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286. L Beilage zum Riesaer Tagevlalt. Areitag, S. Vktoder 1NT5, aveuvs. 78. Jayrg. 8.15 8.25 8.15 8T.5 Postamt 24: Postamt 1: Postamt S: Postamt 25: Postamt 24 sHauptbahnhos) Postamt 1 sPostplatz) Postamt 8 lAlLertstratzej Postamt 25 (Neustäbter Bahnhof I Kiir DreSbev-Magdebitrs—Altona vorm. norm, vorm vorm Zur Befördert»«- mit der Luftpost find ,«gelastet»: ». Im Julaudverkehr und nack der freten Stadt Tan- zig: Gewöhnliche und eingeschriebene Briefsrndungen jeder Art, gewöhnliche Pakete, die in keiner Ausdeh nung «st Zentimeter überschreiten und Zeitungen,- d. im Verkehr mit dem AuSlande: Gewöhnliche und eingeschriebene Briefsrndungen jeder Art. Soweit Luftpostverkehr. Am 1. Oktober ist der Klugplan für den »interluft. «rkehr in Kraft getreten. Bon diesem Zeitpunkte an wer «» »»« Dttddeu and uur »och die Landflugftrrcke Dresden -verli«—Malmö und di« »asterslngstrecke DreSdrn- «agdeburg—Alton« betriebe«. Da« Slugzeug der Strecke üre-ben—Berlin—Malmö verläßt Dresden um 9 Mir vor. ntttag» und trifft in der Gegenrichtung um 2.85 Uhr nach- nittagS hier ein, wahrend da- Wasserflugzeug um 9.8st lhr vormittags nach Altona aussteigt und um 2.20 Uhr lachmittagS oberhalb der Albertbrücke landet. Die Schl-hz-ite« für di« A«fltesern«g vo« Luftpoftsend«»,«, ind vom 1. Oktober an wie folgt festgesetzt worden. Kür Dresden—Berlin—Malmö 5.3V vorm 7.40 vorm. S.stst vorm. 8T0 vorm. nach einzelnen Ländern auch Pakete und Zeitungen befördert werben, wird dies besonder» bekanntge geben. Nähere Auskunft erteilen di« Postanstaltrn. ES ist noch immer viel zu wenig bekannt, welche grasten Vorteile der Bevölkerung die Benutzung des neuen Post Verkehrsmittel» „Luftpost" bietet. Der Zeitgewinn ist so erheblich, dah die Luftpost in allen Sällen in Anspruch ge- nommen werden sollte, in denen schnellste Ueberkunst der Sendungen an den Bestimmungsort notwendig ist. Vielfach begegnet man auch der Ansicht, dast die Gebühren für die Lustpostseudungen austergewöhnlich hoch sein müssen, was schon in der Art de» Beförderungsmittel» liege. Das Gegenteil ist richtig. Zu den gewöhnlichen Postgebühren wird nur ein mastiger Zuschlag erhoben, der beispielsweise für Lustpostkarten nur Ist Psg, für Briefe biö zum Gewicht non 2N Gramm eben falls nur IN Psg. und für schwerere Briese, nach dem Ge wicht abgestuft, 2st Psg. und entsprechend mehr, für Pakete bis 1 Kilogramm 2 NM., für schwerere Pakete, ebenfalls nach dem Gewicht abgestust, entsprechend mehr beträgt. Hierzu kommt unter Umständen noch der Zuschlag für die Eilzustellung am Bestimmungsorte mit :V Psg für Briese und 5st Psg. für Pakete, nach Orten ohne Postanstalt stn Psg. und 1 NM., wenn der Absender die sofortige Zustellung an den Empfänger wünscht, wenn also nicht der nächste ge wöhnliche Zustellgang abgcwartct werden soll. Diese Sätze gelten für den ZnlandSverkchr, für den Verkehr mit dem Auslände sind sie entsprechend höher. Daraus ist ohne weiteres die Ersparnis ersichtlich, d»e, mit den Kosten der Uebcrmittlung durch den Telegraphen verglichen, in der Lnstpostbefördcrung liegt, wenn eS sich um Nachrichten han delt, bei denen eine Kürzung zum Telegrammstil nicht an gängig ist. Luftpostsendungen können bei jeder Postanstalt ausge liefert werden. Bricssendungcn können auch in jeden Post- brieskaften oder in die im tzauptbahnhos, am Neustädter Bahnhof und in unmittelbarer Nähe des Landungsplatzes des Wasserflugzeuges angebrachten Luftpostbrieftäuen, die wegen ihres gelben Anstriche» leicht erkennbar sind, ein gelegt werden. Ein besonderer Einwurf für Luftpost sendungcn wird in den nächsten Tagen auch beim Postamt 1 in der Marienstraste ftergestellt werden. Doch ist dann darauf zu achten, dost die Sendungen im Kopfe mit der Bezeichnung „Mit Flugpost" oder „Mit Luftpost" versehen und ausreichend sreigcmacht sind. Entsprechend vorbereitete Klebezettel gibt jedes Postamt kostenlos ab. Lustpostamr für Dresden und für den ganzen Oberpondircktionsbczirk Dresden ist das Postamt 25 in Dresden N. sPcrsonenbahn hos DrcSden N.l, bei dem alle Luftpostsendungen gesammelt und aus die Flugzeuge in den Dresdner ,Flughäfen weiter geleitet werden. Um Zweifel zu beseitigen, die bei der Bevölkerung in Orten austerhalb Dresdens entstehen könnten, wird bemerkt, dast Luftpostsendungen nicht ansichtiestlich bei den Post ämtern in Dresden ausgeliefert werde» müsse», dast dies vielmehr bei jeder Postaustalt auch in alle« ande re« Orte« geschehe« kaua. Soweit der Bezirk der Ober- postdirektion in Dresden in Betracht kommt, leiten die Postanstalten an solchen Orten, die, wie diejenigen in Dres den, mit genauen Unterlagen ausgerüstet sind, die aus kommenden Sendungen mit der schnellste» sich bietenden Gelegenheit aus die Postämter 21 oder 25 in Dresden lwic oben« noch Mastgabc der bei diesen Nennern festgesetzten Lchlustzeitcn, von wo aus sic über dos Postamt 25 zn den Flugzeugen gelangen. WM »NW M-- II'/. I« WüIIvn RIsvkfIg. Ink« I^aul Wsnilo Die Grasen von Freydeck. Roman von A. Ostland. 35. Fortsetzung Nachdruck verboten. Das Mädchen hob abwehrend die feinen Hände. Aber unerbittlich fuhr der alte Mann fort: „Die Baronin kannte mich und hat mich hierher be reitet. Es scheint. Sie haben Herrn Erich Günther als Wache ausgestellt? Er tat wenigstens sein möglichstes, Sie und denjenigen, der hier bei Ihnen war, zu warnen. Sprechen Sie selbst, Herr Günther, ist es so?" Erich Günther war vorgetreten und stand nun im vollen Scheine der Lampe. Seine Augen sahen offen und ehrlich in die des alten Mannes. »Ich wollte Hilda warnen," sagte er fest und be stimmt, „dies ist wahr. Aber sie wußte gar nichts um mein Hiersein. Ich bin ihr heimlich hierher nachgefolgt l" »Und mit wem sahen Sie Hilda?" Einen Moment zögerte Erich. Sollte er die Wahrheit sagen? Aber war die Wahrheit nicht stets und immer da» beste? Und mußt« Hilda nicht selbst jetzt endlich all dies Unklare, Unfaßbare ausklären ? Wenn sie das nicht konnte oder wollte, war sie es dann noch wert, daß er selbst sich einsetzte für sie, um sie zu retten? Während diese Erwägungen noch durch seinen Kopf stürmten, hatte oer Rat einen schnellen, prüfenden Blick umhergeworfen. »Sie brauchen beide nicht zu sprechen", sagte er scharf. »Die Situation hier spricht genügend für sich. Dort — diese» reizend heimliche Plaudereckchen — der Teekessel — da» hübsch arrangierte Beiwerk — La die nur halb geraucht« schwere, feine Zigarre — Kognak in einem Gläs chen — also: Herrenbesuch l Und zwar weder Eie, noch einer Ihrer Familie, Herr Günther. Und wenn Ihr Vater und Ihr Bruder frei mären, ich wüßte es doch, daß nicht sie hier gewesen sind. Ich kenne die Gewohnheiten zu genau. Hier war ein Mann der großen Welt, ein Lebemann. Da» verrät das ganze Arrangement nur allzu deutlich." »War es — war es vielleicht — Ullmingen?" Die Baronin stieß die Worte mit rauher Stimm« heroor. Eie sah es selbst ein, daß ihre Frage beinah« lächerlich wirken mußt«. Wie würde Ullmingen, der Hilda stündlich und voll kommen ungestört, im Schlöffe sehen konnte, wie würde er je zu solcher Stunde da» junge Mädchen an einen solchen vrt locken? Und doch klammerte sich die alte Frau förmlich an diesen Gedanken, wie an einen errettenden Strohhalm. Aber Hilda Dentheim schüttelte nur den schönen Kopf. Rein, sie hatte auch Ullmingen htntergangen und betrogen ! Di« Baronin fühlte plötzlich ihre Füße wanken., .Hilda* — es klang beinahe bittend —, »um Gotte» willen, «er war bei dir? Wer kann dir so nahepehen, daß du all« Sitte, all« Grundsätze vergißt?* Die Baronin war so vollkommen saffungslo», daß sie «inen bedauernswerten Anblick bot. vielleicht zum ersten Mal« in ihrem Leben bedachte und berechnete sie ihre Wort« nicht. Die Angst um die ge fährdet« Lhr« «ine» Mitgliedes ihrer Familie überwog alle» andere. ... Auch Erich Günther war ganz nahe an Hilda heran getreten. - »Hilda, bei deiner Lieb« zu Georg, sage, «er hier Lei dir wart Ich will dir glauben und vertrauen, ich will zu dir stehen, wie der treueste Bruder! Aber sprich die Wahr heit, Kind!" „Ich kann nicht, Erich!" stieß sie bebend hervor. »Du— ihr alle dürft nie, nie erfabren, wer bei mir war!" „Und weshalb?" Sie schwieg wieder. Große Tränen stürzten über ihr blasses, verstörte Gesichtchen. Und dann hob sie die ge falteten Hände mit einer ergreifenden Bitte. „Erich, sei du barmherzig! Der Schein ist gegen mich, ich weiß es wohl! Aber es wird ein Tag kommen, wo du mein Handeln begreifst und verstehst! Glaube mir, Erich!" „Blind? Blind soll ich glauben?" fragte er scharf. i Sie senkte das Köpfchen. „Ich kann und darf nicht sprechen! Ich habe es ver sprochen, und ich breche mein Wort nicht!" „Es hat aber niemand — hören Sie wohl, Kind — niemand das Recht, «in solches Versprechen von Ihnen zu fordern oder onzunehmen", unterbrach Stegmanns Stimme die drückende Stille, welche den Worten des jungen Mädchen« gefolgt war. „Sie haben weder Vater noch Mutter, noch sonstige Anverwandte, welche berechtigt wären, einen solchen Einfluß auf Ihr Leben zu nehmen. Sie sind minderjährig und dürfen nicht frei über sich verfügen. Verstehen Sie mich, Hilda?" Das Mädchen nickte. „Und dennoch muß ich schweigen!" wiederholte sie abermals. — Die Baronin erhob sich schwerfällig. „Und Sie, Herr Günther, haben sonst nichts gesehen? Wir stehen uns ja nicht freundschaftlich gegenüber. Ihre Familie und die meinige werden wohl in Zukunft ge trennte Wege gehen. Aber Hilda ist doch der eine und einzige Punkt, wo unsere Interessen sich begegnen. Und deshalb frage ich Sie und hoffe, Sie wenigstens werden nicht lügen!" Erich sah auf Hilda, und ein großer Zorn gegen sie, die er selbst in den Armen eines Mannes dort auf der Schwelle gesehen hatte, erzitternd unter seinen Küssen, stieg in ihm empor. Dieser Zorn überflutete alle anderen Gedanken. „Ich habe — ich habe einen schlanken, mittelgroßen Mann gesehen — das Gesicht blieb im Dunkel. Draußen im Schuppen stand sein Automobil. Ich — ich habe gesehen, daß er dich, Hilda, zärtlich begrüßte, als du kamst, daß er dich — dich küßte!" Seine sonst so weiche Stimme war rauh und bei nah« unverständlich. Er sah im Geiste Georgs blasses, hagere» Antlitz, und er wog die Worte nicht mehr. Sein Bruder litt un schuldig — niemand war fester davon überzeugt, als Erich Günther—, und das Mädchen, welches er liebte, und da» vorgab, ihn zu lieben, hatte heimliche, nächtliche Zu- sammenkünste mit einem Mann, über den sie jedwede Auskunft verweigerte. — Hilda war zurückgetaumelt. „Pu wirst es Georg sagen?" stammelte sie fassungs los. Sie machte auch nicht den leisesten Versuch, zu leugnen. Sie gab ihre Sache auf. „Ich werde es ihm sagen. Ich muß ihm doch die Wahrheit gestehen, auch wenn sie ihn noch so hart und schwer trifft!" Sie brach beinahe zusammen. Nur mit Mühe hielt sie sich am Tische fest, welcher erzittert« unter dem krampshaften Druck ihres Körpers. „Georg!" Wie ein Sckrei flog der Name durch das Zimmer, Aber die drei, welche' hier herumstanden, waren vie« zu tief erbittert über all das Geschehene und Gehörte; sie vernahmen nicht die furchtbare Qual, welche in dem einen Worte lag; sie hielten Hilda Wentheim nur für ein« sehr geschickte Schauspielerin, die unter der Maske der Unschuld ihre eigenen, sehr sonderbaren und irren Wege ging. Die Baronin tastete mit zitternder Hand nach ihrem Mantel. „Wir müssen fort," sagte sie befehlend: „ich bitte Sie, Stegmann, löschen Sie die Lampe! Niemand dars auch nur die leiseste Ahnung haben, daß eine — eine Enkelin des toten Grafen Freydeck sich je soweit ver gessen hat. Wir gehen zusammen, und Sie, Herr Rat, begleiten uns bis zum Parktürchenl Hoffentlich kommen wir unge sehen ins Schloß. Von nun an werde ich ganz allein und unausgesetzt über Hilda wachen. Solange sie in unserem Hause ist, wird es ihr nicht mehr gelingen, uns einen so heimtückischen Streich zu spielen. Baron Ullmingen werde ich irgend etwas erzählen!" Die alte Frau war so erregt, daß sie kaum sprechen konnte. Der Rat wiegte bedenklich den weißen Kopf. „Die Sache wird schwer zu verheimlichen sein", sagt« er mit einem bezeichnenden Blick auf Günther. Erich sah ihn ernsthaft an. „Ich werde sie sowenig als möglich an die Oeffentlicheit ziehen", sagte er einfach. Die Baronin atmete auf. Ihr graute am meisten vor der öffentlichen Schande. Alles andere ließ sich vielleicht noch gutmachen. Sie faßte Hilda am Arm. „Komm!" sagte sie streng. „Du hast hier nichts mehr zu suchen!" Hilda warf noch einen Blick auf das Zimmer, in dem sie ein paar glückliche Augenblicke, von Liebe und Zärtlich keit umhegt, verlebt hatte. Sie vermochte nichts mehr zu denken. Nur Erichs Gesicht sah sie noch deutlich, alles andere schien ihr verscbwommen und schemenhaft. Mit einem wilden Ruck riß sie sich los und lag eine Sekunde später vor dem jungen Manne auf den Knien. „Sag' ihm nichts! Um Gottes willen, Erich, sage Georg nichts! Nimm ihn mir nicht auch noch! Ich bitte dich"! Ich bitte dich!" Sie hielt die gerungenen Hände empor und blickte ihn an mit einem Ausdruck wahnsinniger Verzweiflung. „Sage, wen hast du hier geküßt? Sage es mir, mir allein,, Hilda!" Noch einmal hoffte er, sie zur Aufrichtigkeit zu be wegen. Aber da sah er, wie sie die Lippen aufeinander preßte, wie sie sich todmüde erhob und sich schweigend ab wandte. Und da schritt auch er mit kurzem, stummen Gruß nach der Tür. Aber der Gruß galt nur den beiden alten Leuten. Lieber Hilda fah er hinweg. 13. Kapitel. Dor Gericht. Der Prozeß „Günther" hotte in Wien großes Aufsehen erregt, und zwar aus mehr als einem Grunde. Ersten» war die Familie Freydeck in der ganzen aristo» kratischen Welt und auch in den gebildeten Bürgerkreisen sehr bekannt. Der alte Graf, welcher aus eine so sonderbare und rätsel hafte Weife ums Leben gekommen war, batte «inst viel in