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Ikl WMWWI »er 8M Milk. «»»Aw «art nach dem Muster Max KlanteS ergaunert. Wegen DarlehnStckwindeleien von ungewöhnlichem Ausmaß stand am Freitag di« 42 Jahre alte Arcki- tektenSebefrau Emilie Franke au» Dresden vor der unter Boriitz von Landgerichtsrat Hofmann stehenden 3. Großen Strafkammer dxs Land« gerichtS Dresden. In dem bis nach Mitternacht dauernden Prozeß rollt- wieber einmal das Bild ab von der ewigen und nicht aus- zurottenden Leickitgläubigkeit lolchcr Menschen, denen gol den« Berge ver»proä"n werden, die dafür unter Miß» achtung jeder Borlicht einen hoben und ost den letzten Einlaß wagen, ibre letzten Ersparnisse bingeben und sich einbilden, leickä und viel Geld verdienen zu können. Diele Schwäche der Menlchen war auch der Helfer der Ange klagten Franke, die allerdings bei ihren Betrügereien mit Io unglaublichen Märchen arbeitete, daß die Ber- trauenSleligkeit der meisten ihrer Opfer unverständlich bleibt. Die Angeklagte, die aus einer Förstersfamilie stammt und lich vor ihrer seit 1922 bestehenden Ehe mit dem Architekten Alsrcd Nobert Franke ihr Geld als Haus angestellte und Stütze verdiente, war bisher unbestraft- Ebenso ihr Mann,, der mit jhr wegen gemeinschaftlichen Betruges auf der Anklagebank laß. Die umfangreich« Anklage enthielt nur einen Teil der nach Hunderten zählenden Fälle, in denen kleine Beniner, Angestellte, Be amte, Arbeiter, Handwerker und Geschäftsleute, vor allem aber Frauen oller Stände um ihr Geld gebrach,it worden lind. Die Anklage sprach von einem Betrag von min desten- 200000 Mark, die im Laufe der Jahve in d« Tasche der Angeklagten geflossen sind. Die Angeklagte betrieb leit acht Jahren Darl.'ImS- gslckäste. Sie suchte und fand in immer steigender Baki Geldgeber, denen sie für die darlehnswejse Hergabe von Geld große Gewinne versprach'. In allen Fällen trat sie al» Beauftragt« eine» KoniortiumS auf, dem einige reich« Holländer und Amerikaner, ein Rechtsanwalt und andere kapitalkrästige Leute angehören sollten. Als Werbemittel für den Kundenfang mußte auch der berüchtigte „reiche Onkel" Verhalten, der in Halle wohnte, dort Börsen makler war und nach der Schilderung der Angeklagten Geld wie Tand am Meer haben mußte. Trotzdem brauch ten die Hintermänner der Angeklagten nach, ihrer An gabe lausend Geld, um umfangreich« Grundstücksspekula tionen, die »vermögen abwerfen sollten, durchführen zu können. Allen Geldgebern erzählte die Angeklagte mit Nachdruck, in welch vorbildlicher Weile angeblich für di: Sicherheit der gegebenen Darlehen gesorgt sei. Das Kon« sartlum beschäftigte angeblich einen besonderen Bücher revisor, der weiter nicht» zu tun hatte, al« di« Geschäft« im Interesse der Geldgeber zu überwachen. Da» Svstem der Angeklagten unterschied sich in nicht» van dem jene» berüchtigten Mar Klantc. Sie versprach ihren Opfern Gewinn« von 10, 20 und 50, ja bi» zu 100 Prozent, und li« fand leider nur zu willige Obren. Stellte sich einer der Geldgeber zu schwerfällig an, dann half sie mit faustdicken Lügen nach, bis er davon überzeugt war, welch „fabelhafte Ebanee" man ihm bot. Die Opfer wurden nicht einmal dann stutzig, wenn die Angeklagte von ver grabenen Goldschätzen und von riesenhaften Mengen Gold dollars, die irgendwo liegen sollten, faselte. Der Anhang der Angeklagten wurde imm"' größer. Sie übertölpelte die Geldgeber am lauf-nden Band. Be sonders argwöhnisch« Leute wurden apSgezablt mit dem Gelbe, das andere gaben. Der nie versiegende Zufluß neuen Geldes letzte die Angeklagte auch in die Lage, ihre Opfer d-r Reibe nach aufzuluch-m, ihnen eine dicke Brief tasche voll Geld zu zeigen und ihnen weiszumachen, daß die» ihr Geld mit dem erzielten Gewinn lei, und unter Hinweis aus erneute größere Gewinntnöglschknten zu ver anlassen, da» Geld stehen zu lassen. Lang: Jahre setzte sie ihr Treiben fort. Erst im Juni 1933 stellt«« sich "größere Schwierig keiten ein, die dazu führten, daß in einzelnen Fäll»n An zeigen gegen die Angeklagte erstattet würden. AIS sich die Polizei der Sache annahm, brach das ganze ausa--- klügelte Svstem der Angeklagten in sich zusammen. Alle die, di« 100, 1000, 5000 oder gar 12000 Mark hin- gegeben batten, batten das Nachsehen. Die Angeklagte hielt auch vor Gericht ihre Darstel lung, das; li; die Betrogene sei, aufrecht. Wieder ver suchte sie, Glauben zu finden mit ihrer Behauptung von den Hintermännern, für die tie angeblich acht Jahre lang gearbeitet bat, von denen sie aber nicht mehr al» die Namen wußte, von denen sie aber behauptete, daß sie alles Geld erhalten und sich seit Juni 1933 unsicht bar gemach;: hätten und zwar unter Mitnahme eines Rechinungsbuch.»», mit dem sie, die Angeklagte, ohne weiteres habe nachweisen können, daß sie die Gelder wei terleitete und an einen Betrug ihrerseits gar nicht zu denken lei. Diele» Recklnunasbuch, da» vielleicht bestan den bat, hat die Angeklagte zweifellos lelbst vernichtet, wie lie auch angeblich ans lauter »Verzweiflung den ge tarnten Schriftwechsel mit ihren angeblichen Hinter männern vernichtet haben wollte. Das Gericht glaubte ihr kein Wort, sondern nahm an, daß alles Geld in ihre Talche ging. Der »Vertreter der Anklage, Staatsanwalt Dr. Ludwig, kennzeickmet« mit treffenden Worten das verbrecherisch- Treiben der An geklagten und beantragte gegen- sie, wie auch gegen den Ehemann Franke empfindlich« Buchtkausstrasen. Der Ber- teidigerr, Rechtsanwalt Dr. Pittrich, letzte sich für «ine Freisprechung insbesondere des Ehemannes Franke ein. Die Strafkamm«r ließ die Frage, ob der Angeklagte Franke von dem Treiben »einer Frau gewußt und an den Betrügereien teilgenommen hat, offen und hielt insoweit einen Sck-uldbeweis nicht für voll geführt. Da-' gegen wurde die Angeklagte Emmi Franke wegen fort- geletzten Betruges unter Anwendung der neuesten Straf- vorlchaisten deS Gesetze» vom 26. Mai 1933, da? für schwere Fälle auch bei bisher unbestraften Angeklagten Alschtbau» vorlieht, zu einem Jahr sechs Monaten Züchte hauS und dreijährigem Ehrverlust verurteilt. ' « Gerichtssaal. e Zuchthaus für eine« Unhold. " Die 12. Große Strafkammer de» Dresdner Landgericht» verurteilte in geheimer Sitzung den Sä Jahre alten Eisen, habnardeiter Martin Walter Janke wegen vollendeten Not- züchtsverbrecheus zu zwei Jahre« Zuchthaus Und drei- tiihrigem Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte. Der Ange klagte hatte in der Nähe von Großenhain ein junges Mäd chen» da» aus dem Fahrrad fuhr, Überfällen und sich unter Anwendung von Gewalt an ihr vergangen. Jugendliche Falschmünzer verurteilt. Bor der Großen Strafkammer de» Landgericht» Dres den mußt-« sich der 21 Jahre alte Flei»cher S'-'ald Heinrich Asrost und der 22 Jahre alte Schmied Alfred Horst Günzel, beeide au« Dresden, wegen Herstellung von Falsckneld ver antworten. Die Angcklaaten hatten mit ein-m dritt-n. be reits abgcnrteilten Komvlizen inländische» Metallgeld nach gemacht. Sie richteten sich in der K-danstraße in DreSd-n eine Werkstatt ein, in der sie im Frühjahr 1988 falsche Zwei- und Ein-Mark-Stücke ans minderwertigem Metall hrrstellten bezw. herzustellen versuchten. Di« Falschstückc ge langen verhältnismäßig schlecht, so daß die Falschmünzer nur wenige ab»eykn konnten. Obwohl die Ana«klaa»en bereit» mehrfach vorbest»ast waren, fanden sie mit Rücksicht aus ihre Notlaae große Mild«. Da» Urteil lautet« gegen beide auf sechs Monate Gefängnis. - > „gtl rillt lllklm West« delnM". ob,. Die Thüringer Kn«de»»erficheruna»a«i»alt teilt mit: An» verschiedenen Nachrichten ist zu entnehmen, daß geaen Arb«ita«ber, die die veitragsantril« vom Lohn ab ziehen, aber di« Beiträge nicht entrichten, von den »uitän- diaen Stellen nunmehr mit scharfen Mitteln vorgeganaen wird. Go ist in einem Fall« ein vrbritarbrr von sechs SA.» Männern durch di« Hauptstraße geführt worden mit einem aroßem Schild .Ach öi» «tu Lu«»!' und.Fch bad« meiu« Skrdeiter um dir Involideuverstcherunis-Veiträ,» d«trotzen uud da» Geld für «ich verbraucht!" Diele« Vorgehen und di« daran geknüofte Prefieoeröffentlichung hat. wie »n« berichtet wird, auf säumig« Arbeitgeber gut gewirkt. Fn einem anderen Fall« ist «in Fabrikbesitzer, der «inen gräßeren Betrag an Krankenkassen- und Invalid,naerstcherungr-vet- Unrae nsuar «tsmndcstat baalnnanekar Ke» inan: I« .Jutta nicht hier. Was ist geschehens Gib Auf klärung', telegraphiert« er zurück. Klaus und sein Pater hatten in fieberhafter Spannung auf die Antwort gewartet. Tief» Niedergeschlagenheit nahm von ihnen Besitz, als sie ihre letzte Hoffnung zer stört sahen. Es bestand jetzt kaum noch ein Zweifel darüber, daß Jutta etwa» zugestohen war. Während Manfred von Ragenthin sich niederlteß, um Hans Molnar ausführlich von den Ereignissen zu be- richten, trat Klaus in dumpfer Erregung an das Fenster. Bedrückt starrte er hinaus in den trüben Herbsttag. Da klang das Surren eines davonfahrenden Auto» an sein Ohr. Lotte und die Tante verließen Ragenthin. Ohne Abschied. Klaus war in diesem Augenblick nicht einmal imstande, Genugtuung darüber zu empfinden. Der lähmende Druck, der auf ihm lag, ließ keinem anderen Empfinden und keinem anderen Gedanken Raum. - - . - Der reckenhaft gebaute Oberförster Rombach trat leise und vorsichtig auf den Fußspitzen in vas verdunkelte Zimmer. .Schläft sie?' Seine Gattin sah einen Augenblick auf und nickte stumm, dann wandte sie den Blick wieder dem jungen Mädchen zu, vas mit fieberhaft gerötetem Gesicht in dem ßüueewcik überzoaenen Gastbett lag. Rombach trat leise näher und beugte sich über di« Schlafende, die sich eben wieder unruhig zu bewegest begann. Sein gutmütiger Blick lag lange sinnend und forschend auf ihren Zügen. Dann aber richtete er sich wieder auf. Nein, er kannte da» junge Mädchen nichf, das er vor einigen Tagen mitten im dichten Walde gesundrn hatte. Am Abend nach dem großen Unwetter hatte er tntt seinen beiden Forstgehilfen einen Äang durch da« Revier gemacht, um sich von dem angerichteten Schaden zu über» zeugen. Unweit einer hohen, vom Blitzschlag zersplitterten Buche hatten sie die Fremde, völlig durchnäßt und an- scheinend leblos, aufgefunden Nachdem man festgestellt batte, daß doch noch Leben in ihr gewesen war, batte man sie nach ver Oberförsterei gebracht. Die überraschte, menschensreundliche Frau Oberförster hatte sich ihrer sofort angenommen und sie mit Hilfe ihre« Mädchens zu Bett gebracht. Gleich am anderen Morgen hatte der Oberförster «inen der Gehilfen in die Stadt zum Arzt geschickt, der «uch sofort gekommen war. Die junge Fremve war inzwischen aus ihrer Betäubung erwacht, aber sie phantasierte. Der Arzt stellte hohes Fieber fest, sprach sich im übrigen aber zuversichtlich aus. Irgend- welche sonstige Schäden schien da- junge Mädchen glück licherweise nicht vavongetragen zu haben. Die Augenlider ver Schlafenden begannen jetzt leise zu zucken. Ihre Hände «asteten auf dem Deckbett umher. Dann warf sie sich plötzlich herum, schlief aber mit halb geöffneten Lippen weiter. ? .Eßt nur einstweilen', sagte Frau Oberförster Rombach leises .Ich bleibe inzwischen hier.' Auf den Zehenspitzen schlich sich der Oberförster wieder hinaus, um sich mit den beiden Gehilfen zum Frühstück nieverzulassen. Als man gegessen hatte, begab er sich wieder hinüber. Frau Oberförster hatte ihn gerade rufen wollen. Die Kranke war erwacht, war aber nicht bet Bewußtsein. Sie , warf sich mit leisem Stöhnen in den Kissen herum. , Klaus l* kam es plötzlich wie ein weher Hauch vo» ihren Lippen. . > Frau Oberförster Rombach legte ihr mitleidig und be ruhigend die kühle Hand auf die heiße Stirn. Es fchie» die Fiebernde auch für einen Moment zu beruhigen. .Blttd bet mir, Klaus — bleib bei mir...", flüstert« sie und lag ganz still. Dann machte st« plötzlich wieder «in« heftige Bewegung. .Nein geh gehl' stieß st« hervor und hob di« schmalen, heißen Hände. tzrau Oberförster setzte sich zu ihr auf den Vettraud nnd griff nach ihren in der Lust »mherirrenden Hände«. Aber die Fiebernde wehrte sich dagegen. .NÄn, geh — geh — du darfst mich nicht lieben — du darfst nicht... Hab doch Mitleid mit mir, Klaus!' teilnahmsvoll und ratlos sahen der Oberförster und steine Gattin auf die Kranke herab, vergebens Hostien sie, einen bekannten Namen zu hören, der ihnen Aufschluß über die Herkunft des jungen Mädchen» hätt« geb«» könne». ' Da richtete sich die Fiebernde mit einem plötzlichen Ruck auf und bedeckte die Ohren mit den Händen. Etv qual voller Zug glitt über ihr Gesicht. .Hörst du das Lachen? Das Lachen...! Oh — dis Geister Haden recht, Klau»! Laß mich hinaus — da» blaue Licht — und das Lochen... Laß mich hinan»...* Da griff der Oberförster zu, um sie in bi« Kissen zurück- Zudrücken. Sie wehrte sich wie eine Verzweifelte dagegen. Er hatte Mühe, sie zu bändigen. Erschöpft gab sie schließlich nach. Frau Oberförster hielt ihr «in mit kalter Milch ge fülltes Glas an die Lippen. Die Kranke wandle ein paa« mal das Gesicht zur Seite, dann aber trank sie doch W langen, durstigen Zügen. > Heftig atmend lag sie dann wieder still und ließ sich willig'«inen Eisbeutel aus die glühende Stirn legen. Als ver Arzt gegen Mittag kam, fand er sie schlafend vor. Er war zufrieden.