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So traf er eines Tage- wieder in Pasewalk ein, aber seine Mutter hatte wenig Freude an ihm. Er hatte immer noch keine Frau und sie kannte ihn kaum wieder, so trüb selig und schwermüthig war er geworden. Eine- Tage-, kurz nach seiner Rückkehr, stand er hinter dem Ladentisch und verkauste fertige Wäsche an eine -ute Kundin. Er hielt gerade zur Ansicht hübsche, gestickte Bein kleider au-gebreitet gegen da- Licht und prieS geschäfts mäßig ihren Werth, als etwa- hastig die Ladenthür auf gestoßen wurde und — er hätte m den Fußboden ver- stnken mögen — Frau von Stierling vor ihm stand. Entgeistert, sprachlos starrte er sie an, aber sie über häufte ihn nicht mit Zorn und Verachtung, nein, sie strrckt- khm beide Hände entgegen, mit einem kleinen Jubel- schrei und die Hellen Thränen liefen ihr die blaffen Wangen. „Habe ich Sie wieder? Habe ich Sie endlich wieder?" rief sie, als sie allein mit ihm war. „O mein Gott, Sie brauchen nicht vor mir davon- zulaufen — dem Himmel sei Dank, daß Sie nicht „Herr von Kuhlemann" sind, nicht der große Herr, für den ich Sie hielt — ich bin ja auch nichts als eine Lehrerin — ich bin Gouvernante — Sie haben sich in mir getäuscht — ach, und ich hatte nicht den Muth, Sie aufzuklären — ich fürchtete Sie zu verlieren — Sie böser, böser Mensch, warum liefen Sie ohne Abschied davon?" So klang es zwischen Weinen und Lachen, die Kundin . und die gestickten Löschen waren vergessen, ein glückseliges Paar lag sich in den Armen. Sie hatten sich beide aus demselben Grunde Komödie vorgespielt. Melanie Stierling hielt Nante Kuhlemann ebenso für einen großen Herrn, wie er sie für eine vornehme Dame und sie konnte ebenso wenig der Versuchung widerstehen, ihn in dieser Täuschung zu erhalten. Sie war sehr jung verwittwet und von ihrem ver storbenen Gatten mittellos zurückgelassen, batte sie als Gouvernante in vornehmen Familien ihren Unterhalt er worben, wo sie sich Vieles von den Manieren und dem Wesen der Aristokraten aneignete zu der Bevorzugung eines distinguirten Aeußeren, das sie von der Natur besaß. Als sie Ferdinands Abschiedsbrief erhielt, war sie sofort entschlossen, dem bösen Schicksal nachzuforschen, das ihn zu diesem Schritt trieb, denn seiner Liebe war sie sicher. Sie folgte ihm nach Pasewalk und ruhte nicht eher, als bis sie sein Geheimniß entdeckt hatte, was in der kleinen Stadt nicht allzu schwer war. Ihr Glück kannte keine Grenzen bei dieser Entdeckung, denn sie hatte ebenso schwer unter der Täuschung gelitten, wie Ferdinand. Nach wenigen Wochen gab es eine fröhliche Hochzeit und Herr und Frau Kubleniaiin wurden auch ohne Adels diplom ein glückliches Paar. Berliner Moden-Plauderei. Die schönen, wehmütigen Herbsttage rücken ins Land, die Luft wird dann klarer und durchsichtiger und der sommer lich üppige Wald beginnt sich zu färben; do heißt es Abschied nehmen von all' den Lieblingsplätzcn, die uns während der Sommermonate so vertraut geworden sind. Die Zeit des Bummelns und Träumens ist vorüber und das werkthätige Leben tritt in seine Rechte. Auch die Mode hat ihre sommer liche Trägheit jetzt abgeschüttelt und beginnt, wie eine sorgende Hausfrau, ihre Vorbereitungen sür die rauhen Tage zu treffen. So sind denn auch rechtzeitig wärmende Stoffe und Gewebe in den Magazinen eingetroffen und die Schaufenster, welche die neuen Auslagen zeigen, werden jetzt wieder von einem zahlreichen Damenpublikum umlagert, welches mit regem Interesse in Augenschein nimmt, was die Mode uns für die kommende Saison zu bescheeren gedenkt. Unter den Neuheiten für Kleider macht sich wieder einmal besondere Neigung für karirte schottische Stoffe bemerkbar, welche theils mit glattem 5 Stoff, theilS ohne denselben verarbeitet werden und deren Textur unS au die vor Jahren beliebten Ripse erinnert. Theurer als diese praktischen Stoffe, dafür aber äußerst elegant, sind verschiedene neue Arten von Cheviots, die man verschieden artig benannt hat; Cheviot Noppö nennt sich beispielsweise ein welcher Wollstoff, der wie mit einer zweiten Stoffschicht , durch schwarze kleine Mohairringel belegt erscheint; als be sonders praktisch und dauerhaft gilt sodann Cheviot-Krepp, der durch seine Webeart wie mit winzigen Körnchen besät auSsieht. Für streng englische Toiletten, die Frau Mode auch im Herbst wieder gelten lassen will, ist Ludberge sehr ge eignet, ein ganz dunkles, fein geripptes, mit verschwommenen schrägen Streifen durchzogenes festes Kammgarngewebe. So dann finden wir wetterfeste, derbe Lodenstoffe, nach neuester Modelaune gleichfalls karirt oder mit kleinen Phantasiemustern dessinirt, die bestimmt sind, praktische Straßenkostüme zu liefern, und endlich ergeben auch für diese Saison die feinen Damen tuche, sowie Velveteen und Lindener Samt das Material zu ebenso eleganten, wie destinguirt einfach wirkenden Toilette«. Was nun die herbstlichen Modefarben betrifft, so sind die selben in mittleren Tönen vorherrschend; die violetten Farben, die schon geraume Zeit eine Rolle in unserer Kleidung spielen, stehen wieder in einigen neuen Nüancen auf dem Repertoire. Etwas verändert gegen früher, werden sie natürlich auch anders benannt, das röthlich-lila Heliotrop wird durch Bischofs- roth ersetzt, statt Fliederfarbe ist Hyazinthlila beliebt und das hübsche Lawendelblau gilt noch, wie schon im Frühjahr, als Modefarbe; von ausgesprochen blauen Farben sind ferner Kornblau und Ozeanblau zu erwähnen und zwar verarbeitet man ost zweierlei Töne zu einer Toilette. — Unter den grauen Farben thut sich Nickelgrau, Blaugrau und ein schwärz liches Grau hervor, von braunen Nüancen ist Koksbraun, Dunkelsandbraun und ein grünliches Braun zu erwähnen, und endlich sind Römergrün, Granat- und Tapetenroth für junge Damen, die lebhafte, etwas auffallende Farben lieben, hervorzuheben. Bei allen« Farbenreichthum bleibt die Mode jedoch der Vorliebe für Schwarz-Weiß getreu; wir finden unsere preußischen Landessarben in wollenen wie seidenen Geweben vor, ebenso wie wir diese Zusammenstellung von schwarzen und weißen Stoffen an Toiletten, Hüten und dergl. bewundern können. Was die Machart der diesjährigen Herbst kleider betrifft, so sei heute nur mitgetheilt, daß die moderne. Breite und Stofffülle noch in keiner Weise geringer geworden ist, daß der Glockenrock wieder dominirt, und auch der Riesen ärmel munter sortbesteht, scmit ist also ein großer Umschwung in der Mode sür die kommende Saison kaum zu erwarten, über hlesn.e Abweichungen und Neuheiten, hie ja jede Saison mit sich bringt, «ettie ich spät« berichten. Ätl. '' Eingesandt. Freimaurer-Institut in Dresden. Wohl noch niemals ist die Bedeutung der Erziehung in ihrem hohen Werthe in dem Mähe gewürdigt worden, wie in unserer Zeit, in dem heftigen Kampfe umS Dase.n, in dem beständigen Ringen der sozialen und politischen Gegensätze; denn ..Erziehung macht den Menschen" — em altes, wahres Wort. Die Erziehung bildet die Grundlage des ganzen menschlichen Wirkens und Schaffens, sie erstreckt ihren Einfluß vis in das späte Alter, sodaß alle Diejenigen nicht ernst und streng ge nug der Frage der Erziehung näher treten können, denen das Wohl und Wehe der Jugend nach dieser Richtung anvertraut ist, die aber aus mannitftachen Ursachen selbst verhindert sind, Tag sür Tag und Stunde sür Stunde über den Entwickelungsgang ihrer Pflegebefohlenen ein wachsames Auge zu haben. Segenirreich wirken daher diejenigen Anstalten, in denen strenger Ernst und milder Sinn glücklich gepaart sind, uni das hohe Ziel der besten Kindererziehung, in Bezug auf Schule und Haus, möglichst zu erreichen. Unter diesen Anstalten nimmt die unter dem Namen „Freimaurerinstitut" rühmlichst be kannte „Lehr- und Erziehungsanstalt sür Knaben" einen hervorragen den Rang ein, welcher durch die neuerdings erfolgte Zuwahl eines Vice-Direktors, der die erziehliche Seite in tüchtiger und sachver ständiger Weise zu pflegen versteht, befestigt wird. Em stattlicher Häuserblock mit praktisch eingerichteten Zimmern, Turnhalle, großem Badebassin u. s. w„ in sich abgeschlagenem mächtigen Hos, Garten (über 13660 gm) bieten genügend Lust und Licht zur Pflege der Gesundheit sür ISO Knaben. Das Exerzieren der Zöglinge m der Formation einer Kompagnie, unter Aussicht vorgenommene Bewegungs spiele, Croquet-Lawn-TenniS u. s. w, in den Freizeiten stählen die Knaben und machen sie sür die unter steter Kontrolle auszusührenden wissenschaftlichen Arbeiten geeigneter. Das Freimaurer - Institut ist eine Realschule lateinlos», die auS der 1. Klosse abgehenden Schüler erhalten das Zeugniß sür den einjährig-freiwilligen Militärdienst. Die Schule bietet besonders auch den zukünftigen Kaufleuten die Mög lichkeit, sich im ganzen kausmännijchen Rechnen und in der Buch ¬ haltung unentgeltlich auszubtlden. «ährend so einerseits der Lehr gang der Anstalt durch erst» Kräfte gamnttrt ist, bietet die eaichltchr Fürsorge außahalb der Schulstwrde» die SÜÄeit, daß die dem Institute anvertrauten Knaben »ach ihrer JndtvwuchuM behandelt und geleitet werden, damit dieMen als Mämirr dH» Früchte dieser «len Aussaat, einer würdigen und ztrlbrvmßten Sw ziehung. ernten können. Die Anstalt wurde 1773 von der Loge M den 3 Schwertern au« elnem Stistungsvermügen begründet, wNrw steht auch heute noch einem Mttgliedrrausschuß und wirkt insofern segensreich al» milde Stiftung, al» sie würdigen Bedürftigen Frei stellen und Halbsretstellen gewährt, um deren Unterhalt, Unterricht und Erziehung in einer höheren Schule zu ermöglichen. Meteorslsgisches. NNloecheiU von ». Nvttzaa, Dritter. Barometerstand Mittags 12 Uhr. Sehr trocken 770 Beständig schön Schön Wetter Veränderlich 750 Regm (Winds Viel Regen 740 Sturm 730 Hamburger Arittermittelmar»t. Originalbericht von G. L O. Lüder«. Hamburg, 23. August 1395. s s 8. Mk. 1.76 bi« d. „ 4.75 „ .-.dO „ 6.30 „ 4.76 ,, 4.9 > „ 3.20 „ 4.30 „ 6.36 , S16 ., 3.35 6.20. 3.60. 6.66. 5.30. 5.40. 3.50. 4.80. 5.66. 360 3.70. Ter fortdauernde GetretdepreiS-Rückgang veranlaßte die Käufer in dieser Woche zu größter Zmückhaltung, so daß am Futtermittel markte wenig Umsätze stattfanden. Erdnußmehl und Reissutteimehl etwas mehr gefragt. Tendenz: flau. ReiSfuttermehl Getrocknete Getreideschlempe Getrocknete Biertreber Erdnußkuchen und Erdnußmehl Baumwollsaatkuchen und Baumwollsaatmehl EocoSnußkuchen und EocoSnußmehl Palmkernkuchen Rapskuchen MaiS, Amerik. mixed verzollt Weizrnkleie Roggenkleie Eour« 103 Br G Riesaer Dir. 212 » 15»,50bu>» Lripz.-DreSd.-E. Silber Gold 104,60 G 104 G 10 6 8 8 4 4 6 4'/. 4 4 4 4 111 G 103,75 G 4 3'/. 1 3'/. 4 3'/, EourS 100 bz 4 3 4 3'/. 4 3'/, 5 5 102,90 G 104,75 " 104 « 100,70 bz 103,75 bz 103,80 Br Dresdner Bank Sächs. Bank „ Discsntbank 102,50 G 105 G I02,20buG 103,75 bG 104 bz 103,15 Br Stadt-Anleihen. Dresdner do. Chemnitzer Au- und Verkauf von Wertpapieren. Ausführung aller in das Bankfach einschl. Geschäfte. Banknoten. Franz. Bkn. 100 Fr. Och. „ 100 Fl. Rufs. , 100 R. Sächs.-Schlrs. Löb.-Zitt. 100 Thl. do. 26 „ Ldw.Crdt. u.Psdbrse. do. Laus. Psdbrfe. Sächs. Erbl.-Psdbrfe. Rumän. amort. Srrb. 1884 er Rtr. Türtrnloose m. EP. '/« 1876 Prioritäten. Auß.-Tepl. Gold B. Nordb. „ Buschth. l-III Balhorn-Brauerei Felsenkeller-Br. Lauchhammer Deutsche Straßenb. Friedrich-Augusth. Görtitzer Maschb. u. Eiseng. Bankaktien. «llg. D. Lred.-Anst. Chemnitzer Bank. DreSd. Credtt LiSeonto-Comm. A. Messe, Bankgeschäft, Riesa, Hanptstratze. Spesenfreie Coupou-Einlöfung. Wechseldiskont. Unbedingte Geheimhaltung aller Geschäfte. Börsen - Bericht de- Riesaer Tageblätter Dresden, 23. August „ Masch.sHartm. S. Webstuhl (Schönh) Chemnitz. Act.-Spinn Elektrizitätswerk vorm O.L.Kümmert Co Friedr.-Aug -Hütte Görlitz« Maschb. u. Eiseng. GlaS-Jndust. Siemen« Act.-Grs. f. GlaSsabr (vorm. Hoffmann) Dynam.-Tmst.Lomp. Sächs. HoütndufMe- Ges. Rabenau Deutsche Fond«. ReichSanlcihe do. do. Preuß. CcnsolS do. do. Sächs. Anleihe 55« do. 52/58 do. 67 u. 69 Sächs. Rente 6, 1000, 500 do. 360 Sächs. Landrrnte 3, 1500 do. 300 Sächs. LandeScult. Üb' ^«»ars1vl»LSR vsrrlnaa p. », bei: täglicher Verfügung mit 2»/, */,, »».»atlicher Kündigung 3Z/, dreimonatlicher Kündigung Jnbastrie-Artt«. Feftenkeller-Vrauerei Consol. Feldschlößchen Meißner Feljenkell« D. Straßenbahn-G. Sächs.-B. Dampssch. „Kette" D. Schleppsch. Verein. Bautzner Papierfabriken Chemnitz« Pap. Penig« Pat.-Pap. Sebnitz« Pap. Chemnitzer W«kz. u. M. (Zimmermann) Germania (Schwalbe) Webstubl, Bereinigte Gr^Hain u. Chem. Fremde Fonds. Italiener Oesterr. do. Ungar. DI». 4 Z--T. Cour« Juli 132,75 G iö 201 bz 7 189,56bu» 12 157,60bu» 9 Jan. 201 G 4 163,50 bz 4 April — 10 213 G 11 Jan. 192 G 7 Jan. 119,25 « 10 Mai 7 Juli — — — 168,90 Br — — 219 « Z.-T. CourS ä' Jan. 168 B- 4'/. 123.5 buG -- 120 S 28 Oct. ;89 T 3'/, 122 b uG 8 Sept. 175 G 5 Jan. 153,25buG 8'/, April 291 « 3'/, Jan. 96'/« buG 7 131,25 bz 8 Juli — 6 117 G 0 April 62,75 bz 6 Juli 118,50 B 5 Jan. 252,50buG S Juli 132,25 bz /» E-.urs 4 105,60 Br 3'/, 104,30 G 3 99,90 G 4 105,20 bz 3'(, 104,30 G 3 99,90 G 3 — 3'/, 103,20 G 3'/. 103,20 G 3 99,50 G 3 100,75 bz 3'/. 101,10 G 3'/. 101,10 G 3'/» 101,10 Br 3'/. 101,10 G 105 G 4 4 — 4 104,50 G 6, 1500 do. 300 do. 1500 da. 300