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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 11.01.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-01-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192201112
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19220111
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19220111
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-01
- Tag 1922-01-11
-
Monat
1922-01
-
Jahr
1922
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 11.01.1922
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wird, ist vorvanven. Offensichtlich agpt da» sranzöfisch- rolnische Bestreben dahin, aus Memel ern »Otllckes GIbealtar i macke» und sich liier eine Flottendasis für die Ostsee >> schassen. Möaen auch dlcseiiinc» Memcler Kreise, die, in Ärmels ZnknnftSfraae bisher unter der. Wirknna der ss aitatiou siebend, noch mehr oder weniaer subjektiv ipsinden, recktzeitla einsehe.». wabin der polnisch fron,ö- ii.de Weg sübrt. Um ihrer Freiheit, um ihrer wirtschast- Ncken Unabhängigkeit und um ihrer deutschen Art und Kultur willen. TnfttSgeWchte. Deutsch«« Reich. Die Zabl der amerikanische» Vcsaynnatztruvpen. .'lach einer HavaSmelduna aus Main» wird die Zahl der amerikanischen Beiadnngstruppen am 15». März dS. IS. >217 Mann betragen. Lächerliche Ersindnna. Der spanische Markueminister bezeichnet die Bchauvtuua de« „TcmpS" und des „Oeuvre", bah Spanien für die deutsche Regierung Unterseeboote t aue, als lächerliche Erfindung. Die interalliierte Rheinlandskommission hat dem Reichskommissar mitaeteilt, dass von beute ab keine Zahlunaen >n Gunsten des Zollkomitees mehr erfolgen dürfen. Alle Beträge, die nach dem 10. dS. MtS. noch drin Zollkomitee -»fliessen sollten, werde» an die deutschen Zollkassen nbgekübrt. Die Delegierten des ZollkomitecS bei den Landesfinanz» limtern und Hauptzollämtern haben entsprechende Anweisung erhalten. Die Untersuchung von Sabotageakten. Gegen die Personen, die sich während des lebten Eisenbab,irrstreik« Zabotagebandllmgen haben zu schulden kommen lassen, ist der „Deutschen Allg. Ztg." zufol-ic entsprechend den Ab machungen zwischen dem Reichsverkehrsministerium und den Äsenbahnergewcrkschasten die strafgerichtliche Untersuchung im Gange. Die Unzufriedenheit mit der kommunistischen Partei, zentrale. Nach dem „Vorwärts" hat die VezirkSorganisation Hamborn der KPD der kommunistischen Parteizentrale ->ie Fehde angesagt. Eine Funktionärversammlung ver langte den sofortigen Rücktritt der Zentrale und die Ein berufung eines ausserordentlichen Parteitages zur Festigung der inneren Partcivcrhältnissc. Weiter forderten die Funktionäre, dass der von der Parteizentrale missbilligte Artikel Frieslands über parteitaktische Fragen nmgehend in der kommunistischen Düsseldorfer „Freiheit" veröffentlicht werde. Gleichzeitig wurde das Vorgehen der Opposition gegen die Zentrale als berechtigt anerkant. Der Reichspräsident an Fehrenbach. Reichspräsident Ebert bat der „Germania" zufolge an den früheren Reichs kanzler Fehrenbach zu dessen 70. Geburtstag ein Glückwunsch telegramm gesandt, in dem er die grossen Verdienste hervor hob, die Fehrenbach als Parlamentarier, als Präsident des Reichstages und zuletzt als Reichskanzler in besonders schwieriger Zeit dem deutschen Volke geleistet habe. Verbot karnevalistischer Veranstaltungen in Preusten. Die preussische Staatsregierung wies sämtliche RegiernngS- Präsidenten an, überall die Veranstaltung öffentlicher karnevalistischer Umzüge und dergleichen unter freiem Himmel, öffentlicher karnevalistischer Aufführungen, Vor träge und Tanzlnstbarkeiten in geschlossenen Räumen sowie endlich auf öffentlichen Strassen und Plätzen, in öffentlichen Lokalen, bei öffentlichen Versammlungen, das Tragen karnevalistischer Verkleidungen und Abzeichen, das Singen, Spielen und Vortragen karnevalistischer Lieder und Gedichte, das Werfen von Luftschlangen, Konsetti usw. zu verbieten. Gleichzeitig bat die preussische Regierung auch die übrigen Landesregierungen gebeten, sür ihre Gebiete eine entsprechende Regelung zu treffen. Von diesem Verbot sollen zunächst nur Veranstaltungen betroffen werden, die zweifelsfrei öffentlich sind und nickt Veranstaltungen geschlossener Gesell schaften. So sollen Kostümfeste, beispielsweise die sogenannte» Alpenbälle, durch das erwähnte Verbot nicht betroffen werden. Der nene Reichsdanshalt. Ter dem Reichsrat vor liegende Reichshaushaltplau ergibt einen Fehlbetrag von insgesamt 224 338 Millionen Mark. Dieser Fehlbetrag ist zum grössten Teil auf den „Kriegstribut" zurückzuführen; denn für die Ausführung des Friedensvertrages sind 210196 Millionen Mark veranschlagt. Das Defizit der Allgemeinen Reichsverwaltung von 3127 Millionen Mark und der Betriebsverwaltungen von 11015 Millionen Mark würde durch den Ueberschuh, der sich nach Annahme der neuen Steuern in den ordentlichen Einnahmen der All gemeinen ReichSverwaltung ergeben soll, mehr als gedeckt werden, denn dieser Ueberschutz ist auf 18 Milliarden Mark veranschlagt. Die Fehlbetragsziffer des ReickShauShalt- planes verliert aber durch die gegenwärtigen Beratungen von Cannes an Aktualität bedeutend; denn die Riesen- defüite ergeben sich ans dem Londoner Diktat vom 5. Mai 1921. Bei der Veranschlagung für 1922 ist die Goldmark gleich t»o Papiermark bewertet worden. G»«ka«b. Griffith. Vrnsitzeut de« irische« Frelffaat«. Griffith ist zum Präsidenten de« Dail Eireann gewählt worden. De Balera verliess den Gaal, gefolgt von seinen Partei- anhängern. Die Wahl fiel daher einstimmig auf Griffith. Dann wurde das Kabinett ernannt, l» dem Collin« Finanz. Minister wurde. Bei Eröffnung der Sitzung wurde eiue Botschaft de« Papste« verlesen, tn der er seine Freude über die Einigung Irland« mit England attSdrückie. — Au« ganz Irland treffen Nachrichten ein über di« Vearisterung, mit der da« Volk den Friedensbeschluss de« Dail Eireann ausgenommen hat. In Dublin und einigen anderen Städten zog die Bevölkerung singend, jubelnd und jauchzend durch di, Strassen. Die Menge schrie: Sott segn« Griffith und Collins. Wiedereintritt Lord Grebs in« politische Lebe». Wie die Londoner Blätter melden, wird bekanntgeaeben, Lord Grey werde bei der Kundgebung der Liberalen Partei am 23. Januar aus die für den 21. Januar auaekündiat« Programmrede Llovd George« antworten. Es heisst, die« bedeute den endgültigen Wiedereintritt Greys tn da« politische Leben, der eine weitreichende günstige Auswirkung auf die Weltpolitik austtben werde. Rumänien. Die Verlobung der Prinzessin Marie von Rumänien mit König Alexander von Südslavien wird amtlich bekannt gegeben. Sächsischer Landtag wsl. Dresden, 10. Januar. Beginn der Sitzung 1 Uhr. Am Regierungstisch Buck, Fellisck und Fleissner. Präsident Frästdorf begrüsst die Abgeordneten nach der FeiertooSpause im neuen Jahre. Eingegangen seien der Rechenschaftsbericht für 1918'19 sowie der Bericht der Obcrrccknungskammer, beide zur Nachprüfung durch die HauSbaltsauSschüsse. Vom Präsidium und den Fraktions vorsitzenden sei beschlossen worden, wöchentlich mindestens drei Nussckusssitzungen abzuhalten. Die Zahl der Voll sitzungen sei nicht festgesetzt worden, doch solle mindesten« jeden Donnerstag eine Vollsitzung stattfindrn. Nus der Tagesordnung steht zunächst die 2. Beratung über Kap. 94, betr. Gymnasien, Realgymnasien, Ober- realsckinlen, Realschulen und höhere MädchenbildnngS- anstalten. Abg. Schiffmann lD. Vp.) und Abg. Frau Tr. Hertwig erstatten den AnSschuhbericht, über den sich eine längere Aussprache entspinnt. Aba. Arzt (So,.) hält eine Reform des höheren Schulwesens für dringend nötig. Er fragt die Negierung, mn« sie für Massnahmen ergriffen habe, nm in die Mittelschulen den Geist der Revolution einzuführen, die setzt noch den Hort der Reaktion bildeten. Auf einen Fürstenschülrr entfalle ein StaatSznschuss von über 5000 Mark, auf einen ÄolksschÜler 400 Mark. Die Allgemeinheit habe die Kosten zu tragen. Eine Reform sei dringend. Abg. Röllig (D. Dp.) tritt für «ine Erhöhung der StaatSiinterstütznna für die höheren Gemeindeschulen ein. Kultusminister Fleiß»«: Es sei unrichtig, dass sich die Negierung in ihren Massnahmen nur von Philologen beeinflussen lasse. Allerdings habe die durchgreifende Reform des Höheren Schulwesens noch nickt in Angriff ge nommen werden können, woran aber die Schuld der Finanz minister trage. Der Landtag möge nur die nötigen Mittel bewilligen. Ter Geist der Reaktion in den Mittelschulen lasse sich nickt von beute auf morgen beseitigen. Bei den Fürstenschulen müsse fick der Staat an die StiftunaS- bcstimmnngen halten. Ministerialdirektor Dr. Giesing sucht hierauf die einzelnen Einwände, die gegen die Er ziehung in den Mittelschulen erhoben wurden, zu entkräften. Das Ministerium brauche sich keinesfalls den Borwurf zu machen, rückständig geblieben zu sein. Abg. Dr. Setzfert (Dem.) bedauert, dass die erhobenen Beschuldigungen nicht bereits im Ausschuss erörtert worden seien. An höheren Schulen gebe es zu viele. Es müsse an ihren Abbau heran gegangen werden. Die Lehrerschaft der höheren Schulen sei schon 1920 durck Verordnung angewiesen worden, ihr Amt im Geiste der Verfassung auSznttben. Nach weiterer Ansspracke wird die Abstimmung über das Kapitel bis Donnerstag nächster Woche zurückgestellt. Abg. Jähnia (Dem.) begründet seinen Antrag betr. gesetzliche Regelung der Altersversorgung der Ange hörigen des gewerblichen Mittelstandes, Handwerks, Handels und Gewerbes auf dem Wege der Versicherung. Die Lage des Mittelstandes bedürfe der Staatsbeihilfe. Seine Zukunft muffe gesetzlich geregelt werden. Der An trag wird hieraus an den Prüfungsausschuss überwiesen. Es folgt die 1. Beratung über den Antrag Wehrmann und Gen. betr. Neuwahl der Bezirksversammlnugen und Bezirksausschüsse nach Abschluss der Gemeindewablen. Minister des Innern LivinSki: Der Antrag sei überflüssig, da der Gesetzentwurf über die Gemeindereform jedenfalls im Februar fertiggestellt werden und im Sommer an den Landtag gelangen dürfte. Dabei würden auch die Bezirks- wasslen mit erledigt. Der Antrag geht «vens-I» an de» Vrüfnna«au«schnss. Schliesslich beschästlat sich da« Hau« mit 2 Anträaen, di» fordern, di« während de« Kriege« «inaewandert«, »st, lichen Fremden au»,»weile«. I» der Begründung wird besonder« ank di« Verhältnisse tn Leipzig hlngewieken, wo es 12 000 einheimisch« Wobnnngssuchende g«be. Minist«r des Innern LtvinSNr S« sei unrichtig, dass da« Ministerium in zahlreichen Fällen dt« Ausweisungen aufgehoben hab«, Nur in 51 Fällen sei «ine teilweise Aufhebung erfolgt. S« bandelte fick um polnische Flüchtlinge, di« man früher ge braucht habe. In der Hauptsache Handl« e« sich um eine jüdische Setze. Alle Entscheidungen müsse er sich Vorbe halten. Nack kurzer unerheblicher Aussprache ist dt« rag«»» ordnung erschöpft. Nächste Sitzung unbestimmt. «nnft mid Wiffeitscheft. Dt« MatthäuS-Passjon al« Drama- Einen eigenartigen Vorschlag macht der große Musiker Ferruceto Busont im neuesten Heft der bet Julius Bard zu Berlin erscheinenden Zeitschrift „Faust", indem er eine szenische Darstellung der Bach'schen Matthäus- Passton befürwortet und einen interessanten Entwurf für eine solche Ausführung veröffentlicht. Er beginnt mit einer persönlichen Erinnerung. „Herr von Herzogenberg war'«," schreibt er, „der mich zum ersten Mal in die Matthäus- Passton schickte, zur Förderung meiner musikalischen Gr- zrehnng. Schon damals fiel mir die theatralische Heftigkeit der Rezttative auf. Diese Rezttattve und die bewegten Chöre haben seit Jahren in mir den Wunsch genährt, eine szenische Darstellung der Bach'schen Passion zu entwerten, womöglich zu erleben. Die Schwierigkeiten, die sich diesem Plan entgegcnstellen, sind beträchtlich. Ungleich den sog. „Kalvarienbergen", die den wandelnden Beschauer, durch zwölf Stationen, in Spiralen zur Höhe führen, allwo die drei Kreuze, weithin sichtbar, die Leioenstraaödie beschliessen — ist Bachs mustkalische Illustration eher emem FrieS ver gleichbar, woraus die Vorgänge hintereinander rn arader Ltnie abgebildet sind." Durch diese Anordnung ist nach Busoms Ansicht die Möglichkeit einer Kürzung gegeben, ber der die Arien kurzerhand entfernt werden könnten. „Das Einzelne dem Ganzen zu opfern," sagt er, „ist crne de» gebieterischen — wenn auch meist schmerzhaften — Pflich ten bet der Gestaltung in der Kunst. Einmal die Arien auSgeschteden, es blieben die Erzählung, die Handlung und der Gesang der Gemeinde. Bei der hurtigen Konztsion von des Evangelisten Bericht würden die geschauten Vorgänge so rasch vor sich gehen müssen, dass sie sich überstürzte». Diesem verwirrenden Tempo Rhythmik und Uebersichtlickteit zu verleihen, sollen die beiden übereinandergestellten Büh nen dienen, durch sie gewinnen wir an Raum und an Gleich zeitigkeit." In einer Skizze hat Busoni dieses von ihm ge schaffene Bühnenbild ausgezeichnet. Der dargestellte Raum klingt an eine gotische Kathedrale an, um „eiiren ge sammelten, innerlichen, zugleich einheitlichen und unwan delbaren Charakter zum Ausdruck zu bringen. ^Zwische« den beiden Bühnen, von denen die eine höher gelegen rL srht auf halber Höhe rechts und links die „Gemeinde, die den Chor darstellt. Auf der Kanzel, die ebenfalls tn halber Höhe in der Mitte ist, steht der Erzähler, di« - Szene beherrschend und zugleich als Mittelpunkt, „von dem ans die Fäden der Handlung und der Partitur nach allen Seiten strahlenförmig sich ziehen." Dem Ausschnitt der oberen Kühne ist ein Horizont als Hintergrund und da mit die Andeutung der öffentlichen Strasse gegeben, wo ein Vorgang „im Freien" abgespielt zu denken ist. Während des Gesanges der Chöre kann sich der Beginn oder der Nachklang eines szenischen Kapitels stumm entwickel». Die BesnchSziffer der Universität Leivzta an immatrikulierten Studierenden beläuft sich im Winter semester 1921/22 auf 5880, darunter 415 Frauen. Ausser dem haben noch 1224 Personen, darunter 200 Frauen, di« Erlaubnis zum Besuch« der akademiscken Vorlesungen. Von ansserdentschen Staaten stellen Bulgarien 78, Dänemark 8, Lettland und Estland je 7, Albanien, Spanien, Finnland, Fiume, Holland und Irland je einen, Griechenland 27, Grohbritannien, Türkei und Italien je 3, südslavien und Litauen je 10, Norwegen 5, Oesterreich 38, Polen 22, Rumänien 86, Russland 24, Schmede» 2, Schweiz 64, Tscbecko-Slovakei 53, Ukraine 7 und Ungarn 80 studierende. Ferner sind aus Argentinien, Aserbeidschan, Brasilien, Britiich'Jndien und China je 1, Aegypten und Japan je 2, aus den Vereinigten Staaten von Amerika 4 Personen immatrikuliert. Bestellungen auf das täglich W erscheinende „Riesaer Tageblatt GGGGAW nimmt jederzeit entgegen Fra« »MM NSUMAM Amalie verw. Riedel, Grüb«, WM» Alleestrabe 2. Karte Köpfe. Roman von Maria Gerbrandt. - 26 Harry räusperte sich. — „Na, ist gut," sagt« «r dann, „Du hast also nun wieder mal Deine Schuldigkeit getan, Muster knabe!" — Er lachte kurz und etwas verlegen und stand auf. „Quittiere dankend. Aber an mir wird doch wohl Hopfen und Malz verloren sei». Wie gesagt, daS einzige wäre noch, wenn mich der Alte aus dem Hans« schmisse. Aber leider ar- ruht er, seinen gerechten Zorn gegen mich immer zu höchst aristreichem Sarkasmus zu moderieren, der an meinem dicke» Fell indes ganz wirkungslos — ach so! — Und Du hast eben Deine Moneten mit mir geteilt. Ick bin ein Schöp», wa«?" Er Hopste Udo auf die Schulter. „Aber sei ruhig, irgendwo muss rin Winkel in mir sein, ich glaube, da steckt noch wo« für Udo'n driit." . „Und Mama?" fragte Udo lächelnd. „Harry schüttelt« den Kopf. „Mein Sohn, zu sehr musst Dt» solche edle Regungen bei mir nicht auSnntzen wollen," sagte er und ging gemächlich zur Tür. Dort blieb er inde» stehen. „Nee, weisst Du," sprach er, „Mama — ich habe nicht» gegen st«. Aber ich habe zu lange geglaubt, sie wäre noch wa« andere» als 'ne uinsterhafte Ehesrau. Und wenn Du so und soviel mal au eine Tür klopfst, wo Du meinst, einiges Hau«- recht zu hoben, und findest immer und immer bloss für'nen andern Raum — nee l —Nee! — Aber reden wir nicht wei ter davon. Hoffentlich geht e« Dir nicht auch mal so. Guten Morgen, und fang meinethalben kein« Grillen." 12. Kapitel. l Udo kehrte von seinen» Besuche bei den Kempin« auf Fel- yenthal zurück, den er ein par Tage später unternommen. Gr war allein dagewesen. Harry hatte seine Aufforderung, ihn zu begleiten, kurzweg abgelehnt, und dort hatte -u Udo« Befrem den niemand, auch der Baron nicht, wegen seine« AuSblei- Hen« geforscht. Udo konnte sich dr» peinlichen Gesühl« nicht erwehren, al« herrsche gegen seinen Bruder auf Felgenthal Rne Voreingenommenheit, di« freilich nicht ohne Anhalt sein mochte. Sein weg führt« durch den Wald. Gr pflegte davon ein Stück abzuschneiden, indem er tu den verwachsene»» Feldweg lenkte, der hinter dem väterlichen Gut zwischen Park nnd Arckern zur Strasse und mithin nahe an da« Hostor führt«. Er hatte «ine Vorliebe für solche stillen, vom Unkraut über wucherten, von Weidengesträuch eingehegten Pfad«, dt« ein« verschlossen« Welt für sich bildete», zumal, wenn, wie setzt diefahle Dämmerung de« Sommerabend« darauf lag. kaum war er jedoch darin eingebogen, al» sich voin nächsten Baum stamm eine Gestalt lüste und ihm entgegentrat. Gr erkannt« an der Bewegung, der Haltung de« Kopse« sofort sein«» Ju gendfreund Georg Baumann. „Du?" sprach er erstaunt, da« Pferd anhaltend. „Ist da« Zufall?" „Nein," sagte Georg, „ich habe Dich an dies« Stelle er wartet, wo ich Dich, sowohl wenn Du dort, wie hi« rittest, bemerken musste. Ich habe mit Dir zu reden." „Einen Augenblick!" versetzte Uoo und stieg vom Pferd, den» er ritten leichten Schlag gab, dass e« vorangehen soll«. Seine Pferd« waren da« sonst gewöhnt gewesen, und auch der junge Goldfuchs, den «seit sein« Heimkehr erwähl^ fand sich darein. „Du hast meinen Brief erhalten?" fragt« « dann gepresst, denn « hörte sowohl an Georg» Ton, wie an dessen kurzen, raschen Atemzügen, dass di« bevorstehende Auseinandersetzung keinen ruhigen Verlauf nehmen werd«. Gestern Abend. — Zufällig — Georg ballt« die Hände — „hatte ich «ine halbe Stunde vorher Veranlassung gehabt, Deinem Bruder di« Tür zu weisen." „Weshalb?" sprach Udo nach einer kleinen Paus«, »väh- rend st« langsam weitergingen. Georg stiess nur ein heisere« Lachen au». — „Die/Du fragst l" rief er dann. „Soll man glauben, dass Du von allem nichts weisst? Wie sich Dein Bruder ausfllhrt, wie Deine An gehörigen Agne« behandelt baden, wa» sie sich gegen Vater erlaubt — von dem allem weisst Du nicht«?" Georg war stehen geblieben, feine blauen Augen blitzten. Zwei- oder dreimal im Leben hatte Udo diese sonst so ruhige, gutmütige Natur zornig gesehen. Gr wußte, wa« da» auf sich „Und wenn«» mir nicht unbekannt wäre?" sprach « müde und bog die Reitgerte tn den schlaff herabhängenden Händen. „Muß ich mich Dir oeaenüb« auch noch oerteidt» gen? Weißt Du nicht mehr, nie bei un« —" Se strich mit d« Hand über di« Stirn. „Ab« freilich, e« ist wahr. Ich gehör« zu jenen da. — Zwischen ihnen und Tuch ist kein Friede mehr, wie e« scheint. „GS kann der Brite gegen den Schotten nick» oerecht sein," ist ein uralt Wort. Aber die Schuld liegt «ich? immer nur auf einer Seit«, Du l" „Mag sein, mag sein!" brach Georg an«, „ab« mir ist die Stimmung vergangen, gerecht abzuwäge». Man hat st, mir vertrieben, »erstehst Du? Wenn Du wüsstest — ah!" Gr griff an seine Kehl«. Auch Agne« sagt« mir, ich sollte Dich nicht verdamm«», eh' ich Dir wieder näher getreten war. Aber da« muss ja doch begraben sein sür all« Zeit. Wa» kommst Du «och darauf zurück? Du siehst doch gewiß «her al« ich ein, daß «» damit vorbei ist. Sollt« nun wirtlich Dein Brief und da« Anerbieten ein Almosen sein, womit Du da« Himmel» schreiend« Unrecht. Deiner Angehörigen gut zu machen ge denkst?" „Nimm ihn al« vewri« meine« guten Willen« und mei» n« bekanntlich s«hr schwachen Kräfte," sagte Udo kühl. Gr pfiff dem Pferde» damit e« nicht vor ihm auf dem Hof« an käme, aber sein« Augm st«rt«n dabei traurig in di« Ferne. „Wie seid Ihr doch alle vergesssam," sprach « dann — „ich wünsch«, ich könnte «» auch sein." In Georg« Antlitz Pickt« ,«. „Bei un« ist eben der Trust de« Leben« dazwischengefahren l* rief «bitter. „Wer davon nicht« geschmeckt bat, dem mag G gar leicht sein, di« schönen Vesühle zu kultivieren. Mir red« nicht mehr davon. Ich weiß nicht, wa» mich hertrieb, noch Anmal mit Dir zu sprechet^ G« ist n,uk, weil Agne« immer von Gerechtigkeit spricht; ab- gleich Du e« wahrhaftig auch nicht un, sie verdient haft, während dies« Nacht" — Georg ballt« die Hände — „nahm ich mir eigentlich vor, e« Dir ander« zu sagen, damit Du e« den Deinen mitteilen konntest: ab« meinetwegen, wenn Du von «««Freundschaft sprichst, sag'ich nicht««»: adieul Wen« Du wüßtest, wie e« ist. immer zu sparen und zu dar ben, während Ihr im Ueberftuß sitzt, und schließlich kommt Ihr und brecht wie di« Näub« in uns« Hau« ein und trete» unser «injitze» Glück mit Küß«,." Gin heftige», krampfhafte« Schluchzen würgt« ihn»« d«K«hl« und »«hindert« ihn an, Weitersprrchen.
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