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Slhnld rind Sühne. Original-Noman von Erich Ebenste!«. 36. Fortsetzung. „Hier isi mein Schlafkabinett," erklärte Dera, „und dort geht es in die Bibliothek —" fügte sie mit einem scheuen, flüchtigen Blick nach dem verdunkelten Gemach hinzu. „Ich habe die Läden schlichen lassen, da es sonst zu warm würde. Wollen S.e sich nicht nun auf das Ruhc- bett legen ?" „Gleich, liebstes Kind. Ich mutz mir nnr erst noch alles gründlich besehen. Rauchen darf man natürlich nicht hier?" „O Loch, ich rauche ja auch gerne zuweilen eine Zi garette. Hier sind welche." Die bot Fräulein Sptva Zi garetten und Feuer an. „Tanke. Das ist ja himmlisch. Lag Sie auch rauchen! Nicht wahr, es beruhigt die Nerven wunderbar?" „Ja. Obwohl die Aerzte das Gegenteil 'behaupten." „Ach, lassen Die mich mit den Aerzten in Ruhe! Wie hübsch die Blumen sich dort am Fenster machen: Ar beiten Sie viel an diesem poetischen Fensterplätzchc»? Lieben Sie Handarbeiten überhaupt?" „Nicht sehr, wie ich zu meiner Schande gestehen mutz." „Was tre.ben Sie denn den ganzen Tag?"' „Ich lese viel, musiziere oder versuche mich gelegent lich im Zeichnen, was mir viel Freude macht." „Nahmen Sie Unterricht darin?" „Ja, ein paar Jahre." „Ah, dort am Schreibtisch sehe ich ja Skizzenbücher liegen. Darf man hinerngucken?" „Wenn es Sie interessiert —" murmelte Vera, deren Herz plötzlich wild zu klopfen begann. Fräulein Spira trat an den Schreibtisch, auf dem wie zufällig hingelegt eine «»gefangene Zeichnung lag, daneben die Photographie, tue Silas Hempel Dera gegeben hatte. Die Spira hatte kaum einen Blick darauf geworfen, als sie mit einem halbunterdrückten Schrei zurücksuhr. „Was ist —?" fragte Vera, alle Kraft zusammenneh mend. in anscheinend gleichgültigem Ton. Die Sängerin wreS mit bebender Hand auf da» Bild. Auch sie zwang sich sichtlich gleichgültig zu erscheinen. „Tas Bild hier Überraschte mich. Woher haben Sie es? Stellt es einen Bekannten von Ihnen dar?" „Netin. Ich kenne den Mann gar nickt und mutz gestehen, datz ich auf nicht ganz redliche Weise dazu kam. Ich sah eS gestern zufällig unter Akten, die mein Vater sich zur Durchsicht mit herausnahin. Der Ausdruck des Ge sichtes schien mir so merkwürdig, datz ich versuchen wollte, es zu kopieren. Zu diesem Zweck nahm ich es mit aus mein Zimmer. Papa wettz davon natürlich nicht». Leider go- Neneste Nlichr-lckteir nnd Telegramme vom 12. November 1020. Meldungen der Berliner Morgenblätter. X Berlin. Während der fiinftäninen Dunkelheit, di« infolge des Streiks der Elektrizltätsarbriter in den Straßen von Berlin herrschte, sind liir rund 1'/, Millionen Waren der verschiedensten Art aus Wohnungen und Geschäftsräumen in asten Stadtvierteln gestohlen worden. Wie die .Rote Fahne" mitteilt, tritt ans Anmd einer Vereinbarung der beiden Parteileitungen der il. S. V. nnd K. P. D. der nach den Beschlüssen des baltischen Partei tages notwendige Veretuioungspartritag am 4. Dezember in Berlin zusammen. Der Oberpräsident HSrsing hat di« Regierungspräsident«, der Provinz Sachsen beauftragt, in schärfster Weise gegen alle Srlbstschuhorgantsatioiie« nach dem Muster der Orgesch vorzugelien und ihm über das Ergebnis innerhalb 14 Tage» zu berichten. Die Teplitzer Denkinalskraae. )( P ra g. (Tsckecho-Slow. Pressebüros Zu Beginn der «estrigen Sitzung des Senats verliehen die dentschbürger- kichrn Senatoren den Saal nach Abgabe einer Erklärung in der eS heisst, die deutichbürgerlichen Parteien svrächen mit Rücksicht auf die Haltung der Negierung in der Teplitzer Denkmalsfrage der Regierung ihr Misstrauen aus und lehnten es ab, sich an der weiteren Debatte über die Regierungserklärungen zu beteilige». Die deutschen Sozial demokraten schlossen sich dieser Erklärung nicht an; doch protestierten auch ihre Redner gegen di« Haltung der Regierung in der Teplitzer Denkmalsstage. Die Regierungs erklärung wurde mit 75 gegen 30 Stimmen angenommen; dagegen stimmten alle deutsche» Parteien. Eine Kundgebung für Revision der JriedenSverträge. )( Amsterdam. Der „Westminster Gazette" znsolge wird beute in der Kingsivay Hall in Landon eine Knud» gebnng veranstaltet werden, bei der die Ncvidiernna der Friedensverträge gefordert werden wird. General Gongh hat erklärt: Der FriedcnSoertraa bat kein einziges gntes Ergebnis zutage gefördert. Wir dachten, einen guten nnd dauernden Frieden zu erreichen. Ter FrirdcnSvertrag hat nichts dergleichen geschafft. Wenn er nickt so abgeändert wird, das; irgendein wirtschaftlicher Neubau Europas möglich ist. wird Europa vor Ablauf eines Jahrhunderts zu Grunde gehen, und England wird dann in den Zusammenbruch hineingezogen werden. Die Ernte in Amerika. )( Amsterdam. Nach einer Meldung der „Daily Chronicic" ans Newyark wird den Schätzungen des amerikanischen landwirtschaftlichen Amts zufolge die Reis-, Mais-, Tabak- nnd Kartoffelernte in diesem Jakre die größte in der Geschichte der Bereinigte» Staaten sein. Amerika und Nntzland. )( Amsterdam. Wie die englischen Blätter melden, bestreitet das amerikanische HandelSamt nachdrücklich das Gerücht, wonach es für die Wiederausnahme der Handels beziehungen zu Rußland rintrete. Für sovvao Mk. Stenerbanderolen gestohlen. X Rostock. Wie 8er „Rostocker Anzeiger" aus Lübeck meldet, wurden auf dem dortigen Hauvtzollamte sür 3OOOOO Mark Steuerbanderolen gestohlen. Bon den Dieben fehlt jede Spur. Neustadt. Der Nmlans gefälschter yiinfziamarklckein« in der billig»« Gegend dauert an. E« taucken immer wieder gelälsckt« Exemplare auf, di« dem Anschein« nach ein nnd derielbrn Fabrik «ntftani.nen. Sie sind an den in der rechte» unteren Ecke ausaedruckten Nummern kenntlich, - di» durchweg in den Tausendzisfer» mit 40 beginnen. Die bisher bei der Polizei abgelieserte» Scheine tragen den Vermerk Reihe 2 und Reihe S und die Nummer 4V06S s und 040 865. , » « Sveipert. In vberreischborf brach in ber Näh« de» Bahn- Hofe» Feuer au», da», angcfacht durch den Sturm, in kurzer Zeit 11 Häuser, 6 Scheunen und 8 Schuppen ersaht« und tu Asche legte. 25 Familien mit 00 Personen find obdachlos. Alle Möbel und Vorräte an Heu, Getreide, Kartoffeln und Holz wurden ein Naud ber Flammen. Bet den Löscharbeiten kamen drei Unfälle vor. Wie durch Zeugen sestgestellt tst, entstand »er Brand durch Kuukenflug de» vorbetfatzrenbrn Personen- »ugr». Pole« wist nnkrrzeichnen. XVariS. Die Agenee Vava« nieloet an» Warschau, wie mau zu wissen glaube, sei die polnische Regierung ge- willt, das Ueberrinkommen wegen Dcmzig zu uuterzrichnen. Bom Völkerbund. XLondon. Die »Lime«" meldet, der Aenerallekretär de» Völkerbundes bat dem schweizerischen politischen Departe- ment mitgeteilt, dah der Pölkerbnud regelmähig aller zwei Monate in Gens znlammen kommen werd». E* ist seht sicher, dah Simon« bei der Eröfluunassitznng der allgemeinen PölkerbnndSver'ammInng den Vorsitz sübren wird. X Pari«. Wie der „Matin" ans London meldet, ver langen Lord Selborn, Lord Grey und Barnes die Aufnahme aller Ländrr in den Völkerbund. Wie „Echo de Paris" mitteilt, hat die französisch« N«» giernng ihren Deleaiertrn zur Vollversammlung de» Völker bunde« in Genf anbefohlen, sich von den Beratungen »»rück- zuziehen, wenn entgegen den Wünschen Frankreich« die Zn- lastung Deutschland» »um Völkerbund erörtert werden sollt«. Der Preisrückgang in Amerika. XLondon. Reister meldet aus Newyork, dah zahl reiche Preisvrrmliidrrnngen eingetreten leien. Die BolkS- speiseanstalten haben ihre Preise aut 28 vom Hundert herab gesetzt. Desgleichen sanden beträchtlich« Preisminderungen für Textilwaren, Münnerkleidung nnd Rohzucker statt. In Minneapolis stellt sich der Preis de« Mehle» auf 10 Dollar sür di« Lonne. Die «iomrrnlebill ««genommen. X London. Das Unterbau» bat die Homenilebill in dritter Lesung mit 183 gegen 52 Stimmen angenommen. Die Verhandlungen in Santa Margerita. X S a n ta M a r g e r ita. (Agenzia Stefan!.) Die süd slawische Abordnung erklärt, die italienischen Vorlckläge al« gerecht anerkannt zu haben. Die Annahme dieser Vorschläge bildet eine feste nnd dauerhaite Grnndlaar für rin» Italienisch südslawische Entente und Freundschait. Der versöhnlich« Geist derAbordnnnge» beider Länder sichert den zuküniligen Friede»» in Mitteleuropa und aus dem Balta»». Vermischtes. Die Hungersnot in China. Der „TimeS"-Korrespon- bent in Peking telegraphiert, dah nach den rou der Inter nationalen Kommission erhaltenen Meldungen eine Gesamt bevölkerung von 58 Millionen Personen Hunger leidet. Bo« diesen 58 Millionen befinden sich 1s Millionen Menschen t» äußerst kritischer Lage. 28 Millionen sind ernstlich und 14 Millionen weniger schwer vom Hunger betroffen. Ilirchcuranb. In Grog-Alsleben bei Magdeburg bra chen Diebe in die Kirche ein und beraubten das in de» Altar eingebaute, aus Stahlplaiten hcrgefielste und verschlossene Tabernakel, tn dem sich die goldene Monstranz und andere mervolle Gegenstände befanden. Außerdem sielen den Diebe« kostbare Meßgewänder In die Hände. Feuer durch Umfalle« einer Kerze. Au» Berlin wird gemeldet: An der Börse entstand heute Nachmittag in der 4. Stunde in einer im Tclcphoncaum« ausgestellten Fern sprechzelle Feuer durch Umfallen einer Kerze, die wegen des Streiks als Notbeleuchtung diente. Mer Fernsprechzellen sind völlig ausgebrannt. Tie telephonisch herbeigerufene Feuer wehr löschte das Feuer. Die Garderobe konnte rechtzeitig geborgen werden. Zwei Familien durch entströmendes GaS getStet. Don- ncrstag sind in einem Hause der Arnst-Ltraße in München zivei Familien, insgesamt sieben Personen, tot ausgefunben worden. Sie wäre» durch ausströmende» GaS getötet, einige weitere Personen sind wegen Gasvergiftung in» Krankenhaus geschasst worden. TchcidnngSwnt anch in der Schweiz. Dah auch bte sitten streng: Schweiz von den demoralisierenden Nachwirkungen des Weltkrieges nicht verschont geblieben ist, beivrist folgende Meldung aus St. Gallen: Tie Ehescheidungen mehren sich im Kanton St. Gallen in einer bstorgniSerregenben Welse. ES ist diese Erscheinung zweifellos auf den Krieg und sein« Folgeerscheinungen zurückznführen. Das Bezirksgericht St. Gallen ist denn auch in letzter Zett insbesondere durch die zahlreichen Ehescheidungen derart in Anspruch genommen, dah es beim RegirnrngSrat um eine Entlastung ringrkommen ist. Wie Carnegie „arm" starb. Bon dem „Stahlkönig" Car negie flammt bekanntlich der Ausspruch, daß ein Multimillio när schlecht gelebt habe, wenn er nicht arm sterbe. Tie genaue Schätzung seines nachgelassenen Vermögens, die nun erfolgt ist, zeigt, was Carnegie unter „arm" verstand. Sein Ber- mvgen betrug NX Million Drckar». Da» ist allerdings ftkn feine Berhältnisie recht wenig, denn man hat dir Schenkungen und Stiftungen, die er bei Lebzeiten gemacht hat, mit A» Millionen Dollars berechnet. Unter den Vermächtnissen, bte er auSgrfetzt hat, befinden sich übrigen» auch einige Jahres renten für bekannte Persönlichkeiten. So setzt sein Testament Lloyd George «in« jährliche Summe von 10 000 Dollar» au», di« gleiche JahreSrente Lord Morley, und 5000 Dollar jähr lich soll der bekannt« Arbeitersührer John VurnS bekomm«»», A»S der Welt der Technik. Wie »er Dieselmotor «««stand. Die von der Entente ge forderte Zerstörung ber Dieselmotoren und der sich daran anknüpfend« Siotenivechsel hat diese Großtat deutscher Tech nik wieder in den Vordergrund des Interesses gestellt. A1Z Rudolf Diesel im Jahre 1808 »ein Werk „Theorie und Kon« ftruttion eines rationellen Wärmemotors" erscheinen lieb, da riesen seine Behauptungen in der gesamten Welt der Technik die allergrößte Aufregung und Verwunderung her- vor. Diesel erklärte nämlich nicht mehr und nicht «eni- ger, als bah seine mit Rohöl gespeiste Maschine die Heizkraft de» Brennmaterials doppelt so gut auSzunuhen verstehe wie eine Dampfmaschine, und so drohte dieser Sparmotor der ge fährlichste Nebenbuhler für alle vorhandenen Maschinen z« werden. Man suchte den kühnen Erfinder, der mit einem f» umwälzenden Plan auftrat, nach Möglichkeit totzumachen und überhäufte ihn mit Angrissfcn, Patentprozessen und Schwierigkeiten aller Art. Diesel sah sich daher gezwungen, seinen Beruf als Zivilingenlenr aufzugeben, und kämpft« nun mit aller Kraft für die Verwirklichung seiner Ideen. Mit Htlfe der Firma Krupp richtete er sich ein großartige» Laboratorium ein, und nach längerer, mühevoller Arbeit schuf er lm Jahre )8!)7 die erste brauchbare Malchin«. Dieser Dieselmotor, der am 10. Juni 1807 auf der Jahresversamm lung de» Vereins Denischer Ingenieure vorgcslihrt wurde, be findet sich letzt im Tcutschen Museum in München. Die Dampfmaschine war dadurch in den Schatten gestellt, den« die Wärmeauönutzling die diese Versuchsmaschin« ermöglicht«, übertraf die der Dampfmaschine um ein Vielfaches. Auf de« Münchener Ausstellung für Kleinkraftmaschinen im Jahre 1808 wurden bereits mehrere Dieselmotoren von verschie denen Fabriken vorgesgl'rt, und seitdem ist der Siegeszug die ser Erfindung unaufhaltsam gewesen. * MU nlelit Ms! MM niedt reedlrl Mit üm Wiülleil Wtsiwrg! Mit Zslltrek-LeiMriitkek! Mit L-istv Vr. Samtanznq sür 6 jähr. Kn., Kückiengaslamve zu verk. Zu erkr im Taaebl. Biela Guterhaltener Cutaway für ar. Figur (1,80) <»« kanken aesncht. Angeb. m.Preis n.v 5M5la an da» Tobi Niela erb-ien. Folgende Möbelstücke stebrn sofort znm Verlauf: 1 Vertiko, 1 Kleideripind, 1 Kleidersvind, zerleabnr, 1 Kückrensvind» gr. Spiegel, 1 Waschtisch mit Marmor platte u. zwei Abstußbecken, geeignet für Aerzte. Flüchtlingslager Zeithain, Baracke 10, Stube 1. mit Kousol u. Marmorplatte zu vertäuten Vovpitzer Str. 21», 1. 1 Paar neue Rindl. Schnhv (Größe 451 zu verkaufen Maxsir. 21, Hth. MW? MS Miel in nntlitzeudeu Formen, sowie GesellsckaitSlleider werden anaeiertigt Hauvtstr. 41, 2. R8r Z8. Xoveindor können Sie mit den; Bezug» des Riesaer Tageblattes ein setzen. Bestellungen nehm« alle Zeitung-träger und zur Vermittelung an dieie die Geickä'tsltrllr Goethestr. 5S lFernipreckec 20) entgegen. Ter balde Monat kostet 2 Mark obne Zustellgebühr. lingt mir übrigens die Kovie schlecht. Ich kann den Aus druck nicht herausbringeg." So. Da war es heraus. Die Sängerin hatte ihr gespannt zugehört, wobei ihre Augen sich schreckhaft erweiterten. „Sonderbar —", stammelte sie dann, „in Gerichtsaften war das Bild? Wie mag es da wohl hinelngelommen fein? Sagte Ihr Vater Ihnen etwas darüber?" „Ja, denn ich srug danach. Ter Mann soll steck brieflich verfolgt werden, da man alle» Grund l>at anzu nehmen, er sei der Mörder der a.men Lildenoid." Fräulein Spira stieß e neu Schrei aus. Dann sank fte, Angst nnd Entsetzen im Blick, aus den nächsten Stuhl und schlug d e Hände vors Ge.icht. „Also umsonst! Altes umsonst —stöhnte sie. „Ge rade, was ich fürchtete — uns verhindern wollt« — ist geschehen!" VeraS Stimme bekam plötzlich einen harten Slang. „Was ist Ihnen, Fräulein Spira? Kennen Sie den Mann etwa?" „Ja — ich kenne ihn! Und ob ich ihn kenne!" Sie sprang erregt auf. „Aber er ist uu chuidig! Ich weiß es! Ich schwöre es Ihnen! Nur eine Verkettung unglück seliger Umstände konnte diesen entsetzlichen Verdacht aus ihn lenken —. Ein anderer — em Freund von ihm hat die Tat begangen. Wenigstens glaube ich, daß er sie begangen hat " Sie fuhr sich über die Stirn. „Ach, Sie können mich ja gar wicht verstehen! Sie halten mich vielleicht für verrückt —" „Nein. Mer wollen Sie mir nicht erklären, was Sie so in Erregung versetzt?"" „Ja. Ick will Ihnen alle» erzählen. Schon längst wollte ich es. Nur die Rücksicht auf ihn hielt mich ab. Aber iept — Sie müssen mir auch raten. Ich bm ja in Verzweiflung —" Sie zog Vera neben sich auf das Ruhebett nnd be gann in siebcrhafter Hast zu sprechen. „Er heißt Kersbach. Fritz Hersbach. Und »st mein Ver lobter. Vor drei Monaten lernten wir uns kennen. Lc kam zu mir im Auftrag seines Freundes, des Gatten Helene Wildenroths. Ich mutzte ihm al.es von Helene erzählen, was ick wußte. Wie sie lebt, ob sie nie von ihrem Gat.en, Friedrich Kunze, zu mir gesprochen habe, und wa- da für eine Ge chickte mit Dr. Hardy sei? Kunz« »er rasend eifersüchtig auf diesen, denn Helene habe ihm geschrieben, sie liebe Hardy und wolle frei sein, uin ihm angehörea zu können. Sie bot Kunze sogar Geld — erne bedeutende Ao- sindungssumme — wenn er in die Scheidung willig«. Schlage er es aber ab, dann würde sie ohne Rücklicht aus den Skandal alle Hebel in Bewegung setzen, um «na Ungültigkeitserklärung ihrer Ehe zu er äugen. Tenn Kunze habe sie unter fal>ch:n Vorspiegelungen geheiratet."' „Ist das wahr?" „Ja. Hersback bestätigte es mir. Er gab auch zu, daß Kunze wegen Wechseliäl.'Lung zu drei Jahren ZuchidauS verurteilt war, und d.e,e Straf? ratiächftch verbüßte. Mer er setzte hinzu, Kun e, der en Scl>u .am-rad ipu ihm sei« und mit dem er «eit der Kinaerzcir besreuude: gewesen, sei trotzdem ke'n schlechter, sondern nur ein schwacher Mensch, dessen Gesüht für Helen: t es una ech-t ie:. Und weil er Mitleid mit ihm habe uns sehe, wir Kunze an dieser Liebe sonst zugrunde g:h:, hal-e er sich eurichtosien, ihm zu helfen. Er w:l.e die beiden Galten m te minder ver söhnen und sei überzeugt, daß dies gelingen werde, wenn Helene nur in eine persönlich: Zu amiueniunst wi.t-ge. DIS ietzt weigere sie sich nämlich hartnäckig, ihrem Gatcen eine Unterredung zu gewähren. Deshalb habe er, HerSback die Vermittlung übernommen, und bitte auch um meine Hilfe."" „Sie baben ihm diese zugesagt?" _ „Ja. Ick fand es rührens von HerSbaa;, sich ferne« Jugendfreundes so warm anzunehmen, obwoht er selbst seine Existenz dabei aufs Spiel setzte!" „Wieso das?" „Hersbach stammt aus einer äußerst strengen, reichen Patrizierfamtlie, die eine Reederei in Hamburg besitzt Sein Baker, von dem er ganz abhängt, verbot ibm schon vor Jahren auf das strengste jeden Verkehr mit Kunze, oa er ihn immer für einen leichtsinnigen Men'chen hielt. Später. alS Kunze in Berlin allerlei leichtfertige Streiche aussührte, wurde dicS Verbot wiederholt, und Fritz brach auch wirklich allen Verkehr mit dem Jugendfreund ab. Aus den Zer- tungen ersuhr er später Kunzes Berurteilunq. Aber nach dem dieser seine Strafe verbüßt hatte, erschien er plötzlich eines Tages in Hamburg bei Fritz und bat ihn flehentlich um Unterstützung. Er wolle drüben in Amerika ein neues Leben beginnen und ein besserer Mensch werden, fei aber im Augenblick völlig mittellos. Er schüttete ihm sein ganzes Herz ans, erzählte ihm von seiner Ehe, daß Helene nun nichts mehr von i»m wissen wolle, daß er aber nickt ruhen noch rasten würde, bis sie wieder versöhnt sei. Kurz, er wußte HersbachS gutes Herz so zu rühren, daß die,ec ihn nicht nur reichlich mit Geld versah, sondern auch ver sprach, ihm seinerseits behilflich zu fern, Helene zu der- söhnen."" Fortsetzung folgt.