrte Abgeordnete Dr. Schlittenbauer mit, daß dir im Rahmen-des Hilferdingschen SteuerprogrammS geplante N*5^5?Ererhöh««g voranSsichtltck» nicht komme« werde. Diese Gefahr erschein« nunmehr abgebogen.
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