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europässche veehiNttMe Vvkeeflant v»L »tfl«Mv«t «r- jchetnt. In einem Abteil iahen mehrere Vauernmeiver und unterhielten sich über die schlechten Berhältnme. Hinter de» Frauen körte ein uniformierter Mann dem GeiprLch,u. dann erhob er lick von seinem Sitz, trat an sie heran und sorberte sie zur Lraitimterung auf. Die Weiber zeigten ihm ihre Ausweispavtere — nach dem und vorliegenden Bericht -,u urteilen, scheinen in Rumänien auch Bäuerinnen mit Dokumenten umherzuretsen —, der strenge Soldat jedoch, der ein Gendarm zu sein behauptete, gab sich damit nicht »u- sricden. vr behauptet«, die Frauen »hätten den rumänischen Ltaat beleidigt" und droht«, sie zu verhaften und bei der nächsten Station der Gendarmerie zu übergeben. Später führte er mit einem Kumpan längere Unterhandlungen und war schließt. so gütig di« Angelegenheit gegen Erlegung von .'M Lei letwa in Marks zu schlichten, bedingte indessen, daß die Bäuerinnen bet der nächsten Station audsteigen müssen. Die armen Weiber kramten schon ihr Hab und Gut zusam men, um die Summe zu erlegen, als ein junger Rumäne, der der Szene beiwohnte, plötzlich dazwtschentrat. Ed tauchte auch ein Offizier auf, der seinerseits die angeblichen Gendar men ausfordertc, sich zu legitimieren. In wenigen Augen blicken stellte cs sich heraus, dass die .Gendarmen" nur über Unisormmäntcl verfügten, eine andere Qualifikation aber nicht besahen. Die beiden Strolche wurden vom Zug geholt und der Staatsanwaltschaft übergeben. Flüchtige Strafgefangene. Aus der Straf anstalt Brandenburg au der Havel sind gestern mehrere Gefangene aus de», tt. Stockwerk des Nrbeitsgebäudcs unter Benutzung der Drähte der Lichtleitung entflohen. Trotzdem die Polizei das Gebäude umstellte, sind die Gefangenen anscheinend in der Richtung Genthin ent kommen. Bier Personen an Fleischvergiftung ge storben. In der Budapester Borstadt Klein-Pest wur den gestern morgen «ine aus vier, Mitgliedern bestehende Familie dcS Arbcitcrstandes, Mutter und drei erwachsene ziinder, lot ansgcsunden. Die ärztliche Untersuchung hat ergeben, das; Fleischvergiftung vorlicgt. Aus Eifersucht n le de r g e sch o s s c n. In der Sedan-Strane in Berlin Schöneberg gab die 27 Jahre aste Ehefrau Gertrud Mai nach kurzem Wortwechsel ans die 2! Jahre alte Ehefrau Hildegard Ziegenrücker einen Rcvolverschuß ab, der die letztere in den Unterleib traf und schwer verletzte. Die Täterin ergriff, die Flucht.' slellte iich iedoch bald vorauf der Polizei. Sie gab als Grund der Tal Eifersucht an. Das Urteil gegen den Steglitzer Kirchen räuber. ^Bor dem Schöffengericht in Schöneberg fand gestern dich. Verhandlung gegen den Zuschneider Hugo Brandt start, der ^>or einiger Zeit in den Amtsräumen der Küstorer der Steglitzer Matthäuskirche nach Knebe lung der dort tätigen Kirchnern, aus einem Getdschrank IWO Mark raubte. Brandt wurde zu fünf Jahren Ge fängnis und fünf Jahren Ehrverlust unter Zubilligung mildernder Umstände verurteilt. Explosion in Bremen. Durch Entzündung von Leuchtgas, welches infolge eines noch nicht gefundenen Rohrbruchcs szi die Äabelkanäle der Reichspost gelangt war, entstand gestern morgen im Zentrum der Stadt eine schwere Explosion. Durch die Explosion wurden die Deckel zweier vor der Schröder-Bank und am Kaiser 'Wil helm-Platz gelegene Knbelkanalschächte herausgerissen. Der dadurch erzeugte gewaltige Luftdruck Uetz in den in der Räbe gelegenen Häusern zahlreiche Spiegel- und Fenster scheiben springen. Besonders hat das Eckhaus an der Sägcstraße gelitten, wo bitz zum Dache fast sämtliche Scheiben in Trümmer gingen Auch sämtliche Scheiben eines gerade vorüberfnhrcnven Straßenbahnwagens sprän get». Durch die umhcrsl'cgkndcn Glassplitter wurden zwei Personen verletzt. Brand in einem Elcktiizitälswcrk bei Rouen. Aach einer Havasmeioung au» Rouen ist ,m Elektrizitätswerk ,,i Grand Quevillv eine große Feuers brunst ausgcvrochcn. Rouen und fünf Gemeinden sind ohne elektrisches Licht und ohne elektrische Kraft. Entgleisung »m Höllental. sFunlsvruch.) Heute früh ist der von Freibnra nn Breisgau kommende Höllcntalbahnzug gegen '.-8 Uhr zwischen Kapvel und Rötcnback mit der Maschine enigleisl, vermutlich infolge Dammrutsches. Da auch Telegrapbenlcitungen zerstört sind, liegen genauere Nachrichten nicht vor. Aus jeden Fall ist mit Sicherheit bekannt geworden, daß Menschen leben nicht zu Schaden gekommen sind. A n h al t e n de s. S chn e e g«! st ö b c r in Sck; leS W,g-H ölst ein. In ganz Schleswig Holstein sind au, Sonntag vom frühen Morgen bis spät in die Rächt hin ein bei stürmischem Nordostwind gewaltige Schneem.isien niedcrgcgangcn. Im Eisenbahn und Ltratzenbahnverkehr traten alsbald Bcrkehrsstönlngen ein. Die Züge, belbn dcrs die Spätabcndzüge konnten nur mit erheblichen Ber- spätungen verkehren. Besonders schwierig war die Lage für die Kleinbahnen in der Provinz. Dec Telephonverlebr hat ebenfalls an einigen Strecken Störungen erlitten. Gestern früh haben die Schneefalle aufgehört und ist Tauweltcr cingctreten. Schwierige Lage des gsftrandeteu Damv fers „Poseidon". Bel dem Bcesuctie, die Betastung des gestrandeten deutschen Dainpsers „Poseidon" zu r-r len, wurden zwei Lotsen von einer Sturzwelle forlge- spült. Sie ertranken. Auch der Besitzer des »allstem bruchS, bei dem der Dampfer seine Ladung eingenom men hatte, ertrank bei dem Bersuche, mit einem Kalin nach der kleinen Insel zu gelangen, vor der der Dampfer liegt. Der Sturm bat sich mittlerweile zum Ttt'kan ge steigert, so das; die Lage der Dampfers sich ständig ver schlimmert. Auch Deutschland hat einen H nugerk ü n st l e r. Durch die deutschen Zeitungen gingen in der letzten Zeit vielfach Berichte über französische Hungerkünstler, die sich in Paris und anderen Städten in Ausübung ihrer „brotlosen Kunst" dem Publikum zeigten. In Easiel bilder zur Zeit ein deutscher Künstler dieses Farbe», Hans Kern bns aus Dortmund, den Gegenstand der Sensation. Er liest fick', am 1. Dezember in einen Glaskasten cinscbweisteu und will versuchen, 12 Tage lang zu hnvgcrn Er nimmt lediglich Mineralwasser zu sich und raucht täglich M- 10 Zigaretten. Dieser Tage wurde er zum ersten Mat der in bestimmten ^seiträumcn erfolgenden ärztlichen Unter suchung unterzogen. Dabei wurde ein Gewichtsverlust von 17 Pfund fcstgcstcllt. Im übrigen befindet sich der „Pa tient" wohl. Neue reiche Erzsunde in Schweden. Aus Stockholm wird uns geschrieben: Erst in den letzten Tagen ist bekannt geworden, dast schon feit längerer Zeit be sonders reiche Erzvorkommen in der Provinz Soeruland bearbeitet werden. Es handelt sich um Erzlager in der Gemeinde Hudd'ngc, ungefähr l Kilometer südöstlich von Tollinge Station, die sogenanntes Schwarzer; mit «>l. Prozent Eisengehalt führen, das von sehr guter Beschaffen heit ist und bisher m der Hauptsache nach Deutschland exportiert wurde. Das Erz hat nur sehr geringen Kiesel säure-Gchatt. Born 1. Januar 1926 ab soll die Förde runa in größerem Matzchabe' betrieben - werden ^ Tie Aürherung ist vvrläuftg auf eine Periode von 10 Jahren eingefteM. Die größte Brüte des Erzstockes betragt ea. 15 Meter bei einer Tiefe von einigen hundert Metern. EftbareLose. Zur Beschaffung der Mittel für ihre Siebenhundert Jahrse»er ist die Stadl Lübeck auf eine ebenso originelle lpie ang«nrlune Idee gekommen: Di' Lotterie der eßbaren Lose! Unbedingt eine ausgezeicb- netc Art, die Sache schmackhaft zu machen. Die Low. bestanden aus Marzipan-Kugeln, den sogenannten Jub.i kugeln und bargen im keckeren Innern Anweisungen aus Geldbeträge von 1-1000 RM. oder , eben Nieten Der Berkaus dieser Jubeltugeln batte einen sensatiouellen E> solg: In weniger als einer Worbe wurden 100000 Stück abgesetzl. Mit der Einlösung der Gewinne ist, um d u Gewinnern eine besondere Weihnack'tssrcnde zu machen, bereits am 19. Dezember begonnen worden Die gefährliche M i 1 tagspansr In größeren Städten, aucki des Auslandes, sind in den letzten Mo nate» wiederholt .luwelur Geschäfte von Eindrecbern heim- aeiuck t worden. Die Diebe heuutzcn fast stets die Mittags- vnufe für ihre unerwünschten Besuche Tb die Gescbäsle in stillere» oder belebteren Sirasteu liegen, ickieiul ibneu gleich. Es handelt sieb sckieinb.ic um eine verzweigte in lernationale Baude, du- die Gelegenheiten lange vor der Tat auslundschasicl. Eines der letzten Spür dieser Räu ber wurde ein Jumel'ec-Gcstttäst in Frautfurt Tdcr, in dem graste Beute gemacht werden tonule. E i u A lbino Haie crle g l. Ani^ der Schubyer Feldmarl bei Schleswig ist ui den leisten Togen bei einer Treibjagd ein Albino Hase erlegt worden. Diese Art Hasen und äußerst selten und gelangen nur m wenigen Fällen zum Abfchust. E in n c ii e r Rill öc s A m i s s ch i m m e l s. Aus Paris wird geschrieben: Eine bcdciiteiidc Firma iaudie dcm zuständigen Slencrbüro einen Scheck über 21 712 Fu ein und sranliertc den Umschlag für die Nebersendnug der Quittung Drei Wochen später erhielt sie jedoch den Scheck zurück uiii dem Bemerken, dast noch in Eeniimcs für die Frouttcruug fehlten. Dafür bcu die Sicuerbebördc drei Wochen Zeit ge braucht, was bei dem üblichen Zinssatz von li Prozent be deutet: llm Ist Eentimcs hcrcinznlustcu, bot der Staat 7' Fr. Zinsen verloren. Es handelt sich hicrbci nm eine Firma die jeden Monal 2stunu bis NstiLiU Fr. llmioiznciicr bezahl, D i e n e u c st e D ii e l l a r t. Die Amerikaner, die ilnc i'vorrlichcn Rekvrdbcstrebungen auch ans die anderen Ge biete des Gebens übcrirogrn, lassen die seliianiiten Bräuche au'tvmmcn. Jetzt hoben zwei Pianisten einen regelrechten Wertkampf inircinander ausgciochtcn. Es tam ober dabei nicht etwa, wie seinerzeit beim Sängerkrieg an» der Wan- biirg, auf die blostc Knust an, sondern nach echt anierilaniicher Ain'chauuiig aus die Dauer des Spiels. Und da haben nun beide ganz Gehöriges gcichcsticn und wurden, wenn c-:- nach amerikanischen Richtern ginge, bestimmt bedeutendere Kunst ler sein als etwa Beethoven und Ebvpin. Proicst'or Bun aus Jamestown'und Prvicst'vr Banen an» Baltimore brach ten das Match in einem grasten Reinnorlci Konzeniaal zum Ausirag. Al» Sieger,ging ans dem anstrengenden stawoi Profeifvi Bnrt hervor, der, ohne eine Minute inne zu batten, Ü1 Stunden u Minuten hindurch da» Piano behämmerte Statistiker haben anSgercchnck, dast cr vier Millionen No.en gespielt hat. Der Sirgcr erhielt den Preis von 2E>n Dollar und -en Titel eine» Meisters im Tancripiel. beider ist nicht gemeldet, ob auch die Zuhörer iür ihre Leistung Preise erhielten. kettekarukk als krsatr Mr Aavkwk atme kMe null oLne vravm. SmAivvclierel i.«,,« s «lnteMck, Mer». suchten mit den Augen ihre Lieben nochmals aus der Masse heraus. Hinnerk zog die Uhr. Noch eine Viertelstunde bis zur festgesetzten Abfahrtszeit, und noch immer spähte er vergebens nach Frau Trude aus. Hatte sie ihre Dispositionen wirklich geändert? Eine ihn, unerklärliche Nervosität ließ den Blick des jungen Seemanns immer wieder den Pier entlang schweifen und ungeduldig von dem einen Bein auf das andere treten. Zum Kuckuck! Was ging ihn diese Frau an. Ahm schlug in der Heimat ein warmes Herz- entgegen, zählte die Stunden bis zu — Eine heiße Röte wallte in Hinnerk auf. Daß er den Brief an Hanne noch immer nicht abgeschickt, noch nicht einmal vollendet! Er fand nicht die Zeit dazu über all seinen eigenen Angelegenheiten. Jin gleichen Atem schon tröstete er sich. Er würde von Southampton aus telegraphieren. Dann betrug die letzte Zeit des Harrens für Hanne knapp mehr dreißig Stunden, und ihre Freude würde doppelt groß sein. Er vertiefte sich dergestalt in seine Rechtfertigung vor sich selbst, daß er völlig übersah, daß die Erwartete in Be gleitung des Falknerschen Ehepaares bereits die breite Laufbrücke betreten hatte. Erst ein Murmeln der Umstehen den »nachte ihn aufmerksam, und er eilt« nach dem Fall reep, um die Angekommenen zu begrüßen. s , „Das war höchste Zeit," lachte Kapitän Falkner. „Fünf Minuten später, und wir hätten dem „Bismarcks nachschauen können." ' Frau Trude, in eleganter Reisetoilette, erwiderte die Verbeugung Hinnerks mit herablassendem Kopfnicken. „Nun, mein Herr Reisemarfchall, alles bereit? Mein- Herr Schwager beliebt« unterwegs ungehalten zu fein wegen der Verspätung. Allein ich tröstete mich in dem Gedanken, daß Sie als getreuer Ritter schon Mittel und Wege finden würden, um des Dienstes angeblich ewig gleich gestellte Uhr ein wenig in ihrem Laufe aufzuhalten." I Ein über die Decke springendes Zeichen der Schiffsglocke enthob Hinnerk einer Entgegnung. i Fremde von Bord! hieß es; Platz da zum Einholen der Laufbrücke! . .. i i „Nun denn, gute Reise," wandte Kapitän Falkner sich an Frau Trude, und Frau Elly Falkner küßte die Schwägerin auf beide Wangen. „Entschuldige den Abschied sans-k^o»;: allein du siehst, man wirft uns geradezu von Bord." j Nock ein Händedruck für Hinnerk, und sie eilten in raschem Lauf die Brücke hinab, die sofort von dem Steamer sich löste und knirschend auf den Pier zurück-s gezogen wurde. " ""7"^ „Auf Wiedersehen in Kiel! Wenn Sie —' j Die weiteren Worte Kapitän Falkners wurden ver-1 schlungen von dem Riesenbaß des Dampfers: Die Maschinen schlugen an, die Musik setzte «in mit einem flotten Marsch, brausendes Hurra, ein tausendfaches Schwenken von Tüchern und Hüten, und der „Bismarck" glitt rückwärts binano auf den in der Mittagssonne glitzernden Ein Hal-cs Dutzend von Schleppern eilte zur Stelle. Puffend und schimmernde Wolken von Wafferdamps ausstoßend, unterstützten die kleinen Wichte das Drehen des imposanten Schiffskörpers, bis dessen Steven seewärts zeigte. Noch einmal hallte der Baß des Steamers über die Wasser, dicke, schwarze Rauchballen quollen aus den drei kolossalen, gelben Schornsteinen, mit nerviger Faust griff der Dampf in die Stahlmassen der Maschinen, drehte sie wirbelnd schneller und immer schneller, und ragend wie ein massiges, dreigezacktes Gebirge enteilte der „Bismarck", den Blicken. Schweigend sahen Frau Trude und Hinnerk auf den Mastenwald des versinkenden Hafens. Ein Böllerschuß von einer aus derAußenr«ede kreuzenden Jacht her schreckte sie auf. „Wir haben wohl den Besitzer der Jacht an Bord, und dem gilt der Schuß als Abschiedsgruß," erläuterte Hinnerk. Frau Trudes Augen ergingen sich wieder i» der Weite, und als Hinnerk ihnen folgte, erkannte er das Zeltschiff auf Corthing-Island. , Rasch wuchsen dessen abenteuerliche Linien empor, wie wenn eine unsichtbare Faust sie heraufziehe aus einer ^Versenkung, und schon nach wenigen Minuten war man querab. i „Wie öde und verlassen cs daliegt. Wochenlang hat man gezimmert, gemalt, gestrichen und vergoldet, und nun ge nügen wenige Tage, um die Frucht arbeitsreicher Monde zu vernichten." Trude seufzte. . / „Finden Sie »licht, mein lieber Versen, daß ein 'solches Ende etwas Schreckhaftes hat? Mich persönlich deucht es schöner, wenn ein Orkan erstanden wäre aus der verflossenen, köstlichen Nacht, wenn er den stolzen Bau 'La drüben umschlungen hätte mit wilden. Jauchzen und aus seinen Trümmern ein himmelhoch loderndes Brand- mal errichtete." Grau in grau schwebte es am Morgen rund um das eilende Schiff. Die Rebelfrau war wieder heroorgekrochen aus den Abgründen, in die sie geflohen. i Die Seeleute stampften, in ihre Oelmäntekl gehüllt, umher, ein matter Silberstaub rieselte unablässig nieder ufid legte sich beklemmend auf Herz und Lunge, von dem Mastwerk ging es in klingendem Tropfenfall, die nassen, klitschigen Decke wurden zur spiegelglatten Eisbahn, auf! der mehr wie ein Passagier den Halt verlor und zur allgemeinen Heiterkeit sich niedersetzte. 1 ! Der „Bismarck" hatte sein« Fahrt verringert, die mensch liche Sprache klang blechern, und die an Deck gewechselte» Worte hörten sich an, wie wenn sie aus einer langen Röhre kämen, selbst das Brüllen des Nebelhornes verlor die Allgewalt seines Basses. Am dritten Tage erst sah das sehnende Auge wieder das Blau der Weiten. Aber es war nicht mehr das verlockende Blau, in «eicheln _das stattliche Schiff vor drei Taaen nock kokett fick spiegelte. Es war ein schmutziges Blaugcau unc auf gesetzten weißen Lichtern. Und schau nach wenigen Stunden erwachten des Windes Orgclpsci'cn. Den Offizieren aus der Brücke, dem Rudcrsmann und den Nnsgnckslcuten in schwankem Korb flockte cs schon a n Abend ins Gesicht wie dem Jagdhund aus dem Gebreche des gestellten Keilers. In den Frühstundcn des vierten Tages, während die Musikkapelle gerade mühsam balancierend die Töne einer flotten Marschweise hinanssandtc auf die Wasser, und in den Gängen der Kajüte das Tamtam zum Frühstück riest verbreitete sich plötzlich das Gerücht, inan habe ein großes Wrack gesichtet. Richtig ! Etwa zwei Seemeilen an Steuerbord voraus rollte schwerfällig der Rumpf eines großen Seglers in der Dünung. Die Masten waren über Bord gegangen, ein Teil der Takelage lag noch auf dec Stcucrbordscüe des Schiffes, halb an Deck, halb im Wasser, von einem der, wie die Finger einer Lcichenhand in die feuchte Rebellust starrenden vier Maststiimpfe wehte ein Ncnngnal. Nun erkannte man auch deutlich den Namen dcs unglücklichen Schiffes. „Esperance de St. Nazaire" leuchtete es in vergoldeten Buchstaben vom Buge her. Hinnerk, dem aus Kollegialität der Zugang zuu; Kommandodeck gestattet wurde, stand mit Fran Trude im Lee der Brücke und beteiligte sich eifrig an der Debatte über den wracken Segler. „Ich kenne das Schiff, das heißt dem Hörensagen nach," meinte er. „Die „Esperance de St. Nazaire" wurde vor etwa zwei Jahren von den kleinen Reedern des französischen Städtchens St. Nazaire aus gemeinsam aus gebrachten Mitteln erbaut, weil man einsah, daß die alten, kleinen Sckiffchen ihren Besitzern nichts mehr ein brachten. Sie bildete, wie schon ihr Name sagt, die Hoff nung ihrer Erbauer, den letzten Rettungsanker, der ihren Ruin aufzuhalten geeignet war." ! „Ich kann nur zwei Mann an Bord entdecken," meldete der zweite Offizier dem Kapitän; „die bringen das Schiff nie und nimmer in einen Hafen." ' Frau Trude starrte erschreckt nach dem gierenden und stampfenden Wrack hinüber, von dem zwei Leute heftig ge stikulierend dem Dampfer zuwinkten. Sie war von Natur nicht furchtsam und hatte schon mehr wie einem Sturm getrotzt. Allein die fürchterliche Zerstörung an Bord der „Esperance" flößte ihr Grauen und Entsetzen ein; ihr Blut erstarrte bei den;- Gedanken, daß möglicherweise auch sie einmal dazu verdammt sein könnte, wochenlang an Bord eine» so zugerichteten Schiffes umherzutreiben auf der öden Wasserwüste, hilflos und ohne Aussicht auf Rettung, und er stand bei ihr in diesem Äugenblick srst, sich nie wieder auf einem Segler einzuschiffen. Der „Fürst Bismarck" hatte sich vorsichtig bis auf Rufweite an das Wrack herangetastet. . —Ekt'eranceTaboitt! (Fortsetzung folgt)