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L.BeilaAc zum Ta«edt<,tt. Toimaven», ? 8. Dezember ISS», avenvs 8«. J„rg. Stille Nacht — Heilige Nacht Die LHnsilcht, die so lange Tage Nach Gotte hier auf Erden ging - Als Träne, Lied, Gebet und Klage: Sie ward Alana — und empfing. Das Paradies war uns verloren, Uns blieb die Sünde und das Grab; Da hat die Jungfrau ihn geboren, Der das verlorne wiedergab! Der nur geliebt und nie gesundet, Versöhnung unsrer Schul- erwarb, Lrloschne Sonnen angezündet Als er für uns am Kreuze starb. G Meihnacht! Weihnacht! Höchste Feier! Mir fassen ihre Wonne nicht; Sie hüllt in ihre heil'gen Schleier Vas seligste Geheimnis dicht. And es wäre« Hirte« t« detfAde« Gegend auf dem Felde de« Hürden, die hüteten de» Nachts ihre Herde. Und steh«, des Herrn Engel trat zu ihnen, und die Klarheit des Herr« leuchtete um sie; und ste fürchteten sich sehr. And der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! stehe, ich verkündige euch graste Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland Geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Der Hohepriester ist gekommen Der lächelnd weiht sein eignes Blut, Ls ist uns der Prophet gekommen — Der König mit dem Dornenhut. Nikolaus Lenau. Der Ölern von Bethlehem Ein leuchtend«, Symbol wurde d«r Stern von Bethlehem für di« gesamte Christenheit! Und man kann sich tat. sächlich kaum ein Schöneres denken als jenen strahlenden Himmelskörper, d«r plötzlich am Firmament auftauchend, den Gläubigen und Suchenden den Weg zur Krippe wies. Der stets wie« derkehrende Hinweis auf die astro nomische Erscheinung hat auch di« Naturwissenschaft beschäftigt. Wi« steht nun ste den „Stern von B«th> lehem"? Ohne Zweifel waren zur Zeit vor Ehrifti Geburt, ungeachtet de» v*r- hältnismätzig hohen Stande» de« Astronomie, auch astrologische, aber gläubische Vorstellungen im Volk des Morgenland«» sehr lebendig. Di« Deutung ist darum nicht leicht, da di« Anhaltspunkte so außerordentlich viel seitig find. Vor allem hört man da von «inem Kom, t« n, der für einige Wochen am Himmel aufgetaucht sein soll, dann wieder wird von einem ganz neuen Sternbild gesprochen, in dessen Reihe sich nur «in einziger durch be sonder« Leuchtkraft ausgezeichnet hab«. Auch liest man von einer seltsamen Feuerkugel, «inem gewöhnlichen Stern unähnlich, vor allem aber von einem „neuen Stern". Di« letzte Au»leaung deckt sich ja auch mit der symbolischen Bedeutung, die für uns die Himmels erscheinung gewonnen hat. Was hat e» nun mit dem „neuen Stern" aus sich? Wir dürfen mit einiger Sicherheit annehmen, datz in der astrologischen Vorstellung dazumal der Saturn als der Stern de» Volke» aalt. Er wurd« schlechthin al» „der Stern" bezeichnet, und jedermann wußte, dast damit der Himmelskörper gemeint war, den wir heute Saturn nennen. Sieben Jahre vor Be ginn unserer Zeitrechnung kam der Saturn dem Jupiter einmal sehr nah«. Es war die» «in Ereignis, dem ohne Zweifel auch die Astrologen der da maligen Zeit große Bedeutung bei gemessen haben. Annäherungen zweier Sterne, di« man mit „Kon junktionen" bezeichnet, find nun Po« k«ine Seltenheit, jedoch find Annäherungen zwischen den beiden langsamsten Wandel sternen, eben zwischen Saturn und Jupiter, weitaus weniger häufig, al» ander«. Jupiter aber war der Stern der Gott heit. Die Annäherung fand außerdem in dem Sternbild der Fische statt, dem «an ebenfalls besondere astrologisch« B«de«1ung beimatz. Da man sich in Gelehrtenkreisen «och immer nicht ganz einig ist in bezug auf da» Geburtsjahr des Heiland», so darf die Ver mutung ausgesprochen werden, datz di« Geburt Christi um fieben Jahr« weiter zurückliegt, als unsere Zeitrechnung bisher annahm. Di« Frage nach dem „neuen König" lätzt sich also nach dieser aftrolo- gischen Deutung mit einiger Phantast« beantworten. Die Wissenschaft sieht den Fall nüchterner »n und vermutet, datz der spätere Evan- aelienschreiber mit seinem tiefgläubigen Herzen auch die großen Naturereignisse jener Zeit auf die Geburt des Heiland» bezog und sich dabet der Saturn-Annäheruna erinnerte. Die Magier aus dem Morgenland taten da, Ihr« dazu, diese Ansicht zu bekräftigen und uns ein herrliches Symbol zu schenken, da» Jahrtausend, zu überdauern de- Glaube an bas Fest Das Weihnachtsfest hat mit seinem Hellen Lichterschein die ganze Welt er- vbert. Man feiert es in allen Kon tinenten, es überschritt die Grenzen »er Staaten und hielt Einzug in den Herzen der Menschen, die «» nun nicht Aehr misten wollen. War es sein« stimmungsvolle Poesie, die die Men schen in Bann schlug? War es die »ünftige Gelegenheit, die dunkle Win terzeit durch ein frohfinniges Fest der Gaben zu erhellen? Wären nur diese Begleiterscheinungen maßgebend ge wesen, das Weihnachtsfest hätte heut« kaum mehr Bedeutung, al» ein ge wöhnliches Familienfest. Wir aber wissen, datz die Weih nacht etwas anderes, Größeres und Schöneres ist. Wir wissen, datz das berrlichste Fest getragen wirb von der trotzen Botschaft: „Siehe, ich verkün dige Euch große Freude, die allem Lolke widerfahren wird. Denn Euch ist heute der Heiland geboren — Das Weihnachtsfest bringt uns in jedem Jahr aufs neue die Bestätigung der ewigen Verbundenheit mit Gott, der unwandelbaren Güte de» grotzen Weltenlenkcrs. Denn an jedem Hei ligen Abend wird für uns aufs neue der Heiland geboren! Es ist an uns, ihm die Tür und Tor« weit aus- »umachen und ihm unsere Kerzen zu erschließen! Rur gläubige Herzen vernehmen die selige Weihnachtsbotschaft. Der Glaube ist es, der bei «ns voraus gesetzt wird, soll das Christkind zum echten Erlöser der Welt werden. Wie lange Zeit verlernten wir den Glau ben: wie lange wandelten wir im Dunkel der Hofsnungslostgkeit und Verzweiflung: wieviel Leid bat unser« Herzen verhärtet und uns jede Zuver- ^t «rav raubt. Und immer tiefer wurde La» Wenn wir in diesem Jahr die Weih- nachtskerzen entzünden, wird es uns scheinen, Ul, leuchteten sie Heller, denn in den letzten Jahren! Für un» Deutsche gewinnt da» Fest diesmal besonder« Bedeutung. Es ist vie erst« Weihnacht im geeinten Vaterland, die erst« Feier, die un» all« im gemein samen Gefühl der ti«f«n Dankbarkeit und der aufrichtigen Zukunstshoffnung vereint, stach den Schatten der vergangenen Jahre wird un» der Stern von Bethlehem doppelt grahlend erscheinen. Wir Laben un» auf- gerichtet und dürfen feinen Strahlen folgen dorthin, wo die groß« Verheißung uns er wartet. Mit hofsnungefrohem Herzes in iruer Zuversicht hören wie diesmal die Weihnachtsbotschaft. Doch auch mit er- neutem, festem Glauben! Denn der Glaube bringt unsere« Herzen de« Frieden, nach Sem sie sich allzu lang« gefeVnt haben. Er lätzt unsere Hoffnung,» nicht '»»schände« werden und schenkt un« ««mn Lebensmut. 3m Glauben krht un» di« Weihnachtsbot- !chaft höre«! Lieb«, Freude, Friede verheißt un» Weih nachten! E» ist der Dretklang, de* tausend Stocken un, künde« und der «inen lebendigen Widerhall in unsere« Hmk-mr finde« soll, iveihnachten ist da» Fest, « de« wir nicht nur nehme«, sonder« vor allein gebe« sollen! LMMlmrM. Wir alle erhalten das schönste Geschenk, das Menschen beschert werden kann, die Er- lösungsbotschaft! Und wie sieht unser Gegen geschenk aus? Wenn sich auch mit der Gröhe der göttlichen Spende keine menschliche Gabe messen kann, so mutz doch die Dankbarkeit uns ein Gelübde ins Herz legen: Wir wollen fest sein im Glauben! Nie sollen Zweifel in uns wach werden und o«n reinen TeinMp- der Zukunstshoffnungen besudeln. Wir wollen stark werden im Glauben an un», unser Volk, unser Vaterland! Und wir wollen dabei die Demut nicht vergessen vor dem Kind in der Krippe, das uns das schönste Festgeschenk bringt: di« Eewitzhrit der göttlichen Gnade!