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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 26.06.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-06-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192906269
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19290626
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19290626
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1929
-
Monat
1929-06
- Tag 1929-06-26
-
Monat
1929-06
-
Jahr
1929
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 26.06.1929
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Wie das Mio enmen «irre. Unbekannte« au« dem Leben Marroni«. Bon Bodo M. Vogel. (Nachdruck verboten.) Au« der Keder de« bekannten italienischen Publizisten Luigi Solari erschien kürzlich «ine neue Biographie Marconi«, die einige bemerkenswerte und bisher unbekannte Einzelheiten aus dem Leben des großen Erfinders der drahtlosen Telegraphie enthält. Besonders interessant sind die Mitteilungen Solaris au« der Zeit, al- Marconi, noch in bescheidenen Verhältnissen lebend, die ersten Schritte zur Verwirklichung seiner genialen Idee tat. die heute — über dreißig Jahre später — gewisser maßen zum Symbol unseres dahinhastendcn Jahrhundert- ge worden sind. Im Jahre 1895 war Marconi 21 Jahre alt. Er wohnte in Pontccchio. in der Nähe von Bologna, und hier begann er mit den ersten Versuchen seiner drahtlosen Telegraphie. Ter junge Erfinder mietete sich in einem Dachkämmcrchen eines Bauernhauses ein und verbat sich, höflich aber bestimmt, den Besuch von jedermann. Briese empfing und schrieb er selten: nur ab und zu bat er seinen Vater um Geld, um die nötigen Apparate und Materialien zu kaufen. Tann fuhr er meist persönlich nach Bologna, um diese Einkäufe zu besorgen, oder er ersuchte den Tischler Vornelli oder den Bauern Mignani, ihm beim Bau der Werkzeuge behilflich zu sein. So vergingen die Tage in emsiger Arbeit. Nur manchmal ritt der junge Erfinder aus dem Rücken eines Eselchens in ein in der Nähe von Pontecchio liegendes Dorf, um den Arzt Agusto Rigi zu besuchen. Mi« ihm vertiefte er sich in wissen schaftliche Debatten und vertraute ihm seine Hoffnungen und seine Zweifel an. Im Frühjahr 1895» gelang cs Marconi, in Pontecchio zum ersten Male Morsczcichcn auf radiotelegraphischem Wege zu übertragen. Er halte neben dem Fenster des Kornbodens einen Sender montiert und den Empfänger einige hundert Meter entfernt aus dem Gipfel eines Hügels, der sich frei und allein stehend unmittelbar gegenüber dem Dorfe erhob, aufgebaut. Mit Hilfe eines Knechts, der ein Taschentuch in der Hand schwenkte, gelang es Marconi. sich davon zu überzeugen, daß der Empfänger funktionierte, jedesmal, wenn er nach dem Morsealphabet den Buchstaben 8 (drei Punkte, d. h. drei kurze elektromagnetische Schwingungen) übertrug. Das Experiment war damit geglückt. Aber der Erfinder be griff, daß seine Entdeckung nur dann von Nutzen sein konnte, wenn es ihm gelang, die natürlichen Hindernisse der Landschaft zu überwinden. Er verlegte daher den Empfänger von der Höhe des Hügels aus vie andere Seite, und zwar so. daß der Berg zwischen Sender und Empfänger zu liegen kam. Dann sagte er zu dem Knecht, der ihm half: »Nimm das Gewehr, und wenn das Hämmerchen dieser Maschine dreimal klopft, dann schiebe!" Gesagt, getan. Marconi ging auf seinen Kornboden, schaltete dreimal kurz den elektrischen Strom ein, und wartete ängst lich ab... Ta! wenige Sekunden daraus klang wirklich ein Schub aus dem entfernten Tal herüber! Damit war die Be deutung der neuen Erfindung klar erwiesen, und die Möglich keit, fcrnlicgcnde Orte, ja sogar getrennte Erdteile zu ver binden, rückte in greifbare Nähe. Als der Marincminister Brin den jungen Erfinder cinlud, in Rom seine Experimente zu wiederholen, hatten sich Admirale, Senatoren, Univcrsitätsprofcssorcn und Abgeordnete in zwei getrennt liegenden Zimmern des Ministeriums versammelt, zwischen denen die drahtlosen Zeichen ausgetauscht werden sollten. Marconi verlangte eine Stange, um die Drähte zu montieren. Es war aber nichts Aehnlichcs aufzutreiben, und schon sollte der Versuch verschoben werden, als Marconi in einer Ecke einen Besen stehen sah. »Gerade so etwas brauche ich!" sagte er lächelnd, und befestigte einen Draht am Ende des Besenstiels und gab ihn einem der Zuschauer in die Hand. Das gleiche tat er in dem anderen Raume. Dann setzte er seinen Sender in Betrieb und übermittelte nach dem Morse alphabet den sprachlosen Zuschauern: »Tvviva I'ltalia!" Das geschah im Jahre 1897. Vier Jahre später, genau am 14. Dezember 1901, wurde der aus drei Punkten bestehende, historisch gewordene Buchstabe »8" über den Atlantischen Ozean von England nach Neufundland übertragen, und damit begann eine neue A«ra in den Beziehungen der Völker untereinander. Moder« Imkerei. wie man aus 3 Mark 8009 Mark macht. (Nachdruck verboten.) Heber einen Mord regen sich die Menschen schrecklich auf, and dabei gibt es ost viel größere Gemeinheiten im Leben. Der Kaufmann B. aus Köln kann ein Lied davon singen. Als ehemaliger aktiver Unteroffizier hatte er sich nach 12 jähriger Dienstzeit auszahlen lassen und mit dieser Summe und der kleinen Mitgift seiner ffrau ein Kolonialwarengeschäft be gründet, das dank dem ffleiß der beiden Leute sich bald zu einer kleinen Goldgrube entwickelte und einen schönen Batzen Geld abwarf. Daß in den letzten beiden Jahren alle Geschäftsleute schwer zu kämpfen haben, ist bekannt. Und auch B. wunderte sich nicht, daß sein Laden nur mehr so viel abwarf, als er mit seiner ffamtlie zum Leven vrauane; immerhin »aiie er „in wr- sparte« durch v,e Inflation verlorcn. und muß»« »«chnen. Lang- sam aber siel ihm doch aus, daß die Einnahmen mit dem iäg- lichen Umsatz nicht mehr in Einklang zu bringen waren. ES , wurde viel abgesetz«, die Waren verschwanden auS den Regalen, und abends war wenig Geld in der Kasse. Da konnte irgend etwa« nicht stimmen. Er wurde bestohlen, das war klar: nur von wem« Der erste verdacht fiel anf den Lehrling; er wurde entlasten. Doch die Einstellung »ine« neuen Jungen bracht« keine Veränderung. B. «ar ratlos, und man kann es ihm menschlich nicht Übelnehmen, daß er schließlich sogar seiner ffrau nicht mehr traute und sie heimlich in ver dacht hatte, da- Geld für Kleider und Tand zu verbrauchen. Aber erst, al« er eines Abend« seiner ffrau erklärte, die Ber- lustc hätten jetzt eine Höhe von 8090 Mart erreicht, und wenn es noch «inen Monat so weiiergehe. müsse er Konkurs an melden, geschah etwa« Utterwarletes: Die eigene halbwüchsige Tochter de« Ehepaare« gestand unter Tränen, seit zweieinhalb Jahren Tag für Tag die Ladenkasse bestohlen zu haben. Sie war einer Erpresserin zum Opfer ge fallen. und ausgerechnet der besten ffreundin ihrer Mutter! Diese hatte dem Mädchen, ohne Wissen und gegen den Willen der Eltern, vor Jahren ein Paar Seidcnstrümpse mitgebracht und ihm geraten, die 3 Mart der Ladenkasse zu entnehmen. Und anf diesen kleinen Diebstahl fußend, forderte sie unter ständigen Drohungen täglich ihren Tribut, den sie von 3 Mark langsam auf eine Höhe von 15 Mark hiuaufschraubte. DaS junge, dumme Ding lieferte ihr auS, was sie verlangte, nur aus Ängst vor den Eltern, die ihr den kleinen Diebstahl gewiß gern verziehen hätten. Und die »gute ffreundin" lebte von den erpreßten Summen, während sie gleichzeitig da« Ehe paar tröstete und selbst nach dem vermeintlichen Dieb suchen half. Das Gericht hielt 1 Jahr 3 Monate Zuchthaus für eine angemessene Strafe, und jeder, der dies liest, wird ihm recht geben, L.I. Die KrMkWt-kriil. Leu« Patienten zu Tode gepflegt. (Nachdruck verboten.) Man ist allerhand gewohnt in Amerika, wa« Sensations verbrechen anlangt. Aber da», wa« Berta Gtfford getan hat, steht immerhin ziemlich vereinzelt da in den amerikanischen Verbrecherannalen. Man hat sie verhaftet, unter dem Verdacht, neun von ihr gepflegte Patienten vergiftet zu haben, wahr scheinlich, um sie berauben zu können. Berta Gtfford. jetzt 51 Jahre alt, war die ffrau eines recht wohlhabenden Grundbesitzers, al- sie die Neigung in sich spürte, die Krankenpflege zu erlernen. Alles, was mit Medizni zu- sammenhtng, erweckte ihr brennendes Interesse und sie be schloß deshalb, sich in der Krankenpflege auszubilden, ohne die sen Beruf zunächst auszuüben. Einige Jahre später verlor ihr Mann durch verfehlte Spekulationen einen großen Teil seines Vermögens und Berta Gtfford war froh, durch Uebernahme von Pflegen ihren Teil zur Bestreitung der Lebenskosten bei tragen zu können. Die Aerzte der Stadt Union (Missouri) kannten sie bald als hervorragend verläßliche und empfehlens werte Krankenpflegerin, die sie überall, wo eine Privatpflegerin gewünscht wurde, empfehlen konnten. Im Jahre 1922 hatte Berta Gtfford die Pflege eines alten Mannes übernommen; er war nicht schwer krank; man dachte nicht daran, daß die Sache mit einem Exitus enden könnte. Nachdem Berta Gifsord ihn vier Tage gepflegt hatte, starb der Mann und niemand war trostloser als die Krankenpflegerin, die sich bei der Beerdigung vor Schluchzen kaum zu fassen wußte. Ein Jahr später hatte Frau Gtfford die Pflege einer reichen Witwe übernommen. Die Frau war begeistert über die Hingebung und die Pflichttreue ihrer Pflegerin, die nicht von ihrem Lager wich. Die an und für sich harmlose Krankheit der Frau verschlimmerte sich ganz plötzlich und wenige Tage später war die Witwe tot, ohne daß die Todesursache ganz aufgeklärt werden konnte. Niemand kam natürlich auf den Gedanken, zwischen den beiden seltsamen Fällen einen Zusammenhang zu finden oder sie gar mit der Krankenschwester in Verbindung zu bringen. Wenige Wochen nach dem Tode der Witwe erkrankte Herr Gisford und wurde natürlich von seiner Frau gepflegt. Er starb nach kurzem Krankenlager. Immer noch regte sich kein Verdacht gegen Berta Gifford, die sich nach dem Tode des Mannes ganz als trostlose Witwe gerierte. Nach dem Tode ihres Mannes teilte Berta Gifford der Oefsentlichkei» mit, daß sie eine Art Privatkrankenhaus ein gerichtet habe und daß sie eS auch minderbemittelten Kranken zur Verfügung stell«. Bet dem guten Ruf, den Frau Gifford als Pflegerin genoß, war eS selbstverständlich, daß ihre Anstalt bald gut besucht war. In wenigen Monaten starben von zwölf Patienten, die in Frau Gisfords Heim Ausnahme gefunden halten, sechs, darunter zwei ganz junge Mädchen, eine Schwägerin und ein anderer Verwandter der Besitzerin. Und leise begann sich der Verdacht zu regen, zumal bet einem der jungen Mädchen Vergistungserschetnungen festgestellt werden konnten. Man verhörte Berta Gifford. Unter Schluchzen gab sie zu, sich in der Medizin geirrt und dem jungen Mädchen eine giftige statt der richtigen Arznei gegeben zu haben. Berta Gif- ford wurde in Haft genommen, scharfen Verhören unterzogen; sie brach völlig zusammen und gestand, drei ihrer Patienten vergiftet zu haben. Aus Menschlichkeit, weil sie die Schmerzen der Unglücklichen nicht mehr habe mit ansehen können. Man »orityte m ver vergangenyen uno man ram oarauf, vaß, wenigstens im Fall« der Witwe, dir Krankenschwester den Mord auS Habsucht begangen hatte, und man nimmt an, daß dieser Grund auch den Anstoß zu den anderen Morden ge geben hat«,. Die Anklage leg« Berta Gtfford neu» Morde zur Last, und die Exhumierung der Leichen wird ergeben, ob diese Anklage zu Recht besteht. -la. StileitkrlumVmis: DerPskW-Annchn. (Nachdruck verboten.) Ein sonderbarer Beruf ist wohl der des Pseisen-Anraucher«. während des zweiten französischen Kaiserreichs, unter der Regierung Napoleons lll., wurde dieser Berus viel ausgeübt. Damals rauchten die vornehmen Herren meist die Pfeife; Zigarren waren noch nicht so modern und von Zigaretten wußte man noch fast gar nichts. ES war zu jener Zett ein Ver gnügen und selbst eine Ehre, «ine Pfeife zu haben, die alt und gut angerauch» aussah. Mi» einer neuen Pfeife konnte man sich in guten Kreisen damals nicht sehen lassen. Doch die alte Pfeife zerbrach Wohl einmal, oder war nicht mehr gut; und was dann? Eine neue kaufen? Gut! Und schnell anrauchen — gut! Aber so schnell läßt sich eine neue Pfeife nicht anrauchen. Die Herren hatten dazu auch keine Lust Da entstand der Beruf der Pfeifen-Anraucher. In Paris tonnte man sie finden, an den Ufern der Seine, an den Brücken, mit ernstem Gesicht, dampfend, dampfend, dampfend. Von Zeit zu Zeit kontrollierten sie, ob die Farbe wohl gut wurde, gleichmäßig und in dem gewünschten Ton; denn nicht jedes Anrauchen war gut. Das Anrauchen mußte mit Ver stand und Ucberlegung geschehen. Zwei Frank täglich konnte ein Pfetsen-Anraucher verdienen, wenn er seine Arbeit gut verstand. Zwei Frank täglich — da war viel für die damalige Zeit und für die Arbeit, die dafür geleistet wurde. ES war für den Anraucher gewiß keine un angenehme Arbeit. vielleicht, weil die Zigarren und Zigaretten so teuer sind, vielleicht auch ein wenig aus Modesucht, ein Nacheifern der Engländer und von Herriot — wird die Pfeife wieder modern. Und so prophezeit man auch den Pfeifen-Anrauchern wieder eine Zukunft. Doch die heutigen Pfeifen-Anraucher arbeiten nicht mehr für zwei Frank täglich, selbst nicht für 12 Frank täglich. Sie fordern 2V Frank für einen achtstündigen »Arbeits tag". Und dann muß ihnen der Tabak noch gratis geliefert werden. So erzählt man. Und Wetter spricht man schon von einem Pfeifcn-Änraucher-Syndikat. Dann werden Ke ihre Fordern«, gen Wohl noch erhöhen. -1. bk. Sie praktische Hmfrm. Luftdichter fflaschenverschluh. In der Küche werden vielfach Früchte und Säfte In Flaschen aufbewahrt. Der einfache Kork verschluß genügt häufig nicht, eS muß eine Sicherung der Korke vorgenommen werden. Der »Apothekerknoten" aus festem Bind faden ist sehr praktisch; man macht ihn auf folgende Weise: Man bindet eine Schlinge aus einer Häkelmasche, legt sie um den Hals der Flasche, unterhalb deS Korkansatzes, zieht die Enden nach oben und verknotet sie fest über dem Kork. Sind die Pfropfen schon einmal gebraucht und nicht mehr ganz lüft- dicht, so taucht man sie in eine Lösung von Siegellack und Spiritus oder Pech; oder man erhitzt Stearin (auch Paraffin) in einem Metallgefäß und taucht den verkorkten fflaschenkopf hinein. Stearin gewinnt man aus gesammelten Kerzenresten, ebenso Paraffin. Weniger bekannt ist ein ganz altes Haus mittel, das auch für Gläser in Betracht kommt. Man schneidet aus alter, reiner Leinwand entsprechend große Stücke, zieht sie durch die heiße Stearin- od^ Paraffinmasse, legt diesen Ver schluß um die Oeffnung oder um den Kork und zieht ihn zu sammen. Ein umgclegter Bindfaden bildet den Abschluß. Wird der Verschluß später geöffnet, so kann man ihn wieder benutzen, wenn man das Läppchen in Wasser auskocht. Die Stearin- oder Paraffinmasse sinkt zu Boden, wird herausgenommen und wieder benutzt. Will man Gläser mit festem Inhalt (Marme lade, Früchte usw.) abschließen, so tauche man die verschlossenen Gläser umgekehrt in die heiße Stearin- oder Paraffinmasse, dann laste man sie erstarren. Auch mit Gips kann man Flaschenkorke luftdicht abschließen. Beseitigung von Schielen im KindcSalter. In vielen Fällen kann man dieses Nebel beseitigen. Doch muß man die Ursache' deS Schielens in Betracht ziehen, denn hiernach richtet sich die Beseitigung. Auf alle Fälle mutz frühzeitig genug der Augen arzt zugezogen werden. Oft kann der Schaden durch ein« richtige Brille behoben werden, bisweilen macht sich allerdings auch eine kleine Operation nötig. Verhinderung von AuSgleiten durch neue Schuhsohlen. Ein einfache- Mittel dagegen ist das Abreiben der neuen Sohlen mit Sandpapier. Kinderschuhe mit Ledersohlen sollten inxmer abgerieben werden, damit böses Fallen bei Kindern verhindert wird. Wie bleibt Gemüse frisch? Gemüse jeder Art kann man tagelang frisch erhalten, wenn man es mit Wasser besprengt, in Zeitungspapier wickelt und an einem kühlen Ort (in einem irdenen Topf, auf Steinfußboden oder in einem Eiscngefäß) aufbewahrt. Mmi«. Von Aenne Glück. (Nachdruck verboten.) Nervös erhob sich Marie oder Ma, wie die Kollegen und Kolleginnen vom Theater, wie da» Publikum sie nannte. Sie ging hinaus in die Diele, spähte durch das Guckloch auf den Flur hinaus, sah die Gaslampe, di« aus der Treppe bereits an gezündet war, ging ins Zimmer zurück, legte sich auf den Di wan, stand, von Unruhe gequält, wieder auf und zündete sich eine Zigarette an. Warum kam er nicht, warum War er vor gestern, gestern, heute nicht gekommen? Er wußte doch, »vie sehnsüchttg sie auf ihn wartete, wie sie das stundenlange Warte» nervös machte. Und nun gar drei Tage! Drei Tage! Bon einer Stunde hatte sie sich auf die ander« vertröstet. Sie mutzt« ja Rücksicht nehmen auf seine Arbeit, seine Pflichten; denn er war nicht frei und sie nur feine Geliebte. St« wußte zwar, Wa ste ihm war, wie er sie anbetet«; aber st« wußte auch, daß nie mand von ihren heimlichen Zusammenkünften erfahren durfte, von diesen Stunden, die für sie beide da« Schönste, Höchste, Heiligste waren, von denen st« zehrte in den langen Stunden vergeblichen Warten«. Run war er auch heut« nicht gekommen, und sie hatte auch keinerlei Nachricht von ihm erhalten. Sie konnte jetzt nicht länger warten, mutzte fort, in» Theater, tan zen, ihre Pflicht tun. Haha! Sie lachte zweimal kur, anf. Tanzen, lache«, fröh lich sein, während da« Herz blutet, di« Brust vor KveisiÄ, Bangen um den Geliebten zerspringe« möchte. Wenn er nun kam — und sie War nicht da? Aber nein, er wußte ja... vielleicht würde er nach dem Theater irgendwo im verborgenen auf Ne warten. Natürlich, so würde e« sei«. Diesen Trost fratz sie förmlich in sich hinein; er beruhigt« sie wentgften«. Ein paar Stunde« später, al« st« anf dem Heimweg« ver geblich in jede dunkle Eck« geschaut, jeden Räherkommenden für den Geliebte« glatten hatte, brach wieder alle Hoffnung in ihr zusammen. Wenn st« nun einmal ,u seinem Hause ging, einmal zu seinen Fenstern hinaufschaute, vielleicht gab ihr das Kraft bis morgen zu warten! Und schon war ste auf dem Wege, stand wenige Minuten später vor dem großen Eckhaus«, aus dessen zweiter Etage Licht durch die geschloffenen Fenster laden schimmerte. Freilich, da saß er und arbeitete. Vielleicht hatte seine Fra« etwa- erfahren, Verdacht geschöpft, und er wollte in ihrem beiderseitigen Interesse warten, bis sich die Wogen wieder geglättet hatten, und morgen, ja morgen, würde er bestimmt kommen. Erleichtert ging ste nach Hause und konnte sogar einige Stunden schlafen. Der nächste Tag verlief wie die beiden vorigen. Maria wartete Stunde um Stunde, war nervös, spielte soundsoost mit dem Gedanken, wegzugehen, fort, weit kort; «S konnte so nicht weitergehen, ste atna dabei zugrunde, st« ertrug dieses ewige Warten nicht mehr, ste konnte keinen so hohen Preis für dieses kleine, kurze Glück zahlen. Er würde «S sicherlich einsehen... aber wa- dann? Gab sie damit nicht noch di« einzig« Freude, das, wa- ihr ganzes Inneres erfüllte, hi«? Nem, «ei«, sie liebte ihn viel zu sehr, wußte z« genau, dH er nicht anders konnte, um seinen Rus als bedeutender Gelehrter nicht z« untergraben. Oh, was war sie für ein Schwächling, nnd wa» »nutzte das für ein« große Liebe sein, die es nicht vermocht«, wenige Tage des vergeblichen Wartens auf de« Geliebt«» zu ertragen? So schalt ste sich selbst, macht« sich Vorwürfe, dachte, was er wohl dazu sage» würde, wen» er ste so kleingläubig, so verzagt sah. Was mutzte er dagegen leide«! Mit einer un geliebte« Krau Wochen-, monatelang zusammen fest», sich nach der Geliebten seh»», Men Intrige« böser Menschen trotzen — und dabet arbeiten. Großes schaffen. Oh, ste möchte chn einmal draußen in seinem Laborawri»»«, draußen vor der Stadt, besuchen, ihn schaffen sehen... Sicherlich würde er ihr heut« geschrieben haben... ich konnte nicht... eS hätte Verdacht erregt... hab« Geduld- Net« Maria... d« weißt, wie lieb ich dich habe und daß ich sofort zu dir eile... So würde« die lie ben Zeile» lauten. Und wieder ging ste etwas beruhigt st» das Theater, wid mete sich ganz ihrer Kunst, bedankte sich lächelnd für de» reichen Beifall, den man der beliebtm Künstlerin spendet«, obgleich ihre Gedanken immer wieder bei dem geliebte» Manne weilten. Rach der Vorstellung ging ste sogar noch in eines der großen Kaffeehäuser. Nach wenigen Minuten nahm ein Herr an ihrem Tisch Platz. Er fixierte ste in unangenehm-auffälliger Weise. GS erschien ihr widerlich, ste wandte sich ab, griff nach den Zeitungen, die auf einem Stuhl links vor »hr lagen. Sie wollte sich in eine dicke Tageszeitung vertiefen, überflog Börsen berichte und Sportnachrichten, ohne daß ihre Gedanken den Sinn der Worte erfaßt hätten. Plötzlich stockte ste, ihr Auge blieb an einer fettgedruckten Ueberschrift haften — ste strich sich über di« Augen, sah deutlicher hin, verschlang die großen, dick, gedruckten Buchstaben förmlich. Sie wendete das Blatt, suchte da- Datum aus der Titelseite: 25. Mat. Und heute schrieb man den 28. Mat. Sie schlug das Blatt wieder zurück, las noch ein mal — und langsam schienen ihre Gedanken das schier Unurö» liche zu fassen: Explosion im Laboratorium d<S Professors Brehm«. Der berühmte Forscher et» Ostfor seiner Erfindung. Ein leiser Schrei entrang sich iknen bleichen Lippen. Dam» wußte sie nichts mehr von sich. Ma« brachte st« nach ihrer Wohnung. Erschöpfung von der allabendlichen Tmyerei, glaubte man. Am nächste» Mist«— war der Anfall vorüber. SW Wae Mar matt, ihr SeUt aschfahl; aberste schickst die Pßstgerw weg, ihr sei wieder ganz Wohl. I« Theater strich »um eS selbstverständlich, daß ste sich für dw nächsten Tage beurlauben Keß. Mau wunderte sich nur, daß man anch dte besannst Tän zerin Ma E. am NeSMittag unter den Tranergästen sah, dw dem auf so tragische Welse umS Lebe» gekommenen Gelehrten das letzte Gestik gaben- Und wie bsttch ste »och war vo« «rem .Anfall" gestern im Kaffeehanse... Und daß sie kein« Träne verlor, obwohl doch der Geistliche »ine so whone, ergreifende Rede hielt, daß kein Aua« trocken blieb »Md ma« di« laut schluchzend« Suwe de» Verstorbene« hiMvegfichm« mußte,»,
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