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Konservativen haben -et diesen «in» tiefgehende Erbitte- ruug hervorgerufen. E» muß demnach zurzeit al» au»« geschloffen gelten, daß konservativ« Wähler einer Parole der Führer zugunsten eine» liberalen Kandidaten Folg« leisten. Nur dann wird der Wahlverein der bayerischen Konservativen seinen politischen Freunden di« Unter« stützung eine» liberalen Kandidaten empfehlen können, wenn dieser: 1. seine monarchische und national« Gesin nung deutlich kundgegeben hat, 2. wenn er ein« Be kämpfung der Konservativen mit Htlse der Sozialdemo kraten oder zu deren Gunsten entschieden und unzwei deutig abgelehnt hat und 3. wenn die gegenseitige Unterstützung im Wahlkampfe gewährleistet wird." — Der Wahlveretn trat ferner dafür ein, daß in möglichst vielen Wahlkreisen mit selbständigen konservativen Kandida turen vorgegangen werden müsse. Zu der kürzlich in einer Konferenz im ReichSamt de» Innern erörterten Frage der Heranziehung der Industrie zu den Kosten der Lehrlingsausbildung durch da« Hand werk gab die Kommission de» Deutschen Hand e.l^ - zage» für Sozialpolitik am 5. April folgende Erklärung ab: »Die Kommission kann die Forderung, daß die Industrie zu den Kosten der Lehrling»au»bildung durch da« Hand werk mit Beiträgen herangezogen werde, nicht al« berechtigt anerkennen. Wenn auch im Handwerk aue- gebildete Gesellen in gewissem Umfange später in der Industrie beschäftigt werden, so ist doch darauf hinzu weisen, daß die praktische Aulbildung der Lehrlinge dem Handwerk zum mindesten nicht mehr Kosten verursacht, al« die Verwendung der Lehrlinge ihm Vorteile bringt, und daß die Kosten der theoretischen Ausbildung der Lehrlinge zum großen Teil au« öffentlichen Mitteln, die die Industrie mit ausbringt, gedeckt werden." Die O ld en b u rg erNa tio n allib era len wollen von einem Zusammengehen mit der Fortschrittlichen Volk»- Partei-nichts wissen. In einer Sitzung de« geschäfte führenden Vorstandes de« nationalliberalen Hauptvereins herrschte nach den Nachrichten für Stadt und Land Ein mütigkeit darüber, daß der dem liberalen Wahlabkommen für die Provinz Hannover beigefügten Bemerkung, daß sich die ZentralauSschüsse bemühen würden, für Oldenburg die Wahrung de« Besitzstände« der Bolttpartei herbetzuführen, keinerlei praktische Bedeutung beizumessen sei. In der Tat ist denn auch ein nationalliberaler Kandidat gegen den fortschrittlichen Abgeordneten Ahlhorn in Oldenburg I in Aussicht genommen. Ueber Bestimmungen betr. Ballonausstiege in FestungS- städten wird au« Köln gemeldet: Wie verlaute», müssen fortan in FestungSstSdten alle Ballonaufstiege ohne Aus nahme der Militärbehörde angezeigt werden. Flugapparate dürfen bei Festungen nicht höher al« 20 m steigen. Durch weg wird den Freiballons der Aufstieg gestaltet, wenn es sich bei den Insassen nm vaterländisch gesinnte Personen handelt, und wenn der Luftschiffoerein die Gewähr für den Mitfahrenden übernimmt. Unter keinen Umständen in dessen wird für Passagierfahrten die Erlaubnis erteilt, bei denen, wie eS in einer neuen Verfügung heißt, die Führer «fine Gewähr fiir die Mttfahrenden nicht übernehmen können. Frankreich. ! , In der Champagne dauern die Verhaftungen un unterbrochen fort. Bei Vielen der ins Gefängnis abge- sührten Plünderer und Brandstifter wurde eine Druck schrift gefunden, die unter dem Titel: „Tas schwarze Buch der Mörder der Champagne" eine Liste dec angeb lichen Betrüger und Fälscher zeigt, deren Wcinlager und Fabriken der Gegenstand von Verwüstungen und Plün derungen sein sollten. Dies Buch ist in Paris gedruckt und scheint in sehr zahlreichen Abdrücken nach der Champagne geschickt worden zu sein. Tic Häuser, die den Cinbruch der Verwüster zu erleiden hatten, finden sich alle in dem schwarzen Buch aufgeführt. Bei dein feierlichen Leichenbegängnis des Leutnants Bhasson, welches gestern vormittag stattfand, widmete KricgSministcr Bertcaux im Namen der Regierung und Armee allen Opfern der Luftschifsahrt, deren edle» Bei- spiel den Mut und die Tatkraft der französischen Flieger noch gesteigert habe, warme Uorte der Bewunderung. Ter Minister zollte seine Anerkennung namentlich den französische» Militärfliegern. Ihre gemeinsamen An- streugunge», so sagte er, habe»» uns auf dem Gebiete der Militärslugsahrt unvergleichliche Resultate erreichen lassen, dank welche» w;r schließlich den Ersolg erzielen werden, der uns zu Herren der Luft machen wird. V-rtugak. Der „Neivyort Herold" meldet aus Lissabon, daß die Erregung unter der Landbevölkerung über die in fünf Tagen bevorstehende Trennung von Staat und Kirche immer größere Timensioncn annimmt. In verschiedenen Bezirken plant man große Manifestationen. Tie Bewoh-' ner des Nordens von Portugal, die besonders kirchlich gesinnt sind, stehen einer Trennung von Staat und Kirche äußerst nnsympathisch gegenüber. Eine offizielle Note des Justizministers sucht die Bevölkerung zu beruhigen, indem sie erklärt, daß in religiösen Dingen die größt möglichsten Freiheiten getvährleistet werden sollen und daß auch den Priestern für ihre amtliche Tätigkeit nicht die geringsten Vorschriften gemacht werden würden. Fer ner wird die Hoffnung ausgesprochen, daß die Trennung von Kirche und Staat ohne -Opposition seitens der Bevöl kerung vor sich gehen werde. DSvemark. Die Lage des Arbeitsmarktcs in Dänemark wird, nach einer Meldung der „Voss. Ztg ", nachgerade beun ruhigend. So sind jetzt die Verhandlungen der Tischler gescheitert. Gestern verhandelten die Klempner und Holz arbeiter, ob nlit besserern Erfolg, ist zweifelhaft. Auch in Norwegen herrschen starke Spannungen zwischen Ar beitern und Arbeitgebern und in Schweden verschärft sich die Lage ebenfalls. In Arbeiterkreiscn glaubt man da her, das; sich die Arbeitgeber der drei nordischen Reiche geeinigt haben, gleichzeitig den Kampf aufzunehniLN. England. Das Unterhaus ist am Dienstag nach Beendigung der Osterferien wieder zusammengetreten. Minister Chur chill legte ein Gesetz über eine wirksamere Uebcrwachung ausländischer Verbrecher und die Verhütung der Ver übung von Verbrechen durch Ausländer vor. Ter Minister bemerkte, das; in vielen Fällen Fremde, die eines Ver brechens überführt wurden, von denk Gericht, das sic abgeurteilt hatte, nicht zur Ausweisung gemeldet worden seien. In den. Gesetz werde u. a. vorgesehen, das; Ge richte, die in solchen Fällen die Austveisung nicht be antragt haben, ausgefordert werden sollen, die Gründe anzugeben, aus denen sic diesen Teil des bestehenden Gesetzes nicht haben in Kraft treten lassen. Gegenwärtig würden Fremde, die nach der Austveisung zurückkehrten, das erste Mal mit drei Monaten und im Wiederholungs fälle mit einem Jähr Gefängnis bestraft. Tas Gesetz schlage vor, daß diese Strafe «nf ein beziehungsweise zwei Jahre Gefängnis erhöht werde. Churchill betonte dann weiter, England müsse jed- Beschränkung des Ashlrechts vermeiden, das es solange jenen gewährt habe, die Zu flucht vor Unterdrückung und Verfolgung im Ausland suchten- England müsse jede Beunruhigung der fremd ländischen Bevölkerung vermeiden? insbesondere der jüdischen, die sich in überwiegenden;! Mäße aus fried liebenden und die Olesetzc ächtenden Elementen zusammen setze. Um Verbrechen zu verhüten, müsse er sich besondere Vollmacht erbitten. Tie Regierung habe hier Leute im Auge, die aus Ländern kanten, wo Mord und Totschlag an der Tagesordnung sei, wo jeder Polizeibcamte als Feind und jede staatliche Einrichtung als Tyrannei be trachtet werde. Um das englische Volk vor dieser Klasse von Menschen zu schützen, schlage die Regierung vor, die Gerichte zu ermächtigen, unter gewissen Umständen Bürg schaften für eine gute Führung zu verlangen, auch »venu von dem Betreffenden kein Verbrechen begangen worden sei. In Ermangelung solcher Bürgschaften oder eines Hesühnt. , Romau von G. v. Schlippeubach. 1l Lieber war es ihr, wenn sie sich zankten, wenn man so das leichte Wortgepläukel nennen darf, das zwischen ihnen statt sand. Alle Tage ein kleines Gefecht und eine darauffolgende Versöhnung, abwechselnd Krieg und Frieden. Klingberg hatte Nora nicht mehr nach jenem ersten Mal wiedergeseheu, er kam nicht nach Mon Varsange, obgleich die Fürstin ihn sprechen wollte. Statt dessen schrieb er ihr. »Ich weiß gar nicht, was meine Mutter immer mit dem Schmied zu tun hat," räsonierte Felix. DaSsewe fragte Nora sich. Eines Morgens war sie schon um sechs Uhr aufgestan- den und beschloß, einen Gang durch den Wald zn machen. Erst gegen neun Uhr wurde der Kaffee getrunken. Felix war ein rechter Langschläfer; er fand cs unmöglich, so früh das Bett zu verlasse«. Es gab ja so wie so allzuviel Stunden, die man am Tage totschlagen mußte. Nora hatte ein offenes Auge und Herz fiir die Natur; sie bewunderte und verstand sie. In Mittcnhvf war sie durch eine liebliche, hügelige Gegend verwöhnt. Ihr Elternhaus lag sehr schön zwischen Wald und Wasser; floß doch ein breiter Fluß durch das blühende Land. Vor zwei Jahren hatte sic die Rheinreise gemacht und kam voll Be geisterung heim. Es war ihr heißer Wunsch, einst noch mehr von der schö nen Gottcswelt zu sehen, von der sie bisher wenig kannte. Im Park war es nm diese frühe Stunde schon lebendig, die verschiedensten Vogelstimmcn gaben Frühkvnzert, der Tau der Nacht funkelte aus den Farren und Bäumen. Das junge Mädchen setzte sich auf eine Bank und atmete tief und woh lig die reine Lust. Heute war der letzte Tag der Stille, mor gen erwartete die Fürstin den Besuch der Nachbarfamilieu, und Felix plante allerlei Vergnügungen, Picknicks, Tennistur niere, Bvotsahrten ans dem See usiv. Gestern hatte Nora geholfen, das Programm zu entwer fen, und sie freute sich auf die fröhliche» Stunden mit den Gleichaltrige»;, denn die Jugend der umliegenden Gutsbesitzer sollte ebenfalls nach Mon Barsange kommen, wo eS immer besonders unterhaltend war. „Hoffentlich ist Felix durch seine Pflichten als Wirt we niger in meiner Gesellschaft," dachte Nora, „ich finde ihn auf die Dauer doch recht langweilig. Diese Selbstüberhebung reizt mich zun; Widerspruch; er hält sich für unfehlbar und man »nerkt eS ihm an, daß er das verhätschelte Schoßkind des Glückes ist. Ich möchte wissen, wie das Muttersöhnchen sich benehmen würde, wenn die Notwendigkeit an ihn ßheranträte, auf eigenen Füßen zu stehe»;, aus eigener Kraft eine Stellung im Leben zu erringen. Einer geistigen Arbeit ist er nicht sähig und die weiße»;, aristokratischen Hände könnten nicht derb zupacken, um das tägliche Brot zu verdienen." NoraS Gedanken schweiften zu dem fernen Bruder, der i»; hartem Ringen um die Existenz viele Jahre zugebracht, und noch ein anderes Bild drängte sich in ihre stille Betrach tungen. Warum sah sie plötzlich den Fabrikbesitzer so deut lich vor sich, warum verglich sie das männliche, kluge Gesicht, die stahlkräftige Gestalt Klingbergs nut dem blvndrosigen Antlitz und der zierlichen Figur des Fürstensohnes, dessen schlaffe Haltung ihr ausgefallen war? An; liebsten rekelte Felix sich in den weichen Sessel, und dabei rauchte er unablässig. Einmal hatte die Fürstin etwas ungeduldig bemerkt: „Aber Felix, Du läßt Dich gehe»;, ich sehe Dich immer in dieser halb- Uegendcn Stellung." „Pardon, Mama," halte er lachend entgegnet, „was willst Du, unser Geschlecht hat mehr Nerven als Mark in» Körper." Nora »var ein Mädchen, das viel und mit Verständnis las. Auch «ach dem stille»» X., wo es mir eine mittelmäßige Leihbibliothek gab, ließe»» die Freifrau und ihre Tochter sich von auswärts gute Bücher kominen, so giiiaen beide mit der Zeit mit. Außerdem besaß das Stift eine schöne Sammlung vo»» Werke»; aller Klassiker, und die zeitgenössischen Schrifl- steller wurden jährlich zngckanft, eine ansehnliche Geldsumme war von der freundliche»; Stifteri;» zu diesem Zweck bestimmt. Die Freifrau von Anken hatte nicht allein für das leibliche Wohl ibrcr Schützlinge sorgen wollen, sie wünschte cmch, daß cs den Damen nicht an geistiger Speise mangele. Sie wußte sehr wohl, wie eins-itig die Bewohner einer kleinen Stadt häufig werden, und sic hoffte es zu vermeiden, daß die Stistsfränlein in diesen Fehler verfiele»». fünfjährigen Aufenthalt« in England und wenn auf de» ersten Blick erwiesen sei. daß der Betreffende mit Ker- brechern verkehrt habe, müsse die Regierung wie alle anderen Rationen in der Lage sein, den Man»; auSzu- »veisen. Die Bürgschaften würden leine Last bedeuten für Leute, die bona slde ein Opfer ihrer religiösen oder politischen Anschauung geworden seien. Ferner habe diß Regierung eine Bestimmung vorgeschlagen, nach welcher Fremde für das Tragen von Schußwaffen einer besonderen polizeiliche,; Erlaubnis bedürfen. Im Unterhaus« fragte der Liberale Money de»; Pre mierminister, 1) ob er der offiziellen Erklärung des deutschen Delegierten in der interparlamentarischen Union i»; Brüssel, das; jeder ernste Vorschlag zur Einschränkung der Rüstungen i»; deutschen maßgebenden Kreisen mit Freuden begrüßt werden würde, seine Aufmerksamkeit ge schenkt habe, und 2) ob der Premierminister irgendeinen Grund zur Annahme habe, daß die deutsche Regierung diese Frage jetzt von einen; andere», Gesichtspunkte aus sehe, als sie an» 16. März 1009 ausgesührt habe. Asquith erwiderte, er habe die erwähnte Erklärung nicht zu Ge sicht bekommen; cs könne aber natürlich nichts, was in der interparlamentarischen Union gesagt worden sei, das Gewichtige der jüngsten Erklärungen des deutschen Reichs kanzlers abschwächen. Tiirkel. In einer in Cetinje abgehaltenen albanesischeu Ve» sammlung, zu der sämtliche Häuptlinge Oberalbaniens und die Rebellensührer fr-schienen waren, wurden die folgende»; Beschlüsse in einer Tcnlfchrift zusammenge- saßt, von der eine Abschrift den; König Nikola und eine zweite Abschrift den; französischen Gesandten in Cetinje für alle Großmächte überreicht wurde. Tie Albanesen verlangen: 1. Tie territoriale Integrität Albaniens, 2. Einsührung dec albanesischeu Sprache als Amts- und Unterrichtssprache in den vier zu Albanien gehörenden Wilajcts, nämlich Skutari, Janina, Monastir und Kosso wa, 3. die Gouverneure (Valis) dieser Wilajcts müssen albancjsicher Nationalität sein, 4. die Einnahmen Al baniens dürfen nur für Albanien verwendet werden, 5. der Militärdienst der Albanesen ist ausschließlich aus albanesischem Bode»; abzulcisten, ausgenommen ,ün Kriegsfall. gapan. Ter Verwalter des Krematoriums vor; Tokio in der Nähe der Seestadt Sasaho wurde unter der Anschuldigung verhaftet, Menschensleisch in den Handel gebracht zu haben. Er verkaufte zn hohen Preisen ganze Leichen und Leich-cntcile gn Chinesen und Koreaner als Heilmittel. Bei einer Haussuchung wurde;; bei ihm ganze Tonnen mit eingesalzencm Menschenfleisch und eingepökelten mensch lichen Zungen gesunden. In derselben Angelegenheit sind auch einige Krematorinmsdiener verhaftet worden. Aus aller Welt. ^München: In Erlhansen fand bei einem Böller- schießen ein Unglück statt. Fünf Burschen, die Benzin nachgossen, wurden durch eine Explosion lebensgefährlich verletzt; einer verlor beide Augen. — Weeze: Ein bei Goch ausgebrocheucr Waldbrand ist vorgestern abend ge löscht worden. Es wird Brandstiftung angenommen, da man von der Grenze ans einen Holländer gesehen haben Will, der daS Feuer anlegtc. Nach ungesährcn Schätzungen sind an 3000 Morgen, größtenteils dem Grafen von Loe gehörige Waldungen, ans deutschen; Gebiet, hart an der holländischen Grenze, verbrannt. Tas Schloß Misscm selbst tvär nicht gefährdet, da cs 1V-> Stunden entfernt liegt. — Teplih: Die Flaschenfabrik S. Fischmanu Söhne, Eigentum der Triptts-Altiengesellschaft, ist durch ein Schadenfeuer teilweise cingeüschert worden. — Lai bach: Vorgestern abend registrierte die hiesige Erdbeben warte ein Fernvcben. Beginn 7 Uhr 24 Sekunden, Ein satz des zweite»; VorlänferS 7 Uhr 29 Minuten 15 Sc- Diefes letzte Jahr hatte Nora innerlich gereift; sie hatte über viele Dinge nachdenken gelernt, und die Arbeit, die sie freudig erfüllte, festigte ihren Charakter, der bei aller Weib lichkeit ein energischer wurde. Felix las fast nie, höchstens seichte französische oder sehr realistische, deutsche Bücher, alle gediegene Literatur fand er langweilig, so war auch dieses Gesprächsthema ausgeschlossen. Eine Amsel flötete süß tiefer im Walde. Nora sprang von der Nasenbank ans und folgte dein Rufe des Vogels. Hier hörte der Park auf, und der Urwüchsige schattige Wald begann, der sich bis »veit nach Osten erstreckte. Nut eiu schmaler Fuß pfad zweigte sich uach links ab, das junge Mädchen verließ ihn jedoch bald und vflückte die Blumen, die weiter in; Dickicht wuchsen. Wie hohe Säule»; ragten die Stämme der Tannen empor, dazwischen Eichen und Ahorn, der Boden war bedeckt nut wehendem Farn und Moos. Einen großen Strauß sam- melte Nora, ordnete die Blumen geschmackvoll neben den fei nen Gräsern und freute sich, wie hübsch es ihr gelungen war. Immer weiter schritt sie ohne auf den Weg zu achten, die Poesie des WaldeS hielt ihre Seele umfangen. Sie betrat eine kleine Lichtung, die prächtigste»; Bäume standen im Halb kreise uu; den Platz. „Wie? Was ist das?" Leise hatte»; die Mädchcnlippeu cS gerufen. Vor sich sah sie etiva-3 Weißes schimmern, eiu Marinor- kceuz. Wer war hier begrabe»» ? Sie trat näher und erblickte einen grünen Hügel, zu dessen Häupten das Wahrzeichen unseres Christenglaubens. In goldenen Buchstaben schim merte es auf dem schneeigen Grunde: „Dolore Klingberg, einundzwanzig Jahre alt." „Die Frau des Fabrikherr:»," dachte Nora erschüttert, „sis war gerade ii» »»»einem Alter, als sie starb." Lange blickte das junge Mädchen tief bewegt auf das einsame Grab; inmitten der sommerlichen Waldespracht ergriff cs sie, hier den Ort zu finden, wo ein junges Wesen den ewige»; Schlummer schlief. Unterhalb des Namens stand: „Dein Will- gcichehe." 187,20 Den Spruch halte der Man»; wohl in bitterer Qual ge sprochen, als ihn; der Tod sein Liebstes entrissen nach ein jähriger Ehe. Die dunklen Augen hatten zuweilen ekwas un endlich Schivcrmiitiges, ein großes Leid lag in ihren Tiefen.