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mehr uuv mehr belebenden Straßen inner Woynung tn oem stilleren Tiergartenviertel zuschritt, schien es ihm, als ob seit dem gestrigen Tage Jahre dahingegangen seien. Jetzt stand er vor dem vornehmen, villenarngen Gebäude in der Bellevue straße; wie im Traum schritt er durch den peinlich sauber gehaltenen Vorgarten. — Als er an der Wohnung des Portiers vorüberging, sah er das ihn neugierig und erstaunt musternde, glattrasierte Gesicht desselben hinter dem niederen Fenster. Endlich stand er m seinem elegant eingerichteten Wohn zimmer. Und da kam so ein Gefühl erbärmlicher Leere und Oede über ihn, da fühlte er sich so grenzenlos verlassen und ein sam, daß er sich aufseufzend in den hochlehnigen, bequemen Stuhl vor seinem Schreibtisch warf, und weltentrückt iuS Weite starrte. ! Rach einer geraumen Zeit ließ die Spannung nach, die hinter ihm liegende schlaflose Nacht machte ihre Rechte gellend — ermatte^ müde, seelisch und körperlich zerschlagen schloß er die Lugen. Der Kopf sank in die auf der mit grünem Luch überzogene, tintenbespritzte Platte des Schreibtisches gelegten Arme. — Er schlief bis in den Hellen Mittag hinein. — Als er von dem bleiernen Schlaf erwachte, braucht« er geraume Zett, um sich in die Gegenwart zurückzufinden. Anfänglich gelang ihm dies schwer. — Langsam kam daS Erinnern wieder. Tora Erich Karstens — sa — er wollte ja ver ¬ suchen, dem Grunde des Hasses nachzuforschen, der die Seele Erich Karstens erfüllte und der sein Glück zerstört hatte, aber wie — wie denn? Er sprang ans und ging mit großen Schritten in der» Gemach auf und ad. — War denn ein Erfolg diese; Forschers nicht überhaupt undenkbar? Der Plan, den er auf der einsamen Heide gefaßt, erschien chm jetzt so abenteuerlich, so unausführbar, daß er, je länger er über die Art und Weise dieses Nachforschens grübelte, die Unmöglichkeit eines Erfolges einsah. Nutzlos, nutzlos nutzlos!! Ja, wenn er auch nur einen Fingerzeig gehabt, nur den leisesten Anhalt gesehen, nach welch« Richtung « sich wenden müsse, wie er sein Forsche» und Suchen beginnen solle! — Mntlos, nut den« nicderschlagenden Gefühl der Aus sichtslosigkeit, trat « an den vom Bat« ererbten, alten Schreibtisch. Mechanisch, ohne zu wissen, was « tat, öffnete « eine der vielen Schubladen. Alte »«gilbte Papiere, — Manuskripte, Briefe — quollen ihm, bunt durcheinander gewürfelt, entgegen. Er nahm eins nach dem andern in die Hand und schaute gedankenlos, flüchtig üb« die krausen, schnörkligen Schriftzüge des Vaters. — Schon wollte « alles wird« in das Schubfach zürücklegen und dasselbe wird« schließen, als sein Auge plötzlich auf einem augenscheinlich von Frauenhand beschriebenem Briefblatt hasten blieb. Klein«, ein fache Buchstaben reihten sich Zeile an Zelle. Vielleicht ein Bries d« Mutt«! Er griff nach dem ««gilbten Briefblatt und sah interessant Rach der Unterschrift. — — — — Wie? Spiegelte ihm seine Phantasie ein Trugbild vor die Seele? War es denn möglich?? Ja, da stand klar «md deutlich d« Name des Wesens, das sein ganzes Sein erfüllte Dora Karstens. — Minutenlang verharrte « regungslos, das Auge starr auf den geliebten Namen gerichtet. Dann entschloß « sich, den Bries zu lesen. Er empfand instinktiv, daß diese Zellen ihm alles enthüllen mußten, daß sie ihm den Schlüssel boten zn dem, was « zu wissen oegehrte. , Und er laS den Brief nicht, nein « ««schlang den In halt mit hungrig«, nach Ausschluß und Klärung dürstend« Seele, Pird diese wurde ihm! Als « die letzte Zelle des Briefes überflogen, ließ « die Hand, die den Bries hielt, müde und resigniert finken. Nun wußte « alles! Nun bedurfte es keines Forschens, keines Suchens mehr! Jetzt war es ihm klar, weshalb ihm Karstens mit haßerfüllter Stimme die Schwelle seines Hauses Nicht zu überschreiten gestattet hatte, weshalb ihm die Tochter ihre Liebe nicht zu schenken vermochte. — — Oder nicht durste? — ? ' T« Brief, den « soeben gelesen, war der, den Erich Karstens Schwester seinem Vat« geschrieben und in welchem sie ihm sein Wort zurückgab. Tiefstes Seelenweh spiegelte sich in jeder Zelle, tief« Schmerz klang aus jedem Worte! Hin und wieder hatten die Spuren heiß« Tränen die Schrift »«löscht. Man merkte es jeder Zelle an, daß eine tief Elende dem Wien Papier ihren Gram anvertraut hatte. — Schwer atmend bedeckte Dornberg seine Argen mit d« Hand. — Ob ihm dieses alte Schubfach s Nicht noch genauere Ein sicht bot? Hastig suchte « werter, unv da sand er dann endlich ganz unten, zusammengeknüllt, verstaubt, die Schrift fast unleserlich, einen querdurchsetzten Bogen und auf chm, voq -er Hand seines Vaters geschrieben, folgende Worte: »Ich bin ein all« Mann geworden. Wenige Jahr«, ja vielleicht nur noch wenige Tage kennen mich von dem Grabe. Ta schweifen meine Blicke zurück in die Ver gangenheit und ich werde wieder an meine Verfehlung an der Jugendzeit erinnert. Ich komme zu Ihnen, Herr Doktor^ als ein Büßend«, schwer und bitter Bereuender. Es ist heute nicht mehr möglich, das Schwere, das ich gesündigt wird« gut zu machen. Ihre Schwester, d« tch durch Latsche Schwüre das Herz gebrochen und die nun schon lange unter d« Erde ruht, kann ich nicht wied« «wecken, Aber eins kann ich noch! Und so nahe ich mich Ihnen, dem Bruder der Toten und flehe Sie an: Verzeihen Sie mir jene Schändlichkeit, lassen Sie mich wenigstens mit der Gewißheit einst die Augen schließen, daß Hi« brach der Brief plötzlich ab. — Aber es bedurfte auch nicht d« Vollendung; dem Lesende» hcäke schon dieses Bruchstück alles gesagt. Ein grelles Licht der Erkenntnis war ihm entzündet. — Ob Karstens je erfahren, daß d« Vat« seine Verzeihung «flehen wollte oder ob dieser die Nutzlosigkeit sein« Be mühungen geahnt, ehe er ihn darum gebeten?? — In dieser Stunde begrub auch Fritz Dörnberg seine Liebe. Und durch seinen zerschlagenen Sinn nnd durch seine zer marterte Seele zog das Wort d« Schrift: „Der die Sünde d« Vät« Heimsucht an den Kindern.* — Und dann redete « im Selbstgespräch: > „Nein, alter Mann, dir ««denke ich's nicht mehr^ daß du mir nicht gestattet, deine Schwelle zu überschreiten. Und dir, Dora, fühle ich es nach, daß du mir dein Herz nicht zu schenken vermochtest. Und ich, d« Sohn, will nun büßen für die Sünde und Verfehlung des Vaters. Entsagen soll mein Los sein bis an das Ende mein« Tage. Dich ab«, du Liebe, Gute, möge der Himmel segne» »nd dir ein sonnenklares, selig Glück bescheiden. Und dir, um die Schwester trauernder Bruder schenke Gott Ruhe und Frieden und lmke dein Herz, daß es dem - bereuenden Vat« verzeihe. * Draußen schied der Tag! D« Abendwind warf wie im Verstehen und Mitgefühl ein dürres, gelbes Blatt durchs offene Fenster gerade vor die Füße des einsamen Mannes. Und es deuchte diesem, als wär» es ein Abbild seiner toten, hoffnungslosen Liebe. — — S. Kapitel. Auf den sonnigen September folgte ein trüber, regne risch« Oktober. Graue Wolken zogen über die Heide und> drückten d« Landschaft den Stempel der Melancholie aufl§ Die letzten Wandervögel hatten ihren Flug längst dem sonnigen Süden zugewendet. In dem dürren, verblühte« Heidekraut summte keine Biene mehr. — Sommersonnenglück! war schlafen gegangen, Herbststimmung und Winterahnea Lang aus jedem Windstoß d« die grauen Regenwolken vor sich hertrieb, atmete aus jedem fallenden, dürren Blatt, — Bald würde wied« König Wint« mit seinem weißen Mantel üb« die einsame Heide ziehen. Doch gemach, grimm« Heldtj Einst muß dein Schnee- und Eisgewand dem jungen Lenz» weichen. Aus Winterstürme werden wied« Frühlingstag» folgen. Tage voll Veilchendust und Lerchensang. f Würde auch dem Herzen Doras ein Auferstehungstag,' ein Lenzesmorgen beschicken sein? Würde das unwandel bare Gesetz des Vergehens und Werdens, das sich in un abänderlicher Folge jahrein, jahraus in d« Natur abspiell^ auch auf ihre hoffnungslose Liebe seine Anwendung finden? r Dora selbst glaubte nicht daran. Und weil ihr d« Glaube fehlte, sank auch das letzte Fünkchen Lebensmut, das thr das grausame Schicksal gelassen und schmolz dahin, wie die letzten Schneereste am Bergeshang m der Frühlings sonne. — Sterben und Vergehen draußen in der Natur, trostlose Oede, hoffnungslose Liebe drinnen im Herzen Doras! Und diese Hoffnungslosigkeit zehrte an ihren Lebensmark!! Sie vernichtete die blühende Farbe der Wangen und den! lebensfrohen Glanz der Augen wie ein Nachtfrost die Kinde«: Floras. „Es fiel ein Reif!* i / Als Dora an jenem Tage d« alten Hanne ihr schweb- Herz leichter gemacht, war sie mit den» festen Vorsatz am Abend' zur Ruhe gegangen, die Liebe zu Dornberg zu Grab» v» tragen, zu vergessen, zu überwinde» / Vat« mußte wenigstens den Grund für die Veränderung in dem Wesen seiner Tochter kennen lernen, mochte er dann nach seinem Gutdünken und Ermessen handeln. .Nun, Hanne, so rede doch, weißt Tu »S nicht?* drängte Karstens. „Ja, ich weiß es, Herr Doktor,* sagte Hanne offen «nd bestimmt und sah Karstens fest in die Augen. .Du weißt es, Hanne, und Du hast mir noch nichts gesagt?' fragte er vorwurfsvoll. , > »Ich durfte nicht, Herr Doktor, Dora hatte mir verbotest, darüber zu sprechen,* entschuldigte sich die Alte. .Du durftest nicht? Nun die Sache wird ja immer, ! geheimnisvoller, Hanne.* lind dann forderte er energisch: ^5' «Jetzt aber rede!* H > .Dora liebt — unglücklich!* Diese Worte der Alten trafen Karstens wie einen Donner schlag. Die Eröffnung kam so unerwartet, lag so ganz außer halb der von ihm gedachten Möglichkeiten, daß er minuten lang sprachlos war. i Endlich kam es üb« seine Lippen: »Hanne, Scherze wirst Du mit mir nicht treiben wollen, dazu ist die Sach» zu ernst Darum sage mir nun auch, wen Dora liebt." Hanne zögerte, blickte angstvoll von ihrem Herrn zum Fenster und zupfte mechanisch an ihrem Schürzenbande. Dam» ab« sagte sie,, sich zu einem plötzlichen Entschlüsse anftaffen-r „Fritz Dornberg!* Karstens taumelte beim Nennen dieses Namens einig» Schritte zurück, so daß er nach einem Halt greifen mußte. Sein Gesicht war düster nnd bleich. Und wie abwesend, stöhnend, wiederholte er den verhaßten Namen — — Fritz — — Dornberg? Hanne war «schreckt aufgesprungen, als sie die Wirkung bemerkte, die die Nennung dieses Namens in d« ganzen Haltung ihres Herrn «zeugte. Und dann sprach sie leise, begütigend: »Ja, sehens, Herr Doktor, das hab' ich schon lang», lange gewußtz Dora hat mir alles erzählt, weil eS ihr zn schwer ums Herz war, und weil sie's allein nicht tragen konnte. Wiffen's noch, an jenem Abend, als sie beide so spät heim kamen, da hat Dora den Mann getroffen. Und wie'» so manchmal geht: Liebe auf den ersten Blick!* Und dann berichtet« sie weit«, was ihr Dora damals erzählte. „Ja, das ist ein braves, tapferes Kind, unsere liebe, gute Dora. Sie hat gewußt, daß d« Vater den Mann haßt, den sie so lieb hat, und da hat's lieber dem Vat« zu Gefalle« die Lieb' ersticken wollen. Hat nicht geglaubt, daß der Vat« solche Lieb' gutheißen würd', hat gemeint, der Vater gibt doch nie seinen Segen dazu, darum lieber hinaus mit der Lieb! Nun, sie hat's nicht hinansgeschafst! Sitzt ihr noch tief im Herzen drin, und dort sriß'l'S und nagt's und quält's nun wie ein Wurm im Holz, bis 's Herz auch müd' nnd mürb' geworden und zusammenknickt. Sehen'S, Herr Doktor, das rsts, was unserer Dor», die blasse Färb' und den traurigen Sinn gibt.* Atemlos hiett sie inne. Karsten stand mit verschränkten Arm«, gegen seinen Schreibtisch gelehnt und starrte düster zur Erde. Kein»' Muskel in seinem Gesicht zuckte. Leise stöhnte « auf. Und da er immer noch nicht den Mund öffnet», redete Hanne weiter: „Glauben's, lieb« Herr, Dora vergißt dm Mann nie wieder. Sie wird nicht bitten und betteln: Vat«, gied ihn mir! Doch nun ist's an Ihn', Herr Doktor! Sehen'S, Haffen ist nicht christlich. Glaub's, der Vater des Fritz hat'S böS gemacht mtt Ihrer seligen Schwester; aber lieb« gut« Herr Doktor, laffen's nicht dem Sohn entgelten, was d« Vat« sündigte und laffen's nicht Ihr eigen Fleisch und Blut elendiglich zu Grunde gehen. Machen's uns« liebes Kind wieder vergnügt nnd froh. Ich bitt' für sic nnd ihnl* Flehend erhob die treue Seele die verschränkten Hände und richtete ihre Augen fürsprechend und bittend auf das Gesicht des unbeweglich dastehenden Mannes. „Laß es jetzt sein, Hanne, mich zu bestürmen," kam es dann klanglos von seinen Lippen, „ich muß mich erst besinnen." Er preßte die Fäuste gegen seine hämmernden Schläfen und stöhnte dann: „Wie denn? — Dörnberg meine Tochter Dora??* — Plötzlich richtete er sich zn sein« ganzen Größe auf und sagte fast schroff: »Geh jetzt, — Hanne, ich will allein sein." — ' Diese schlich schluchzend zur Tür und drückte sie von außen leise ins Schloß. Kummervollen Herzens beaab sie sich rur Nuke- - Dorsätztk ' Vorsätze saßt mau ost verglflk ave« geMelUigNch zu bedenken,! saß sie leicht« gefaßt als ausgeführt sind. — Die Schwäche der menschlichen Natur wird als maßgebend« Faktor nicht genügend bedacht. Ab« « ist nun einmal vorhanden, er läßt Ich eme Ausschaltung nicht gefallen. Mit eis«,:« Konsequenz »rängt « sich hervor, rücksichtslos und daS Ganze bestimmend.' And wenn man dann mit seinem Vorhandensein rechnen muß, wenn « laut und aufdringlich schreit: Ich bin auch noch da, fleh' her, Menschenkind, dann gelangen Vorsätze nicht zur Ausführung, dann leiden sie elendiglich Schiffbruch. — ' DaS mußte Dora an ihrem eigenen Ich auch «fahren. Und ihre menschliche Schwäche fand an der Melancholie des 'Herbstes eine treue Bundesgenosfin. Mt vereinten Kräften fft leicht siegen! Und bald konnten die beiden Verbündeten Ab« das todesmatte Herz Doras triumphieren. — Mit heimlich« Sorge betrachtete Hanne den Tag üb« »st di« schmalen Wangen und das traurige, umflorte Auge ihres Lieblings. Sie wußte längst daß Dora nie überwinden würde. Auch demVater fiel das veränderte Wesen seines Kindes ans. „Sag' Dora, was fehlt Dir?" fragte « ost, zärtlich ihr Gesicht streichelnd, „Du mußt krank sein, wenn das so wett« geht, müssen wir den alten Doktor Henricks fragen*. Aengstlich wehrte dann Dora stets ab. „Mir fehlt gar nichts, Väterchen, laß nur Henricks zu den Kranken gehen; ich bin ganz gesund." Sie lächelte den Vat« an, um ihn von der Nichtigkeit seiner Bedenken zu überzeugen: Ab« das war ein Lächeln, das dem Vater ins Herz schnitt. — Was war aus seiner allen fröhlichen Dora geworden? .. . » , * -'s ? D« November hatte mit den ersten Schneeflocken seine» Einzug gehalten. Ein scharfer Nordost heulte durch die entlaubten Bäume vor dem Hause und sang dem zur Rüste gehenden Tag «in schaurig Wiegenlied. , Dora hatte üb« Kopfschmerzen geklagt und war schon in ihr Stübchen hinaufgcgangen. Mit offnen Augen lag sie im Lett und lauschte dem Novembersturm. Wie der heulte und Höhnte, pfiff und klagte! Das war so eine rechte, echte Melodie, die zu ihrer Seelenstimmung paßte, da konnte man pch recht in den Schmerz hineinwühlen und von versagtem Glück kaum en. — i Drunten aber saß vr.Karstens einsam in sein«Studierstube. Er hatte den Kopf in die Hand gestützt und hielt die Feder untätig in der Rechten — die Tinte an ihr war längst getrocknet sorgenvoll gedachte er d« Tochter. Aber soviel sein scharfe: Gelehrtensinn auch nach einer Lösung suchte, die ihm das ver> Luderte Wesen seines Kindes «klären konnte, er fand sie nicht Da wurde die Tür zum Studierzimmer leise geöffnet Hanne steckte den grauen Kopf ins Zimmer und fragte, ob Karstens noch Wünsche hätte. Dies« drehte sich nach ihr um und sagte: „Nein, Hanne!* Und als die alte Haushälterin die Tür behutsam wieder schließen wollte, rief er: „Geh' noch nicht, Hanne, komm herein, ich habe mit Dir zu reden." Sie folgte der Aufforderung ihres Herrn und blieb Kescheid« »n der Tür stehen. Karstens war aufgesprungen und durchmaß mll große« Schritten, den Kopf tief gesenkt haltend, einigemale ve« gemütlich durchwärmten Raum. Er schien die Anwesenheit Hannes ganz vergessen z> haben. Plötzlich blieb er hart vor ihr stehen und sagte, wie fick besinnend: „Ja Hanne, ich habe mit Dir zu reden, setz' Dick dort auf jenen Stuhl.* Damit wies er aus einen hochlchnige« Eichenstnhl, der dicht am Kamin stand. Hanne nahm Platz; er selbst setzte seine ruhelos« " Wanderung noch eine Zeitlang fort. Dann begann er: „Hanne mir macht Dora Sorge. Krank will sie nicht Lein, und doch muß ihr irgend etwas fehlen. Ist Dir ihr blasses, vergrämtes Gesicht nicht auch schon ausgefallen?* „Ganz gewiß, Herr Doktor, ich sehe längst, daß cs mit Unserer lieben Dora nicht stimmt," antwortete Hanne. „Nun, und weißt Du eine Erklärung für das sonderbare Wesen?* forschte Karstens weiter, „hat sie vielleicht einmal zn Dir gesprochen, warum sie so verändert ist?" Er blickte die Alte erwartungsvoll au. Diese gab lange keine Antwort. Was sollte sie tun? Sollte sie ihre Mit wisserschaft verheimlichen oder prcisgcbeu? Leugnen, daß sic nichts wisse? „Pfui, alte Hanne!" zogS ihr bei diesen Gedanken durch den Sinn. Nein, hier war die Notwendigkeit gestellt, dem Vater die Augen zu öffnen, sie durfte nicht schweigen. Er mußte es wissen, mochte kommen, was wollte; das war sie jetzt Dora und — dem Vater schuldig. So wie bish« konnte es mit. Dora nicht wciteracken. Der