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Damit endet das klein« Sammelsurium an Mit teilungen aus Lies«n wenigen.mir vorgelegenen Blät tern der längst schon wieder eingegangenen Wochen schrift »Die Wart au, Collm", von der wohl säst nir gends mehr vollständige Exemplare vorhanden sein werden; umso wertvoller erscheint uns dann heute an dieser Stell« die Inventarisierung jenes Restes eines alten Rachrichtenblattes, -aS unseren Urgroßvätern einmal dazu verhalf, eine erbauliche und beschaulich- Stunde nach der Arbeit der Woche zu genießen. Johannes Thomas, Riesa. Stanchaer Kuriositäten. Im Jahrgang 1733 -es „Sächßischen Curiositäten Cabiuet", das im Verlag von P. G. Mohrenthal in Dresden erschien, findet sich auch ein Brief an den Verleger »Mohrenthal im Merbitzschen Haus in der Frauengasse", der anscheinend von einem Stauchaer Landsmann, der seinen Wohnsitz in Dresden hatte, verfaßt zu sein scheint, da der Briefschreiber mit -en Eigentümlichkeiten von Staucha sich sehr genau ver traut zeigt. Es wird viele Leser dieser Heimatbeilage, zumal die Stauchaer, interessieren, was der anonym« Briefschreiber über Staucha schreibt: Der Brief lautet: dloosieur! Koo tr«8-koomo Kodrsntluü! Denselben communicire hiermit einige 6nria°» von Staucha, unweit -er Post-Station Stauchitz ge legen, welche Derselbe, wenn es ihm beliebig, Seinen Huiiosi» 8»x<>vieis mit inserircn kan. Es machen -ieses Dorf folgende Particularitäten merckwür-ig: 1) Das geistliche Ministerium, welches in -rey Kirchen- und zwey Schul-Dienern, nemlich dem L»8tors, Di» ano, 8ut>äi»< ono. li^eiosv und (Mo tors. diese fünff aber zusammen nur aus vier Per sonen bestehen, weil -er 8uk-!i »-oous nebst seinen Kirchen-Verrichtungen auch zugleich als mit -em 6»ntmv die Schule täglich hält, und die Hälfte vom Schulgeld genießet. 2) Daß die Beicht-Kinder, die aus 23 Dörfern nach diesem Ort« gepfarret, so ab- getheilet sind, -aß bcy dem alle Manns- Pcrsonen, die über 18. Jahr sind, bey -em Oi»t>ooo -ie sämmtlichen Weibes-Personen, un- bey dem amcono und resp. liv<t.f«' -ie Jungen und Jünglinge bis sie 18. Jahr alt, beichten müssen. 3) Daß in der Kirchen ein besonders Chor vor die Weiber vorhanden. Es ist dieses Chor gleich unter -em CantorS Chore und bestehet aus 6. zum Singen auserlesenen Bauer- Weibern, davon eine -ie Vorsängerin ist: Diese singen das gantze Jahr über, exclusive der Fasten-Zeit, fast alle Soun- und Fest-Tage vor der Nachmittags- ! Predigt das in Versen verfaßte Sonntags- oder Fest- , Evangelium gantz alleine ab; worauf selbige auch I einen-gewissen ftvwoum oder Gesang, deren sieben anfs gantze Jahr, von einer gewissen Zett allcmahl an bis wieder zur andern, eingcführet sind, wcchfclstveise mit dem einen Vers um -en andern absingen. Dafür haben dieselben -ie 2. Gregorius-Mahlzeitcn, welche denen Knaben und Mägdlein vor und nach Ostern gegeben werden, mit zu genießen, un- einer jeden gehet ein Kind, Schulgeld srey, in die Schule. 4) Daß allezeit den dritten Oster- und Pfingst-Feycr- tag die Knaben in ikräntzen. Paarweise aus -er Schule singend nach der Kirchen gehen, welcher jedoch dieses Jahr wegen hoher Trauer unterbleibet. Urr- daß endlich 5) bcy Lcichen-Predigten nach Vollbringung dererselben 4. Knaben vor dem Altäre gewiße Versicul von etlichen Reimen im Nahmen des Tobten absingcn oder lesen müßen, wie auch, daß ein Knabe von einer guten Stimme hinter dem Altäre das Lied: „Aus der Tiefe rufe ich" usw. anstimniet, und die Hälfte von jedem Verse des gantzen LiedeS, daS Chor aber die andere Hälfte allcmahl singet, welche letztere «Gewohn heit jedoch an mchrcrn Orten, vielleicht auch einige von denen übrigen itzt gedachten Particularitäten einge- führet scyn können. Einige von diesen Sonderlichkeiten mögen in Staucha wohl ihren Ursprung noch von einem in alten Zeiten daselbst gewesenen Jungfer-Closter herhaben, wovon man noch viele unterirdische Gänge und andere stnüen» findet, wiewohl man in denen Gängen nicht weit kommen kan, weil kein Licht, auch nicht in Later nen darinnen fortzubringen ist. Womit ich verbleibe -tonsieur Voti« N. N. Dresden, am 11. Mart. 17:13 Bon den genannten Kuriositäten dürsten heute keine mehr in Schwung sein; Staucha hat heute andere Sorgen und Kuriositäten, über dir des Sälzers Höf lichkeit sich hier ausschweigen möge. Hans Strebelow, Nürnberg. Der Hausbesrtz zu Bobersen um 18W. Ein weiterer B»itrag rar Geschickte der Einwohnerschaft van Voberse«. Von Johannes Thomas, Riesa. Schluß. 31. Johann Gottlieb Kürbis hatte sein Haus von seinem Bruder Johann Georg Kürbis am 28. Lkt. 1789 für 145 Taler gekauft sFol. 306), dieser aber war auf gleichem Wege für 40 Gulden am 10. Juli 1789 aus dem Nachlaß der Johann Georg Kniezschen Erben in -en Besitz des Hauses gelangt (Kol. 270) während letzterer Kniezsch es von feines Vaters Christoph Kniezsch Erben für 25 Gulden am 18. März 1765 ge kauft hatte (Fol. 105). 32. Christian Klemm ging am 8. August 1768 schon durch Kauf von seinem Vater mit 80 Gulden in -en Besitz des ihm um 1800 gehörigen Hauses ein sFol. 113b), während sein Vater Christian Kl. vorher am 12. Dez. 1737 für 55 Gulden ebenfalls von feinem Vater Gottfried Kl. das Grundstück erworben hatte sFol. 19); anch dieser letztere kaufte es von seinem Vater Hans Kl. vorher am 4. Dez. 1731 um 30 Guldcn, wie die Gerichtsprotokolle des Jahres 1731 sFol. 87) ausgewicscn haben. 33. Gottfried Knötzsch hatte sein Haus aus Rit- tcrgutsgrund erst ncucrbaut, laut Lchnsschcin vom 18. März 1795 sFol. 413). 34. Adam Kleber hatte nach Lchnsschcin vom gleichen suntcr 33) angegebenen Tage sein neues Hans auf dem herrschaftlichen Sandbcrg errichtet gehabt sFol. 410). 35. Käbsch sohne Bornamensangabc) hatte zur Berichtszeit auf einem Teil des herrschaftlichen Got tesackers sein Anwesen neuerbaut. 36. Käbsch lohne Bornamenangabe) jun. hatte sich zur gleichen Zeit aus demselben, eben erwähnten Grund ein Anwesen erbaut. 17. Gottlieb Winkler, Seifensieder, 18. Gotthclf Nitzschc, Fleischhauer und Stadtverordü.« Ersatzmann, 19. Earl Möbiuß, Lohgerber, 20. August Püschcl, Wcißbäckcr, 21. Daniel Wilcke, Fleischhauer, 22. Friedrich Lochmann, Lohgerber, 23. Georg Michael, Wagner, 24. Ferdinand Richter, Tuchmacher, 25. Carl Lange, Tuchmacher, -:6. Eduard Schloßhauer, Knpserschmicd, 27. Carl August Kuhn, Nadler und Ltadtvcrordn-- Ersatzmann, 28. Goltrcich Mchncrt, Lohgerber, 29. August Jcdickc, Ragclschmicd, 30. Wilhelm Lochmann, Kaufmann, 81. Tobias Ruhl, Glaser, 32. Reinhold Müller, Zicgclmeister; 2. ans der Klasse der unansässigen Einwohner von Oschatz: , 1. Gottlieb Gruhl, Oekonom und Stadtverordneter, 2. Franz Georg Leser, Klempner und Stadtverordn.- Ersatzmann, 3. Hermann Julius Dürisch, Advokat und Stadt verordneter, 4. Carl Nonnewitz, Kaufmann, 5. Ernst Heinrich Lchmorl, Gerichtsdirektm, 6. Earl Benjamin Bicgcr, Tuchmacher und Stadt verordneter, 7. Christian Ackermann, Zimmermeister, 8. Rudolph Flemming, Advokat, 9. Julius Adolph Baetz jun., Kaufmann, 10. Johann Gottlieb Kohl, Posamentier, 11. Carl Sturm, Tuchmacher, 12. Wilhelm Matthäi, Beutler, 13. Gottlob Nüster, Zinngicßer, 14. Dr. Franz Haase, Arzt, 15. Gustav Adam, Advokat, 1L. Gottlieb Niysche, Fleischhauer. Am 1. Dezember 1841 hat sodann unter diesen Wahlmänncrn die eigentliche Wahl der Stadtverord nete« stattgefunden, zu denen die erste Klaß« die Herren C. F. Müller und C. G. Ltcy sowie als deren Ersatzmann K. Lazcr erwählte, während die zweite Klasse die Herren F. G. Leser und C. T. Nonnewitz und zu deren Ersatzmännern I. A. Baetz jun. nnd I. G. Gruhl wählte. Gleichzeitig sand auch die Wahl der BürgcrauSschußmitglieder aus den Reihen dieser Wahlmänucr statt, zu denen von der ersten Klaß« die Herren Feist, Schuster, Lange, Bobach, Möbiuß, Kuhn, Rüber, Schloßhauer, und von der zweiten Klaßc die Herren Flemming, Dr. Haase, Sohl, Sturm bestimmt wurden. Diese damals ortspolitisch bedeutsame Angelegen heit wußte »die Wart am Collm" ihren Lesern beson ders eindringlich ans Herz zu legen. Ader auch die Notiz, daß am 27. November 1841 in Lschatz -er Preis des Braunbieres auf 6 Pfennig und derjenige des Weißbieres auf 7 Pfennig für die Kanne herabgesetzt worden war, mag den Lesern eine will kommene Wissenschaft gewesen sein. Bon Riesa wißen die wenigen mir vorliegenden Blätter vor allem einen damals ernst genommenen Vorgang zu berichten, nämlich, daß am 12. Dez. 1841 zum Besten der Armen ein vom Kantor Kern und -cm Riesaer Stadtmusikus Hammitzsch veranstaltetes Konzert stattfand, bei welcher recht gut gelungenen Aufführung auch -er Riesaer Gesangverein vorteil haft mitgewirkt hat; man geht nicht fehl in -er An nahme, daß dieser Gesangverein -er heute soviel ge rühmte Riesaer PtGB. »Amnion" gewesen ist, der in nxnigen Jahren »ein 100. Jubiläum feiern kann. Dieses Vokal- und Jnstrumentalkonzert ist seinerzeit auf dem Saale des Riemermeistcrs Schubert abgehal ten worden, -er wohl in der Großenhainer Straße von Alt Riesa zu finden gewesen ist. Unter der Rubrik in fand sich in der „Wart am Collm" also ein „Turnplatz für Rede und Gegenrede", auf dem so allerhand geistige Freiübungen ausgcführt werden konnten; -ie mir vorliegenden wenigen Blät ter befaßten sich damals gerade mit der Frage „Uebcr die judaistische Richtung unsrer Zeit". Es ist schon besser, wir lassen «ns diese Sachen nicht noch einmal „vorturnen" und wenden uns lieber dem Inseraten teil zu. In diesem Inseratenteil fand sich eine interessante Abonnements-Einladung auf eine damals neu er- schienenc Zeitschrift, die sich »Allgemeines Jnnungs- und Hcrbergs-Wochenblatt" nannte; dieses Wochen blatt galt als Nationalanzeiger und Bolksblatt für Deutschland, insbesondere aber für Behörden, In- nungsvorftände, Kunst- und Handwerksgenoßen und deren Familien, sowie überhaupt für alle Angehörigen des Gewerbcstandcs, seiner (Schilfen und deren An gehörigen; das Blatt erschien in Leipzig bei Sturm und Koppe, ward hcrausgegcbcn von E. F. V. Lorenz, dem Leiter der Sonntagsschule in Leipzig un- konnte in der Expedition der Handelsschule daselbst bezogen werden; geplant waren jährlich 104 Ausgaben zum Gcsamtbezugsprcis von Einundeinhalb Taler. Was den Innungen und den reisenden Handwerkern irgend zu erfahren wünschenswert sein konnte, wie Gewerbe- und Wandergesetzc, polizeiliche Berord- nungcn, Gewerbestatistiken, Städtekunde, technische Neuigkeiten, sollte in buntem Wechsel in dem neuen Fachblatt erscheinen; daneben wollte es aber auch hauptsächlich zur Veröffentlichung von Anzeigen aller Art im Interesse der Leser Verwendung finden, so mit Familiennachrichten für entferntere Freunde, nament lich für wandernde Gesellen, mit Aufforderungen zur Rückkehr in die Heimat, mit Anfenthaltsanzeigcn in Arbeit stehender Gesellen, mit Arbcitögcsnchcn und -angebotcn und schließlich mit Anzeigen und Gesuchen verkäuflicher Geschäfte. Also ein für jene Zeit recht vielseitiger Wegweiser versprach dieses Blatt zn sein, das sicher seinen Kundenkreis gefunden haben wird. Auch zeigte in diesem Teil der „Wart am Collm" Herr F. W. Daehne in Lschatz an, daß er am 15. Dez. seinem Kolonial- und Matcrialwarcngeschäft eine Eiscngußwarc,Abteilung ncuangcglicdcrt hatte, deren Lager an Oefen, Kochgeschirr, Rosten, Falzplattcn usw. er der Leserschaft -cs Blattes bestens empfahl. Der Stadtrat zu Oschatz machte hingegen am 14. Dezember darauf aufmerksam, daß „von heute an 14 Tage lang jedermann seine Hunde daheim behalten und nicht aus der Straße herumlaufen lassen sollte, wo sic während dieser Zeit erbarmungslos weg gefangen würden", weil ein tollwütiger Köter seine Raßcgcnoßen kurz vorher durch Reibereien in Gefahr der Ansteckung jener gefährlichen Erscheinung ge bracht hatte. Energie fehlte -em Rate -er Stadt Oschatz keinesfalls, wenn uns heute diese Anordnung auch eigenartig anmutet. Endlich empfahl -er Zinngicßer Nüster in Oschatz für das Weihnachtssest 1841 noch seine zinnernen Epiclwaren für die Kleinen, mit welch' ähnlichen Waren auch der Kaufmann F. A. Henning in Riesa aufzuwarten wußte. Große Rosinen — nicht im Kopfe, sondern — zu verkaufen hatte -er Oschatzer Kaufmann Friedrich Lazer in besonders guter Quali tät, wobei er das Psund mit 2 guten Groschen und 9 Pfennigen zu berechnen gedachte, ivenn man einen größeren Posten bei ihm kaufen wollte.