Suche löschen...
Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 11.06.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-06-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191406110
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19140611
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19140611
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-06
- Tag 1914-06-11
-
Monat
1914-06
-
Jahr
1914
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 11.06.1914
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
* Torgau. Am 21. Mai d». IS. ist am Elbufer in Torgau eine unbekannte männliche Leiche aus der Elbe gelandet worden, deren Identität bis heute noch nicht fest gestellt werden konnte. Der Tote ist I.7S Meter groß, rwrmal und kräftig gebaut und etwa 25 bi» 35 Jahre alt. Der Schnurrbart ist anscheinend dunkelblond gewesen. Die Zähne sind im Unterkiefer vollständig, im Oberkiefer fehlt der linke Augenzahn. Bekleidet war der Verstorbene mit hohen schwarzledernen Schnürschuhen (vorn mit Kappe), dunkelgrauen wollenen Strümpfen, braunen Unterbein- kleideru (oben mit Zug), dunkler Hose ohne Hosenträgern und Normalhemd. Br führte bei sich einen Ring mit sieben verschiedenen Schlüsseln und ein Klapp-Portemonnaie mit 21 Pfg. Inhalt. Papiere wurden bet ihm nicht vor gesunden. Halle. Die Stadtverordneten lehnten die Einführung einer Arbeitslosenversicherung durch die Stadt ab. Gießhübl. Das Pferd de» Landwirte» Franz Berndl in Gießhübl kam einem Bienenhause zu nahe. Die Bienen fielen über das Pferd her und töteten e» durch Stiche. Bodenbach. Am Sonntag konnte man in der Elbe nächst dem Hafen zahlreiche tote Fische, auch Aale, sehen. Die Fische dürften durch Abfallwässer aus einer Fabrik vergiftet worden sein. Sowohl die Strombshörde, al» auch der Fischereiverein haben wegen der abgeleiteten 'Kanalwässer Beschwerde erhoben. > °>Te plitz. Vor einigen Tagen wurde, wie gemeldet, der Agent Menzel Voudntk in der Nähe von Teplitz er mordet aufgesunden. AlS der Tat dringend verdächtig würden die arbeitslosen Arbeiter Karl Minke» und Wenzel Schaschek und die Gartenarbeiterin Klara Schäfer verhaftet. Nach mehrtägigem Leugnen legte diese ein Geständnis ab. Sie gab an, daß, nachdem die vorstehend genannten Beiden sie vrrlassen hatten, sie mit Boudnik in einen Streit ge raten sei, in dessen Verlaufe sie ihm mit einem Messer «inen Stich in die Brust versetzte, worauf sie die Flucht ergriff. Da» Messer will sie in einen Graben geworfen haben., b- Pilsen. In der Nacht zum Mittwoch ist in dem Marienbader Vorort Hammerhäusl ein Brand auSgebrochen, durch den fünf Wohngebäude gänzlich eingeäschert wurden. Acht Familien konnfen nur da» nackte Leben retten. Der Schaden ist sehr bedeutend. gesÄte sich nun auch die Gottessegenschachtgruppe der künigS- treuen Knappen, die gern und freudig für ein bunte» Fenster im Sitzungssaal« 100 M. schenkte. Poppen grün. Gestern früh gegen S Uhr brach in der;Scheune de» Gutsbesitzer» Richard Sandner Feuer au» und äscherte diese» Gebäude, da» Stallgebäude und Wohn gebäude vollständig ein. Die Entstehung»ursache ist unbe- rannt. Neschwitz. Ein Fall von Kindestötung hat sich im nahen Caßlau ereignet. Dort hat die Dienstmaad Buder heimlich geboren lind das Kind im Garten vergraben. Die Staatsanwaltschaft hat die Untersuchung bereits cingrleitet. Hainichen. Zuni Noten-Kreuz-Tag wurde eine Ein nahme von 1776 M. 95 Pfg. erzielt. Die Ausgaben sind ganz gering, sodas; ganz wenig von dieser Einnahme abgehcn wird. Reichenbach i. V. In der gestrigen Stadtverord netensitzung gab der Vorsitzende Kenntnis von einer Stif tung von 10000 Mark, die der verstorbene Privatmann Paul Claviez der Stadt vermacht hat. )( Plauen. Der Baumeister Richard Dtttmar ist zun; > Regierung»baumrtster für Deutsch-Ostafrika ernannt worden. )( Falkenstein. Gestern nachmittag in der sünften Stunde hat sich der 39 jährige verheiratet« Maurerpolier Heinrich Hinz am Anger erschossen. Er war am Montag nach Klingenthal gefahren; dort war e» nach einem flotten Zechgelage zu einer Messerstecherei gekommen, bei welcher er mehrer« Stiche in den Hinterkopf erhalten hatte. In angetrunkenem Zustande kehrte er gestern vormittag nach Hause zurück. Unter dem Einfluß de» Alkohol» hat er die unselige Tat begangen. Leipzig. Dem Vorstande des AlterShcimstätten- Vereins find zum Besten des Matthäistiftes durch letzt willige Verfügung der Fran Johanne Marie Birginie vciw. Geh. Rcgierungsrat Wittgenstein geb. Falcke 2000 Mark zugewendet worden. Ne iW-che 8nmImimMz les ßmiss sir MlWWße in den im amtshauptmannschaftlichen Bezirk Großenhain gelegenen Städten, Landgemeinden und selbständigen Gütern fand am 5. Juni nachmittag 4 Uhr im Saale des Hotel de Taxe zu Großenhain statt. Der Besuch war ein zahlreicher. Der Vorsitzende, Herr Ge heimer Regierungsrat vr. Uhlemann, eröffnete die Versammlung mit Begrüßung-Worten an die Erschienenen und gab bekannt, daß dir ersten vier Punkte der Tagesordnung in obengenanntem Saale und der fünfte Punkt, der Lichtbildervortrag des Herrn Prof. vr. M. Braeß-DreSden, in den Räumen des Lichtspielhauses Erledigung finden sollten. Zur Tagesordnung übergehend erstattete Herr Geheimrat vr Uhlemann den Jahresbericht des Vereins auf das Jahr 1S18. Hiernach zählte der Verein 1984 persönliche und 102 körperschaft liche Mitglieder. Es bestehen 67 Ortsgruppen mit insgesamt 122 Gemeinden und 26 Gutsbezirken. Krankenpflege betr., Pflegerinnen bez. Schwestern mit je einem Krankenpflegeentlrihdepot (zu 60 M.) befinden sich in Jahnishausen, NiedereberSbach, Zabeltitz-Frauen- hain, Lichtensce, Priestewitz. Die bestehenden Gemeindepflegen zu Großenhain, Riesa, Radeburg, Merschwitz-Seutzlitz, Röderau-Zeit- hain, Gröba, Glaubitz-Zschaiten und Lichtens« sind vom Verein unterstützt worden. Der Herr Vorsitzende bat, unter Verwendung der vorhandenen Formulare über die Benutzung des Entleihdepots, wie überhaupt über die Tätigkeit der Gemeinoepflegen rechtzeitig Bericht zu erstatten. Von den 17 Schwestern bez. Pflegerinnen de» Bezirk» in 18 Stationen (Schönfeld und Gröditz nicht mit ge rechnet) mit 99 Ortschaften wurden im Berichtsjahre insgesamt 1770 Kranke verpflegt, von denen 1219 genesen und 249 verstorben find. 250 Nachtwachen wurden geleistet. Der im VczirkSsiechen- hau» befindliche Krankentransportwagen ist in 8 Fällen benutzt worden. 92 Samariter-Stationen mit Verbandskästen sind vor handen. Im Bezirk, ausschließlich der Städte Großenhain, Riesa und Radeburg, stehen zur Leistung der ersten Hilf« 166 Personen zur Verfügung, außerdem wirken in Großenhain der Samariter» verein unv die Sanitättkolonne vom Roten Kreuz, in Riesa und Radeburg die Sanitätskolonnen vom Roten Kreuz. Don den Samaritern de» Lande» wurden im Berichtsjahre 837 (665) Hilfe- leistungen auSgefährt. Am AuSbildungSkursu» in Großenhain im Herbst v. I. Haden 8 Personen vom Lande teilgenommen. Dem leitenden Arzt« dies«« Kurs« sagte der Herr Vorsitzende herzlichen Dank. Sämtliche BirbandSkästen wurden auch im Berichtsjahr« «in«r eingehend«» Durchsicht durch di« Herren Aerzte DanitätSräte vrvatsch und veSchotinann in Großenhain, SanitätSräte vr Nicolai und vr Festner in Riesa, vr Pauseltus-Neuseußlitz, vr Gletßberg- Radeburg. vr. Füanrr-Priestewitz und vr Schupp-Gröditz unter zogen und bi» auf geringfügige Ausstellungen in gutem und ge brauchsfähigem Zustand« befunden. Für rechtzeitige Nachbestellung von Äerbandmitteln sei Sorge zu tragen, in die Kästen dürfe aber nichts hineingebracht werde», ivaS nicht hinein gehör«. Auf Ein richtung bez. Förderung von Flußschwimmbädern sei hinzuwirken, Mittel dazu stell« der Verein, wo solch« fehlen, zur Bersügung. Bade- und Sitzwannrn seien mehrfach hinauSgegeben worden, so im Berichtsjahre eine Sttzbadewanne nach NiedereberSbach. Auf Durchführung und Förderung der Jugendpflege hat der Verein fortgesetzt seine Aufmerksamkeit gerichtet und den Ortsgruppen und Gemeinden die Beschaffung geeigneter Plätze zu Jugenvspielen enr- pfohlcn. Finanzielle Schwierigkeiten hierbei und bei Beschaffung von Turn- und Spielaeräte» würden tunlichst vom Verein behoben werden. Wo Organisationen bereit« bestehen, würde der Verein größere Unterstützung und Weitersörderuug anstreben, wo noch keine Schritte getan sind, solch« nach den Verhältnissen einletten, durch Neugrünvung von Jünglings-, Turn- und Sportvereinen, durch Ausführung von Wanderungen oder Veranstaltung von Spielen mit der Jugend, durch Gewinnung anderer Vereine für die Sache der Jugendpflege. Der Einführung von Jugendspielen crwie» sich der gemeinsame und verbilligte Bezug der hierüber er schienenen Schriften und Regeln al« sehr förderlich. Der Verein wird, wo die Mittel nicht ausreichen, durch Gewährung von Bei hilfen unterstützend eingreifen. Als Unterstützung für die Jugend pflege aus Staatsmitteln wurden — vom Königl. Kultusmini sterium — aus den für die Jugendpflege im Etat vorgesehenen Mitteln im Jahre 1913 1125 M. einschließlich 400 M. für den Wohlfahrtsoerein gegen 1580 und 500 M. im Vorjahre gewährt. Soweit Gesuche keine Berücksichtigung finden konnten, sind diese aus Mitteln des WohlfahrtLvereinS unter Mitverwendung der diesem vom Staate zur Verfügung gestellten Summen von 400 bez. 500 M. berücksichtigt worden. Im Berichtsjahre sind außer den genannten Beträgen insgesamt noch etwa 700 M. au« Mitteln des Vereins für die Jugendpflege verausgabt worden. Der Verein, als körperschaftliches Mitglied des LandosausschusseS für die Ju gend zwischen Schul- und Wehrpflicht im Königreich Sachsen, er zielt verschiedene Vorteile (Fahrpreisermäßigung auf der Eisenbahn, bei Uebernachtung auf Wanderungen) beim Bezug von Aus rüstungsgegenständen und topographischen Karten. Gesuche um Vermittlung dieser Vorteile sind an den Wohlfahrtsverein zu rich ten. Wegen der Haftpflichtversicherung und Unfallversicherung, von der noch mehr Gebrauch gemacht werden sollte, wolle man sich an den Wohlfahrtsoerein wenden. Hingewiesen wurde hierbei, daß vom 1. Januar 1914 ab die Versicherung gegen Haftpflicht neu abzuschließen ist und zwar auch von denjenigen, die bereits vorher Versicherungsverträge abgeschlossen haben. Weiter hielt eS der Herr Vorsitzende — insbesondere für Arbeiterfamilien — für ratsam, sich der Kochkiste zu bedienen. Der Verein ist schon seit längerer Zeit bemüht, diese einzusühren und diese an die Orts gruppen und gemeinnütziaen Körperschaften abzugeben. BIS jetzt seien 6 Kochkisten und 1 Kochsack geliefert. Im Bezirkssiechenhaus habe man damit sehr gute Erfahrungen gemacht. Wanderkochkurse sanden in Skäßchen und Strauch statt. Im Berichtsjahre fanden 2 Vorstandssitzungen statt, an denen zusammen 20 Punkte Er ledigung fanden. Der Verein ist körperschaftliches Mitglied 1. des Deutschen Vereins für ländliche Wohlfahrts- und Heimatpflege (Sitz Berlin), 2. des Samariter-Verbandes zu Leipzig, 3. des Ver eins zur Pflege heimatlicher Natur, Kunst und Bauweise „Säch sischer Heimatschutz Dresden", 4. des Deutschen Zentralkomitees zur Bekämpfung der Tuberkulose (Sitz Berlin) und 5. des LandeS- auSschusseS für die Jugend zwischen Schul- und Wehrpflicht im Königreich Sachsen. Weiter empfahl der Herr Vorsitzende die Bücherei des Vereins einer regen Benutzung. Die Ortsgruppen, die Tuberkulosefürsorgestellcn eingerichtet haben, wollen sich auch weiterhin in der Sache eifrig betätigen. Tuüerkulosemerkblätter sind allen, Spuckflaschen und -Töpfe mit Gebrauchsanweisung einem Teil der Ortsgruppen zugesandt worden. Die im Bezirk stehenden Körperschaften, die den Kamps gegen die Trunksucht ausgenommen haben, wurden durch Beihilfen unterstützt. Von dem Vorstande der Landesversicherungsanstalt wurde wiederum ein Beitrag — 750 M. — für die Gemeindepflegen, sowie ein Beitrag von 24 M. zu den Kosten neubeschaffter Verbandskästen gewährt. Der Verein hat sich im vergangenen Jahre auch auf dem Gebiete des Wohnungs wesens und des Heimatschutzes, so durch Gewährung von Unter stützungen zur Erhaltung heimatlicher Bauweise, betätigt. Im An schluß hieran teilte der Herr Geheimrat mit, daß sich m Bärwalde auf einer Scheune, die umgebaut wurde, ein Storchnest befunden habe. Der Heimatschutz habe sich der Sache angenommen und das in Frage gestellte Storchnest auf einer nahen Pappel untergebracht, sodaß es erhalten blieb. Er würde dankbar sein, wenn ihm Mit teilung davon gemacht würde, wo Storchnester in Gefahr ständen, beseitigt zu werden. Gern würde er die Vermittlung zu deren Er haltung übernehmen. An dem Fährhaus in Leckwitz sind Repara turen vorzunehmen gewesen. Schließlich richtete der Herr Vor sitzende die Bitte an die Versammlung, die Arbeitsnachweise im Bezirke zu fördern, entstehende Kosten würden vom Wohlfahrts verein getragen. Der vom Herrn Geheimrat vr Uhlemann erstattete Jahresbericht wurde einstimmig gutgeheißen. Hiernach erstattete Herr Pfarrer Jagsch-Skäßchen den Bericht über die ländliche Jugendpflege in der Amts hauptmannschaft Großenhain 1918/14. Dieser solle nur Tatsachen und Zahlen reden lassen. Die tatsächliche Arbeit in der Jugendpflege sei in unserem Bezirke nicht ohne die große Nähr mutter der Wohlfahrtspflege zu denken. Was also über Jugend arbeit zu berichten fei, sei als Auswirkung der Anregung und Unterstützung durch die Wohlfahrtspflege anzusehen. Da« Ereignis in der Jugendpflege sei die am 2. Februar d. I. unter Vorsitz des Herrn Geheimen Regierungsrates vr Uhlemann gehaltene Ver sammlung ländlicher Jugendpfleger und der Ortsgruppenvorsteher der Wohlfahrtspflege gewesen. Sie bezweckte eine besondere Or ganisation der rem ländlichen Jugendpflege. Ihr praktischer Erfolg war Zunächst die Wahl eines literarischen Ausschusses, der die in der Äersammlung beschlossene Herausgabe gedruckter Mitteilungen besorgen sollte. Diese Mitteilungen sollen oa« Mittel zur Verbin dung und Anregung der einzelnen in der Jugendarbeit tätigen Gemeinden sein. Der Ausschuß, bestehend au» den Herren Pfarrer Toller, Tammenhain, Oberlehrer Hennig und dem Berichterstatter, sei dann im März zu einer eingehenden Beratung zusammen gekommen und habe ihm, Pfarrer Jagsch, die Redaktion übertragen. Die erste Nummer der Mitteilungen habe viel gefragt und auch viele Antworten bekommen. 75 Herren hätten ihre Berichte einge geben. Die Antworten böten da» Material zum Bericht über das, wa» in der Ephori« in der Jugenvflege geschehe. Für Jugend pflege interessiert seien 48 Orte. 41 Orte betrieben die Jugendpflege zwanglos. 24 Ort« legten mehr Wert auf rein körperliche Pflege, wie: Pfadfinderübungen, Turnen, Wanderungen, und 25 Orte auf körperliche und geistige Pflege, wobei in 7 Orten da« rein nationale und in 2 Orten das rem religiöse Moment vorherrsche. In 18 Orten gäbe eü weibliche Jugendpflege, dagegen berichteten 11 Orte, daß kein« Jugendpflege getrieben werde. 5 Beantworter bekennen sich al« Gegner der Jugendpflege, Pie angegebenen Gründ« seien natürlich nicht stichhaltig. Ihre Widerlegung stütze sich auf di« einfachste Erwägung unserer Christenpflicht an den uns anver trauten Menschenkindern. Wir sollen sie lieb haben und nicht bloß auSnützen. Diese Gegner möchten sich beschämen lassen von der Selbstlosigkeit derer, die Jugendpflege treiben. Die Herren, die da so treu die neue Volksausgabe an oer Jugend mit erfüllen, solle auch sein Bericht dankbar gedenken. ES gäbe aber noch viel Arbeit zu leisten und dies« sei in der AmtShanptmannschaft Großenhain gar nicht so schwer, «o der Herr Geheimrat Ur Uhlemann der Sache so lebhafte» Interest« entgegenbrmge und diese» Jntereffe immer wieder in metallische Werte umzusetzen wiße. Mit den Worten: „Geld ist da, Jungen und Mädchen sind auch da, nun Männer her, die zeitgemäßcste und notwendig« Wohlfahrtspflege treiben: Jugenpslege" schloß der Redner seinen sehr beifällig aus genommen«» Bericht. Sodann erstattete Herr Schuldirekto- Börner-GrSba den Kassenbericht. Dieser schloß bei einer Einnahme von 4968,78 Mark und einer Au»gabe von 4508,11 Mark mit einem Kaffenbestand von 460,67 Mark ab. Da« Gesamtvermögen des Benin« beträgt 2389,54 Mark. Der Gabenfonds, der bei dem Königsbesuch« gestiftet wurde, weist zurzeit einen Bestand von 1210,94 Mark aus. Das vom Herrn Kommissionsrat Obenaus- Großenhain geführte Rechnungswerk ist von den Herren Schul direktor Börner-Gröba und Gemeindevorstand Däweritz - Prausitz geprüft und für richtig befunden worden. Einstimmig wurde hie rauf dem Kassierer Entlastung erteilt und diesem, wie den Herren Rechnungsprüfern herzliche Dankeswvrte für die Mühewaltung vom Herrn Vorsitzenden zuteil. Al» Vorstandsmitglieder wurden die vier satzungs gemäß ausscheidenden Herren Pfarrer Teichmann-Streumen, Pfarrer t. R. Koch-Riesa, Oberlehrer Äichter-Lampertsivalde und SanitätS- rat vr Nicolai-Riesa einstimmig wiedcrgeivählt, desgleichen die Herren Schuldirektor Börner-Gröba und Gemeindcvorstand Däwe- ritz-Prausitz al« Rechnungsprüfer. Der in Einnahme und Ausgabe mit 2835 Mark balanzierende Voranschlag des Haushaltplanes auf das Jahr 1914 wurde einstimmig gutgeheißen. Hierauf wechselten die Anwesenden das Versammlungslokal, um dem Lichtbilder-Vortrag des Herrn Professor vr M Braeß-DreSden über das Thema: „Gefährdete Säugetiere und Vögel unseres engeren und weiteren Vaterlandes" mit zahlreichen Tieraufnahmen nach freier Natur zu lauschen. Einleitend bemerkte der Herr Vortragende, daß der Natur, insonderheit der Tierwelt, schon viel Schaden zugefügt worden sei, für den die jetzige Gene ration dereinst verantwortlich gemacht werden würde. Die Natur sei wie eine melkende Kuh behandelt worden. Aber schon jetzt schlössen sich weite Kreise mehr und mehr der Heimatschutzbewegung an und weithin erschalle der Mahnruf: „Schone, erhalte, rette, was noch zu retten ist." Es gelte die Liebe zur Heimat wachzurufen, den Sinn zu wecken für die Schönheiten unserer so herrlichen Natur, die landschaftlichen Schönheiten zu schützen, und dies be zwecke die Hcimatschutzbcwegung. Man dürfe die Natur nicht schänden, um nur pekuniären Nutzen daraus zu ziehen, cs gelte auch die idealen Gesichtspunkte in Betracht zu ziehen. Rettet, was noch zu retten ist, damit unsere Nachkommen uns einst nicht auch anklagen: „Was habt Ihr uns hinterlassen? Geld wohl und Reichtum und große Erfindungen, aber die heimatliche Scholle, auf der wir geboren sind, die habt Ihr uns geraubt, geplündert, ver ödet, verdorben!" In anschaulicher Weise behandelte der Redner nun die einzelnen Ticrgattungen. In der Hauptsache habe man mit den Raubtieren aufgeräumt. Wolle man nun auch' noch dis letzten Restbestände auSrotten? Wenn es der Menschheit aus schließliche Gefahr verursache, dann sei diese Frage unter Umstän den zu bejahen. Dies sei aber nicht immer der Fall. Der Bär, Wolf und Luchs seien in unserer Heimat vollständig verschwunden. Der letzte Wolf sei bei Dippoldiswalde am 6. März 1802 geschossen worden, auch unweit des Auers bei Moritzburg sei noch einer er legt worden. Ein paar prächtige Wildkatzen-, sowie Tachsbilder zeigten sich jetzt dem Beschauer. Ihnen folgten Fischotter, Marder und Wiesel und ferner der schlaue Fuchs, der es bis in die jetzige Zeit verstanden hat, den Nachstellungen zum Teil zu entgehen. Aber wie lange noch, dann würde auch er zu den seltenen Tieren gezählt werden und unsere Nachkommen würden ihn nur auf dem Bilde und durch die Erzählungen kennen lernen. Weiter wurden ge zeigt der Biber, dessen Nestbau besonders interessant zu schauen war, der Igel und der Siebenschläfer, ein großer Obsträuber, von dem eine Vermehrung zu verzeichnen sei. Ter Herr Vortragende schilderte in seinem Bortrage auch die guten Seiten mancher der vorgenannten Tiere, die Mäuse, Schnecken und allerlei Gewürm vertilgten und darum deren gänzliche Ausrottung nur zu bedauern sei. Die Verfolgung der Raubtiere sei eine grasse, sogar Gesell schaftsreisen würden unternommen, die nur den Zweck hätten, seltene Tiere, wie Büffel, Elefanten, Nashörner, Walrosse, Eis bären usw. auszurotten. Die Augenweide mar eine schöne. Kaum war ein prächtiges Bild den Blicken entschwunden, so zeigte sich schon ein anderes, so das des Elchs, des Rot- und Rehwilds, des Wildschweines, der Gemse, der Wildochsen, selbst Freund Lampe fehlte nicht. Es würde zu weit führen, auf alles einzelne einzu gehen. Im weiteren behandelte der Redner noch die Vogelwelt und wunderschöne Naturaufnahmen gab es auch hier zu sehen. So die Nachtigall, die verschiedenen Schwalben-, Möven- und Ad- lerartcn, Kolkraben, Kibitze, Fischreiher, Eisvogel, Eulen, den Storch und wie sie alle heißen. Wie bei de» Säugetieren beschrieb auch hier der Herr Vortragende deren frühere und jetzige Heimat, den Aufenthaltsort, die guten und Schattenseiten der Tiere, gab ein Bild von den Nachstellungen, die auch die Vogelwelt durch die Jäger, Fischer usw. zu erleiden habe, nicht zuletzt auch durch die Damcnmoden, und diente bei einigen Gattungen mit ziffernmäßigen Angaben über die noch vorhandenen Bestände. Diese Zahlen zeigten ein erschreckendes Bild, wie weit es die vielmals unver ständlich« Mordlust und Willkür der Menschen schon getrieben habe. Manche Arten seien säst ganz ausgerottet. Bestände das deutsche Vogelschutzgesetz nicht, so würde das Bild ein noch viel traurigeres sein. Mit einem warmen Appell an die Anwesenden zum „Schutz unserer Heimat" schloß der Redner seine packenden, anschaulichen und mit großem Beifall aufgenommenen Darlegungen. Nachdem der Herr Vorsitzende dem geschätzten Herrn Vortra genden herzliche Dankesworte für seine sehr lehrreichen, hochinteres santen und aus eigenen Anschauungen entsprungenen Ausführungen gezollt hatte, erreichte die Äersammlung nach 7 Uhr abends ihr Ende. „Gr. T." Vermischtes. NeuesvonderPelkagra. Dem Bukarester Bak teriologen Professor Babesch, der sich durch seine Stu dien über Tollwut am Pasteurschen Institut einen Na men gemacht hat, soll die Entdeckung des Pellagra- bazillus gelungen sein. Die Nachricht muß überraschen, da nach den letzten Versuchen in -Oberitalien oie Pellagra auf den Genuß von verdorbenem Mais zurückgeführt wird, somit also keine Infektionskrankheit wäre, son dern eine chronische Jntoxikationskrankhsit. Es wird sich bald Herausstellen, ob Professor Babesch diese Theorie widerlegen kann. Ein alter Brauch in Jena. Eine eigenartige Sitte lebt noch heute in Jena. Wenn die Pfingstmaien verblüht sind, ziehen die jungen Burschen von Haus zu Haus und erbetteln die dürren Birtenzweige, um sie auf den Höhen der umliegenden Berge als Johannis feuer nächstens zu verbrennen. Es herrschen dabei unter den Jungens ungeschriebene Gesetze. Die Stadt jst in be stimmte Bezirke eingekeilt und keiner darf sich in einem fremden Stadtbezirk bettelnd blicken lassen. Grcnzübcr- schreitungen Pflegen meist mit einer kräftigen Prügelei zu enden. Erst neulich kam es zu einem heftigen Zwist zwischen den „Saaltörschen" und oen „Wenigensenaern". Ein Junge wnrde dabei so verprügelt, daß er nachher ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen mußte. — Aber nicht nur um Reiser betteln die Knaben, auch auf Geld sehen sie cs ab, sodaß vor genau 50 Jahren der Bürger schuldirektor Zciß folgende Warnung veröffentlichte: Tie JohanniSfeuer geben einmal wieder einzelnen Knaben Veranlassung, Beiträge zu einer Fahne zu erbetteln und
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)