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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 06.02.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-02-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192902064
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19290206
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19290206
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1929
-
Monat
1929-02
- Tag 1929-02-06
-
Monat
1929-02
-
Jahr
1929
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 06.02.1929
- Autor
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St. tz. keile,« r»* Aieleer r»,eilen. MIM»,», 8 Fedreer 1VSS, I»k«»s 8S. Jelfrz. WkWWlRlStsW Ma bester« Angebote der Konkurrenz, «Inta« aufeinandersol- ^»»0 Berluste bet der Umstände, «ine Berschlech alle bi« UnglückSfälle und Ein« unbestritten« Tatsache ist es daß in allen Berus«, kreisen, «h Industrieller, Handeltreibender, »«gestellter oder Arbeiter, »er „Kamps um» Lasel«- sich heutzutage immer «ehr und »ehr bemerkbar «acht! Am stärksten aber tobt in der Geschäftswelt et« gemLlttger Konkurrenz» kämpf, rücksichtslos wie «te »«vor, ««d in Anbetracht der verschlechterte» wtrtschaftslaae u«d komplizierten Steuer- ver-Lltutff« ««d Laste« «ft die heutige Geschäftblaa« natür lich auch et«« sehr schwtertge geworden. .Wer steh«, sehe »u, bah er «tcht falle!- Diese» Wort sollte daher ganz be» sonder» z« jetziger Zeit der Geschäftsmann beherzige«, denn auch der Geschäft»«»««, der durch reichliche» Kapital, um fassende vranchekenntntffe, Leistungsfähigkeit und Gc- fchästsaewaudtbett aus der Hdhe ist, hat setzt sei««« ganzen Scharfsinn auszubftten, «m dtp in ma n!i<-> 'st,r k-t an ihn / herontretenden Wiberwärtigketten und iSchwterigketten er- s solgreich »« bezwinge« «nd dem Geiste der Zeit Rechnung ! ä« tragen, damit er nicht unterliegt oder letzten Ende» gar ! sein« Existenz in Frage gestellt wird. Jede Branche hat mehr oder weniger durch Ueberprobuktton» unaunsttae Arbeiter» »«d Lohnverhältniff«, Schwindel» «nd Schmutz konkurrenten, erdrückende Steuerlasten «sw. zu leiden, an dauernde Tteskonjunktur, Streiks» Prrt»drückereien ober bester« Angebote ber Konkurrenz, einige aufeinandersol- , g«ch«s^rdbere Zahlungseinstellungen und Berluste bei -er ! teruna ber Geschäftslage «nd wie alle die UnglückSfälle uni Zufälligkeiten eben heißen mögen, Hinnen auch di« bestsun- dierteste und v-'sso-e-itetst s^irma znm ? b-' ?n. Gerät der Geschäftsmann dann in eine schwtertge Lage, so muß er vor allen Dingen sein« ganze Energie, Kaltblü tigkeit und GeschäftSgewandthett erst recht aufbteten, wenn er stch «tcht selbst noch wetteren großen Schaden zufügen will, vor allem heißt e»: »Klaren Blick behalten und stch hüten vor Uebereilung'.- Mancher Geschäftsmann greift dann unüberlegt in sei ner Verzweiflung zu -en gewagtesten Manipulationen, um dem Rui« zu entgehe«, dies ist aber immer verkehrt, denn unlautere Machtnationen werben über kurz oder lang stets entdeckt, und die Verhältnisse haben stch bann nur noch ver wickelter gestaltet, und alles nimmt «in Ende mit Schrecken. Bet etntretenden Schwierigkeiten laste man vor allen Dinge« keinen ungesunden Optimismus aufkommen «nd hoffe etwa auf Zufälligkeiten, die eine Wendung zum Bes sere« bringen könnten, oder verlasse stch auf die HtlfSverett- willtgkett vou verwandten oder Freunden. Diese er- wünschten Unterstützungen bleiben in der Regel ganz auSi Das Sprichwort: „Freunde in der Not, gehen hundert auf «in Lot- hat immer seine Berechtigung. .Selten, daß stch ante, ber Freundschaft mal et« „weißer Rabe- befin det, der echt freundschaftlich denkt und handelt, bei den verwandten ist «» ebenso. F« meiner Praxi» al» vücher- , L man dann mitunter recht «an schon . .... anschließenden Konkurse. Wen« dann die Geschäftsräume geschlossen find, ber Gerichtsvollzieher stch tagtäglich mit neue« HiobSpoften etnftndet, -te Möbeln die l rtz- di« Peitsche, ,entreißen; ehe revtsor hah« ich gefnnden, bah »er vermög en» »erfall eben sehr »st darauf »urückzuführen war, bah »a» bet «int,«» ienden Schwierigkeit«« et»«« solch«, ungesunden Optimis mus hat «ufkommeo laste«, »er mit setue« Begleiterschei nungen — letchtsertig« Dispositionen, trügerisch« Hoff nungen, Enttäuschungen «nd Mutlosigkeit — »«letzt »um Rui« führte. Mancher sucht da«« bet Lein ««d vier feine trüben Stimmungen lo» »« «erde«, de, Alkohol legt ihm dabet einen Schleier um die Augen, «nd bald find dann die „Gebührenordnung für Rechtsanwälte- ««d da» „G< richtSkostrngesetz- di« Peitschen, di« ihn rastlo« feinem Bei derben enweaentretben; ehe man dann mttr »nm Bewußtsein seiner Lage gekommen ist, steht vor seiner vernichtet«« Existenz «nd de« stch ans Konkurs«. Wen« dann Re G ' ! Postsverre verhängt ist, und auf de« besten ... Psandsteael kleben, man erschreckt zusammen- sährt, wenn die WonnungSkltngel ertönt, weil man schon wieder eine Unalücksbotschaft erwarte« kann, da» sind traurige, unvergeßlich« Lage, di« dann solaen. Richt nnr die Existenz ist bann vernichtet, auch die familiären und gesellschaftlichen Verhältnisse sind über, Nacht andere ge worden. Der vom Unglück Betroffene steht plötzlich ganz allein und steht stch vergeblich nach feinen Verwandten, de« guten Freunden und getreuen Nachbarn um. mit denen er in guten Lagen sonst «in Herz «nd eine Seele war, «nd steht, wie alle, mit denen man früher Freud und Leid geteilt hat, stch nun zurückztehen. Jetzt kann der vom Unglück betroffene so recht sehen, was auf Freundschaft zu geben ist! — Kommt «in Geschäfts mann in eine solche schwierige Lage, in augenblicklich« Zah lungsunfähigkeit oder Ueberschulbung usw., so ist selbst verständlich die erste Bedingung, den Kopf nicht zu perlte- reu und die Situation nach besten Kräften auszunutzen, et« klares Erfaßen der Geschäftslage auf Grund einer geord neten Buchführung sei in kritisch:« Zeiten die Hauptbe- dingung, und bann werb« man stch darüber schlüssig, welche Schritte einzuschlagen sind. Selten sind die Schwierigkei ten so aroß, do'i Ne gch nlss't breit' lie^e- ^in>> nnr allgemeine Zufälligkeiten an Len Schwierigkeiten schuld, da» Geschäft aber und die Branche in sich gesund, findet sich immer ein Weg. um au» den Kalamitäten herauSznkom- men. Wenn auch schließlich in der letzten Zett die Bücher nicht so ganz korrekt geführt sind, und «och die «ine ober die andere „Dummheit- gemacht wurde, um die Existenz zu retten, ein Entgegenkommen ist immer am Platze. — Wie kann man stch nun von den geschäftlichen Verle genheiten befreien? Feste Verhaltungsmaßregeln zu geben, ist natürlich unmöglich, denn sede --ache muß individuell behandelt werben. Sind die Schwierigkeiten dadurch ent standen, baß durch größere Berluste oder unvorhergesehene Zahlungen da» Betriebskapital so geschwächt wurde, daß «S zur Fortführung des Geschäfte» nicht mehr au»reicht, ver suche man bet seinen Gläubigern, wenn andere Hilfsquel len versagen, einen entsprechenden Ausstand zu erlangen, oder biete ihnen einen angemessenen Akkord an. Diesen Kousereuze«, die »« de« ««»«genehmste« u«d schwierigste» Borkommaisteu tm geschäftliche« Lebep gehören, sind di« wenigsten Geschäftsleute gewachsen. Hier ist em Ber- »eauenSman» viel «ehr am Platze, der durch «ine sachlich« Darstellung da» Interest« de» Schuldner» viel bester oer- treten kann. Wen« auch die Gläubiger bet Akkord«ubie- tungrn oder Ausstand»ottten nicht sreubtg entgegenkom men, sie «erden stch nach einer ruhige« Aussprache fast immer fügen, denn man wartet doch ttrber einige Zeit auf sein Gold oder streicht einen gewissen Prozentsatz von der Forderung, al» daß man alle» in Krage stellt, «nd den auf richtigen Schuldner, der sonst bestrebt war, sei» Geschäft einwandfrei zu führen und seine« Verpflichtungen in reel ler Weise uachzukommen, unglücklich macht. Ser unter seinen Freunden «nd verwandten keinen vertrauenswür digen Geschäftsmann hat, setze stch unverzüglich mit einem erfahrenen „Bücherrevisor- in Verbindung, der durch man nigfach« Erfahrungen auf kaufmännischen Gebieten in der Lage ist, hier mit Rat und Lat betzustehen. Die» kann je n-"ß dcr Sachlage erkoren durch Erhöhung de» Betriebskapital» bet stiller ober tätiger Beteiligung, durch Aufnahme eines ober mehrerer Kapitalisten zweck» Umwandlung de» Unternehmens in eine offene Handels gesellschaft, Kommanditgesellschaft, stille Gesellschaft, Aktien gesellschaft, Komandttgesellschaft aus Aktien oder in Gesell schaft mit beschränkter Haftung ober in eine Genossenschaft, je nach Art, Umfang u. Rentabilität de» Geschäftes. Die sachgemäße Ausarbeitung «ine» Expos«-'» ist bei solchen Finavzierinn-en naHi^ich da» cr^-> Er'vrdernis nnd üöngl von ber richtigen Abfassung desselben in vielen Fällen allein der Erfolg ab! Ist die Möglichkeit einer derartigen Finanzierung nicht gegeben, bann dürfte« die Schwierig keiten vielleicht schon durch einen außergerichtlichen Ver gleich hi-l-e^en w:r^<— s '-nen; hat man aber voran? mit rücksichtslosen Gläubigern zu tun, die absolut keine Nachsicht üben wollen, dann ist die Abwicklung eine» „ge richtlichen Vergleichsverfahrens zur Abwendung de» Kon kurses- zu empfehlen, wenn damit der Nachweis erbracht werden kann, daß die Zahlungsunfähigkeit oder Ueber schulbung behoben, und der Konkurs durch einen von den Gläubigern genehmigten Vergleich abgewenbet werben kann. Der Antrag auf Eröffnung eines solchen Vergleichs» verfahrens muß deshalb auch schon bei seiner Einreichung an da» Amtsgericht einen bestimmten BergletchSvorfchlag enthalten, sowie ergeben, ob und wie die Erfüllung de» Vergleichs sichergeftellt wird; die schriftliche Mehrheit ber an dem Verfahren beteiligten Gläubiger, die zugleich «ehr al» die Hälfte der Gesamtsumme ber von dem vergleich betrofsenen Forderungen darstellen müssen, daß sie mit der Eröffnung eines Vergleichsverfahrens einverstanden sind, ist hierbei ebenfalls erforderlich. verdient der Schuldner «in gewisse» Entgegenkommen und wird ein Vergleich angcboten, der im richtige» Ber hältnt» zu der vorhandenen Aktiva steht und wenn er auch nur die erforderliche Mind-st'erqleichsqimte von 80 Pro zent bietet, wird jeder Gläubiger ,unreifen, denn wer einige Erfahrungen in SonkurSsachen hat, wird beftätiger müssen, daß sich die Gläubiger bei Annahme eines Ber- Lhnen also zum Beispiel «in« große Beloh» > — Sie würden und könnten der Behörde — tu» »le» GM »Eich lei»?' Der Totentanz. Roman von Harry Scheff. Urheberrechtsschutz 1S2S durch Verlag OSk. Meister, Werda«. 1b. Fortsetzung. sRachdruck »erboten.j Es war nicht da, erstemal, daß die frühere Ballettönzeri«! !m neuen Gerichtsgebäud« zu tim hatte. Doktor Riemers scheid hatte sie schon ihrer kleinen Wuchergeschäfte wegen, öfter in seiner Zange gehabt, ober immer noch war sie ihm, entschlüpft. Sie fand sich daher ohne Schwierigkeiten auf den Treppenfluren und Korridoren de, umfangreichen Ge^ bäude, zurecht und pocht« mit sanftem Augenaufschlag an! die Tür des Zimmer, Nummer zwölf. Vie Eintretende erfchrak nicht wenig, al, sie neben Doktor Riemerscheid am Schreibtisch «inen zweiten, ihr wohlbekann ten Herrn sitzen sah, den ersten Staatsanwalt, Doktor von Mangold dämlich. Die Knie zitterten der Frau beim An- dlb» de« Chef, der Staatsanwaltschaft. „Na, wenn der meinetwegen hier ist,* sagt« sie sich, „dann! klfe mir Gott. Dann steht die Sach« meine, Mäxchens ver-' dämmt schlecht." Doktor Riemerscheid deutete mit flüchtiger Bewegung auf! »inen Sessel. „Setzen Sie stch. Sch hcche Sie herbestellt, da mit Sie un, in einer Angelegenheit Auskunft geben, welch«! direkt oder indirekt mit der Untersuchung der Ermordung! des -ofschauspielers Satander zusammenhängt.- Die Souffleuse spitzt« di« Ohren. — Sa, wa, «ar denn, da«? Also nicht um ihr Märchen und feine Wechselfäl- tchung handelte es sich diesmal, sondern um den Fall Sa-! tander? Da hatte st« sich fa in« »ockrhorn jagen lasten und! ihren «eben Jungen ganz grundlos auf den Weg nach Ame- rika gebracht. Aber wohler «nd freier wurde ihr doch nicht zumute al« st« hört«, daß ihr heutiger Besuch beim Unt«rsuck»una,richt«r dem Fall Satander gälte. Sedenfall, beschloß sie, gewaltig auf ihrer Hut zu fein und stch nicht ihr Geheimnis entreißen zu lasten. „Sch glaub«, Herr Kollege,- wandte stch Doktor Riemer- scheid an den Ersten Staatsanwall, „Sie wünschen da. Der- hör mit der Zeugin selbst zu führen — ich bitt«.- „Si« würden mich in der Tat sehr verbinden, wenn Sie mir erlaubten, einig« Dort- an di« Frau zu richten.- Dann klemmte er sein Monokel in, Luge und blättert« «in paar Minute» lang in einem vor ihm liegend«» dickleibigen Ak tenstück. „Ganz recht, hier haben wir « ja. — Sie find im Fall Satander schon einmal vom Herrn Untersuchung,richter ver nommen worden, Frau Glimmer. Si« Haden damals aus gesagt, daß Sie vom Eousslerkasten au,, in welchem St« stch zur Zeit des verbrechens besanden, nicht, gesehen haben Halten Sie die Aussage aufrecht?" „La, versteht sich, Herr Oberstaatsanwalt, wa, ich de mal, zu Protokoll gegeben hab«, da, ist wahr und richt. Wie es stockdunkel auf der Bühn« wurde, da hab« ich m schnell au« dem Kasten davongemacht. Sch mußt, r. glauben, daß hinter den Kulissen ein Brand ourgebroc' sei und bei lebendigem Leib« zu verbrennen, nein, dc hatte tch kein, Lust. Do, werden Si« mir auch gewiß n! verübeln können, Herr Oberstaatsanwalt." „Sie haben also auch heut» noch keine Ahnung» wer der Mörder Satander, war?" „Keine Ahnung, ebensowenig wie — die hohe Behörde." Mangold ging über di« unverschämt« Anspielung glatt hinweg. „Wenn man mmg verspräch del dnr A-Kwck „Ich? Meinen Sie wirklich mich, Herr vberstaatsoNLott? Ich weiß eben nur, daß der arme Herr Satander tot ist. aber wer ihn umgebracht hat — meine Herren, das ist auch mir ein siebenmal versiegeltes Geheimnis." „Sagen Sie mal, Frau Glimmer?" fragte Mangold nach einer kleinen Pause, „haben 81« gestern nicht dem Fräulein Vilma Hellborn einen Besuch obgestattet?" Dte Frage traf sie wie «ine wohlgezielte Kugel. Für eisen Augenblick verlor die Souffleuse die Geistesgegenwart. Es war gut für sie, daß sie heute die Schminke besonders dick aufgelegt hatte, sonst wäre ihr Erblasten den beiden Be- amlen sicher aufgefallen. Jetzt wußte sie, worauf diese» verhör abzielte. Sie witterte die größt« Gefahr, aber schnell gefaßt, be schloß sie, ihr kaltblütig zu begegnen. „Wie meinen Herr Oberstaatsanwalt? Ob ich dem Fräu- lein Hellborn gestern einen Besuch abgestattet hab«? Ja wohl, da» habe ich. Oder ist es etwa polizeilich verboten da» arm« Fräulein zu besuchen, west si« unter dem gewissen verdachte steht? Sa, mein verehrter Herr Oberstaatsanwalt, da sollten Sie doch «inen Polizisten vor da» Hau» stellen, der jedem, der e, mit dem armen Fräulein gut meint und es trösten will, zuruft: Eintritt verboteni" „Ich verzichte auf Shre guten Ratschläge," rief Mangold gereizt, „bleiben Eie nur hübsch bei der Sach«, Frau Glim mer, sie wird Ei« noch interessieren." „Ich sollte überhaupt meinen, Frau Glimmer," nahm nun der Untersuchungsrichter Doktor Riemerscheid da» Wort, „daß Sie gar keine Veranlassung haben, hier da» groß« Wort zu führen. Sie wissen ja, daß wir Ihr, kleinen Nebengeschäft« sehr gut kennen, und daß Si« es eigentlich nur unserer Nachsicht zu danken haben, daß wir bisher Sie mit Glaeshandschuhen angefaßt. Wenn Sie also nicht wol len, daß stch diese, rücksichtsvoll« Verhältnis" — Doktor Memersch«id lächelt ironisch — „gründlich ändert, so bleiben Sie bei dem, wa» der Obrrstaatranwalt nun fragen wird, streng bei der Wahrheit." „Er will mich einschüchtern,- dachte die Souffleuse, „die klugen Herren stillen aber beide kein Glück haben." „Können Si« stch wohl noch besinnen, Frau Glimmer," «uhr Doktor Mangold in seinem verhör sort, „was Sie während Ihres vesuches mit Fräulein Hellborn gesprochen haben?- „warum denn nicht, ich habe ja, Gott sei Dank, «in gute« Gedächtnis. Lieber Gott, wir haben über verschieden«, ge plaudert. Auch über den langsamen Gan, der Unter- suchung und — da» soll keine Beleidigung für Sie lein, meine Herren, Gott behüt«, wie würde ich mir i, etwa» er lauben — über di« Ratlosigkeit der Polizei im Fall« Sa tander haben wir gesprochen. - Und da hab« ich mir sogar die Bemerkung erlaubt:: wenn mir hunderttausend Mark zur Verfügung gestellt würden, da sollt« es nicht lang« dauern und der Täter säße hinter Schloß und Riegel." „Gar nicht übel gedreht," lächelt« der Staatsanwalt, „nur werd« ich mir erlauben, Ihnen eine« Zeugen gegenüber-»- stellen, der Shre, Fräulein Hellborn gegenüber gemach,« Bemerkung Ihnen doch ein wenig ander» wiederholen wird. Haben Sie die Güte «inzutrelen, Herr Doktor." Auf diese mit lauter Stimm« gerufenen Wort« Mangold, öffnet« sich eine Seitentür und «in bärtiger Hüne trat «in. „Jesus, der Herr Doktor Wernicke," rief di« Souffleuse, scheinbar s-hr erfreut, dem einflußreichsten Sournalisten der Stadt hier zu begegnen. „La, ist aber einmal schön, Herr Doktor, daß man stch wiedersieht. Sch hatte so lange nicht da, Vergnügen." „Dss LrrgnLgr» ist «ur »ul Si,««« Seite." schnarrte wer- j nicke—im üdriaen zur Lacke." i „Bitte, nehmen Sie Platz, Herr Doktor Wernicke," riet Mangold und do» dem Journalisten einen Sessel an seiner Seite an. „E, ist Ihnen bekannt, weshalb wir Eie hierher bemüht haben. Sie haben das Gespräch der Frau Glimmer mit Fräulein Hellborn angehört, nicht wahr?" „Wort für Wort. Allerdings befand ich mich im Neben zimmer, dos aber nur durch einen Vorhang von dem Ge» mache getrennt ist, in welchem die Unterredung stattfand." „Wollen Sie nicht die Güte haben, uns das Hauptsäch lichste dieser Unterredung, das nämlich, was uns interessie ren könnte, mitzuteilen?" Bevor der alte Journalist wieder da» Wort ergreifen konnte, sprang die Glimmer, hochrot im Gesicht, auf. Sie glich in diesem Augenblick einem alten, schwer gereizten Truthahn. „Also gelauscht haben Eie, Doktor Wernicke," sprudelte sie giftig hervor. „Lauscher an der Wand, hört feine eigene Schänd", pflegt man gewöhnlich zu sagen. Aber anständige Leut«, wie ich. hängen ihrem lieben Nächsten nichts an. Un bas werden Sie mir bezeugen müssen, daß ich dem armen Fräulein Hellborn gegenüber nur mein« Teilnahme äußerte und daß ich —" „Setzen Sie sich nieder und versuchen Sie nicht, dem Zeugen etwas in die Ohren zu raunen." „Aber da» ist ja Ihr Beruf, Herr Staatsanwalt," brummte Wernicke. „Mir haben Sie wahrhaftig nicht nötig zu souff lieren, Frau Glimmer, mein Gedächtnis scheint noch besser zu sein, al» dos Ihrige, und ich werde Ihnen daher jetzt fast wörtlich sagen, welchen Antrag Eie Fräulein Hellborn machten: Eie behaupteten, «inen Mann zu kennen, der jederzeit durch Beweise, welche er in Händen halte, der De- Hörde den Mörder Ludwig Satander» so zu bezeichnen im- ftänd« wäre, daß der Täter glatt zu überführen sei. Dieser große Unbekannte aber, der Mann mit den Beweisen näm lich, verlange für seine Wahrheitsliebe hunderttausend Mark und nicht einen Pfennig weniger würde er sich für die Aus lieferung seiner Beweis« zahlen lassen." „Ist dos richtig. Frau Glimmer, haben Sie dieses wich tig« Anerbieten Fräulein Hellborn gemacht?" Di« Glimmer' ließ ihren Pompadour ein paarmal im Kreise herumtanzen. Dann rief sie mit einem Seufzer des Bedauerns: „Mein armer Liebling vilma, jetzt wird dir nicht mehr zu hlfen sein. Und ich habe es so gut gemeint." „Weichen Eie nicht aus —," die Stimme Mangold» klang plötzlich sehr staatsonwaltschaftlich. „von Ihrer Komödie lassen wir un» nicht täuschen. Sie haben fetzt klipp und klar zu antworten, ob Sie Fräulein Hellborn ein derartige, An erbieten gemacht haben. Sch bemerk« Ihnen aber gleichzei tig, daß auch Fräulein Hellborn di« Lussag« de« Herrn Doktor Wernicke vollinhaltlich bestätigt hat." „Wenn zwei so liebe, hochachtbar« Menschen, wie Doktor Wernicke und mein« süße vilma „Donnerwetter, hören Sie mit Shrer süßen vilma auf," schmetterte Wernicke. . Aber auch dies« »erweisend« Erklärung konnte da» freundlich« Lächeln au, den Zügen der Glimmer nicht bannen, s^ beneidenswerter Mensch, Doktor Wernicke Sie haben sich da» Temperament der Jugend bewahrt. So waren Sie immer — «in« Kraftnotur." Der alt« Journalist schleudert« seinen Schlapphut wütend auf den Schreibtisch. „Entschuldigen Si«. mein« Herren, aber ich kann nicht an mich halten, tut da, Frauenzimmer da nicht, als hätten sie und ich in früheren Jahren jeden Abend zusammen soupiert. Au» dem weg« bin ick ihr im- mer gegangen, der — der — der ffußspitzenhopjertn.- „Fußspitzenhopserini" schrie die Glimmer in ihrer längst verjulstentn KiiMerwüxde oetWft-» „Futzlnitzeohiussexsn
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