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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 09.10.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-10-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192510098
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19251009
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19251009
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-10
- Tag 1925-10-09
-
Monat
1925-10
-
Jahr
1925
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 09.10.1925
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überall beendet. Ein TeU dr» Kutter» tft, da e» nicht trocken »u bringen war. grün verfüttert worden. Sin großer Teil liat aber auch durch di« httufkaen Niederschläge sehr an Wert verloren und ist kaum mehr für Futterzwecke zu verwenden. Die Mäuse haben trotz der Nässe in erschreckender Weise zu genommen, wie es seit vielen Jahren nicht der Fall war. St« haben schon der Ernte und den Kleeschlägen großen Schaden zugesügt. Ebenso breiten sich die Ackerschnecken bet der Nässe wteder mehr au». Such Hamster sind häufig anzutreffen. —- Ungarische Landwirte rn Sachsen Wie schon im Borjahre, so ist auch in diesem Jahre wieder ein Austausch zwischen deutschen und ungarischen Land- wirtSsöhnen erfolgt. 60 Söhne ungarischer Gutsbesitzer, vorwiegend Bauernsöhne und junge Divlomlandwirte, die die vorzüglichen ungarischen landwirtschaftlichen Schulen absolviert haben, sind das Sommerhalbjahr über bet Landwirten aus Sachsen, Thüringen und der Provinz Sachsen tätig gewesen, die wiederum ihre Söhne wäh rend dieser Zeit zu den ungarischen Berufsgenossen ge sandt hatten. Bor ihrer Abreise m die ungarische Heimat waren diese 60 Austauschlandwirte, die von dem Haupt geschäftsführer deS Bunde» der ungarischen Landwirte, Dr. von TölgveS, dem Vertreter der ungarischen Land- wirtschastsgesellschaft, Dr. Rege, und dem Vertreter des ungarischen Landwirtschaftsministcriums, von Tölgyes, ge führt wurden, während einiger Tage in Dresden Gäste des Sächsischen Landbundes. Die sächsischen Landwirte hatten cs sich angelegen sein lassen, den Ungarn den Ab schluß ihres Studienaufenthaltes in Deutschland noch recht angenehm zu gestalten. Bei einem Abschiedsessen entbot der Direktor deS Sächsischen Landbundes, Heller, noch einmal die Grüße der sächsischen Landwirte. Er er innerte an die alten geschichtlichen, völkischen und wirt schaftlichen Beziehungen, die zwischen Sachsen und Ungarn seit Jahrhunderten bestehen und die in den Jahren des Weltkrieges in treuer Waffenbrüderschaft und herzlicher Kameradschaft erneut Ausdruck fanden. Für die Ungarn sprach Dr. von Tölghes in temperamentvoller Weise warm empfundene Dankesworte für die Aufnahme, die sie in Deutschland gesunden haben. Schon der erste Austausch sei in Ungarn mit großer Freude und Begeisterung be grüßt worben, weil durch ihn dem dortigen Landwirts nachwuchs so wertvolle Gelegenheit gegeben wurde, aus der intensiven deutschen Wirtschaftsform zu lcruen und neue Anwendungsmoglichkeiten für die heimische Wirt schaft zu finden. Dr. von Gesztelzi, Budapest, brachte zum Ausdruck, daß die Ausnahme der diesmaligen Exkursion noch alle Erwartungen übertroffen habe, und Stadtver ordneter Hadank, Dresden, sprach als Vorsitzender der Vereinigung Dresdner Landwirte noch herzliche Geleit worte für den Heimweg in die schöne ungarische Heimat. In allen Reden tam zum Ausdruck, wieviel Gemeinsames die Landwirte in Ungarn und Deutschland verbindet. In Ungarn haben die Tschechen und Rumänen, in Deutsch land die Polen und Franzosen Hcimatschollc geraubt. Hier wie dort sind Volksgenossen unter fremdes Joch ge zwungen. Das empfindet der bodenständige Bauer be sonders schwer. Aber aus dieser gleichen völkischen Not entspringen auch gleiche Hoffnungen und Wünsche, die von beiden Seiten beredten Ausdruck fanden und ber der Abfahrt der Ungarn noch einmal in begeisterte Eljen- Rufe aus Deutschland und in Hochrufen auf Ungarn aus klangen. Für nächstes Jahr ist die Wiederholung des Aus tausches unter besonders starker Beteiligung sächsischer Landwirtssöhne vorgesehen. * Merschwitz. Heute und folgende Tage veranstaltet der hiesige Schießklub im Gasthof zu Merschwitz ein großes Preis? chteßcn. Wie aus dem Inseratenteil zu er sehen ist, winken dem glücklichen Schützen wertvolle Preise. Die Preisverteilung findet am 22. November statt. * Lommatzsch. Die Nachrichtenstelle ber Oberpost direktion »teilt mit: Fernsprechnachtbienst: Bei der Fern- sprechvermitteluugsstelle in Lommatzsch wird vom 16. Ok tober 1925 ab ununterbrochener Fernsprechdi<;nst für Rech nung der Teilnehmer abgehalten. * Freiberg. Ter Brandstifter von Freiberg, der seit Wochen die Umgebung in Schrecken hielt, konnte jetzt festgenommen werden. Er ist der 26jährige Glashütten arbeiter Paul Bernhardt aus Brand-Erbisdorf. Unter der Fülle deS belastenden Materials brach er zusammen und war geständig, am 19. September die Scheune eines Guts besitzers in Brand-Erbisdorf, am 3. Oktober die Scheune des Rittergutes Halsbach, am 4. Oktober eine Gctreiöefeime in Lichtenberg und am 5. Oktober die Scheune der Dünger- abfuhrgcsellschaft in Freiberg in Brand gesteckt zu haben. Das Anwesen eines Gutsbesitzers in Brand-Erbisdorf brannte vollständig nieder, während in Len übrigen Fallen Las Feuer aus die Scheunen bezm. die Feimen beschränkt werden konnte, trotzdem aber enorme Werte vernichtet wur den. Der Grund zur Tat ist in krankhaftem Ehrgeize, sich als Feuerwehrmann hervorzutun und wohl auch in dem Drange, Feuer zu sehen, zu suchen. Bernhardt war immer bet Len von ihm angelegten Bränden der erste und eifrigste, der sich an den Rettungsarbeiten beteiligte. * Freiberg. Der sozialdemokratische frühere stell vertretende Bürgermeister von Brand-Erbisdorf, Borsten dorfer, wurde vom Schöffengericht wegen Fälschung, be gangen im Amte, zu 1 Monat Gefängnis verurteilt. Be währungsfrist tritt nur ein, wenn zwei weitere noch schwe bende Verfahren von der Staatsanwaltschaft eingestellt werden. Freiberg. Der Militärverein I, der älteste und an Mitgliederzahl stärkste Militärverein in Freiberg, feierte unter starker Beteiligung im „Tivoli" sein 7öjährigcs Be stehen. Dresden. Gestern mittag in der zweiten Stunde ereignete sich am Kronprinzenplatz, Ecke Grumbachcr Straße, in Vorstadt Löbtau ein schwerer Zusammenstoß des vom Hauptbahnhof nach Löbtau verkehrenden Autobus mit einem stadtwärts fahrenden Stratzenbahnzüg. Der Kraftomnibus wollte in den Kronprinzenplatz einbiegen, mußte aber hal ten, bä an der genannten Ecke Kinder spielten. Gleichzeitig kam ein Straßenbahnzug von Cotta her die abfallende Strecke gefahren, ber nicht rechtzeitig zum Stillstand ge bracht werden konnte, und so erfolgte ein furchtbarer Zu- sammewstoß. Der Autobus wurde im Vorderteil schwer be schädigt und von den Straßenbahnwagen die Perrons ein gedrückt, Scheiben zerbrochen und anderer Schaden verur sacht. Durch die Glassplitter erlitten mehrere Personen leichte Verletzungen. Der Autobus und der Motorwagen waren so ineinandergekeilt, daß die Feuerwehr gerufen werden mußte, die fast vier Stunden arbeiten und den auto genen Schweißapparat anwenben mußte, um die Wagen auSeinanberzubringen. Der Autobus mußt« auf einen Roll bock der Straßenbahn gesetzt und so fahrbar gemacht werden. * Großröhrsdorf. In dir Nacht zirpt Sonnabend wurde au» einem dem Prtnzttchen Rentamt Großharthau gehörigen, auf Flur Kleindrebnitz gelegenen Teiche ei» größerer Posten Karpfen gestohlen. Da die Täter bas Sieb deS Halters gewaltsam abgerissen haben, ist eine große Menge Fische entgangen und ein beträchtlicher Schaden ent» standen. Ebersbach. Durch Hufschlag getötet wurde im be nachbarten GeorgSwalde der Fabrtkweber Pohl. Als er das Pferd über den Hof führte, scheute eS, schlug aus und traf Pohl so unglücklich an den Kopf, daß er kürze Zeit dar- auf verstarb. Chemnitz. Sine Anzahl Maschinenfabriken hat, um Stillegungen z« vermeiden, für verschiedene Abteilungen «tu» Streckung brr »och vorllrgerrderr Lufträae vorgenom men und tft zur Kurzarbeit — wöchentlich vier Arbeitstage — übergegangen. Marienberg. In einem groß aufgemachten Ins«, rat hatte ber hiesige 24jährige Arbeiter Kurt Weinhold zur Grübung einer Ärbeiterbank in einem hiesigen Gasthaus aufgesorbert. In der polizeilich nicht gemeldeten Versamm lung, von ber auch ber Wirt keine Ahnung hatte, erschien vor etwa vierzig Güsten Weinhold mit einer Ziehharmonika und dem Neuen Testament und erklärte sich durch eine Offenbarung dazu bestimmt, allen Bedrängten Hilfe zu bringen. Man erkannte sofort Weinholds Zustand und brachte ihn zu seinen Elter» zurück. Bereits am nächsten Tag erschien er aber wieder aus dem Markte, verlas Stellen aus dem Testament und hielt religiös« Ansprachen, die er durch Ztchharmontkaspiel unterbrach. Schließlich griff die Polizei ein und brachte den Unglücklichen ins Krankenhaus. »Ehrenfriedersdorf. Am 10. d. M. wird die vom Gewerbeverein Ehrenfriedersdorf anläßlich seines 75jährigen Bestehen» etngelettete Gewerbe- und Industrie- Jubiläumsausstellung eröffnet werden. Handwerk, Ge werbe und Industrie werden ihre Erzeugnisse von der Entstehung bis zur Fertigstellung zur Schau stellen. Tte Zusammenarbeit von Schule und Handwerk an der neuzeit lichen Lehrlingsausbildung ist in ber Ausstellung ganz be sonders gekennzeichnet. Das städtische Heimatmuseum ist während der Zeit der Ausstellung täglich geöffnet. Oberwiesenthal. Am Freitag voriger Woche übernachtete der frühere König Friedrich August von Sach, sen in Dotzauers Gasthaus mit einigen Herren. Sie sind im Fremdenbuch eingetragen unter „Kegelklub Bernscher Adel"-T>resden,- außerdem trug sich der König selbst ein. — Vollständig unerkannt wohnte der ehemalige sächsische Lan- desvater in dem besagten Gasthaus in Zimmer Nr. 11. In seiner Begleitung befanden sich 2 Herren von der Dres dener Malkunstakademie. Nach einem gemütlichen Abend begab sich der König um 1 Uhr zur Ruhe. In vollster Zu friedenheit und in bester Laune wanderte man am andern Morgen alsdann auf den Fichtelberg, wo die Serien gegen Mittag eintrafen und nach kurzer Rast im Äerggasthaus mit der Schwebebahn wieder zu Tal fuhren. Auch dem Schwebebahn-Gasthaus (das bekanntlich Herr Franz Wolf aus Riesa bewirtschaftet) wurde etn Besuch abgestattet. Augustusburg i. E. Ferientagung der sächsischen Vereine deutscher Studierender. Einem alten, einstmals alljährlich gepflegten Brauche folgend, versammelten sich die Vereine deutscher Studenten Dresden, Freiberg und Leipzig am letzten Sonnabend und Sonntag zum ersten Male wieder seit dem Kriege auf der altehrwürdigen Augustusburg. Der von herrlichstem Herbstwctter gesegnete Sonnabendabend gehörte dem altgewohnten Kommers, der den stolzen Burghof bald in ein farbenfrohes studentisches Bild verwandelte. Am Sonntagmorgen fand im Schlosse die Alte-Herren-Tagung statt, auf der Rechtsanwalt Mieß- bach einen packenden Vortrag über die sächsischen Grenz- landsfragcn hielt. Ein gemeinsamer Ball im „Erbgericht" beendete nach voraufgegangencm Frühstück im Schloßsaal und Mittagessen im Walbhaus die trefflich gelungene Tagung. * Zwickau. Ter 26jährige Gegner in Oberhohndorf fuhr am Montag nachmittag, nm sich vor Bekannten und Freunden zu brüsten, freihändig mit seinem Motorrade die Wildenselscrstraße aus und ab. Auf einmal verlor er die Herrschaft über sein Rad, fiel auf die Straße und das her renlose Rai) fuhr mit voller Motorkrast von hinten in 3, auf dem Heimwege befindliche Arbeiter. 2 wurden in den Straßengraben geschleudert, während der dritte unter das gestürzte Motorrad zu liegen kam und den Schlägen des wcitcrratternden Motors ausgesetzt war, bis ihn der her- beigecilte Fahrer abslellte. Ter Verunglückte hatte schwere Verletzungen am Kopse und an den Beinen davongetragen. * Zwickau. Auf dem Bahnhofe Voigtgrün wollte der Obcrbahnwärtcr Hans Trommer auf den bereits fahrenden Zug ausspringen und rutschte dabei ab. Er wurde über fahren und getötet. * Leipzig. In der letzten unter Vorsitz von Negie rungsrat Etienne stattgefnnbenen Sitzung des Bezirksaus schusses gab derselbe bekannt, daß Amtshauptmann Ryssel erkrankt sei und sein Zustand es nicht erlaube, in abseh barer Zeit die Geschäfte zu führen. L Stt'cckeirarbeitet getötet. Leipzig. (Fnukspruch.) Die Reichsbahndircktion teilt mit: Heute früh wurden auf der freie» Strecke zwischen Leipzig-Connewitz und Oetzsch K Arbeiter der Firma Gcr- stenbcrgcr n. Döhler, welche Glcisarbeiten aussührten, durch eine Lokomotive überfahre». Es herrschte dichter Nebel. Die Arbeiter hatten bas Warnungszeiche» des Aufsichtführenden bei dem Geräusch, das ei» auf dem Nebengleis voriiberfahrender Fernzug verursachte, über hört. Fünf Arbeiter fanden bedauerlicherweise de» Tod, ein Arbeiter erlitt eine« Schlüsielbeinbrnch und wurde in das Krankeühaus Leipzig gebracht. WkWUNMIMW NMklWMk vom 9. Oktober 1925. Der Geldschraukeinbruch im Bezirksamt Tempelhof. Berlin. (Funkspruch.) Wie die Blätter Mitteilen, ist heute vormittag auch die Mutter eines ber wegen des. schweren Geldschrankeinbruches im Bezirksamt Tempclhof Verhafteten, Frau Schulz, verhaftet worden, nachdem sie der Mitwisserschaft an dem Einbruch überführt worden war. Sämtliche Täter mit Ausnahme von Pawlack, der jede Teilnahme an dem Einbruch ableugnete, sind geständig. Dvr Kreuzer „Berlin" am Ziele. Berlin. sFunkspruch) Der Kreuzer „Berlin" ist am 9. Oktober in Port au Prince (Haiti) eingetroffen. Kein völliges Verschwinden derJnteralliierten Schiffahrts kommission in DutSburg. * Duisburg. Die Verlegung der Interalliierten SchiffahrtSkommission mit ihren Kontrollposten ans dem Duisburg-Nuhrorter Hafen nach dem linksrheinischen Hom berg wird, wie neuerdings bekannt wird, nickt restlos er folgen. Im Koblenzer Sonderabkommen zwischen der deut» scben Negierung und der Interalliierten Rbeinlandkom- mission ist vorgesehen, daß ein mit 4 Zivilpersonen besetztes VerbindiingSbüro der Interalliierten SchiffahrtSkommission in Ruhrort znrückbleibt, wohin auch der deutsche Unter delegierte für SchiffabrtSangclegenbeiten, der bisher i» Duisburg war, feinen Wohnsitz verlegen wird. Die Schiff fahrtskontrolle erfolgt wie bisher. Ein Protest der Mächte in Peking. Peking. (Funkspruck.) Der holländiiche Gesandte hat im Namen der Mächte im Anßenministcrinm eine Note übergeben, in der darauf Bezug genommen wird, daß ein amtliches chinesisches Rundschreiben behauptet, dse fremden Konsuln feien bestechlich und Fremde gingen, wenn sie Chinesen töteten oder verletzten, strasloS aus. Die Note bezeichnet es als fast nnbcgreislich, daß eine Regierungsstelle sich befreundeten Machten gegeiiüber einer derartig be leidigenden Sprache bedient. Magensaft und Magensrcrdanung. Bon Professor Dr. Alfred Lewandowski, Facharzt für innere Krankheiten (Berlin). Der Magensaft hat die Ausgabe, die durch die Mund- Verdauung (spcichelverdanung) vorbereiteten Speisen einen ganz bestimmten mechanischen und chemischen Verdauungs vorgang zu unterziehen. Damit er das kann, ist ein mehr ober minder langes Äerweilen der Speisen im Magen nölig Wir wissen aus Grund langer Erfahrungen und Wissenschaft- ltcher Untersuchungen ganz genau, wie länge unter norma len Verhältnissen die verschiedenen Speisen im Magen zn verweilen pflegen. Aenderungen in der Verweildauer von Speisen, deren Verbleiben im Magen bekannt ist, können einen wichtigen Fingerzeig dafür geben, daß Störungen i» dem normalen Ablauf der Mageuarbcit vorlicgeu. Um den Lesern eine Vorstellung von der Verweildauer ober, um es praktisch auszudrücken, von der Verdaulichkeit dieser Speisen zu geben, greife ich aus den bekannten Nah rungsstosfen nud Nahrungsmitteln einige heraus. So vcr- lassen in der Regel bei normaler Verdauungstätigkeit den Magen nach 1—2 Stunden: Flüssigkeiten bis 200 Gramm. Wasser, Tee, Kaffee, Kakao, Bier, leichte Weine, Milch, Fleischbrühe und 100 Gramm weiche Eier: nach 2—3 Sinn- den größere Mengen obiger Flüssigkeit, etwa 500 Gramm und die gebräuchlichen Getränke mit Sahne- und Milchzusatz, ferner 200 Gramm gesottene Fische, Kalbsbrics, Äalbshirn und 150 Gramm Gemüse, Blumenkohl, Kartoffeln, Kompott, Kirschenkompott 150 Gramm, ferner Weißbrot 70 Gramm, Bretzeln, Biskuits. Nach 3—1 Stunden: Geflügel, Huhn, Taube, gesottenes Rind- und Kalbfleisch, roher und gekochter Schinken. Nach 4—ö Stunden: gebratenes Fletsch, Geflügel, GanS und Ente, Rauchfleisch, Heringe, Linsen und Erbsen als Brei. Ter Magensaft hat durch seinen Gehalt an Salzsäure auch eine stark bakterientötende, fäulnishemmenbe Eigen- schäft. Dadurch wird ber größte Teil der mit der Nahrung in den Magen gelangenden Bakterien unschädlich gemacht, Fäulnis und Gärung wird gehemmt und -er Darm wird vor der Uebcrflutung mit solchen Bakterien und den Pro dukten ihrer Zersetzung bewahrt. Ist daher die Salzsäure- Erzeugung im Magen ungenügend, so treten dort abnorme Gärungen auf, die sich in allerlei Störungen bemerkbar machen, in Gasentwicklungen, in Sodbrennen usw. Ter Magensaft selbst besteht, um bas wichtigste zu nennen, aus Salzsäure und aus Fermenten *), deren wesent- lichstes Las Pepsin ist. Diese beiden Stoffe vereinen sich, um alles sog. Eiweiß wasserlöslich zu machen. Tie so entstandene wasserlösliche Verbindung nennt man Pepton. Diese ge- langt nun allmählich mit dem Speisedrei in den Darm und wird dort durch bestimmte Aufsaugungsprozefse in die Blut- bahn ausgenommen, mit -em Blutstrom und Lymphftrom durch den ganzen Körper geschafft und zum Aufbau verwen. det. — Tic mit der Nahrung aufgenommenen Fette werben vom Magensaft nicht angegriffen, sondern gelangen erst iw Darm zur Verarbeitung und zwar im oberen Teile del Darmes, in den sich di« Galle ergießt. — Die dritte Grupp« der Nahrungsstosfe, Stärke und Zucker, unter dem gemein samen Namen der Kohlehydrate bekannt, wird nach einer kurzen Vorvcrdauung durch den Mundspeichel und, nachdem sie den Magen gewöhnlich wenig verändert verlaßen hat, ebenfalls im Darm gelöst und in Kohlensäure und Wasser völlig verbrannt, oder, wie man sagt, oxydiert. — Im Harn erscheinen Zerfallsprodukte der Eiweißverdauung und vor allem das überflüssige Wasser, nachdem die Nieren ihre dazu bestimmte Arbeit geleistet haben. Die Fette erscheine» im Harn kaum wieder, wohl aber können bei kranken Men schen Eiweiß als Zeichen einer mehr ober minder schweren Nierenschäüigung und der Zucker als Zeichen der Zucker krankheit wieder erscheinen. Betrachten wir nun zunächst diejenigen Kranken, bei denen eine erhebliche Bermeßrnng der Salzsäure im Magen vorliegt. Tie meisten davon betroffenen Menschen haben über gewisse, bestimmte Beschwerden zu klagen, heftige Schmerzen, saures Ausstößen und saures Erbrechen. Durch zweckmäßige Lebens- und Ernährungsweise mit Unter stützung wohlbekannter Medikamente, Natron an erster Stelle, lasten sich die Krankheitscrscheinungen lindern, oft auch ganz beseitigen. Häutig ist Ucbersäure ein Zeichen von nervöser Reizbarkeit. — Dringend zu warnen aber ist vor dem kritiklosen Gebrauch von Natron. Gröbere Mengen von Natron können starke Verschlimmerungen bewirken. Tie Ucbersäure muß jedoch in jedem Falle ärztlich auf das sorg fältigste behandelt und beobachtet werden, weil eine beson ders große Gefahr besteht, daß sich auf dem Boden der ver- mehrten Säurebildung bas gefürchtete und sehr verbreitete Magengeschwür entwickelt, dessen Beseitigung oft viele Wo chen und Monate erfordert. Mangel an Salzsäure kann ebenfalls, wie schon oben erwähnt, zu erheblichen Beschwerden führen, z. B. zu Schwie rigkeiten der Verdauung, besonders ber Eiweißvcrdauung, und dadurch bedingte Neigung zu Tarmerkrankiingen. Eine große Reihe von chronischen, mit Durchfällen cinhcrgchcndcn Tarmkararrhen beruhen einzig und allein auf zu geringer Salzsäure im Magen oder deren gänzlichem Fehlen. Früher glaubte man, daß Salzsäuremangel ein sicheres Snmptomiür Magenkrebs sei. Tas ist gewiß in zahlreichen Fällen richtig, aber durchaus nicht in allen. Darum sollen solche Kranken sich nicht unbegründeter und unberechngter Sorge hingeben. Auf alle Fälle bedürfen aber auch alle Kranken mit Salz, säuremangel einer fachärztlichen Beratung und Beobachtung. Tenn wenn auch durchaus lKchl gleich die Diagnose „Krebs" gestellt werden muß, so können andere nicht leichie Erkran- kungen ber Magenschleimhaut, die ost zu Schwund und da- durch bedingtem Versagen der Magendrüsen führen, die Ur sache des Salzsäuremangcls sein. Magenstörungen sind also auf keinen Fall leicht zu neh men. Man verlaße sich nicht aus kritiklosen Gebrauch der vielen, allzuvielcn angepriesenen Mittel, Pulver, Pillen, Tropfen usw. Lieber wende man sich an einen erfahrenen Arzt, der di« Natur und die Ursachen der Beschwerden fest stellen kann. Oft sehe ich in der Praxis, daß auch intelligeme und sich gut und sachlich beobachtende Patienten gerade die schädlichsten und verkehrtesten Maßnahmen anwenden. Unter Umständen genügt eine vom Fachmann vorgeschriebene Diät und Lebensweise, unter Fortlassnng aller Medikamente, um alle Unnannehmlichkcitcn und Kümmernisse ans dem schnell sten Wege zn beseitigen. Rechtzeitige Befragung des Arztes kann in vielen Fäl- len die teuren Bäder und Kurorte ersetzen, ihren Besuch überflüssig machen. ES sei dabei bemerkt, baß wir in Deutschland ganz ausgezeichnete Kurorte mit vorzüglichen Quellen haben, so daß für die Patienten, die cs doch vor ziehen, Kuren lieber außerhalb ihres Wohnortes, ihres Hauses, losgelöst von täglichen Geschäften und Sorgen, in schöner, freier Natur vorzunchmen, gut gesorgt ist. Wir können daher auf das Ausland wohl verzichten. Will man Magenerkrankungen aller Art vorbeugen, so beherzige man folgende Ratschläge: Niemals den Magen überladen, Mäßigkeit im Essen und Trinken und im Genuß von Alkohol und Nikotin: Vorsicht bet allzu kalten und hei ßen Speisen und Getränken, langsam eßen und gut kauen. Oft bringt es die knappe Zeit, besonders bei der arbeitenden Bevölkerung mit sich, Laß die Mahlzeiten mehr geschlungen, als gegeßen werden. Alles Sünden, die, einmal getan, ver ziehen werden, aber in der Wiederholung zu Störungen und Erkrankungen in der Magenverdauung führen können. *) Fermente sind gärungserregcnde Substanzen, d. h. Substanzen, die andere organische Verbindungen chemisch verändern, ohne selbst dabet wesentliche Veränderung« zu erfahren.- dazu gehört auch die bekannte Hefe,
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