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onck EtydeG!tz"a»i«BKiß», Bert^tek deSJustlzmlnlstrriüAl nnd de» Mtnisterinm» d»'. auSwärttaen Angelegenheiten, Herrn Oberbürgermeister Geh. Rat Nr. Vr.-Inz. Beutler und Vertteeter der übrigen größeren sächsischen Stadt, und' ferner die öeruftnen Vertreter »on Lanö»irtschaft. Handel, Industrie, Gewerbe, »er Wank«, und Börsen, der «öschtsi- fohrt»g«sellschast«. Bei der Besprechung, die inööefondrn ein, Klärung über den Buö-leich zwischen Arbeit«»»«,»! und Arbeitermengel, Berkehrlsrogen und etwa notwendig« gesetzlich, viaßnatzmen herbetsö-ren fallt,, ward, mit be sonderer Befriedigung hervorgehobrn, daß di, gewaitigen finanziellen Ansprüche, di« in den Lagen de« Höhepunkt» der Krise an di» Kreditinstitute gestellt worden find, tn vollem Umfang« besriedigt wurden. Infolgedessen ist schon jetzt unverkennbare Beruhigung eingetretrn, und die viel' fach abgehobenen Gelder fließen den Banken und Sparkassen wieder zu. Einmütig brandmarkte e» di« Versammlung aber auch al» «in schwere» vergehen am wlrtschastSkörper de» deutschen Volke«, wenn in Zeiten schärfster Anspannung de» Geldmärkte», wie sie «in Krieg unvermeidlich Wit sich dringt, die Einleger den vanken und Sparkassen da» bar« Geld entziehen, um «» im eigenen Haus« zin»lo» aufzube- wahren. Abgesehen davon, daß jeder sich durch ein solche» Verhalten selbst schädigt, sich um die Zinsen bringt und die Gefahr de» Verluste» durch Diebstahl oder eigene Un vorsichtigkeit auf sich nimmt, entzieht er den Geldvermitt- lungSinstituten die gerade zu dieser Zeit so notwendige« flüssigen Geldmittel und beschwört damit erst die Gefahr eitler Krise herauf, die bet vernunftgemäßem Handeln der Allgemeinheit gar nicht entstehen könnte. —8 Der bevorstehende sächsische Feuerwehrtag, der im Laufe dieses Monat» in Bautzen abgehalten werden sollte, ist bi» zum kommenden Jahre verschoben worden. Biele tausend sächsischer Feuerwehrleute stehen augenblicklich unter den Fahnen zur Verteidigung de« Vaterlandes. Oschatz. Die Tanzsperre ist wegen de» bestehenden Kriegszustände» über den Bezirk der Amtshauptmannschaft Oschatz verhängt worden. Dresden. Se. Majestät der König wohnt« mit Ihren Königlichen Hoheiten den Prinzen und Prinzessinnen des Königlichen Hauses gestern am allgemeinen LandeS-Buß- und Bettag vormittags dem Gottesdienst in der Katholischen Hof kirche bei. Um 12 Uhr empfing der König die Staats minister. — Ihre Königliche Hoheit die Frau Prinzessin Johann Georg ließ sich am Mittwoch vormittag im Carola- Hau» 35 Schwestern vorstellrn, die als erste Etappe in den nächsten Tagen zur Feldarmee abgehen werden. Bei dieser Gelegenheit händigte Ihre Königliche Hoheit mehrere aus An laß deS Geburtstage» Ihrer Majestät der Königin Carola an Schwestern de» Carolahause» verliehene Carola-Medaillen au». Dem Roten Kreuz stiftete die Frau Prinzessin zur Stärkung de» Kriegsfonds 10000 Mk. aus eigenen Mitteln. — S«. Königliche Hoheit Prinz Max hat dem Roten Kreuz lUiOO Mk. au» seinen eigenen Mitteln überwiesen. 88 Dresden. Di« Ortsgruppe Freiberg de» ver bände» Sächsischer Industrieller erörterte tn einer zahlreich besuchten Versammlung die Lage der Jndustrt« tn den jetzigen KriegSzeiten. E» wurde u. a. die schwierige Lage der Sebnitzer Blumenindustrie besprochen. E« sei unbe- dingt anzustreben, dt« vanken zur Aufrechterhaltung de» Kredits in der bisherigen Höhe zu veranlassen, was die Kündigung von Angestellten bei v«trteb»«tnstellungen an- leptge, so hab« dies« Vertragsauflösung so zu geschehen, als wenn sie unter normalen Verhältnissen erfolgt sei. Im übrigen sei zu' erwarten, daß Firmen den Familien solcher Handel»ang,stellten, dt/ sich im Felde befinden und be währt« Arbeiter find, Unterstützungen gewähren. — vestett von der Zahlung der Steuern, und zwar sowohl der Staatseinkommensteuer al» auch der Gemeindeeinkommen, steuer, find alle im aktiven Dienst« befindlichen Personen des Beurlaubtenstanbe», di« al» Untrrosfiztere (auch Feld webel) und Mannschaften zur Fahne «tnberufen find und dt« nicht mit einem höheren Staatseinkommen al» 5000 M. veranlagt find.^Soweit di, Einziehung erst mit dem 2. August begonnen'hat, tritt di« vefreiung für den Monat August zuerst "ein'und dauert bis zum Schluß deS Monat», tn welchem^ die Einlassung au» dem Dienst, erfolgt. — viel« Dresdner Verein», Korporationen usn>. haben be schlossen, ihre gesamten BereinSvermügen dem Vaterland« zu opfern. Eine ganze Reihe Kegelklub», Gesangverein« usw. haben ihre Kassenbestände dem Roten Kreuz überwiesen. . * Dresden. König Friedrich August hat da» Kapherrsch« Palais auf der Parkstraße al» vereinSsazarett zur Verfügung gestellt und 30000 M. zweck» Einrichtung au» eigenen Mitteln gestiftet. — Di« Firma Küttner- Pirna hat der Allgemeinen Deutschen Creditanstalt 25000 Mark für Zwecke de» Roten Kreuze» überwiesen. — Da» weibliche Personal der Firma Olivier hat sich freiwillig bereit erklärt, einen Lei! de» Gehalte» für da» Rot« Kreuz zu stiften. Der Inhaber der Firma führt den Gesamt betrag nochmal» zu gleichen Zwecken ab. — Den zur Fahne «inberufenen Angestellten seiner Lackfabrtken gewährt Kommerzienrat Ptllnay je 15 M. Zehrgeld und den Familien der Heere»pflichtigen für die Dauer de» Krieg«- dienst«» den vollen Wochenlohn. 88 Dre» d, n. Am fünften Mobilmachvng»tag« rück ten de» König» Leibgrenadier«, da» 1. Sächs. (Leib-) Gre nadier-Regiment Nr. 100, tn» Feld, begleitet von den Legenswünschen de» König» und de» ganzen Volke». Für- wahr ein denkwürdiger Lag! Hunderttausende säumten am Donner»tag nachmittag di« von der Grenadierkaserne nach dem Neustädter Bahnhof« führenden Straßen ein und warteten beg«ist«rung»voll auf da» Herannahen de» ruhm reichen Regiment». Gegen »/.O Uhr traf König Friedrich Ss ,gnst in Begleitung de« Prinzen Friedrich Christian und di-r drei jugendlichen Prinzessinnen in Automobilen vor der Grenadierkasern« «in, nachdem kurz vorher Kronprinz Georg bet seinem Regiment angelangt «ar. Da» letzter, halt« in vollster krieg»mäßtger Au»rüstung Ausstellung genommen. König Friedrich August, der mit den beiden Prinz,nsvhnen, vor der Kasern« di« Pferd« bestiegen hatte, ermahnte in markigen Worten di« in» Feld siebenden Grenadiere zur höchste« Pflichterfüllung, er eklnni«« sle att M Ruy»e». taten der sächsischen truppen im letzten Feldzug« gegen den welschen Eeds«t>d unter der Führung der verstorbenen König, Ulb«rt und Georg und bat di» Grenadier«, dieser glorreichen Heldentaten der sächsischen Arm« stet» eingedenk ju fein. Mit «ine» begeistert ausgenommen,u Hurra ans deu obersten Kriegsherrn, dm deutschen Kaiser, beendet« der König sein« Ansprache. — Der Regimentskommandeur gab di« heilig, Versicherung, für Kaiser und Reich, für König und Vaterland bi« auf den letzte« Man» und Blut«- tropfen kämpfen und siegen zn »ollen. — Hierauf fetzte sich da» Leibgr»nadirr-R«gimmt mit der RegimentSkapell« und der glorreichen Fahne an der Lete tn Bewegung. König Friedrich August, Kronprinz Georg und Prinz Fried- rlch Christian zogen ihre Säbel, ritte« an dl« Spitz« und führten die Grenadiere, während di« lieblichen Prinzessinnen di« Grenadier« mit Rosen überschütteten, «ach dem Neu städter Bahnhof«. Dort verabschiedet« sich der König noch- mal« vom Regiment und seinem Kommandeur. Da» nach Hunderttausend«» zählende Publikum brachte den Kriegern begeisterte Huldigungen dar. Manch alte» Mütterchen nahm am Bahnhof« dm letzten Abschied, aber kein Klagen und Seufzen hörte man, vielmehr sprach au» jedem n-nen di« freudig« Zuversicht: »Der Sieg muß un» doch >> 'n!" Pirna. Sitzt da vorgestern bet einem hiesigen o>.s«ur die ganz« Stube voll, um sich verschönern zu lassen. Der Geschäftsinhaber, ein guter Redner, spricht vom Krieg« und kommt dabei auf die Russen zu reden. Er macht sie, wie «» ihnen gebührt, ordentlich herunter und läßt sich dabet au», daß er jedem Rüssen, den er unter da» Messer br- kommt, dt« Gurgel durchschnetden würde. Plötzlich ein Schrei — e» springt jemand auf, ergreift seinen Hut — und hinau» war er. Denn «» geht nicht» über die Schnelligkeit. Di« Zurückblelbendrn haben herzlich gelacht. Königsbrück. Herr StandeSherr Dr. Naumann hat da» ihm gehörige Schloß Königsbrück dem Roten Kreuz als Bereinslazarett zur Verfügung gestellt. Wittichenau. Ein Unglücksfall mit tätlichem Aus gang ereignete sich Mittwoch früh auf dem Saalauer Wege unweit unserer Stadt. Vier Männer aus Sollschwitz begaben sich per Wagen zur Pferdemusterung nach Hoyerswerda. Zwei Pferde hatten sie vorgespannt, zwei weitere hinten an gebunden. Infolge Scheuens der angespannten Pferde sprangen 2 Insassen, der Ganzhüfner Nikolaus Jank und der Mühlen besitzer Jakob Brösan, aus dem Wagen und fielen so un glücklich zu Boden, daß sie bewußtlos liegen blieben. Beide erlitten schwere innere Verletzungen, woran sie nach dreistündi gem Leiden im St. AlbertuSstift starben. Freiberg. Die Zahl der jungen Frauen und Mädchen, die sich als Pflegerinnen und Helferinnen zum Roten Kreuz bei dem hiesigen Albertzweigverein gemeldet haben, ist schon auf 400 gestiegen. Kronach. Der praktische Arzt Dr. Reichel von hier, Vorsitzender de» Deutsch-Oesterreichischen Alpenverein», der vor eintger Zeit ein« Vlpentonr unternommen hatte, ist seit acht Lagen verschollen. Trlmmtt^ chau. Ein gräßlicher Unglllcksfall ereignete sich in einem hiesigen Fabrikbetriebe. Der Ausputzer Traupner kam mit der einen Hand tn di« Maschine, wobei ihm der ein« Arm voM Körper abgerissen wurde. * Chemnitz. Zum Dienst beim Roten Kreuz meldeten sich hier ca. 600 jung« Mädchen und Frauen. Auerbach (Vogtland). Die neunköpfige Familie Waibel in Hinterhain ist an Pilzvergiftung erkrankt. Die 17 jährige Tochter ist bereits gestorben. An dem Aufkommen des Vaters wird gezweifelt. Grimma. In nächster Nähe des oberen Bahnhofs, wo schon dieser Tage ein Husarenposten nachts überfallen ist, wurde in der Nacht zum Donnerstag ein Offizier des hiesigen Regiments angeschossen. Als Leutnant Scheller um Mitternacht auf kürzestem Wege vom Bahnhof nach der Kaserne ging, wurde aus der Kirschplantage ein Schuß gegen ihn abgefeuert und die Kugel drang ihm in die Wade. Trotz sofortiger Absuchung des Geländes konnte der Täter nicht gefaßt werden. Leipzig. Auch in Leipzig ist sämtlichen Unter offizieren und Mannschaften auf Grund ihrer Uniform freie Fahrt auf allen Wagen der Straßenbahnen und auf allen Kraftomnibussen gewährt worden, dieselbe Vergünstigung haben auch di« au» Anlaß der Mobilmachung zum Heere Einberufenen gegen Vorzeigung dr« Gestellungsbefehle». Eger. Graf Thun hat sich als gewönlicher Soldat in die österreichisch-ungarische Armee einreihen lassen und wird al» solcher den Feldzug mitmachen. Krieg imd Wetter. CK. Krieg und Wetter. Blücher hat den Regen seinen „Alliierten von der Katzbach und von Belle- Alliance" genannt und damit die hohe Bedeutung der Witterung im Kriege gekennzeichnet. In allen Kriegen hat man dem Wetter großen Wert beigelegt, nnd fromme Männer glaubten in der besonderen Gestaltung der .Witterungslage die sichtbare Hand Gottes zu erkennen. So erzählt z. B- Macauly in seiner Geschichte König JakobS II. von England: „Das Wetter begünstigte die Protestanten so sehr, daß einige Männer von größerer Frömmigkeit als Urteil fest überzeugt waren, die ge wöhnlichen Gesetze der Natur.seien unterbrochen worden, um die Freiheit und den religiösen Glauben Englands zu erhalten. Genau vor kOO Jahren, sagten sie, wurde die Armada, unbesiegbar durch Menschen, zerstreut durch den Zorn Gotte». Bürgerliche Freiheit und göttliche Wahrheit waren von Neuem in Gefahr, und wiederum fochten die gehorsamen Elemente für die gute Sache. Der Wind hatte stark au» Ost geweht; als der Prinz den Kanal hinabfuhr, hatte er sich nach Süd gewendet, als er in Torbay landen wollte, war er zu einer Windstille herabgesunken während der Landung, und wurde, als diese vollendet, zu einem Sturm, welcher den Verfol gern gerade entgegen wehte."! Welch ein furchtbarer FiknV ble ElMenke s-E «lrengeMssver der Kamps der Menschen nicht» bedeutet, das bewies der ungeheure Orkan, der am 10. Oktober 1780 auf den westindischen Inseln die kämpfenden Franzosen und Eng länder überfiel. Die englischen Kriegsschiffe scheiterten damals bei Martinique; der französische Feldherr aber schickte die, 25 Engländer, die dem Tode entronnen waieir, dem englikchen Gouverneur mit dem Bemerken zurück, er könne sie nicht als gefangen zurückhalten, da sie eS durch eine Katastrophe geworden, der gegenüber der Streit der Sterblichen verstummen müsse. Wie günstig bisweilen die Witterung dem einen Teil der Kriegführen den ist, geht aus GyetheS Schilderung der Campagne in Frankreich hervor, der ausführlich erzählt, wie die -m- unterbrochen herabstürzenden Regen das preußisch? schließlich zur Umkehr zwingen mußten. Nicht minder begünstigte der furchtbar strenge Winter von 1791/95 die Franzosen, deren Kavallerie auf das festgefrorene Eis sprengen konnte und die eingefrorenen holländischen Schiffe einnahm. Doch der gleichen Naturgewalt erlag 1813 das Heer Napoleon» in Rußland, während Ruß land wiederum bei seiner Expedition nach China. 1839 durch die furchtbarste Kälte bedrängt wurde. Die Rus sen hatten sich bei einer Kälte von 32 Grad in Schnee hütten vergraben müssen, der Skorbut wütete untre ihnen, die Hälfte des Heeres war bereits umgekommen. Da endlich nahte sich der Tag der Erlösung. Mit dem Ausdruck wiederkehrender Hoffnung zeigten die Unglück lichen nach dem Himmel: ein Vogel flog über das Lager, das erste Lebenszeichen nach sechswöchentlicher Toten starre. Damit trat eine überraschende plötzliche Wärme ein. Solange die Meteorologie als Wissenschaft in den Anfängen stand, war bei der Schilderung solcher „Witte- rungswunder" in Kriegszeiten der Phantasie und Legende freie Bahn gelassen. Doch wies bereits der Ledeutends Meteorologe H. W. Dove darauf hin, daß häufig selt same Erschütterungen der normalen Witterungslage mit großen Kriegen parallel gegangen sind. Im Krimkrrege wurde durch ein plötzliches Umschlagen der Witterung die furchtbarste Sterblichkeit hervorgerufen. Bei Se- bastopol gingen im November Regenstürze von beispiel loser Wucht nieder; zu gleicher Zeit herrschten auf dem Meer furchtbare Stürme, die unter den Schiffen schweren Schaden anrichteten. Tas danerte bis in den Dezember hinein; dann wurde es plötzlich in der südlichen Krim ungewöhnlich warm, und in der Nacht vom 18. zum 19. Januar.1856 fiel ebenso überraschend das Thermo meter von 7 Grad Wärme auf 18 Grad Kälte. Fast noch auffälliger waren die Witterungserscheinungen, dis den Krieg von 1870/71 begleiteten. Zu Anfang des Jahres 1870 war nach außerordentlich mildem Wetter im Februar die größte Kälte eingetreten. Dem ungewöhnlichen Win ter folgte e!ue das westliche Europa umfassende saft bei spiellose Trockenheit. Wie diesmal in Rußland solche Dürre herrscht, daß mit einer Mißernte als sicher ge rechnet werden muß, so begann Frankreich damals den Krieg gegen Deutschland ebenfalls mit der Aussicht auf Mißwachs, denn es fehlte seit Wochen an Regen. Die intensive Wärme dauerte bis! in den August hinein. Dann aber erfolgten heftige Niederschläge, die von deu Trup pen zunächst als Erfrischung freudig begrüßt wurden, nachdem sie beim Ausbruch des Krieges uutec der hohen Temperatur gelitten hatten. Infolge des plötzlichen Wit terungswechsels und des anhaltenden Regens brachen dann aber bei der Belagerung von Metz und Straßburg Ruhr- und Typhusepidemien aus, die deu Belagerten noch mehr wie den Belagerern schadeten. Der September brachte günstigere Witterung, aber im Oktober fielen wiederum ungewöhnliche Regenmassen, und es mar fort dauernd kühl. Bis endlich in der zweiten Hälfte des November ein kurzer Nachsommer von wunderbarer Schönheit anbrach, gegen den wieder die im Dezember eintretcnde Kälte einen heftigen Kontrast brachte. Das Thermometer sank in Deutschland bis zu — 23 Grad R., uno auch die Kriegführenden empfanden die heftige Kälte, die dann noch bis weit ins Jahre 1871 hin anhielt. Die SnM. Die Geschichte vom Suppenkaspar aus dem köstlichen Struwelpeterbnch des Frankfurter Arztes Hoffmann ist wohl in aller Erinnerung. Es liegt in dieser scherzhaften Dichtung eine tiefe gesundheitliche Wahrheit, und vor allem für Kinder und Rekonvaleszenten ist die Suppe mit ihrer feinsten Ver teilung des zu derselben benutzten Nahrungsmittels wegen der dadurch bedingten leichten Verdaulichkeit unbedingt von Vorteil. Allerdings ist die Ernährung nicht die einzige Auf gabe der Suppe, und man muß zwei Arten bei ihr unterscheiden, solche Suppen die als Vorspeise den Appetit heben sollen, und solche mit der ausgesprochenen Tendenz, als nährende Speise zu dienen. Zu der ersteren Art gehört vor allem die Fleischbrühe. Es ist ein vollkommener Irrtum, daß Fleisch brühe an und für sich ohne entsprechende Zutat einen Nähr wert habe. Sie enthält nur die aus den» Fleisch und den Knochen mehr oder weniger ausgelanchten Salze, und da sie außerdem meist unter Zusatz von Küchenkräutern und Ge würzen gekocht wird, so hat sie einen anregenden, die Magen schleimhaut in angenehmer Weise reizenden Charakter, be- fördert die Ausscheidung von Magensaft und bereitet de« Magen gewissennaßen für die Verdauung der nach ihr zu genießenden Speisen vor. Es ist daher sehr angebracht, vor der Mahlzeit eine Tasse oder einen halben Teller — nicht zu viel — gut zubereiteter Fleischbrühe zu nehmen, und nur Nierenkranke werden in dieser Beziehung vorsichtig sein müssen. Auch Obstsuppen haben im allgemeinen wohl nur den Nähr wert des verbrauchten Zuckers, auch sie üben hauptsächlich ein gewisse Anregung auf den Magen aus, doch haben sie gleichzeitig den Vorteil der Obstsalze und -säuren, die, wie bekannt, den Schädlichkeiten der Fleischnahruug entgegen wirken. Diese beiden Gruppen von Suppen kann man ohn Bedenken auch Fettleibige genießen lassen, falls bei denselben nicht eine starke Wasseransammlung im Körper vorhanden ist, die die FlüssigkeitSausnahme überhaupt zn beschränken zwingt^