Suche löschen...
Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 01.03.1917
- Erscheinungsdatum
- 1917-03-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191703015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19170301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19170301
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1917
-
Monat
1917-03
- Tag 1917-03-01
-
Monat
1917-03
-
Jahr
1917
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 01.03.1917
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
8«r t»e>»n>«»k-r«»l»lli r Laa,blatt' ickreibtzur RrtcdSkanzlerred« r ch nach der gestriaen Red, unstreitig al« der ttttche Redner dieser Kriegizeit ve,eichnet Spur von jener Phrasenhaftigkett der Mittel, die die Ententeredner mit Vorliebe '-MD! M! Lied Vs» her Heimat Da«k. Au stnae» nach der alte« Boll«weis»: »Seht ihr dre» «off« vor d«m Wagen". Die Laube steigt vom Himmel nieder Bier Tropfen fallen purpurrot! Einmal kehrt doch der Frieden wieder - Die Vesten aber, sie sind tot! a Sie ruhen fern in fremder Erde, * DaS Lebenswerk nur halb vollbracht, vln ihrer Statt sitzt nun am Herde Frau Sorg' und spinnet Tag und Nacht. Gar manche, die uns wiederkehren. Auch sie drückt schweres, schwerstes Leid! Wie bitter: Jung sein und entbehren. Weil schon gebrochen — vor der Zett. Wer'« kann, verschlietz' sich fremdem Schmerze! Doch nie kling' ihm ein trautes Du! Wer'S kann, verhört' sein hartes Herz«! Doch nie find' er im Innern Ruh! Für dich, für dich! so mahnt der Hügel. Für dich! so mahnt der Tränenbltck. Das Herzblut ward der Treue Siegel. Glück brach in Scherben — für dein Gl^ Wohlan! ob selber wir auch darben. Hier bleibt das größte Opfer Nein! An sie, die für die Heimat starben, Mmn nie genug des Dankes sein. Der Tat die Ehrung! Stets aufs neue. Nicht heute nur, nein lebenslang Erweise sich der Sachsen Treue! Bewähre sich der Heimat Dank! Ein friedlich Glück! uns lacht eS Wieders Ein Glück, gebaut auf Tod und Not. Di« Taube steigt vom Himmel nieder — Vier Tropfen mahnen — purpurrot! E. Raabe. > .-..'M.«.,,,,»,......—»,,, Dem Reichstage liegt gegenwärtig eme Petition von der Hamburger Vereinigung für deutsche Ueberseeinteressen vor, die von allen bestehenden Verbänden kolonialer For men und auch von den ihnen nicht anaAchlossenen Ein- zelsirmen unterstützt wird. Es wird darin ein Gesetz ver langt, für die Feststellung aller im Schutzgebiet entstan denen MieaSschäden und für deren Ersatz, unter Umstän den mich für eine Vorentschädigung, wenn di« Existenz einer Firma nicht anders gesichert werden kann. In der Tat besteht ein dringendes Interesse deS Reiche» daran, daß diejenigen deutschen Kaufleute, die unserem jungen 'Ko lonialwesen Vertrauen geschenkt und es durch ihre Kapital anlage wie durch ihre Arbeit erst lebendig gemacht haben, nicht enttäuscht werden, sondern auch für die Zukunft Vertrauen und Arbeitskraft in unsere Ueberseepolittt setzen. Denn so wenig wie di« Kolonien selbst entbehren könnten, ebensowenig würden uns die Kolonien allein hel fen, wenn nicht tapferer und weitschauender Unterneh mungsgeist sich ihnen wie bisher zuwendete. Nur durch ihn werden die Kolonien für die Heimat überhaupt erst fruchtbar. Würde für die geschädigten Kolvnialfirmen nicht ausreichend gesorgt, so wäre zu befürchten, daß das deutsche Kapital, das gewiß schon mehr und länger als billig zauderte, sich unseren überseeischen Interessen an-, zuvcrtrauen, in Zukunft erneut zurückgefchreckt werden. Auf der anderen Seite ist gegenwärtig die Stimmung im deutschen Volke für eine großzügige Üeberseepolitik unter dem Eindruck der ernsten Lehren dieses Krieges viel gün stiger geworden als je zuvor. Das Reich wird nur rlug handeln, wenn es diese Stimmung ausnutzt. Auch die deutsche Arbeiterschaft hat ja jetzt erkannt, und es durch den Mund ihrer angesehensten Vertreter ausgesprochen, daß die deutsche Industrie ohne die kolonialen Quellen wichtigster Rohstoffe, Kakao, Palmkerne, Palmöl, Baum wolle usw. überhaupt nicht mehr konkurrenzfähig bleiben könnten. Damit aber würde sich natürlich auch das Schick sal des deutschen Arbeiters zu Ungunsten des letzteren entscheiden. Die Annahme der erwähnten Petition dürfte deshalb zur Zeit kaum großen Schwierigkeiten begegnen. Ein erfreuliches Zeichen für den Forts.^.itt des deutschen Volkes auf dem Wege der Erziehung zu einer sachlich be gründeten, wirtschaftlich unentbehrlichen Ueb-r'eepolilit! Auch unstren Feinden kommt «IlerdingS an dieser Er ziehung ein Teil des Verdienstes zu. Sie haben wirklich alles getan, um die (Ansicht in Deutschland zu fördern. Erst der englische Aushungerungskrieg, der dadurch her vorgerufene Mangel an Futterstofsen, Fetten, Seifen And so manchen anderen alltäglichen Bedarfsartikeln, dann die «schlagnahme des privaten Eigentums in den Kindlichen Ländern, die Seguestration deutscher GeschSftvunterneh- mungen, die Zerstörung ihrer Handelsbücher, die persön liche Kränkung und Mßhandlung der dort angesiedelten Geschäftsvertreter — das wird in Zukunft den deutschen Kaufmann mehr als alles andere von zu weitgehendem Vertrauen auf fremde Regierungen zurückyalten. M wird also nun darauf ankommrn, nicht sein vertrauen zu über seeischen Unternehmungen Überhaupt untergeben zu las sen, sondern es in Beschränkung auf die deutschen Avlonial- gebrete aerade umso kräftiger zu erhalten. Da« kann» durch rasche und ausgiebiae LntschSdiauna der in unserem Schutzgebiet vom Kriege betroffenen Kaufleute und Unter nehmer geschehen. Der deutsche Kaufmann muß den be stimmten Eindruck haben, baß deutsches Kowuia.geblet als Unterlage für feine Arbeit genau so sicher ist wie deut sche« Reichsgebiet; daß KrieaSschäden in Karnerun »der Samoa nicht anders behandelt werden wie salch» im El saß oder in Ostpreußen. Ist erst diese Zuversicht vor handen, dann wird sich in Zukunft auch die alte schön« Hoffnung erfüllen, bah deulslye Kraft und Unternehmung», lust nicht mehr in aller Deck verzettelt wird, sondern in geschlossener Wirksamkeit auf druljchen S.b.e.eu »oll_u»tz Die Dienstpflicht der russische» Ausgewanderten. Der „Nieume Rotterdamscho Courant' meldet aus London: Donar Law teilte im Unterhaus« auf eine Frage von Dalziel mit, daß Unterhandlungen zwischen der engli schen und der russischen Regierung schweben, bet denen der Grundsatz maßgebend war, daß den in England wohnhaf. Leu russischen Männern vom militärischen Alter die Wahl gelassen werde, entweder im englischen Heere Dienst zu nehmen oder nach Rußland zurückzukehren. Die englische Regierung beschlagnahmt die Eisenbahnwagen. Die etwa 600000 Eisenbahnwagen, die sich noch im Vrivatbcsitz großer englischer Gesellschaften, so z. B. der Bergwerke, befinden, sollen für den Staat enteignet Werden. Für Eisenbahnwagen, die sich im Besitze der Tisenbahnge- sellschaften befinden, ist bereits eine ähnliche Verfügung ge troffen. Die englische Regierung will sich die freie Verfü gung über sämtliche Eisenbahnwagen sichern, da der Verkehr auf den Eisenbahnstrecken sehr zu wünschen übrig läßt und dringend einer Reform bedarf um den Stockungen, die auf der Strecke eintreten, abzuhelfen. Die deutschen Neberfee-Jnterefsen. Dem Reichstage liegt gegenwärtig eine Petition von der Hamburger Bereinigung für deutsche Ueberseeinteressen " ' " ' ----- ... - in- ver- D«itfchland selbst «erde denn auch wohl »u allerletzt er wartet «erden, daß die Rede de« Kanzler« t« neutralen Uu«lande mit Zustimmung ansgrnommen werd«. Da« .Verner Tageblatt' schr Der Kanzler mus gewaltigste oolii werden. Keine . demagogischen Mittel. anzuwenden pflegen. Schwer folgt Schlag auf Schlag. MU angebaltenem Ateu verfolgt der Leser den klare» und unerbittlich logischen Gedantengana diese« Staatsmannes. So kraß und bart wurde die englische Methode de» Frauen- und Kinderkrieges noch nie von berufenem Munde der Welt enthült wie hier von dem deutschen Staatsmann«. Kalt- blütta hätten die Engländer Millionen deutscher Frauen und Kinder geopfert, uni den Giea zu erringen, wenn es ihnen grimmen wäre. Diese Anklage ist in ihr Tragik so schwer, vaß England und seine Verbündeten wahrlich jedes Recht verscherzt haben, sich die Derteidlaer der Humanität zu nennen. Die Erwähnung der Tatsachen, daß Str Percy Scott ausdrücklich vor Kriegsausbruch, als England noch glaubte, mittel« seiner Flotte alle Angriffe zur See ab schlagen zu können, den Unterseebootskrieg in der Gestalt wie er jetzt von Deutschland angewendet wird, billigte, hat wie eine Erlösung auf alle jene ängstlichen Gemüter gewirkt, die bisher meinten, England batte niemals Unterseeboote in so weitgehender Weise benutzt. Las Zwas-isgeschen? au Arland. »Homerule für Irland' auf der Tagesordnung de« englischen Unterhauses. So meldet der .Manchester Guar dian". Der Wunsch der irischen Nationalisten nach Lösung der irischen Frage durch sofortige Einführung von Homerule stzll im Parlament zur Debatte gestellt werden, auch Lloyd George will sich an ihr beteiligen. Was ist des Rätsels Lösung? Von wannen kommt der mildere Wind? Eng land in Not unter dem Uboot-Drnck, seine Lebensmittel versorgung ist in Frage gestellt, Jagdgründe für Fuchs jagden hat es in Hülle und Fülle, ehe jedoch Korn auf ihnen sproßt, mag rin Sommer vergeben und noch einer. Irland muß helfen, das Land des Ackerbaues, und, wie Lloyd George sich neulich in einem Appell an die Hilfe der heimischen Ackerbauer wandte, so entsinnt er sich jetzt deS Stiefkindes der englischen Krone und will sich seiner Loyalität versichern, nm Englands Kornnot steuern zu hel fen. Da eS ohne Zugeständnis nickt zu erreichen wäre — die irischen Bauern sind sogar in ihrem Zorn auf England zu passivem Widerstand überqcoanarn, sodaß die Ackerbe stellung unter militärischer Aussicht vor sich geht und die Anbauart behördlich von England vorgesckricven werden muß —, denic Herr Lloyd George an den Mäusefang mit Speck. So zaubert er das Bild von Homerule vor die Sinne der Freu, i.nr sie gefügig zu machen und gibt ihnen seine Lerc-iwilligleit zu erkennen, d. h. er zeigt sie ihnen, aber cs könnte ja der Tag kommen, wo man Irland das in der Not gemachte Geschenk wieder aünehmen kann. Lloyd George hat Wandlungen genug dnrckgcrnacht. Auch die Iren können von ihm künftig noch manche Ueberraschuug erwarten. NicWche D.'ULrrmfM«rNljk» In Stockholm verlautet, daß TeucrnngSunruhen in Neleröburg und Moika« durchaus au der Tagesordnung sind. In der vergangenen Wecke sind in Petersburg un gefähr 40 Bäckergeschaste geplündert. Eine ewige Quelle von Unruhen sind die langen Reihen von Wartenden vor den Geschäften, besonders vor den Fleischerläden. Die Volizci zeigt? bisher den Angriff?« auf die Geschäfte gegen über völlige Gleichgiiitiglcik, man glaubt jedock neuerdings beobackict zu. hobel!, das; bei dieser Gelegeuurit aufrühre risch? Ausrufe vericilt melden. Daher ist angeordnet, daß die Men ckenrcihcn von Polizeiaufgeboten überwacht wer den. Außerdem Haden lick tägliche Fälle ereignet, daß wartende Menschen erfroren sind-, daher ist bestimmt, daß Heizöfen neben den Menschenreihen ausgestellt werden. Em AuMüg 6V? Vas ekgMche Konsulat i« Grorriugevr Eine bisher unausgcklärie, geheimnisvolle Geschichte er regt in Amsterdam Aufsehen Am 15. Januar wurde in dein Hotel „Zeven Provincien" in Groningen, in dem sich das englische Konsulat befindet, von einem Herrn Rooker aus Siktard ein Zimmer bestellt. Der Herr erschien mit einer großen Kiste, die er in das ihm angewiesene Zimmer stellte, worauf rr wieder abreiste. Als er nickt znrückkam, öffnete man die Kiste und sah, daß sie eine große Menge Benzin enthielt. Tic Polizei, von dem Dorsal! unterrichtet, stellte nach dem Herrn Rooker Nachforschungen an, die je doch ergebnislos vertiefen. Am 1. Febrnar erschienen in dem Hotel 2 Personen, die dasselbe Zimmer verlangten und eine große Tcetiste bei sich hatten. Am 8. Februar er hielt der Hotelbesitzer einen anonymen Brief, in dem «S hieß, daß man bisher zweimal vergebens versucht hätte, das Hotel in Brand zu stecken, und daß ein dritter neuer Versuch gemacht werde. Der Bricfschreiber teilte zugleich mit, daß er gegen Belohnung und die Versicherung, daß er nicht der Polizei nusgelicfcrt werde, mehr sagen wolle. Wenn der Hotelbesitzer auf seine Vorschläge eingehe, solle er ein Inserat in den „Tclegrans" setzen unter der Ueber- schrift „Jan, komme zurück" und die Höhe der Belohnung angeven. Die Polizei setzte inzwischen die Untersuchung fort, und cs stellte sich heraus, daß die beiden letzten Kisten Sprengstoffe und ein Fläschchen mit einer grünen Flüssig, teil enthielt, die dazu diente, die BciMniust der ersten Kiste zu vertreiben. Am 16. Februar empfing der Hotelbesitzer einen zweiten Brief mit der Mitteilung, daß der Schreiber einem Komplott augchöre, das von einer dritten Person den Auftrag hatte, gegen eine Belohnung von 2000 Gulden das Hotel in Asche zu legen. Er wollte auck gegen eine Belohnung von 300 Gulden die Namen der Personen, die dem Komplott angeboren, nennen. Die 300 Gulden sollten an die Adresse W. Z. 410 Kiosk Centralstation Amsterdam gesandt werden. Als der Schreiber des anonymen Briefes die 300 Gulden abhcben wollte, wurde er verhaftet und als ein Champagnerfabrikant aus Sandpoort erkannt. Seine Mitschuldigen sind ebenfalls festgenommen worden. Ob der Anschlag gegen das Hotel oder gegen das darin befindliche englische Konsulat gerichtet war, ist noch nicht bekannt. Fest steht, daß der englische Konsul es für geraten dielt unnmieben. Die dänische Fischcrusfuhr. Dänemark ist eS gelungen, mit Deutschland und Eng land ein Abkommen über die Verteilung der dänischen Fischausfnhr zu treffen. England und Deutschland sollen je SO v. H. des Exports erhalten. An- der russische» Duma. Die erste Sitzung der russischen Duma nach ihrem Wicderznsaminentritt verlief in vollkommener Ruhe. Rach einer patriotischen Ansprache des Präsidenten sprach 1'/, Stunden der LnndwirtschastSminister über die Ernübrung-- volitik der Regierung und besondcrS über di« Getreide frage. Er legte dir Maßnahmen dar, welche rr zu ihrer glücklichen Lösung getroffen habe. Nach der Retz« be« Mi nisters schlug der fortschrittliche Block einen Antrag vor, welcher die Negierung anffordert, sich »n organisieren, um wirksamer die durch den Krieg geschaffenen Schwierigkeiten »u bekämpfen. Vertreter verschiedener Parlamentsfraktionen «rachen sodann über di« innere Lase de« Lande«. mmz de» Ansehen und der Mach« de« Deutschtum« »ugut» »ammt. Das amerikanische SinwandernngS» -«setz imd der Zehiinrrbauv. Präsident Wilson hatte sehr triftige Gründe al« er gegen da« neue EtnwanderungSgcsetz, das Analphabeten von der Einwanderung nach den Vereinigten Staaten aus schließt, Einspruch erhob, nachdem es Kongreß wie Senat angenommen hatten. Sein Einspruch nützte aber nichts; denn eine vor etiva 14 Tagen vorgenommcne nochmalige Abstimmung ergab in beiden Kammern eine Zweidrittel-« Mehrheit für die Vorlage und dadurch ivurde sie nach der Verfassung der Union gegen den Willen des Staatsober hauptes automatisch Gesetz. Jetzt drohen die Folgen der neuen Menkck>ensperre für Amerikas auswärtige Politik schon die schlimmsten Erwartungen zu übertreffen, dis Wilson selbst hegen konnte. Daß die Japaner sich stark darüber erregen werden, darauf war er gefaßt. In gro ßen japanischen Städten sind bereits große Protestver sammlungen unter Beteiligung Tausender abgehalten mor den, in denen von der iapanisch.ru Regierung sofortige nachdrückliche Maßnahmen zur Wahrung dir durch b«S> Gesetz angeblich verletzten Ehre des japanischen Volkes gefordert wurden, und nach zuverlässigen Meldungen ist es gar nicht ausgeschlossen, daß die japanische Regierung zumal baS Kabinett Terautschi mit der Gefahr rechnen mutz, bei den bevorstehenden Wahlen eine große Nieder lage zu erleben, jenem Verlangen nachgibt. Nun ist aber auch schon in einem zweiten Lande des Zehnverbandes die Volksseele wegen des amerikanischen Einwanderungsgesetzes ins Kochen geraten. Die italie nische Presse erinnert sich der Tatsache, daß Italien in FriedenSzetten von durchschnittlich etwa 700 000 eurpäischen Einwanderern, in Amerika in jedem der letzten Jahre 300 000 stellte, von denen der größte Teil lveder lesen noch schreiben konnte. Die italienische Volkswirtschaft zog aus dieser Auswanderung immer sehr viel Nutzen, denn die Ausgewanderten sparten drüben von ihren hohen Löhnen soviel wie möglich und schickten das Ersparte ent weder an zu Hause gebliebene Angehörige oder Verwandte, oder sie kehrten nach etlichen Jahren mit einem kleinen Kapital zurück, mit dem sie sich ist der Regel ein kleines Gut erwarben. Manche süditalienische Lalifundie hat sich auf diese Weise zum Segen der italienischen Volksgesamt- hett schon wieder in Bauernland zurück verwandelt. Daß es mit dieser becmemen Art für bas italienische Staats wesen, Pen Wohlstand des eigenen Landes durch Begünsti gung der Auswanderung nach den Bereinigten Staaten von Nordamerika zu heben, nach dem Kriege vorbei sein soll, mutz für die italienisclsen Staatsmänner nm so schmerzlicher sein, als der Krieg.nicht wehr die geringsten Aussichten bietet, ihre Träume von einem größeren, durch das Mittelmeer verbundenen Italien zu erfüllen. Daher sieht denn auch Osservatore Romano voraus, daß „Är- beitslosigkeid für weite Schichten" eintreten werde, sobald der italienischen Volkswirtschaft der starke Zustrom don tn Amerika erspartem Gelds entgehen müsse. Dem japanischen und italienischen Entrüstnngsgcschrei wird zweifellos ein russischer folgen: denn auch Rußland war in den letzten Jahrzehnten außerordentlich stark cm der amerikanischen Einwanderung 'beteiligt und auch die au- Rußland kommenden Zuzüglinge in Amerika waren meist Leute, die des Lesens und Schreibens unkundig wa rten. Und auch Rußland stehen nach dem Kriege schwere« wirtschaftliche Krisen bevor, die eine vorübergelxmde starke Auswanderung zu einem durchaus erwünschten Aderlaß gestalten würden. Den russischen Machthabern mutz die amerikanisch« Analphabetensperre umso unangenehmer sein, als die sich infolgedessen nach dem Kriege in russischen Jndustrtegegenden anstauenden arbeitslosen Massen einen vorzüglichen Agitationsherd für revolutionäre anarchistische Elemente abgebcn müssen. Japan wird die dadurch in den politischen Kreisen Rußlands entstehende Stimmung fstr seine grundsätzliche amerikafeindliche Politik im fer nen Osten ausgiebig zu verwerten wissen. ; Tagssgeschichte. Deutsches Reich. jJm preußischen Abgeordnerenckause för derte am Mittwoch die Weiterberatung des Knltusetats einen bemerkenswert versöhnlichen Geist auf religiösem Ge biet. Die neue Zeit hat kemen Raum mehr für sogenannte Kulturkämpfe -wischen Katholiken und Protestanten. Las wollte ein gemeinsamer Antrag aller Parteien, der nur vom Zentrum nicht gleich unterstützt war, bezeugen, wo nach in dem nächstjährigen Haushaltsplan erstmalig 20000 Mark zur Förderung von Veröffentlichungen und For schungen über die Zeit der Reformation und Gcgenrefov-i mation eingestellt werden sollen, damit eine Kommission! von protestantischen und katholischen Forschern in gemein samer Tätigkeit jene zurückliegende wichtige Gcschrchtspe-' riode anfhellen könne. Die Worte, die zur Begründung dieses Antrages vom Wbg. Traub (Fortschr. VvO gesagt Ivurde«, fanden wegen ihres tiefernsten versöhnlichen Cha rakters m allen Parteien Zustimmung. Und ausdrück lich ließen die Nationalliberalen durch Dr. v. Campe, die Freiko»servattven durch Dr. Rewoldt und die Konservati ven durch Dr. Jrmer ihre Zustimmung sowohl zum An trag wie znr Begründung erklären. Der Zentrumsred ner Dr. Heß enthielt sich jeder Aentzerung über den An trag, gab aber die Erklärung ab, daß man die Parität nicht schematisch auffasse und durchgesührt wissen wolle. Natürlich wird die zweifellos erfolgend« Annahme des An trages Traub erst ihren vollen Wert erlwlten, wenn auch das Zentrum tn der Kommissionsbecatung und später im Plenum ihm zustimmt. Einstweilen läßt es seine Ent scheidung wohl absichtlich noch im Dunkeln. — Im übrigen drehte sich die gestrige Beratung hauptsächlich uni die För derung deS durch den "Krieg schwer geschädigten Hochschul wesens und den notwendigen Ausbau deS Auslands studiums. Eine vom Kultusminister vorgclegte und be gründete Denkschrift sieht ganz programmalilch eine Neu- orientieruna vor. Ein Hauptteil der treuen Aufgaben auf diesem Gebiet, vor allem die deutsche Propaganda im Auslands mutz vom Reich gelöst werden. Soweit Preu ßen in Frage kommt, sollen finanzielle Bedenken nm der Sache willen -urücktreten. Einzels^ agen, wie die Btt^md- lung der Kriegsprimaner, di? Förderung der durch de« Kriegsdienst im Studium verhinderten 'Stulentenkrieaer, die Hebung der deutschen Kunst und die Aufgaben oer Wissenschaft nach dem Kriege fanden verständnisvolle frei mütige Erörterung. Bargeldloser Zahlungsverkehr. — Gold- Und Juwelensammlung. In der vorgest i^e» Sitzung des ZentralauSschnsseS der Reichsbank besprach der Vorsitzende, Präsident des Reichedankdi eckorinms L-r. Ha- venstein di: Uebersicht über den letzten Monat, Ivies dabei insbesondere auf den fortgesetzt starken Verbrauch an Zah lungsmitteln hin, der die ernste Pflege des bargeldlosen Zahlungsverkehrs zur Pflicht mache, und knüpfte hieran einen ivarmen und dringenden Apell an die Mitglieder des ZentralauSfckuss-s, in den ihnen nahest: heudcn Krei sen für hie von der Reichsbank angeregte Gold- und Ju- welensammlung nachdrücklich zu irDrlen. Lurch die Gol^ jnmmlung wird der Gvldülkitz der Äetü^dcurk 1»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)